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Dresdner Journal : 23.08.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-08-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189708236
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970823
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970823
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-08
- Tag 1897-08-23
-
Monat
1897-08
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 23.08.1897
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nichtamtlicher Leit. Amtlicher Leit. lenden die be- vr. Mehnert. D. Kunst und Wissenschaft. geben, sondern nur sagen, daß wir ganz ruhig weitere Entwickelung der Dinge abwarten. anä o ok rbo- l »t >ore, tbs t 11 «vä. ^ies dra- Bor- phiea Beichle „Richlc us vr. Früh '„Herr, Morch Bcichl- ?er in neuen Tou che am >phien- »phien- „Herr, m von al in Bor- Archi- ig mit g aus tkeol. ikoaus Früh ikonuS (Mo- nann) Lager, Kmidt, l — spital- Aar- ! und Kcift- Hends omm- r vr. -feier: Jeru- Diak. üision Uhr konus konus Archi- konu- lustav leichte Hend ungen »zieht itlagS ischen schen- Früh Uhr: Süjch- Irchi- üller. 'traße ttag» konus kühn, esen. bcrg. -llekie > der Inc. > vr. Vor- (Der ' ;« nia- lhor- Zere- eift- ,lus" >ienst Tresdeu, 23. August. Se. Großherzogl. Hoheit der Prinz Maximilian von Baden ist am 21. d. Mts. Nachmittags 4 Uhr 18 Min. hier ein getroffen, hat in der Königl. Villa Strehlen Wohnung genommen und ist gestern Nachmittag 7 Uhr 20 Min. wieder abgereist. Tie Lage Rüglands in Judien wird durch englische SituationSberichte in minder Uhr -r-- elle, »tag >.-H. St. ackel. stehenden Verwickelungen den Antrieben eines örtlich begrenzten FataniSmuS zu, ohne doch leugnen zu können, daß das mohammedanische Priestertum seine Hand im Spiele hat. Hier ist aber gerade der springende Punkt der ganzen Komplikation, dessen Bedeutung um so größer erscheint, wenn man bedenkt, daß die ganze islamitische Welt sich im Zustande hochgradiger Gärung befindet und England als den Anstifter alles Übels haßt, das der Sache deS Propheten droht. Für die englische Suprematie in Indien ist es daher geradezu eine Existenzfrage, daß die Erhebung der Bergstämme unterdrückt wird, ehe sie nach Afghanistan überspringt und England in einen langwierigen, ernsten Grenzkrieg verwickelt. Die fieberhaft betriebenen Rüstungen, die beschlossene Verstärkung der indischen Armee durch eine Anzahl englischer Infanterie-, Kavallerie- und Artillerie- regimenter beweist zur Genüge, daß man sich in London der Schwere der Krise bewußt ist und alles daran seht, sie möglichst rasch zu überwinden. Erueuuuuqeu, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Erledigt: die Kirchschul- sielle in Waldsachseu Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: 1000 M Gehalt und 5t M Nebeneinnahmen vom Schul-, 446 M 15 Pf. vom Kirchendienst, S6 M für Turn- und 72 M für Fortbildungsschulunterricht und Amts wohnung. Bewerbungsgefuche mit sämtlichen Zeugnissen bis in die neueste Zeit sind bis zum w. September bei dem Königl. Bezirksschulinspektor Schulrat Lötzsch in Glauchau einzureichen. — Zu besetzen: die Hilfslehrerstellc in WeigmannSdorf. Einkommen: 720 M , 30 M. für Heizung und freie Wohnung. Gesuche, auch von Kandidaten der Theologie, sind bis zum 2. September an den Königl. Bezirksschulinspektor Schulrat vr. Winkler in Freiberg einzureichen Ta-esgeschichk. Dresden, 22. August. Ihre Majestät die Königin besuchten gestern nachmittag 3 Uhr auf der Brühl- schen Terrasse im Kunstverein die Werestchagin-Aus stellung und statteten hierauf dem Atelier des Prof. Prell einen Besuch ab, um einen Teil der für die Botschaft in Rom bestimmten Gemälde in Augenfchein zu nehmen. Dresden, 23. August. Nachdem Ihre König lichen Majestäten gestern vormittag dem Gottes dienste beigewohnt, hielten Se. Majestät der König um 11 Uhr im Residenzschlosse Rapport mit den Departementschefs der Hofstaaten ab. Nachmittags A2 Uhr besuchten Ihre Majestäten der König und die Königin, Ihre Königl. Hoheiten der Prinz Georg, der Prinz und die Frau Prin zessin Johann Georg, der Prinz Albert, die Prinzessin Mathilde und Se. Großherzogliche Hoheit der Prinz Maximilian von Baden das vom Albertverein veranstaltete Wohlthätigkeitsfest im Königl. Großen Garten und verweilten mehrere Stunden Kaufmann, der sich nicht selbständig machen kann Ta der Hr Rendant sich nicht an den Gedanken zu ge wöhnen vermag, seine Tochter als Frau Feldwebel zu erblicken, erklärt er sich „mit schwerem Herzen be reit, bei der Hochzeit dem jungen Paare sein Kapital anzuvertrauen; nur damit Adolf seinem unseligen Plane entsage, den er später ja doch entsetzlich bereuen würde/' Hr. Müller ist auf den AuSgang seine« Manöver« „so stolz, wie es nur ein Feldherr auf eine gewonnene Schlacht sein kann" und geht seinen Weg, der' ihn mög licherweise zu Vermögen und Ansehen, vielleicht auch zum Bankerott führt. Und diese ganze gemeine Klugheit und Selbstsucht, dazu noch die Neigung zur Großsprecherei wird frischweg der soldatischen Erziehung aufgebürdet, für die innere Niedrigkeit eine» glatten Gesellen, die in jeder Lebenslage zu tage getreten wäre, soll der zweijährige Dienst die Verantwortung tragen! Sehr möglich, daß Hr. Adolf Müller im Kriegervereine seine« Städtchen« künftighin ein Großmaul sein wird, wäre er darum weniger eines geworden, wenn er die Uniform nie an gezogen hätte? Für den Geist, au« dem die Darstellung fließt, ist e« höchst bezeichnend, daß der Verfasser dem kläglichen Helden nicht« gegenüberzustellen hat al« den noch kläglicheren Kneipenraisonneur Da» Salz dieser Satire ist nach dem biblischen Ausdrucke dumm geworden, die Erzählung selbst aber, wenn man von ihrem tenden ziösen Zwecke absieht, ziemlich salz- und geschmacklo», ob schon bei weitem bester geschrieben al» hundert verwandte Arbeiten Bedeutender und wertvoller al« „Beim Kommiß" ist ein zweiter im gleichen Verlage und der gleichen Roman sammlung (Kollektion Wiegand) erschienener Roman „Frau Strahle" von Ann' Margret Holmgren, autori sierte Übersetzung au« dem Schwedischen von Marie Kurella Der Name dieser Schriftstellerin reiht sich den neuerlich in der schwedischen Litteratur zu Ansehen gelangten an und „Frau Strahle" gehört zu den im Vaterland« der unruhigender Weise dargestellt, als man auf Grund der ersten Mitteilungen anzunehmen geneigt war, dennoch vermögen sie über den Ernst der Gesamtlage nicht hinwegzutäuschen Die Schilderhebung der Afridis bildet den dunkelsten Punkt in dem ohnehin schon mehr als trüben indischen Bilde, und daß General Blood seinen Vormarsch in das aufständische Gebiet bis jetzt un gehindert hat fortsetzen können, beweist noch nicht viel zu Gunsten einer hoffnungsvolleren Auffassung der Gesamtkonjunktur. Man steht allem Anscheine nach erst im Beginn der Entwickelung, und niemand ver mag zu sagen, wie sie sich weiter gestalten wird. Tie Offiziere, welche in den nordwestlichen Grenzbezirken Indiens gedient haben und mit den dortigen Ver hältnissen vertraut sind, betrachten den Abfall der Afridis als ein sehr ernstes Symptom. Dieser Berg stamm halte sich bi- jetzt immer durch seine Loyalität hervorgeihan, und während des ersten Krieges gegen Afghanistan hatte ihm die englische Heerführung sogar die Bcwachunq des Khybergpasses anvertraut. Die nunmehrige Schilderhebung der Afridis scheint wie ein Lauffeuer gewirkt zu haben. Ein Bergstamm nach dem andern pflanzt die Fahne des Aufruhrs auf, und es ist trotz der besten Nachrichten über die Haltung des Emirs nicht ausgeschlossen, daß die ernsten Ver wickelungen an der indischen Nordwestgrenze gar durch einen regelrechten Krieg gegen Afghanistan auf die Spitze gebracht werden. Ob der Aufruhr der Berg völker aus spontanen Ursachen erwachsen oder das Ergebnis einer von langer Hand vorbereiteten Aktion ist, welche bezweckt, das mohammedanische Bevölkerungs klement gegen das englische Joch mobil zu machen, entzieht sich einstweilen noch der Beurteilung. In London hält man nicht dafür, daß man es mit einem Komplott zu thun habe, dessen Fäden bis nach Kon stantinopel reichten, sondern schreibt die in Rede In der Allerhöchsten und Höchsten Begleitung be fanden sich: Ihre Excellenz Frau Oberhofmeisterin v. Pflugk, Hofdamen Gräfinnen v. Einsiedel und Reuttner v. Weyl, Hofftäulein v. Abeken, Ehrendame Freifrau v Finck, Hofdame Gräfin Vitzthum v. Eckstüdt, Oberhofmeister Generalmajor v. Malortie, Kammer- Herren geh. Legationsrat Frhr. v. Friesen und v. Minck witz, Königl. Flügeladjutant Major v. Larisch, Hof marschall v. Haugk, persönliche Adjutanten Premier lieutenantS v. Nostitz-Wallwitz und v. Wolffersdorff. Um 4,6 Uhr fand Königl. Tafel in der Villa Strehlen statt, an der Ihre Königl. Hoheiten die Prinzen und Prinzessinnen des Königl. HauseS, Se. Großherzogliche Hoheit der Prinz Maximilian von Baden sowie die diensthabenden Damen und Herren der Königl. und Prinz!. Hofstaaten teilnahmen. De»tfche» «eich. Berlin. Se. Majestät der Kaiser empfingen vor gestern vormittag im Schlöffe Wilhelmshöhe den Ehef de« Militärkabinetts General v Hahnke zum Vortrage — Durch Kaiser!. Kabinettsordre vom 18. d. Mts ist Se. Königl. Hoheit Prinz Heinrich von Preußen, bis her Ehef der zweiten Division de« ersten Geschwaders, zum Inspekteur der ersten Marine-Inspektion zu Kiel er nannt worden. — Der König von Siam ist mit seinem ältesten Sohne, dem siamesischen Gesandten und zwanzig Würdenträgern gestern mit der Bahn von Köln bis Rolandseck und von dort auf einem Salonboot bi« Biebrich gereist. Von Biebrich sollte Wiesbaden mittels Wagenfahrt erreicht werden Am Montag sollte die Reise nach Frankfurt a M fortgesetzt werden. sich aber mit einem Blicke übersehen läßt, daß Bücher gleich diesem Perfallschen Roman dem Ehrgeiz ent stammen, immer mit der neuesten Pariser Sensation um die Wette zu laufen, so gestalten sich Eindruck und Urteil noch wesentlich ungünstiger Ohne Talent und Lebenükenntnis ist der Roman sicherlich nicht, man braucht nur die Einleitung mit ihrem Stück Weltlauf zu lesen, in dem die allseitigste Teilnahme dem unverschuldet von einem herben Geschick betroffenen jungen Offizier und Helden doch nur den dürftigsten und kümmerlichsten Ersatz für seine verlorene Zukunft zu bieten vermag, um zu wissen, daß der Verfasser Besseres und Tieferes vermöchte, als er in „Sein Recht" darbietet Selbst um die Mög lichkeitsfrage streiten wir nicht — eS ist eine alte Wahr- Leit, daß es auch Prinzessinnen mit heißem Blut giebt. Aber das Häßliche und Widerwärtige in diesem Roman liegt nicht in der Darstellung einer schrankenlosen Leiden schaft und nicht einmal in dem Kampfe der beiden grund verschiedenen Frauennaturen um einen Mann, sondern in dem Drum und Dran, in der hergebrachten, auf wechselnde, aber immer gleich fragwürdige Nervenerregungen zielenden Schilderung der Einzelheiten, in dem Wohlgefallen an der „Decadence" und der Unsicherheit der Empsindung, ob diese Fäulnis nicht etwa die erste Stufe zu einem neuen glorwürdiaen Zustande sei. Es ist ein Beweis, wie tief sich die Nachahmung der Pariser Vorbildern entlehnten Modelle, des Pariser Kolorits, der kleinen Kniffe und Reize französischer Modeschriftsteller in vie Darstellung ganz anders gearteten Leben« eingefreffen hat und wie stark noch immer der Zug nach der zugleich ungesunden und unwahren Sensation ist. Natürlich wird keine Kritik der Welt Bücher wie „Sein Recht" und die Vorliebe ge wisser Kreise für solche Bücher hinwegreden, der Protest gilt auch nur dem immer wieder gemachten Verluck, die einzelnen Produkte dieser Richtung für notwendige Durcki- gangspunkte oder Entwickelungrstusen der Litteratur aus zugeben Konflikt" zu geraten. Eher ließe sich anscheinend hören, da» Zentrum müsse vor dem „preußischen Junkertum" zurückschrecken, wegen seiner innigen Verbindung mit der „protestantischen Orthodoxie". Diese „protestan fische Orthodoxie" ist ja sicher nicht daS Ideal der Zentrumsleute, aber was haben sie denn, wenn sie nach links abmarschieren? Behagt ihnen vielleicht die bis zum Atheismus gehende Feindschaft der Liberalen gegen das positive Christentum besser? Den Kon servativen geht eS ja umgekehrt ebenso. Sie schwärmen gewiß nicht für den UltramontaniSmuS, haben aber schwerlich Ursache, den Unglauben vorzuziehen. Ebenso verhält eS sich mit dem „protestantischen Herrscher- Hause", das für kirchlich gesinnte Katholiken durchaus roch nicht „der Uebel größtes" ist. Daß endlich das Zentrum auf Grund seiner „föderativen" Tendenzen vor den Konservativen „zurückschrecken" müsse, ist nichts als eine Phantasie der „Franks Ztg". Die eigentlichen Vertreter der föderativen Gestaltung des Reiches sind nicht bloß die Zentrumsleute, sondern gerade die Konservativen, die nicht zugeben werden, daß ein Einzelstaat in seinen Rechten beeinträchtigt wird. Nachdem die „Franks. Ztg." so alles gethan hat, um ihre Leser zu beruhigen, fügt sie zu ihrem weiteren Trost hinzu, sie sähe im Nationalliberalismus wie im Zentrum eine unverkennbare Bewegung, von dem borussischen Junkertum abzurücken und für die bevor stehende Entscheidung „klar zum Gefecht" zu machen. Wir wollen hierzu weiter nichts fagen, als daß man gut thun wird, das Ende vieler „unverkennbaren Be wegung" abzuwarten. Nicht nur im Luftmeer, sondern auch in der Politik pflegen die Winde zu wechseln. Wir wollen damit gar keinen „Hoffnungen" Ausdruck Die „Politik Ler Sammlung" scheint jetzt praktisch in Angriff genommen zu werden, wenigsten- deutet man in diesem Sinne die Begeg nungen zwischen dem Minister vr. v. Miquel und dem Zentrumsführer vr. Lieber. Es erübrigt vor derhand zu erwägen, welches Ergebnis diesen Ver handlungen beschieden sein dürfte. Beachtenswerter ist schon, daß die ersten Versuche in besagter Richtung auf freisinnig-demokratischer Seite „Nervosität" hervor gerufen haben. So beeilt sich die „Franks. Ztg", ihren Anhängern auSeinanderzusetzen, daß National liberale und Zentrum mit einem Bündnis mit den Konservativen nur schlimme Erfahrungen machen könnten. Sie führt diesbezüglich folgendes aus: Die Konservativen würden bei jeder Verständigung mit den obengedachten Parteien den Löwenanteil davontragen. Die Regierung wolle ja nur höhere Militär- und MarineaüSgaben, fowie mehr Steuern, und in die freien Felder fchrcibe das Juntertum diktatorijch feine Wünsche ein. Ob die Regierung widerstrebe oder nicht, da- schließliche Ende sei noch jedesmal der Triumph dieser kleinen, aber mächtigen Klasse gewesen, zu deren Existenzbedingungen die Vernichtung des modernen LersassungS- staate- gehöre „Sammelt Euch!" heiße also in verständlichem Deutsch: »bildet e,ne Phalanx zur Benehmigung der Militär- und Marineforderungen, zur Unterstützung der Junkerpolitik in ihrer materiellen und geistigen Anmaßung und, was untrennbar dazu gehört, zur Verstärkung de- absolutistischen Zuge-, den wir ja schon in allen Knochen unsere- StaatSkörpers spüren." Die Konservativen seien völlig vom „Bund der Landwirte" umstrickt; e- gebe allerdings noch Konservative, die vor dem Agrariertum zurückschreckten, aber die Pariei als solche sei mit den Agrariern identisch, die eine gehe in der anderen ohne Rest auf Für die Nationalliberalen und das Zentrum sei eS eine ernste Frage, ob sie sich gleichfalls vom Bund der Landwirte aufsaugen lassen wollten oder ob sie darauf Anspruch erhöben, al- besondere Parteien mit besonderen Grundsätzen und beson derem StaatSideal fortzuexistieren Die Nationalliberalen hätten allerdings bei dem preußischen VereinSgesetz noch ernsthaften Widerstand geleistet, wäre die- nicht geschehen, so würden sie in dem bevorstehenden Wahlkampf Seite an Seite neben Mirbach und Kanitz gelangt sein. Soviel an Eigenart besäßen sie aber nicht mehr, um eine so kompromittierende Kampsgenossen- schaft noch au-halten zu können Der Junker hätte sich auch hier al- der robustere, lebensvollere Teil erwiesen; er hätte mit feiner breiten Gestalt den anderen Teil einfach erdrückt — der Nationalliberalismus hätte ein viel rapidere- Ende gesun den. als ihm sonst bevorstehe. Er könne mit Überzeugung aus- rusen: »Noch ein Kartell — und wir sind gewesen!' Nun sprechen aber die Erfahrungen des Kartells von 1887 gerade nicht dafür, daß eS die Konservativen sein würden, die bei einem Kartell den Löwenanteil davontrügen. Und wie denkt die „Franks. Ztg." sich das von der „Köln. Ztg." geplante Kartell zwischen den Nationalliberalen und dem Zentrum? Glaubt sie wirklich, hier müßten den Nationalliberalen mehr Rosen blühen? Sie räumt ja selbst em, das Zentrum könne seine Lage verbessern, wenn rs dem Agrarier- tum und dem Bunde entgc genkäme. Freilich schreibt sie dann weiter: „Es ginge schon — aber es geht nicht! Denn der Ge winn, der sich dadurch erzielen ließe, steht in keinem Verhältnis zu dem Verlust, der auf die Dauer daraus entstehen müßte. Da- Zentrum würde alsdann zu einer rein agrarischen Partei umgestaltet, und während eS heute hofft, die Schwierigkeiten über kurz oder lang zu besiegen, geriete cs auf diesem Wege in dauernden Konflikt zu seinen industriellen und städtischen Anhängern. Schon die innige Verbindung zwischen protestan tischer Orthodoxie und preußischem Junkertum läßt eS vor dem Wagnis etner engeren Fühlung zuiückfchrecken, ebenso da- instinktive Streben de- Junkertums nach einem Grohpreußen, dein da- in föderativem Boden wurzclnde Zentrum Widerstand leisten muß. Und soweit das Zentrum unter seiner jetzigen Führung auch politisch nach rechts gerutscht ist, für den Absolu- tlsmas >?) eines protestantischen Herrsche,HauseS kann es sich unmöglich begeistern, nicht einmal für den Preis eine- Schul- und Umsturzgesetzes nach seinem Herzen." Zu diesen Scheingründen bemerkt die „Kreuzztg ": Für eine vernünftige landwirtschaftsfreundliche Politik sind auch Angehörige anderer Berufsstände zu haben. Die konservative Partei hat doch ebenfalls „industrielle und städtische Anhänger", ohne mit ihnen in „dauernden Nicht viel rühmlicher, al« die erotische Sensation ,st die gedankenarme Satire, die Romane, wie „Beim Kommiß, zwei Jahre Volkserzieh ung" vonO. Eugen Thossan (Leipzig, Georg H. Wtegand« Verlag, 1897) hervorbringt. Der Realismus, mit dem hier Sol datenleben und Kasernendienst geschildert wird, ist nicht neu und seiner Zeit von F. W. Hackländer viel humo ristischer und liebenswürdiger, neuerlich von G v Ompteda oder Rud. Stratz viel drastischer und eindringlicher ent faltet worden. Die Einzelszenen und Einzelzüge werden ungefähr zutreffend, einigemal selbst typisch sein Aber die Ausgabe diese« Halbromans ist nicht ein Stück Leben mit Licht und Schatten zu spiegeln, sondern tendenziös Stimmung gegen „Militarismus" und was man so heißt, zu machen Ein mittelmäßiger Gesell, Sohn eines braven Schuhmachermeisters, selbst aber Handlungsgehilfe, hat seiner Militärpflicht Genüge zu leisten Er kommt mit Enthusiasmus zur Truppe, macht einige schlimme Er fahrungen — der Darstellung des Hm. Thoffan nach stiehlt z. B. in unseren Kasemen jeder jedes — und gerät in einen Ingrimm, eine Niedergeschlagenheit und Verzweif lung, aus der er nach etlichen Wochen wieder empor taucht „Der ruhige, unablässig dahinfließende Strom der Gewöhnung schwemmte alle die aufgeregten Gefühle allmählich fort, die aufschreiende Qual und den entrüsteten Hohn." Hr. Adolf Müller wird ein recht guter Soldat, bringt eS im zweiten Jahre de» Dienste« zum Gefreiten und Eompagnieschreiber und entwickelt sich im übrigen zu einem der mittelmäßigen grob selbstischen Menschen, von denen die Welt und unser Vaterland wimmelt, für die der Erfolg der Gott und die Befriedigung der ärmlichsten persönlichen Eitelkeit die höchste Genugthuung ist Er wird auch klug, da« heißt er benutzt die Gelegenheit, um feinem künftigen Schwiegervater, einem kleinen Beamten, dessen kleine« Kapital zur Gründung eine« Geschäft« ab- zudrücken Er nimmt ganz einfach die Miene an im Militärdienst verbleiben zu wollen, bester Feldwebel al« Neue Romane und Novellen. Sommerglut wie Winterfrost scheinen in der belle tristischen Tageslitteratur gegenwärtig die gleiche Wirkung hervorzubringen und eine wunderliche Vorliebe für alles Äußerste und Unwirkliche zu zeitigen Die von der Be obachtung und dem psychologischen Experiment geächtete Erzählerphantasie sucht eine Lücke, durch die sie in den Roman wieder hineinschlüpfen kann; eS ist nicht zum Er staunen, daß sie auf diesem Wege Haare lasten muß und mit allerhand Schrammen und Wundmalen am Leibe wieder vor un« tritt. Die Gebilde also gepreßter und geschädigter Phantasie möchten sich aber auch für Natur und lebendige Wirklichkeit ausgeben, während sie meist eine Art moderner Räuber- und Rittergeschichten dar- stellen, an der nichts echt und wahrhaftig ist al« etliche geschickt angebrachte Äußerlichkeiten. Romane dieser Art, Sensationswerke, in denen nicht was ist, was unter be stimmten Bedingungen sein könnte und müßte, noch viel weniger, wa» sein sollte, dargestellt wird, sondern gewissen Hängen deS Publikums nachgegeben oder gar geschmeichelt ist, in denen nicht sowohl Ideale als Wünsche einer Bildung, die keine Bildung ist, zur Verkörperung ge langen und eine au» Neid und bitterer Verachtung ge mischte, Schilderung unbeliebter Lebenskreise zu Wort komm», mehren sich zusehends Beruhten Darstellungen, wie sie der Roman „Sein Recht" von Karl v Perfall (München, Köln, Pari«, Verlag von Albert Langen 1897) giebt, auf lebendigen Eindrücken, wie bei den modernsten Franzosen, die m „tout karm" freilich eine stattliche Galerie abnormer, äußerlich vornehmer und innerlich ver kommener Existenzen täglich vor Augen haben, so müßte man immer noch gegen die Einseitigkeit solcher willkürlicher Au«schnitte au« dem großen Weltbilde protestieren; da Bekanntmachung, die Auslosung Königl. Sachs. Staatspapiere und die Auszahlung fälliger Kapitalien, Zinsen und Renten der Staatsschuld betreffend. Die öffentliche Auslosung der planmäßig am 31. März 1898 zur Rückzahlung gelangenden 3<k Staatsschuldenkassenscheine vom Jahre 1855 soll den 2. September dieses Jahres, vormittags von 11 Uhr an, im hiesigen Landhause I. Obergeschoß stattfinden. Die nach der Ziehungsliste vom 11. März 1897 auSgelosten, am 3o. September dieses Jahre- fällig werdenden 3<k Staatsschuldenkassenscheine von 1855, die im nämlichen Termine zahlbaren Zinsen dieser Staatspapiergattung und die Renten auf die 3 <)(, Staats- schuldverschreibungen von 1878, 1887, 1892, 1894 und 1897 werden vom 15. September diese- Jahre- an gegen Rückgabe der zahlbaren Kapital- und Zins scheine ausgezahlt. Die Auszahlung geschieht bei der Staatsschuldenkasse in Dresden und bei der Lotterie- Darlehnskasse in Leipzig, sowie auch bei den Bezirks steuereinnahmen in Pirna, Großenhain, Dippoldiswalde, Rochlitz, Borna, Oschatz, Glauchau, Schwarzenberg, Flöha, Auerbach, Marienberg, Oelsnitz und Kamenz, bei den Hauptzollämtern in Schandau und Eibenstock, bei den Hauptsteuerämtern in Meißen, Freiberg und Grimma, bei der Sächsischen Bank zu Dresden und deren Filialen, bei Herrn Eduard Bauermeister in Zwickau, bei Herrn G. E. Heydemann in Bautzen und Löbau, bei der Vogtländischen Bank in Plauen i. V., bei der Döbelner Bank in Döbeln und deren Filialen in Roßwein (Roßweiner Bank) und Wald heim (WaldHeimer Bank), bei Herren Sarfert u. Co. in Werdau, bei der Vereinsbank zu Frankenberg, bei der Neustädter Bank in Neustadt i. S. und bei der Dresdner Bank in Berlin. Dresden, den 21. August 1897. Irr kaißt-^lliisslhuß zil lKrmltiiig ßkr 5tasl;sihillik«. ^§194 1897 Montag, den 23. August abends. Journal Für Se» Raum ei»« gefpal- trnen Zette kleiner Schnst so Pf. Unter „Eingesandt" di« Zeile SO Pf Bei Tabelle»- nnd Ziffern satz Hera»S»eber KSuigliche Expedition be» Dresdner Journals Dresden, Zwingerstr. SO Feraspr.-Anschluß: Nr. Ust». V«,»»SVreiS: Gär Dresden vierteljährlich: ? Mark LV Pf., bei den Kaiser lich deutschen Postanstalte» Vierteljährlich S Mark; außer halb deS Deutfchen Reiches Post- nnd Stempelzuschlaa. Einzelne Nummern: 10 Pf Erfchetue«: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abends Fernspr »Anschluß: Nr. 12SL Dresdner
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