Suche löschen...
Dresdner Journal : 17.08.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-08-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189708177
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970817
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970817
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-08
- Tag 1897-08-17
-
Monat
1897-08
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 17.08.1897
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Bezaa»»ret«: Für Drcldeu vierteljährlich: r Marl 50 Pf, bei den Ika irr- lich deutschen Poslaus'LÜca vierteljährlich »Marl- außer- halb de« Deutschen Reiche» Poft- and Stempelzuschlaa. Einzelne Nummern: 10 Pf. Erscheine«: Täglich mit Ausnahme der Eonn- und Feiertage abend». Fernem -Anschluß: Rr1LSL U»t»»»i„»»»«e»«Hr»»t Für den Raum einer gespal tenen Heile kleiner schuft «Ps. Unter „Eingesandt" dir Aelle »0 Vs vet Tabellen- nud Kfternsatz entsprechender Aufschlag dera«»«eter: Königlich« Exuedttia» de» Dresdner Journals Dresden, Zwuigerstr. SO Fernspr.-Anschluß: Rr ILBt 189. Dienstag, den 17. Augnst abends. >897. Amtlicher Lell. TreS-cu, 12. August. Mit Allerhöchster Ge nehmigung Sr. Majestät des Königs ist dem Leder- Händler Friedrich Robert Seidel in Colditz für die von ihm am 18. Juni dieses Jahres nicht ohne eigene Lebensgefahr bewirkte Errettung eines sieben jährigen Knaben vom Tode des Ertrinkens im dor tigen Mühlgraben die silberne Lebensrettungsmedaille nebst der Befugnis zum Tragen derselben am weißen Bande verliehen worden. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den Regierungsbaumeister Claußnitzer bei dem Sektionsbureau in Chemnitz zum Bauinspektor bei der Staatseisendahnverwaltung zu ernennen. vruennuuftt«, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Z» GeschästsSereiche »es Ministeriums »e» Kultus und -fteutltchen Unterrichts. Erledigt: die Schulstelle in Naundorf b. Roßwein. Kollator: das KSnigl. Ministerium des Kultur und öffentlichen UmeriichtS Einkommen auher sreicr Wohnung und Gartengenuh 1000 M Bewerbungs gesuche sind dis spätestens den t. September bei dem König!. Bezirksjchulinspektor für Döbeln, Schulrat Mushacke, einzu reichen. — Zu besetzen: die tt. Lehr-rstelle an der Bürger schule zu Ehrenfriedersdorf. Kollator: der Stadtrat da selbst E ikommen: vor vollendetem 2b Lebensjahre lvOO M. Jahresgehalt, nach erfülltem 25 Lebensjahre 1200 M, 100 M Wohnungsgeld für einen unverheirateten, 200 M. für einen verheirateten Lehrer. Zulagen in b jährigen Zwischenräumen zweimal 200 M., zweimal lbt) M., zweimal 100 M., bis zum Höchsteinkommen von 2300 M Vorschriftsmäßige Bewerbungen sind bis zum 28 August an den Stadtrat zu EhrensriederSdors einzureichen. Nichtamtlicher Seil. Unruhen in Britisch-Indien. Schon vor Beginn der Londoner Jubiläums- Felerlichkciten, mit denen u. a. auch die Einigkeit im großen britischen Weltreiche bekundet werden sollte, war am indischen Horizont eine Wolke aufgestiegen. Im Thaie des Tochi war eine Abteilung englischer Truppen durch Wazirikrieger überfallen und fast alle Offiziere waren gelötet oder schwer verwundet worden. Die Angreifer hatten schließlich weichen müssen, aber die Regierung hatte den Fall qleich als symptomatisch erkannt und entsprechende Maßregeln angeordnet. Daß dies zutraf und notwendig war, haben die Zwischenfälle in der Folgezeit bestätigt. In Kalkutta entstanden lebhafte Unruhen, in Puna wurden ein Offizier und ein Beamter ermordet, bald danach er folgte der Angriff auf das englische Lager in Tschitral und jetzt wird g meldet, daß auch das Gebirgsland bei Peschawur, das zwischen Tschitral und dem Tochi- lande gelegen ist und gewissermaßen die Brücke her stellt zwischen den ausständischen Waziris und den Bewohnern von Tschitral, von der Flamme des Auf ruhrs ergriffen worden ist, und daß diesmal der Mittelpunkt der Bew-gung in Afghanistan selbst liegt. Was in England bisher noch angezweifelt worden ist, daß die verschiedenen Aufstände an der indischen Grenze irgendwie miteinander zusammenhingen, die Aufreizung dazu von einer und derselben Stelle aus gegangen sein könnte, erscheint insbesondere nach der Mitteilung, daß die Agenten des Emirs von Afghanistan von Kalkutta, Bombay, Simla und Ka ratschi nach Kabul zurückgerufen seien, als wahr scheinlich. Die Umstände, die dafür sprechen, werden in folgender Darlegung eines Londoner Mitarbeiters der „Tgl. Rdsch " zusammengefaßt: Es ist ein offenes Geheimnis, daß Abdul Rahman seit dem Fehlschlägen der Sendung seines Sohnes nach London sehr unzufrieden mit den Engländern ist Der Emir wünschte, mit England — unter Übergehung der Regierung Indiens — Kunst und Wissenschaft. Boraussichtlich am Ende dieser Woche wird im Sächsischen Kunftoerein eine Werestchagin-AuSstellung eröffnet werden, die der Künstler selbst vorbereitet hat Es ist die dritte, mit welcher der russische Meister, wie man sagt, eine Tournee durch Deutschland unternimmt, und ihre Hauptstücke sind Darstellungen au» dem Winter- seldzuge Napoleons I in Rußland. Werestchagin, ein begabter und geübter Schriftsteller, hat einen Führer durch seine Ausstellung verfaßt, in dem sich ausführliche Er läuterungen zu den Bildern vorfinden. Man lernt darin mancherlei intime Einzelheiten kennen, welche der Ver fasser aus bei unS wenig bekannten Memoirenwerken und zum Teil auch aus mündlichen Überlieferungen geschöpft hat. Sachlich sehr bemerkenswert, sind sie auch inter essant vorgetragen und bekunden die hingebende, kombi natorisch gewandte Beschäftigung des geistreichen Manne« mit seinem Gegenstand Man wird auf den Gemälden be deutsame Episoden aus dem Kriege erblicken und zugleich in manchem, namentlich in der Vorführung des Kaiser« Abweich ungen gegenüber der bisherigen künstlerischen Wiedergabe dieser Persönlichkeit wahrnehmen Werestchagin zeigt unS den Kaiser vor Moskau, in Erwartung der Bojaren-Deputation, die der Imperator mit höchster Ungeduld erwartete, die ihm die Schlüssel der Kremlstadt übergeben, ihm huldigen und seine Gnade anrusen sollte, die aber nicht erschien, da die Stadt völlig verfassen war; er zeigt un« Napoleon im Kreml, beim Anblick de« großen Brandes, der gegen seinen Willen die Stadt vernichtete, er führt uns den Kaiser in der schweren Stunde vor, wo nach erregter Verhandlung der Marschälle im KriegSrat der Rückzug beschloßen wird Ferner sehen wir Napoleon auf der Etappe, schlechte Nach richten au« Frankreich empfangend, und sodann auf der unmittelbare diplomatische Verbindungen anzuknüpsen. Dieser Wunsch wurde ,hm nicht gewährt. Außerdem scheint er es den Engländern sehr übel genommen zu haben, daß sie sich ge statteten, gegen seine Behandlung von Gefangenen scharfe Ent wendungen zu erheben. Daß der Emir neuerdings den Titel „Ta» Licht Islams" angenommen hat, würde vielleicht an und für sich von keiner besonderen Bedeutung sein. Nur wurde von den Engländern mit einigem Mißbehagen bemerkt, daß unter den Mullahs, die dir Pilgerfahrt nach Kabul unleinahmen, um dem Emir zu seiner neuen Würde Glück zu wünschen, sich einige von denjenigen befanden, die sich an der indischen Grenze schon öfter a!S Ruhestörer erwiesen hatten Die geheimnisvolle Gc- sandischast, die der Sultan von Konstantinopel nach Afghanistan geschickt haben sollte, bildete ein weiteres Element des eng lischen Argwohn«, denn man glaubte die Möglichkeit nicht auSgeschloffcn, daß der Sultan in seinem Mißmut über die von Großbritannien in Armenien und Kreta verfolgte Politik sich durch Aufreizungen in Kabul an den Engländern zu rächen versuchen würde Die Ereignisse an der indischen Grenze sehen allerdings danach aus, als ob der Emir seine Hand dabei im Spiele hätte. Der Angriff der Moymands aus Schabkadar wuide von Stämmen aukgesührt, die in einem AbhängigkeitS- verhälinis zum Emir von Afghanistan stehen. Sie waren MohmandS von Lalpura und Afghanen aus der Gegend von Jalalabad und au» dem Kunarthale Sie versammelten sich aus afghanischem Gebiete, um ihren Angriff auszuführen, und sie sind auch in diesem Augenblicke wieder aus der asghanischen Seite der Grenze im Sammeln begriffen, um einen neuen Einfall zu versuchen Außerdem wird berichtet, daß der Mullah von Hadda, der den Angriff leitete, sich in beständiger Ver bindung mit dem afghanischen General Gholam Haidar, dem Kommandanten von «Smar, befunden habe. Dazu gesellt sich die weitere Nachricht, daß der Emir in seiner neuen Rolle al« „Licht Islams" eine Abhandlung über den Jehad, d. h den Religionskricg geschrieben habe, und in der indischen Presse prahlt ein mohammedanischer Eiserer damit, daß im Geheimen Tausende von Exemplaren der Schrift unter den Pathans und Sepoys de« indischen Heere- verteilt worden seien, „sodaß nun mehr jeder mohammedanische Soldat seine Pflicht gegen den JSlam kenne." Die Folge davon ist, daß in aufrührerischen Zuschriften in der mohammedanischen Presse der Emir von Afghanistan bereit- a>« der Befreier von Hindustan gepriesen wird. Natürlich nimmt man hier nicht an, daß Abdul Rahman ganz aus eigenem Antriebe handelt, noch daß die „geheime" Gesandtschaft deS Sultans — sofern eine solche wirklich entsandt worden wäre — die Verschwörung zu stände gebracht hätte. Die Presse deutet auf „mächtigere Einflüße" hin, die hier an der Arbeit sind. Damit soll selbftverständjich auf Rußland hin- gewiesen sein Deutlicher drückt sich die Wochenschrift „England" aus, indem sie sagt: „Russische Agenten und russisches Gold sind während der letzten drei Jahre an der nordwestlichen Grenze äußerst thätig gewesen " Ein Londoner Bericht des „Reuterschcn BureauS", den wir gestern mitgeteilt haben, macht für die An griffe bei Peschawur ebenfalls den fanatischen Priester Mullah von Hadda verantwortlich,der eine Rückendeckung an der Regierung Afghanistans habe. Im Gegensatz zu dieser englisch-offiziösen Darstellung warnt der eng lische General Sir John Adye seine Landsleute, die Uuruhen im Smatthale nicht als die Folge der Hetze reien eines Fanatikers zu betrachten. Er schreibt: „Nach meiner Ansicht liegt die Ursache viel tiefer. Sie ist das Ergebnis der sogenannten Borwärts-Politik Wir drängen uns und unsere Autorität den wilden, unabhängigen Berg stämmen auf, welche in den abgelegenen Thalern der Aus- läuser des Hindukusch wohnen 1895 wurde unser Vertreter in Tschitral umzingelt. ES wurde nötig, eine große Truppen - mach: aller Waffengattungen abzusenden. Um unseren Zweck zu erreichen und in das Thal von Tschitral zu gelangen, mußten wir durch das anliegende Swaithal und das Gebiet anderer unabhängiger Stämme ziehen, mit denen wir keinen Streit hatten. Daß dies.n das Erscheinen unserer Truppen nicht be- hagte. war nur natürlich Der Krieg von Tschitral kam 1895 schnell zu Ende. Daraus aber änderten wir unsere Politik Anstatt daS Land zu räumen, hielten wir es besetzt und legten Forts an der Verbindungslinie nach Tschitral an Im Grunde haben wir Treubruch begangen. Wir beanspruchten Autorität in ein--m Lande, das uns nicht gehört. Jetzt, nachdem erst zwei Jahre v rstnchen sind, seitdem wir zuerst in das Land einzogen, finden Ivie die Swats im Aufstande. Zum zweiten Male müßen wir in aller Eile ein zahlreiches Kontingent absenden, um unsere belagerte Garnison zu retten. Man sagt unS, die ganze Sache sei weiter nichts als der Aufruhr eines verrückten Wollahs und seiner Anhänger Man giebt aber zugleich zu, daß dieser Wollah schon 3000 Mann an Toten verloren hat. Dieser Ausstand ist kein bloßer AuSbruch deS Fanatismus, sondern nur die Folge der sogenannten VorwärtS-Politik Diese wird noch eine Menge Züge im Gefolge haben, die für uns sehr kost spielig und für die Stämme höchst ungerecht sind Statt die letzteren zu bekriegen, sollten wir sie zu versöhnen trachten und ihnen Subsidicn zahlen." großen Straße, wo der Rückzug sich bereits in Flucht zu verwandeln beginnt Neben diesen und andern Napoleon bildern werden eine Reihe Gemälde aufgestellt, deren Motive aus Wologda, woher des Malers Geschlecht stammt, entnommen sind, Landschaften und Architekturen, dre des Meisters ungewöhnliches Zeichentalent in« hellste Licht stellen sollen Außerdem wird man Landschaften und Typen aus Moskau und Jaroslow antreffen, auch einige Porträt«, Studien und Bilder aus dem Süden von Rußland. Unter letzteren werden sich befinden „Begräbnis platz der während der Belagerung von Sebastopol ge fallenen Franzosen", „Der Fels bei Inkerman", „Kap Violent" und andere Punkte der Krim Auch Erinner ungen aus Amerika, zumeist in Figuren festgehalten, sowie eine Anzahl Skizzen (Das Bett und die Reise-Equipage Napoleons I), Studien de« Schnees auf den Bäumen während eines strengen Winters — Werestchagin malt bekanntlich den Schnee in den verschiedensten Beleuchtungen so echt wie wenige andere — wird man hier kennen lernen Endlich sollen Photographien älterer Gemälde des Meister» ausgelegt werden, damit diejenigen, welchen die ersten Ausstellungen des Malers fremd geblieben sind, sich doch eine Vorstellung davon machen können Be sondere« Interesse haben seiner Zeit die Bilder au» dem russisch-türkischen Kriege gefunden, „Der Weg nach Plewna", „Auf dem Schipka ist alles ruhig", „Skobelew bei Schipka-Scheinowo", „Feldwache an der Donau" u. a. m * Eine Monographie über Johannes Brahms' Leben und Wirken au» der Feder des bekannten Musik forschers Prof vr Heinrich Reimann wird Ende September erscheinen, und zwar al» erster Band der von der Verlagsgesellschaft „Harmonie" herau»gegcbenen Samm lung „Berühmte Musiker" Diesem Bande werden außer mhlrcichen künstlerisch auSgeführten Bildnissen, Lriginal- illuftrationen, Notenbeispielen und wertvollen Faksimiles Diese englische Begründung ist an sich zweifellos zutreffend, aber eS giedt noch einige andere Ursachen, welche die verschiedenen Unruhen im indischen Grenz gebiete hervorgcrufen haben. Die bei Gelegenheit der Morde in Puna entdeckte Bewegung gegen die eng lische Herrschaft hängt eng mit den Maßregeln zu sammen, welche von den englischen Behörden gegen die Pest ergriffen wurden, und zum Teil auch mst der erregten Stimmung der Bevölkerung wegen der Hungersnot. Die Maßregeln gegen die Pest waren sehr haite; sie griffen zum Teil tief in das religiöse Leben der Hindu ein und ihr schlimmer Eindruck wurde vergrößert durch schwere Mißgriffe, welche von untergeordneten Persönlichkeiten bei der Aus führung begangen wurden. Die Unruhen in Chilpur fodann sind, woran die „Nat.-Ztg." erinnert, durch die Erbitterung der dortigen Mohammedaner über die Beseitigung einer Moschee entstanden. „Auch hier waren es vorwiegend religiöse Motive der zweiten großen Religionsgemeinschaft, zu der sich die Bevölkerung Indiens bekennt. Einen näheren Zusammenhang haben die beiden Ereignisse in Puna und Chilpur wohl kaum — aber sie sind einem ge meinsamen Boden entsprungen: der Gleichgiltigkeit der herrschenden Engländer gegen das religiöse Bewußtsein des Volkes, und sie Haden auch einen weiteren gemeinsamen Zug: es sind Symptome einer Gärung unter den eingeborenen Indiern, die zwar noch nicht ein einheit liches Ziel, eine einheitliche Organisation gesunden hat, aber trotzdem eine immerwährende Gefahr für Englands Herrschaft bildet. Ganz abgesehen davon, daß auch der große Aufstand von 1857 weniger auf Grund einer wohl vorbereiteten Organisation, wie auf der allgemeinen Grundlage dec Volkserbitterung über die Rücksichtslosigkeiten und Gewaltthaten der Eng länder entstanden ist, können auch kleinere, örtlich be schränkte Ausstände den Engländern gefährlich werden, wenn sie zugleich g-zwungen sind, ihre Hauptmacht gegen einen anderen Feind verwenden zu müssen." Und diese Möglichkeit ist durch die Vorgänge im nordwestlichen Grenzgebiet Indiens keineswegs aus geschlossen. Wurde doch schon bei dem Überfall im Tvchithale der eigentliche Rückhalt des Ausstandes in Afghanistan gesucht. Und das Gleiche gilt für Tschitral und das neue Aufstandsgebiet bei Peschawur. Überall stehen fanatische mohammedanische Prediger an der Spitze der Eingeborenen, und überall laufen die Fäden über diese Führer hinweg in das afghanische Grenzland, ja man will das letzte Ende der Fäden noch über Afghanistan hinaus in Konstantinopel suchen. Zwar hat der Emir, über dessen Übelwollen man in Eng land selbst nicht im Zweifel ist, nach einer Londoner Meldung seinen Unterthanen den Anschluß an die Aufständischen verboten, aber man weiß, daß damit noch nicht viel gethan ist, daß im Orient solchen offiziellen Schritten manchesmal ganz anders lautende geheime Befehle dichtauf folgen. Das weiß natürlich auch das Indische Amt und es werden dementsprechend alle Vorsichtsmaßregeln getroffen England zieht in Eile große Streitkräfte zusammen und wird damit gewiß des Aufstandes Herr werden — wenn Afghanistan ruhig bleibt. Geschieht das nicht, muß Großbritannien Krieg gegen den Emir führen, dann werden aller dings nicht nur große Opfer von nölen sein, sondern es dürsten auch infolge der Entblößung des unruhigen Indiens von Truppen die schlimmsten Eventualitäten entstehen, und cs könnte zu «.lledem noch eine kaum minder gefährliche Einmischung Rußlands erfolgen. Tagcsgeschichte. Dresden, 17. August. Se. Königl. Hoheit der kommandierende General Prinz Georg begab Sich gestern um 4 Uhr 30 Min. nachmittags mit dem lahrplcu müßigen Zuge nach Zittau, um heute vor- auch eine Anzahl Radierungen au« der „BrahmS-Phantasie" Max Klingers beigegeben sein. * Hermann Sudermanns neuestem Bühnenwerk „Johannes", das als eine der ersten Novitäten diese« Spieljahres im Deutschen Theater in Berlin in Szene gehen sollte, hat die Zensur die Erlaubnis zur Aufführung versagt Die Direktion de« Deutschen Theater« hat gegen dieses Verbot zunächst beim Oberpräsidenten der Provinz Brandenburg Beschwerde eingelegt In der Verfügung de« Polizeipräsidenten wird der Direktion eröffnet, daß öffentliche Darstellungen aus der biblischen Geschichte des alten und neuen Testament« bestimmungsgemäß schlechthin unzulässig sind * Im Deutschen Volkstheater in Wien hat am Sonn abend zum Besten der Überschwemmten in Niederösterreich eine WohlthätigkeitSvorstellung stattgefunden, in der u. a. eine einaktige Novität „Herbst" von Walter Schmidt- Häßler aufgeführt wurde. Die „N. Fr Pr " berichtet über da» originelle Stück: Der Verfasser de« „Herbst" ist Mit glied der Stuttgarter Hofbühne, ein junger begabter Charakterdarsteller, dem von berufener Seite eine Zukunft als Schauspieler prognostiziert worden ist Al» Dichter hat er allem Anscheine nach keine zu gewärtigen Da» merkwürdige Stück wurde vom Publikum durch lebhafte« Zischen mit aller Entschiedenheit abgelehnt Der Graf — es giebt in dem „Akt" keine Familiennamen — hat gestern sein Enkelkind Ella an Lothar verheiratet Da« junge Ehepaar geht auf die Hochzeitsreise und nimmt überaus umständlichen Abschied vom Grafen, wobei sich allseit« sehr trübe Vorahnungen einstellen, wa« bei dem vorgerückten Alter de« Großpapa-Grasen begreiflich ist und den Zuschauer in schonender Weise auf eine Katastrophe vorbereitet Dann trinkt der Graf seinen Thee und er klärt in einem langen Monologe, daß rr sich sehr ver- mittag 7 Uhr der Besichtigung des 3. Infanterie- Regiments Nr. 102 „Prinz Regent Luitpold von Bayern" auf dem Exerzierplätze bei Zittau beizuwohnen. In der Begleitung Sr. Königl. Hoheit befanden sich der Chef des General-Stabe- Generalmajor v. Broizem und der Adjutant im General-Kommando Major Gadegast. Die Rückkehr nach Dresden erfolgte um 1 Uhr 53 Min. nachmittags. Deutsche» Reich. * Berlin Se. Majestät der Kaiser empfingen gestern den Grafen Leopold zur Lippe-Biesterfeld, ältesten Sohn Sr Erlaucht de« Regenten de» Fürstentum« Lippe, behuf« Entgegennahme der Notifikation de» Antritt» der Regentschaft. Gleich darauf wurde der Graf Leopold von Ihrer Majestät der Kaiserin empfangen — Der bevorstehende Geburtstag Sr. Majestät de« Kaisers Franz Joseph wird diesmal in Wilhelmshöhe durch eine Galatafel gefeiert werden, zu welcher der öster reichisch-ungarische Botschafter mit den Herren der Botschaft geladen ist. — Der Staatssekretär des Reichtzmarineamt« Admiral Tirpitz wird am 1 September die Geschäfte seine« Amt« übernehmen Da« HalSleiden, da« ihn unmittelbar nach seiner Rückkehr au« den chinesischen Gewässern zu einem längeren Urlaube nötigte, ist vollständig gehoben — Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht da« Gesetz, be treffend da« Verwaltungsstrafverfahren bei Zuwider handlungen gegen die Zollgesetze und die sonstigen Vor schriften über indirekte Reichs- und LandeSabgaden sowie die Bestimmungen über die Schlacht- und die Wildbret steuer. — Der Veredelungsverkehr spielt im industriellen Leben eine große Rolle. Fall« von der Regierung ge stattet wird, daß ein Halbfabrikat aus dem Auslände un verzollt dann eingeführt werden darf, wenn e» im Jnlande weiter bearbeitet, „veredelt" und wieder auSgesührt wird, so hat eine solche Erlaubnis großen Wert für die stet« zu befördernde Ausdehnung der Arbeitsgelegenheit, sie giebt einer Menge von Leuten Beschästiguna und Ver dienst. Aber es wird mit der Gestattung des Veredelung«- verkchrS nicht schematisch vorgegangen werden können, jeder Fall wird individuell behandelt werden müssen. Ueberall da, wo größere Interessen der heimischen Industrie durch einen solchen Verkehr geschädigt werden würden, wird der Verkehr natürlich abzulehnen sein Der größte Teil unserer Zölle ist ja zum Schutze der nationalen Arbeit eingeführt, und man würde diesen Schutz illusorisch machen, wollte man wahllos die einzelnen Zollschranken beseitigen. Vor allen Dingen wird man aber außerdem daraus achten muffen, daß bei dem VeredelungSverkehr die Identität der betreffenden Waren festgestellt werden kann Ist die Möglichkeit vorhanden, daß der Veredelungsverkehr sich in irgend eine-- Weise einer genauen Kontrolle entziehen kann, daß auch andere als die eingeführten Waren bei der Ausfuhr eine Rolle spielen können, so wird er nicht zu bewilligen sein. Wie die „B P. N." hören, haben sich die zuständigen Zentralbehörden in letzter Zeit mehrfach mit Anträgen auf Zulassung de« VeredelunaSverkehrs zu beschäftigen gehabt und haben sie, weil entweder größere deutsche Interessen geschädigt worden wären oder weil die erwähnte Befürchtung vorlag, abgelehnt. — Der Finanzdirektor v. Bennigfen hat über eine von ihm nach West-Usambara und dem Pare- Gebirge im Mai d IS auSgesührte Dienstreise an den Kaiser! Gouverneur von Deutsch-Ostasrika einen Be richt erstattet, in welchem es, nachdem der Weg über diese Panganisälle und Korogwe geschildert ist, heißt: Kissangaa, am Mombo gelegen, ist von emem sehr aus gedehnten wundervollen Wald umgeben, dem man nur mit großem Bedauern da» Proanostikon stellen kann, daß er wohl in nicht zu langer Zeit, da der Boden sehr fruchtbar und Wasser in Hülle und Fülle vorhanden ist, der Liberiakaffee- und Tabakskultur wird weichen muffen. Einige Kilometer hinter Kissangaa begann ich aus der von der Station Kwai mit Unterstützung der Station Masinde gebauten 35 km langen neuen Straße den Aus stieg zum nordwestlichen Teile von West-Usambara Diese Straße, vollendet in einigen Monaten, muß als eine sehr tüchtige Leistung anerkannt werden Fahrbar ist sie allerdings wegen vielfacher zu steiler Steigung noch nicht; aber reiten kann man bequem dis zum einsamt fühle und sich sehr langweile, wa« beim Publikum kein Mitleid erweckt, da e« sich ebenfalls bereit« sehr lang weilt Und nun erscheint der Tod im Salonanzuge mit schwarzen Handschuhen und in Gestalt eine« lieben Freundes, den „der Gras" seit langem nicht gesehen Eine von bedeutungsvollen Pausen unterbrochene Unterhaltung entspinnt sich, in deren Verlause der Graf dem Tod- Freunde seine Raritäten zeigt, darunter - auch einen wertvollen GlaSpokal Als er ihn wieder an seinen Platz stellen will, stürzt das Gesäß zu Boden, zerschellt und — die Katastrophe ist da. Der Graf fällt in die Arme de« Tode«, der ihn zu einem Fauteuil führt, wo der Graf seine Seele aushaucht Zu diesem schmerzlichen Ereigniffe spricht der Tod ein be gleitendes Gedicht, in welchem die Reime Blut und Glut und Glut und Blut mehrfach wechseln. Tann geht der Tod im Stechschritt zur Thür hinaus und der Kammer diener sinkt zugleich mit dem Vorhang an der Leiche seines Gebieters nieder. * Aus Rom wird un« geschrieben: Im Gebiet von BoSco Reale, nordöstlich von Pompeji, dem der 1894 ausgegrabene, jetzt im Louvre befindliche Silbersund ent stammt, ist ein neuer Fund von künstlerischer Bedeutung gemacht worden Auf dem Besitztum eine« Guiseppe d'Aquino ist ein prachtvoller Mosaikfußboden sreigelegt. Er stellt sieben togabekleidete barhäuptige Gelehrte mit starkem Bartwuchs und von griechischem Aussehen dar Drei von ihnen stehen, vier sitzen Einer der letzteren zeichnet in den Rand astronomische Figuren Vor der Gruppe steht eine viereckige Kassette, auf ihr ein Globu«. Dahinter erhebt sich eine Säule, die an der Spitze eine Sonnenuhr trägt. Drei der Figuren halten PapyruS- rollen, die einem zweiten halbgeöffneten Kasten entnommen sind Ein kleiner Tempelbau und eine Eiche laßen ver muten, daß e« sich um eine bildliche Ehrung Athene«,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite