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Beethoven dominiert in diesem Programm. Dem Mozartschen Violinkonzert stehen eigentlich zwei Sinfonien von ihm gegenüber. Denn nichts anderes ist diese Ouvertüre „Leonore“ Nr. III: eine Sinfonie, eine sinfonische Dichtung. Sie gehört bekanntlich zur Oper „Fidelio“, die es anfangs schwer hatte, sich durchzusetzen. Und so verbesserte der Komponist immer wieder daran. Er schrieb vier Ouvertüren. Die erste verwarf er selbst. Sie hieß, da die Oper in der ersten und zweiten Verarbeitung den Titel „Leonore“ trug, „Leo- noren-Ouvertüre“. Die zweite erklang zur ersten Aufführung der Oper am 20. November 1805, die dritte bei der Erstaufführung der zweiten Bearbeitung am 29. März 1806. Da sie aber mit ihrem gewaltigen sinfonischen Maß mit den ersten Szenen der Oper, die im schlichten bürgerlichen Niveau des Gefangenenwärters Rocco spielten, schlecht in Einklang zu bringen war, schrieb Beethoven im Jahre 1814 die „Fidelio“-Ouvertüre, die auch heute noch zum Eingang der Oper gespielt wird. Die „Leonoren“-Ouvertüren aber, besonders die dritte, sind beliebte Gäste in unsern Konzertsälen geworden. Hier haben sie ihren richtigen Platz. Schon Richard Wagner hat das erkannt, als er, den man einen der besten Beethoven-Kenner und Beethoven-Ausleger nennen darf, schrieb: „Dieses Werk ist durchaus einzig in seiner Art und darf, wie wir dies schon erwähnten, nicht mehr eine Ouvertüre genannt werden, sobald wir unter dieser Be zeichnung ein Tonstück verstehen, welches dazu bestimmt sein soll, vor dem Beginn eines Dramas, zur Vorbereitung auf den bloßen Charakter der Handlung, ausgeführt zu werden. Da wir andererseits das musikalische, Kunstwerk nicht im allgemeinen, sondern die wahre Bestimmung der Ouvertüre im besonderen betrachten wollen, so kann diese zu ,Leonore 4 nicht als Vorbild hingestellt werden, denn sie bietet, wie in allzu feuriger Vorausnahme, das ganze bereits in sich abgeschlossene Drama, woraus es sich ergeben muß, daß sie entweder vom Zuhörer nicht verstanden oder irrig aufgefaßt wird, sobald diesem nicht etwa die ganze Handlung schon zum voraus bekannt ist, oder aber, wird sic vollkommen verstanden, so schwächt sie unzweifelhaft den Genuß am darauffolgenden explizierten dramatischen Kunst werk selbst.“ Die ganze Handlung, nämlich: das Leid, das über Florestan hereingebrochen ist, der Kampf Leonorens, die Rettung (eindeutig symbolisiert durch das Trompetensignal), der Sieg der Liebe. Dieser „Programmsinfonie 44 gegenüber ist die vierte Sinfonie Beethovens — wie im letzten Konzert die zweite — eine von keinerlei außermusikalischen Gedanken beschwerte „Musiziersinfonie“. Wenn Robert Schumann sie die „griechisch Schlanke unter Nordland riesen“ nannte (er dachte dabei an die Nachbarschaft der Dritten und Fünften), so traf er vor allem mit dem Epiteton „schlank 44 den Stil des Werkes. So wie das erste Thema des ersten Satzes (nach der langsamen Einleitung) ist das ganze Werk: leicht, heiter, übermütig. Übermütig ist das Scherzo, das noch wie bei Haydn als „Menuett“ bezeichnet wird. Über mütig der letzte Satz, halb graziöser Tanz, halb nimmermüdes Geplapper und Gewisper. Nur das Adagio gibt sich ernst und nachdenklich. Es ist das seelenvolle Lied eines Liebenden. |s Beethoven geschenkt hat. DRESDNER PHILHARMONIE Mozart - Beethoven - Zyklus Donnerstag, den 28. Mai 1942, 19 Uhr Gewerbehaus, Ostra-Allee 4. Konzert Urg fünf Violinkonzerte, in denen er |und doch Eigenes zu sagen wußte. Das «(»-Virtuose völlig vor dem Seelisch-Aus- okt, auch in unserm A-dur-Konzert, ;,Alla Turca“ im letzten Satz, eine kleine ■n Mozart-Garten. Dr. Karl Laux. 9. Reihe Nr. 11 Hauptsaal RM 3.—