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Dresdner Journal : 26.07.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-07-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189707263
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970726
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970726
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-07
- Tag 1897-07-26
-
Monat
1897-07
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 26.07.1897
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Adolf ireister ell irr Ernst cg in ;et in «er A cipzig; t Frl. lmann :. Otto kagda- nan in it Frl. rraben- l Leu, s I ); teur in Dreden meider- DreS- I.) in bremfer Vilhelm a Lerp- , Bau- ndreaS- wetittch ; Frau rchubett Vei»O»»rei«: Mlr Dresden vietteljährlich: > Mark bv Pf., bei den Kaiser- tich deutschen Postanstalteu vierteljährlich »Mark; außer halb de« Deutfchen Reiche« Poft- und Stempelzuschlaa. Einzelne Rummerv: tv Pf. Erscheine«: Täglich mit Ausnahme der Soun- und Feiertage abend«. Kernspr -Anschluß: Nr 1LSL Dresdner Journal. »»kl»»»„«»g«,ebLtzre,: Ktr den Raum einer gespal- tenen Zeile kleiner Schrift KO Pf Unter „Eingesandt" die Zeile »o M »ei Tabellen- »nd Zifterufatz entsprechender Ausschlag H er« «Hetzer: Königliche Expedition de« Dre«dner Journals Dre«den, Zrmngerstr 20 Fernspr.-Anschluß: Rr 12-L 1897 ^§170. Montag, den 26. Juli, abends. "Nachbestellungen auf das „Dresdner Journal" für die Monate August und September werden zum Preise von 1 M. 70 Pf. angenommen für Dresden: bei der unterzeichneten Expedition (Zwingerstr. Nr. 20), für auswärts: bei den Postanstalten des betreffenden Orts zum Preise von 2 M. Löuigl. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Lell. Grueauun-e«, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Im GeschiftS-ereiche «es viinifterium« brr Finanzen. Mi der Post-Berwaliung ist ernannt worden: der Gast wirt Wilhelm Herrmann am Ende in Reinhardtsdorf als Postagent daselbst vom 10. Juli t897 an. Nichtamtlicher Teil. Die Ablehnung der preußische» Bereinsgesetz- uovelle ist, wie unsere Leser zum Teil schon am Sonnabend erfahren haben, vom preußischen Abgeordnetenhause beschlossen worden Doß mit diesem Beschlusse, der nur mit der winzigen Mehrheit von vier Stimmen gefaßt worden ist, die hochwichtige Angelegenheit, um die es sich ge handelt hat, abgeschlossen sei, das glauben die Herren von der „siegreichen" Mehrheit aber wohl selbst nicht. Der Zustand, daß der Staat machtlos fein soll einer Gesellschaft von Umstürzlern gegenüber, die mit den nichttwürdigsten Mitteln der Verhetzung und Volksvergiftung der Krieg gegen unsere staatlichen und gesellschaftlichen Verhältnisfe führen, ist einfach unhaltbar und eine Abänderung muß über kurz und- lang ganz zweifellos geschaffen werden. Und^ie bessere Einsicht, die jetzt bei einerAnzahl der für die Entscheidung der Frage maßgebenden Abgeordneten den Sieg über das Fraktionsinteresse nicht davonzutragen vermochte, wird sich bis dahin sicherlich derartig vermehren, daß die Entscheidung anders ausfallen wird. Doß ein großer Teil der preußischen Nationalliberalen, wenn eben nicht jene Fraktionsinleressen zu überwinden ge wesen wären, schon am Sonnabend nicht reden Frei sinnigen und Ultramontanen, sondern dort, wo ihr richtiger Platz war, an der Seite der staats erhaltenden konserratwen Parteien, gestanden haben würde, darüber kann ein Zweifel ernstlich nicht bestehen. Der Geist der „Kölnischen Zeitung" und der „Nationalzeitung" hat diesmal in d-r Fraktion der preußischen Nationalliberalen den Sieg davongetragen. Freude wird der Fraktion aber aus diesem Beschlusse kaum erblühen. Weiter aus dem bisherigen Wege werden den gegenwärtigen Führern voraussichtlich nicht einmal die Fraklionsmitglieder, ge schweige denn die Wählerschaft folgen. Denn den Kampf gegen Junker und Agrarier im Bunde mit Ultramontanen und Freisinnigen, zu dem erst heute wieder die „Kölniiche Zeitung" genau im Tone eines demokratischen Hetzorgans aufruft, wird die Wählerschaft einer staatserhaltenden Partei, wie es Kunst und Wissenschaft. Die antike Maste. Die bevorstehenden Aufführungen altgriechischer Tragödien im alten Römertheater von Orange, welchen die Mitglieder der Comsdie Franz aise ihre Hilfe leisten werden, haben einem Pariser Gelehrten, vr Castex, Anlaß zu intereffanten Studien über eine Frage des altklassischen Theaters gegeben vr Caster, Professor der Laryngologie, hat sich eingehend mit der Anwendung der Maske auf der antiken Bühne beschäftigt, und zwar unter dem Ge sichtspunkt ihrer Wirkung auf die Stimme Wie war es möglich, daß in den kolossalen Amphitheatern der Alten, von denen einige bis zu 80000 Menschen faßten, die Stimme bis an die äußersten Grenzen einer derartigen Zuhörerschaft dringen konnte? Nachdem vr Castex die einschlägige Litteratur durchforscht und gefunden hatte, daß in derselben, soweit sie die stimmliche Rolle der Maske ins Auge faßt, keine Einmütigkeit herrscht, erschien ihm als das beste Mittel, zu einer eigenen Meinung zu ge langen, der praktische Versuch Aber wie diesen anstellen? In den Pariser Museen fand sich keine Maske Da ent deckte vr. Caster in der Ausstellung für Theater und Musik, die vor nicht langer Zeit im Jndustriepalast statt fand, das was er brauchte Daselbst waren antike Masken ausgestellt, welche der Ingenieur Grille mit großer Kunstfertigkeit hergestellt hatte Mit diesen beschloß der Professor seine Versuche vorzunehmen, die er in folgender Weise durchführte Drei Zuhörer stellten sich in dem amphitheatralischen Saale auf, der eine in der Mitte, der zweite und der dritte link« und rechts auf einem von der Szene möglichst entfernten Punkte, zuerst auf den untersten Stufen, dann in halber Höhe und zuletzt auf den obersten Reihen Im Laufe der Versuche tauschten sie mehrmals die Plätze, um die Resultate zu vergleichen die nationollibcrale sein muß und wird, nun und nimmermehr für die notwendigste Aufgabe der Zeit hallen. Der Kampf aller Gutgesinnten muß sich heute gegen ganz andere, unserm Staatsleben feindliche Faktoren richten. Gegen den Versuch, sie von der bisherigen richtigen Bahn abzudrängen, wird sich die Mehrheit der natonalliberalen Fraktion, dessen sind wir sicher, auch mit aller Energie wehren, zumal die nichtpreußifchen Parteiangehörigen es an der Geltend machung ihrer diesbezüglichen richtigen Anschauungs weise nicht fehlen lasfen würden — Im Anschlusse lasfen wir den Bericht der Sonn abendsitzung folgen. In der Generaldebatte sührv Minister des Innern Frhr v. d Recke aus, daß die Regierung nach reiflicher Er wägung dem Besetzenlwurs in der Fassung des Herrenhauses zugestimmt und es übernommen habe, diese dem Hause zur Annahme zu empfehlen Das dringende Bedürfnis, die staat lichen Machtbefugnisse aus dem Gebiete des Vereins- und Ber- fammlungSwesenS zu vermehren, ergebe sich daraus, daß seit Aushebung des Sozialistengesetzes die sozialdemokratischen Be strebungen zur Untergrabung der StaatS- und Sefellschasls- ordnung einfach geduldet werden müßten Sobald diefe Be strebungen als unc.laubt und verwerflich gesetzlich gekennzeichnet würden, werde sich auch ein großer Teil der Bevölkerung davon sofort zurückziehen Da die sozialdemokratische Agitation sich jetzt von den Städten aus auch aus das Land erstrecke, müßten nicht nur die Abgeordneten auS industriellen, sondern auch die aus ländlichen Kreisen sich überlegen, ob sie die Verantwortung dafür übernehmen könnten, der Regierung Machtbefugnisse dagegen zu verweigern Lanz besonder« ließen militärische Rücksichten die Regierung wünschen, die gewünschten Machtbefugnisse zu bekommen, da das LiebeS- werben der Sozialdemokratie um da« Heer, insbesondere um die Reservisten und Landwehrmanncr täglich stärker werde So bald die sozialdemokratischen Führer merkten, daß der Staat auf das Heer nicht mehr rechnen könne, sei der Anfang vom Ende gekommen. Die Regierung glaube nicht an das Märchen, daß dre Sozialdemokratie eine Resormpartei sei, sondern balte sie für eine revolutionäre im wahren Sinne d.s Wortes, welche bei der ersten besten Gelegenheit versuchen werde, die staatliche Lrdnung zu stürzen. Polizeimittel stellten allerdings keine Radikal mittel dar; der Schwerpunkt der Ablvehrmaßregeln liege auf positivem, aus dem religiösen und sozialen Gebiete, und die Re gierung werde mit den Versuchen nicht innehalten, aus diesem Wege der Sozialdemokratie beizukommen. Die Staatsregierung habe nie verhehlt, daß eine leichsgesetzliche Regelung ihr am meisten erwünscht gewesen wäie; weil davon zur Zeit kem Er- solg zu erwarten sei, habe sie den landrsdesctzlichen Weg betreten müßen. Sie hätte dabei die Sondergesetzgebung lieber ver mieden, glaube aber, die Fassung des Herrenhauses nicht ab lehnen zu sollen Das Schlußprotokoll der Reichsversassung gebe den Einzelstaaten die landesgesttzliche Regelung anheim, solange das Reich von seiner gesetzgeberischen BesugniS aus dem betreffenden Gebiet noch keinen Gebrauch gemacht habe Tie vorgeschlagenen Bestimmungen träten in keiner Weise berechtigten Bestrebungen der Arbeiter aus Verbesserung ihrer Verhältnisse, entgegen, sie könnten also in keiner Wehe verbittern. Ter Einwand, daß rin einzelner Bundesstaat nicht derartige Schutz- maßregeln ergreisen dürse, weil die sozialdemokratische Beweg ung dann vielleicht in einen anderen Bundesstaat übertragen würde, sei dadurch widerlegt, daß gerade Machtbefugnisse er strebt würden, welche in anderen Bundesstaaten bereit- bestünden. Der Minister führt als Beleg an, daß zwei anarchistische Ver eine, die in Hamburg ausgehoben worden seien, sich sosort in Altona wieder neu gegründet hätten. Tie Regierung bitte das Haus dringend, die vom Herrenhause gebotene Hand der Ver ständigung anzunehmen Der gesunde Menschen».rstand sordere gebieterisch, einem unversöhnlichen Feind so bald und so kräftig wie möglich zu Lnbe zu gehen Die Besorgnisse dis Miß brauchs durch untergeordnete Polizeibeamte und theoretische Bedenken bedeuteten diesem dringenden Bedürfnisse gegenüber nichts. Die Regierung verdiene Dank dasür, daß sie den Finger in die Wunde gelegt habe; das Haus möge ihr Helsen, die Krankheit zu heilen, welche am Herzen des Volkes fresse Abg. Hobrecht (nl) versichert, daß seine Partei die ernste Gefahr der fozialdemokraiischen Agitation stets anerkannt habe; diese fei aber in den letzten Jahren nicht fchlimmer geworden, die Aufregung darüber vielmehr künstlich gemacht Die Gründe, welche die Nationalliberalen gegen die Artikel I und III der ursprünglichen Vorlage gehabt, seien auch heute noch für sie maßgebend; und doch winden sie diese, salls zwischen ihr und den sreikonservativen Anträgen zu wählen sei, vorzichen; denn der Staat müsse mit den ihm zu Gebote stehenden Mitteln jeg liche gegen seine Sicherheit gerichteten Bestrebungen bekämpfen, gleichviel von welcher Seite — er könne außer der sozial demokratischen auch andere nennen — sie kämen. Die Ver hetzung von Arbeitern gegen die Arbeitgeber, die Stteikagitation würden durch das Gesetz gar nicht getroffen Eine geschickte und energische Handhabung der gegebenen Mittel könne schon Auf der Bühne wiederholten nach einander verschiedene Künstler, Männer und Frauen, Bässe und Soprane ein und dasselbe Bruchstück in Versen oder sangen in der Weise des antiken Chors, bald mit bald ohne Blaske. Die Wirkung zeigte sich gleich bei den ersten Versuchen Der Gegensatz trat besonders dann zu Tage, wenn der Künstler mitten im Vortrage plötzlich die Maske abnahm und seinen Monolog ohne sie fortsetzte vr. Castex ge langte zu folgenden Ergebnissen: Mit der Maske reicht die Stimme weiter und gewinnt an Stärke und Deutlichkeit, der Ton wird dabei weder nasal noch dunkel Der Schau spieler hat das Gefühl, daß feine Stimme weiter trägt als sonst, denn er hat den bekannten Eindruck, daß sie nicht in seinem Munde tönt, sondern vor ihm vr Caster fragt sich, um ivieviel bester seine Versuche ausgefallen wären, wenn er sie unter dem reinen und ruhigen Himmel Italiens oder Griechenlands hätte machen können, und schließt seine Beobachtungen mit den Worten: „Meine Experimente sind nur eine Vorarbeit für Philologen, welche Geschmack an dieser Art von Untersuchungen finden So ungureichend sie auch sein mögen, so liefern sie nichtsdestoweniger den Be weis, daß die Theatermaske die Stimme schont und so wohl für den Schauspieler als für den Zuhörer von Nutzen ist Das war es, was mich als Laryngologen interessierte" Die Versuche des Vr Castex bewogen den bekannten Vr. CabanöS in der Frage der antiken Maske die An sichten verschiedener kompetenter Persönlichkeiten einzuholen, um sie demnächst in der von ihm herausgegebenen „Chronique msdicale" niederzulegen Der „Eclair" teilt schon jetzt einige Antworten mit Hr. Heuzey berichtet, daß er zwei Masken hatte anfertigen lassen, welche bei einer Vorstellung der Großen Oper zur Verwendung kamen, in der man, um eine Geschichte des Theaters zu geben, unter anderem mehrere Szenen aus „Agamemnon" von Aschylu« mit den getreuen Kostümen und Dekorationen des griechischen Theaters aufführte „Meine tragische jetzt vielen Übeln Vorbeugen; die praktischen Engländer hüteten sich, da- Versammlung-Vergnügen irgendwie zu beschränken Bei der jetzigen Lage stimme seine Pattei mit Ausnahme eine- Einzigen gegen da- ganze Gesetz Abg Gras zu Limburg.Stirum (kons.) hält die Be schlüsse des Herrenhauses für das Minimum besten, was man annehmen müsse Seine Partei werde für Artikel I stimmen, wenn dieser aber abgclehnt werden sollte, gegen das ganze Gesetz Die Rede der Ministers habe seine Partei befriedigt, und seine entschiedene und bestimmte Sprache müsse auch im Volke Befriedigung heivorrusen, welche- wisse, daß durch ewiges Hetzen die Gemüter nur zu gewaltthätigen Aktionen vor bereitet würden Die Verantwortung für taS Scheitern des Gesetzes treffe allein die nationalliberale Partei, hinter der dieS- ruul die Mehrheit de- Bürgertums stehe. Wenn das Gesetz jetzt scheitere, möge die Regierung die Sache nicht al« abgethan be trachten, sondern aus dem erfreulicherweise betretenen Wege fortfchreiten Abg Lieber (Z.) erklärt, daß seine Partei an der Ablehn ung der Vorlage festhalte, weil sie nicht irgend eine Partei der Polizeiwillkür prei-geben wolle: denn den Beschlüssen de« Herren hauses fehle jegliche juristische Konsistenz Daß die Begründung de- Minister- den Widerspruch der Mehrheit de- Haust- hervor- gerusen habe, dürse sich Abg Graf Limburg nicht verhehlen Früher habe eS geheißen, ein Staat, der zwei Millionen Bajo nette habe, brauche die soziale Frage nicht zu fürchten, und jetzt erkläre man diese Bajonette für bedroht. Gegen die Korrumpierung der Rekruten und Reservisten durch Flug schriften biete das Gesetz keine Handhabe Der Minister habe anerkannt, daß der Schwerpunkt des Kampfes gegen die Sozial demokratie aus religiösem und sozialem Gebiet liege; gerade auf diesem aber schreite die Regierung rückwärts, während seine Fraktion bereit sei, hier Reformen zu fördern Abg Frhr. v Zedlitz (sreikons.) bestreitet, daß die Sozial politik rückläufig sei, und vertritt die Vorlage mit dem Hinweis daraus, daß man, wenn man auch nicht alle Quellen der Ver führung verstopfen könne, doch die erreichbaren verstopfen müsse. Wenn da« Gesetz jetzt scheitere, möge die Regierung von dem schlecht unterrichteten Landtage an den bester zu unterrichtenden appellieren Abg. Rickert fr Vgg.) vertritt die Ablehnung der Vor lage, die auch die Mehrheit des Volkes verlange. Vizepräsident des Siaalsministeriums v Miguel will aus die Gründe für und wider die Vorlage nicht eingehen, da er- fahiungSgemäß Stellungnahmen der Fraktionen unüberwindlich feien, fondern nur den Mißdeutungen und Befürchtungen ent- gegentreten, welche vielfach an das Vorgehen der Staats regierung geknüpft würden Bon einer Bedrohung der bürger lichen Freiheit und der verfassungsmäßigen Rechte des Volkes unter Führung einer Junkerherrschaft, wie die Schlagwörter lauteten, sei keine Rede, die Stellung der Regierung zu den Parteien werde durch da-Schicksal der Vorlage in keiner Weise alleriert werden Wir hätten keine Parteiregierung; die Re gierung laste sich nur von den allgemeinen großen Interessen de- Staates und der Gesellschaft leiten Die sich avspielenden wirtschaftlichen Jnterrssenkämpfe würfen aus die politische Auf fassung der Beteiligten ihre Schatten; trotzdem sei aber das Be- wußisein der Gemeinsamkeit der ganzen arbeitenden und erwerben den Klassen außerordentlich gewachsen, und diese Entwickelung werde hoffentlich iu einem großen Kompromiß solcher Berufs zweige enden, mit denen die Regierung zusammengehen könne, indem sie auch ihrerseits eine seste Stellung einnehme Aus solcher Mittellinie werde jeder da- Erreichbare erreichen Die Verordnungen wegen der Konsektionsarbeiter und der Bäcker bewiesen, daß die Sozialpolitik nicht in den Hintergrund ge treten sei, und sie werde, vorzugsweise die besonders leidenden Teile der Bevölkerung berücksichtigend, forigesühri werten. Wirtschaftliche Entwickelungen könnten aber nicht künstlich ge macht werden. Auch den Arbeitern müsse die Überzeugung bei gebracht werden, daß ihr Heil nur in der friedlichen, gesetzlichen Entwickelung liege. Abg. Hahn (b. k. F ) wendet sich gegen die ablehnende Haltung der nationalliberalen Fraktion Abg Krause (nl.) erwidert, daß ter abprechendeTon des Vorredner» mehr für eine Volksversammlung als für diese- Haus passe Seine Freunde wollten keine parlamentarische, also jedensalls auch nicht eine Parteiregierung, aber sie wünschten auch nicht, daß einer Partei zu Liebe regiert werde Zur Samm lung der Elemente gegen die Sozialdemokratie habe die Ein bringung der Vorlage nicht genützt. Daraus wird die Generaldebatte geschlossen. In der SpczialdiSkussion über Artikel I protestiert Abg. Molty Pole) namens seincr Fraklion gegen die Vorlage Abg. Richter (sreis Volksp) weist aus die seit 20 Jahren bekannte Stellung seiner Partei gegenüber dem Sozialistengesetz hin, bestreitet die Annahme daß dies neue Sozialistengeietz irgend eine Person der Sozialdemokratie abwendig machen würde, und erachtet die allgemeinen Bus ührungen des Ministers v. Miguel über die Haliung der Regieiung und die Sammlung der Parteien für zu unbestimmt. Minister v Miquel erwidert, daß die Politik der Sammlung welche die Regierung versolge, durch die Ablehnung d.r Vorlage nicht geändert werde Da» Urteil des Vor- Maske", schreibt Heuzey, „welche den Typus der „bleichen, langhaarigen Frau" zeigte und von Lambert (vom Odeon- Theater) in der Rolle der Klytämanstra getragen wurde, hatte einen gewissen Erfolg Man war besonders über den Umfang und die Klangfülle erstaunt, welche die Maske der Stimme des Schauspielers gab, wie auch über das unerwartete Leben und die Beseelung, die die Bewegungen in Verbindung mit dem Spiel der Lichter diesem starren Antlitz verliehen " Maurice Croizet, Professor am College de France, wünscht, daß man die Versuche unter Verhält nissen wiederholen möchte, welche sich denen des alten Theaters mehr näherten, und weist auf die günstige Ge legenheit in Orange hin. Jules Claretie, Leiter der Comsdie Fran^aise, will von einem solchen Versuch, den er eine Gelehrten-Laune nennt, nichts wissen „Die Kunst der Nuancen", sagt er, „die Pantomime, die Feinheit des Sviels, die Wissenschaft der Aussprache, die den Ruhm unseres Theaters bilden, würden sehr schnell unnütz werden, wenn man die Schauspieler der Archäologie opferte " Schließlich äußert sich der bekannte Schauspieler Albert Lambert skeptisch über den Zweck der Maske, als Sprachrohr zu dienen „Hatte man", fragt er, „wirklich nötig, in den griechischen und römischen Theatern die Stimme künstlich zu verstärken? Die wunderbare Akustik dieser Bauwerke genügte Als ich in Orange der Auf führung der Oper „Moses" von Rossini beiwohnte, hörte ich von meinem Platz auf den obersten Reihen des weiten Amphitheater« aus deutlich da« leiseKlopfen desTakistocks beim Beginn der Musik und mitunter sogar, wenn eine plötz liche Stille eintrat, das Rauschen der Blätter beim Um- wenden der Partitur. Vor der Vorstellung hatte ich eigene Versuche im leeren Theater angestellt Ich begab mich an den von der Bühne entferntesten Punkt und ließ meinen auf der Szene stehenden Sohn mit gewöhnlicher Stimme einige Verse sagen Ich hörte so deutlich, als wenn er einen Meter vor mir stände, ebenso wie er mich verstand, wenn ich in ruhigem Konversationstone ohne redners über den Wert de» Ministeriums mache aus diese» — so viel Charakter habe e- jedensalls — nicht den geringsten Eindruck. In namentlicher Abstimmung wird hieraus Artikel I mit 209 gegen 20ö Stimmen abgelehnt. Dasür stimmen geschlossen Konservative. Freikonjervalive, serner vr. Hahn (wild) und die Nationalliberalen Bueck und Schoos, daqegen Zentrum, Polen, die beiden sreisinnigen Parteien und die Nationalliberalen mit den genannten Ausnahmen. Der Nationalliberale v. Sanden (Tilsit) enthielt sich der Abstimmung Die sämtlichen übrigen Artikel werden in einsacher Ab stimmung abgelehnt. Präsident v Köller teilt mit, daß der Landtag durch eia Schreiben des EtaatSministeriums zu einer gemeinsamen Sitz ung beider Häuser aus abends 7 Uhr eingeladen werde, um eine Allerhöchste Botschaft zur Schließung des Landtage- entgegen- zunehmen Beide Häuser des Landtages hielten daraus abend- 7 Uhr im Sitzungssaal» des Abgeordnetenhauses die gemeinsame Schluß sitzung ab. Der Präsident de- Herrenhauses, Fürst zu Wied, übernahm den Vorsitz Der Vizepräsident de- SlaatSministettums, v Miquel, verlas die Allerhöchste Botschaft, gegeben Trave münde, 4 Juli, wodurch er ermächtigt wird, den Landtag am 2t Juli zu schließen, und erklärte den Landtag für geschloffen Fürst zu Wied brachte rin begeistert aufgenommene« hoch auf Se. Majestät den Kaiser und König au» und schloß die Sitzung. Neber die Thätiftkeit der it»lienischen Kammer, die sich bis zum Herbst vertagt hat, giebt die offi ziöse „Polit. Corr." einen Überblick, in dem eS heißt: Man hat keinen Anlaß, der Kammer besonderes Lob zu spenden Es wurden die Budget« und die Vorarbeiten zu einer Anzahl von BesetzeSprojelten erledigt, die im Herbste zur Beratung gelangen sollen, das war so ziemlich die ganze Arbeitsleistung der neuen Kammer während ihrer ersten Tagung. Es läßt sich nicht bestreiten, daß Marchese di Rudini die all gemeinen Wahlen zu ungelegener Zeit vornehmen ließ, nachdem ledoch die neue Kammer einmal da war, wollte sie der Minister präsident erst genau kennen lernen, bevor er klare Stellung zu ihr nahm Aus diesem Grunde bat er der Kammer die in seinem Wahlmaniseste angekündigte wichtigste Vorlage, näm lich jene, betreffend die Wahl- und die Verwaitungsresorm, noch nicht unterbreitet, seine ganze Geschicklichkeit vielmehr daraus verwend»», die dem Ministerium Rudini - Brin er gebene Majorität auch unter den neuen Verhältnissen fest zuiammenzuhalten. DaS ist dem Ministerpräsidenten auch gelungen und nur ein einziges Mal, nämlich bei Gelegen heit der Debatte über das Budget des Ministerium- de« Innern, schien eS, al- ob ein Teil der Majorität von der Re gierung absallen wollte. Bei diesem Anlasse hat sich die wahre Zusammensetzung der Kammer in der klarsten Weise ge zeigt E- stellte sich heraus, daß die Majorität in mehrere Gruppen zersällt, wovon die Rechte, au- lüO bis 120 Ab geordneten bestehend, dem Marchese di Rudini Besolgschaft leistet, gegen KO Abgeordnete Anhänger ZanardelliS sind, während üO Deputierte zu den Freunden Giolittis zählen. Ter Rest der Majorität besteht auS Abgeordneten von richt ganz beüimmier Patteiftellung. Die Dinge steden demnach geuou besehen derart, daß die Rechte den Gruppen Zarnadelli- Giolilti da» Gleichgewicht hätt und die Gruppe Zarnadelli uu- gesähr dieselbe Stärke wie die Gruppe Giojitti besitzt. Keine dieser Gruppen allein wäre daher im stände gewesen, den Aus schlag zu geben, sie bleiben demnach aus Klugheit innerhalb der Minorität, um sich ihren Einfluß zu bewahren. In gewißen parlamentarischen Kreisen herrscht ledech die Meinung vor, daß die bisher vermiedene Spaltung innerhalb der Majorität im Herbste zu erwarten sei. ES dürsten sich nach Ansicht der be treffenden Kreise alSdann unter der Führerschaft des Hrn. Zanardelli sämtliche Fraktionen der Linken, die An- HLng>r Zanardellis, Eiolittis, Crispis, Forti- und BaccelliS, zu einer Partei vereinigen und der Rechlen gegenübertrelen. Wieder andere Leute, und zwar gute Kenner der parlamen tarischen Verhältnisse Italiens, halten jedoch eine solche Ent wickelung sür sehr unwahrscheinlich Eine derartige Konzen tration der Linken könnte nämlich nur dann aus Erfolg rechnen, wenn sie der Unterstützung de« Baron Sidney-Sonnino sicher wäre Das ist aber sehr zu bezweifeln, denn dieser Staats mann, dessen Zeit sicher noch kommen wird, dürste eS unter den jetzigen Umständen vorziehen, sich in keiner Weise zu binden. Es darf demnach als wahrscheinlich angenommen werden, daß die parlamentarische Situation auch bei dem Wiederzusammen- tritte der Kammer dieselbe sein werde, wie sie es anläßlich der Beratung des Budgets des Ministeriums des Innern war, und daß da- Kabinett Rudini zunächst nichts zu be- sürchten haben wird Man mußte während der Kommersession immer mehr die Überzeugung gewinnen, daß daS Ergebnis der letzten all gemeinen Wahlen nicht in allen Punkten den Erwartungen di Rudini- entsprochen hat. Als der Ministerpräsident die Wahlen ausjchrieb, verfolgte er einen doppelten Zweck; einer seits wollte er die Anhänger CriSpiS und Sonninos durch seine > ... .. > stimmliche Anstrengung mit ihm sprach " Für Lambert ist die Maske nur eine geniale Erfindung, um durch ei« mächtiges Bild auf die Phantasie der Menge zu wirken. „Man schuf mittels derselben Erscheinungen, deren Ein druck ewig im Geiste der Zuhörer haften bleiben mußte." * Über Marconis drahtlofen Telegraph äußert sich vr Heinrich Schreiber in der „N. Fr Pr " folgender maßen: Das Bestreben, zum Telegraphieren statt des Drahtes den Luftraum als Leitung zu bdnützen, ist nicht neu und datiert bereits auf ein Jahrzehnt zurück Der Engländer Preece hat zuerst dahingehende praktische Ver suche unternommen, welche sich auf eine Strecke von mehreren Kilometern ausgedehnt haben und erfolgreich von statten gegangen sind. Um beim Telegraphieren ohne Leitung durch den Luftraum eine Verständigung hervor zurufen, sind bereits einige Methoden bekannt Die erste Methode gründet sich auf da« Prinzip, daß ein elektrischer Leiter, in welchem Wechselstrom zirkuliert, in einem zweiten, räumlich getrennten Leiter einen elektrischen Strom Hervorrust. Eine zweite Methode beruht auf elektrostatischen Ursachen, indem nämlich ein metallischer Körper, welcher mit Elektrizität geladen wird, einem von ihm getrennten zweiten metallischen Körper eine elektrische Ladung erteilt. Eine dritte Art de« Tele- graphierens ohne Draht geschieht unter Zuhilfenahme von Erdströmen, wobei die Erde, welche in der Regel bei der gebräuchlichen Telegraphie lediglich al« Rückleitung benüHt wird, auch zur Hinleitung zur Verwendung kommt Mrt diesen drei grundlegenden Methoden war e« bereit« ge lungen, eine telegraphische Verständigung, hauptsächlich für den Verkehr zwischen Leuchtschiffen und dem Festlande, ferner zwischen Inseln und dem Kontinente dort, wo unterseeische Kabel nicht zur Verfügung standen oder defekt geworden waren, einzurichten Die ersten dieser Versuche wurden zwischen der Insel Wight und der eng lischen Südküste »»«geführt In jüngster Zeit ist eine analoge und besonder« sorgfältig auSgefühtte Probe am
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