Suche löschen...
Dresdner Journal : 10.07.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-07-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189707100
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970710
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970710
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-07
- Tag 1897-07-10
-
Monat
1897-07
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 10.07.1897
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
»«„«»»ret»: Gür Dresden vierleljLhrkich: > Mark 50 Ps., bei den Kais«. Nch deutschen Postanstalten vierteljährlich » Mark; außer halb des Deutschen Reiches Post, und Stempelzuschlaa. Einzelne Nummern. 10 Pf Erscheine«: Täglich mit ÄuSnahme der Sonn- und Feiertage abends. Fermpr.-Anschluß: Nr 1295 >«kü»tzt,«u«»,e»ütre«r Kür den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift so Ps Unter „Eingesandt" die Zeil« 50 Psi Bei Ladellen- und Ziffernsatz entsprechend« Aufschlag Herausgeber: Königliche Expedition des Dresdner Journal- Dresden, Zwingerstr. 20 Fernspr.-Anschluß: Nr. 1S». W157. 1897 Sonnabend, dw 1V. Juli, abends. Diejenigen Bezieher unseres Klattes, welche dasselbe von hier aus nach einem andern Aufenthaltsort nachgesendet zu haben wünschen, bitten wir, mit der bezüglichen Bestellung gleich zeitig die an die Post zu entrichtende U c b e r- Weisungsgebühr einsenden zu wollen. Die selbe beträgt im ersten Monat eines Viertel jahres 60 Pfg., im zweiten Monat 40 Pfg. und im dritten Monat 20 Pf. Auf ausdrücklichen Wunsch besorgen wir die Nachsendung unter Kreuzband. Die Ge bühren hierfür richten sich nach dem Gewicht der einzelnen Sendungen. König!. Expedition des Dresdner Journals. Ämtlicher Teil. Tres-e», lO.Jnij. Se.Königl.Hoheit der Groß- herzog von Sachsen Weimar-Eisenach ist gestern Nachmittag 4 Uhr 16 Min. hier cingetrosfen und hat Sich in das König!. Sommerhoflager zu Pillnitz begeben. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Stadtgendarm o. D. Zimmer in Dresden das Albrechtskreuz zu verleihe». Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Bankdirektor Gustav Hartmann zu Dresden den ihm von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen ver liehenen Kronenolden III Klasse annehme und trage. Srueuuungeu, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Zu besetzen: die 2 Lehrer stelle in Zelhau. Kvllawr. die oberste Schulbehörde Ein kommen: 1000 M Gehalt und Aussigt aus sosortige Voraus- gewShrung der ersten Alierszulage im Betrage von 200 M., 72 M für Fortbildungeschulumerricht, 36 M. sür Turnen und freie Wohnung mit Garien. Gesuche sind bis zum 25. Juli an den Königl. BezirkSschulinspeltor Schulrat vr. Winkler in Freiberg einzureichen; — die zweite Lehrrrstelle in Zug. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: Ivov M. Gehalt, 36 M. für anteiligen Turnunterricht und freie Wohnung mit Garten Gesuche sind bis zum 30. Juli an den König! Bezrrk-schulinspektor Schulrat vr Winller in Freiberg ein- zureichen Nichtamtlicher Teil. Halbe Meuscheu. (Fortsetzung.) Weil man keine feste, klare Weltanschauung hat, so hat man auch keine bestimmten Grundsätze. Weil znan nicht weiß, oder wissen will, was religiös und sittlich gut und böse, recht und unrecht ist, weiß man erst ^echt nicht, was politisch gut und böse ist. Weil in unserer Zeit so viele kiichlich halb sind, so giebt es auch politisch so viele halbe Menschen. Anstatt nach festen Grundsätzen urteilt und handelt man nach augenblicklichen Impulsen, nach den Scheingründen des momentanen Erfolges, des Vorteils oder Genusses. Man fragt nicht, was fordert in dieiem Zalle die Wahrheit, die Gerechtigkeit, die Nächstenliebe, die Pflicht? sondern vor all-m: was ist zweckmäßig, vor- Lunst und Wissenschaft. Gislen van Vusbeekc. turkischr Gesandtschaft. Aus dem Nachlasse des letzten Herausgebers der Moltkeschcn Briefe über Zustände und Begebenheiten in der Türkei des 1895 verstorbenen Gustav Hirschfeld veröffentlicht der Allgemeine Berein für deutsche Litteratur soeben (Berlin, 1897) ein Skizzenbuch „Aus dem Orient". Neben des Verfassers „Wandelungen und Wander ungen in Kleinasien", „Ein Ausflug in den Norden Klein asiens", „Anatolische Reisebilder", neben den Studien über „Die Entwickelung des Stadtbildes" und „Antike Gräber" enthält der wertvolle Band auch die in jüngster Zeit viel fach genannten Schilderungen aus Griechenland, die im Anfang der achtziger Jahre niedergefchrieben wurden, sowie den historischen Aussatz „Ein deutscher Gesandter bei Soliman dem Großen", der an die lateinischen Briefe des Niederländers Ogier Gislen van Busbeeks aus Eomines, in denen dieser über seine Gesandtschaftsreise nach Kon stantinopel berichtet, anknüpst, von denen Hirschfeld meint, daß er „etwas Charakteristischeres für die Türken — und nicht bloß jener Zeit — nie gelesen habe " Als Ab gesandter Kaiser Ferdinands I. an Soliman den Großen war der niederländische Edelmann bereits im Januar 1554 zum ersten Male in der türkischen Hauptstadt eingetroffcn und nach mehrmonatlicher Anwesenheit in der Türkei im August 1554 nach Wien zurückgekehrt Aber damit war nur das Vorspiel seiner Leiden zu Ende: nach kaum drei Monaten machte er sich wiederum auf den Weg mit neuen Aufträgen Ferdinands und traf im Januar 1855 in Konstantinopel ein für unbestimmte Zeit Sein Aufenthalt sollte fast acht Jahre dauern Der Empfang des Gesandten war auch diesmal nichts weniger als freundlich Ferdinand gab gewiße Ansprüche auf Siebenbürgen nicht auf, wie Soliman gewünscht hatte teilhaft und opportun? Man läßt sich von der Laune und dem Gelüste des Augenblicks, von den schwankenden Wogen der „öffentlichen Meinung", vom Winde des „Zeitgeistes" bald hierher, bald dorthin treiben Aenßere Verhältnisse und Umstände, vermeintliche Klugheits- und Nützlichkeitserwägungen, sind die Trieb federn, die maßgebenden Faktoren des Handelns. Ildes einheitliche, konsequente Festhalten an den als richtig erkannten Grundsätzen, jedes Feststehen auf dem Fclsengrnnde seiner Überzeugung, mit welcher man steht und fällt, wird als eine unpraktische und daher sehr thörichte Ideologie und Pedanterie bezeichnet und bespottet. Alle ethischen Werte, alle idealen Fak toren des Volkslebens gelten in weilen Kreisen nichts mehr. Nur ein skrupelloser, von keinerlei Erwägungen der Religion, des Rechts und des Prinzips ange- krünkelür Politiker wird heutzutage r och als brauchbar und „zeitgemäß" betrachtet. Freiheit von allen be engenden Fesseln, Emanzipation von den veralteten Anschauungen eines kleinlichen, spießbürgerlichen Moral und Sittengesetzes, von dem hindernden Zwange fester Grundsätze — so will es der moderne Zeitgeist, die moderne Richtung in der Politik. Denn der Nalura- lismus und Realismus unserer Zeit beherrscht nicht bloß einen großen Teil der Kunst, sondern ebenso auch eine bestimmte politische Schule. „Realpolitik" nennt man das. Leider übersieht man dabei, daß das Reale durchaus nicht immer das Gute und Berech tigte ist, ebenso wie nur selten der Augenblickserfolg ein dauernder ist. Man vergißt, daß das einzig wirklich Reale, Bleibende, Segensreiche allein ans den ewigen Prinzipien der christlichen Religion, des Rechtes uud der Gerechtigkeit aufgebaut werden kann. Dieser Mangel an Charakter und Prinzip, die bedenkliche Zunahme an politischen Wetterfahnen, an gesinnungslosen Mollurkennaturen, an jenem Opportunismus, der aus Nützlichkeitsrücksichten willig seine bessere Überzeugung opfert, nimmt in einem Maße und Umfange zu, daß es geradezu eine öffent liche Gefahr wird. Die unselige Neigung zur Halbheit, das Fehlen klarer Gesichtspunkte und Ziele, der Mangel an Festigkeit und Stetigkeit verhindert jede ganze Arbeit, jede gründliche Reform. Er trägt die Hauptschuld an dem unseligen luisser aller, an dem weit ver breiteten Streben, jeder klaren Stellungnahme, jeder Entscheidung, sid-m Ausdruck seiner inneren Über zeugung möglichst aus dem Wege zu gehen Taher die Scheu, die Dinge mit dem richtigen Namen zu nennen, die unmännliche Furcht, mit seiner Ansicht irgendwie und irgendwo anzustoßen und das Verstecken hinter Worten und Phrasen, die zn nichts v.rpflichten, die bald so, bald so gedeutet werden können. Daher die geringe Widerstandskraft und die viel zn weit gehende Toleranz gegen die Verführungsküuste der Volksverderber. Deshalb auch der vielfach so geringe Mut bei Verteidigung der wichtigsten Grundsätze, der höchsten Heiligtümer für Altar und Thron; daher so viel Umfall und Abfall, die vielen Entgleisungen und Prinzipverleugnungen! Hierin ist auch der Grund der so weit verbreiteten Unklarheit über die wahren Ursachen der unsere Gegenwart beherrschenden sozialen Frage und Krank heit, über die eigentliche geistige Quelle der Umsturz best! ebungen, sowie die Erklärung für die bloß äußer lichen Versuche zur Lösung und Heilung dieser Krank heit zu finden. Dieser Geist der Halbheit ist vor allem auch cine Gefahr für das Königtum. Wie es viele halbe Christen und halbe Konservative giebt, so auch viele halbe Royalisten, selbst unter den sogenannten ,,mo narchischen Parteien". Wer keine festen, auf Über zeugung und Rückgrat gegründeten Gesinnungen hat, kann sie auch nicht bethäiigen, wenn es not thut. Wer auch in seiner Stellung zum Königtum halb, Vor diesen ließen die Paschas den deutschen Gesandten nun überhaupt nicht; sie behaupteten sich selber dabei zu gefährden „Als das Geringste verhießen sie, daß zwei von uns in einen scheußlichen Kerker gepfercht, der dritte — der war ich — ohne Nase und Ohren zu seinem Fürsten zurückgeschickt werden würde." Man gestehe, be gehrenswert war die Stellung eines solchen Gesandten nicht Die Feindseligkeit der oberen Regionen teilte sich der ganzen Bevölkerung mit; wie ein Gefangener ward der Gesandte in seiner Behausung gehalten und behandelt, als gälte es, ihn kirre zu machen. Daß wirklich einst ein venetianischer Sendbote heimlich iveitergehende Vollmachten erhalten hatte, als er zunächst zu zeigen beauftragt war, konnten die schlauen Türken nicht vergessen Nach drei langen Jahren erhielten die zwei Haupt begleiter Busbeeks von Soliman die Erlaubnis zur Rück kehr: „denn wer sich hierher gewagt hat, kommt nicht so leicht zurück", es war die Höhle des Löwen Busbeek selber blieb, angeblich auf eigene Faust, um da» Friedensbedürfnis seines Kaisers nicht zu dringend erscheinen zu laßen Er hatte mittlerweile den Türken ihre Staatskunst abgesehen; er wußte, das scheinbare Gleichgiltigkeit, Abwarten und Hinhalten hier eher und näher zum Ziele führen als europäischer Eifer Beneidens wert aber war seine Existenz nicht: auf dem Höhenrücken der Türkenstadt bewohnte er einen vom Sultan ange wiesenen Chan; von seinem Kaiser bezog er jährlich 500 Dukaten (etwa 48 000 M. in Metallwert) für sich und sein anscheinend zahlreiches Personal; dennoch erhellt aus mehrfachen Anzeichen, daß sich mit dem Betrage schon etwas machen ließ Eine ebenso große Summe lag stets für alle Fälle, d. h zu Bestechungen bereit, die sich bis an den Großvezier wagen durften " Sieben Jahre hindurch und länger nahm Busbeek das abgeschiedene, beständig bedrohte Leben auf sich, das da mals mit einer Gesandtschaft bei der hohen Pforte ver knüpft war Seinem Ziele, dem Abschluß eines Waffen tolerant, parteilos ist, auf den können sich unsere Fürsten nicht mit Sicherheit verlassen, der fällt ab in den Stunden der Gefahr, denen das Königtum möglicherweise eutgegengeht. Bloße Vernunft- und Opportunitätsmonarchisten, alle die Anhänger eines Herlscherrechts von Volkes Gnaden nützen dem Königtum in schweren Zeiten nichts. Wer selbst in ruhigen Zeitläuften schon ein „Halber" ist, wird in schwierigen Lagen ganz gewiß kein „Ganzer" werden. „Die Freiheit und das Himmelreich gewinnen keine Halben." Gott und der König können keine Grundsatzlosen und Parteilosen, keine Unent schiedenen und Schwankenden gebrauchen, ganz be sonders in unseren Tagen. „Wer nicht für Mich ist, der ist gegen Mich", heißt es bei beiden mit gleichem Recht. Wer nicht ihr entschiedener Freund ist, der ist ihr Feind Denn halbe, scheinbare Anhänger sind in schweren Zeiten viel gefährlicher als ganze, offene Feinde. Eine andere verhängnisvolle Folge der Halbheit und Grundsatzlosigkeit ist die überhandnehmende Ver- mittelungs und Kompromißsucht mit ihrer Vertuschung und Überkleisterung der Gegensätze, mit jenen un- ratürlichen Bündnissen, durch welche die gute Sache so vielfach abgeschwächt, geschädigt und kompromittiert wird. Ein Kompromiß, ein Verzicht auf das, was gerade das am meisten Charakleristische und Wirksame ist, bedeutet stets eine halbe Verleugnung und Nieder lage der einen und eine halbe Anerkennung und Mit Herrschaft - also einen halben Sieg — des entgegen gesetzten Prinzips. Es giebt nur eine Wahrheit und die kann in grundsätzlichen Fragen niemals in der Mitte liegen Sie ist ihrem Wesen nach immer extrem, exklusiv und intolerant. Daher kann es auch zwischen zwei Prin zipien, zwischen den beiden Weltanschauungen kein Mit.elding und keine Vermittelung geben. Wahrheit und Irrtum, christliche und nattualistische Weltanschau ung, staatserhaltendes und staatszerstöiendes Prinzip sind Gegensätze wie Licht und Finsternis, Feuer und Wasser, wie zwei feindliche chemische Elemente, die sich gegenseitig abstoßen und ausschließen Tie sitt lichen Mächte fordern, und müssen ihrer Natur und ihrem Ziele nach fordern, nicht bloß Duldung für sich, — das wäre soviel als Stillstand und damit Rückschritt —, sondern Bekämpfung und Ueberwindung des feindlichen Prinzips, nicht nur die Mitherrschaft, sondern die Alleinherrschast. Darumfort mit aller Konnivenz gegen Irrtum und Sünde! Die politische Prinzipientreue ist wie die religiöse Wie man mit der Bibel, mit Gottes Wort nicht paktieren darf,so auch politisch nicht mit falschen Lehren und Prinzipien. Weder kirchlich noch politisch darf man Gemeinschaft haben mit dem Bösen. Ja und nein zugleich ist nicht nur eine schlechte Theologie, sondern auch eine miserable Politik Wo es sich um Grundwahrheiten, um Prinzipienfragen handelt, da wird jedes Paktieren zu einem Kapitulieren und Abdizieren, die Parteilosig keit zur Charakterlosigkeit oder zum Verrat an der guten Sache. Gewiß, unsre kianke Zeit kann nicht mit halben, verwässerten Mitteln gehlilt werden. Was wir brauchen, ist mehr Wahrheit, Klarheit und Entschieden heit. Wahrheit über den Wert oder Unwert der verschiedenen politischen Prinzipien und ihre Folgen; Klarheit über die zur Gesundung führenden Heil mittel, über das staatserhaltende Prinzip; Ent schiedenheit in der Anwendung des letzteren sowie in der Bekämpfung der entgegengesetzten Lehren des Umsturzgeistes. Das erste Erfordernis für jeden, der für Religion, Sitte und Ordnung kämpfen will, ist daher das Handeln nach klaren Zielen und festen Grundsätzen, Prinzipientrene, Charakterfestigkeit und Überzeugungsmut. stillftandes unv Friedens mit dem Sultan, rückte er mit kluger Festigkeit und Zähigkeit immer näher Inzwischen kümmerte sich Busbeek um alles, was feine Teilnahme er regen konnte: Menschen und Tiere, Handschriften und Inschriften, Münzen und Pflanzen „Er ist gut bedient worden, wir verdanken ihm u. a. höchst interessante Nach richten über Mingrelien, der Wiener Bibliothek konnte er 240 alte Manuskripte übergeben, unter welchen auch das berühmte des Dioskorides sich befand." Im ganzen war das äußere Leben, da der Gesandte sich monatelang in dem ihm vom Sultan angewiesenen „Chan" hielt, drückend einförmig. Es war ein fortwährendes Geplänkel, das bei jedem Anlaß in offenen Krieg auSbrcchen konnte In echt türkischer Weise deutete der Großvezier Rustem darauf, als er ihm einst bei großer Hitze zur Erfrischung einige Wassermelonen schickte: in Buda und Belgrad sei noch viel mehr von der Frucht und von größerem Kaliber. Er spielte aus die Bomben an BuSbeek erwiderte in gleichem Ton, das wundere ihn nicht, denn auch in Wien gediehen die trefflich Selten durchbrach er seine Fesseln mit Gewalt, seine Wißbegier mußte stark gereizt werden; den Auszug Soli mans im Juni 1559, da dieser hinüberging nach Klein asien gegen seinen dritten Sohn Bayezit, mochte er sich nicht entgehen lassen. Die Paschas hatten es nicht für geziemend gehalten, daß der Großherr einem Giaur zum Schauspiele diene Es war ein glänzender Aufzug. Tau sende von Reitern und Fußsoldaten zogen in ihrer bunten glänzenden Tracht und ihren eigentümlichen Waffen vor über, unter welchen nur die Janitlcharen Feuergewchre hatten Die Uniformität einzelner Truppengattungen fiel dem Franken damals als etwas Ungewohntes aus. So liman selber, der fast am Ende des Zuges ritt, glich einem Erzürnten. Dabei hatte der Gesandte fortwährend um das Schicksal anderer, unglücklicher Landsleute und Unterthanen seines Gerade in unseren destruktiven Tagen bedarf die Sache der Ordnung, brauchen König und Vaterland ganze, entschiedene, zielbewußte Männer, furcht lose, selbständige, prinzipienfeste Charaktere, Leute mit klarer einheitlicher Weltanschauung, die wissen, was sie wollen, aber auch nur das wollen und thun, was sie als richtig und notwendig erkannt haben. Nur so kann die moderne Halbheit überwunden, und die darin liegende große Gefahr für die staatserhaltenden Par teien gegenüber dem entschiedenen, zielbewußten Vor gehen der Linken abgewendet werden. Alle Welt glaubt sich heutzutage berechtigt, über die „schwan kende Politik der Regierungen", über Mangel an Festigkeit und klaren Zielen und die daraus ent springenden „halben Maßregeln" zu klagen. Aber haben diese Kritiker etwa selbst feste Grundsätze und Ucberzeugungstreue? Was unserer Zeit vor allem fehlt und not thut, ist nicht das Wissen, sondern das Wollen, nicht Bildung, sondern Charakter. Ja gewiß, wir müssen im Interesse der guten Sache, unseres teueren Volkes und Vaterlandes angesichts der Gefahren der Zukunft alles thun, daß der Geist der Halbheit, Gesinnungs- und Grundsatzlosigkeit aufhöre, daß wieder mehr Festigkeit und Überzeugung-treue, mehr Entschiedenheit zum Guten einziehe, und damit mehr Widerstandskraft gegen falsche Lehren und Bei spiele, gegen Verführung und Abfall. Gebe Gott, daß, wie in sittlicher, so speziell auch in politischer Bezieh ung, in den höheren führenden und vorbildlichen Ständen die vielen halben Menschen mehr und mehr verschwinden möchten, die weder warm noch kalt sind, die schon der Prophet Jesaias als ein Unglück für die einzelnen, wie für die Völker erkennt. „Wehe denen, die aus sauer süß und aus süß sauer machen, die Böses gut und Gutes böse heißen, die aus Finsternis Licht und aus Licht Finsternis machen." Möchten wir uns doch darüber nicht täuschen, daß die Zukunft nicht den Halben, den Ge mäßigten und Lauwarmen gehört, sondern den Ganzen, Zielbewußten und Entschiedenen. Zu den Ariedensverhandlungen in Konstantinopel. Aus Wien wird uns geschrieben: Bezüglich der Friedensverhandlungen in der tür kischen Hauptstadt hat die Situation cm Lause einiger Wochen eine wesentliche Wandlung erfahren Vor Monatsfrist kam in Athen der Chauvinismus, welchen man bei dem Kriegsbeginne künstlich hervorgerufen hatte, nach allen Niederlagen der griechischen Waffen doch »och dadurch zur Geltung, daß die Regierung und die Presse erklärten, Griechenland werde sich zu einen! verzweifelten Widerstande auftaffen, falls die Friedensberingungen allzu drückend sein würden Auch in London und anderwärts wurde auf diese Möglichkeit hingewiesen. So gewann man denn zu jener Zeit den Eindruck, die baldige Lösung der Friedensfrage sei vor allem abhängig von der Vermeidung der Gefahren, die sich eventuell aus der Auf lehnung der griechischen Bevölkerung gegen eine demütigende Entscheidung ergeben könnten. Heute denkt in Athen niemand mehr an die Fortsetzung deS Kampfes. Die Kundgebungen des dortigen Kabinetts und der hellenischen Presse enthalten keine Drohungen mehr, sondern nur eindringliche Bitten um die Be endigung eines Zustandes, welcher für Griechenland mit den schwersten materiellen Opfern verknüpft sei und zugleich jeden Versuch zur Sammlung der Kräfte des Landes hindere. In Konstantinopel aber, wo man während des Krieges versichert hatte, man werde sich bei dem Friedensschlüsse mit bescheidenen Errungen schaften begnügen, beobachtet man nun mit unverkenn barer Genugthuung die trostlose Lage des be- Kaisers zu sorgen, die in türkische Gefangenschaft und Sklaverei geraten waren und oft um hohe Summen los gekauft werden mußten. Das schönste Zeugnis für seine Anschauung in solchen Dingen, die anderen selbst als Leichtsinn erscheinen konnte, giebt mir ein merkwürdiger kleiner Fund an die Hand BuSbeek erwähnt in seinem letzten Briefe dreizehn junge Niederländer und Deutsche, welche zuerst durch ein Ver sehen von den Türken in Palästina aufgegriffen waren, dann aber festgehalten wurden, besonders- weil sie zu robust und jugendlich seien, um einfach für Pilger gelten zu können. Jahrelang litten sie auf den Galeeren bei Konstantinopel; der Gesandte hatte sich schon lange um ihren Loskauf vergebens bemüht, als sein alter Wider sacher Lavigne sie vom Sultan ritterlich erbat und erhielt. BuSbeek hat die Namen dieser Gefangenen nicht genannt; aber wir besitzen noch in einem alten Druck des sech zehnten Jahrhunderts den 'Bericht eines derselben: es ist „der Edle, Ehrenpheste Melchior von Seydlitz zu Nicklaß- dorfi in Schlesien." Er macht viel Rühmens von dem „Ehrlichen Herrn von Busbeel"; schon aul den Galeeren hatte er sie oftmals heimlich beschenkt und getröstet; vor der Abreise gab er dreien von ihnen 300 Dukaten; eine Verschreibung dafür wies er mit den Worten zurück: „er wiste nicht anders, denn das wir ehrliche Leute weren, ließ sich verwegen begnügen, daß wir ihm solch Geld wider zu schicken zusagten, das wir, da es müglich, von Venedig, wo nicht, von Hause aus thun sollten. Würden wir aber nicht halten was wir redten, so were zu be sorgen, wir hielten so wenig was wir schrieben Erst als am 1 Juni 1562 die Bedingungen eines achttägigen Waffenstillstandes unterzeichnet worden waren, kam es zur Abschiedsaudienz bei Großvezier und Sultan, zur Befreiung von einer Botschafterwürde, die mit einer harten Gefangenschaft so ziemlich eins gewesen war Genau acht Jahre nach seinem zweiten Ausbruch nach Konstantinopel konnte Busbeek in Frankfurt a M sich
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite