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Dresdner Journal : 02.07.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-07-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189707028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-07
- Tag 1897-07-02
-
Monat
1897-07
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 02.07.1897
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Tagesgeschichk. Tre-dt», 2. Juli Se. Majestät der König kamen heute vormittag von Pillnitz ins Residenzschlotz zu Dresden und nahmen die Borträge der Herren ElaatSminister entgegen. Mittags 1 Uhr geruhten Se Majestät der König eine Abordnung de» Ausschusses für das II. Sächsische Kreisturnfest, bestehend aus den Herren Oberbürger meister vr. Dittrich in Plauen i. V., Direktor der Turnlehrerbildungsar.stalt Bier in Dresden und Lehrer Kraner in Plauen i. V, und danach eine Depu tation der Stadt Freiberg, bestehend aus den Herren Bürgermeister vr. Schroeder, Stadtrat Rößler und Stadtverordnetenvorsteher Rechtsanwalt Täschner, zu empfangen. Die erstgenannte Abordnung unterbreitete dem Landesherrn eine Einladung zu dem am 18. und 19. Juli in Plauen i. B. stattfindenden Turnfeste, während die letztgenannte Deputation eine Einladung zu der für den 6. Juli in Aussicht genommenen Ent hüllung des auf dem Obermarkte in Freib.rg errich teten, mit dem Standbilde des Markgrafen Otto des Reichen geschmückten MonumentalbrunnenS über brachte. H2 Uhr erteilten Se. Majestät sodann Audienzen an die nachgenannten Herren: Geh. Finanz rat Schreiner, Oberlandesgerichtsrat I)r. Nippold, Landgerichts-Direktor vr. Müller, Sanitätsrat vr. Kern in Möckern, i^konomierat Uhlig in Sachsenburg, Stadträte Friedrich in Dresden und Hinkel in Ehem nitz, Kammervirtuos Schmeidler und OberrechnungS- inspektor Zeitler. Später kehrten Se. Majestät in die Sommerresi denz zu Pillnitz zurück, wo um 5 Uhr Königl. Tafel stattfindet, an welcher außer Ihren Majestäten dem König und der Königin Ihre Kaiser!, und König!. Hoheiten der Großherzog von Toskana und die Frau Prinzessin Friedrich August, Ihre König!. Hoheiten die Frau Herzogin von Genua und die Frau Prinzessin Karl Anton von Hohenzollern sowie die Damen und Herren des König!. Dienstes und der fremden Fürstlichen Suiten teilnehmen werden. Nach dem Diner wird die Kapelle des König!. Bäuerischen 16 Infanterie Regiments „Grobherzog Ferdinand von Toskana" vor den Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften im König! Lustgarten zu Pillnitz konzertieren TreSdcn, 2. Juli. Im Auftrage Sr König! oheit des Prinzen Friedrich August wohnte r. Hofmarfchall Frhr. v. Reitzenstein gestern d.r eerdigung des Frhrn. v. Burgk bei. Deutsches Reich. * Berlin Bei dem vorgestrigen Diner im Jacht klub in Kiel tranken Se Majestät der Kaiser auf das Wohl Sr Majestät des Königs der Belgier und teilten die Ernennung des König» zum Ehrenmitglied« des Kaiser! Jachtklubs mit König Leopold dankte für die Auszeichnu. g und betonte, daß er bereit» früher, vor zwanzig Jahren, Kiel besucht habe, da» damals klein gewesen sei und in dessen Hafen sich nur wenige Kriegsschiffe befunden hätten Jetzt sei Kiel ein Kriegshafen und die Flotte habe einen gewaltigen Aufschwung genommen, worüber er sich von Herzen freue. Dieser Aufschwung sei das Verdienst des großen Kaiser» Wilhelm I, aber nicht minder der rastlosen Bemühungen Sr. Majestät de« Kaisers Wilhelm ll. Der König schloß mit einem Hoch aus Se. Majestät den Kaiser. — Gestern nachmittag traf S. M S ,Hönig Wilhelm" mit Sr. König!. Hoheit dem Prinzen Heinrich an Bord, von England kommend, im Kieler Hafen ein Se. Königl. Hoheit begab sich zunächst zu Sr. Majestät dem Kaiser an Bord der „Hohenzollern" und begrüßte sodann den König der Belgier an Bord der „Clementine" Dieser erwiderte den Besuch auf dem Kreuzer „König Wilhelm", wo er mit Salutschüssen empfangen wurde. — Für gestern abend hatten Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin an Bord der „Hohenzollern" einen Theater abend veranstaltet Einladungen hierzu waren ergangen an den König der Belgier, der zum ersten Male in der deutschen Admiralsuniform erschien, ferner an den Prinzen Heinrich von Preußen, an den Erbgroßherzog von Olden burg, an den Herzog Friedrich Wilhelm von Mecklenburg, an die Admiralität, zahlreiche Stabsoffiziere, Professor v. Esmarch und an die Vertreter der schleswig-holsteinischen Ritterschaft. Bei dieser Gelegenheit verabschiedete sich der König der Belgier in herzlicher Weise von dem Kaiser und verließ um '.10 Uhr aus der Dampfjacht „Clementine" unter dem Salut der Kriegsschiffe den Hasen. Tie Mann schaften der Kriegsschiffe paradierte und brachte drei Hurras aus, während der Kreuzer „König Wilhelm" in derselben Beleuchtung erstrahlte, die er bei der Flolten- schau zu Spithead gezeigt hatte Gegen IO Uhr begaben sich der Kaiser und Prinz Heinrich sowie die übrigen Fürstlichkeiten an Land, um an einem Bierabend in der Marineakademie tcilzunekmen. — In der „Conscrvativen Correspondenz" ist zu lesin: Während die Theoretiker unter den Christlich-Sozialen ver mutlich so lange „Versöhnung" mit den Sozialdemokraten prediaen werden, bi» sie im sozialdemokratischen Strome untergeqangen sind, fassen die christlich-sozialen Praktiker die Luche a»der« an und stehen im Kampfe gegen die Umsturzpartei durchaus auf der Seite der Konservativen In dem bekannten Organ de« Gesamtverbandes der evangelischen Arbeitervereine Deutschlands, dem „Evange lischen Arbeiterboten", finden wir folgende bemerkenswerte Autlaffung: Daß friedliche Thätigkeit nicht gedeihen kann, wenn die Umsturzbestrebunaen im ungehinderten Maße sich breit machen können, ist natürlich. Der Kaiser hat schon oft betont, daß die Bekämpfung der Umsturzpartcien ein Ziel seiner Politik bildet Leider ist e« bisher nicht gelungen, dieses Ziel gesetzgeberisch zu erreichen Es dürste wohl hauptsächlich daran gelegen haben, daß man die zu bekämpfenden Parteien nicht beim richtigen Namen genannt hat Aber wie auch immer die im Gange be findlichen Bemühungen auf diesem Gebiete aussallen werden, eS ist erfreulich, daß der Kamps gegen den Umsturz ein positives Ziel der Regierungspolitik bildet. Es muß und wird erreicht werden." So schreiben Praktiker, die Fühl ung mit der evangelischen Arbeiterschaft haben, während die Theoretiker hinter ihren entlegenen Redaktionspulten noch immer davon träumen, wie schön es wäre, wenn man Wolf und Lamm versöhnen könnte! — Zu der Vereinsgesetznovelle bemerkt die „Nordd. Allg. Ztg.": „ . .. Das Abgeordnetenhaus ist also von neuem vor die Frage gestellt, ob es gewillt ist, der Staatsgewalt die als notwendig erachteten Handhaben zur Bekämpfung der mißbräuchlichen Auswüchse des Vereins- und VcrsammlungSwesens zu gewähren Es ist dies nur ein Mittel im Kampfe wider den Umsturz, aber immerhin eines der wirksamsten Die Frage spitzt sich also dahin zu, ob die Mehrheit des Abgeordnetenhauses gewillt ist, der Regierung in ihrem Kampfe wider den Umsturz hilfreich zur Seite zu stehen Die Verantwortung ist groß, und es ist zu hoffen, daß jeder Abgeordnete sich in der entscheidenden Stunde dieser Verantwortung in ihrem ganzen Umfange bewußt wird . . Durch die Abänder ung, die der Gesetzentwurf seitens des Herrenhauses er fahren hat, ist dem Abgeordnetenhause die Annahme wesentlich erleichtert worden Ter Vorwurf des Kaut schukartigen oder einer zu weitgehenden Dehnbarkeit der Bestimmungen läßt sich nicht länger ausrechterhaltcn. Klipp und klar sind die Bestrebungen, die getroffen werden sollen, als solche kenntlich gemacht Keine Partei, die sich auf den Boden der bestehenden Staats- und Gesellschafts ordnung stellt, braucht die Anwendung dieser Bestimm ungen gegen sich selbst zu besürchten Aus den Reden der nationalliberalen Abgeordneten in den früheren Stadien der Beratung klang die Geneigtheit, der Umsturzpartei gegenüber den Weg der Ausnahmcgesetzgebung zu be schreiten, nicht undeutlich hervor. Man wollte nur der Regierung die Initiative lasten, man vcrsteiste sich aus den Grundsatz: bonetieia non obtruckuntur Es wuroc aus drücklich bemerkt, daß das entscheidende Votum der Partei erst dann erfolgen könne, wenn die Regierung in dieser Angelegenheit Farbe bekannt habe Nun wohl, die Re gier»..g hat sich zu den Beschlüssen des Herrenhauses be kannt und damit den Weg der Spezialgesetzgebung be schritten Die nationalliberale Fraktion des Ab geordnetenhauses kann daher von neuem Stellung nehmen Sie vergiebt sich nichts, wenn sie ihre früheren Beschlüsse revidiert. Das Herrenhaus hat sich in jeder Weise entgegenkommend gezeigt. Die Bahn der Verständigung ist soweit wie nur möglich ge ebnet. Hoffen wir, daß auch das Abgeordnetenhaus diese Bahn zum Wohle des Vaterlandes erfolgreich betritt " Zu demselben Thema schreibt die „Kreuzzeitung": „. . . . Selbstverständlich wünschen wir in erster Linie, daß das Gesetz zu stände kommt Anderseits würde, wenn es an dem fortgesetzten Widerstande der Nationalliberalen scheitern sollte, damit der wesentliche Vorteil einer Klärung der Parteiverhältniste erreicht sein. Bisher mußten die konservativen Parteien auf die Notwendigkeit und Möglichkeit eines Zusammengehens mit den gemäßigt-liberalen Parteien Rücksicht nehmen. Wenn diese auch in dem Kampfe gegen den Umsturz die Mitwirkung versagen, so verengt sich das Gebiet gemein samer Arbeit so sehr, daß jene Rücksichtnahme nicht mehr geboten erscheint Dann würde auch für die konservative Partei der Zeitpunkt gekommen sein, wo sie die national- liberale Partei nicht mehr als einen notwendigen Faktor unseres Parteilebens zu betrachten hat. Wäre die Presse jener Partei ausschließlich maßgebend, so könnte man an nehmen, daß dieser Zeitpunkt bereits da ist. . . . Für den Fall, daß das Abgeordnetenhaus den Beschlüsten des Herrenhauses nicht beitritt, hat man neuerdings von der Möglichkeit einer Auslösung des ersteren ge sprochen Würde es sich um rein taktische Erwägungen handeln, so wäre der Augenblick für die Auslösung nicht ungünstig, wenigstens haben wir Konservative keinen Grund zu Besorgnisten vor den Folgen einer solchen Maßregel. Aber wir meinen doch, daß, bevor sie ergriffen wird, auch der formale Beweis ihrer Notwendigkeit geliefert sein muß. Von nationalliberaler Seite wird mehrfach behauptet, daß einem Vorgehen der Reichsgesetzgebung gegen die Sozialdemokratie nicht grundsätzlicher Wiverstand ge ¬ leistet werden würde Damit ist unsere» Erachten» eine Handhabe für da» weitere Verhalten gegeben Lehnt da« Abgeordnetenhaus jetzt da« Gesetz ab, so möge die Re gierung dem Reichstage ein Sozialistengesetz vorlegen und wenn vied, wie zu erwarten, abgelehnt wird, sich nochmals an raS Abgeordnetenhaus wenden Versagt e» dann wiederum seine Mitwirkung, so könnte in der That die Frage der Auflösung in Erwägung kommen Wir können uns keine bessere Wahlparole denken al» den Kamps gegen die Umsturzparteien, vorausgesetzt, daß sie in einem Augen blicke auSgegeben wird, wo alle Mittel erschöpft sind, um die bisherige Volksvertretung, sei e« die des Reiches oder diejenige Preußens, zu einer thatkrästigen Mitwirkung heranzuziehen" — Eine ReichStagSersatzwahl im Wahlkreise West- priegnitz wird durch die Ernennung de» Abg v Podbielski zum Staatssekretär de» Reichspostamt« notwendig. Abg. v Podbielski wurde 18S3 nur mit 19 Stimmen über die absolute Mehrheit gewählt. Er erhielt 6265 Stimmen, während 2960 Stimmen auf den Kandidaten der Frei sinnigen VolkLpartei, 1798 aus den Sozialdemokraten, 1458 auf den Kandidaten der Freisinnigen Vereinigung entfielen,.während sich 11 Stimmen zerspjitterten — Für die Beteiligung der Sozialdemokratie an den preußischen Landtagswahlen besteht bei den Genosten, wie sich in einer Versammlung des sozialdemo kratischen Wahlvereins für den 6 Berliner ReichstagSwahl- kreiS gezeigt hat, mindesten- keine große Begeisterung. Zu der Frage äußerten sich 16 Redner, davon nur sechs für die Beteiligung, während die übrigen, mit Liebknecht an der Spitze, sich entschieden dagegen aussprachen und die Versammlung auch in diesem Sinne eine Resolution an nahm. Man will hauptfächlich deshalb von der Be teiligung nicht« misten, weil günstigstenfalls für die Sozial demokratie nichts dabei herauskommt Aus eigner Kraft könnte sie keinen einzigen Abgeordneten durchbringen, sie wäre auf das Kompromiß mit dem Freisinn angewiesen, ein derartiges Kompromiß könnte aber, wie die Resolution der erwähnten Versammlung hervorhebt, „bei der Un beständigkeit der freisinnigen Partei und bei ihrem bekannten reaktionären Verhalten, wo sie von ausschlaggebender Be deutung ist, verhängnisvoll werden" Liebknecht erklärte beiläufig, es wäre die größte Dummheit, wollten die Sozialdemokraten das Bürgertum, das sie seit 30 Jahren bekämpfen, nunmehr stärken, in dem sie für dessen Kan- ditatea einträten Liebknecht ist gegen jedes Kompromiß und sprach die Hoffnung aus, daß die Partei schließlich die Wahlbeteiligung ablehnen werde Friedrichsruh Se. Königl. Hoheit der Groß- Herzog von Sachsen-Weimar traf gestern gegen I Uhr hier ein In seiner Begleitung besand sich Flügel- adjutant v Palözieux. Zur Begrüßung war Fürst Bismarck anwesend, der die Unisorm seiner Halberstädtcr Kürassiere mit dem Stern des Weimarschen HauSordens trug Nach herzlicher Begrüßung begaben sicki die hohen Herrschaften in das Schloß, woselbst das Frühstück ein genommen wurde Um 2 Uhr 10 Min erfolgte die Abreise des Großherzogs, welcher wiederum vom Fürsten Bismarck zum Bahnhofe begjeitet wurde. Der Groß- herzog verabschiedete sich herzlichst vom Grasen und von der Gräfin Rantzau sowie vom Prof Schwcninger Dem Fürsten Bismarck drückte der Großherzog dir Hand und sagte: „Gott sei mit Ihnen! Ich danke Eurer Durchlaucht für Ihre Freundschaft." Zuletzt küßten sich der Groß herzog und der Fürst herzlich. Am Fenster stehend, grüßte hierauf der Großherzog nochmals den Fürsten Bismarck, welcher militärisch salutierend stehen blieb, bis sich der Zug den Blicken entzog. Am Parkthor unterhielt sich der Fürst mit dem zahlreich anwesenden Publikum 10 Minuten lang. Oefterretch-Uuzaru. Wien Kaiser Franz Joseph ist gestern früh nach Ischl abgereist; am 8 d Mts. wird er zur Be grüßung der aus Schwalbach zurückkehrenden Kaiserin Elisabeth zu dreitägigem Aufenthalte wieder hier cintreffen und dann nach Ischl zurückkehren, woselbst er bis Ende August bleiben wird. Hierauf wird der Kaiser sich zu den großen Herbstmanövern nach Mähren begeben — Nach einer Meldung der „Politischen Correspondenz" aus Sofia wird sich Fürst Ferdinand in der nächsten Zeit zum Besuche des Königs nach Rumänien begeben. — Die „Wiener Abendpost" schreibt, Ministerpräsident Graf Badeni verfügte, daß eine Kommission behufs Studien über die Durchführung des deutschen Jnvaliditäts- und Altersversicherungsgesetzes zum Zwecke einer weiteren Ausgestaltung der Reform der österreichischen Arbeiter-Versicherungsgesetzgebung eine Studienreise nach Deutschland unternehme und an dem Ende Juli in Brüste! stattsindenden Kongresse teilnehme. F r a u l r e t ch. Paris Tie Deputiertenkammer nahm gestern die letzten Artikel der Vorlage, betreffend die Bank von Frankreich, an, und lehnte mehrere Zusatzartikel ab. Der Deputierte Pelletan verteidigte einen Antrag, der die Bank verpflichten will, der Regierung ihren Kassabestand oder zum wenigsten ihre Emissionsrechte und alle not wendigen Hilfsmittel iür den Fall einer allgemeinen Mobilmachung zur Verfüauna zu stellen Ministerpräsident Andere Prachtstücke für den Eaton von Millionären bietet Ferrari) in seiner „Sulamith", deren Leib aus Elfenbein prächtig geformt ist, mit farbigen Haaren, Augen und Lippen und mit Halsschmuck Neben ihrem Sitze kauert eine harsenspielende braune Sklavin, und in gleicher Art ge staltet derselbe Künstler eine „Favoritin" mit einem Panther- weibchen zurSeite Weniger originell und auch bildnerisch nicht so bedeutend, aber von reizendem Geschmack ist AllouardS Bronzevase, auf deren Rand eine aus Elfenbein, Marmor und Gold zusammengesetzte, buntbemalte Japanerin nach Fischen angelt. Dazu gesellen sich sowohl im Jndustrie- palaste wie auf dem Marsfelde alle jene unter dein Gcsamtbegriffe „oHots ck'arts" zusammengefaßtcn Gegen stände in Silber, Bronze, irisierendem Stein und Glos, die, wohl auf der Grundlage der Rcnaissancekunst fußend und anderseits ohne Zweifel stark von Japan beeinflußt, doch in ihrer wunderbar graziösen Verwertung von Pslanzenmotioen, namentlich Wasserpflanzen, und in der Behandlung des der Gefäßsorm sich biegsam anschmicgen- den Menschenkörpers eine neue Kunst ausbauen, die von unentrinnbarem Reize ist und selbst einen Ästhetiker alter Schule, wenn er nicht ganz eigensinnig jede Neuheit an greisen will, Freude machen müßte Prof Trendelenburg, der im vorigen Winter im Gürzenich zu Köln die Be hauptung aufstellte, die Modernen kümmerten sich gar nicht um die Kunst der edlen Ausfüllung des Raume», würde vor diesen Dingen verwunderte Augen machen Unter den Künstlern dieser Sonderart ist auch ein Deutscher, der berühmte Radierer Köpping, zu nennen, der aus dem Mar»felde reizende Glasbläsereien, Becher und Gläser in Blumenmotiven, ausstellt Was die Gemälde betrifft, so stellt Boldini ein Porträt aus Eine junge Dame in ausgeschnittenem schwarzem Sridenkleide sitzt auf einem hellgrauen Sosa, in Boldinis bekannter Manier die Hände und Arme etwas absichtlich gespreizt, stark geschnürt und ganz auf die Wirkung der scharfen Umriffe hin posierend. Aber au» dem dunkel äugigen Echelmengesichtchen spricht Verstand, Witz, L!evens- lust, sprudelndes Pariscrtum, das, mit etwas Koketterie vermischt, doch die vornehme Dame erkennen läßt. Ter einfach weiche und warme Charakter der Farbenverbindung von Hellgrau, Schwarz und etwas abgestumpftem Fleisch ton ist überaus vornehm, obwohl der Glanz der schwarzen Seide sehr lebhaft betont wird. Ein hellblauer Türkis an einem der schmalen, langen Finger bringt einen ganz leise ausleuchtenden bunteren Klang hinein. Das Bild ist modern in der liebenswürdigsten Weise, zugleich eine topische Charakteristik der modernen Französin höheren Ranges Sein andere» Bildnis des ganz grau gekleideten Grafen von Montesquieu, der absichtsvoll einen Stock mit türkisfarbener Krücke vorstreckt, ist zu manieriert. Merkwürdig ist eine große dekorative Landschaft von Montenard, die die Reede von Marseille darstellt, Ter Maler des sonnendurchglühten Südens giebt uns ein weites Panorama mit dem Blicke von erheblicher Höhe auf den Meeresspiegel. Das Riesenbild enthält infolge der weiten Perspektive vom Lande nur sehr breite, dem Auge gleichgiltige Andeutungen, das leuchtende Blau de» Mittelländischen Meeres ist aber mit einer ganz außer ordentlichen Kraft der Natur abgerungen, sodaß der volle Zauber der südlichen Landschaft aus dem Bilde liegt Prachtvoll und voll ernsten Adels sind die scharf charakteri sierenden Bildnisse von Dagnan-Bouveret, zumal das in einen eigentümlich grünlichen Schimmer getauchte Bildnis einer alten bretonischen Bäuerin, das sich in seiner edlen Strenge ansieht wie ein altes Galeriestück ES ist also doch nicht unbedingt notwendig, immer nach Whistler in unbe stimmt dämmerigem, traumhaft verschwimmenden Grau zu malen. Thut man cs aber, so mag man es mit der Liebens würdigkeit und der eleganten Leichtigkeit thun, wie der in London lebende Kölner Neven-D u M ont in seinem von der Pariser Kritik sehr günstig beurteilten Damcnbildnisse. Tie jugendlich frische Dame trägt eine graue Toilette mit rosafarbenem Ausputz, dazu stimmenden Hut und ein her- nielingefutteries schwarzes Petzpelennchen, Vas sie eben feslhakt. Durch den dämmerig gedämpften, die Plastik der Gestalt abschwächcnden Hauptton bricht das frische Rosa doch anmutig belebend durch und vermeidet so die Whistlersche trübe Melancholie. Der Glockenrock, die flügelartig nach den beiden Seiten hinausstehende Pele rine und die Stellung der Arme geben ein Boldini leise verwandtes Umrißbild von pikanter Lebendigkeit Das alles ist zwanglos-duftig hingchaucht, in den erwähnten Umrissen mit großer Geschicklichkeit und Keckheit gemacht, eine lächelnde Vision voll vornehmen Taktes, in seinem andeutenden, sozusagen leise flüsternden Wesen wie ge macht für einen kleinen Salon in modern englischem Stile mit den blassen Farbentönen, wie er auch aus dem Hinter gründe des Bildes sich angedeutet findet * Durch einige inzwischen in Stockholm von der Andreeschen Expedition eingetroffene längere Berichte werden die kurzen Mitteilungen, die über Tromsö auf telegraphischem Wege gesandt wurden, bestätigt Als die Expedition in die Nähe der dänischen Insel, ihrer Station, gekommen war, spähte man gespannt nach der Ballonhalle aus Sie war durch Schnee und Stürme ganz schief ge trieben worden, doch war sie nach fünftägiger Arbeit wieder hergerichtet In der Halle selbst lag wenig Schnee Aus der Insel fand Andrae lange nicht so viel Schnee wie im vorigen Jahr vor, trotzdem die Expedition diesmal drei Wochen früher eingetroffen war Da das Fahrwasser an der "Nordseite der dänischen Insel, an der die Station liegt, bei Ankunst der Expedition mit schwerem Eis bedeckt war, konnte der Transport der AuSrüstungSgegenständc von den Schiffen bis zum Strande nur unter großen Schwierig keiten bewerkstelligt werden. Die Andröesche Station befin det sich in der Nähe eines an der Nordküste der dänischen Insel gelegenen Hafen», „VirgohasenS", und ist mit Auf nahme der nördlichen Seite durch Berge von 160 m Höhe gegen Winde geschützt. In der Nähe steht da» Gebäude, Meline entgegnete, daß die Einrichtung der Bank für alle Fälle ausreichend fein werde, ohne daß man nötig hätte, auf umwälzende Maßnahmen zurückzugreifen Pelletair bestand aus seiner Forderung im Namen de« Patriotismus Der Ministerpräsident sprach daraus den Gegnern des Monopols Patriotismus ab, wa« auf der äußersten Linken große Unruhe und Widerspruch Hervorries Hierauf ward der Antrag Pellctan mit 306 gegen 231 Stimmen abgelehnt, und alsdann do» ganze Bankgesetz mit 409 gegen 97 Stimmen angenommen — Wie von glaubwürdiger Seite mitgeteilt wird, dürste die Kreditvorlage für die russische Reise des Präsidenten Faure gegen 500 000 Frc». betragen und am Sonnabend in der Kammer eingedracht werden — Der Justizminister Darlan hat an den PanamaauSschuß ein Schreiben gerichtet, in welchem er erklärt, daß er bereit sei, dem Ausschüsse die ab geschlossenen Prozeßsachen und den Teil de« Versahren» gegen Arten, der bereit» abgeschlossen sei, mitzuteilen Der Minister knüpft hieran die Bille, daß der Ausschuß diese Aktenstücke geheimhalten möge Ter Ausschuß hat ein stimmig beschlossen, den Justizminister zu ersuchen, zu ver anlassen, daß die Vernehmung des Untersuchungsrichters Le Poittevin durch den Ausschuß heute vor sich gehen könne, und ferner die Mitteilung des gesamten Aktien materials zu verfügen — Die englische Jubiläumsflottenrevue hat aus das französische Volksbewußtsein einen sehr tiefgehenden Eindruck hcrvorgebracht Durchweg wird die Forderung kundgegeben, daß Frankreich eine Kraftanstreng ung machen müsse, um nicht ganz und gar zu einer mari timen 'jllantite noxli^eablo herabzusinken. Auch die Schaff ung einer Flottenliga nach englischem Muster wird angeregt. Das französische Marinefachblatt „Le Dacht" schreibt in einer Betrachtung über das Schauspiel von Spithead: „Welche Lektion für uns Franzosen! Werden wir sie uns zu nutze machen? Werden wir wenigstens eine Marine politik erhalten, einen Flottenbauplan beschließen und vor allen Dingen auch zur Ausführung bringen? Es ist wirk lich Zeit, da zwischen der unsrigen und der englischen Flotte der Abstand so groß ist, daß kaum eine Hoffnung auf seine Verringerung besteht, während der Abstand zwischen uns und der deutschen Flotte von Jahr zu Jahr geringer wird " — Ein anderer wohlbekannter französischer Seeoffizier und Marineschriftsteller, Hr Emile Tuboc, der mit Auszeichnung im französisch-chinesischen Kriege diente, plaidiert für Schaffung maritimer Operationsbasen behufs offensiver und defensiver Verteidigung der französischen Handelsoperationen und Lebensmittelzufuhren in über seeischen Gegenden, die weit entfernt von den heimatlichen Gewässern gelegen sind, namentlich im Atlantischen und Indischen Ozean Die Vernachlässigung dieses Punktes werde Frankreich der letzten Chancen, seinen „ewigen Neben buhler" (England) mit Erfolg anzugreisen, berauben velzten. Brüssel. Dem Unabhängigen Kongostaat ist ein Telegramm mit Nachrichten aus Stanley-Falls zu gegangen, die bis zum 14 Mai reichen Danach hatte kein neuer Zusammenstoß mit den aufständischen Soldaten der Batetelas stattgefunden Letztere setzten ihren Marsch in südlicher Richtung fort. Lieutenant Henri hatte das Fort Avakubi verlassen, um die Batetelas zu verfolgen Baron Dhanis ist in der Richtung auf Kirundu und Nyangwe abgegangen Schwei;. Bern Der Ständerat beendete heute die Berat ungen über das Eisenbahn-Ruckkaufsgesetz und nahm schließlich das Gesetz mit den verschiedenen, im Lause der Verhandlung beschlossenen Abänderungen mit 25 gegen 17 Stimmen an — Der "Nationalrat wird die Vorlage in der außerordentlichen September-Session beraten T » > a i e«. Madrid Nach einer Privaldepesche aus Havanna brachten die Aufständischen aus der Eisenbahn bei Janico eine Bombe in dem Augenblicke zum Explodieren, als ein Zug die betreffende Stelle passierte. Ter Lokomotivführer und der Heizer wurden getötet, die Maschine beschädigt. — Eine Depesche aus Tanger meldet, dre Truppen des Sultans seien von den aufständischen Stämmen geschlagen, alle Gefangenen getötet worden Grotzbritaaoteo. London. Unterhaus Ter Parlamentsuntersekretär des Auswärtigen, Curzon, teilte in der gestrigen Sitzung mit, daß die Verhandlungen über die zur Sicherung der Autonomie Kretas zu ergreifenden Maßregeln zwischen den Großmächten noch fortdauerten. Es seien indes schon bedeutende Fortschritte zur Erzielung eines Einvernehmens gemacht. — Dem „Standard" wird aus Konstantinopel ge meldet, Edhem Pascha habe dem Kriegsminister ange zeigt, daß er das Oberkommando niederlege, da er bei der Rückgabe Thessaliens nicht in der Lage sei, für die Aufrechterhaltung der Disziplin in seiner Armee ein zustehen. — Die „Times" melden aus Konstantinopel unter dem 30. Juni: Die türkischen Bevollmächtigten werden in der nächsten Sitzung der irriedcnSveibandlunoen Vas vor einigen Jahien von VE engtizcyrn Lpoirsmann Pike errichtet wurde, der auf Spitzbergen einen arktischen Winter kennen lernen wollte Er übcrlicß das Gebäude jetzt der Andreeschen Expedition Zahlreiche Grabreste in der Nachbarschaft zeugen von dem Aufenthalt der Walsisch- fänger, die hier vor Jahrhunderten hausten und dem Walfischfang oblagen Namentlich aus der gegenüber liegenden Ämsterdaminskl sind Reste von Grübern und Menschenknochen besonders zahlreich Auf der östlichen Ecke der Südseite der Amsterdaminsel findet sich noch eine Tafel mit folgender Inschrift: „In momormm Spitzbergen ok nien-Ianck ontckebt tot 79' 30' X. brockte ckoor cks bollnvcker». — Hier overi.ioteicken 1633 — 34 ckslcob Keeger^z sn re8 -tuckeren — liier «verivintercken en stierven 1634 — 35 ^nckri«8 .lnn>z van Kickckelburg ea zes anckerev." Ebenso befinden sich zahlreiche Gräber auf dem Holm, der mitten zwischen der Amsterdaminsel und der dänischen Insel liegt Er führt den bezeichnenden Namen Totenmannholm Zwischen den Gebeinen haben Eidervögel ihre Nester gebaut. * An der Technischen Hochschule zu Charlotten burg fand die Einführung des neuen Rektors, des Hrn. Pros I)r Witt, in sein Amt vorgestern vormittag um 11 Uhr in der Aula der Anstalt statt Nach einem ein leitenden Gesang, von der akademischen Licoertasel aus geführt, gab zunächst der Rektor, geh Regierungsrat Prof, vr. Hauck, einen kurzen Bericht über die wichtigsten Er eignisse seines Amtsjahres, und machte sodann die Namen derjenigen Verfasser von Bearbeitungen der für da» Jahr 1895/96 gestellten Preisausgaben bekannt, denen Preise zuerkannt worden waren Hieraus übernahm der neue Rektor sein Amt und verkündete die Namen der SenatS- mitglieder für das Jahr 1897 98. * Die Akademie der Wissenschaften in Berlin beging vorgestern nachmittag im Festsaal des Akademie-
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