Suche löschen...
Dresdner Journal : 30.06.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-06-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189706304
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970630
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970630
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-06
- Tag 1897-06-30
-
Monat
1897-06
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 30.06.1897
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
ve»a»»rei»r Für Dresden vietteljährlich: r Mark k>vPj , bei den Kaiser lich deutschen PostanstalteB virrteljahrüch 3Mark; außer halb de« Deutschen Reiche« Post- und Sicnipelzuschlag. Einzelne Nummern: 10 Pf. Erscheinen: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abend«, geruipr-Anschluß: Nr 1293 DrcMcr W Ammal. Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Lchnsi *0 Pf Unter „Eingesandt" die Zeile SO Pf. Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Aufschlag Hera »«getzer: Königlich« Expedition de« Dresdner Journal« Dresden, Zwrngerstr SO 8crnspr.-Anschluß:Nr 1293. 148. Mittwoch, den 30. Juni, abends. 1897. Aestessungen auf das „Dresdner Journal" für das dritte Vierteljahr werden zum Preise vou 2 M. 50 Pf. angenommen für Dresden: bei der unterzeich neten Expedition (Zwingerstr. Nr. 20), für auswärts: bei den Postanstalten des betreffen den Orts zum Preise von 3 M. Königl. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Teil. Dresden, 30. Juni. Se. König!. Hoheit der Prinz Friedrich August, Herzog zu Sachsen, ist heute Vormittag aus London zurückgckehrt. Dresden, 30. Juni. Ihre Königs. Hoheit die Frau Prinzessin Karl Anton von Hohen- zollern ist gestern Nachmittag hier eingetrofsen und hat Sich ins König!. Sommerhvflager zu Pillnitz be geben. Dresden, 18. Juni. Sc. Majestät der König haben Allergnädigst gerult, den König!. Kammcrjunker und Geheimen Kämmerer Sr Heiligkeit des Papstes Leo XIII Ferdinand Caspar Adolf Dam von Schön berg, Rittergutsbesitzer aus Thammcnhain, auf sein Ansuchen in den erbliäsen Freiherrenstand zu erheben. Dresden, 26. Juni. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, den Obcramtsrichtcr Kon rad Hermann Rüger in Dresden auf sein Ansuchen in den Ruhestand zu versetzen und den Assessor beim Landgerichte Freiberg Ernst Wilhelm Just zum Land richter bei diesem Gerichte zu ernennen. Dresden, 28. Juni. Se. Majestät der König haben den ordentlichen Professor der Chemie und Direktor des Pharmaceutischen Instituts in Erlangen I?r. Ernst Beckmann zum ordentlichen Professor für angewandte Chemie und Direktor des Laboratoriums für diesen Zweig der chemischen Wissenschaft an der Universität Leipzig vom 1. Oktober dieses Jahres an Allergnädigst zu ernennen geruht. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Ehrenvorsitzenden des Militärvereins zu Glauchau, Webermeister Friedrich Wilhelm Reuter daselbst, das Allgemeine Ehrenzeichen zu verleihen. Wekcrnntrnachung, die Ausgabe neuer Zinsbogeu betr. Gegen Rückgabe der im Termine l. Juli 1897 ablaufenden Zinslasten der König!. Sächs. 3H 9b Ivormais 4 gb) Staatsschuldenkafseuscheine der ver einigten Anleihen von 1852 68 gelangen vom 15. Ium dieses Jahres an neue Zinsbogen, bestehend aus Zinsleiste und Zins- scheincn auf die 12 Halbjahrstermine 2. Januar 1898 bis mit 1. Juli 1903, bei der Staatsschuldenbuch Halterei in Dresden und der Lotterie-Darlehnskasfe in Leipzig wochentags während der Vormittagsstunden zur Ausgabe Die abgelauscnen Zinsleisten sind nach den Ab schnitten Ser. I und II getrennt und nach der Nummer folge geordnet unter Beifügung doppelter, die gleiche Ordnung einhaltender Nummern-Verzeichnisse, zu welchen Vordrucke bei den Umtauschstellen zu haben sind, abzugeben. Ein Exemplar des Nummern Ver zeichnisses wird, nachdem dasselbe mit Empfangs bestätigung versehen worden ist, den Einlieferern so gleich wieder ausgehändigt, gegen dessen Rückgabe nach Ablauf von 10 Tagen die neuen Zinsbogen ver langt werden können. Wollen die Einlieferer den Umtausch ihrer Zins leisten bei der Staatsschuldenbuchhal'erei in Dresden sogleich abwartcn, so bedarf es der Beibringung von Nummern-Verzeichnissen nicht. Der Umtausch erfolgt diesfalls thunlichst nach der Reihenfolge der An meldung und Zug um Zug. Kleinere Posten haben ab^r, um störenden Ansammlungen der Betheiligten vorzubeugen, größeren Posten voranzugehen Auswärtige Betheiligte haben, da die Umtausch stellen wegen der ZinSleistenauswcchslung Schriften- vcrkchr nicht führen können, den Umtausch persönlich oder durch Beauftragte zu besorgen. Dresden, den lO. Juni 1897. Skr ktMniriusschnk l« vtrmltliiia dir 5tml;schilll>ki. vr. Mehnert. D. vrutunnngen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. I« «eschiftSbcrciche ScS Mlniftrriums »er Finnin«» Bei der Poft - Berwaliung ist ernannt worden. Bätz, zeither Ober-Postdircktionssekretär, als Postkalsirer bei dem Post amt in Bautzen. Nichtamtlicher Teil. Der Kampf gegen die Lprachenverordnungen in Österreich. Aus Wien wird uns geschrieben: Die Opposition gegen die Sprachenverordnungen gelangt nunmehr in einer neuen Form zum Ausdrucke. Während der stürmischen Szenen, die sich vor einigen Wochen in unserem Parlament abspielten, erklärten ein zelne oppositionelle Redner in drohendem Tone, die Gegner der Verordnungen würden sich nicht mit der Störung der Thätigkeit des Abgeordnetenhauses be gnügen, sondern cvent. nrch andere Mittel ergreisen, um einen Zwang aus die Regierung auszuüben und so die Rücknahme der vielnmstrittenen Verfügungen zu erreichen. Schon damals wurde angedeutet, daß er sich bei diesem Plane um einen „Streik" der Ge meindcvertretungen hinsichtlich jener administrativen Geschäfte handeln solle, welche von den Gemeinde behörden im Nomen der Regierung und zur Ent lastung der letzteren besorgt werden. Man hat jene Drohung, als man sie zuerst vernahm, für ein Augenblicksprodukt der leidenschaftlichen Erregung in unserem Volkshause gehalten. Nun zeigt cs sich aber, daß sie ernst gemeint war und daß die Beteiligten vor der Durchführung nicht zurückscheuen. Die Ge meindeverwaltungen einzelner deutscher Städte in Böhmen und Tirol haben bereits den Beschluß gefaßt, die Stellvertretung der staatlichen Behörden zu einem bestimmten, sehr nahen Termin aufzugeben, und die betreffenden Körperschaften haben demnach, ebenso wie ihre Wähler, in die von oppositionellen Abgeordneten befürwortete neuerliche Verschärfung des Kampfes gegen die Sprachenverordnungen gebilligt. Man muß nun auch mit der Möglichkeit, ja mit der Wahrschein lichkeit rechnen, daß andere Gemeinden das gebotene Beispiel befolgen werden, womit also die mit rheto rischen Übungen b gounenc Aktion in greifbaren Vor gängen und durch eine thatsächliche Behinderung oder Erschwerung des Funktionierens des staatlichen Mecha nismus fortgesetzt werden würde. Der „Streik" der Gemeinden erstreckt sich ans mehrere sehr wichtige Ressorts des administrativen Dienstes. Die Gemcindebehöiden müssen zwar jene Agenden weiter besorgen, zu deren Erledigung sie gesetzlich verpflichtet sind. Diese sind aber von ganz untergeord ¬ neter Bedeutung im Vergleiche mit jenen Geschäften, welche bisher von den Gemeinden freiwillig im sogenannten „übertragenen Wirkungskreise" bewältigt worden sind. Dabei kommt zunächst die Einhebung der direkten Steuern in Betracht, außerdem eine ganze Reihe von Leistungen, auf welchen nach den bis jetzt in Kraft gewesenen Normen die Einberufung und die Auf enthaltsnachweisung der HeereZangehörigen belichte, endlich die Enthebung der Militärtaxen. Es ist selbst verständlich, daß die Regierung große Schwierigkeiten zu überwinden haben würde, wenn sie plötzlich alle diese Geschäfte direkt besorgen und den dazu nolwen digen Apparat gewissermaßen von einem Tage zum andern einrichten müßte. Die mit einer solchen Wand lung verknüpften Auslagen wäicn nur in zweiter Linie zu würdigen, da die Regierung trotz der gegen teiligen Behauptung der Opposition in der Lage sein dürfte, die Gemeinden auf Grund gesetzlicher Bestimm ungen zum Ersätze jener Kosten anzuhalten. Sieht man aber auch von der Möglichkeit einer finanziellen Belastung des Staates gänzlich ab, so kann doch nicht ge leugnet werden, daß eine im groß-n Stile veranstaltete „Obstruktion der Gemeinden" zu höchst empfindlichen Reibungen und Störungen in der Verwaltung führen müßte. Betrachtungen über die moralische Berechtig ung eines derartigen Vorgehens sind kaum am Platze. Bei der Prüfung der Erscheinungen der inneren politi schen Entwickelung muß man heute das Hauptgewicht auf die thatsäcklichin Momente und nicht auf die schon seit Monaten erörterten prinzipiellen Fragen legen. Das schärfste Urteil über die erbitterte und verbitterte Kampfweise der Opposition, über das Gebaren der Urheber dieser Kampfweise könnte doch nichts daran ändern, daß die nächste Gestaltung der Dinge in Österreich fast ausschließlich durch dm Zwist zwischen der Regierung und den Gegnern der Sprachenverord- nungen beeil.slußt wird. Zu einer leichtherzigen, fast möchten wir sagen, leichtfertigen Auffassung der jüngsten Vorfälle ist man nur im Lager der Jungischechen geneigt. Auf dieser Seite meint man, der „Streik" der Gemeinden sei eine Episode, die sich unschwer aus der Welt schassen lassen werde. Man gefällt sich wieder in der Rolle der Berater der Regierung, nachdem man vor ku.zem ostentativ erklärt hatte, das Verhältnis zwischen der fichcch.schen Partei und dem Ministerium sei vorläufig noch ein höchst prekäres und unerguick liches. Der Rat, welchen man dem Kabinett erteilt, ist im gewissen Sinne ein sehr einfacher und nahe liegender. Er könnte sogar jedermann al» naheliegend erscheinen — nur gerade eben nicht den Jungtschechen, die durch Jahre hindurch unter Berufung auf ihre liberalen Grundsätze jeglichen Halbwegs gewaltsamen Schritt, jede Straf- oder Zwangsmaßnahme der Be Hörden als frevelhafte Verkürzung der staatsbürgerlichen Rechte und Freiheiten gebrandmarkt haben! Ter Rat der Jungtschcchen lautet nämlich in drastischer Kürze: Auflösung aller Gemeindevertretungen, welche die Be sorgung der Geschäfte des übeitragenen Wirkungs kreises verweigern; Einsetzung Kaiser!. Kommissäre in diesen Gemeinden; Entsendung von militärischen Straf- einquanierungen in die betreffenden Orte und Ver hängung von Geld und Kerkerstrafen über die „Schuldigen". Nach diesem tschechischen Rezepte wird man aber in Wahrheit die streikenden deutschen Ge meinden kaum zur Einstellung ihrer Aktion zwingen können. Am allerwenigsten wird man durch ein solches, die Erregung steigerndes Vorgehen, welches den oppositionellen Führern nur neue Angriffs waffen bieten könnte, die Beilegung oder Milder nng dcr nationalen Gegensätze bewirken. Tie Erreichung des letzten Zieles erscheint aber allen wahrhaften Patrioten und zunächst gewiß auch der Regierung selbst weit wichtiger als die Befriedigung der tschechischen Gelüste nach gewaltsamer Unterdrückung der Deut chen. Mau mag über d e Berechtigung und die Motive der abermaligen Verschärfung deS nationalen Konfliktes denken, wie man will — die Thatsachen führen den unbefangenen Be obachter doch nur zu dem Schluffe, daß die Regierung und die gemäßigten Parteien jedes geeignete Mittel anwenden sollen, um eine friedliche Beilegung des Zwistes auf dem Wege loyaler Verständigung anzubahnen. Im Sinne dieser Erwägung muß man die Nachrichten mit Genugthuung verzeichnen, nach welchen die Re gierung geneigt ist, eine solche Klärung cinzuleiten, sobald durch unverbindliche Sondierungen die Wahr scheinlichkeit oder zumindest die Möglichkeit eines Er folges gesichert sein wird. Tagesgeschichte. Dresden, 30. Juni. Gestern, Dienstag, nachmittags 4 Uhr 16 Min. Iras, von Potsdam kommend, Ihre König!. Hoheit die Frau Prinzessin Karl Anton von Hohenzollern, geborene Prinzessin von Belgien, mit Höchstihren beiden Prinzessinnen-Töchler- chen Stephanie und Marie, zum Besuche Ihrer Königl. Majestäten in Dresden ein. Die Durchlauchtigste Frau Prinzessin wurde im Allerhöchsten Auftrage vom Oberhofmeister Ihrer Majestät der Königin, General major z. D. v. Malortie, auf dem Leipziger Bahnhöfe empfangen und in die Königl. Sommerresibenz Pillnitz geleitet, wo der Hohe Besuch Wohnung genommen hat. Im Gefolge der Frau Prinzessin befindet sich die Hofdame Freiin v. Fürstenberg. - Zur heutigen Königl. Tafel im Sommerschlosse zu Pillnitz sind der am hiesigen Königl. Hose beglaubigte, in Berlin residierende Königl. Italienische außeiordent liche Gesandte und bevollmächtigte Minister, General lieutenant Graf Lanza di Busca, Excellenz, und der Königl. Arzt Stabsarzt Dr. Kampf, mit EinladungtN ausgezeichnet worden. Deutsches Reich. * Berlin Se. Majestät der Kaiser sind mit dem „Meteor" gestern vormittag 8 Uhr und Ihre Majestät die Kaiserin mit der „Hohenzollern" 1(4 Stunde später von Eckernförde nach Kiel in See gegangen Se. Majestät der Kaiser beteiligten Sich an dem Handicap nach Kiel für größere Rennjachten um den vom Geh Rat Krupp gestifteten Pokal. Als erste Jacht ging mittags der „Meteor"' durch» Ziel Die „Hohenzollern" mit Ihrer Majestät der Kaiserin an Bord sowie die Jacht des Königs der Belgier begleiteten die wettsegelnden Fahrzeuge Während des Nachmittags verblieben Se Majestät der Kaiser aus Seiner Jacht, während Ihre Majestät die Kaiserin die Prinzessin Henriette von Schleswig - Holstein mit einem Besuch beehrte Abends 7 Uhr begaben Sich Beide Majestäten zum Admiral Köster, um dem Garten feste zum Besten des Marine-FrauenvereinS beizuwohnen Nachdem die Majestäten eine Stunde daselbst geweilt hatten, begaben Sie Sich auf die „Hohenzollern", um das Tiner cinzunehmen. — Der Reichskanzler Fürst Hohenlohe, welcher aus Kiel und Friedrichsruh nach Berlin zurückgekehrt ist, wird in den nächsten Tagen einen längeren Urlaub an treten. Der Fürst gedenkt sich zunächst nach Schillings sürst und später nach Aussee zu begeben — Über den Lebenslaus des Botschafters v. Bülow ist folgendes zu berichten: Der am 3. Mai 1849 geborene Sohn des damals noch in dänischen Diensten stehenden, späteren Staatssekretärs im AuswärtigenAmte des Deutschen Reiches, B. E v Bülow trat nach Vollendung seiner Studien als Attache an dcr Botschaft in Rom unter Hrn v. Keudell 1876 in den diplomatischen Dienst ein, wurde alsdann ins Auswärtige Amt nach Berlin berufen, wo er auch während des Orienttongresses 1878 arbeitete, und kam 1880 als zweiter Botschaftssekretär nach Paris Drei Jahre später rückte er ebendort in den Posten des ersten Botschaftssekretärs ein und als solcher wurde er 1884 nach St. Petersburg versetzt. Nach weiteren Kunst und Wissenschaft. ResidcHzthcatcr. Am 29. Juni: „Die Schmetter lingsschlacht". Komödie in vier Akten von Hermann Sudermann (Neu einstudiert) Hr. W Wilhelmi beschließt sein Gastspiel am Residcnztheatcr, dem die herrschende Sommerschwülc äußer lichen Abbruch getban, ohne den künstlerischen Wert be einträchtigen zu können, in der Rolle des Berliner Fabrikanten und Großkausmanns Winkelmann, in Suder manns neueinstudierter „Schmetterlingsschlacht". Alle Vor züge seiner Wiedergabe der charakteristischen, wenn auch nur mäßig erfreulichen Figur, die der Gast an den Tag gelegt, als er genau vor zwei Jahren die erste Ausführung der „SchmettcrlingSschlacht" am Residcnzthcater veranlaßte, waren auch seiner gestrigen Darstellung zu eigen. Die Maske, die Haltung, der grämlich erbitterte Ton, die ftachliche Empfindlichkeit eines Menschen, den das Schicksal rauh angefaßt und der sich unter schweren Leiden gerade noch gegen dessen Tücke behauptet hat, das un bewußt noch waltende Gemütsbedürfnis, olles gelang dem Künstler vortrefflich Höchstens hätte man sagen dürsen, daß er durch seine Krücken einen etwas schleppen den Gang in die Handlung brachte, der sich dann auf Szenen übertrug, in denen der gebrechliche alte Herr gar nicht mitwirkt Das Tempo des Spiels hätte gestern mehr als einmal eine gewisse Beschleunigung vertragen Die Besetzung der Hauptrollen des Stücks war nicht überall ausreichend, selbst Hr E. Witt gab zwar seinem frechen Handlung-reisenden Keßler einen vorzüglichen Ein satz, ließ aber im dritten und vierten Akte die freche Schneidigkeit und bestrickende Gewandtheit dieses modernen Menschen mehr fallen, als daß er sie nicht traf. Die Damen Frau Ehrhardt (Steuerinspektorswitwe Hergentheim) und Frl Flora Garnow (Else Hergentheim, verwitwete Schmidt) ließen gegenüber früheren Darstellerinnen viel ver missen, namentlich fehlte der letzteren dcr Zauber ungestümer Lebenslust, der allein die Szene des dritten Aktes erträg lich macht Frl. Trude Lobe (Laura) und Frl. Rudi Stehle (Rosi) thatcn ihr Bestes, diese Gestalten zu be leben, Frl. Stehle überraschte sogar einige Male durch den warmen Herzenston und die Sicherheit in den jähen Ge- sühlsübergängen Die Herren Hans Sturm (Max Winkelmann), R Hungar (Apothekerlehrling Wilhelm Vogel) und I. Janda (Oberlehrer I>i Kosinsky) stellten Charaktere heraus, die man alle um ein gut Teil feiner abgeftust, überzeugender hätte sehen mögen Übrigens traten bei einer Aufführung, wie der gestrigen, die Schürfen und inneren Unmöglichkeiten der Erfindung der Komödie und das Schillernde, Flackernde ihrer Welt beleuchtung empfindlicher zu Tage als wünschenswert ist. A St. Eisberge im Indischen Ozcan. Seit September 1893 treten mit geringen Unter brechungen bis jetzt und augenscheinlich noch fortdauernd im südlichen Indischen Ozean auf der Route der nach Ostindien und Australien bestimmten Schiffe ganz ungeheure Mengen Treibeis aus, und zwar gerade an Stellen, die bisher für fast eisfrei galten Es ist, als ob seit Beginn der 90er Jahre die antarktischen Gegenden selbst sich den seefahrenden Nationen in recht energischer Weise bemerkbar machen und zur Erforschung hoher und höchster südlicher Breiten, über die schon so viel geredet und Tinte ver schrieben worden ist, auffordern wollten Schon die außergewöhnlich mächtigen Eistriftcn im Südatlantischen Ozean während der Jahre 1891, 1892 und 1893, eben östlich der Falklandsinscln, mußten als eines der hervorragendsten und zugleich rätselhaftesten Naturereignisse der ganzen letzten Jahre betrachtet werden; damals war die Anhäufung dcr Eisberge viel fach eine geradezu beängstigende, und die Ausdehnung nach Norden eine ganz unerhörte. Aus der Brigantine „Dochra" wurde noch am 30. April 1894 in 26 ' 30' südl Breite uno 25" 40' westl Länge ein 12 Fuß langes, 4 Fuß breites und 4 Fuß hohes Eisstück, allerdings in recht zerlöchertem Zustande schon, vor vielen Augenzeugen am Hellen Tage nahebei passiert, bei ruhiger See, als jede Täuschung ausgeschlossen war; dies ist also eine geographische Breite gleich derjenigen der Carrarischen Inseln! Augenblicklich nun, in vollkommenem Anschluß an das allmähliche Verschwinden des Eises im Südatlantischen Ocean, fft, wie eingangs gesagt, der Südindische Ocean der Schauplatz für ganz das gleiche Phänomen von an scheinend gleicher Großartigkeit. Die Verlegung der Eis trift nach Osten beträgt rund 100 Längengrade: 1891 bis 1893 waren die Längen 50 bis 30' west! L, jetzt find die betroffenen Gegenden hauptsächlich die Gewässer zwischen 40 bis 80" östl. L, also zwischen den Prinz Edwardinseln und Kerguelen Die bisher von der deutschen Seewarte gesammelten und soeben zusammengestellten Berichte darüber lassen er kennen, daß seit Frühjahr 1893 (südhemisphärisch ge rechnet) drei Perioden unterschieden werden können; die erste reicht von September 1893 bis April 1894, die zweite von November 1894 bis Juli 1895, die letzte von Juni 1896 bis jetzt. In der ersten Periode ivurden Eisberge fortwährend in großen Mafien zwischen 40 bis 45° südl Br und von 0 bis 40" östl L gemeldet, wobei innerhalb dieses Zeitraumes die allmähliche Verschiebung der Treibeis massen von Westen nach Osten deutlich konstatiert werden konnte. Nach einer Pause von einem halben Jahre kam der zweite, mächtige Schub von Süden, und zwar durch schnittlich auf etwas östlicheren Längen al« während des ersten Schubes, nämlich zwischen 10 und fast 60° östl. L. Tie dritte massenhafte Verfrachtung von Eis, die schon im Winter (Ium) 1896 begann und zur Zeit der letzten Meldungen noch anhielt, ist noch weiter nach Osten verlegt, zwischen die Längen von 10 bis 80" östl. L., und dies ist gerade das Merkwürdigste. Denn bisher hat man im speziellen tue Gegend der Kerguelen nahezu für eisfrei gehalten; so ziemlich alle Karten zeigen hier bisher eine mehr oder weniger große Ausbuchtung der mittleren, nördlichen Treibeisgrenzc nach Süden, und auf diese vermeintliche EiSfreihcit stützt sich auch — abgesehen natürlich von anderen wichtigen Mo menten — der besonders von deutscher Seite ver tretene Plan, hier eine Südpolexpedition Vordringen zu lassen. Es ist klar, daß die ganz ungewöhnliche Elsttist noch bis weit nördlich von Kerguelen, wohin man bisher nicht einmal die äußerste, geschweige denn die mittlere Eisgrenze verlegte, die größte Beachtung bei der Erwägung der Expedition fordert, wenn schon Lindeman jüngst am Schluffe seines ausführlichen Aufsatzes über die Südpolarforschung mit Recht sagte, daß der „Erwäg ungen" nun genug seien und die Zeit zum „Wagen" ge kommen fei. Wir meinen, daß ebenso sehr wie alle geistreichen geographischen Betrachtungen und wissenschaftlichen Forder ungen auch die unmittelbare, imponierende Sprache dieser Naturereignisse in den hohen südlichen Breiten zur that- kräftigen Inangriffnahme der Südpolarfrage treiben müßten Wir wollen es uns deshalb auch nicht versagen, das Wichtigste aus einem äußerst interessanten, ja drama tischen Reiseberichte des Hamburger Dampfers „Efien" hier wiederzuqebcn in der Annahme, daß jeder Lefer gern diese ungewöhnlich schwierige und doch glückliche Fahrt des von Port Elizabeth nach Adelaide gehenden deutschen Schiffes verfolgen wird Kapitän Bruhn schreibt ungefähr folgendes: „Nachdem wir am Vormittage des 26. Januar 1897 auf 42°,8 füdl. Br. und 44",4 östl L den ersten Eis berg erblickt hatten, passierten wir bald fortwährend große
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite