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Dresdner Journal : 12.06.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-06-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189706128
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970612
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970612
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-06
- Tag 1897-06-12
-
Monat
1897-06
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 12.06.1897
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Zweite Beilage zu .Hs133 des Sonnabend, den 12. Juni 1897, abends. « ——«i? -- - -—T-n . "V Vermischtes. * Eine kleine Humoreske aus den Kaisertagen in Wirschkowitz bringt die Zeitschrift „Der Gastwirt": Prinz Echönuich-Carolath und Prinz Neuß-Stonsdorf waren zu den Kaisertagen nach Wirschkowitz geladen Ihre Depesche, daß sie früher als mit dem fahrplanmäßigen Zuge eintreffen würden, kam zu spät in die Hände des Grafen Hochberg, und so ereignete es sich, daß kein Ge spann am Bahnhofe zu ihrer Abholung bereit stand Ein gütiges Geschick führte einen Eierhändler vorüber; dieser wurde von den Herren angesprochen, ob er nicht beide nach Wirschkowitz fahren wolle Unser biederer Schlesier be trachtete mißtrauisch die feinen Herren und gab zur Ant wort: „Uf meenem Wogen wärn Se wull nich fahren wullen, de rakerl a wing siehr, er hat keene Fabern" Die Herren zerstreuten jedoch bald die Bedenken unseres NosselenterS und halfen diesem, mit den Eierkisten einen provisorischen Sitz herzustellen Nun aber stellte es sich heraus, daß der Weg zu schmal war, um den Wagen in der Nichtung nach Wirschkowitz zu bringen. Kurz ent schlossen sprangen die Herren an den Hinterwagen und hoben den ganzen Karren herum Nunmehr konnte die fröhliche Fahrt beginnen Allmählich wurde unser Eier händler zutraulich und erkundigte sich, ob die feinen Herren „och sich unsern Kaiser osahn wullten", welche Frage natürlich bejaht wurde. So kam man im harmlosen Ge spräch bis an das Dorf heran, wo der Händler seine Fahr gäste bat, abzusteigen. Doch diese wollten den Scherz hiermit nicht ausklingen lassen, sondern bewogen nach vielem Zureden ihren Fuhrmann, durch die schönen Ehren pforten und Guirlanden hindurch, auf den hohen Eierkisten thronend, nach dem herrschaftlichen Schlosse zu fahren. Das Geldgeschenk in erster Linie und zweitens der Em pfang der Herren am Schloßthore machten erst dem Händler klar, daß cs wohl keine gewöhnlichen Neugierigen waren, welche zu den Kaisertagen gekommen waren; eine launige Borstellung machte diesem Zweifel ein Ende. Der Kaiser soll sich über diese Belustigung der beiden Prinzen köstlich amüsiert haben. * Über die Lebensführung des Papstes wird aus Rom geschrieben: Papst Leo XIII. steht um 6 Uhr auf, genießt als Frühstück etwas Kaffee mit Milch und arbeitet dann bis Mittag Zu dieser Zeit trägt »hm Pio Eentra, sein treuer Diener, das einfache Mahl auf, bestehend aus einer Gemüsesuppe, zwei gebackenen Kürbiffen, einem Stück Kalbfleisch oder Huhn und einem halben Glas Bordeaux. Während seiner Krankheit mußte er häufig des Morgens etwas Milch oder Fleischbrühe zu sich nehmen. Wenn das geschah, las er an demselben Tage niemals die Messe, obgleich er den Dispens dazu in gleichen Fällen häufig den Kardinalen gegeben hat. Tie Hand des Papstes zittert krampfhaft, seit er vor mehr als dreißig Jahren in Perugia vom Fieber befallen wurde. Er kann keine Schrift unterzeichnen, ohne das Handgelenk mit der linken Hand festzuhalten. Aber er unterzeichnet trotzalledem. Er lebt fast nur durch seinen Willen, und seine Mahl zeiten sind wenig mehr als Zugeständnisse an die Gewohn heit. Seine einzige Erholung ist die Dichtkunst. Seit früher Jugend schrieb er Verse, natürlich lateinische, da diese Sprache ihm zur Muttersprache geworden ist. Die Helden seiner Gedichte sind christliche Märtyrer oder fromme Geistliche Er besingt die Kirche als Tempel des Thrones Petri. Für ihn ist nichts Wesentliches in der Welt geschehen, seit Thomas v Aquino seine letzte Zeile schrieb Er steht für das lateinische Christentum ein und hält es nicht der Mühe wert, in modernen Sprachen über italienisch und französisch hinauszugehen. * Der Präsident der Republik Frankreich ist, wie namentlich der „Figaro" erzählt, von einem mehr fachen Polizeiring umgeben Sein Palast, das Elysee- Bourbon, wird beständig von einer Compagnie Soldaten bewacht, die Schildwachen auf jeder der vier Seiten des um den Palast und feinen Park gebildeten Vierecks aus stellt. Am Haupteingang und an mehreren Thüren im Innern halten zahlreiche Stadtgardisten, d. h. Gendarmen, Wache. Am Eingang hält sich auch gewöhnlich der Polizeioffizier auf, der seine Schutzleute um den Palast Herumstreifen läßt Die eigentliche Leibwache des Präsi denten besteht aus zwanzig Geheimpolizisten, die drei Führer inbegriffen Gewöhnlich sind sie in zwei Ab teilungen geteilt, die sich alle 24 Stunden ablösen Der Polizeipräfekt bestimmt diese Leute, regelt ihre Gehalts verhältnisse und stellt sie dem ersten Adjutanten des Präsidenten zur Verfügung, von dem allein sie Befehle zu erhalten haben Bei Reisen gehen elf dieser Polizisten .mit, wobei sie 10 Frcs. Zulage den Tag erhalten Sie bilden sich dann in zwei Abteilungen, wovon die eine stets den Wagen des Präsidenten umgiebt, zwei auf der linken und drei auf der rechten Seite, auf welcher der Präsident sitzt. Der elfte umschwärmt seine Leute, wie der Schäferhund die Herde Diese Geheim polizisten haben sich ausschließlich mit der Person des Prä sidenten zu beschäftigen Sie müssen ihn stets umgeben, auf alles acht geben, was um ihn geschieht. Alles übrige geht sie nichts an. Für die Reisen werden außerdem, je nach Bedürfnis, 20 bis 35 Geheimpolizisten unter Befehl des Kommissars Hennyon aufgeboten Bei der neulichen Reise Faures im Westen waren schon am 1. April diese 35 Mann abgegangen, sechs nach Roche-sur-Pon, zehn nach Nantes, zwei nach Hiart rc. Sie bleiben bts zur Ankunft des Präsidenten und gehen dann mit diesem nach der folgenden Stadt. Schon zwölf Tage vor der neulichen Rerse Felix Faures nach Saint-Ouentin, die nur zwölf Stunden dauerte, waren vier dieser Geheimpolizisten in der Stadt, wo sie jedermann aufsielen, da sie sich gar bemerklich machten Sofort nach ihrer Ankunft haben diese Geheimen sich mit der Ortspolizei in Verbindung zu setzen, sich nach gefährlichen oder verdächtigen Personen zu erkundigen, deren Bild und Leibmeffung sie gewöhnlich bei sich haben oder schnell ausnehmen Hennyon war überall sehr zufrieden mit dem Wirken der Orlspolizei. In Saintes z. B. hatte das Polizeihaupt von selbst die Einwohner gebeten, ihm die Liste aller Personen zu geben, die von den Fenstern ihrer Häuser aus den Zug des Präsi denten sehen wollten. Diese Geheimpolizisten haben dafür zu sorgen, daß alle Verdächtigen verhindert werden, sich dem Präsidenten zu nähern Bezüglich der Ausgaben hat ihr Führer Hennyon völlig freie Hand; er erhält so viel Geld, als er verlangt, und hat darüber keine Rechnung zu legen. Er bekleidet eben einen Vertrauensposten Nun giebt es noch einen weiteren Ring von Geheimen, der amtlich ab geleugnet wird. Der „Figaro" aber fragt: „Was thaten auf dem Hauptverkehrspunkt jeder Stadt deS Westens stets dieselben zwei Männer mit dickem Stock und Schlapphut, die man für Anarchisten gehalten hätte? Sie sahen den Zug mit einer gewissen Verachtung an, um mit greller Stimme Viv« I» Ikepuftliquv zu schreien Wa« machte, auf dem Hauptplay jeder der besuchten Städte, daS Vierblatt, das mit Geigenbegleitung sang: I/Iiommv I« plus k'anro ck« la I'raoce? (Wortspiel: Der stärkste — I« plus tort — laue« — Mann Frankreichs) Was thaten die Wanderhändler, die nie etwas verkauften, Statistik und Volkswirtschaft. * An den Effektenmärkten zeigen sich bereits Spuren der herannahenden Sommer- und Ferienzeit, wenn auch die eigentliche Hochsaison noch ziemlich weit entfernt ist. Außerdem hat das Pfingstsest in der heute zu Ende gehenden Woche die Geschäftslage um eine» vermindert Es ist darum nicht aus fallend, wenn die Woche eine ziemlich ereignislose war und der Berichierstaliung nur wenig Stoff bietet DaS Geschäft hat sich in relativ engen Grenzen gehalten. Es kommt noch hinzu, daß es an neuen Anregungen zu lebhafterer Geschäststhätigkeit total gefehlt hat. Über die politische Lage denke» die Börsen auch jetzt noch im allgemeinen sehr ruhig Zwar kört man neuer dings auss neue von Quertreibereien bei den Fricdensverhand- lungen erzählen, wie sie damals auch bemerkt worden sind, als es galt, Griechenland von seiner Abenteuerpolitik abzuhalten. Es scheint auch, als ob diese Manöver von derselben Macht ausgingen, die damals Griechenland immer dazu ermutigt hat, den Wünschen des rereinigten Europa entgegenzutreten. Man scheint zu hoffen, daß die Komplikationen, die man damals vergeblich herbeizusühren gesucht hat, sich jetzt herbeiführen lassen werden Freilich darf man annehmen, daß das übrige Europa jetzt wie damals Widerstandskraft genug entwickeln wird, um auch diese Manöver unwirksam zu machen. Sonst hat sich aus politischem Gebiete nichis weiter ereignet. Die Ergebnisse des südafrikanischen Untersuchungsausschusses in Eng land sind zwar für den Politiker von Fach von hohem Jnier- esse, sie lassen einen Blick hinter die Kulissen der englischen Bestrebungen in Afrika zu und sind infolgedessen auch lehrreich für die Zukunft, aber die Börsen haben ,etzt noch keinen Grund, sich mit ihnen eingehender zu beschäftigen Aus wirtschaftlichem Gebiete sind ebensalls keine weittragenden Ereignisse eingetreten, die Lage des Geldmarktes ist »ach wie vor eine befriedigende und fördert die Neigung zum Abschluß neuer Finanzgischäste und zu neuen Emissionen, deren Bevorstehen wiederum der Börse als Grund lage für eine feste Tendenz dient, weil sie mit gutem Grund annehmen kann, daß die großen Finanzhäuser, welche derartige Geschäfte planen, auch ihrerseits alles Mögliche thun werden, um die günstige Stimmung zu erhalten da sie, wenn ein Umschwung eintreten sollte, nicht in der Lage sein würden, die bereits in Aussicht genommenen oder in Vorbereitung befindlichen Ge schäste durchzusühren. Gleichwohl zeigte sich in der Mitte der Woche einige Neigung zu Realisationen, die durch mattere Wiener Notierungen, welche wieder einmal durch ungünstige sich aber in allen Städten fanden und verschiedentlich« Rufe ausstießen? Was thaten, acht Tage lang, in Saint- Ouentin, die Arbeitersänger, die man früher nie gesehen hatte und die so großes Erstaunen bei der Bevölkerung hervorriefen? Halten sie bloß die Aufgabe, die Be geisterung zu schüren? Ich selbst habe in Rochefort einen dieser Händler gesehen, der einem Schutzmann einen Menschen bezeichnete. So der „Figaro", der zugiebt, daß nie zu viel geschehen könne, um das Staatshaupt zu be schützen Unter der Republik, dies hat die Erfahrung ge zeigt, ist das Staatshaupt kaum weniger Gefahren aus gesetzt als unter dem Kaiserreich. * In den hohen Gesellschaftskreisen Londons macht jetzt folgendes Geschichtchen von einem vielgenannten Herzog die Runde: Herzog von N ist dafür bekannt, nie einen ganzen Shilling auszugeben, wo es zur Not auch ein halber thut. An einem regnerischen Nachmittag der vorigen Woche nahm sich der hohe Herr im Bond- Street eine Droschke und ließ sich zur Viktoriastation fahren Am Ziel angelangt, händigte er dem Kutscher, ohne zu fragen, was dieser verlangt, ein Shilling ein. „Was ist das?" fragte der Rosselenker aus Bond-Street, der gewöhnt war, mehr für eine Tour zu erhalten „Wollen Sie nicht noch einen halben Shilling zulegen?" „Auf keinen Fall", erwiderte der vornehme Fahrgast. „Sie haben überhaupt einen blödsinnigen Unfug gemacht. Weshalb sind Sie nicht durch St. James Park ge fahren?" Der schlaue Kutscher, der sehr wohl wußte, wen er vor sich hatte, erwiderte malitiös: „Warum ich nicht durch den Park gefahren bin? Ganz einfach, weil der Park geschloffen ist." „Geschlossen? Wieso sollte St. James Park geschlossen sein?" fragte der Herzog erstaunt. „Ach, die Leute sagen, der Herzog von N. hätte gestern abend einen halben Shilling im Park verloren, und da bleibt er so lange geschloffen, bis das Geld gefunden ist." Im Vollgefühl seines Triumphes schnalzte „Cabby" mit der Zunge und fuhr davon. * Dre Zukunft der Torpedos. Vizeadmiral P. H. Colomb in London kam in einem in der United Service Institution gehaltenen Vortrage über dieses Thema zu dem Schluffe von der Überlegenheit der Torpedoboote über die Schlachtschiffe. Wenn fünfzehn Torpedoboote einheitlich zusammenwirkten, so könnten andere Schiffe nicht gegen sie ankommen. Welcher Fall würde eintreten, wenn große Schlachtschiffe nachts in einem Hafen Schutz suchen müßten und so den feindlichen Torpedobooten die Beherrschung der See überließen? Angenommen, es be fänden sich zwanzig französische Kriegsschiffe im Hafen von Toulon und die englische Beherrschung des Mittclmeeres hinge davon ab, sie vom Auslaufen aus dem Hafen zu hindern. Früher hätte man die französische Flotte sehr bequem von Magdalena aus beobachten können Jetzt müsse man mit den französischen Torpedobooten rechnen. Angenommen, die englische Flotte läge nicht vor Toulon, sondern würde ein Geschwader von Torpedobooten dahin absenden Würde dem Feinde damit Schrecken eingejagt und den Engländern die Furcht benommen sein? Würden die Franzosen etwa infolgedessen ihre Schlachtschiffe in die See stechen lassen? Tie Torpedoboote wären gegenwärtig noch nicht ein Muster der Vollkommenheit Aber ein Fahrzeug, welches fünfundzwanzigmal so wenig als ein Schlachtschiff koste und fünsundzwanzigmal so wenig Leben exponiere, könnte vielleicht größer gebaut werden, ohne seine Nützlichkeit zu verlieren. Jetzt würden schon Torpedo boote mit 33 Knoten Fahrgeschwindigkeit die Stunde ge baut, um die verwehrte Geschwindigkeit der Schlachtschiffe zu übertreffen Das gepanzerte Torpedoboot stände sicherlich auch schon in Aussicht und es würde wohl nicht lange dauern, daß ein wohnlicheres Torpedoboot gebaut werde. * Der Vesuv ist seit etwa vierzehn Tagen in voller Thütigkeit. In der Umgebung des Berges hört man unterirdisches Rollen und der Hauptkrater wirft beständig Asche und glühende Steine aus, die häufig nicht wieder in den Krater zurückfallcn, sondern eine Zone von 300 m rund um den Krater unsicher machen. Ein deutsches Ehe paar unternahm dieser Tage eine Besteigung des Vesuvs. Sie wählten dazu den neuen Weg, der im Süden des Berges von Pompeji aus über Boscotrecase nach dem Krater emporsührt und waren von zwei Führern bc gleitet Die Dame wagte sich ein wenig zu nahe an den Kraterrand heran In diesem Augenblick erhob sich ein Windstoß und trieb den Asche- und Steinregen gerade nach dem Punkte hin, wo die Dame sich befand Einer der glühenden Steine traf sie in die Seite, verbrannte das Kleid und fügte der Dame schmerzhafte Verletzungen zu Die Führer trugen sie nach Boscotrecase hinab, wo sie jetzt im Hotel das Bett hütet. * Eine alte Riesenbrücke Wie der „Mechanical World" erzählt, giebt es in unmittelbarer Nähe der chinesischen Stadt Sangang eine steinerne Riesenbrücke, deren Bau wahrscheinlich 800 Jahre alt ist Die Brücke führt über einen kleinen Arm des Gelben Meeres Sie soll 8'^ Km lang und von 300 Pfeilern getragen sein, von denen jeder mit einem Marmorlöwen in dreifacher natürlicher Größe geschmückt ist. Die über die Brücke führende Straße liegt etwa 19 m über dem mittleren Wasierstande Das Mauerwerk soll sich noch in trefflichem Zustande befinden * In den Alpengegenden ist bekanntlich das sog. Wetterläuten und Wetterschießen zur Verjagung der Unwetter noch heute üblich und oft als Aberglauben gescholten worden. Nunmehr sandte, wie der „Prometheus" berichtet, Hr. Bürgermeister Albert Stiger in Windisch- Feistritz (Untersteiermark) der Wiener k k meteorologischen Zentralanstalt einen Bericht über anscheinend günstige Er gebnisse des Schießens ein Ter Genannte besitzt große und wertvolle Weingärten in den besten Lagen des Schmitzberges, die sonst sehr dem Hagelschlag ausgesetzt waren. Ta eine Bedeckung mit engmaschigem, verzinktem Eisendraht sich als gar zu kostspielig erwies, versuchte Hr Stiger, die Wetter durch Schießen zu vertreiben. Er er richtete auf sechs hochgelegenen Punkten Schießstationen, Holzhütten mit je zehn Stück schweren „Böllern" und Pulverhütten dabei, die sich auf eine Ausdehnung von etwa 2 km verteilen Ein freiwilliges Winzercorps, welches für jede Hütte sechs Mann Bedienung stellt, gab aus den sechzig Böllern ununterbrochen Schüsse ab, mit Pulverladungen von je 120 z-. „Drohend schwarz", heißt es in einem von Hrn Zivilingenieur Max Stepi- schuegg erstatteten Berichte, „drängten sich Wolkenmassen von den Höhen des Bachergebirges heran; auf einen Signalschuß begann von allen Stationen gleichzeitig das Schießen, und nach wenigen Minuten kam Stillstand in die Wolkenbewegung, dann öffnete sich wie ein Trichter die Wolkenwand, die Ränder des Trichters begannen zu kreisen, bildeten immer weitere Kreise, bis sich das ganze Wolkengebilde zerstreute, nicht nur kein Hagelschlag, auch kein Platzregen fiel nieder In anderen Fällen entluden sich die Wolken durch Regen, während außerhalb des Schutzbezirke« Hagel fiel" Sechsmal im Laufe des Sommers 1896 sand das Schießen bei andringendem Wetter statt, mit stets gleichbleibendem Erfolge; die Schutzwirkung «streckte sich ungefähr auf eine Ouadratmeile. * Düsseldorf. In dem Barrison-Prozeß wurde gestern daS Urteil gesollt Der Redakteur des Fachblattes „Der Artist", Otto, wurde zu 500 M und der Verleger Lintz zu 100 M Buße und beide solidarisch zu 1000 M. Buße verurteilt Dein Kläger wurde das Recht der Ver öffentlichung deS Urteils zugesprochen. Beantragt waren gegen Otto 6 Monate Gefängnis und gemeinsam mit Lintz 7000 M Geldbuße * Wien Bei Erdaushebungsarbeiten behufs einer Gasrohrlegung in Favoriten erfolgte gestern ein Erd- einsturz, wodurch eine Anzahl Arbeiter verschüttet wurde Zwei der Verunglückten sind tot, mehrere ver letzt, zwei werden noch vermißt r^i Paris In den Stallungen des städtischen Fuhrwerksbesitzers Caheu im Montmartre-Viertel, der sowohl der stävtischen Feuerwehr Pferde liefert, als auch dem Comptoir d'EScompte die zahlreichen Wagen stellt, welche von früh bis abends dessen Bankdiener in Paris herumfahren, brach am Mittwoch nach 10 Uhr ein großes Schadenfeuer auS. Das Grundstück nimmt eine Oberfläche von über 1000 qm ein und seine Gebäu lichkeiten boten dem verheerenden Element umso reicheren Nährstoff, als noch am Morgen auf den Speichern eine große Menge Futter und Stroh aufgestapelt worden war. Der Feuerwehr gelang es, die 38 Pferde zu retten. Sie wurden losgeschnitten und jagten nach allen Richtungen durch das Stadtviertel, ohne Schaden anzurichten Abends 12 Uhr wurden die beiden letzten beim Moulin rouge von Schutzleuten wieder eingefangen. Das Anwesen brannte vollständig nieder Der Schaden ist ein be trächtlicher. * London. Infolge eines Maschinenfchlers stürzte gestern in einem Bergwerke zu Maestey in Wales der Förderkorb mit 10 Mann in die Tiefe. Alle Insassen wurden entsetzlich verstümmelt tot aufgefunden * Aus Simferopol wird gemeldet, daß in Berdiansk infolge einer plötzlich eingetretenen Flut die Lagunen sowie die naheliegenden Ortschaften überschwemmt wurden. Das Wasser stieg auf eine Höhe, die um 4 Fuß größer war als sie je erreicht wurde * Belgrad. > In der Nähe von Kutschewo wurden der Oberst Blachovic und der englische Reisende Bligth von entsprungenen Sträflingen üb er fallen. Die An gegriffenen wehrten sich mit äußerster Kraft und schließlich gelang es ihnen mit Hilfe einer Polizeipatrouille, die Räuber in die Flucht zu schlagen * In den letzten Tagen gingen neuerliche Regengüsse über ganz Rumänien nieder. Die Verbindungen mit der Moldau sind unterbrochen, viele Dörfer überschwemmt, der Schaden ist sehr beträchtlich. * Die dänische Staatsbahnverwaltung stellt denjenigen ausländischen Teilnehmern am Journalisten tag in Stockholm, welche die geplante gemeinschaftliche Reise über Kopenhagen unternehmen wollen, unentgelt lich einen Sonderzug von Vamdrup nach Kopenhagen zur Verfügung * Der Sohn des türkischen Oberkommandierenden in Griechenland, Marschall Edhem Pascha, welcher Zögling der sogenannten „Prinzenabteilungen" der Militärakademie in Konstantinopel ist, ist in Anbetracht der Verdienste seines Vaters zum Hauptmann und Kaiser!. Adjutanten ernannt worden. Rcnnsport. Berlin-Hoppegarten, 11. Juni. I Ver- suchsrennen der Hengste 3uoo M Dist. 900 w. Für Zweijährige Achtzehn Pserde liesen Fürst Hohenlohe-Oehringen- br. H. Wigmar (Warne) I Major v Goßlers F-H. Hahne- but 2. Hin. C. v. Lang-Puchhofs F.-H. Schwips 3. Leicht mit vier Längen gewonnen. Tot. 23:10. — II. Preis von Rummelsburg. 3000M. Dist. 1800m. Fünf Pferde liefen. Kgl. Hauptgestüt Grabitz'3 j. schw H. Volapük (Ballantine) ft 1 Hrn. Ados 3j F H Rheinwein -Robinson) p 2. Hrn G. v. Bleick röders 4j. F H Feuergott 3. Totes Rennen um den ersten Platz. Tot. 6:10 (Volapük), 70:10 (Rheinwein). Ilt. Preis der Diana loooo M. Dist 2000 m. Für dreijährige Stuten. Sieben Pferde im Rennen. König!. Hanptgcstüt Grabitz br St Psaueninsel (Ballantine) 1. Hrn. A Beils F St Jenny Lind 2. Frhrn Ed v Oppen heims F.-St. Kunigunde » Nach Gefallen mit drei Längen gewonnen Tot. 10:10. — IV. Seeschlachtrennen. 1500 M D>st 1800 m. Drei Pferde im Rennen. Hrn. E. Bauers 3j. br H Dieb (Harvey) I. Hrn. W. Hiestrichs a. br H. Mars 2. Hrn K v Tepper Laskis 4j. br. St. Siewillja 3. Um einen Hols gewonnen. Tot.: 19 : 10. — V Großes Berliner Handicap kooo M. Dist. 2000m. Acht Pfirde im Renne». Frhrn. Ed v. Oppenheims 4j. dbr H. Kontador (Chaloner) 1 Hrn. H. Suerwondls 3j br. H. Martols 2. Frhrn. v. Hartogensis 5j. br. H Trumpetcr 3. Sicher mit dreiviertcl Längen gewonnen. Tot.: 40 : io. Vl. Staatspreis III. Klaffe. 3000 M Dist 2200 m Zwei Pferde im Rennen Gestüt Mariahalls 5j br H. Cal- culant (Robinson) 1. Hrn. B Naumanns 5j br. H. Bieder mann 2 Sicher mit dreiviertel Längen gewonnen. Tot.: 17 : 10. — VII. Sommer-Hürdenrennen 2000 M Dist 2400 m. Vier Pferde liefen. Hrn A. Kastens 4j. F -W Albert Edwards (Scibert) t Hrn. K. v. Tepper Laskis 5j. br. H. Natzel 2. Hrn W. Simons üj.br.H Don EarleS 3 Mit einer halben Länge gewonnen. Tot.: 20 : 10. ungarische Ernte bez Saatenstandsberichte motiviert wurden, hervorgerusen worden waren. In Ermangelung anderen Stoffe» operiert jetzt die Kontremine gern mit Saatenstandsberichten, und sie bieien auch ein treffliches Material, denn man kann bei jedem Witlerung-umschlag eine andere Ansicht über die bevor stehende Ernte haben und begründen. ES wird deshalb immer gut fein, wenn man die jetzt jo häufigen Berichte dieser Art immer mit einiger Vorsicht ausnimmt. Aber auch diese Ver suche der Kontremine hatten geringen Erfolg in der Hinsicht, ein lebhafteres Geschäft herbeizusühren Zwar zeigte sich ab und zu eine gewisse Neigung zu Realisationen, die indessen gar keiner weiteren Begründung bedurfte, weil sie schon durch die Höhe der Kurse an und für sich vollständig gerechtfertigt und not wendig ist, um den Markt etwas zu entlasten. Jedenfalls kann nicht behauptet werden, daß die Hoffnung auf ein lebhafteres Geschäft nach den Pfingsttagen sich un mittelbar erfüllt hätte, im Gegenteil herrschte eine recht fühlbare Apathie, die eben aus Rechnung des hohen KurSnivcaus zu fetzen ist Denn wer soll bei den gegenwärtigen Kursen der Jndustriepapiere noch hoffen können zu gewiunen, wohin sollen die Kurse noch steigen, nachdem sie längst einen Standpunkt überschritten haben, der sich mit der Lage der Industrie vereinbaren läßt und so bemessen ist, als ob die Erträgnisse der gegenwärtigen Konjunktur dauernde seien? Man kann vernünftigerweise nur daraus rechnen, daß eine Wendung, wenn sie wirklich eintreten sollte, lediglich eine Rückwärtsbewegung bringen könnte. Aber die Bewegungen der Kurse an den Börsen erfolgen ja bekanntlich nicht immer so, wie sie nach vernünftigen Berechnungen erfolgen sollten, sondern sie schlagen ost die entgegengesetzte Richtung ein, die man vorauSsctzen müßte Tie G-setze der Wahrscheinlichkeit haben an der Börse geringe Geltung. Das hat sich richtig auch gegen Schluß der heute beenleten Woche gezeigt, wo die Stimmung abermals umschlug, aber in der Richiung der Hausse Die durchgesührtcn Realisationen scheinen die Kräfte der Börse in der That gestärkt zu haben und die Spekulationen beeilten sich, sie wieder aus den vorher inncgehabten Standpunkt heraus zuschrauben. Ein besonders greifbarer Grund war nicht vor handen, Wien meldete bessere Notierungen — und warum? Weil in Ungarn wieder günstigere Saatenstandsberichte vor gelegen haben. Es zeigte sich hier also zur Evidenz, daß diese Nachrichten nur dazu ausgebeutet werden, die Kursbewegung hinauf und herab zu beeinflussen. — An unserem heimischen Markte war fast während der ganzen Woche seste Haltung maßgebend, nur an einem Tage zeigte sich etwas Rcalisalionslust für die in der letzten Zeit besonders stark gestiegenen Werte deS Jn- dustriemarktes; gegen Schluß der Woche war die Haltung wieder entschieden scst besonders für Maschinenfabriken und Brauereien, die fortdauernd bevorzugt waren, während festverzinsliche An lagepapiere still lagen. * Von den Liquidatoren der Sächsischen Leder in d u st r i e g c s e l l s ch a s t (voi mals Daniel Beck) in Liquidation in Döbeln wurde in der Generalversammlung schriftlich Bericht über die Liquidationsgestäste erstattet Aus demselben ist her vorzuheben, daß die Liquidatoren sich viel unv mit Erfolg be müht haben, einen wenn auch kleinen Teil des Aktienkapitals zu retten. Tie vielen und großen Gesellschast-grundstücke im ganzen zu verlausen, wollte durchaus nicht gelingen, einzeln konnten dieselben aber wegen der aus ihnen hastenden Priori täten nicht verlaust werden. Es machte sich deshalb die Ab stoßung der Prioritätsanleihc von 192000 M. und, um dies zu ermöglichen, die Beschaffung der hierzu erforderlichen Geld mittel nötig. Die neue Bilanz stellt sich in Aktiva auf 304000 M, in Passiva aus 275-00 M, die Hypoiheten- und Darlehnsschulden betragen 250000 M. und die Bauschulden 25000 M Die Bilanz von 1895 wies 281148 M. Aktiva und 919386 Ni. Passiva (darunter 694200 M. Aktienkapital, das jetzt weggcsallen ist- aus. Die Generalversammlung genehmigte den Bericht und erkannte an, daß der Plan, die Grund stücke im Interesse der Aktionäre zu verwerten, als gelungen zu bezeichnen ist. * Dem Geschäftsberichte der Wurzener Kunstmühlen und BiSkuitfabriken (F. Krietsch) in Wurzen ent nehmen wir das Folgende: Die ungünstige Lage des Mühlen- gefchästes des Jahre- 1896 erstreckte sich noq aus die ersten vier Monate des neuen Geschäftsjahres. Diese stille Zeit wurde benutzt, um die Weizenmühle für Hochmüllerei ein zurichten, dadurch kam die Fabrik in die Lage, Anfang September, als das Geschäft eiiien Aufschwung nahm, mit Mehlen aus den Markt zu kommen, deren Qualität un geteilten Beifall sand und einen flotten Absatz sicherte Der Aussall gegen das Vorjahr, den das FabrikationSquantum der Müyle in den ersten vier Monaten zu verzeichnen hatte, ließ sich zwar nicht mehr ganz einholen, blieb aber auf etwas weniger als 3ooo t beschränkt, während der erzielte Gewinn den vorjährigen wesentlich überstieg Die Birkuitsabrik hat abermals eine Vergrößerung ihres Absatzes und eine ent sprechende Erhöhung des Nutzens erreichen können. Der Ge samtwert der Versendungen belief sich aus 8 198 111,12 M und der erzielte Bruttogewinn aus 1 ooi 450,22 M — beide Ziffern erheblich höher als im Vorjahre —, während die Be triebsunkosten und Zinsen 840 298,73 M., also 28 532,46 M weniger als im Vorjahre betrugen. Die sür 'Neuanschaffungen verausgabten Summen betreffen in der Hauptsache den Umbau der Weizenmüllerei, zu einem kleineren Teile auch die Roggen müllerei und die Herstellung einer Teilstrecke eines selbstregu lierenden Wehraussatzes, während aus die übrigen FabrikationS- zweige nur geringsügige Beträge entsallen Eine Extraabschreib ung von 16 500 M wurde für die älteste Dampfmaschine gemacht, welche unbrauchbar wurde Aus der Bilanz ergiebt sich ein Reingewinn von 61 088,80 M., dessen Verwendung wie folgt beantragt wird: 3054,44 M. an den Refrrvefonds, 46 ooo M. 4 yh Dividende an die Prioritätsstammaktien, 3008,60 M sür Tantiemen, Gratifikationen und Pensions- sonds, 6500 M. I yh Dividende an die Stammaktien, 2525,76 M Vortrag auf neue Rechnung. Die Übernahme der laut Beschluß der Generalversammlung vom 14 März 1896 angekausten 100 Stück Prioritätsstammaltien und 350 Stück Stammaktien ist nach Ablauf de- gesetzlichen Sperrjahre- er folgt und hat abzüglich der angelaufenen Zinsen und Kosten eine Differenz von 178 815,10 M gegen den Nominalwert er geben, welche dem Rcservesondrkonto zugesührt wurde Letz teres Konto hat alsdann die aus srüheren Jahren stammende Unterbilanz von 173 926,66 M. übernommen und noch einen Bestand von 4888,44 M. behalten. * Die Generalversammlung derA. Riebeckschen Montan werke genehmigte den Abschluß, beschloß die Verteilung einer sosort zahlbaren Dividende von 11 und erteilte der Ver waltung Entlastung Die ausscheidenden Mitglieder des Aus sichtsrates, Herren Bankier Arnhold und Stadlrat Bonstedt, wurden wiedergewädlt Ferner genehmigte die Versammlung einstimmig die beantragte Statutenänderung betreffend Zu Weisung zu dem (fitzt bekanntlich gesüllten) Reservefonds und Bildung eines Extra-Reservefonds. Der Extra Reservefonds kann aus Antrag des AussichtSrates durch Beschluß der General- Versammlung nicht nur zur Deckung außerordentlicher Verluste, sondern auch zu anderen Zwecken verwandt werden. Die Aus- sickten sür das lausende Jahr wurden von der Verwaltung als besricdigende bezeichnet, wenngleich dec Markt sür die Haupt produkte der Theerausarbeituig noch immer ungünstig ist * Schissahrtsbericht von Herrmann u. Co, Spedi- tenre in Hamburg und London. In Hamburg vom io. Juni bis 11. Juni eingetrossene Sreschisse: die Dampser Octa von Aalborg, Fylla von Kolving, Jdun von Grangemouth, Sirius von Norwegen. Aral von New ?)ork, Flugt von Bodö, Max Fischer von Rostock, Orrik von Aahruu», Kanal von Flensburg, Equity von Goole, Commercial von Rotterdam, Harleih von Newcastle, Resolution von Taganrog, Woodhorn von Blyth, Minerva von London, Holtenau von Manchester, Percgrine von Harwich, Biddick von Sunderland, Lincoln von Grim-by, Maa- von Rotterdam; serner see wärts gegangen: Emma Sauber nach Newcastle, Mabel (nw Bk) nach Appledore, Johann (dt Scho.) nach Pernambuco, Federation nach Goole, Fürst Bi-mark »ach New-fstork, Trevaylor (brit.) nach Cardiff, Louise (nw Bk.) nach Larvik, Riberhuus nach E-bjerg, Flora nach dem Rhein, Saturn nach dem Rhein, Breton nach Grangemouth, Rival nach Antwerpen, Suzanne u Marie nach Bordeaux, Bruno nach Hull, Leicester nach GrimSby, Alster nach Rotterdam, Lapland nach Liverpool
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