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Dresdner Journal : 12.06.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-06-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189706128
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970612
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970612
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-06
- Tag 1897-06-12
-
Monat
1897-06
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 12.06.1897
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8. kundiger Stellung. u» das 5,54« 5N. Lehrer S Mahn !del mit c. Lehrer mit Frl ngenieur jeim mit Böhmer enbeck in ct Hauut jllebe in Arthur Walden- Clemens Dresden; Chemnitz nd Hau- Albanus !rat a.D. iller in Dresden; hemnitz; n Sohn iieren !üau 5545 hoch- »> dem Erste Beilage zu 133 der Sonnabend, den 12. Juni 1897, abends. Örtliches. Dresden, 12. Juni. * Ihre König!. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Johann Georg besuchten gestern nach mittag die Internationale Kunstausstellung. * Ihre Hoheit die Prinzessin Feodora von SchleSmia- Holstein besuchte gestern den Kunstsalon von Ernst Arnold, Wilsdruffer Straße 1, I. sowie die kunstgewerbliche Aus stellung auf der Schloßstraße * Aus amtlichen Bekanntmachungen. Um den in den letzten Jahren, ganz besonders aber im vorigen Jahre häufiger ausgetretenen Obstbaumschädling, die Blut laus, erfolgreich zu bekämpfen, hat das König!. Ministerium des Innern eine leichtfaßliche Beschreibung der Blutlaus, sowie der wirksamsten Bekämpfungsweisen unter Angabe der hierzu geeigneten Mittel bearbeiten und durch Druck vervielfältigen lassen Der hiesige Rat hat diese Be schreibung an verschiedenen Stellen in hiesiger Stadt an schlagen lasten und macht Besitzer und Pächter von Obst gärten darauf aufmerksam — Born 14. d. Dits, ab wird die Julius Otto-Straße wegen Beschotterung und vom 23. d. Mts. ab die Stephanienstraße (zwischen Canaletto- und Striesener Straße) wegen Pflasterung bis aus weiteres gesperrt. * Der Zoologische Garten, welcher morgen wieder für das Eintrittsgeld von 25 Pf. geöffnet ist, hat in letzter Zeit in seinem Tierbestand sehr erwähnenswerten Zuwachs erfahren, von dem durch Ankauf besonders hervorzuheben sind: 1 Paar große Hundspaviane, 9 Ja vaner- und 1 Schweinsaffe, 1 Nilgauantilope, 1 Fisch otter, 2 weiße Störche, 3 Numid. Kraniche, 2 Nilgänse, Wanderfalken, Kampshähne und gelbschnäblige Alpendohlen Diesen schließen sich als hier lebend noch nicht gezeigte Strandreiter an Sie zeichnen sich durch außerordentlich hohe Beine und den sehr langen Schnabel von anderen Sumpf- und Wastervögeln aus. Diese Vögel sind im Vogelhause untergebracht, wo wir gleichzeitig einer anderen Neuheit in der hier zum ersten Male ausgestellten Brach schwalbe oder Brachhuhn begegnen Letztere stammt aus Ungarn und ist in 5 Exemplaren hier vertreten Außer dem aber ist das Haus neu belebt worden durch Hinzu kommen von roten Kardinälen, chinesischen Nachtigallen, weißen Reisfinken, Madagaskarwebern, einigen hundert Paar Nonnenvögeln und Senegalfinken, Schopftauben und Penantsittichen, denen sich als ein seltener Gast in der Gefangen schaft ein Pirol anreiht Als ein sehr niedliches Tierchen ist ferner eine Streifenmaus zu nennen, welche ebenfalls das erste Mal lebend hier zu sehen und nur in den wenigsten Museen ausgestvpft zu finden ist. Von Reptilien und Amphibien aber besitzt der Garten mehr denn je, und darunter 14 neue Arten Schlangen, Eidechsen rc., die zum Teil ebenfalls erstmalig hier sind, und das Terrarium bewohnen Daselbst befindet sich auch neben etwa 15 Kreuz ottern eine giftige Kröte aus Argentinien, ein großes interessantes Tier, welches von Hrn. Ernst Lindner in Striesen selbst mit hierher gebracht und dem Garten als Geschenk überwiesen wurde In gleicher Weise aber er hielt der Garten noch 1 Dachs von Hrn Kammer- Herrn Baron v Burgk, 1 Gaukleradler von Hrn Apotheker Bretschneider auf Dar-es Saalam, 1 gelbhaubigen Kakadu von Frau Mentzer in Plauen und eine Partie Goldfische für das Bassin im Vogelhause von Gebrüder Winkler, hier Jungtiere aber treffen wir an bei den Kaschmir- und Zwergziegen, den Edel-, Schweins-, Dam- und Sika- hirschen sowie der den Zebus und Weißbartschweinen, und es ist ein wahres Vergnügen in der jetzigen Jahreszeit, das Leben und Treiben der Tierwelt zu beobachten Manch' fesselndes Bild entrollt sich da dem Auge des Beschauers und läßt den Besuch des Gartens, in welchem außerdem von nachmittags 4 Uhr die Kapelle des Leib- Grenadier-Regiments konzertiert, zu Stunden angenehmster Erholung werden * Dem Not- und Hilfsfonds im Sächsischen Pestalozziverein sind an Gaben zugeflossen: 500 M. von der Firma Johann Faber-Nürnberg und 250 M. von der Verlagsbuchhandlung Julius Klinkhardt - Leipzig. Der Vorstand wendet sich nun an die Vereinsmitglieder, auch ihrerseits auf die Stärkung dieses Fonds bedacht zu sein, der bestimmt ist, in Notlagen Hilfe zu schaffen, in welchen die sonstigen Mittel des Vereins satzungsgemäß nicht verwendet werden können. * An den Ferienkolonien des Gemeinnützigen Ver eins sind auch diesmal wieder eine größere Anzahl Knaben und Mädchen im Alter von 9 bis 14 Jahren von An gestellten und Arbeitern hiesiger Großindustrieller für deren Rechnung beteiligt, und zwar sind hierbei folgende Firmen beteiligt: Vereinigte Eschebachsche Werke (12 Kinder), Villeroy u. Boch (15), Nähmaschincnfabrik und Eisen gießerei vorm Seidel u. Naumann (12), Rob Eger u. Sohn (6), Sächsisch - Böhmische Gummiwarenfabriken (6), vr. v. Heydens Nachf. (21), Dresdner Gardinen- und Spitzcnmanufaktur-Aktiengescllschaft (7), Deutsche Straßen bahn (4) und die Mühlenbauanstalt und Maschinenfabrik vorm Gebr Seck (11). Diesen schließt sich noch der Verein „Töchterhort" mit verwaisten Töchtern von Reichs post- und Telegraphenbeamten an. Der Ausschuß hat auch in diesem Jahre die mit Aussendung dieser Kinder verbundenen Mühen und Arbeiten gern übernommen und würde weitere diesbezügliche Anmeldungen mit Freuden begrüßen. Der Verein berechnet hierbei nur die thatsäch- lichcn Auslagen Nähere Auskunft erteilt der Vorsitzende des Ausschusses, Hr. vr Buch, Mittwochs und Sonn abends '^1 Uhr in der Geschäftsstelle des Gemeinnützigen Vereins Jüdenhof 5, l. * Im Christlichen Verein Junger Männer, Neumarkt 9 Hl, findet Sonntag, den 13. Juni, abends 8 Uhr eine gesellige Vereinigung statt, wobei Hr. DiakonuS v Seydlitz einen Vortrag über „Fortschritte der Gegen wart auf religiösem und sozialem Gebiete" halten wird. Der Eintritt ist frei. L Die Schonzeit für die Mehrzahl unserer Süß wasserfische ist zwar seit dem 10. Juni zu Ende und längs der Elbufer haben sich während der letzten beiden Tage zahlreiche Angler aufgehalten, um dem Sport des Fischfangs obzuliegen, allein die Ausbeute ist blS jetzt eine kaum nennenswerte gewesen Der Elbstrom sowie tue meisten der in denselben einmündenden Flüßchen werden thatsächlich von Jahr »u Jahr immer fischarmer Auch Krebse, die schon seit Anfang dieses Monats wieder gefangen und verkauft werden dürfen, kamen bis jetzt nur wenig an den Markt und erzielten recht hohe Preise Nachrichten aus den Laudesteiten. -- In das Präsivium de« gestern eröffneten Ziveiten Kongresses des Deutschen Verbandes für das kaufmännische Unlerrichtswesen in Leipzig wurden die Herren Handels kammerpräsident Zweiniger-Leipzig, Handelskammerpräsident geh Kommerzienrat Michel-Mainz, Vertreter des deutschen Handelstages, Kommerzienrat Hubbe-Magdeburg, Handels kammerpräsident Kommerzienrat Jüdel-Braunschweig und Direktor Messien-Meißen gewählt. In die Tagesordnung eintretend, nahm die Versammlung ein Referat des Hrn. Unkart, Vorsitzenden des Vereins für HandlungskommiS von 1858 in Hamburg, über „den systematischen Aufbau des kaufmännischen Unterrichtswesens" entgegen und damit auch Leitsätze für eine einheitliche Organisation und Be nennung der kaufmännischen Unterrichtsanstalten, damit sich letztere in gleicher Weise in das Volksbewußtsein einleben, wie dies bezüglich der allgemeinen Bildungsanstalten der Fall ist. Nach einer längeren eingehenden Behandlung der Frage durch eine große Anzahl von Rednern entschied sich die Versammlung zu folgender Resolution: Sie hält eine einheitliche Bezeichnung der verschiedenen Stufen des kaufmännischen Unterrichts für dringend erwünscht und be auftragt den Vorstand, die Frage in Berücksichtigung der hier gegebenen Anregungen dem nächsten Kongreß zur Be schlußfassung vorzubereiten. Weiter lagen Berichte über den gegenwärtigen Stand des kaufmännischen Unterrichts wesens in den verschiedenen deutschen Bundesstaaten vor, darunter ein Bericht des Hrn. vr. Dietrich, Sekretärs der Handels- und Gewerbekammer in Plauen, über das kauf männische Unterrichtswesen im Königreiche Sachsen und in den thüringischen Staaten — In einer vertraulichen Be sprechung von Vertretern der konservativen und national liberalen Partei in Leipzig über die Landtagswahl im 4. Leipziger Kreise wurde der konservative Grundsatz an erkannt, daß die Kandidatenfrage Sache des Wahlkreises sei und die Parteileitungen nur dann sich damit befassen sollen, wenn eine friedliche Einigung der Ordnungsparteien auf einen Kandidaten nicht zu erreichen sein sollte. Die wiederholten Mitteilungen des „Leipz Tageblattes", die nationalliberale Partei werde die (einseitig aufgestellte) Kandidatur Müller unterstützen, wurden von den national- liberalen Herren als unzutreffend bezeichnet, vielmehr fest- gestellt, daß ihre Parteileitung bei der Aufstellung dieser Kandidatur in keiner Weise beteiligt war und dazu eben sowenig Stellung genommen habe, als die konservative. Es wird nunmehr Sache der verschiedenen Parteien und Interessengruppen sein, sich über einen geeigneten Vertreter schlüssig zu machen und dann für seine Wahl energisch zu arbeiten — Eine in Leipzig-Lindenau abgehaltene Versamm lung von Textilarbeiterinnen beschäftigte sich mit den Lohnstreitigkeiten der Zwirnerinnen der Kammgarnspinnerei von Stöhr u Co in Leipzig-Plagwitz Daselbst hatten von 250 beschäftigten Zwirnerinnen etwa 150 wegen nicht tarifmäßiger Entlohnung die Arbeit eingestellt, waren aber nach einigen Tagen, ohne wesentliche Erfolge erzielt zu haben, in ihr Arbeitsverhältnis zurückgekehrt Eine weitere Arbeitseinstellung wurde später auch von den übrigen etwa 100 Zwirnerinnen, die im Lohn arbeiten, inszeniert und ein Mindeststundenlohn von 20 Pf. gefordert Wie in der Versammlung mitgetcilt wurde, hat auch die zweite Quote der Streikenden am Mittwoch die Arbeit beding ¬ ungslos wieder ausgenommen und beschlossen, die An gelegenheit bis zu einer günstigeren Zeit zu vertagen — Dem auf Bahnhof Meißen stationierten Expeditions- aehilsen Franz Blümel wurde das Silberne Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit verliehen. — Bei den Aus schachtungen zum Kanalbau an der alten Franziskanerkirche in Meißen sind zahlreiche menschliche Gebeine gefunden worden Es sind dies wohl zweifellos Überreste der ehe maligen Klosterbewohner — Durch hereinbrcchendeS Gestein wurde ein in der Silbergrube „Güte Gottes" zu Scharfen berg arbeitender Bergmann tödlich verletzt — In einer von einer größeren Anzahl Industrieller und Gewerb- treibender aus Großröhrsdorf und Brettnig besuchten Versammlung wurde beschlossen, die Errichtung einer Fcrnsprcchanlage für diese Ortschaften und gleichzeitigen Anschluß an das Dresdner Netz mittels eigenen Drahtes nachzusuchen. Ferner brachte in dieser Versammlung Fabrik besitzer Großmann-Großröhrsdorf eine Korrektion der jetzigen Bahnlinie Großröhrsdorf-Arnsdorf-Radeberg in Anregung, wodurch diese Linie eine Verkürzung von über 4 km er fahren würde. Mit dem Verfolg dieser Angelegenheit wurde ein Komitee betraut — In Zwickau fand vor gestern die Generalversammlung des „Landwirtschaftlichen Kreisvereins im Erzgebirge" statt Unter den Ehrengästen befanden sich die Herren Kreishauptmann Frhr v Welck und Amtshauptmann geh. Reg -Rat Ur. Schnorr v Carolsfeld. Die von etwa 800 Personen besuchte Versammlung, welche durch Hrn Okonomierat Schubart geleitet wurde, wurde mit einem Hoch auf Se Majestät den König eröffnet, in das die Versammlung begeistert einstimmte. Der Vor sitzende sandte mit Genehmigung der Versammlung ein Huldigungstelegramm an Se Majestät den König ab. Kreissekretär Wilsdorf-Chemnitz erstattete sodann den Jahresbericht, nach welchem dem Kreisvereine zur Zeit 294 Vereine mit 15 593 Mitgliedern angehören Redner ge dachte der Rechnungsverhältnisse des Kreisvereins, der landwirtschaftlichen Schulen, deren Besuch etwas nach gelaffen habe, der Personalveränderungen an diesen, erwähnte, daß 48 Entwässerungsanlagen mit 6228 M- Aufwand hergestellt worden seien, gedachte der Viehzucht verhältnisse und Prämiierungen, insbesondere der Rinder-, Pferde-, Ziegen-, Fisch-, Geflügel- und Bienenzucht, der verliehenen Auszeichnungen an Landwirte, Vereinsvorstcher, wie Gesinde, der namhaften Staatsbeihilsen, darunter 28300 M Dispositionsfonds für den Kreisverein Hr. geh Hofrat Prof vr Kirchner-Leipzig sprach sodann über „Milchverwertung und Milchkontrolle " Nachmittags 2 Uhr begann dieTafel, an der gegen 400Personen teilnahmen — Unter äußerst zahlreicher Beteiligung sand in Freiberg die diesjährige Hauptversammlung des „Landwirtschaftlichen Kreisvereins zu Dresden" statt Auch viele Ehrengäste, u a. die Herren Kreishauptmann Schmiedel, Amtshaupt mann Vr Steinert, Amtshauptmann Frhr v. Teubern-Pirna, hatten sich eingefunden Mit einem Hoch auf Se. Majestät den König eröffnete der Vorsitzende, Hr Okonomierat Käfer stein, die Versammlung. Hr. Bürgermeister vr. Schroeder erwiderte als Vertreter der Stadt Freiberg den Will kommengruß des Vorsitzenden Der Sekretär, Hr. Vr. v Lit- trow, schritt alsdann zur Erstattung des Jahresberichts, dem zufolge zur Zeit 130 Vereine mit 8371 Mitgliedern zum Kreisvereine gehören Ter Vermögensbestand stieg auf 27 228 M 32 Pf. Der Berichterstatter wies schließ lich noch daraus hin, das auch der Mangel an geeigneten Arbeitskräften beginne, einen der bedeutendsten Faktoren in der Notlage der Landwirtschaft zu bilden; es würden be züglich des Lohnes Anforderungen gestellt, die in einzelnen Bezirken bi« zu 150 Proz höher seien als vor 25 Jahren, während eine Zunahme der Gegenleistungen nicht zu be obachten sei. Der Geschäftsführer des Verbandes der Ge nossenschaften im Kgr. Sachsen, Hr Vr. Wiedfeld-Dresden, hielt einen Vortrag über: „Landwirtschaftliches Genossen schaftswesen, die Zentralemkaufs- und Verkaufsgenossen schaften und die Landesgenossenschastsbank" Der Redner erntete lebhaften Beifall für seine Ausführungen. An die Hauptversammlung schloß sich ein Festmahl an. — Dem langjährig in der Werkzeugmaschinenfabrik „Vulkan" in Chemnitz beschäftigten Former Schönherr, dem Modellausgeber Aurich, dein Schlosser Rothe-Neu- Hilbersdorf, dem Eisendreher Püschel und dem HauSmann Müller ist das Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit ver liehen und durch Hrn. Oberbürgermeister vr. Beck in Gegen wart des Hrn Fabrikdirektors Pailliart ausgehändigt worden. — Auch dem seit mehr als 30 Jahren in der Roseschen Dampfschneidemühle in Borna thätigen Holzarbeiter Netzold sowie dem Ziegeleiaibeiter Pehncrt, welcher eine ebenso lange Reihe von Jahren in der Lehmunnschen Ziegelei dortselbs! ge arbeitet hat, ist das Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit verliehen worden. — In Annaberg wurde gestern die Hauptversammlung des „Sächsischen Realgymnasiallchrer- vereins" abgehalten Sie wurde eröffnet und geleitet von Hrn Rektor Prof. Vr Meutzner-Annaderg Hr Oberlehrer vr. Lüder-Dresden sprach über „Beobachtungen aus dem Gebiete des höheren Schulwesens in Frankreich". Im Herbste vorigen Jahres hielt sich Redner in Frankreich auf, wozu ihm Gelegenheit durch ein Neiscstipendium der Stadt Dresden geboten war. Er schickte voraus, daß die höheren wie niederen Schulen Frankreichs von demokratischem Geiste erfüllt seien, und daß das Schulwesen Frankreichs, ins besondere das Volkvschulwesen, große Fortschritte seit dem 2 Kaiserreiche gemacht habe. Für die in Frankreich fehlenden Jahresberichte (Programme) bieten die von der Regierung herausgegebenen Ctudienpläne und Instruktionen einen Ersatz Die französischen höheren Schulen zerfallen in staatliche, städtische und Privatschulen Es giebt Gym nasien und realistische Anstalten, welche letzteren mit der Oberrealschule verglichen werden können Realgymnasien giebt es nicht Gymnasium und realistische Anstalt sind unter einer Leitung vereinigt und haben einen gemein samen dreiklassigen Unterbau, auf welchen die Gabelung in das Humangymnasium mit 7 Klassen und die Ober realschule mit 6 Klassen folgt; wenn letztere einen Jahr gang weniger hat, so haben dafür ihre Schüler mehr häusliche Arbeiten Der Unterrichtsbetrieb ist nach den Beobachtungen dcö Redners insbesondere im französischen Unterrichte von nationalem Geiste erfüllt Im Gym nasium wird Latein und Griechisch, dazu eine neuere fremde Sprache gelehrt Die Schüler wählen meist die deutsche, weniger die englische, in Algier die arabische Sprache Abweichend von den deutschen Gym nasien wird die Philosophie in großem Umfange ge trieben, die auf den deutschen Gymnasien mit Recht be schränkt ist In der Oberrealschule werden naturgemäß die exakten Wissenschaften mehr berücksichtigt als auf dem Humangymnasium und zwei fremde Sprachen, insbesondere die deutsche Sprache gelehrt. Abschlußprüfungen giebt eS nicht, vielmehr werden die Baccalaureatsprüfungen, welche den Zugang zu den Hochschulen erschließen, von Fakulläts- professoren öffentlich abgenommen Hierauf wurden die bisherigen Mitglieder des Ausschusses wiedergewählt Für die nächste Versammlung wurde Leipzig vorgeschlagen, auf den Bericht der Rechnungsprüfer die Jahresrechnung richtig gesprochen. Der Hauptversammlung folgten die Abteilungs sitzungen für deutsche und neuere Sprachen sowie Mathematik und Naturwissenschaften. Ein gemeinsames, von Trink sprüchen und Tafelliedern belebtes Mittagessen wurde im Hotel „Wilder Mann" eingenommen, alsdann unter Führung des Hrn Superintendenten vr. Schmidt die St. Annen kirche besichtigt und schließlich ein AuSflua nach dem nahen Pöhlberg unternommen — In Bad Schandau hat auch im Lause dieser Woche der Kurbesuch zugenomn en; die am 10. d Mts. ausgegebene Nummer 6 der amt lichen Kurlistc weist insgesamt 331 Parteien mit 580 Per sonen nach — Eine große Anzahl sächsischer Schuldirektoren, welche, wie schon berichtet, in Schandau rhre Haupt versammlung adhielten, unternahmen gestern vormittag einen Ausflug nach HerrnSkretschen-EdmundSklamm; zur Nachmittagszeit wurde im Saale der Sendigschen Königs villa das Diner eingenommen. — Station Schöna passierten bis mit gestern abend insgesamt 3012 be ladene Schiffe und 698 Prahmen aus Böhmen heraus. XXXV. Gelamtsttzung -es Oandeskulturrates für das Llönigreich Lachsen. n. D Dresden, rr Juni In der gestrigen Weiterberatung des Gesetzentwurfs über die Einsührung der staatlichen Viehversicherung wurden in langandauernder Debatte auch die übrigen 88 ü bis 18 im wesentlichen nach den Anträgen des Sonderausschusses angenommen. Zugleich wurde es aus Aniiag des Sonderausjchusses als wünschenswert erachtet, daß eine freiwillige staatliche Versicherung gegen Verluste, die durch den vorliegenden Gesetzemwurf nichl getroffen werden, ins Auge gefaßt wird, und welche außer auf Rindvieh und Schweine sich auch auf Pferde erstreckt Am Schluffe der Be ratung fprach Hr vr. v. Frege-Weltzien den Wunsch aus, daß der Entwurf, ehe er an die S-ändc abgegeben werde, nochmals dem Landeskulturrat vorgelcgl werde. Se. Excellenz der Hr. Staatsminister v. Metzsch erklärte jedoch, daß tue Er füllung dieses Wunsches umhunllch sei. Tie Materie habe dem Landcskuliurrat bereits zweimal Vorgelegen, auch sei die Zeit bis zum Landtage zu kurz, um in eü e nochmalige Beratung im Landeskulturrate eintreten zu können. Man solle der Re gierung mit Vertrauen cntgegenkommen, sie werde den be rechtigten Wünschen der Landwirtschaft Rechnung tragen. Weiter sicherte Se Excellenz der Hr Staatsministec dem Hrn. Vor sitzenden zu, wenigstens die Ausführungsverordnung dem Landeskulturrate zugehcn lassen zu wollen. Es solgt hieraus die Beratung des Gesetzentwurfs über die Einsührung einer allgemein-verbindlichen Schlacht- vieh-undFicischbefchau (BerichterstatterHr Rittergutsbesitzer Wecke-Wiesa.) Der ganze Gesetzentwurf umsaßt 20 Para graphen. 8 l des Gesetzes besagt in der Fassung des Sonder ausschusses, taß der Schlachtvieh- ui.d Fleischbeschau durch ver pflichtete Fl.ischbeschauer alle zur Verwendung als Nahrungs mittel sür Menschen bestimmte Tiere unterliegen sollen Als solche seien anzusehen Rindvieh jeden Alters, Schweine, Schase, Ziegen, Pferde und Hunde. Ausgenommen hiervon seien nur Spanferkel, Sauglämmer und Zickel. Tee Paragraph wurde Robert Ashton. Roman von Rudolf Lindau. 15 (Fortsetzung.) „Ich habe heute abend Kopfschmerzen", Hub Massa- loff endlick) an, „und beabsichtige, noch einen kleinen Spaziergang zu machen Haben Sie Furcht vor dem Wetter, vor nassen Füßen und Schnupfen, oder sind Sie geneigt, mit mir zu gehen?" „Gern", antwortete Ashton. „In den Klub komme ich früh genug; aber ich muß heute abend noch hingehen, um eine Spielschuld von gestern zu bezahlen." „Ich glaubte bemerkt zu haben, daß Sie seit einigen Wochen mit andauerndem Unglück spielen." „Sie haben richtig bemerkt." „Heute abend werden Sie gewinnen." „Wie kommen Sie auf den. Gedanken?" „Als ich hier eben allein den Boulevard hinunter ging, dachte ich zufälligerweise an Sie. Es wird Sie nicht eitel machen, wenn ich Ihnen sage, daß Sie der einzige Pariser sind, der meine Gedanken manch mal beschäftigt. Ich erinnerte mich daran, daß ich Sie vor einigen Jahren als einen lebenslustigen Mann kennen gelernt hatte, und ich fragte mich, woher es wohl kommen möchte, daß Sie mit der Zeit und ohne plötzliche Veränderung in Ihrem W sen ein stiller Mann geworden seien. Da fielen mir Ihre Spielverluste ein, und ich sagte zu mir selbst: wenn ich Ashion zufälligerweise antreffen sollte, ehe ich über die Rue de la Paix hinaus bin, so soll das heute Glück für ihn bedeuten. Und in demselben Augenblick gingen Sie an mir vorüber und redeten mich an." . „Das ist ein kurioses Zusammentreffen." „Nun, wir wollen nachher sehen, ob mich mein Vorgefühl getäuscht hat oder nicht. Noch ein Wort, Ashton, da wir von Ihrem Glück, odex vielmehr von Ihrem Unglück sprechen Sollten Sie in Verlegenheit sein, so erweisen Sie mir die Ehre, über meine Börse zu verfügen." „Besten Dank, lieber Massaloif. Ein anderes Mal vielleicht; heute nicht." „Sie wissen, daß man mit geborgtem Gelde am meisten Glück hat?" „Sie sind ein gefälliger Freund ; aber besten Tank für heute." Die beiden waren die Rue de la Paix und die Rue Castiglione nn Gespräche hinuntergegangen, halten sich dann nach recht» gewandt und befanden sich, nachdem sie den Place de la Concorde überschritt n, aus der zu dieser Stunde ganz vereinsamten Brücke, die von dem Platze nach dem Faubourg St. Germain hinübersührt. Das rötliche Licht zahlreicher Gas laternen spiegelte sich in langen, tanzenden Lichtkegeln in den schwarzen, rasch vorbeischießevden Wassern der Seine. Tas Geräusch der in der Entfernung rollen den Wagen war durch den Schnee gedämpft. Es herrschte tiefe Stille. Ashton und Massaloff hatten sich über das Brückengeländer gelehnt und schauten in den dunklen Fluß, dessen Wasser sich mit unheim lichem Gurgeln und Plätschern an den Brückenpfeilern brachen. „Dies ist ein einladender Platz für Leute mit Selbstmordgedanken", bemerkte Massaloff. „Ja", antwortete Ashton kurz und so bestimmt, daß Massaloff ihn einigermaßen betroffen anblickte „Kommen Sie, Ashton", sagte dieser darauf. „ES ist spät, und ich möchte nicht, daß die Partie auf- gebrochen wäre, ehe wir im Klub sind" Sie traten langsam den Rückweg nach dem, auf dem Boulevard des Italiens gelegenen Klubgebäude an. Der dicht und schwer herabfallende Schnee hatte inzwischen die beiden melancholischen Spaziergänger- gehörig durchnäßt „Es freut mich", sagte Massa'off, „die Bemerkung zu machen, daß Sie schlechtes Wetter nach denselben Grund ätzen behandeln wie ich." „Wieso?" „Nun, Sie laufen vor dem Regen nicht davon. Ich finde seit fünf Jahren überall schlechtes Wetter Irgendwo regnet es immer, und ich bin immer gerade da, wo es regnet. Wozu soll ich mich beeilen, von dem Flcck fortzukommen, an dcm ich einmal bin, nur weil ich naß werde? Dort, wo ich hinziehe, regnet es auch. Ich frage mich manchmal, ob die Sonne noch irgend wo scheint, oder ob der Himmel aller Orten so grau und nebelig ist wie über mir." Ashton antwortete: „Ja, das Wetter ist seit langer Zeit recht schlecht geworden, und ich fange auch an zu fürchten, daß es so bald nicht besser werden wird." Massaloff und Robert waren im Klub angelangt. Trotz der vorgerückten Stunde h-rrschte dort noch reges Leben D e beiden Freund, begaben sich in den Spielsaal. Eine „Taille" war gerade beendet d'Aliziöres hatte Bank geleat und zog sich mit einem ansehnlichen Gewinn zurück. Ashton nahm seinen Platz ein und leg e zehntausend Franken auf den Tisch. Massaloff sagte: „Nun, ich will Jtr Glück gleich er proben. Va bangue!" Er verlor, zahlte und beteiligte sich von diesem Augenblick an nicht mehr ani Spiele. Ashton gewann noch drei Schläge hintereinder: über fünszigtausend Franken standen bereits in der Bank d Alizieres, der damit beschäftigt gewesen war, seinen Gewinn zu zählen, hatte noch nicht gegen die neue Bank gespielt Er rühlte sich im Glück und glaubte, daß nach dem dritten Schlage der geeignete Augen blick gekommen sei, um einen großen „Coup" zu machen. Er beobachtete, was rechts und links gesetzt wurde, und nachdem ihn ein schneller, scharfer Blick übirzeugt hatte, daß bereits einige dreißig- tausend Franken gehalten waren, sagte er mit vor Aufregung bewegter Stimme: „den Rest", und schob einen groien Hausen von Gold und Banknoten auf den Tisch Ashton gab Karten und sch'ug für sich den höchsten Point, eine Neun, auf. d'Aliziöres wurde grünlich bleich. Nachdem die Ab rechnung, die einige Minuten in Anspruch genommen hatte, fertig war, ging das Spiel weiter. Das Glück fuhr fort, Ashion zu begünstigen. Die Mitspieler, meist reiche junge Leute, seit Jahren an hohes Spiel gewöhnt, waren nicht leicht entmutigt; aber am Ende mußten sich doch alle besiegt erklären. d'Aliziöres hielt bis zum letzten Augenblicke uus. Er war ein Bild des Jammers. Er hatte alles verloren, was er an barem Gelde mitgebracht und gewonnen hatte, und schuldete der Bank zwanzigtausend Franken Um vier Uhr morgens erklärte Ashton seine lrtzte „Taille". Noch einmal wurde er von allen Seiten bestürmt; aber sein Glück verließ ihn nicht einen Augenblick, und als er sich endlich um halb sünf Uhr erhob, konnte er seinen Gewinn in jener Nacht aus viermalhundert- tausend Franken anschlageu. Massaloff, der ihn nicht aus den Augen verloren hatte, klopfte ihm freundlich ans die Schulter und wünschte ihm im Fortgehen mit einem stummen Zeichen gute Nacht. An der Thür drehte er sich noch einmal um, näherte sich Ashton und flüsterte ihm ins Ohr: „Versprechen Sie mir, nach Hause zu gehen und heute nicht mehr zu spielen" (Forts, folgt)
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