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Dresdner Journal : 12.06.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-06-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189706128
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970612
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970612
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-06
- Tag 1897-06-12
-
Monat
1897-06
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 12.06.1897
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112Ü sang an befolgt wurde. Die eigenen Interessen Italiens schreiben ihm aber vor, seine afrikanische Politik in mög lichst bescheidenem Rahmen zu halten und absolut nichts zu unternehmen, wodurch die Gefahr kriegerischer Ver wickelungen heraufbeschworen werden könnte. DaS schließt natürlich nicht aus, daß das römische Kabinett mit dem Londoner in freundschaftlichem Einvernehmen bleibe, und es ist gewiß, daß Italien bei der allmählichen Ein schränkung der Erythräa auf eine einfache Handelskolonie alle möglichen Rücksichten gegen England beobachten wird. Aber übe^ die Stellung Jtaliens in Bezug aus die englische Politik in Afrika wird in Zukunft volle Klarheit herrschen, sodaß man die Erythräa nicht mehr als eine Art Puffer zwischen Abessynien und dem Sudan wird betrachten können Nunmehr beurteilt man in Rom auch das Verhalten Frankreichs und Rußlands gegenüber Abessynien vo richtigen Gesichtspunkte aus Man sieht nämlich ein, daß die Begünstigung Meneliks seitens der Republik und des Zarenreiches ihre Spitze nicht gegen Italien, sondern in Wirklichkeit gegen England gekehrt habe. Hauptsächlich, wenn nicht aus schließlich auS dem Grunde, weil man allgemein geglaubt hatte, daß Italien mit seiner Aktion gegenüber Abessynien die Geschäfte Englands besorge, nahmen die Kabinette von Paris und St. Petersburg Italien gegen über in Afrika eine unfreundliche Haltung ein und begünstigten sie den Negus Diese Phase ist nun als abgethan anzusehen Italien wird in Zu kunft durchaus keine weitausgreifenden Pläne in der Erythräa verfolgen, und der Jnteressenkampf zwischen Eng land einerseits und Frankreich und Rußland anderseits bezüglich Abessyniens wird zwischen diesen Mächten selbst, ohne daß Italien vor geschoben werden könnte, auszutragen sein Rom Der Unterstaatslekretär im Ministerium des Äußeren, Graf Bonin, erklärte gestern in der Deputiertenkammer in Erwiderung auf eine Anfrage des Deputierten Jmbriani über neuerliche türkische Metzeleien auf Kreta, die Regierung habe keine Nachrichten über Metzeleien erhalten, welche die Türken in der letzten Zeit auf Kreta verübt hätten Tie einzigen Fälle der jüngsten Zeit seien am 2. d. Mts. aus Suda gemeldet worden Danach wären nach den Erfolgen der Türken in Thessalien die kretischen Muselmanen erregter geworden und hätten einige Christen getötet, um sich für die früheren Mordthaten zu rächen Die Ausschreitungen seien sofort unterdrückt worden und einige Türken unter dem Verdachte, die Griechen ermordet zu haben, verhaftet worden Der Unterstaatssekrctär ver sichert, die Mächte verfolgten mit der Belastung ihrer Truppen auf Kreta hauptsächlich das Ziel, etwaige Un ruhen, sei eS von feiten der Türken, sei es von feiten der Griechen, zu verhindern Grotzbritauuten. London Nach einer Meldung des „Reutcrschen BurcauS" aus Dschedda ist daselbst der Ausbruch der Pest offiziell bekannt gegeben worden — In der gestrigen Sitzung des Internationalen Bergarbeiterkongresses wurde nach lebhafter Debatte eine Resolution angenommen, welche die Anstellung von Bergwerksinspektoren aus den Reihen der Bergarbeiter verlangt — TaS amtliche Programm des Festzuges aus Anlaß der Jubelfeier am 22. Juni wird jetzt ver öffentlicht. Der Zug bewegt sich in zwei Abteilungen vom Buckinghampalast nach der St. Pauls-Kathedrale. Die erste Abteilung besteht aus den Kolonialtruppcn und den Wagen mit den Premierministern der verschiedenen Kolonien In gemessener Entfernung folgt der Aufzug der Königin Fünfzehn Schwadronen Kavallerie mit ihren Kapellen und sieben Batterien reitende Artillerie er öffnen den Zug, dann folgen die berittenen Adjutanten der Königin, der Lordstatthalter von London, die Offiziere des Generalstabes, die Feldmarschülle und die Schöffen der City von London, ferner die fremden Marine- und Militärattaches, eine Abordnung des preußischen Dragonerregiments, dessen Chef die Königin ist, und 16 Prunkwagen mit den Prinzessinnen des König!. Hauses, darunter die Kaiserin Friedrich. Unmittelbar vor der von acht Isabellen gezogenen Staatskarosse der Königin ritten der Lordmayor von London, eine Kavalkade von 36 englischen und ausländischen Prinzen und der Oberbefehlshaber der britischen Armee, Lord Wolseley. Zu beiden Seiten des Wagens der Königin reiten der Herzog von Cambridge, der Prinz von Wales und der Herzog von Connaught. Den Schluß des Zuges bilden Wagen mit den Hofwürdenträgern und zahlreiches Kavalleriegeleite — Der am Dienstag von Westafrika in Liverpool eiugetroffene Dampfer „Bonny" bringt die folgenden 'Nach richten: Mitte Mai sahen 40 Häuptlinge ihrem Prozeß wegen heimtückischer Niedermetzelung des britischen Zuges in der Stadl Alt-Benin entgegen Ter Aufenthalt des Königs von Benin ist bekannt, gefangen ist er jedoch bis jetzt nicht Es giebt jenseits Benins drei Zufluchtsorte für ihn. Als der König aus einen« herausactrieben wurde, floh er nach einem der beiden anderen In Alt-Benin steht zur Zeit nur eine Garnison von 100 Mann. Diese reicht nicht aus, um die drei Orte zu erobern. So lange die Streitkraft nicht erheblich vermehrt wird, etwa auf 500 Mann, wird der König nicht eingefangen werden. S imla. (Meldung des „Reuterschen Bureaus") Eine Abüilung indischer Truppen von 300 Mann mit zwei Geschützen, weiche dem englischen politischen Kommissar Gee zur Bedeckung diente, wurde im Thale des Flusses Tochi nahe der afghanischen Grenze während der Mittagsruhe in verräterischer Weise angegriffen Dabei wurden 3 englische Offiriere, darunter l Oberst, und 25 Mann getötet, und ebensoviel Offiuere und Mannschaften verwundet Der Überfall geschah bei dem Orte Marza. Die dem Malik-Stamme angehörenden Feinde waren in überwältigender Überrahl und verfolgten die indischen Truppen, welche aus Mannschaften des ersten Sikhs- und des ersten Punschab - Regiments bestanden, nach dem Überfall mehrere Meilen weit. Die Verwundungen der Offiziere sind schwer (Teilweise wiederholt) R a tz l a n d. Warschau Der Besuch des Kaisers Nikolaus II. in der Hauptstadt des „Zarentums Polen" ist in aller Form angesagt worden und die höheren Gesellschaftskreise hierselbst rüsten sich schon zum würdigen Empfange des Monarchen. Es soll bei dieser Gelegenheit ein ernstlicher Versuch gemacht werden, die unablässig verfolgte und vor bereitete Aussöhnung der „Führenden" polnischer National kreise mit dem „russischen Staatsgedanken" durch einen sichtbaren Einigungsakt zu vollenden. In der russischen Presse überwiegen die Anhänger des „polnisch-russi schen Ausgleiches", die bei jedem Anlasse für die Be endigung des „fünfhundertjährigen Bruderkrieges zwischen diesen zwei slawischen Nationen" eintreten und die orthodoxgesinnten Zweifler zum Schweigen zu bringen suchen In der polnischen Bevölkerung von Warschau ist allerdings der russensreundliche Umschwung noch nicht so weit gediehen, daß Rückfälle in dem traditionellen Russen haß unmöglich wären Das beweist der Zwischen fall mit der italienischen Sängerin Monti-Baldini, die bei einen im Opernsaale veranstalteten Konzert ein rus sisches Lied zugegeben hatte, worauf der polnische Teil der Zuhörerschaft den Saal demonstrativ verlaffen hat. Die polnische Presse wagte es allerdings nicht, ihren Ärger über diese Entweihung des polnischen Musentempel» offen Ausdruck zu verleihen, aber der „Fremden" selbst setzte sie so zu, daß sie auf eine weitere Thätigkeit an der Warschauer Oper verzichtete «erbten. Belgrad. Unter den Vorlagen, welche die Regierung für die Skupschtina vorbereitet, sind Gesetzentwürfe der Minister des Handels und der Finanzen zu nennen, welche die Hebung der ökonomischen Verhältnisse des Landes und die Reorganisation des Finanzdier.steS zum Ziele haben Im Sinne der gegenwärtig geltenden Ver fassung wird sich die Skupschtina aus 254 Mitgliedern, von denen 191 durch das Volk gewählt und 63 vom Könige ernannt werden, zusammensetzen tSrtecheulaad. Athen. Unter gestrigem Datum wird gemeldet: Ter „Hestia" zufolge blieben einige Paffanten, welche D ely annis grüßen wollten, vor letzterem stehen und beschimpften ihn, indem sie ihm vorwarfen, daß nur durch seine Schuld Griechenland ins Unglück gestürzt worden sei Aus diesem Vorkommnis verbreitete sich ein falsches Gerücht von einem Attentate gegen Delyannis. In Wahrheit herrscht freilich große Erregung gegen den früheren Ministerpräsidenten, woraus sich derartige Kundgebungen erklären. Türket. Konstantinopel. Den gestern bekannt gewordenen übereinstimmenden Meldungen englischer Blätter, daß der türkische Unterhändler Tewsik Pascha von der Pforte er mächtigt worden sei, die ursprünglichen Friedens - bedingungen beträchtlich zu ermäßigen, wird im all gemeinen Vertrauen geschenkt. Wenn die Einzelheiten richtig sind, so hat sich die Pforte in der That fast gänzlich den Vorschlägen der Mächte angepaßt und dürfte der kleine Rest, der noch zu begleichen ist, kaum mehr ernste Schwierigkeiten bereiten. Dem „Wiener Corresp-Bureau" zufolge wird die Vertagung der für vorgestern angesetzten Sitzung aus heute da-aus zurückgesührt, daß der Minister des Äußeren Tewfik Pascha vom Sultan noch keine endqiltige Ent schließung bezüglich der Zurückgabe Thessaliens gegen das Zugeständnis einer Grenzberichtigung erlangen konnte. Obwohl in dieser Beziehung Schwierigkeiten nicht als ganz ausgeschlossen gelten, so herrscht doch die Hoffnung auf die schließliche Erzielung einer Verständigung vor. Über die Frage der Kriegsent schädigung und der Kapitulationen ist in der Haupt sache Einverständnis erfolgt Was die Finanzkräste Griechenlands anlangt, so will man das Gutachten des am Mo"'ag -.er eintreffenden englischen Finanzattachös Loew abwaucn — Bei den Verhandlungen der Mächte über die .».gelung der kretischen Frage herrscht nach der „Pol. Corr" allseitig die Überzeugung vor, daß im Interesse einer dauernden Beruhigung der Insel die Räumung letzterer seitens der türkischen Truppen geboten erscheint. Die Pforte scheint dieser Forderung keinen formellen Widerspruch entgegensetzen zu wollen Die Durchführung der Maßregel wird, sobald eine Ver ständigung hierüber erzielt ist, wahrscheinlich durch all mähliche Verminderung der in den wichtigsten Küsten städten befindlichen türkischen Garnisonen bewerkstelligt werden. — Die für die notleidenden Kretenser unter amtlicher Kontrolle veranstaltete Sammlung hat bisher den Betrag von 2 057 385 Piaster ergeben Eine andere Sammlung für den gleichen Zweck, die während des Kurban-Bairam vom Unterrichtsministerium veranstaltet wurde, ergab 237 019 Piaster. Amerika. New-Bork. Wie eine dem „New-Bork Herald" aus Buenos-AireS zugegangene Depesche meldet, soll an der argentinischen Küste das uruguayische Kanonenboot „Suarez" eine Streitmacht gelandet haben, wobei ein argentinische» Schiff zum Sinken gebracht worden sei. Die argenti nische Regierung habe darauf eines ihrer Kanonenboote mit dem Befehl ausgesandt, das Kanonenboot „Suarez" zu kapern Man befürchte ernste Verwickelungen Örtliches. Dresden. 12. Juni. * Unserem gestrigen Bericht über den Besuch der Teilnehmer des V. Deutschen Journalisten- und Schriftsteller tag es in der Internationalen Kunstaus stellung haben wir noch nachzutragen, daß Hr. Stadtrat Vr. Bicrey, als erster Vorsitzender des Vereins „Dresdner Presse" und Vorsitzender des EmpfangsausschufseS in einer Ernst und Scherz vereinigenden Änsprache dem Danke für den Besuch Dresdens Ausdruck gab und daß Hr Prof. Vr Böcker-Frankfurt a M, der Vorsitzende des Allgemeinen Schriftstellerverbandes, seinen Dank in ein Hoch auf die Stadt Dresden zusammenfaßte. Gegen '^5 Uhr verließen die Gäste die Ausstellung und begaben sich zu den zahl reichen, von der Deutschen Straßenbahn zur Verfüguug gestellten Wagen, die sie rasch nach dem Terrassenuser führten, wo an den Landungsbrücken der Sächsisch Böhmischen Dampfschiffahrtsgesellschast die beiden in reichem Flaggen- fchmuck prangenden prächtigen neuen Schiffe „Hohenzollern" uud „Bodenbach", welche die Gesellschaft in zuvorkommen der Weise zur Verfügung gestellt hatte, zur Festfahrt nach Zschachwitz bereit lagen Unter der umsichtigen Leitung, die das Arrangement der ganzen Darbietungen des Tages auszeichnete, erfolgte schnell die Einschiffung und unter den Klängen fröhlicher Märsche setzten sich die beiden stolzen Schiffe in Bewegung. — Bei dem herr lichen Wetter war die Fahrt aus den beiden Dampfern, die in ihrer Einrichtung den Reisenden nichts vermissen lassen, was irgend dazu dient, den Aufenthalt an Bord angenehm zu machen, eine äußerst genußreiche und besonders sür die fremden Teilnehmer bildeten unsere reizenden Elbuser den Gegenstand des Entzückens. Bevor die Schiffe in Zschach witz landeten, fuhren sie bis zur Station Pil'nitz Als sie am Königl. Schlosse vorüberkamen, brachte der Vor sitzende des Journalistentages, Hr Prof. Ur. Böcker, ein Hoch auf den hohen Protektor, Se Majestät den König, aus, welches begeisterte Aufnahme fand. In Zschachwitz wurde ein frugales Abendbrot im Kurhause eingenommen, bei welchem die fröhlichste Stimmung herrschte. Während der Tafel brachte Hr. vr. Heusinger-Hamburg den Ver anstaltern der Darbietungen in Dresden, dem Verein „Dresdner Presse", den Dank der Anwesenden mit herz lichen Worten in einem jubelnd aufgenommenen Hoch zum Ausdruck, während der stellvertretende Vorsitzende des Verein» „Dresdner Presse", Hr. Jesko v Puttkamer, in rasch improvisierten Versen dem Journalisten- und Schrift stellertag sein Glas weihte Während der Tafel kon zertierte im Parke die Kapelle des 2. Königl Sächsischen Grenadierregiments Nr 101, welche auch auf den Schiffen die Kosten der musikalischen Unterhaltung bestritt Üm 9 Uhr abends wurde die Rückfahrt angetreten, die den Teilnehmern neue Überraschungen durch die Uferbeleuchtung brachte, an welcher sich die Anwohner der Elbe in um fassender Weise beteiligt hatten; überall erstrahlten die Ortschaften und Pillen in bengalischem Buntfcuer Ein zelnes hervorzuheben, ist kaum möglich. Nur mögen er wähnt sein die Beleuchtung des Königl. Schlosses zu Pillnitz, des städtischen Wasserwerkes an der Saloppe (die das Gebäude wie aus Alabaster hergestellt erscheinen ließ), die Beleuchtung der Eschebachschen Werke mit Mag nesiumfackeln, die von zahlreichen Arbeitern gehalten wurden — dort brachte auch der Gesangverein „Eschebach'" den Teilnehmern an der Fahrt einen melodischen Gruß. Auch das Königl Belvedere auf der Brühlschen Terrasse hatte sämtliche Beleuchtungskörper in Thätigkeit gesetzt. Schließlich sei noch erwähnt, daß besonders die Warte hallen der DampsschiffahrSgesellschaft, besonder» diejeni « in Neustadt, sich durch geschmackvolle und reiche Be leuchtung auSzeichneten So fand der Dresdner Tag des Journalisten- und Schriftstellertages einen effektvollen u> d alle Teilnehmer befriedigenden Abschluß. a Der Sonderzugsverkehr, welcher in diesem Jahre die Pfingsttage aus den hiesigen Bahnhöfen in großem Umfange gebracht haben, ist mit Donnerstag zu Ende gegangen Von den auf dem Altstädter Hauptbahn hof vorgesehenen 308 Sonderzügen wurden in der Zeit vom 4. bi» mit 10. Juni 252 in Dienst gestellt, von denen 119 der Chemnitzer, 111 der Bodenbacher und 22 der Verbindungsbahn gedient haben Zu diesen 252 Sonderzügen kommen noch die täglichen Personenzüge mit 210 Stück In 7 Tagen sind also 1722 Züge auf dem Altstüdter Hauptbahnhofe abgelaffen worden Der Leip ziger Bahnhof hatte im Ein- und Ausgange zusammen vom 5. bis mit 8. Juni 83, der Schlesische 71, der Friedrich st ädter 7 Sonderzüge aufzuweisen Es sind somit im Interesse des Pfingstverkehrs auf den hiesigen vier Bahnhöfen zusammen 413 Sonderzüge aus- und eingelaufen ' Der Vorstand des Allgemeinen Sächsischen Lehrervereins giebt in der „Sächs. Schulztg" bekannt, daß auf das Preisausschreiben zur Erlangung eine» Normalalphabete» sür deutsche und lateinische Schrift 38 Bewerbungen eingegangen sind, sowie daß für die nächste Generalversammlung in den diesjerigen Michaeli»- ferien zu Dresden bisher folgende Vorträge an gemeldet worden sind: 1) Die Anforderungen der Hy- gieine an die Schule (Lehrer Meyrich-Leipzig) 2) Die neuen Militärdienstbestimmungen für Volksschullehrer und ihre Konsequenzen (Lehrer ReiShauer-Leipzig). 3) Über den deutschen Lehrerverein, bez. über den Anschluß de» Allgem Sächs Lehrervereins an denselben (Direktor Böhm- Leipzig). 4) Moderne Zeitströmungen und ideale Lehrer arbeit (Lehrer Herm Renner-Dresden) In einer Neben versammlung will Lehrer Hering-Auerbach i. V über da» Thema: „Ä!as braucht die Volksschule an physikalischcn Lehrmitteln und wie müssen dieselben beschaffen sein?" sprechen Der Bezirkslehreroerein ,Oberes Vogtland" hat beantragt, „die Gehaltsfrage, insbesondere die Übernahme der Alterszulagen seitens des Staates" auf die Tages ordnung zu setzen sowie den Vorstand zu beauftragen, a) an die oberste Schulbehörde die Bitte zu richtcn: letztere wolle mit den übrigen Ministerien zu dem Zwecke ins Vernehmen treten, daß die durch Generalverordnung vom 9. Oktober 1880 in den Schulen Sachsens eingesührtc Rechtschreibung künftig bei allen Behörden zugelaffen werde, um letzterer dadurch nach und nach allgemeine Ver breitung zu verschaffen; b) den Vorstand de» Börsenvercin» deutscher Buchhändler zu Leipzig zu ersuchen, dahin zu wirken, daß beim Neudruck von Büchern künftig möglichst nur die neue Rechtschreibung zur Anwendung komme; e) die Verleger der in Sachsen erscheinenden Zeitungen zu ersuchen, in diesen ausschließlich die neue Rechtschreibung zur Anwendung zu bringen Der Vorstand empfiehlt ferner zur Behandlung in den Bezirksvereinen, bez zu Vorträgen in der nächsten Generalversammlung folgende Themen: 1) vr Friedrich Dittes und seine Verdienste um die Volksschule 2) Individual- und Sozialpädagogik. 3) Die Fortführung der Klaffen. 4) Der Einfluß de» Lehrers auf die Gestaltung des Schulwesens. 5) Ist e» zweckmäßig, in der Volksschule die Mädchen der oberen Klassen im Kochen und in der Hauswirtschaft unter Ver kürzung der für den übrigen Unterricht bisher bestimmten Zeit zu unterrichten und anzuleiten? 6) Welche Nachteile sind mit einer hohen Schülerzahl einer Klasse verbunden? 7) Soll die französische Sprache Gegenstand des Seminar unterrichts sein? * Aus dem Polizeiberichte Am 8. Juni zwischen 4 und ^5 Uhr früh ist an dem Gold- uud Silber warengeschäfte der Firma R. Reimann in Teplitz ein Auslagekasten von bisher unbekannten Thätern erbrochen worden Es sind verschiedene Gegenstände, wie Uhrketten, Broschen, Kolliers, Knöpfe, Korallen-Armbänder und Kreuze rc. im Gesamtwerte von 854 Gulden darau» entwendet worden Dieses Diebstahls dringend verdächtig sind drei Männer, welche am Thatorte gesehen wurden, wovon der erste, groß, stark und mit blondem Schnurrbart, mit blauem Gewand bekleidet war, einen niedrigen schwarzen Hut trug und etwa 48 bis 50 Jahre alt ist, der zweite (50 bis 52 Jahre alt), mit dunklem Schnurrbart, einen kurzen Überzieher mit Samtkragen, einen Schirm und ein Paket (etwa 30 ein lang), der dritte, von mittlerer Statur, ein lichtes Gewand trug (Fortsetzung in der ersten Beilage.) schwelg, das von Genua, Vas von Matlanv, das des Grasen v Berlepsch und das von Brisbane in Australien (durch vr. Sclater in London) Hr Klein'chmidt (vom Museum Berlepsch) demonstrierte sodann eine große Serie Jagdfalken und Hr. Kollibay (Neisse) eine solche des kaukasischen Birkhuhns (aus der Sammlung des Hrn. v Tschusi in Hallern), wodurch die interessante Frage der Umsärbung des Gefieders ohne Mauserung zur Diskussion kam Es wurde ferner eine Reihe der seltensten Vögel aus dem Tring-Museum wie aus dem ebenfalls sehr reichhaltigen ornithologischen Museum des Grafen v. Berlepsch gezeigt und besprochen, vr. Voigt (Leipzig) führte ein Instrument vor zum Nach ahmen der Balzlaute des Auerhahns Endlich beendete man die am Tage vorher unterbrochene wichtige Nomen klatur- und Subspezies-Debatte Es sind hiermit nur die Hauptmomente der Verhandlungen aufgezählt. Sonst trugen vor oder beteiligten sich vielfach an den Diskus sionen, außer den bereits Genannten, Prof Blasius Direktor vr. Büttikofer (Rotterdam), Vr. v Dallwitz (Tornow), Direktor vr. Hcck (Berlin), Major v Homeyer (Greifswald), Polizeirat Kuschel, einer der ersten Togel- eier-Kenner (Breslau), KustoS Matchie (Berlin), Prof. Reichenom, der Generalsekretär der Gesellschaft (Berlin) u. a. Um 1 Uhr fuhren die Teilnehmer, nebst einigen auswärtigen und hiesigen Damen, in acht Wagen nach Moritzburg, wo die Herren Oberforstmeister Schere! und Oberförster v Minckwitz sic empfingen und die Güte hatten, ihnen die Schönheiten und Sehenswürdigkeiten diese» Königl Jagdschlosses und seiner Wälder zu zeigen; auf den nahen Dippelsdorfer Teich waren Kähne gebracht worden, und man kam daher in die Lage, die hoch- nteressanten großen Brutkolonien von Möven, Enten, Tauchern rc auf der Insel besuchen zu können. Abends vereinigte sich zum Schluffe der Jahresversammlung die Gesellschaft bei auserlesenem Mahl in Webers Hotel. Am Montag (31. Mai) fanden noch Konferenzen einiger Herren im Zoologischen Museum statt M. * Mitteilungen aus dem Bureau der Königl. Hof- theater. Die bereits angekündigte Gesamtaufführung von Richard Wagners „Ring des Nibelungen" findet im Königl. Opernhause in der Zeit vom 15. bis zum 22. Juni statt. Am 15. Juni geht „Das Rhemgold" in Szene, am 17 „Die Walküre", am 19. „Siegfried" und am 22. „Die Götterdämmerung " Am Montag, den 14. d Mts., kommt im Königl Schauspielhause als letzte Novität in dieser Spielzeit der drciaktige Schwank „Andere Luft" von H. Lubliner in folgender Besetzung zur Aufführung: Frau v. Hellmond: Frl Tullinger, v. Werdenfels: Hr. Müller, Eva: Frl. Gasny, Marnitz: Hr. Paul, vr. Stein: Hr Gunz, Frau Stein: Frl. Diacono, Römer: Hr Bauer, Landors: Hr Leichert, Grüning: Hr Deitmer, Antonie: Frau Wolff, Heinrich: Hr. Schubert, Gertrud: Frl Schendler, Stefan: Hr. Olbrich. * Für die Bedeutung der Internationalen Kunst-Äusstellung zu Dresden und für den künst lerischen Wert der ausgestellten Kunstwerke liefert wohl die Thatsache einen Beweis, daß die Änkäuse bis jetzt die Summe von 200000 M überschritten haben. Besonders haben zahlreiche Museen, vor allem bekanntlich die Königl. Gemäldegalerie zu Dresden, die König! Skulpturensamm lung zu Dresden, das Königl Kupferstichkabinett zu Dresden, das städtische Museum zu Magdeburg rc. Kunst werke erworben So kaufte die Königl Skulpturensamm lung zu Dresden in den letzten Tagen noch folgende Bildwerke an: George Frampton-London, „Musik und Tanz", Relief, Gip»; Ä Legros-London, „Medaillon", Bronze; Jef Lambeaux-Brüffel, „Die Ringer", Gruppe in Gips, Lebensgröße Vom Königl Kupferstichkabinett zu Dresden wurden noch folgende Werke erworben: Otto Greiner, „Weiblicher Kopf", Zeichnung; Ludwig Dill, „Prittelbach bei Dachau", Aquarell; Storm van Gravesande- Hamburg: „Dämmerung", Algraphie * In der Internationalen Kunstausstellung in Dresden findet am Dienstag, den 15. Juni d. Js, abends '^>8 Uhr im Ausstellungspalast, Saal 11, der bereits mehrfach erwähnte Vortrag des Hrn. Prof. Vr Treu, Direktors der Königl. Skulpturensammlung, über „Con stantin Meunier, der Bildhauer der Arbeiterwelt", statt. Meuniers zahlreiche Werke in der hiesigen Aus stellung erregen Aufsehen, weshalb denn auch der Vortrag lebhafte Teilnahme finden dürfte Karten zu 2 M sind an den Ausstellungskaffen und bei der Bankfirma Eduard Rocksch Nachf (Zchloßstr 3) zu haben Der Eingang zum Vortragssaal muß vom Ausstellungsrestaurant aus ge nommen werden FZ In Arnolds Kunstsalon zieht neben manchen guten Bildern von Hans Thoma, Hans Gude und von dem Worpsweder am Ende ein großes Gemälde „Glaubens trost im Schmerz" von Giov Segantini die Besucher an. Wir erblicken da eine weite Landschaft, auf welcher die klare Luft eines harten Wintertages ruht Am Ein gang des Friedhofs, dicht an der Mauer, über die hinweg der Blick aus schneebedeckte Auen und weiter zu einem hohen Gebirgszug schweift, hat ein schlichtes Menschenpaar Halt gemacht Der Mann ist über einem Grabhügel zusammengesunken, die Frau steht, den Kops an die Mauer gelehnt, daneben in stummem Schmerz, die Linke aus den Kopf des Manne« gedrückt. Neben dieser Gruppe steckt, tief in Schnee gehüllt, ein ziemlich großes gleich schenkeliges Kreuz, auf dem Kernpunkte das Bild de» Heilands tragend. In den lichten Höhen des Äthers schweben zwei Engel mit dem Leichnam eine» abgeschiedenen Kindes, dessen Verlust jenes Elternpaar beweint Man braucht sich nicht lange in diese» Bild hineinzusehen, um den einfachen Vorgang in seiner schlichten Schilderung zu begreifen Es ist keine unklare Symbolik darin, der Maler redet die warm zu Herzen gehende Sprache des Naturpredigers, der das, was er sagt und ausdrückt, wahrscheinlich an einem konkreten Fall in den Bergen seiner Heimat beobachtet und empfunden hat Er hinter läßt durch seine beredte Formensprache, durch die in die Haltung der beiden schmerzgebeugten Menschen mit malerischem Feingefühl gebrachte Bewegung den Eindruck überzeugender Wahrheit des beobachteten Vorgangs beim Beschauer und bleibt in seiner Weise nichts schuldig, was dem Bilde nur irgend den Stempel eine» groß an gelegten Genrebildes aufdrücken könnte Ließe sich nun auch mit dem Künstler darüber rechten, ob er neben der äußerlichen Darstellung des stummen Schmerzes in seinen Figuren auch das befreiende und erlösende Moment des Glaubenstrostes eindrucksvoll genug wicdergegeben hat, so berührt es doch an sich schon erfreulich, in diesem Bilde de» Künstlers wiederum ein ungesuchtcs Empfinden wahr zunehmen Es ist frei von jeder herkömmlichen Allegorie, die religiöse Stimmung ist nicht mit asketischer Pose aus gesprochen, und der künstlerische Gesamteindruck ergiebt allenthalben den engsten Anschluß an die Natur Die Teilung des Bildes über zwei Dritteil Höhe wird viel leicht nicht durchweg gefallen, doch erweist sie sich als eine Notwendigkeit sür den malerischen Vorwurf. Sonst ist das Bild vorzüglich gemalt; Segantmiü eigentümliche, mehr fach beschriebene Technik kommt der Darstellung des Schnees außerordentlich zu gute Vor allem stehen die beiden stoff lich sehr fein behandelten Figuren mit wirkungsvollem Farbenkontrast in dem für das Auge wohlthuend abge dämpften Weiß des Schnees Residenztheater Am Sonntag nachmittag '^4 Uhr gelangt noch einmal zu ermäßigten Preisen die Diebs komödie „Der Biberpelz" von Gerhart Hauptmann zur Aufführung. Abends '-^8 Uhr geht zum ersten Male mit Hrn W Wilhelmi als Gast das Volksstück „Goldene Herzen" von Karlweiß in Szene * Hr Georg Steinmetz, im vorigen Jahre Schüler des Königl. Konservatoriums (Klaffen Wolter» und Starcke), ist an das Großherzogl Hoftheater zu Darmstadt, Hr Emil Gähd aus den gleichen Klaffen an das Stadttheater zu Libau, Frl. Else Vareny an das Stadttheater zu Koblenz engagiert worden * Der Dresdner Lehrergesangverein giebt am Donnerstag, den 24. d. Mt». ein Konzert im Garten des „Linckeschen Bades". * Sächsischer Kunstverein. Neuaufqestellt sind: Herm Braun (Karlsruhe) „Herbstlied", I Ängler (Pforz heim) „Flatterrosen", F. Grebe (Ahrenshoop) „Sommer abend auf den Lofoten", Ernst Götze (Dresden-Plauen) „Beim Nähen", Fritz Haß (München) „Tot", Heinrich Herrmanns (Düffeldorf) „Sicilianisches Kirchenintereur", „Rhen» am Rhein", „Im Muschelkram in Amsterdam" und „Winterstimmung", Ernst Hardt (Düsseldorf) „Abend im Moor", Guido Hammer (Dresden) „Zur Zeit der Hirschbrunst" und „Winterwald", C B Klitgaard (Blase witz) Zwei Kinderbildnisfe, Heinrich Kley (Karlsruhe) „Moraenstimmung", H Möller (Dresden) Kinderbildnis in Gips, A N ormann (Berlin) „Stuvenes" und „Tansö", Jacques Schenker (Dresden) „An der Werft", Felix Schurig (Dresden) „Mädchen in Jnnthalertracht" und Mädchenkopf, Anton Slaviceck (Prag) „FranziSkancrkirche in Bechin", H v Steg mann-Stein (Heinrichau) „Schleuse im Winter" Vergangene Woche wurde verkauft: Helene Noack „Gänseblümchen",
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