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Dresdner Journal : 12.06.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-06-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189706128
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970612
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970612
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-06
- Tag 1897-06-12
-
Monat
1897-06
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 12.06.1897
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Tagesgerichte konservativen Kandidaten Arndt sielen. Nach dortigen Blättern enthielten sich 4 oder 5 freisinnige Wahlmänner der Abstimmung und führten dadurch den Sieg des Polen herbei. Wir man un« schreibt, war Arndt von freisinniger Seite aufgefordtrt worden, seine Stellung zur BereinSgesetz Vorlage zu bezeichnen. Er hat dirauf durch einen Dritten in einer Versammlung erklären lassen, daß er sich zur freikonservativen Partei rechne und mit der selben auch in der VereinSvoiloge stimmen werde." So also nehmen die „Deutsch' Freisinnigen Stellung im Kampfe des Deutschtums gegen die Polen! desto vorteilhafter ist es für die persönlichen Interessen de« Geschäftssozialismus Fraglich mag allerdings sein, wie die Parteifinanziers darüber denken, welche dafür zu sorgen haben, daß die Inhaber der höchsten Partei- sinekuren in ihren Bezügen nicht verkürzt werden, was leicht passieren könnte, sofern man auf die Landtagswahlen erhebliche Agitationskosten verwenden würde Dieser Gegen satz zeigt sich auch in ven sozialdemokratischen Blättern. Der „Vorwärts" wäre zwar an sich nicht abgeneigt, geht indessen als Organ des Parteivorstandes, d h. der Höchst dotierten, sehr bedächtig und zögernd vor. Die übrigen Blätter, bei denen die kleinen, hungrigen Elemente des geistigen Proletariats untergebracht sind, und jene Ver sammlungsredner, die „stückweis" bezahlt werden, sind da gegen Feuer und Flamme für die Beteiligung . . . Zu einem etwas anderen Ergebnisse in derselben Frage kommt die „Köln. Ztg", welche schreibt: Bei den Aus einandersetzungen über die Absichten und Ansichten der Führung der Sozialdemokratie betreffs der Beteiligung ihrer Anhängerschaft an den preußischen LaudtagSivahlen ist bisher nicht mehr heraus gekommen, als daß die Mein ungen über die Zweck- und Programmmäßigkeit einer solchen Aktion durcheinander liefen, wie gewöhnlich, sobald man vor der Aussicht stand, sich auch nur einen Finger breit von dem starren Verneinungsstandpunkt de« Erfurter Programms zu entfernen An Stelle der Worte sind nun Thaten gefolgt. Am ersten Pfingstseiertage haben in Langenbielau die Sozialdemokraten PosenS und Schlesiens einen Parteitag abgehalten und dabei „fast einstimmig" eine „Resolution" angenommen, die es als „nötig erachtet, daß die Sozialdemokratie an den Landtaaswahlen teil nimmt, eigene Wahlmännerkandidaten aufstellt und für diese kräftig agitiert" Diesem stolzen „ja" folgt aber so fort das bedeutsame „aber": Im allgemeinen soll eine Beteiligung nur dort erfolgen, wo wenigstens einige Aussicht besteht, eine Anzahl eigener Wahlmänner durch zubringen Der Parteitag fordert daher die Leitung der deutschen Gesamtpartei aus, einen Antrag an den nächsten Hamburger deutschen Parteitag zu bringen, um eine grundsätzliche Entscheidung der Gesamtpartei zu dieser Frage herbeizuführen In anderen Worten wird hier bestätigt, was man vielfach aus die hoffnungs freudigen Ermunterungen von freisinniger Seite und die düstern Prophezeiungen in den rechts stehenden Blättern gesagt hat, als im Beginn der Agitation in Sachen der Vereinsgesetznovelle die Sozialdemokratie mit einer Be teiligung an "den Landtagswahlen drohte: daß die So zialdemokratie einfach dazu nicht im stände ist und sich auch sehr davor in acht nehmen wird. Nicht, weil nur in einigen wenigen großstädtischen Be zirken „einige Aussicht" vorhanden ist; nicht, weil dadurch das Programm verwässert werden könnte: nein, aus dem einfachen Grunde, weil das GroS ihrer Wähler „Mit läufer" sind, und diese würden sich sofort verflüchtigen, wenn ihre Namen aus der dunklen Urne der Reichtags wahl in die offene Stimmliste des „elendsten aller Wahl systeme" hinüberwandern müßten Seit den letzten Jahren hat die Sozialdemokratie aus eigenen Mitteln ihre Agi tation in der Hauptsache nur noch mit dem Hinweis auf die große Anhängerzahl bestreiten können; dieser Einsatz ist aber zu groß für den zweifelhaften Erfolg Der Ham burger Parteitag wird daher vermutlich die „grundsätzliche Entscheidung" sehr salomonisch fassen. — Der Kreuzer „König Wilhelm" mit Sr. König!. Hoheit dem Prinzen Heinrich an Bord sollte heute früh nach Portsmouth in See gehen — Durch eine gestrige Verfügung des Polizei präsidenten v Windheim an den Vorsitzenden des Vereins der Berliner Getreide- und Produkten händler, Hrn Pinkus, wird die Fortsetzung der nicht genehmigten Börsenversammlungen im Feenpalast unter sagt unv für den Fall einer Zuwiderhandlung unmittel barer Zwang angedroht. — Das Urteil im Prozeß v. Tausch-v Lützow ist gegen den Verurteilten v Lützow nicht rechtskräftig ge worden Die Verteidiger vr. Holtz und vr. Lubscinsky haben gegen das Urteil das Rechtsmittel der Revision ^eingelegt. — Im Reichstage sind die von den Abgg. Müller (Waldeck) und Trimborn verfaßten Berichte über den Gesetzentwurf, betreffend die Abänderung der Unfall versicherungsgesetze und die Novelle zur Gewerbe- unfallversicherung erschienen München Das aus Anlaß der Hauptversamm lung der Kolonialgesellschaft im LöwenbräukelUr gestern veranstaltete Fest war äußerst zahlreich besucht und verlief auf das glänzendste Prinz Leopold von Bayern und Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg- Schwerin wurden von den Gästen lebhaft begrüßt. Nachdem die Feier durch einen Festgruß von Lingg er öffnet war, ergriff Major v Wißmann das Wort zu einem längeren, mit großem Beifalle aufgenommcnen Vor trage über seine Thätigkeit in Afrika Redner betonte, Dresden, 12. Juni. Se. Königl. Hoheit der kommandierende General Prinz Georg begab Sich heute morgen nach Zwickau, um die Ka'erne des 133. Regiments zu besichtigen. In der Begleitung Sr. Kvnigl. Hoheit befand sich der Eh-f des Generalstabes Generalmajor v. Broizem und der Oberstlieutenant im Generalstabe des Generalkommandos Frhr. v Wagner. Deutsches Reich. * Berlin. Se. Majestät der Kaiser besichtigten gestern morgen auf dem Bornstedter Felde das Regiment GardeS du Corps und das Leibgardehusarenregiment und nahmen das Diner im Kasino der Garde du Corps ein. — Der Reichskanzler Fürst Hohenlohe hat gegen die in Graudenz erscheinende „Gazeta Grudziadsta" Strafantrag wegen Beleidigung des StaatSministerium» gestellt. — Nach der im Reichseisenbahnamt aufgestelllten Nach weisung der auf deutschen Eisenbahnen — ausschließ lich Bayerns — im Monat April d. Js vorgekommenen Betriebsunfälle waren zu verzeichnen: Entgleisungen auf freier Bahn 9, Entgleisungen in Stationen >3, Zu sammenstöße auf freier Bahn l, Zusammenstöße in Stationen !6, sonstige Betriebsunfälle 127, zu sammen 166 Unfälle. Bei den Unfällen wurden 48 Per sonen (darunter 5 Reisende) getötet und 101 (darunter 11 Reisende) verletzt — Über die Beteiligung der Sozialdemokraten an den preußischen Landtagswahlen schreibt die „Deutsche Volkswirtschaftliche Correspondenz": Das Drei klaffenwahlrecht hat Vie jedenfalls gute Wirkung gehabt, daß die Sozialdemokratie den Landtagswahlen in Preußen fern blieb; die Trauben waren zu sauer! Jetzt wird im Sinne eines „Protestes" gegen die Vereinsgesetzvorlaqe in sozialrevolutionären Blättern und Versammlungen darüber debattiert, ob man nicht diese Enthaltsamkeitstaktik auf- aeben und sich in Zukunft beteiligen solle, wobei sich die Träger der Agitation einmütigst in diesem Sinne aus sprachen Darum großer Jubel bei denen um Richter und auch bei denen um Rickert! Wenn beide freisinnigen Häuptlinge im Abgeordnetenhause die Häupter ihrer Lieben zusammenzählen, so kommen noch nicht ganz 20 Köpfe heraus, von denen obenem 9 in Berlin gewählt sind Da man jedoch darüber einig ist, daß eine Beteiligung der Sozial demokratie an den Landtagswahlen dieser selbst lein Mandat verschaffen könnte, so rechnen „Vossische Ztg ", „Berliner Tageblatt' und sonstige „Politiker" schmunzelnd aus, wie viel es der bürgerlichen Demokratie „einbringen" könnte, falls die sozialdemokratischen Wahlmänner für die Kandi daten der „befreundeten" Kategorien Richter und Rickert stimmen würden Man ist sogar recht großmütig im Frei- sinnSlagcr, wenigstens treten dessen Blätter bereit« einige Mandate an die Sozialdemokraten ab, natürlich immer unter der Voraussetzung, daß diese sich revanchieren und eine viel größere Anzahl von Mandaten dem bürgerlichen Vetter als Gegengabe verschaffen würden So schön, wie sich der Schlachtplan in der „Voss Ztg " liest, wird es wohl in der Praxis nicht werden, denn Hr Richter und sogar Hr Rickert dürften doch zu klug sein, um einen offenen Wahlpakt mit der Sozialdemokratie zu schließen Wenn vom Kartell „aller" Liberalen in schwungvollen Worten die Rede war, so war es doch bisher stet« ohne Sozialdemokratie gemeint, und die freisinnigen Führer werden sich nicht ihre Zukunftsambitionen davurch kompromittieren, daß sie Hrn Bebel vor allem Volk als „Bruder" in die Arme schließen Nichtsdestoweniger dürfte die Beteiligung der Sozialdemokratie an den künftigen Landtagswahlen wahrscheinlich sein Sogar dann, wenn kein Mandat für sie zu erlangen wäre, denn diese Beteiligung liegt im Interesse jenes Teiles des Geschäftssozialismus, der von der Agitation lebt; und zu diesem gehört nicht nur das „gelehrte Proletariat", sondern auch die sonstigen AgitationSredner und -Schreiber, Gastwirte re. rc. Je öfter gewählt wird, je öfter also agitiert werden kann, vermeintlichen Humoralpathologie bestehen in Wirklich keit gar nicht Jeder Bakteriologe nimmt an, daß die Torinc und Antitoxine auch aus die Zellen wirken. Prof Baginsky führte gegen Liebreich die günstigen Erfahr ungen mit dem Dlphth»ritheilfirum ins Fels Prof. Behring wendete gegen die Liebreichschen Ausführungen ein, daß ausgiebige Berichte über Tierversuche vorlägcn Das Ehrlichsche Institut sorge für die Kontrolle. Die beweisenden Versuche habe er schon vor Jahren in der Berliner physiologischen Gesellschaft gezeigt Er stelle Liebreich die Präparate zu Gebote, damit er selbst Tier versuche anstelle Prof. Liebreich übte sodann noch an der Auffassung der Antitoxinwirkung als Kraft, wie sie gestern Behring kundgab, Kritik. Sodann erörterte Prof. Benedikt-Wien den Wert des Röntgen-Verfahrens für die innere Medizin Zunächst hob er die Bedeutung dieses Verfahrens für die Erkenntnis der Leistungen des Herzens im gesunden und kranken Zustande hervor Wir haben mit einem Schlage eine richtige Anschauung über die Arbeitsleistung des Herzens bei Gesunden bekommen, welche früher arg über schätzt wurde. Dadurch wurden auch die Ausgleichsvor gänge bei kranken Herzen viel verständlicher. Weiterhin ist man dadurch in der Lage, die Größen- und Lager ungsverhältnisse des gesunden und des kranken Herzens am Lebenden genau zu erkennen, auch in Fällen, bei denen die frühere Methode der Behorchung und Beklopfung im Stiche ließ Ferner kann man Veränderungen an den Gefäßen zu einer Zeit schon erkennen, in der man früher keinen sicheren Anhaltspunkt hatte, und dadurch steigt auch die Chance, günstige Heilerfolge zu erzielen. Ferner hat man eine genaue Einsicht in die Beziehung zwischen Herz und Zwerchfell gewonnen und ist im stände, die Bewegung des Zwerchfells, dessen einzelne Teile als unabhängig von ein ander erkannt wurden, zu sehen Dies ist besonders wichtig für die Fälle von Verwachsungen des Herzbeutels mit dem Zwerchfelle und in Fällen von Verwachsungen des letzteren mit dem Rippenfelle Was die Lungen an betrifft, so zeigt das Verfahren die Füllungsverkältnisse dieses Organs mit Luft und gestattet so Rückschlüffe auf krankhafte Vorgänge Eine gewisse Bedeutung hat das Verfahren für die frühzeitige Erkenntnis von Knochen- krankyeiten, besonders jener der Wirbel; dieses Studium wird jedoch meist den Chirurgen überlasten Für den Nachweis vieler Arlen von Fremdkörpern in der Brust und Bauchhöhle leistet das Röntgen Verfahren Vorzügliches Bei den Erkrankungen ves Unterleibes ist da« Verfahren noch unsicher; am sichersten ist noch die Erkenntnis von Nieren- und Blasenkonkretionen Zu bemerken ist schließ lich, daß die Hilfsmittel für das Verfahren von den Technikern mit Vorliebe der Lichtbildererzeugung, und weniger der Richtung, unmittelbare Durchleuchtungs bilder zu liefern, zugewendet ist und daß dann in ein zelnen Fällen auf dem ersteren Wege Veränderungen zur Ansicht kommen, die beim zweiten aussallen 1' In Wiesbaden starb in der vorletzten Nacht der Chemiker Karl Remigius Fresenius, der Begründer und Lester des bewährten chemischen Institutes in Wiesbaden. Fresenius — 1818 geboren — gewann dadurch eine hervorragende Bedeutung, daß er den Wert der Chemie für die Industrie und die Landwirtschaft nicht nur früh zeitig erkannte, sondern daß er auch vor andern eine Lehrstätte für die wissenschaftlich-chemischen Bedürfnisse dieser Wirtschaftszweige errichtete. Fresenius machte sich zum Mittler zwischen der Wissenschaft und der Technik und Industrie Hand in Hand damit gingen namhafte wissen schaftliche Leistungen Sie erstreckten sich über das ganze große Gebiet der Chemie Im Vordergründe standen darunter Arbeiten zur analytischen Chemie der anorgani schen Körper Fresen.us ist das Haupt einer weitverzweigten Chemikerschule gewesen, deren Glieder sich in der Wissen schaft und Praxis bei uns und im Auslande bewährt haben Eine Gruppe dieser Freseniusschen Schule wird von den Chemikern gebildet, die sich unter seiner Leitung dem Unterrichte in der Chemie gewidmet haben An der Spitze dieser Chemielehrer aus Fresenius' Schule stehen seine eigenen Söhne, die gleich dem Vater Forschung und Unterricht sich angelegen sein lasten Das Freseniussche Laboratorium besteht bald ein halbes Jahrhundert lang Ter Begründer und seine Mitleiter sind immer auf das eifrigste bedacht gewesen, die Anstalt der Ausgestaltung der praktischen und wissenschaftlichen Chemie entsprechend zu erweitern und auszubauen Hier ist mit am eifrigsten für die Vertiefung daß jetzt überall Achtung vor der deutschen Flagge und vielfach ein freundschaftliches Verhältnis zwischen Deutschen und Eingeborenen herrsche, und >er'e dann dar, daß es nötig sei, weitere Mittel für die Kolonien bereitzustellen „Das deutsche Volk", schloß Major v. Wißmann, „hat sich entschlossen, Kolonien zu besitzen und ist jetzt auch ver pflichtet, den Besitz festzuhalten und a'. szubauen, und wir werden die Kolonien sesthalten und entwickeln zum Vor teile des Deutschen Reiches und zum Ruhm der deutschen Flagge" Arnatretch. Paris. Im Kabinettsrat fehlte vorgestern der Minister des Auswärtigen, der durch einen Trauer- gottesdienst abgehalten war, welchen das Institut zum Gedächtnis des Herzogs von Aum-ste veranstaltet hatte Die Minister beschäftigten sich hauptsächlich mit den Fragen aus der Tagesordnung der Kammer — Die gestern bereits kurz erwähnte Erklärung, zu welcher der „Temps" sich durch die Auslegung seiner Mit teilungen über die Reise des Präsidenten der Republik nach Rußland genötigt gesehen hat, lautet wie folgt: „Der Ursprung des Neisepro)ektes geht auf die Reise zurück, welche vor 2 Jahren der jetzt verstorbene Fürst Lobanow nach Frankreich unternahm Bei den Unterredungen, welche der russische Minister mit Hrn Hanotaux hatte, wurde zum ersten Male der Wunsch des Zaren laut, Paris zu besuchen, und als Folge desselben die Frage einer Reise des Präsidenten nach Rußland er örtert, ohne daß übrigens mit Bestimmtheit hiervon ge sprochen wurde. Als einige Monate später Kaiser Nikolaus voin Präsidenten der Republik Abschied nahm, äußerte er sich hinreichend deutlich, um von den Anwesenden ver standen zu werden, wie angenehm es ihm sein würde, den höchsten Vertreter des französischen Volkes in seinem Lande zu empfangen Die liebenswürdigen Worte des Souveräns, wie diejenigen seines Ministers, vermieden jede Anspielung über den Zeitpunkt, der für die Reise des Präsidenten geeignet erscheinen würde Aber zweimal hatte der Zar genug gesagt oder sagen lassen, um die französische Regierung zu bestimmen, das Reiseprojekt in Erwägung zu ziehen Wir sagen absichtlich „Negierung", denn bei einer derartigen Frage ist die Übereinstimmung der Obrigkeit notwendiger als bei jeder andern Die Form, unter welcher die Reise staltfinden wird, wird daher vom Kabinett geprüft werden, wenn die Zeit hierfür ge kommen ist. Was das Parlament betrifft, so wird man ihm natürlich die Angelegenheit aus dem Wege einer Kreditforderung unterbreiten, welcher eine Botschaft des Präsidenten der Republik vorangehen dürste, um dieser neuen Kundgebung der Sympathien Frankreichs für eine befreundete und verbündete Nation einen besonders feierlichen Charakter zu geben Aber von alledem ist bis zur Stunde noch nichts beschlossen oder erörtert und kann es auch erst kurz vor dem Zeitpunkt sein, wo die Verhältnisse am günstigsten für die Ausführung der Reise erscheinen Bis jetzt kann man nur sagen, daß das Prinzip der Reise feststeht und daß sie während der großen Parlamentsserien unternommen wird, die ursprünglich um den 25. Juli herum beginnen sollten, aber wahrscheinlich erst in der ersten Hälfte des August beginnen werden. Wir fügen hinzu, daß diese Reise in den Augen der Re gierung der Republik weniger ein Akt internationaler Höflichkeit gegenüber einem Fürsten ist, dessen freund licher Besuch unauslöschliche Erinnerungen im Herzen der Nation hinterlassen hat, als ein neues Mittel, das Band, welches uns mit dem russischen Herrscher und seinem Volke verbindet, noch fester zu knüpfen." — Über die deutsche Konkurrenz aus dem Handelsgebiete und die Eifersucht der Engländer liest man heute etwa folgendes im „Eclair": „Seit einiger Zeit haben die politischen Beziehungen zwischen Deutsch land und England ihre frühere Herzlichkeit eingebüßt Es ist unbestritten, daß die Haltung des Deutschen Kaisers in der Transvaal-Frage äußerlich die Ursache dieser Er kältung ist. Geht man der Sache aber auf den Grund, so muß zugegeben werden, daß der Fall Jameson nur der Tropfen war, der das Gefäß zum Überlaufen brachte, und daß in Wirklichkeit der Antagonismus der beiden Länder tiefer liegende Gründe hat Es ist die Rivalität aus dem Handelsgebiet, welche den Bruch herbeiführte. Die Engländer sind gewöhnt, sich im Besitze des Monopols des Welthandels zu glauben In den letzten Jahren mußten sie sehen, daß ihnen die Deutschen Zoll für Zoll ihre Hegemonie streitig machten England verfolgt mit eifersüchtigem Blick die Fortschritte seiner neuen Kon kurrenten und je größere Absatzgebiete sich der deutsche Handel eröffnete, je mehr er sich als zu fürchtender Gegner erwies, um so mehr schwanden die Sympathien Englands für Deutschland Jetzt wird mit offenem Visier gekämpft. Aber nirgends legen die beiden Gegner eine größere Auf merksamkeit an den Tag wie in China, diesem prächtigen Lpciationsselde für die Kaufleute Europas Tie Deut schen haben kürzlich von Hamburg aus eine Mission a'oge- der Nahrungsmittelchemie gesorgt worden Im hohen An sehen stehen die Weinuntersuchungen des Wiesbadener Laboratoriums, zu denen die Anstalt gerade durch ihre örtlichen Verhältnisse berufen ist. Lange Zeit ist es eine der Hauptpflegestätten der Agrikulturchenne gewesen und auch für die Ausbildung der Pharmazeuten hat eS viel gethan Die ihm eigentümliche Richtung erhielt Fresenius in der Schule Justus v. Liebigs Er war einer von dessen Assistenten in dem für die deutsche Chemie geschichtlich ge wordenen Gießener Laboratorium. Eine der Großthaten Liebigs war die Anwendung der Chemie aus Landwirt schaft und Technik. Fresenius folgte nur seinen Bahnen, indem er sich ganz besonders die Ausbildung technischer Chemiker angelegen sein ließ. Von den Veröffentlichungen Fresenius', in denen seine Sonderrichtung deutlich hervor trat, sind die „Anleitung zur quantitativen chemischen Analyse", sein „Lehrbuch der Chemie für Landwirte", die Arbeiten über Soda und die vielfältigen Heilquellen analysen hervorzuheben. Deutsche Ornithologische Gesellschaft. Vor Pfingsten wurde die 21 Jahresversammlung dieser Gesellschaft, deren Sitz in Berlin ist, im hiesigen Königl. Zoologischen Museum, unter dem Vorsitze des Direktors des letzteren, abgehaltcn Zu Vizepräsidenten wurden Graf v. Berlepsch (Schloß Berlepsch, Hannover) und Pros W. Blasius (Braunschweig) gewählt. Es beteiligten sich an 40 Ge lehrte aus verschiedenen Gegenden Deutschlands, aus England, Hollanv und Ungarn (Die Gesellschaft zählt etwa 150 Mitglieder ) In der ersten Sitzung am Abende des 28. Mai sprach, nach üblicher Begrüßung und Er ledigung geschäftlicher Angelegenheiten, der Chef der ungarischen ornithologischen Zentrale, O Herrmann (Buda- Pest», über den Gesang des Nachtigall-Rohrsängers, worüber er mit Fachgenosscn in Fehde liegt Er suchte sodann die Abhaltung eines internationalen ornithologischen Kongresses im Jahre 1899 auf der Balkanhalbinsel, einem der an Vooelleben reichsten Länder Europas, an zuregen Pros. König (Bonn), bekannt durch seine orni thologischen Forschungen in Algerien und Tunis, hielt darauf einen lebensprühenden Vortrag über die Beobacht ungen, die er auf einer eben beendeten Reise in Ägypten schickt, um den Markt des himmlischen Reiches zu studiercn, seine Bedürfnisse, den asiatischen Geschmack, den Export Chinas rc. kennen zu lernen und zu erforschen, ob deutsche Kapitalien mit Erfolg und ohne zu großes Risiko dort angelegt werden könnten Nach den letzten Nachrichten aus China wird diese Mission seitens der chinesischen Be hörden sehr herzlich ausgenommen, und wenn nicht alles trügt, wird diese RekognoszierungSreise dem Handel und der Industrie Deutschlands sehr nützen Daher kommt es, daß England anfängt, sich beunruhigt zu zeigen, und es ist sicher, daß die Rivalität zwischen England und Deutsch land aus dem Handels gebiete, wenn die deutsche Mission günstige Resultate erglebt, bedenkliche Formen annehmen und die politische Animosität zwischen den beiden Ländern nur vermehren wird " * Paris Die Deputiertenkammer begann gestern die Beratung des Gesetzentwurfes, durch welchen die Regierung ermächtigt wird, Zölle, die sie zum Gegen stände eines besonderen Gesetzes zu machen beabsichtigt, sofort und bis das Parlament seine Entscheidung ge troffen, durch einfachen Erlaß zur Anwendung zu bringen, falls sie eine Spekulation in Importartikeln verhindern will Der Berichterstatter Renault sprach für den Gesetz entwurf. I t«l t e«. Rom. Über die Gesinnungen und Pläne des eng lischen „Freundes" denkt man plötzlich in Italien recht skeptisch und es gewinnt den Anschein, als ob sich Italien anschicke in deutlich erkennbarer Weise von England abzu rücken Denn eine offiziöse Auslassung aus Rom führt heute folgendes aus: Die Art und Weise, in welcher die Regierung die erythräische Frage, welche für Italien so lange eine Quelle schwerer Sorgen gebildet hat, zu regeln unternimmt, ist für die Politik der Sammlung, welche das Kabinett Rudini zu seinem Programm gemacht hat, und für die nüchterne Ruhe, mit der die jetzigen leitenden Staatsmänner die Italien in internationaler Beziehung obliegenden Aufgaben und den wirklichen Charakter der Stellung der Italiener in Afrika beurteilen, sehr be zeichnend Die Aktion Italiens in diesem Erdteile ist, wie jeder aufmerksame Beobachter klar erkennen konnte, vielfach durch das Verhältnis zu England beeinflußt worden In nicht wenigen italienischen Kreisen ist man sogar der Ansicht, daß sich Italien geradezu in den Dienst englischer Interessen gestellt hat, indem es in Tunis und am Noten Meere gewissermaßen einen vorgeschobenen Posten und eine Schildwache der mchrgenannten Macht bildete Dies hat Italien den Nachteil gebracht, daß man dort, wo ein politischer Anta gonismus gegen England besteht, das ist in Paris und St Petersburg, gegen das römische Kabinett verstimmt wurde Insbesondere hat dieser Umstand zur Verschärfung der Spannung zwischen Italien und Frankreich beigetragcn Dazu kam aber noch, daß dem nicht einmal die Kom pensation durch irgendwelche Vorteile, welche Italien seitens Englands erwachsen wären, gegenübcrstand. Man hat vielmehr mit Be fremden wahrgenommen, daß England nicht das Geringste thut, um Italien bei der Be kämpfung der finanziellen und volkswirtschaft lichen Krisen des Landes beizustehen Immerhin hatte man sich aber doch noch der Hoffnung hingegeben, daß England bereit sein werde, Italien, wenn das Be dürfnis danach eintreten sollte, in Afrika seinen Beistand zu leihen Als jedoch England nach dem Ausbruche des Krieges gegen Menelik im Augenblicke, wo die Lage der Italiener aufs höchste gefährdet erschien, nichts zur Unter stützung der letzten unternehmen wollte, um nicht in Frankreich irgendwie Mißfallen zu erregen, und als das Londoner Kabinett ferner betreffs der handelspolitischen Beziehungen mit Tunis ein prinzipielles Übereinkommen mit der französischen Regierung abschloß, hat man in Italien erkannt, daß man sich hinsichtlich Englands keinerlei Illusionen mehr hin geben dürfe. Es darf jedoch nicht übersehen werden, daß an Italien seitens Englands nie die Zumutung gestellt worden war, eine Schildwache der Eng länder in Afrika zu bilden, und daß man daher auch keinerlei Verpflichtungen, wie sie sich im gegenteiligen Falle ergeben hätten, auf sich genommen hatte Wenn englischer seits die anglo-ügyptische Expedition nach dem Sudan mit der Absicht motiviert wurde, einem Angriffe der Derwische gegen Kassala zuvorzukommen, so hat man darin nur ein Argument zu erblicken, das darauf berechnet war, die Er zielung der Zustimmung des englischen Parlaments zur genannten Expedition zu erleichtern Der Verlauf der Dinge hat gezeigt, daß die anglo-ägyptische Cudanexpedition für die Italiener keinerlei wirklichen Wert hatte, da sich ja die letzteren ungeachtet dieser Expedition eines sehr be drohlichen Angriffes der Derwische gegen Kassala zu er wehren hatten Plan ist nach all diesen Erfahrungen zur Erkenntnis gelangt, daß Italien sowie England seine Interessen in Afrika jedes für sich selbst wahrzunehmen haben, ein Prinzip, das vom Londoner Kabinette vom An- angestellt barte, an den sich vielfältige Diskussionen knüpften Der 29. Mai begann früh mit einer zwei stündigen Besichtigung de« Zoologischen Museums In der dann folgenben zweiten Sitzung gab anschließend geh. Hosrat Meyer eine kurze Darstellung der Entwickelung und Oraa. Nation des Museums, worauf Frhr. r Bieder mann (Dresden) die von ihm kürzlich auf zwei Ölbildern der hiesigen Königl Gemäldegalerie entdeckten Abbildungen des im 17. Jahrhundert ausgestorbenen Dodo von Mauritius, eines großen taubenartigen Vogels, demon strierte; diese Darstellungen waren merkwürdigerweise bis jetzt unbekannt geblieben (Hr. Galeriedirektor geh Hoftat Woermann hatte in dankenswerter Weise die zwei Bilder zu dem Zweck ins Zoologische Museum gesandt.) Das Hauptverhandlungsthema dieser Sitzung und der Jahresversammlung überhaupt bildete die Diskussion der Prinzipien der Namengebung der Tiere sowie die des Begriffes der Unterart (Subspezies) Gras v. Berlepsch, einer der berufenen Vertreter dieser für den Zoologen bren nenden Tagessragen, legte seine Ansichten in geistvollem Vortrage dar; an der nicht zu beendenden Diskussion nahmen besonders Prof König und Direktor Hartert (Museum Tring, England) teil. Nachmittags fand eine Besichtigung des Zoologischen Gartens unter freundlicher Führung des Direktors Hrn. Schöpf, und darauf ein Festessen daselbst statt In der dritten Sitzung, am Abend, hielt speziell Hr. Schalow (Berlin) einen sehr an regenden Vortrag über die Vogelfauna der Südpolar gegend; an den folgenden Debatten nahm ein großer Teil der Anwesenden, speziell Prof Lampert (Stuttgart), teil, und es kamen dabei die Cookschcn Reisen sowie die neuer dings geplanten Südpolarexpeditionen zur Sprache Am Sonntage (30 Mai) bildete in der 4. und letzten Sitzung die Ausstellung fast aller bekannten, etwa neunzig Arten Paradiesvögel einen besonderen Anziehungspunkt der Jahresversammlung ES fehlten nur drei Arten Um dies zuwege zu bringen, hatten neun Museen beigetragen: außer Dresden, das von Tring in England (Baron W v Rorh- schild) mit zehn der seltensten Arten, das von Berlin, da» von Stuttgart mit einer großen Reihe (von der Meister hand des ebenfalls anwesenden berühmten Präparator» Kerz ausgcstopfter) schöner Exemplare, da» von Braun- sar wu na Lo eS sch: all Ab dil vo ni un der Nr au M Sz En sch ha: die vo üb un nu ku, ver la an di« ge Är in üb Re we hä 2. na M ein T, ru Gi B> P B eü B ve Ai öß vo T de K, de ih öß Ki G> vo eii du Kl vo Ki vo Ol Kc eii ric wl in K. sch G (v: Di I- k.. v de D de au Di v, ah Ml klc Hl tri su D eil R u. ar D O ih Kl de wl nl T ve G A H tk R K
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