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Dresdner Journal : 15.06.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-06-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189706151
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970615
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970615
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-06
- Tag 1897-06-15
-
Monat
1897-06
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 15.06.1897
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8 « v S B. S B. ve,»«»pret«: Für Dresden vierteljährlich: 2 Marl 50 Ps, bei den Sa»!»- lich deuffcken Postanstaltca vierteljährlich S Mark; außer halb de« Deutschen Reiche» Poft- und Ltrmpeljuschlaa. Einzelne Nummern: 10 Pf. Erscheine»; Täglich mit Au-nahmr der Sonn- und Feiertage abend». Fernipr -Anschluß: Nr 1295. W135. Dresdner A»rK»di,«u»»»e»ützre»: Mir den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift »0 Ps Unter „Eingesandt" dir Zeile »0 Pf. Bei Tabellen» und Ziffernsatz entsprechender Ausschlag Hera»»,eher: Königliche Expedition de» Dresdner Journals Dresden, Zwrngerstr 20 Sernspr.-Anschluß:«! 1295. Dienstag, den 15. Juni, abends. 18S7. V b G- <S. B. S. G. B. S. G. G. S. G. ». S. ». r. 8. b. s r. i> bi» !r 2 M, kleie dner lbiS ictto S.2U tt. 70er -ep- istrr irr«. coig. :ann örn. örn. hold > in hard nna cssor mit sred mit n b. ine» mit Hain > in in lohn Hr : in der ünc- ünc- > in in per- pzig Hr. ünd Hr. mit rg-- tenz Hr. rtha mit geb. Or. chen ?tto in um- in arte non Hr. den; Hr ann Nao Hr. der- Diejenigen 2'ezieher unseres Malles, welche dasselbe von hier aus nach einem andern Aufenthaltsort nachgesendet zu haben wünschen, bitten wir, mit der bezüglichen Bestellung gleich zeitig die an die Post zu entrichtende Ueber - Weisungsgebühr einsenden zu wollen. Die selbe beträgt im ersten Monat eines Viertel jahres 60 Pfg., im zweiten Monat 40 Pfg. und im dritten Monat 20 Pf. Auf ausdrücklichen Wunsch besorgen wir die Nachsendung unter Kreuzband. Tie Ge bühren hierfür richten sich nach dem Gewicht der einzelnen Sendungen. Königs. Expedition des Dresdner Journals Ämtlichcr Teil. Dresden, 15. Juni. Ihre Majestäten der König und die Königin sind gestern Nachmittag 'n«; Uhr von Sibyllenort in Leipzig eingelroffen. Srucuuungeu, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Erledigt: die Schulstclle der 2klaff Schule zu Hilmsdors bei Geringswalde Kovator: die oberste Schulbchöide. Einkommen: tvvo M. Gehalt und Amtswohnung, 72 M. für goribildungsschulunterricht und 36 M. für das Sommcrturnen Gesuche sind unter Beifügung sämtlicher Zeugnisse bis in die neueste Zeit bis zum l Juli bei dem König! Bezirksschulinspektor Schulrat vr. Böhme'in Rochlitz cinzmeichen; — zu besetzen: die zweite ständige Lehrerstelle in Härtensdors. Kollator: das König!. Ministerium des Kultus uns öffentlichen Unterrichts. Einkommen: tvvoM Gehalt, bis auf weiteres 216 M für Überstunden und freie Wohnung. Gesuche sind unter Beifügung sämtlicher Prüsungs- und Amtsführungszeugniffe bis zum 28. Juni bei dem König!. BezirkSichulinspektor Schulrat Lohse in Zwickau einzurcichen MchiamtliLer Teil. Tie deutsche Haudels-Äommissiou für Lstafien. Der nach Ostasien entsendeten Kommission von Sachverständigen, der sogenannten deutschen Handels- Kommission, und ihrer Thätigkeit wird in weiteren Kreisen lebhaftes JnNresse entgegengebracht Ta das dafür gebildete Komitee aus gewiß wohlerwogenen Gründen die Berichte der Kommission erst dann zu veröffentlichen gedenkt, wenn solche sich auf einen größeren Zeitraum erstrecken werden, ist man zunächst auf Zeitungsnachrichten über die bisherigen Beobacht ungen der Kommissionsmitglieder angewiesen. Aus einer von befreundeter Seite uns übermittelten Nummer des „Ostasiatischen Lloyd", bekanntlich der einzigen deutschen Zeitung Ostasiens, ersehen wir, daß die von Hongkong in Schanghai eingelroffene Kommission im dortigen deutschen Klub ein Begrüßungsfest abgehalten hat, an dem fast sämtliche Inhaber und Prokuristen der deutschen Firmen Schanghais teilgenommen haben. Dieses Fest hat dazu beigetragen, das Mißtrauen zu zerstreuen, mit dem man dort anfangs dem Unter nehmen begegnete, da man insbesondere fürchtete, daß die deutsche Handels Kommission reue Geschäfts verbindungen anknüp'en und damit dem bestehenden Geschäft der Deutschen in Ostasien eine unerwünschte Konkurrenz machen würde. Der Führer der Kom Mission, Konsul vr. Knappe, der durch seine mehr jährige Thätigkeit als Kaiserlicher Konsul in Kanton und stellvertretender Konsul in Hongkong, mit den chinesischen Berhältnissen wenigstens im Süden des großen Reiches eng vertraut ist, gab nach ausführlicher Darlegung des für die Thätigkeit der Kommission aufgestellten Programms die unzweideutige Erklärung ab, daß diese Thätigkeit nicht darauf genchtct sein werde, einen deutschen Artikel durch einen andern zu verdrängen, und daß jede Erweiterung des Absatzes deutscher Erzeugnisse nur im engern Anschlusse an die bereits in Ostasien bestehenden deutschen Firmen ge sucht werden solle. Es sei den Mitgliedern untersagt, irgendwie Geschäftsverbindung direkt anzuknüpfen, sie hofften aber die Vermittler für manche neue geschäft liche Beziehungen zu dem Heimatlande zu werden und auch für die bestehenden Geschäfte den deutschen Kaufleuten nicht ganz ohne Nutzen sein zu können, wenn sie vertrauensvoll mit ihren Beschwerden und Wünschen sich an die Kommission wenden würden. Daß die Kommission das Prinzip strengster Diskretion angenommen habe, brauche nicht besonders hervor gehoben zu werden. Einer der deutschen Kaufleute erwiderte darauf, daß man allerdings anfangs der Kommission ablehnend gegenüber gestanden habe, daß aber ein Umschlag in dieser Auffassung und Stellung bereits auf Grund der aus Hongkong eingelaufenen Berichte und noch mehr aus Grund dessen, was man selbst von der Kommission gesehen unv gehört habe, eingetreten sei. Der Redner versicherte, daß man nunmehr gern der Kommission bei der Lösung ihrer umfangreichen Aufgabe mit Auskünften aller Art zur Hand gehen werde. Wir möchten annehmen, daß nunmehr erst eine erfolgreiche Wirksamkeit der Expedition gewährleistet sei. Deren Entsendung war zweifellos ein Bedürfnis, denn die kommerziellen Beziehungen Teut'chiands insbesondere auch zu China, dem Reiche der Zukunft, das aus dem Zweikampfe mit Japan nur wenig geschädigt hervorgegangen ist und im Gegenteile nun mehr erst zur wirtschaftlichen Aufschließung gedrängt werden wird, haben während der letzten drei Jahr zehnte erstaunliche Fortschritte gemacht. Unsere deutschen Landsleute haben sich dort inzwischen zu einer Stellung emporgeschwungen, die zur Zeit nur von der Groß britanniens noch überflügelt wird. Tie Mißerfolge der Sozialdemokratie in Frankreich. De» französischen Sozialdemokraten geht cs letzter Zeit schlecht, weniger im Parlament und in der Presse als im Lande; d. h. sie prosperieren vielleicht noch in der Theorie, machen aber Fiasko in der Praxis In der Kammer nehmen sie den Mund gewaltig voll; an keine Schranken der Erziehung und der Vorurteile gebunken, terrorisieren sie geradezu die übrigen Parteien, namentlich die, die ihnen eher wohl als übel wollen. Und ähnlich wie in der Kammer gehl es in der Presse zu. Auch da giebt cs nur wenige Organe weniger Parteien, die den Mut haben, offenen Visiers mit den Sozialdemokraten an zubinden: geradezu feige ist die gesamte republikanische Presse mit der fast einzigen Ausnahme eines Blattes, das der ehe malige Bautcnminister Av s Guyot herausgiebt, und am aller feigsten sind die Organe der Regierung und der Regierungs parteien So kommt es denn, daß die Sozialiftenführer im Palais Bourbon und in der Paristr Publizistik, wie schon er wähnt, das große Wort sühren, alles um sich herum nieder- fchrcicn, niederschimpsen uns den Anjchein erwecken, als ob sie die Herren der Zukunst wie der Gegenwart wären, als ob cs vor der Macht des Sozialismus k.in Entrinnen mehr gäbe, als ob die nächsten oder dock mindesten« die nächstnächstcn Wahlen ihnen die Regierungsgcwalt überliesern müßten. Sieht man sich aber draußen im Lande um, ja f lbst in dem naturgemäß wie alle großen Städte am meisten sozial demokratisch verseuchten Paris, so zeig! sich uns ein ganz anderes Bild. Narren und Lumpen lausen auch hier den neuen Prophe.cn in Hellen Hausen zu, auch llnzusriedcnc aller möglichen Parteien und Berufsstände fachen in den Reihen der Umstürzler Unterschlups, aber das Gros der Handwerker und der besseren ehrlichen, fleißigen und ehrenhaften Arbeiter hält sich von der Sozialdemokratie sern Ter Kommunismus — daS Wort ist so verpönt, daß man bereits den vageren Ausdruck Kollektivismus an seine Stelle gesetzt Hot — ist den französi schen Arbeilern, deren höchster Ehrgeiz darin besteht, einen kleinen Besitz, fei es in Land, sei cs in Rentc, zu erwerben, derart verhaßt, »daß mit ihm übcrhaupr nicht zu operieren ist, und ebenso geht dem Durchschniltssranzofen der Begriff des Internationalismus so gegen den Strich, daß der Sozial demokratie auch diese ihre zweitbeste Waffe in Frankreich versagt. Daß jedoch eine sozialdemokratische Progaganda, die weder mit der Lehre von der Beseitigung des Privateigentums noch mit der internationalen Solidarität der „Proletarier" operieren kann, auch nicht in der Lage ist, die zur Erreichung ihrer Ziele erforderlichen Massen auszuwicgeln, ist selbstverständlich. Die sozialdemokratische Bewegung in Frankreich geht somit eher rück- als vorwärts Durchaus salsch wäre es aber, hieraus der Republik ein Verdienst machen oder gar diesen Ersolg der republikanischen Staalsform zu gute schreiben zu wollen Im Gegenteil! Die Republik und die in dieser herrschenden Parteien haben einerseits durch rücksichtslose Ausbeutung der wirtschaftlich Schwächeren, durch ihr engherziges und einseitiges Eintreten für das mobile Kapital der Bourgeoisie und sie baden ander seits durch die ihnen innewohnende bereits cr.aähnte Feig heit, mit der sie einem offenen Kamps mit der roten Revolution aus dem Wege zu gehen suchen, das Mögliche gethan, den sozialdemokraiischen Agitatoren den Boden für ihre Aussaat zu bereiten. Um aber gerecht zu sein, mag auch noch erwähnt werden, daß der Egoismus der in der Republik herr schenden Gesellschaftsklassen einerseits und die Feigheit dieser selben Gesellschaftsklassen anveneits der Sozialdemokratie, höchst unsreiwillig, aber darum nicht weniger wiikungsvoll, die Ge legenhcit geboten haben, sich selbst und ihre Theorien »ci udsurckum zu sühren. Hier nur zwei Beispiele: Die der Bourgeoisie von der Sozialdemokratie abgepreßte „Syndikatsgcfctzgrbung" hat Zu stände gezeitigt, die den Arbeitgebern zwar unbequem, die für die Arbeitnehmer aber geradezu unerträglich geworden sind Man hat die „Patrons" gezwungen, keine Arbeiter anzustellen, die nicht syndiziert sind; das ist immerhin eine merkwürdige Konsequenz des Gesetzes, das die Arbeitsfteiheit garantieren sollte, aber man hat gleichzeitig die Arbeiter gezwungen, den Syndikaten beizutreten, die sich das Recht anniaßen, ihnen vor- zufchreiben, wie lange, wie viel, gegen welchen Lohnsatz und bei welchem Arbeitgeber sie arbeiten sollen, wann sie arbeiten dürfen und wann sie streiken müssen Und das ist denn doch eine noch weit ärgere Tyrannei als die gegen die Arbeitgeber aus geführte. Das zweite Beispiel licseru die nun bereits zu wieder holten Malen immer mit demselben vollkommen negativen Re sultat gemachten Versuche, den für den ganzen Staat gewollten Kollektivismus vorläufig partiell burchzuführen. An ver schiedenen Punkten des Landes ini Gebiete verschiedener Indu strien haben sich in den letzten Jahren mehrmals Arbeiter- gruppcil zu kollektivistisch angelegten Unternehmungen zu- sammengeschlossen, haben unter moralischer Mitwirkung und Mitverantwortung der herrschenden Pirteien gesicherte Exi stenzen, in einzelnen Fällen, wie es bei den Glasbläsern und anderen Glasarbeitern in Earmaux der Fall war, glänzend gesicherte Existenzen ausgegeben, um in dem ihnen von den Sozialdemokraten eingeredetcn Haß gegen das Kapital den Versuch zu machen, ohne dieses Kapital auSzukommen, und haben dann regelmäßig mit dem eigenen wirt schaftlichen Ruin, mit dem Elend, in das sie ihre Familien gestürzt, den kurzen Traum bezahlen müssen. Las jüngste derart in die Brüche gegangene Unternehmen ist die „Glashütte d.r Arbeiter" in Albi Und diese Katastrophe beweist um so mehr, als sie nicht nur den Beweis dafür liefert, daß Arbeit ohne Kapital unproduktiv ist, sondern daß gewisse Areeit nur, wenn sie große Kapitalien hinter sich hat, pro sperieren kann. Tenn was wollen ein paarmal hundeitiausend Francs besagen, wenn cs sich darum handelt, den mit vielen Millionen arbeitenden größten französischen Glashütten Kon kurrenz zu machen? So ein bißchen Kapital reicht dann nicht hin und nicht her; es willigten zwar noch einige Arbeitervereine in die Verlängerung; doch das waren erst recht Tropsen aus einen heißen Stein Die Arbeiter, halb in Eigensinn, halb in der Not, fingen trotzdem an; nur srage niemand wie! Es haperte an allen Eck>n und Enden; cs schlte eben überall am Nötigsten Und nächst dem Kapital sehlle es an etwas, wa« beinahe cbeuso nölig ist, an der Leitung, an der Disziplin, an der Ein heit. In der Glashütte der Arbeiter zu Albi herrschte von Anfang an Not, Unzufriedenheit, Hader und Unbotmäßigkeit; bald schlugen die guren Leute mit den Fäusten drein, bald gingen sie zu Gericht, sogar zu Arbeitseinstellungen kam es, ganz wie beim Großkapital, nur daß in Albi die anderen Arbeiter den Äuestäucigen gegenüber so vi l weniger Spaß verstanden als die bösen Kapitalisten in Carmaux, das; sie die Ausständigen kurzer Hand au die Lust setzten Kurz und gut, während die ehemaligen Kameraden in Carmaux nach wie vor bis zu io und 15 Fres. Tagelohu verdienten, quälten sich die Albier sür l FrcS. ü<» bis 75 Cent, ab, und während die Glashütte der Kapitalisten trotz dieser hohen Löhne prosperierte, geht die der Arbeiter ihrem baldigen Untergang unaufhaltsam entgegen. Schade, daß solche Beispiele immer nur aus die wirken, die zu den direkt Betroffenen oder wenigsten- zu den Augen zeugen gehören Wenn nicht die meisten Menschen erst durch Schaden klug würden, stände es auch um den sozialen Frieden bester (Hamburg. Correfpondent Tagcsge schichte. Dresden, 15. Juni. Ihre Majestäten dir König und die Königin trafen gestern nachmittag 5 Uhr 26 Min. mittels SonderzugS, von Sibyllenort kommend, in Leipzig ein. Auf dem Dresdener Bahn hofe daselbst war großer Empfang, zu welchem die Generalität und die Stabsoffiziere der Garnison, der Rektor der Landesuniversität mit den Dekanen sowie die Spitzen der Behörden erschienen waren. Eine Ehrencompagnie des 7. Infanterieregiments Nr. 106 hatte vor dem Bahnhose und eine Ehrencompoguie ves 10. Infanterieregiments Nr. 164 vor dem Königl. Palais, in welchem Ihre Majestäten wohnen, zur Ausführung der militärischen Honneurs Aufstellung genommen während eine Eskorte des 2. Ulanen regiments Nr. 18 dem Königspaare das Ehrrngeleite auf der Fahrt nach dem Königl. Palais gab. Die Straßen vom Bahnhofe nach dem Palais waien von Tausenden von Menschen besetzt, welche Ihren Majestäten begeistert huldigten. Nach der Ankunft im Palais fand Königl Tafel statt, an welcher Beide Majestäten mit den Damen und Herren des Gefolges, und zwar: Ihre Excellenz Frau Oberhofmeisterin v. Pflugk, Hofdame Gräfin v. Einsiedel, Se. Excellenz Oberstallmeister v. Ehrenstein, Oberhofmeister v. Malortie, Hausmarschall v Carlowitz-Hartitzsch, General ä la guite Sr. Majestät Generalmajor Hingst, Flügeladjutant Major v. Larisch, Präses Hofkaplan Maaz und der als Ordonnanzoffizier zu Sr. Majestät kommandierte Hauptmann Frhr. v. Hammerstein vom lO. Infanterieregiment Nr. 164 teilnahmen. Einladungen hierzu hatten erhalten: Ihre Excellenzen Staatsmiuister Or. v. Seydewitz und Divisionskommandeur Generallieutenant v. Treitschke sowie KrnU)anptmann v. Ehrenftein. Abends o Uhr fand großer Fackelzug der Studierenden der Universität statt, den Ihre Maje stäten vom Balkon des Königl. Palais aus in Augen schein nahmen. Hierbei geruhten Se. Majestät der König eine aus acht Mitgliedern bestehende Studenten deputation zu empfangen, deren Führer eine An sprache hielt, welche der Monarch huldvollst erwiderten. Zum Thee, der während des Fackelzuges, und zum Souper, das nach Beendigung der Ovation ein genommen wurde, warcn mit Einladungen aus gezeichnet worden: Ihre Excellenzen der Staatsminister Or v. Seydcwitz, der Reichsgerichtspräsident v. Oehl schläger und der Generallieutenant v Treitschke, ferner der Kreishauptmann v. Ehrenstein, der Rektor der Universität geh. Hofrat Dr Friedberg, der Amts- hauptmann geh. Regierungsrat Dr. Platzmann und der Oberbürgermeister vr Georgi Heute früh um 7 Uhr brachte das Hoboisten corps des 14. Infanterieregiments Nr. 170 Ihren Majestäten vor dem Königl. PalaiS eine Morgenmusik dar Um 11 Uhr wohnten sodann Ihre Majestäten mit Ihren Königl. Hoheiten den Prinzen Georg, Friedrich August, Johann Georg und Albert der feierlichen Einweihung der neu- bcz umgebauten Uuiversitätsgebäude bei. Danach folgten Ihre Majestäten einer Einladung des Kreishauptmanns v. Ehrenstein zum Frühstücke und gedachten nachmittags der Sächsisch Thüringischen Industrie uud Gewerbeausstellung einen Besuch ab zustatten. Kunst und Wissenschaft. 51. Hofthcater. — Neustadt — Am 14. Juni: „Andere Luft!', Schwant in drei Akten von H. Lubliner. (Zum ersten Male.) — „Militär fromm", Genrebild in einem Akt von Gustav von Moser Die letzte Neuigkeit der diesjährigen Spielzeit, die in wenigen Tagen zu Ende geht, ist offenbar in der Voraus sicht in Szene gesetzt worden, daß sie keine überwältigende Wirkung Hervorrufen würde. Doch wie bescheidne Er wartungen man vom Wert des Stückes gehegt haben mag, „Andere Lust" ist hinter den bescheidensten weit zurück geblieben Die Kotzebues des Tages, die Herren von Moser, von Schönthan und wie sie alle heißen mögen, haben uns nach keiner Richtung verwöhnt. Toch um ge recht zu sein, etwas mehr Frische, echte Lustigkeit, etwas mehr Ansatz zu lebendiger Charakteristik, vor allem be deutend mehr Erfindungskraft und handfeste theatralische Beweglichkeit ist denn doch bei ihnen zu finden, als in diesem Schwank des Hrn. Lubliner Schwach wie Thee im dritten Aufguß, verbraucht in den Motiven, den Figuren, den Situationen, geschmacklos in den Überrasch ungen, den komisch sein sollenden Einfällen, dürftig genug mit ein paar Wortwitzen und leidlichen Gesprächsivendungen auSgestattet, im Mitspiel gewisser Garderobestücke und Re quisiten vollständig dem Moserschcn Muster nachtrachtend, dazu von einem unsagbaren Hauch unbedenklichster Lebens lust erfüllt, der „Andere Luft" sehr begehrenswert erscheinen läßt, so stellt sich der Schwank dar An den liefern Ernst der Schauspieler, die Lubliner vor Zeiten als Hugo Bürger schrieb, war schwer zu glauben, doch wie hoch standen sie und standen selbst Lustspiele wie „Die Frau ohne Geist"' und „Der Jourfix" über diesem platten nichtssagenden Schwank, der selbst einem nur Unterhaltung suchenden Publikum den Einvruck hintcr!üßk, sich nur in einzelnen Augenblicken unterhalten zu haben. Außer den üblichen Gutsbesitzern, Lebemännern und braven jungen Freiern, die von den Herren Müller (v. Werdenfels), Paul (Oswald v Marnitz), Gun; (Ur. Otto Ste>n) und Dettmer (Franz v. Grüning) mit aller in diesem Stil ost bewährten Virtuosität er neuert wurden, der jungen Witwe, die Frl. Tullinger (Frau Adrienne v Helmond) und dem heiratslustigen jungen Mädchen, die in ihrem schlichten Anbeter vor allem einen Teufelskerl zu sehen wünscht, die Frl. Gasny (Eva v Werdenfels) lebendig spielte, enthält der Schwank etliche Karikaturen, wie den angeblichen Nordpolfahrer Römer, den „Dichter" Lantorf, die grobe Wirtschafterin Antonie, in denen die Herren Bauer, Leichert und Frau Wolff komische Wirkungen erzielen konnten. Den Gegensatz zwischen der Maske einer faden philiströsen Kleinstädterin und einer innerlichen lebenslustigen Schalk haftigkeit, den der Verfasser in die Figur der jungen Doktorsfrau legen will, brachte Frl. Diacono (Hedwig Stein) sehr hübsch zur Erscheinung In Summa blieb doch der Eindruck ein matter, und die nächste Spielzeit unserer Hofbühne möge mit bessern Neuigkeiten ge segnet sein Ad Stern Erste internationale Kunstausstellung zu Dresden. Xlll. Kunstgewerbe 2. Was die französisch-belgischen Zimmereinrichtungen im einzelnen betrifft, so gelangt man von den Engländern im Saale 10 aus zuerst in das Salon cks lispo» ge nannte Zimmer, einen Raum, der am deutlichsten die Freude an der Zusammenstimmung kräftiger Farben zeigt und daher wohl in Dresden am meisten Freunde und Gegner gefunden haben wird Dasjenige, was einem hier zuerst ein wenig befremdlich ins Auge saül, si-.v die Polster der mittleren und der vier ubereckgestellten Ruhedanke unv die dem Eingänge gegenüber befindliche Portiere, die in Dunkelblau, Hell blau, Gelb und Orange ein großes Blumenmuster in Verbindung mit einer Art von chinesischem Wolken ornament aus Plüsch gedruckt zeigen Wird aber schon diese nicht abzuleugnende Grellheit durch das mit ihm in Verbindung gebrachte Grün einzelner Blattpflanzen ge mildert, so werden diese Farben dadurch, daß sie an den Wänden und der Decke gewissermaßen in Abschwächung wieder ausgenommen werden, mit dem Ganzen und mit sich in eine eigenartige Harmonie gebracht Hierzu kommt noch, daß sich die dunkelbraune Politur der wenigen Holz teile an den Ruhebänken und das glänzende Messing, das sie bekrönt, an den die Wand unten und oben abschließenden Teilen und am Kamine wiederholt Ter Fußboden ist mit einem dunkelblauen Teppich belegt worden Die Hauptflächen der Wände sind in Hellbraun getönt und haben, weil sie zum Teil als Hintergrund für die an einer um das Ganze herumgeführten Messingstange aufzuhängendcn Bilder dienen sollen, keine weitere Verzierung erhalten In die Holzverkleidungen der Wand sind Fliesen ein gelassen, welche unten die für die moderne französische Keramik charakteristischen geflossenen Glasuren und als FrieS ein leichtes grün und blau gehaltenes einfaches Ornament zeigen, während sie oben die Farben der Polsterung abgeschwächt in einer eigenartigen Ornamentik wieder aufnehmen Über den beiden Thüren ist statt der Fliesen AntikglaS genommen, bei dem die dunkelblaue Farbe durch eine grüne ersetzt ist. Ein mächtiger, in die Wandvertäfelung hmeingezogener Kamin ragt oben baldachinartig weit in das Zimmer hinein Außer den an der Wand vorkommendcn Fliesen findet man hier auf den beiden Absätzen und an der Rückenlage noch Fliesen, welche als Verzierung in Blau- weiß gehaltene Krystallisation zeigen, auf die ich zurück kommcn werde Seine Belcuchiung empfängt dieser Saal nur von oben, wo von einer Holzrippendecke, zwischen deren blau gefärbten Rippen sich ähnliche Füllungen wie am oberen Fries befinden, ein mächtiges Oberlicht auS- gespart wird Dieses ist durch Wellenlinien geteilt und mit Antilglas ausgesetzt, das das Muster des Frieses in Farben und, etwas verlängert, in Form wieder aufnimmt Die Bleifassung ist hier wohl ein wenig zu schwach, da die Gläser an mehreren Stellen auscinanverklaffen In dem schmalen Vorzimmer, das vom 8nlon cke lksnos in das achteckige Wohnzimmer führt, ist alles in Hellen Tönen gehalten Tie Wand zeigt unten Holzverkleidung, bei der die in einfachen Rahmen sitzenden Füllungen auf Hellem Grunde eine Art von Wolkcnornament eingebrannt erhalten haben, das von einzelnen in Gold und Rot ge malten oder in Perlmuttereinlage hergestellten Blumen unterbrochen wird. Der obere Teil der Wand ist von einem gelbblau und gelbgrün gemusterten Stoffe bedeckt und in ähnlicher Weise ist der eine Vorhang verziert In diesem Raume stehen zwei Bänke und zwei Lehnstühle, deren Sitze ein buntgemustertes Lederpolster ausweisen. Tie Formen zeigen eine gewisse Behäbigkeit, passen in dessen in ihren Anklängen an unsere gebräuchlichen früher üblichen Gartenstühle nicht zu den Ledersitzen und dem Vorzimmer im übrigen Jedenfalls scheint das einfache, rechtwinklige Aneinanderstoßen der Seitenlehnen und deren Stützen nicht gut gelöst. Mit einer kleinen Abrundung oder Abschrägung hätte man sicher ein gefälligeres, zweck entsprechenderes und doch ebenso einfaches Möbel ge schaffen. Das kleine achteckige Wohnzimmer hat wiederum eine Ausschmückung und Stimmung ganz anderer Art erhalten Tie Wände sind von einem graugrünen Plüsch bedeckt und werden oben mit einem aus gleichem Stoffe bestehenden grau gemusterten roten Fries abgeschlossen Die trefflich stilisierten Pflanzenornamente, welche diese Stoffe bedecken, sind von Isaac nach einem von ihm erfundenen Verfahren
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