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Dresdner Journal : 02.06.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-06-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189706027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-06
- Tag 1897-06-02
-
Monat
1897-06
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 02.06.1897
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vezu,a»ret«: : Dresden vierteljährlich: !ark Sv Ps., bei den Kaijer- dcutscyen Postanstalten Erscheine«: > mit Ausnahme der und Feiertage abend«. L 70 M Berbrar 0 M, Mai -, September 43,so M , et lau Wetter. Schön * teljährlich »Mark; außer- M, Juni per 128 00 d de- Deutschen Reiche« natter Rüböl loco54,und Stempelzuschlaa. M , Oktbr. 51,70 tzelne Nummern: 10 Ps. tnspr -Anschluß: Nr. 12-5. ReichSbanf sqh, Am! rüssel 3gh, London L Paris 2^, St VetU/F -M 4^ L ien 4 qj> IMG Vogler, «nlündt-uns-sedühre«: Fite den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift »v Ps. Unter „Eingesandt" die Zeile 50 M. Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Aufschlag. Heran«,eber: Königliche Expeditton de« Dresdner Journal« Dre-den, Zwrngerstr. 20. Fernspr.-Anschluß: «rir-i. 1897. Mittwoch, den 2. Juni, abends. n Expeditione dasselbe von hier aus nach einem andern thaltsort nachgesendet zn haben wiinschen, on Inseraten für alle. —. . . -rdesJn-undAu-lants 60 Psg., 1M zweiten Monat 40 Pfg. ! und älteste iejenigen Kezieher unseres Wtattes, lfer Ltratze 6, t. öi wir, mit der bezüglichen Bestellung gleich- Dresdner BanH die an die Post zn entrichtende U e b er- tretse. Höchste Rabat sungsgebühr einsenden z,l wollen. Die- beträgt im ersten Monat eines Viertel ¬ im dritten Monat 20 Pf. Amtlicher Teil Blasewiy; Hr. Kaufmo loßholz > Algäu mit ? Lindenberg i. Algäu nncrcHrichten. - in Knabe: Hrn. Oz in Wurzbach (Reuß). Hrn. Seminarlehrer Srnennuugea, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Idenburg i. S.; Hrn. <_ ; Hrn. Walther Berg»rtSdttt, 2. Ium. Ihre KvNtgl. Hoheiten der Postsekrctär Zucker siz Georg, Herzog zu Sachsen, und die Prin- n Mathilde, Herzogin zu Sachsen, sind gestern v ^"mittag 3 Uhr 57 Min. von Sibyllenort nach "g'erich "gena ° mtt ^den zurückgekehrt und haben Sich in die Prinzl. nberg IN Dresden; 4 zu Hosterwitz begeben. n in Zschertnitz mit , c Hermann Wünsche «m WeschästSbercichc des Ministeriums des Inner», e in Dresden; Hr. Lionirt: Bezirkssecretär Karl Otto Schilling bei der st der Filiale der Leipzihauplmannschaft Dresden-Altstadt — Entlassen: aus Nargarete Schumacherchen der Stenograph Or. pllil. Albert Neupert bei dem taximilian Pursürst »graphischen Institute. Müller in Leipzig; Fm Geschäftsbereiche des evangelisch-lutherischen t Frl. Else Röntsch»cseonsistoriums sind oder werden demnächst folgende Max Wieland mit In erledigt; davon sind zu besetzen: A) nach dem Bittgensdorf; Hr. Geyngesetze vom 8.Dezember 1896: —. 6) im regelmäßigen Vc- )uise Riedel in Ehemngrverfahren: das Pfarramt zu Kürbitz iPlauen) — Kl. II :dt in Chemnitz mit s Collator: König! Bapr. Kammerherr Frhr. von Feilitzsch Limbach. Trogen bei Hof — Dagegen wurden angestellt bez. ?r. Alfred Georg Fordert: Normann Wilhelm Feodor Pflugbeil, Pfarrer in ne; Hr. Fritz Nöthlichigwitz, als Piarrcr in Zschirla mit Erlbach (Grimma); .König!. Sächsischer Lkv Georg Piegler, Predigtamiskandidat, als HiftSgeift- Karl Ernst Lehma in Glauchau (Ephoralort); Ottokar Horn, Diakonatsvikar cn; Hr. Gustav Schnvschwitz, als Diakonus in Mutzschen (Grimma); Kurt Her- ner in Dresden (40 I Max Hänel, Diakonus an St. Nicolai in Chemnitz, als mft geb. Schumann rer in Bad Elster (Oelsnitz); Friedrich Gotthilf Magirius, Ida Wilhelmine Vamus in Pieschen, v, Friedrich Theodor Jeremias, er (47 I.) in DreSdigtamtskandidat, und Eugen Georg Schulz, Prcdigtamts- llotz, priv Bäckerw'-^^, al- Pfarrer, bez. Diakonus und Hilf-geistlicher in !); Hrn. C. Reisle- Dresden H). hter (Hedw^ »- - nichtamtlicher Teil. n; Hr. Christian Ben . Deutschfeindliche Demonstrationen in Bnda-Pest. ""^iicben Hauptstadt ist es am Montag ,^>.l..o!ichen Demonstrationen gekommen, dir zum mindesten sorgfältig registriert zu werden verdienen. Eine Gruppe von Wiener und deutschen Schau spielern, der auch einige Mitglieder des Burg- thcaters angehören, eröffnete am Montag im Buda Pester Lustspieltheater ein Gastspiel. Man halte absichtlich verbreitet, daß es sich um ein Ensemble Gastspiel der Künstler des Bnrgtheaters handle. Das Haus war gut besucht, aber lange nicht überfüllt^ eine große Anzahl von jungen Leuten der Journalistik war im Parterre. Die erste Szene ging ziemlich anstandslos vorüber. Die Arrangeure der De monstration halten die Taktik verabredet, jeden neu auf tretenden Schauspieler und sei er auch der un bedeutendste Statist, mit einer Applaussalve zu be grüßen, worauf dann daS übiige Publikum vollauf berechtigt war, den unwillkommenen Applaus mit ver e-. ten Kräften niederzuzischen. Die erste Szene ver lief so zwischen Applaus und Zischen, und des un heiligten Publikums bemächtigte sich eine gewisse Unruhe. Wenn dieses Wechselspiel zwischen Beifall und Mißfallen für einen Moment versagte, verlegte man sich auf das Räuspern und Niesen, damit im Saale keine Ruhe aufkomme DaS alles wäre noch erträglich gewesen. In der dritten Szene aber warf ein junger Manu, angeblich auch ein Journalist, von der Galerie herab in großer Menge gedruckte Zettel verschiedenen Inhalts inS Parterre. Auf daS gegebene Zeichen wurde nun gelärmt, geschrien und gepfiffen. Die jungen Herren von der Schriftstellerzarde waren ausnahmslos mit Pfeifchen versehen. Man hörte den Ruf: „Abzug Deutsche! Zurück nach Wien! Es lebe Ungarn!" Das Publikum sprang erschrocken von den Sitzen auf und demonstrierte gegen die Skandal macher. „Hinaus mit ihnen! Ruhe! Niedersetzen!" schrieen die Besucher durcheinander. Der Vorhang mußte fallen. Im Parkett und auf der Galerie war die Bewegung außerordentlich. Polizisten erschienen überall Sie nahmen mehrere Exzedenten fest. Auf der Galerie war es das Publikum, welches den Polizisten an die Hand ging, die Zettelwerfer und Schreier bezeichnete und deren sofortige Verhaftung forderte. Einige der ärgsten Schreier wurden von Leuten aus dem Publikum geschlagen und geohrfeigt. Wachleute mußten auf der Galerie, wie erzählt wird, sogar die Waffen ziehen, um sich der Renitenten bemächtigen zu können. Es wurden mehrere Personen — im ganzen 10 oder 12 — aus dem Theater gewaltsam ent fernt Sie wurden auf die nächstgelegene Stadt- hauptmannschaft gebracht, wo man ihr Nationale abforderte und sie sodann wieder entließ. Zu Beginn des dritten Aktes nahm der Lärm wieder zu Ein junger Mann, der Mitarbeiter eines un garischen oppositionellen Blattes, rief auS der Mitte des Parketts irgend ein tadelndes Wort in den Saal Unmittelbar darauf erhoben sich die Nachbarn und bezeichneten dem nahenden Polizeibcamten den jungen Mann als Ruhestörer. Auch später kam es dann noch zu einigen Ruhestörungen. Die regierungsfreundliche Presse will nun zwar nicht zugestehen, daß den Vorgängen eine besondere Bedeutung beizumessen sei, aber selbst aus ihren be schwichtigenden Berichten läßt sich die bedauerliche Wirkung der Vorgänge auf die ohnedies nicht sehr freundschaftlichen Beziehungen der ungarischen Reichs hälfte zu Westösterreich ermessen, eine Wirkung, die unstreitig den Absichten der chauvinistischen Veranstalter der deutschfeindlichen Demonstrationen entsprechen sollte. Der Meinung des „Pester Lloyd", daß diese Skandale „keinen Augenblick lang den Eindruck einer auch nur Halbwegs ernst zu nehmenden Demonstration" gemacht hätten, widersprechen jedenfalls eine Reihe von fest gestellten Thatsachen —, vor allem der Umstand, daß unter den auf frischer That verhafteten Lärmmachern nicht weniger als l 1 Journalisten sich befanden, die den Preßlagern sämtlicher ungarischer Parteien angehören. Weiter waren am Montag schon die Morgenblatter in der Lage, in aller Form den lärmenden Protest des ungarischen Publikums gegen den sür dm Abend anberaumten Beginn der deutschen Gastspiele anzu kündigen, weshalb auch die Polizei die umfassendsten Maßnahmen zur Sicherung der Ordnung getroffen, und sowohl außerhalb des Lustspieltheaters, als auch im Hause selbst Schutzleute in Masse aufgeboten hatte. Es gelang ihr auch einen Teil der Skandalmacher, die noch vor Beginn der Vorstellung am Eingang des Theaters die anfahrenden Theaterbesucher durch lär mende Verwarnungen zur Umkehr zu bewegen suchten, zu entfernen. Der Rest aber drang, die rechtzeitig gelösten Eintrittskarten benutzend, in das Innere des Theaters ein, um dort den vorher in allen Einzel heilen verabredeten „Protest" zur Ausführung zu bringen. Wie es in Ungarn üblich ist, sind die Vorgänge alsbald im Parlament zur Verhandlung gelangt. Schon gestern richtete der Abgeordnete Eötvös im Abgeordnetenhause wegen des Vorgehens der Polizei gegen die Teilnehmer an der Kundgebung — also als Fürsprecher der Demonstranten — eine Inter pellation an den Minister des Innern Der Minister, welcher bei seinem Erscheinen im Hause von der liberalen Partei in demonstrativer Weise begrüßt wurde, beantwortete aber die Interpellation noch nicht, sondern ließ sie sich nur überreichen. Bei der Beantwortung der Interpellation werden die ungarischen Chauvinisten ihrem Deutschenhasse voraus sichtlich nach Möglichkeit die Zügel schießen lassen, sodaß man sich auf interessante Zwischenfälle gefaßt machen kann. Aus Teutsch-Tstafrika. Oberst Liebert, der Gouverneur von Deutsch-Ostasrika, berichtet im „D Kol -Bl " über die Inspektionsreise, die er zn Beginn dieses Jahre- durch den Norden Ostasrika- unternahm Es heißt in dem Berichte: Am 31 Januar begann ich die Bereisung der Küstenstädte des Nordens und des Pflanzungsbezirts in Ostusambara Zu meiner großen Freude sah ich auch in Bagamoyo, Saadani und Pangani, was mich schon bei meiner Ankunft im Schutz gebiet in Tanga und Tar-eS-Salam mit Genugthuung erfüllt hatte, welche erstaunliche Wandlung alle diese Orte erfahren haben, seit ich sie 1890 sah Von Saadani stand damals bei spielsweise nur die Feste; jetzt dehnt sich zu ihren Füßen eine breitstraßige saubere Stadt von 600 Häusern ans, in denen 4000 Menschen fast ausschließlich von den Erträgnissen des sehr regen Karawanenverkchrs leben. Bagomoyo hat durcd das eindrucksvolle Zollgebäude mit seinen beiden Flügeltürmen, durch das im Bau begriffene hübsche Bezirksamt und die große Zahl steinerner Privaihäuser eine an Sansibar erinnernde, großstädtisch aninutende Stirnseite (Front) bekommen Ver hältniSmäßig am wenigsten verändert fand ich das landschaftlich herrlich gelegene Pangani; es hatte durch den Ausstand weniger gelitten und erschwerte dnrch die gedrängten Fluchten seiner eng aneinandergerückten Steinhäuser durchgreifende Regelungen in hohem Maße. Sämtliche Orte prangten in reichem Schmucke von Valniwedeln, jedes Hans, fast jede L hmyütte ließ die deutschen Farben vom Dache wehen. Die Bevölkerung nahm überall crwünschlen Anlaß, ihrer Freude durch Gomaschlagen Ausdruck zu geben In Bagamoho. waren cs die Inder, ge führt von dem inzwischen verstorbenen Lewa Hadji, in Pangani die Vkdbcr, welche ein Schauri erbaten, um ihre SaläS dar- zubringcn Oberst Liebert beschränkte sich nicht darauf, die Städte und größeren Orte an der Küste oder in deren unmittelbarer Näbe zu besuchen, sondern dehnte feine Reise vornehmlich auf die Plantagen in llsambara aus, nm einen Einblick in die wirt schaftliche Entwicklung des Landes zu gewinnen. So besuchte er die Plantagen Kiiopeni, Lewa, Ngua, Kwa Mloro, die dem Prinzen Albiecht gehört: ferner Ngwelo, Bulwa und Magroito. Er berichtet über die Entwickelung jeder einzelnen dieser Pflanzungen und faßt dann sein Urteii über die Land schaft Usambara wie folgt zusammen: Was ich in Usam- bara gesehen habe, erfüllt mich mit Hochachtung vor der deutschen Arbeit D e Bevölkerung beginnt überall die Scheu vor den Europäern mehr und mehr abzulegen; als ich mich Magilla näherte — Bezirk des Alida Abdallah von Sega, — strömten aus jedem Dorfe die Männer mit Trommel- und Paukenschlag herbei, geführt von dem Jumbe, welcher sich die schwarz - weiß roten Farben mit Stolz vorantragen ließ Die Frauen hatten sich mit den kleinen Kindern überall am Wege ausgestellt und riesen freundlich ihr Jambo Bana Gegen Magilla und Mnheza zu mag der mich begleitende Zug auf einige Hundert mit 50 Fahnen angeschwollen sein Ter Neger begeistert sich leicht, aber immerhin sieht man, daß er hier weiß, unter deutscher Herrschaft zu stehen. Ob er, oder ob er bald einen brauchbaren Arbeiter abgiebt, ist allerdings eine offene Frage, welche meines Erachtens von der Wurzel aus nur gelöst werden kann, wenn ein Mittel gefunden wird, ihn zur Arbeit zu erziehen, das heißt zu zwingen Aus welche Weise da- zu er reichen ist, wird demnächst Gegenstand eingehender Ermittelungen sein. Daß er das Zeug hat, einen tüchtigen Arbeiter abzugeben, wird von den Pflanzern nicht bestritten Immerhin muß es schon als großer Fm ttchritt gelten, daß wir bereits in der Lage sind, die Ostasialen nach und nach ganz durch Afrikaner, wenn auch zunächst Wanpema, Wasukuma und Wanramwesi, zu er setzen Einige Pflanzer sind bereits entschlossen, nach Ablauf der Verträge Chinesen und Malayen nicht mehr anzunehmen. Tie Wasukuma werden, von den Fleischtöpfen Usambara- ge lockt, zurückkehren und sich allmählich an längere- AuSharren gewödnen. Die erwerbsamen Wanyamwesi arbeiten gern aus den Pflanzungen in der Zwischenzeit zwischen Ankunft und Rückkehr der Trägerkarawauen, nach und nach werden sie immer mehr Stammesgeuossen aus die Plantagen bringen Die ener- gisckwn und anstelligen Wanpema, welche in der Wertschätzung als Arbeiter obenan stehen, hoffe ich durch die Station Udjidji nach Usambara zu ziehen Die Hauptsache in der Arbeiter frage erscheint mir aber ein planvolles Zusammenwirken der Pflanzer unter Vermeidung jeglicher Treiberei; durch die An stellung eines gemeinsamen Arzte-, durch die Hinaussendung de- Hrn. v Rode nach Unyamwesi ist im vergangenen Jahre der erste Schritt zu einem solchen Zusammenschluffe gethan worden Der Ritt aus prächtigen Wegen durch die Usambarapslanzungen mit den Hunderttaufenden kräftiger Kaffeebäume, durch den hochstämmigen Ur wald oder die weiten Rodungen ist herzerquickend; überall deutsche Arbeit, deutscher Fleiß, deutsche Sorgsamkeit in schönster Entfaltung. Gewiß ist der Beweis noch nicht endgiltig erbracht, daß das ausgewendete Kapital sich hier rentiert; aber nichts spricht sür das Gegenteil: Millionen von Bäumen strotzen in Kraft und Gesundheit. Wenn es aber glückt, braucht uns sür die Zukunft nicht bange zu sein; denn wenn Ostusambara zum größten Teile auch vergeben ist, so ist cs doch erst zum aller- kleinsten unter Kultur Hinter Lewa bin ich zwei Tage lang durch wasserreiches, üppiges Land geritten, das so gut wie Lewa allen Anforderungen zu entsprechen scheint. Erfahrene Pflanzer sind der Ansicht, daß große Teile der Landschaft Bondei für Liberiakaffee sich außerordentlich eignen werden. Tagesgeschichte. Dresden, 2. Juni. Se. König!. Hoheit der kommandierende General Prinz Georg wohnte heute morgen von 7 Uhr ab der Besichtigung der 5. und 4. Eskadrons des Gardereiter-RegimentS auf dem Kavallerie-Exerzierplatze bei. Se. König!. Hoheit hatte hierzu die Uniform des Gardereiter-RegimentS angelegt Dresden, 2. Juni Der Rechnungsabschluß der König!. Sächsischen Staatseisenbahnen auf das Jahr 1896 läßt ersehen, daß die Gesamteinnahme 109066 288,99 M. gegen 99 782179,29 M im Jahre 1895 (4-9 284109,70 M) beträgt, welcher eine Ge samtausgabe von 69373467,31 M gegen65622823,76 Mark im Vorjahr (^- 3 750643,55 M.) gegenübersteht. Hieraus ergiebt sich ein Überschuß von 39 692821,68 M. gegen 34159 355,53 M im Vorjahr (-s 5 533 466,15 M ). Das mittlere Anlage-Kapital erreichte die Höhe von 782 866194,05 M und verzinste sich mit 5,070 Proz. gegen 4,515 Proz im Vorjahr Unter den Einnahmen erscheinen: Personen- und Gepäckverkehr mit 33372371,52 M , Güterverkehr mit 69883258,90M, Vergütung für Überlassung von Bahnanlagen und für Leistungen zu Gunsten Dritter mit 994 260,01 M, Vergütung für Überlassung von Betriebsmitteln mit 2253444,79 M, Erträge aus Veräußerungen mit 138810,83 M , verschiedene sonstige Einnahmen mit 2424142,94 M Unter den Ausgaben sind ausgeführt: Besoldungen und Gehalte der etatmäßigen Beamten mit 17 953 824,01 M , andere persönliche Ausgaben mit 20262346,97 M , allgemeine Kosten mit 3180050,41 M, Kosten der Benutzung fremder Bahnanlagen bez Beamten mit 1301672,51 M, Kosten der Benutzung fremder Be triebsmittel mit 2 909 505,27 M Von der Gesamt ausgabe entfällt durchschnittlich auf jedes Kilometer Bahn länge der Betrag von 24278,95 M Sämtliche Aus gaben betragen 63,607 Proz der Einnahme Aus dem Erneuerungsfonds sind im Jahre 1896 nach Abzug der Erlöse ausgewendet worden: für Oberbaumaterialien 2831355,65 M, für Transportmittel 1 870289,55 M. Deutsches Reich. * Berlin. Se Majestät der Kaiser nahmen gestern aus dem Tempelhofer Felde die FrühjahrSparade über die Berliner Garnison ab Nachmittags fand im Weißen Saale des König! Schlosses und den angrenzenden Sälen das übliche Paradediner statt Neben Sr. Majestät dem Kaiser saß die Prinzessin Friedrich Leopold und neben Ihrer Majestät der Kaiserin der Prinz Friedrich Leopold Unter den Anwesenden befanden sich der Reichs kanzler Fürst Hohenlohe, die Staatssekretäre l)r. v Boetticher, Frhr v Marschall, die Minister lft. v Miquel, l)r. Bosse, v Schönstedt, Thielen, Frhr. v. d Recke, Breseld, v. Goßler, der Oberhofmarschall Graf v Eulenburg, Wirkl Geh Rat I)i. v Lucanus, General v Hahnke — In der „Post" ist zu lesen: Bei dem Festessen zu Ehren des Reichstages in Hamburg ist, wie u. a. die „Freisinnige Zeitung" hervorhebt, ein Trinkspruch aus Se Majestät den Kaiser nicht ausgebracht worden. Bürgermeister Mönckeberg begründete das Fehlen dieses Trinkspruches durch den Hinweis aus den nicht offi- Kunss und Wissenschaft. sich die (von dem Mannheimer Hoftchanipieler I'r Kaiser vortrefflich vorgetragene und mimisch belebte) Poesie des MonodramS aus, Trödel französischer Koloritromantik, an dem die unechten Farben vollständig verwischt und ein geschlagen sind. Für Dutzende unserer modernsten, einer modischen Scheingenialität huldigenden Dichter wäre es ganz gut gewesen, sie hätten dieser gespenstischen Auf erstehung einer ehedem hochgepriesenen Dichtung bcigewohnt, sie hätten erfahren können, wie sich nach einem Menschenajter — wenn es denn ein Menschenalter dauert — ihre heute gerühmte naturlose und seelenlose Modernität ausnehmen wird — Die Kammermusikmatinöe vom Montag, den 31. Mai brachte zwei interessante Neuigkeiten: ein Streich quartett des Dresdner Tonsetzers Wald, v Baußnern, ein sehr talentvolles, namentlich in seinen be.den Mittelsätzen überraschend feines und anmutig wirksames Werk, sowie einen Zyklus vorzüglicher, von Lud Wüllner mit er greifendem, deklamatorischem Pathos vorgetragener Lieder von Fel. Weingartner Im übrigen gehörten die letzten Konzerte den Solisten Und wenn sich natürlich das vor zügliche Berliner Halirquartett, wenn sich das Mannheimer Streichquartett Schuster und Genossen (mit ihrem Vortrag des Dvorakschen Streichquartetts op. 105), wenn sich der Pianist Ed Risler, der namentlich mit seinem Spiel der geistreichen „Variation» »vmpboviiius»'- von Eösar Franck großen und berechtigten Erfolg hatte, selbstverständlich in den Rahmen von Tonkünstlerversammlungsprogrammen ein fügten, so trat die „Diva" des überfüllten großen Kon zertes vom Sonntag, die vom Publikum frenetisch umjubelte Sängerin Fräulein Eamilla Landi, schon mit ihren wirklich auf dem Programm stehenden Darbietungen und vollends mit ihren Wiederholungen und Zugaben in empfindlicher Weise aus diesem Rahmen heraus Ein Versuch, durch das Singen BrahmSscher Lieder sich mit der Tendenz des Musikvereins in Einklang zu sehen, war mehr achtungswcrt als gelungen, die Pracht- und Glanzstücke der französisch - italienffchcn Gesangs- Die Tonkünstlerversamjnlung zu Mannheim. Gestern, am 1 Juni, ist nach beinahe achttägiger Dauer, mit einer Kammermusikaufführung ausnahmsweise klassischen Programms, in der das Berliner Streichquartett Halir Werke von Haydn, Schubert und Beethoven vortrug, und mit der durch das Eintreten I), Ludwig Wüllners noch ermöglichten Darstellung der Festoper „Genesius" von Felix Weingartner die dreiunddreißigste Tonkünstleroer sammlung de« „Allgemeinen Deutschen Musikvereins" zu Ende gegangen In die drei letzten Tage derselben drängte sich die Fülle der Genüsse, sowohl künstlerischer als ge selliger Natur, zusammen, was doch nicht ausschloß, daß das Schwergeivicht des bleibenden, unvergeßlichen künst lerischen Eindrucks bei den Veranstaltungen der ersten Tage lag Und dies darf nicht etipa nur auf die größere Frische des Anteils, die bei langwährendcn Musikfesten erfahrungs gemäß den Anfängen zu gute kommt, gerechnet werden, sondern eS lag thatsächlich an der größeren Bedeutung der Programme in den drei ersten Festtagen gegenüber den Programmen der letzten Aufführungen Das große Chor- und Orchesterkonzert des Sonntags (30. Mai) brachte neben einer allzusehr von der leichtgeschürzten Muse diktierten Lustspielouverture von Reznicek und dem üblicher maßen zum Schluffe dcS l-tzten Orchesterkonzerts gespielten R Wagnerschen Kaisermarsche, nur eine interessante, mehr historisch als ästhetisch zu würdigende Ausgrabung des Melodramas „Lelio" von Hektor Berlioz, dessen seltsame Symbolik schließlich in eine an Shakespeares „Sturm" anlnüpfende Chor- und Orchesterphantasie ausläust. Trotz einzelner Schönheiten war dem Ganzen der Charakter seltsamster, hoffnungslosester Perstaubthcit und Fadenscheinigkeit zu eigen, der den Versuch zur Wieder belebung vollständig scheitern ließ Am veraltetsten nahm kunftlerin, Vie „Ana della Circa" ron Ponchwlli und vollends die zweimal gesungene Habanera aus „Carmen" nahmen sich etwas weniges wie Pasquille auf die Be strebungen, die dafür gespendeten Beifallsstürme aber wie Pasquille auf alle Bemühungen reine Kunst zu pflegen, aus — In den drei ersten Aufführungen, den beiden großen Konzerten vom 27 und 29 Mai und dem zum Ge dächtnis von Johannes Brahms veranstalteten Kammer musikabend des 28 Mai lag die eigentliche Bedeutung des diesmaligen MusikfesteS Die Kammermusik mit ihrer geschloffenen einheitlichen Wirkung könnte vielleicht als ein Wink an den Musikverein angesehen werden, in Zukunft die Sondervorsührunaen einzelner (natürlich nur be deutender und vielseitiger Komponisten) etwas mehr als seither zu pflegen Die Vorsiihrung dcs Streichquartetts in F-moII oz». 51, des Klavierquartetts op 26, des Klarinettenquintcttv op. 115, waren Glanzleistungen, namentlich das Klavierquartett und Klarinettenquintett wurden mit nicht endenwollendem Beifall begrüßt DaS Zusammenspiel war so exakt als klangschön Im Klavier quartett wirkte als Pianistin die sächsische Kammervirtuosin Frau Margarete Stern mit, deren Ausführung der Klavier partie, wie das „Mannheimer Tageblatt" hervorhebt, „geistvolle Auffassung, lebendige Beherrschung des Rhythmus, Kraft und Grazie, schönen Anschlag — der Blüthnersche Konzertflügel klang unter ihren Händen wie Gesang — und eine treffliche Technik bewährte" Die tief eigen artigen „Ernsten Gesänge" machten, durch Dr Felix Kraus mit hoher Künstlerschaft und schöner Stimme vorzüglich vorgetragen, einen tiefen und bedeutenden Eindruck Auch in dem Konzert am Sonnabend, 29. Mai, erwies sich der bedeutende und künstlerisch vormhme Sänger al« ein vorzüglicher Interpret neuerer Gesangbschöpsungcn Wenn er der interessanten, aber zu eintönigen Kantate „Der Fußwanderer" von C Prohaska nur einen Achtungs erfolg sichern konnte, so errang er den neuen Liedern des Memmger Generalmusikdirektors Fr Steinbach und sich selbst so stürmischen als gerechten Beifall. Daß daneben ein Geiger wie A Pctschnikoff mit seinem geistig schwungvollen und in der Kanzonette berückend süßen Vortrag des Tschaikowskyschen Violinkonzerts (und eines Bachschen Adagios mit Fuge) das Publikum in Flammen setzte, ist weiter kein Wunder Die großen Orchester- und Chorleistungen sind und bleiben ja freilich die eigentlichen Hauptsachen eines Musikfestes, und um ihretwillen allein hat die Zusammenhäufung so großer Mittel einen Sinn und ein Recht Aber daß das Publikum dabei der Vir tuosen und Solisten nicht entraten will, läßt sich, wie die Dinge einmal liegen, doch sehr wohl begreifen, und man kann noch allen guten Kunstgöttern danken, wenn die mit wirkenden Solisten vom Gepräge der Kraus und Halir, der Petschnikoff und Risler, der Marg. Stern und Schubert, der Wüllner und Johanna Dietz (welche vortreffliche Lieder sängerin in der letzten Kammermusik vom 1 Juni noch rasch eingesprungen war) sind. Von den fünf großen zur Aufführung kommenden Werken: den symphonischen Dichtungen „Zarathustra" von Richard Strauß, „Tie Gefilde der Seligen" von Fel Wein gartner, dem „Requiem" von E N v Reznicek, der „8z-m- pboliie »ur 6e Itn-nw» mnotapnarcl»" von Vincent d Jndy, der Dante-Symphonie von Fr. LiSzt waren im strengsten Sinne nur das dritte und vierte völlig neu Beide Schöpfungen fanden reichen Beifall, ohne das Gefühl zu wecken, daß man bleibenden, ihren höchsten und tiefsten Inhalt erst in wiederholten Ausführungen offenbarenden Kompositionen gegenüberstehe Ernstere wärmere Teilnahme weckten die beiden symphonischen Dichtungen von R Strauß, der ohne Frage nach Seite seiner Begabung zu den be deutendsten, olle Mittel der modernen Instrumentalmusik wirkungsvoll beherrschenden jüngeren Tonsetzern zählt, bei dem man sich indes fragen muß, wie lange die Freude am Sturm und Drang, am gewaltsamen Experiment, an der Kühnheit der Herausforderung, noch währen soll,
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