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Dresdner Journal : 28.05.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-05-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189705282
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970528
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970528
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-05
- Tag 1897-05-28
-
Monat
1897-05
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 28.05.1897
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vei»«S»ret»: Für Dresden vierteljährlich: 2 Mark SO Pf., bei den Kaiser» lich deutschen Postanstalteu vierteljährlich ü Mark; außer halb des Deutfchen Reiche- Post- und Stcmpelzuschlaa. Einzelne Nummern: 10 Pf. Erscheinen: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abends. Fernspr -Anschluß: Nr 1295. DreÄmer M Zoumal. AulündigunsSgrbühre«: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift >0 Pf Unter „Eingesandt" die Zeile so M. Bei Tabellen- und Zisternsatz entsprechender Aufschlag. Herausgeber: königliche Expedition de« Dresdner Journal» Dresden, Zwingerstr. SV. Fernspr.-Anschluß: Nr 1395. M121. Freitag, den 28. Mai, abends. 1897. Nachbestellungen auf das „Dresdner Journal" für den Monat Juni werden zum Preise von 85 Pf. angenommen für Dresden: bei der unterzeichneten Expedition (Zwingerstr. Nr. 20), für auswärts: bei den Postanstalten des betreffenden Orts zum Preise von 1 M. Königs. Expedition des Dresdner Journals. Amtlicher Etil. Dresden, 28. Mai. Ihre König!. Hoheiten die Prinzen Georg und Friedrich August, Herzöge zu Sachsen, und die Prinzessin Mathilde, Herzogin Sachsen, haben Sich heute Vormiltag 10 Uhr 29 Min. nach Sibyllenort begeben. Ernennungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums der Justiz. 1 Prädizierungen. Verliehen worden ist: den Referen daren beim Oberlandesgerichte Trummler und Vr. Heim, beim Landgerichte Bautzen Jcschky, Bergmann und vr. Großmann, beim Landgerichte Chemnitz vr. Hennickcr, beim Landgerichte Dresden Neuberg, Göllnitz, vr. Krug und vr. Illing, beim Landgerichte Leipzig vr. Mcerguty und vr. Arndt, beim Landgerichte Plauen Schröter nach der Bc stimmung unter V der Verordnung vom 20. Februar 1867 der Amtsname ..Assessor"; dem Aufseher bei der Gesangen anstalt Dresden Gottschald dem Amtsname .Wachtmeister". 2. Beamten-Etal. a. In den Ruhestand sind ver setzt worden: der Arresthausinspektor beim Amtsgerichte Crim mitschau Kummer, der Wachtmeister beim Amtsgerichte Königstein Straube. — d. Auf Ansuchen ist entlassen worden: der Assessor beim Lbcrlandesgerichte vr Heim. — c. Ten Vorbereitungsdienst bei Justizbehörden haben ausgegeben: die Referendare beim Landgerichte Chemnitz vr Arndt, beim Landgerichte L ipzig Steckncr, beim Land gerichte Zwickau vr. Härtel, bei der Staatsanwaltschaft beim Landgerichte Bautzen Weigand, bei der Staatsanwaltschaft beim Landgerichte Dresden vr. Müller, bei der Staats anwaltschaft beim Landgerichte Leipzig Vr. Segnitz, beim Amtsgerichte Augustusburg Hammer, beim Amtsgerichte Döbeln Böhme, beim Amtsgerichte Dresden Hüttner, beim Amtsgerichte Ebersbach Henke, beim Amtsgerichte Geithain Hölzer, beim Amtsgerichte Herrnhut vr.Hasche, beim Amtsgerichte Hohenstein- Ernstthal vr. Höhne, beim Amtsgerichte Kirchberg B öhringer, beim Amtsgerichte Lichtenstein vr. Fritzsche, beim Amts gerichte Lößnitz Klötzer, beim Amtsgerichte Oelsnitz Ebert, beim Amtsgerichte Pegau Dörne, beim Amtsgerichte Pirna Meding, beim Amtsgerichte Reichenbach vr. Schaarschmidt, beim Amtsgerichte Roßwein vr. Fritzsche, beim Amtsgerichte Schneeberg Stark, beim Amtsgerichte Waldheim Hössner, beim Amtsgerichte Zittau Lindner, beim Amtsgerichte Zwenkau vr.Klare. — ck. Verstorben sind: der Referendar beim Amts gerichte Zwickau Rentzsch am t2.April 1897, der Diener beim Landgerichte Freiberg Kühn am 24. April 1897. — e. Zum Vorbereitungsdienste bei Justizbehörden sind zuge lassen worden: die Referendare Gerlach, Meyer und Rudolf beim Landgerichte Dresden, vr Mangler und vr. Schröter bei der Staatsanwaltfchaft beim Landgerichte Chemnitz, Bach, vr. Herzog, Jlbcrg und Ullrich bei der Staatsanwaltfchaft beim Landgerichte Dresden, vr. Germer bei der Staats anwaltschaft beim Landgerichte Freiberg, Flade und Tevin bei der Staatsanwaltschaft beim Landgerichte Leipzig, vr. Irmer bei der Staatsanwaltschaft beim Landgerichte Plauen, von Löben bei der Staatsanwaltschaft beim Landgerichte Zwickau, die Rechtskandidaten Voigt beim Amtsgerichte Chemnitz, vr. pstrl. Langheineken beim Amtsgerichte Dresden, Leyser beim Amtsgerichte Leipzig, von Thümmel beim Amtsgerichte Meißen. — s. Angestellt worden ist: der zeithcr probeweise als Expedient verwendete Militäranwärtcr Schauer hammer als Expedient beim Amtsgerichte Leipzig — g Be fördert worden sind die Aktuare beim Amtsgerichte Crim mitfchau Walther, beim Amtsgerichte Dresden Harzbeckcr, Hildebrandt und Schöne zu Sekretären bei diesen Behörden. (Schluß solgt.) Im Geschäftsbereiche des Ministeriums »es Innern. Angcstellt beziehentlich befördert wurden: Nathan Quaas, Lehrer in Breitenau, als Lehrer an der Landesanstalt Bräun» Kunst und Wissenschaft. Das dritte Bonner Kammermufikfest. I. Bonn, 25. Mai Unser Verein „Beethovenhaus" hat unter Leitung und wohl auch auf Anregung von Josef Joachim, fernem Ehren präsidenten, eine neue Konzertprogramm-Spezialität in die Musikwelt eingesülrt: die Musikfeste für Kammermusik. Ob der Kunst und dem Publikum ein besonderer Dienst dadurch erwiesen worden, ob es künstlerisch überhaupt zu lässig ist, den intimen, tiefsinnigen, nur einem verhältnis mäßig kleinen Kreise musikalisch Gebildeter und Kenner ganz cnthüllbaren Inhalt der Werke jener Musikgattung einem Festpublikum, einer Massenversammlung halb oder gar nicht gebildeter Dilettanten vorzutragen — das sind Fragen, die von manchen von Anfang an bejaht wurden, von anderen noch heute bestritten werden Wie man indessen im Prinzip darüber auch denken mag, im gegebenen Falle läßt sich nicht leugnen, daß Verschiedenes zu Gunsten einer bejahenden Beantwortung spricht Es ist dies erstens die verhältnismäßig beschränkte Räumlich keit des Konzertfestsaales, der akustisch ausgezeichneten Bonner Beethovenhalle, und zweitens das an sich gewiß höchst lobens- und ehrenwerte Streben nach einer Po pularisierung der ernstesten und gehaltreichsten musikalischen Kunstgattungen In masnis volui^e 8»t est! Und wer, wie jeder wahre, echte Musiker, Musik nur um der Musik willen macht, dem ist es schließlich einerlei, ob er sie vor einem Areopag von Königen oder Kärrnern macht. Das Kammermusikfest wollte, seinem Programm gemäß, zugleich Gedächtnisfeier für Johannes Brahms fein Wenn irgend einer von den Großen unserer Kunst, so ist's gewiß Brahms, der einer solchen Ehrung würdig erscheint Denn dieser Meister war ebenso bedeutend, selbständig und rein al» Musiker wie als Charakter. Ich hatte vor Jahren dors: die Expedienten Georg Christoph Karl Rudolf Lehman an der Landeranstalt Nossen, Friedrich Richard Frenzel an der Landesanstalt Sachsenburg und Ernst Oswald Flade an der Landesanstalt Hubertusburg als Burenuafsiftcnten an der betreffenden Anstalt; die HilsSexpedienten Eduard Arthur Bruno Zeidier an der Landesanstalt Großh.-nnerSdors, Gustav Emil Bilz und Emil Paul Zimmermann an der Landesanstalt Hubertusburg und Karl Franz Moritz Hunger an der Lander anstalt Zwickau als Expedienten an der betreffenden Anstalt — Versetzt wurden: Georg Knösel, Bureauafsistent an der Landesanstalt Hochweitzfchen, in gleicher Eigenschaft zur Bau- direklion für die Landesanstalten: Alois Josef Langner, Ex pedient an der Landesanstalt Hohnstein, in gleicher Eigenschaft an die Landesanstalt Hoheneck; Julius Wilhelm Felix Hacault, Expedient an der Landesanstalt Untergöltzsch, in gleicher Eigen schaft an die Landesanstalt Hochweitzfchen Nichtamtlicher Teil. Tie preußische Bereiusftesevnovelle wird durch die sreikonservativen Abänderungsantröge natürlich im Vordergründe der innerpolitischen Preß Erörterungen festgehalten. Obwohl nun letztere keine neuen Momente zu tage fördern, namentlich nicht, soweit sie für die Stellungnahme der einzelnen Parteien und Fraktionen als verbindlich angesehen werden können, so ist es bei der Bedeutung des Gegenstandes doch von Interesse, einige charakteristische Auslassungen auf dieser und jener Seite kennen zu lernen. Daß auch die zweite Probe, welche den Nationalliberalen in dieser Sache auferlegt worden ist, von ihnen nicht bestanden werden wird, haben die schon vorgestern mitgetcilten Erklärungen ihrer beiden maßgebenden Organe angezeigt. Daß aber nicht alle nationalliberal gesinnten Männer hinter der Fraktion stehen, ja daß ein Teil der ersteren die Haltung derselben direkt ver urteilt, geht aus den Bemerkungen zweier Parteiblätter hervor, der angesehenen „Rheinisch-Westfälischen Zeitung" und der „Pfälzischen Presse". Die Aus lassungen dieser Preßorganc— die beide den Einklang der beregten Politik der Fraktion mir der Vergangen heit der Partei vermissen und das aufs lebhafteste bedauern — bezeugen, daß die „Rat.-Ztg." und die „Nationnallib. Korr." des Beifalls manches Part i- genossen durchaus entbehren, wenn sic die Gesetz novelle schlank ablehnen nnd die sreikonservativen An träge als Stümperei verwerfen. Auf Vorhaltungen nämlich, welche ihr von nationalliberaler Seite wegen ihrer Zustimmung zu dem Vereinsgesetz gemacht wurden, antwortet die „Rheinisch Westfälische Zeitung": „Die naiionalliberale Parlei will gar nichts ihun und liegt jetzt, ohne jede „Kompenfation", in den Armen der demokran scheu Linken. Aus dieser schlimmen Lage kann sie ohne einen Bruch mit ihrer Vergangenheit der letzten Tage nicht mehr herauskommen. Dadurch hat die Partei dazu beigetragen, Preußen zu diskreditieren und gegen die Wahrheit unpopulär in Deutschland und im AuSlande zu machen, sie hat die weitesten Kreise des Volkes mit einem Haß gegen die angebliche Reaktion erfüllt, die Befürworter der Vorlage und aller verwandten Ge setze zu Volksfeinden und Reichsfeinden gestempelt und aber mals unter der klugen Anleitung des Freisinns und der ihm verwandten Elemente durch maßlose Angriffe einen Bruch mit den Konservativen voilzogen, aus deren Zusammen arbeit die Partei in allen nationalen und in den meisten wirtschaftlichen Fragen angewiesen ist; sie hat sich schließlich den Weg verbaut zu einem Sozialistengesetz, welches ohne alle Frage die notwendige Begleiterin derjenigen friedlichen und sozialen Maßnahmen sein muß, deren Fort führung zur Bekämpfung des Sozialismus auch wir empfehlen " Und die „Pfälzische Presse" macht den national liberalen Blättern heftige Vorwürfe, daß sie sich mit der kaum mehr parlamentarisch zu bezeichnenden Kampfesweise in der Rede von Eugen Richter be freunden könnten. Es sei dies eine Desavouierung der eigenen parlamentari schen Vergangenheit der nationalliberalen Partei, die stets vor dem abgelehnt, sich auf eine solche Stuse parteipolitischer Taktik hcrabzulassen Es heiße dem Angreifer zuviel Ehre anth.m, feine Anichuldigungen gegen die höchsten Staatsbeamten in die Aufgabe, eine der Hebung des Muftkerstanves ge widmete Musikzeitung in die Welt zu schicken, und lud auch Brahms zur Beteiligung ein. Seine Antwort lautete wie folgt: „Entschuldigen Sie freundlich, wenn ich über Zeitungen anders denke als Sie, und nicht gerade alles Heil von einer Wochenschrift erwarte. Da meine Kollegen, wie gewöhnlich, alle bei Ihnen verzeichnet sind, so lassen Sie mich — auch wie gewöhnlich — einstweilen fehlen und abwarten Mich würde ja ein Abonnement nicht genieren; aber, aufrichtig, es geniert mich, daß solches Abonnement im voraus etwas bedeuten soll . ." Vornehme, selbständige Denk weise und richtige Selbstkonzentrierung offenbarte Brahms auch in seinem künstlerischen Schaffen Tas kurze: „Alles fort, was Deinen Lauf stört!" war ihm oberste Richtschnur und Gesetz Und dieser unerschütterlichen künst lerischen Charakterfestigkeit und Selbstbeschränkung verdankt er auch seine Erfolge. „Bach, Beethoven, Brahms ist meine Trinität!" schrieb Hans v Bülow mir einst Und als ich diesen unvergeßlichen Kunstkämpfer kurz nach seiner bekannten Schwenkung von Wagner zu Brahms einmal nach der bewegenden Ursache derselben sragte, er widerte er: „An BraymS werden wir noch fünfzig Jahre zu zehren haben!", eine Terminbestimmung, die man, ohne desavouiert zu werden, auch wohl verdoppeln kann Keine Frage also, daß der dahingeschiedene Meister eine allgemeine Ehrung feines Gedächtnisses, und zwar die denk bar vollkommenste, feierlichste, vollauf verdient. Keine Frage auch, daß Joses Joachim, sein treuer Freund und Apostel, wie kein anderer Lebender, berufen und befähigt war, eine solche für ihn zu veranstalten Ebenso fraglos leider ebenfalls, daß die hier gegebene Gedächtnisfeier eine unzulängliche sein mußte, der künstlerischen Voll- bedeutunz des Toten nicht ganz entsprechen konnte Die Festabendprogramme brachten uns selbstverständlich npr Kammermusikwerke des Meisters, darunter allerdings die selten gehörten „Vier ernsten Gesänge" op. I2t, seinen ihrer ganzen Nichtigkeit darzuthun Ter Regierung müsse man dankbar sein, daß sic geschwiegen und im Bewußtsein, daß Bildung verpflichtet, verschmäht habe, als politisches Marktweib znm bekannten Rrdelournier auf die Gaffe hinauszutretcn. Noch ein drittes nationalliberales Blatt, der „Hannoversche Kourier", scheint dem sreikvnser- vrtiven Anträge im Grundsatz durchaus nicht abgeneigt zu sein, wenn er auch meint, „daß der Moment, ein Sozialistengesetz zu schaffen, jetzt glücklich verpaßt sein dürfte, und eS außerdem nicht angängig sei, ein solches hochpolitisches Gesetz im Deutschen Reiche im W ge der Landesgesetzgebung zu erlassen." Letzteres Bedenkxn haben auch die „Hamb. Nachr.", die sich in folgender beachtlichen Weise äußern: Wir können den konservativen Anträgen betreffs Umänder ung der Bereinsgesetzvorlagc in ein .kleines Sozialistengesetz" unsere Zustimmung nicht versagcn. Wenn sie auch nicht das ganze Maß von Bedürfnis decken, das in dieser Beziehung v-rhanden ist, bilden sic doch den ersten Schritt aus dem Wege der Spezialgesctzgebung gegen die Sozialdemokratie, dessen Beschreitung wir sür unerläßlich halten Nur die eine Erwägung haben die sreikonservativen Anträge gegen sich: daß der Erlaß solcher Bestimmungen Reichssache ist und daß, wenn sic in Preußen Gesetzes! ast erlangten, damit der Reprise des Sozialistengesetzes im Reiche, wenn auch kein rcchilichcs, so doch ein thatsächliches Hindernis bereitet sein wurde Daß die polnische, nordschleswigsche und welfische Agi tation der sozialistischen in Bezug auf die Vereine gleichgestellt wird, erscheint billigenswert, wenn wir auch glauben, daß die Unterdrückung dieser Bestrebungen schon bisher auf Grund des Strafgesetzbuches und anderer Vorschriften möglich gewesen wäre, wenn inan sich dazu entschlossen hätte, energisch zu- zugreifen. Freisinnige und Zentrum sprechen sich selbstvcr stündlich gegen die Anträge aus. Die „Germania" schreibt: „Es fragt sich aber, ob die sreikonservativen Anträge nur den Zweck haben, den Standpunkt der Freikonscrvativ n zum Ausdruck zu bringen. Uns will scheinen, daß dieselben min destens gl ichzeiiig, wenn auch unausgesprochen, den Zweck v r- folgcn, den Freikoniervaiivcn und Konservativen eine Brücke für den Rückzug zu bauen, nachdem sie sich mit der Parole „alles oder gar nichts" den Weg zum Rückzug verbaut haben. Wird im Plenum nicht mehr angenommen, wie in der Kommission ange nommen worden ist so bedürfte es 'chon einer sehr starken Über windung bei den Konservativen, um trotz ihrer bisherigen Haltung schließlich für die ganze Vorlage zu stimmen Wenn aber von den Anträgen Zedlitz etwas angenommen wird, so würde das eine Brücke für die Konservativen sein, um den Rückzug an- zutrcten und schließlich dem Ergebnis der dritten Lesung zu- zustimincn Düse Taktik der beiden konservativen Parteien, die zugleich daraus gerichtet ist sich nach oben hin als „Vor kämpfer gegen den Umsturz" zu empfehlen, hat das Zentrum und haben auch die Nationall beralcn und die Freisinnigen zu unterstützen keinen Anlaß Demgegenüber ist nur mehr ein Weg vo.gezeichnet: In der zweiten Beratung muß jetzt die ganze Vorlage mitsamt den Abänderungsanträgen in rascher Arbeit vollständig abgclehnt werden Keia Mitglied der Zentrums fraktion des Abgeordnetenhauses darf am Freitag fehlen!" Was endlich die Haltung konservativer Blätter angeht, so spricht sich der „Reichsbote" etwas skeptisch aus und die „Deutsche Tageszeitung" erklärt es für Sache der Regierung, mit einer Sozialistengesetzvorlage zu kommen, Bei beiden Organen herrscht aber, wie auch gar nicht anders möglich, volle Neigung für die Tendenz der Anträge. Dieser Sympathie verleiht das maßgebendste Blatt, die „Kreuzzeitung", unein geschränkten Ausdruck, wenn eS ganz in un'erem Sinne schreibt: Die Haltung der konservativen Partei ist deutlich vor- gezeichnct. Sie wird den Antrag der Frcikonservativcn in ernste Erwägung zu nehmen habcn und mit ihm das Gcfttz annehmen, wenn auf diesen: Wege eine Mehrheit sür dasselbe erzielt werden kann. Aber in der Fassung, die cs durch die Kommijsionsbeschlüsse erhalten hat, ist es sür sie unannehmbar Einer derartigen halben Maßregel, einem so kläglichen Ausgange der ganzen Aktion wird sic dic vor läufige Ansrechteryaltung des bisherigen Zustandes vorziehen, wie sie das auch in der Kommission bei dec Schluhabstimmung bekundet hat. Bleibt sie mit ihrer Auffassung im Landloge allein, so hat sie eben damit den sür die anderen Parteien be schämenden Nachweis geliefert, daß sie allein den Mut und den Willen hat, den Umsturz mit den Machtmitteln de? Staates zu bekämpsen. Bei der gutgesinnten Wählerschaft kann sie durch diese Haltung an An sehen nur gewinnen Schwancngefang; Vas herrliche, wie potenzierte, Vic tunst- lerijche Form fast zersprengende Lebenslust und Raturlrast auf uns einströmende Horn-Trio; das innige, tiefsinnige Klarinettenguintett in ft-moll, op, 115; die reizende Ls- clm-Sonate für Klavier und Klarinette, op, 120, und das Streichquartett in ft-äur, op, 18, welches die schafsens- stolzen Jugendzüge des zur Meisterschaft gereiften Ton dichters trägt. Aber ist ein Gedächtnisbild von Brahms durch seine Vorführung als Kammermusik- und Lieder komponist der Wirklichkeit entsprechend ? Hat er keine vierte oder „dreizehnte Symphonie", wie Hans v, Bülow sie taufte, geschrieben? Existieren keine Chorwerke von ihm? Hat er nicht, wie wenige vor »hm, „seinen Zauberstab da bin gesenkt, wo ihm die Mächte der Massen, im Chor und Orchester ihre Kräfte leihen", und uns hier „noch wunder barere Blicke in die Geisterwelt" eröffnet, als in seiner Kammermusik? Und hätte es der Initiative von Josef Joachim und des Vereines Beethovenhaus nicht gelingen sollen, die materiellen Mittel zu beschaffen, um die zu einer würdigen Feier nötigen Instrumental- und Vokalkörper zusammen zu rufen? Müssen die großen Künstler in Deutschland denn absolut erst hundert Jahre tot sein, bevor man eine ihre ganze Vollgestalt ent hüllende Gedenkfeier für sie veranstaltet? Möglich, daß der Zeitraum, der zwischen dem beklagenswerten Hin scheiden des Gefeierten und dem Kammermusikfest-Termine lag, zu kurz war zur Erfüllung der erforderlichen Vor bedingungen Bei der anerkennenswerten Brahms-Belesen heit, die unseren hervorragendsten Orchestern und Konzert- chören heute eigen ist, hätte sich aber doch vielleicht ein Weg zur Erreichung jenes hohen Zieles finden lassen Den verschiedenen ausführenden Kräften der ersten beiden Konzertabende ein kritische» tesitinmnmm intexritatis zu schreiben, ist kein besondere» Verdienst Am ersten Abende, au»fchließlich BrahmS-Abcnd, interessierten mich am meisten der Vortrag der Händel-Variationen durch Prof, Heinrich Barth aus Berlin, derjenige der „Vier Tagesge schichte. Dresden, 28. Mai. Im Auftrage Sr. Majestät des Königs wohnte der Könial. Hausmarschall v. Carlowitz-Hartitzsch und in Vertretung Ihrer Majestät der Königin der Königl. Kammerherr v. Minckwitz heute vormittag um 10 Uhr der Bei setzung der am 24. Mai verschiedenen Frau Gräfin v. Fabrice, geborenen von der Affeburg, Gemahlin des verstorbenen Königl. Sächsischen Kriegsministers Generals der Cavallerie Grafen v. Fabrice, bei. Die Beisetzung fand in dem dem Letzteren in der Albert stadt errichteten Mausoleum statt. Auf Allerhöchsten Befehl wurde im Namen Ihrer Königl. Majestäten am Sarge der Verstorbenen ein Kranz niedergelegt. Dresden» 28. Mai. Bei der heute vormittag er folgten Beisetzung Ihrer Excellenz der Frau Kriegs minister Gräfin v. Fabrice ließ Se. Königl Hoheit der Prinz Georg Sich durch Höchstseinen Hoimarschall, Kammerherrn v. Haugk, vertreten. Dresden, 28. Mai. Se. Königl. Hoheit der Prinz Frie-drich August hat Sich mit Höchst- seincn Durchlauchtigsten beiden ältesten Söhnen, den Prinzen Georg und Friedrich Christian, heute vormittag zum Besuche Ihrer Königlichen Majestäten nach Sibyllenort begeben. Am 31 Mai gedenkt Se. Königl. Hoheit nach Wachwitz zurückzu kehren. Deutsches Reich. * Berlin Se Majestät der Kaiser gedenken morgen aus Ostpreußen nach Berlin zurückzukehren und unterwegs in Marienburg Station zu machen, um dem Hochschloffe einen kurzen Besuch abzustatten. — Der Bundesrat hat in seiner vorgestrigen Sitzung dem Antrag Badens, betreffend die Kontingentierung der Zuckerfabrik Waghäusel für das Betriebsjahr 1896/97 die Zustimmung erteilt Den zuständigen Ausschüßen wurden überwiesen der Beschluß des Reichstags zu dem von den Abgeordneten Rickert u Genossen eingebrachten Gesetzent würfe, betreffend das Vereinswesen und der Antrag Sachsens, betreffend die Ermächtigung des Steueramts Meerane zur Eingangsabfertigung von hartem Kamm garn ans Glanzwolle. Der Beschluß des Reichstags zu einer Petition wegen Rückzahlung von Beiträgen zur Invalidität»- und Altersversicherung wurde dem Reichs kanzler überwiesen, und Anträgen auf Bewilligung von Ruhegehältern an Reichsbeamte wurde stattgegeben Schließ lich wurde über verschiedene Eingaben Beschluß gefaßt. — Der Kolonialrat beriet am Mittwoch den Vor schlag des Kaikerl Gouvernements von Deutsch-Ostafrika wegen Errichtung einer Handwerkerschule in Dar-es- Salaam Der Vorschlag fand im Prinzip die Zustimm ung des Kolonialrats; es wurde aber empfohlen, die Schule der Kosten wegen in erheblich geringeren Grenzen zu halten, als ursprünglich vorgesehen war, dagegen dem Gouvernement Mittel für die Heranbildung von Hand werkern auch an anderen Orten unter Anlehnung an die bereits vorhandenen Erziehungsinstitute der Missionare zur Verfügung zu stellen. — Kontreadmiral Tirpitz, der Nachfolger des Staats sekretärs Hollmann, ist heute von New-Aork mit dem Dampfer „Trave" nach Europa abgereist Er wird sich nach seiner Ankunft in der Heimat in der ersten Juniwoche sofort nach Berlin begeben und, zunächst als Vertreter des Staatssekretär«, die Geschäfte des Reichsmarineamts über nehmen — Rach Berichten aus Ostasien ist die Kommission gewerblicher Sachverständiger, die anfang Februar Deutschland verließ, um die Produktions- und Absatzver- hältnisse Chinas und Japans zu studieren, auch in Shangai von den dort ansässigen deutschen Kaufleuten mit Wohl wollen ausgenommen worden. Ebenso wie in Hongkong und Kanton waren die deutschen Firmen der Kommission anfänglich mit Mißtrauen gegenübergetretcn. "Nachdem je doch bei verschiedenen Gelegenheiten über die Ziele und Absichten der Kommission Aufklärung gegeben worden war, sahen die an diesen Handelsplätzen ansässigen deutschen Kaufleute ein, daß die Thätigkeit der Kommission ihnen nur Vorteile bringen könne Aus einem am 17. April zu ernsten Gesänge", <>p. 121, durch den Baritonisten Karl Mayer, der außer Messchaert und Scheidemantel heute wohl keinen Rivalen mehr besitzt und die musikalisch schwer zu bewältigenden Gesänge ganz vorzüglich interpretierte, sowie die Leistungen des Joachimschen Streichquartett«, welches das ^-moII-Ouartett op. 51 Nr. 2 und, verstärkt durch den Frankfurter Bratschisten N. Koning, da« <i-ckur-Ouintett, op 111 zu Gehör brachte Ich habe Brahms als Klavierspieler, auch im Vortrage seiner eigenen Kompositionen, wiederholt gehört Die poetische Begeisterung, die au« seinem Spiele strömte, die un definierbare, spezifisch BrahmSsche Subjektivität seiner Vor tragsweise kann niemand ihm abgelernt haben. In Bezug auf die technische Beherrschung der in den Händel-Variationen ge stellten pianistischcn Aufgaben und die klare Herausbildung des ihnen eigenen StimmungSgehaltes stellte Barth sich dem Meister völlig würdig zur Seite Ein Gleiches läßt sich von dem jugendlichen Pianisten L Borwick aus London, einem Schüler der unvergeßlichen Clara Schumann behaupten, der am zweiten Festabende in dem Horn-Trio mit Joachim und dem Münchner Kammermusiker Bruno Hoyer eine wirklich hinreißende Kunstleistung gab. Wenn es wahr ist, daß als Dolmetsch des Meisters nur ein Meister amtieren kann, dann muß auch Hr. Borwick als solcher anerkannt werden. Das Auftreten des Soloquartett« der Berliner Königl. Hochschule in den zwei Ouartetten sür vier Solo stimmen — eine Leistung, womit diese junge Vereinigung wohl zum ersten Male einem größeren Publikum sich vor- stellte — war als Erstlingsdarbictung anzuerkennen, erhob sich jedoch nicht zu einer der Bedeutung der Feier entsprechen den Höhe Weit interessanter war das Erscheinen von Frl Margarethe Kuntz, einer neuen, von Meister Stock hausen gebildeten und empfohlenen Altistin, die mit der herrlichen „Sapphischen Ode" und den Liedern „ O müßt' ich doch den Weg zurück" und „Todetzsehnen" recht günstig sich cinführte und voll kommen würdig sich bewies, mit einer Sängerin gleich
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