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Dresdner Journal : 15.05.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-05-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189705151
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970515
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970515
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-05
- Tag 1897-05-15
-
Monat
1897-05
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 15.05.1897
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vei»«s»rei«: Für DreSd«, vierteljährlich: 2 Mark bv Pf, bei den Kaiser- >»ch deutschen Postanstalten vierteljährlich S Mark; außer- hald de« Deutschen Reiche« Post- und Stempelzuschlag. Einzelne Nummern: IO Pf. «rschetnrn: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abend«. Fernspr -Anschluß: Nr 12V». Dresdner Zournal ««k»»»igun,««e»kh»e«: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift V) Pf. Unter „Eingesandt" die Zeile so W. Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Aufschlag Herausgeber: Königliche Expedition de« Dresdner Journal« Dre-dcn, Znnngerstr 20 Fernspr.-Auschluß: Nr. I2-L 1897 Sonnabend, den 15. Mai, abends. Amtlicher Teil. DreS-eu, 10. Mai. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Kantor und Vize schuldirektor Johann Friedrich Thiele in Leipzig- Lmdenau das Verdienstkrevz zu verleihen. Ce. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, die Revierverwalterstelle 1. auf Einsiedler Revier im Forstbezirke Bärenfels dem zeitherigen Forstassessor Rinck vom Glastener Revier, 2. auf Thümer Revier im Forstbezirke Zschopau dem zeitherigen Forstassessor Theilemann vom Augustusburger Revier, 3 auf Erlbacher Revier im Forstbezirke Auerbach dem zeitherigen Forstassessor Greif bei der Forsteinrichtungs-Anstalt und 4. anfHundShübler Revier im Forstbezirke Eibenstock dem zeitherigen Forstassessor Harter vom Zwenkauer Revier unter Ernennung derselben zu Oberförstern zu über tragen Königlich Sächsische Stautseisenbaknen. Mit Genehmigung des Königlichen Finanz Ministerium hat die bisherige Station Greiz-Haltestelle an der Linie Brunn-Greiz die Bezeichnung Greiz-Aubachthal erhalten. Dresden, den 10. Mai 1897. Königliche Generaldirektion der Sächsischen Staatseisenbahnen. Hoffman». Nichtamtlicher Teil. Ukbcr die preußische Bereiusgesehuovelle tobt der Streit in der Presse mit größter Heftigkeit weiter und wer sich nicht darüber klar ist, daß aus naheliegenden, besonders finanziellen Gründen, der ziffernmäßig bei wenem größere Teil der deutschen Tagesblätter der demokratischen Politik zu Diensten steht, der könnte wirklich beinahe zu der Ueberzeugung kommen, die „öffentliche Meinung" habe die von der preußischen Regierung im Interesse der Sicherheit des Staatswesens geplante Maßregel „verurteilt". In Wahrheit ist dem natürlich nicht so. Der Teil unseres Volkes, der sich bisher noch immer als die sicherste Stütze der Monarchie und der be stehenden Staatscimichtungen bewährt hat und ohne den regieren zu wollen aus absehbare Zeit keiner deutschen Regierung beikommen kann, pflichtet ganz zweifellos den geplanten Maßnahmen der preußischen Regierung bei. Nur solche Leute wie Frei sinnige, Ultramontane, antisemitische „Reformer", National-Soziale re., die zwar auch den Kampf gegen die Sozialdemokratie im Munde führen, aber selbst doch einzig und allein bei rein demagogischer Kampfweise Erfolge zu erzielen vermögen, können angesichts unsrer heutigen Zustände, angesichts des immer frecheren Vorgehens der Revolutionäre gegen Monarchie, gegen Staat, Christentum, Autorität, Ehe, kurz gegen alles, was uns heilig ist, Zeter und Mordio schreien über einen ernstgemeinten Versuch, die Feinde des Vaterlandes in die ihnen gebührenden Schranken zurückzuweisen. Und, wohlgemerkt, der Gesetzentwurf der preußischen Regierung will keine anderen gesetzlichen Verhältnisse schaffen, als sie fast in allen andern Bundesstaaten, so insbesondere auch bei uns in Sachsen, schon seit langer Zeit be stehen und sich bewährt haben. Die förmlichen Orgien von Wut und Schimpferei, in denen sich die preußischen Demokraten jetzt gegen dieRe- gierung ergehen, müssen daher gerade bei uns in Sachsen so unverständlich erscheinen, wie nur möglich. Aber wir Sachsen können unsern Gesinnungsgenossen in Preußen auch mit einer Erfahrung dienen. Der ganze „Kampf der Geister", der von den oppositionellen Führern nunmehr in Preußen entfacht werden wird, jener bekannte „Sturm", der das geplante Gesetz wie die gegenwärtige Regierung selbst „einfach hinweg- fegcn" soll, der ist uns in Sachsens nichts Neues. Anläßlich der jüngsten Änderung unserer Landtogs wahlrechts haben wir das alles erlebt. Wie wenig aber eine solche Bewegung oppositioneller Elemente sich zum „Sturm" entfachen kann, wenn sie nur auf eine energische, sich ihrer Ziele be wußte Regierung und auf eine fest zu der Regierung haltende Ordnungspartei trifft, das hat sich damals bei uns gezeigt. An der zu erwartenden Energie der preußischen Regierung wird sich hoffentlich auch die preußische „Bewegung" brechen. Über die Aussichten des Gesetzentwurfs haben wir schon berichtet. Fest in ihrer Stellung dem Entwürfe gegenüber bleiben erfreulicherweise die preußischen Konservativen. Ihr leitendes Organ, die „Kreuzztg." schreibt heute ganz zutreffend: . . . Aus Einzelheiteneinzugehen, erscheint in diesem Augen blicke n cht angebracht Nach unseren früheren Äußerungen über diesen Gegensiand können wir nur unserer Genugtuung darüber Ausdruck geben, daß das Verbot ter Teilnahme Minderjähriger an den Versammlungen politischer Vereine auch von der StaatS- regierung nicht als ausreichendes Äquivalent für die Aushebung des Berbindungsverbotes betrachtet worden ist. In Frage könnte kommen, ob nicht außer den Repressiv- maßregeln auch Präventiv maßregeln vorzusehen sind Otne Zwcisel wirkt das Verbot einer Versammlung auf die Bcieiligten weniger unangenehm als die Auslösung. Das Verbot hat auch die weiteren Vorteile, daß eS in die Hände einer höheren Polizeibehörde gelegt und dieser ausreichende Zeit zur Erwägung des Falles gelassen werten kann, während die Entscheidung über die Auslösung meistens unter geordneten Organen überlassen und von diesen augenblicklich getroffen werden muß. Auch würde eS möglich sein, die Fälle, in denen ein Verbot zulässig ist, im Gesetze so genau zu präzisieren, daß jenes nicht zur Aus hebung der Versammlungsfreiheit führen kann. Diese Erwä gungen sind jedoch nach unserer Auffassung für die konservative Partei kein Grund, dem Zustandekommen des Entwurss ihre Hilse zu versagen. Anderseits wird sie sich aus wesentliche Abschwächungen nicht einlasscn können. Höchstens kann in Frage kommen, ob nicht hier und da eine bestimmter Formulierung oder eine Abänderung der Strafmaße und der Voraussetzungen der Strafbarkeit anzu- strtörn ist ... Man macht dem Entwürfe den Vorwurf, daß die Be fugnisse, die er den Polizeibehörden giebt, von ungeschickten oder unersahreuen Beamten leicht gemißbraucht werden Diese Möglichkeit geben wir ohne weiteres zu Hier handelt es sich aber um die Frage, was schwerer wiegt, die planmäßig sortgesetz- ten Angrisse aus unsere Staats- und Gesellschafts ordnung und ihre Förderung durch eine gewisfenlofe Agitation in Vereinen und Versammlungen, oder dieMöglichkeit, dahin einzel nen Fällen vorübergehend eine ung erechtsertigte B e- schränkung der Vereins- und Versammlungssreiheit eintritt. Für eine Ordnungspartei kann die Beantwortung dieser Frage keinen Augenblick zwciselhast sein. Aus dem Ge biete des Strafrechtes ist sie übrigens bisher bei allen Kulur- völkern in gleichem Sinne entschieden worden. Die besten Ge richte können irren, die beste Gerichtsversassung und das beste Strasversahren sind kein unbedingter Schutz gegen die Verur teilung Unschuldiger Aber deswegen hat noch niemand an die Beseitigung der Strasgewalt des Staates gedacht. Auch die Bedenken der Anhänger des Bundes der Landwirte, die übrigens im preußischen Abgeordneten- haufe als solche nicht vertreten sind, vielmehr sämtlich zur konservativen Fraktion gehören, sind nicht erheb lich. Ihr Organ, die „Deutsche Tageszeitung", äußert sich heute wie folgt: Sehen wir uns die beiden Begriffe: „öffentliche Sicher heit" und ..öffentlicher Friede" etwas näher an! Zn den land- rechtlichen Bestimmungen ist der Polizei die Wahrung der öffentlichen „Ruhe und Ordnung" zur Pflicht gemacht Ter Begriff: „öffentliche Ruhe" ist hier duich „öffentliche Sicher heit" ersetzt und durch die Hinzusügung „insbesondere die Sicherheit des StaatcS" näher erklärt. Unter öffentlicher Ruhe und Ordnung mußte man die Ausrechterhallung der äußerliche» polizeilichen Ordnung und bürgerlichen Ruhe vergehen. „Sicher heit" ist denn doch etwas Anderes. Darüber ein anderes Mal! — Noch bedenklicher, noch mehrdeutig ist der Begriff: „öffent licher Friede." Unser ganzes politisches Leben ist Kamps und wird Kamps bleiben Jede politische Versammlung, wenn sie ander- eine Versammlung politischer Männer ist, wird Kampf- tüne anschlagen müssen. Ohne solche Kämpse ist das ganze politische Leben saul und schlapp Daß aber jeder, auch noch so sachlich geführte Kampf den „öffentlichen Frieden" in gewissem Sinne gesährdet, ist selbstverständlich Es muß also von vornherein jede Möglichkeit ausgeschlossen werden, daß etwa eine solch«, Ge fährdung des öffentlichen Friedens" unter daS Gesetz sällt. Geschieht das nicht, dann kann eine solche Bestimmung unser gesamtes poli tisches Leben ertöten. Da» muß unter allen Umständen vermieden werden — Weil uns aber daran liegt, daß wirklich etwas GreisbarcS und etwa- Wirksames möglichst bald zur Erledigung komme, und weil wir überzeugt sind, daß weder der vorliegende Enlwurs noch dar gestern mitgeteilte Notgesetz aus Annahme aller gesetzgebenden Faktoren rechnen können, so sprechen wir nicht für die schlanke Ablehnung des Gesetzes, fondcrn wir möchten nochmals dringend empfehlen, daß man eine Mittel linie finde, aus der sich die Regierung und beide Häuser des Landtags vereinigen können Diese Mittellinie muß ge sunden werden in einer schärferen, Mißverständnisse auSschließcnden Fassung jener beiden Beg risse „össent- liche Sicherheit" und „össentlicher Friede". Entscheidend für das Schicksal des Entwurfes ist, wie gesagt, die Haltung der Nationalliberalen. Ihr linker Flügel unter der Fahne der „National zeittlng" wetteifert mit den Organen der nied rigsten Demokratie in den gehässigten Angriffen gegen die Negierung. Ob sich ein Teil der Partei von dieser Führung losmachen wird, das ist die entscheidende Frage. Bis jetzt ist ein bestimmtes An zeichen hierfür noch nicht vorhanden. Aber eine unbedingt klare Stellung hat die Partei — mit Ausnahme des linken Flügels — offenbar noch nicht genommen. Das dürfte wenigstens aus der nachstehenden heutigen Aus lassung der „Kölnischen Zeitung" hervorgehen, welches Blatt nach einigen Angriffen gegen die „Junker" — einer dem Blatte schon seit längerer Zeit eigenen, aber harmlosen L ebhaberei — sich folgendermaßen ausläßt: . . Als ein Versuch, unvereinbare Forderungen zu er- süllen, erscheint auch die Novelle zum Vereinsgejetzc Sie will die Möglichkeit schaffen, gegen Vereine und Versammlungen einzuschreitcn, die geeignet sind, daS subjeklire Sicherheitsgesühl zu erschüttern Man stelle sich vor, daß doch ost untergeordnete und politisch wenig geschulte Organe mit der Äusgabe belastet werden, eine so dehnbare und deutungssähige Bestimmung praktisch zu handhaben. Wir sürchten, man erregt damit so viel Unzufriedenheit, daß der Schaden, den man hier und da damit verhindert, dagegen kaum in Vergleich gestellt werden kann. Eher ließe sich über den Ausschluß der Minderjährigen reden, ob schon auch diese Bestimmung leicht zu unerwünschten Chikanen benutzt werden kann. Einen alten und berechtigten Wunsch aller Parteien erfüllt die Zulassung der Frauen zu den rein geselligen Veranstaltungen der politischen Vereine Doch zu der Besprechung im einzelnen wird sich noch genug Zeit und Ge legenheit finden. Hrer soll nur die politische Gesamtlage und Gesamtstimmung gezeichnet werden, aus der heraus die Vorlage beurteilt sein will Ta sürchten wir nur, daß der Vor lage, die in eine vorgerückte Tagung eines ermüdeten Ab geordnetenhauses mit der ganzen Umständlichkeit einer Bersassungs- änderung hineingerät, nicht viel Blumen an ihrem Leidensweg ersprießen werden Die Konservativen werden versuchen, den Entwurs noch zu verschärsen, um ihn dadurch für die anderen Parteien noch unannehmbarer zu gestalten (Für diese Annahme ist gar kein Anhalt gegeben. T. R. d. Dr. I ) DaS Z'Ntrum und die Freisinnigen lehnen ihn schlankweg ab und lassen nur die Aushebung des Verbinvungsverbots gelten. Die Freisinnigen, Sozialdemokraten, Antisemiten und Polen führen bereits im Reichstage prompt einen Begenschlag in die blaue Luft hinein, indem sie die Aushebung des Verbindungs verbots durch Reichsgesetz beantragen. Bei der chronischen Be- schlußunsähigkeit des Reiche tags hat dieser Antrag nur die Be deutung eines Stimmungszeichens und einer Demonstration. Im Bbgeordnetenhanse liegt die Entscheidung bei den National liberalen, die damit vor eine verantwortungsvolle Ausgabe gestellt werden. Für die parlamentarische Behandlung der Vorlage kommt in Betracht, daß Artikel 29 der Vcrsassung ab geändert werden muß, welcher lautet: „Alle Preußen sind berechtigt, sich ohne vorgängige obrigkeitliche Erlaubnis sricdlich und ohne Waffen in geschlossenen Räumen zu ver sammeln" Bei einer Verfassungsänderung tritt folgendes Verfahren ein Zunächst dars ein solcher Gesetzentwurf nicht gleichzeitig beiden Häufern des Landtages oder schon nach Ler eisten Abstimmung in dem einen Hause dem anderen zu gehen: er dars an Las andere Haus dann erst gelangen, wenn der Beschluß des einen Hauses seststeht. In jeder Kammer haben zwei Abstimmungen staltzufinden, bei welchen die absolute Stimmenmehrheit genügt, zwischen denen aber ein Zeitraum von wenigstens 2 t Tag n liegen muß Damit lie^t auf der Hand, daß die diesmalige Setsion des Abgeordnetenhauses nicht vor Pfingsten schließen, sondern in den Sommer hinein dauern würde. Berücksichtigt man nun, daß voraussichtlich bei der Sache wenig oder nicht» herauSkommen wird, so wird man bei den Landboten nicht allzuviel Neigung vorau-setzen dürsen, sich biS in die Sommerhitze hinein mit diesem versahrenen Karren abzuquälen Die Erledigung hat auch keine Eile, denn da- Verbindung-Verbot steht doch nur ans dem Papier, und von einer stark herportretenden Tendenz, in Versammlungen und Vereinen staat-gefährlichen Unsug zu treiben, ohne daß di« Wächter der Gesetze- ihm zu steuern vermöchten, ist nicht viel zu berichten. Die ruhige politische Weiterentwicklung unseres Volke- wird vielsach bedroht durch leidenschaftliche Irrtümer und verbohrte Schul - Meinungen, die sich in den Mafien festgesetzt haben; sie wird aber kaum minder bedroht durch extreme und begehrliche An schauungen, die in junkerlichen Kreisen herrschen. Wir wissen nicht, ob unserm nationalen Leben mehr Gefahr und Beunruhig ung droht von den Vorurteilen von unten oder von oben. Aber unter Würdigung aller thatfächlichen Verhältnisfe halten wir da- Vertrauen zu den lebendigen Kräften unsere- Volke-, die durch den freien Luftzug der Kritik und der großen Öffent lichkeit schließlich doch den albernen Phrasendunst einer ver stiegenen Rabbinerweisheit aus den Köpsen unserer Arbeiter Hinwegsegen werden, sür die beste Politik, die man unter den gegebenen Zuständen, wie sie aus den Höhen und in den Niederungen unsere- Bolk-tums einmal vorliegen, machen kann. Tie Friedensvermittlung zwischen Griechenland und der Türkei. AuS Wien wird uns geschrieben: Die Nachrichten, welche vom Kriegsschauplätze ein treffen, stehen im Gegensatz zu den Meldungen über die nun in aller Form eingeleitete Mediation der Mächte. Bon beiden Seiten wird die Fortsetzung der militärischen Operationen und der Rüstungen an gekündigt, während die Mächte die sosortige Einstellung der Feindseligkeiten und die Aufnahme der Friedens verhandlungen befürworten. In Epirus ist es zu neuen Kämpfen gekommen, während gleichzeilig auf dem Hauptoperationsgebiete die griechische Position bei Domokos aufgegeben wurde. Nebenbei ist die Blockade des Golfes von Saloniki signalisiert und der „baldige" Fall von Prevesa verheißen worden. Abgesehen von dem Kampfe in Epirus, in dem strategisch wenig be deutenden Teile des Kriegsschauplatzes, handelt es sich bei den von Athen aus versendeten Stachrichten ledig lich um ein Manöver, das dazu dienen soll, die ver zweifelte Lage vor Europa, vor der eigenen Bevölker ung, in erster Linie aber vor der Pforte zu beschönigen. Man will in Konstantinopel durch Drohungen den Eindruck erwecken, daß die türkischen Truppen weitere ernste Kämpfe auSzufechten hätten, wenn die Pforte noch länger mit der Gewährung einer Waffenruhe zögere. Außerdem glaubt man, die Stellung Griechenlands bei den Friedensverhandlungen zu ver bessern, indem man sich bemüht, die Welt zu der An schauung zu bekehren, daß die militärische AktionS- kraft Griechenlands noch nicht gänzlich gebrochen sei. Diese Bestrebungen können sehr rasch belanglos werden, wenn die Pforte es auf eine Probe ankommen läßt. Ein abermaliger Erfolg der türkischen Truppen würde die Athener Regierung vermutlich sofort zum Verzichte auf die jetzt beliebte Taktik zwingen. Man weiß das auch in Athen, und man trägt dieser Er wägung insoweit Rechnung, als man in den ver traulichen Äußerungen an die vermittelnden Kabinette eine wesentlich andere Tonart anschlägt als in den Auslassungen, welche für die Öffentlichkeit bestimmt sind. Die griechische Regierung täuschte sich nicht mehr über die Situation und sie gründet in Wirklichkeit alle ihre Hoffnungen nur noch auf die Einflußnahme der Mächte in Konstantinopel. Diese Einflußnahme wird aber durch die obenerwähnten Winkelzüge keines wegs erleichtert. Die türkische Diplomatie erkennt, das; die letzteren dazu dienen sollen, den SiegcSpreis herabzudrücken, und sie zeigt daher Neigung, die Wünsche der militärischen Faktoren, betreffend die Fortsetzung der Operationen bis zur völligen Ver »ichtung dcr griechischen Streitkräfte, zu erfüllen. Da bei gelangt auch jene Eigenart der türkischen Verhält- Lunst und Wissenschaft. Berichte aus den Königl. Sammlungen 1896. (Fortsetzung.) Unter den Geschenken sind zu erwähnen: Die Veröffentlichungen der Geologischen Landesunter suchung von Sachsen in Leipzig, des Königl. Zoologischen und Anthropologisch-Ethnographischen Museums in Dresden, der Niederlausitzer Gesellschaft für Anthropologie und Ur geschichte in Guben, des Kaiser! Königl Naturhislsrischen HofmuseumS und der Kaiserl Königl Geologischen Reichs anstalt in Wien, der Geologischen Landcsuntersuchungen von Finland in Helsingfors, und von Spanien in Madrid, des Uritisk Kn-eeum in London, der Ö 8t. Oaolo^ioul Kurve): und der 8miUveoniun Institution in Washington und zahlreicher anderer wissenschaftlicher Anstalten und Museen der Vereinigten Staaten Nordamerikas, der Oeo- logieal 8nivo^ ot Oanaäa in Ottawa, der 0<-vlogieal 8urvey ot lnäm in Calcutta und der I! 8ociet^ ot »w Koutb ^Valos in Sydney Arbeiten: In der mineralogischen Abteilung hat besonders die kostbare Meteoritensammlung in dem Saale X» eine neue Aufstellung erfahren In der geologischen Hauptsammlung erregt das Skelett des neuen diluvialen Riesenvogels Kvionorni« äiäitvrwis aus Neuseeland im Mittelsaale X besonderes Interesse, und in der großen Bogengalerie X ist die neue Revision und Aufstellung wieder rüstig vorgeschritten Nachdem die zwei ersten Monate des Jahres noch für Nachtragsarbeiten zu der schon bis Ende 1895 in der Hauptsache beendeten Aufstellung der Krcidesormation oder des Ouadergebirges nötig waren, worüber nun ein statt licher Spezialkatalog vorlirgt, konnte vom Mär; an die Revision und neue Aufstellung der reich vertretenen Stein- kohlenformation oder des Karbon beginnen. Es wurden bis Mitte Juli die tierischen Reste derselben in den Pult schränken 62, 68, 69 und 70 des Saales X neu an geordnet und der Ansicht offen gestellt; die Untersuchung der zahllosen Pflanzenreste der Stcinkohlenformation ist mit der großen Gruppe der GNamrrien begonnen worden und vor ihrer definitiven Aufstellung vorläufig in drei Pultschränken 60, 61 und 63 untergebracht Zu ihrer endgiltigen Anordnung sind noch zwei Wandschränke er forderlich, während eine wissenschaftliche Arbeit darüber in den Mitteilungen aus dem Königl Mineralogischen Museum erscheinen soll. Inder Sammlung der Gebirgsarten, Galerie I-, jenseits des Wallpavillons, mußten sich die Arbeiten vor zugsweise noch auf Katalogisierung richten, und es ist ein für eruptive, plutonische und vulkanische Gesteine nebst Lokalsammlungen bestimmter starker Spezialkatalog von I)r. W Bergt bereits abgeschloffen, welchem ein zweiter Band über die geschichteten Gebirgsarten bald folgen wird Hierzu hat es der Anfertigung vieler Dünnschliffe bedurft, deren jetzige Anzahl sich schon auf 901 beläuft In der prähistorischen Abteilung wurden im wesentlichen ältere Vorräte an Urnen aufgearbeitet und für die Ausstellung zusammengesetzt und vorbereitet, u a die aus der Schausußschen Sammlung erworbenen Ge mälde vom Johannesfriedhof in Tolkewitz und die durch frühere Ausgrabungen für das Museum erlangten Gräber funde von Uebigau, Löbtau und vom Knochcnberg bei Niederrödern bei Radeburg Über letztere ist eine größere Arbeit von vr Deichmüller im Druck und wird im nächsten Jahre in den Mitteilungen aus dem Königl Mineralogischen Museum veröffentlicht werden. Unter den im Auftrage der Direktion des Museums durch Or Deich müller ausgeführten Untersuchungen vorgeschichtlicher Fund stätten ist am wichtigsten eine Ausgrabung auf der Höhe des Pfaffensteines, sächsische Schweiz, durch welche zum ersten Male festgestellt wurde, daß einzelne Höhen des Elbsandsteingebirges bereits vor mehr als 2000 Jahren besiedelt waren. Dem infolge der umfangreichen Erwerbungen für die prähistorische Abteilung in den letzten Jahren fühlbar ge wordenen Platzmangel ist durch Ausstellung eine« neuen Glasschrankes abgeholfen worden 10) Mathematisch-Physikalischer Salon Die Sammlungsgegenstände sind in ihrem Bestände unverändert geblieben. Die Handbibliothek erhielt durch Kauf einen Zuwachs von 23 Nummern und durch Geschenke 26 Nummern, sodaß die Bibliothek im ganzen um 49 Nummern ver mehrt worden ist. Unter den geschenkten wie unter den gekauften Büchern befinden sich sowohl Fortsetzungen als auch abgeschlossene Werke; sie behandeln Astronomie, Meteorologie, Physik und Elektrizität Besonders hervorzuheben sind unter den Geschenken: Verhandlungen der 11. allgemeinen Konferenz der Inter nationalen Erdmcffung von A Hirsch; die Venusdurch gänge 1871 und 1882 von A AuwerS in Berlin Von den durch Kauf erworbenen Büchern sei hier nur erwähnt: die von Miller herausgegebene Ebstorskarte vom Jahre 1284, welche sich durch schöne Ausführung, namentlich im Kolorit, auszeichnet In dem astronomischen Observatorium wurde in diesem Jahre der Zeitbestimmungsdienst von der Direktion und dem Konservator ausgeführt Die im Journal ausgezeichneten 152 Sterndurchgänge sind an 44 Abenden beobachtet worden An 14 Abenden konnten die BcobachtungSarbeiten nicht beendet werden, weil teils durch starke Wolkenbildung, teils durch unruhige Luft die Beobachtungen nur schwer zu registrieren waren, wodurch 27 Sterndurchgänge zur Rechnung nicht benutzt iverden konnten Berechnet sind von der Direktion und dem Konservator 125 Sterndurchgänge, die zur Bestimmung der Instrument fehler und des Uhrenganges Verwendung fanden. Ferner lag dem Konservator noch die Pflicht ob, den Zeitabgabedienst, das Regulieren und gegenseitige Ver gleichen der Pendeluhren zu leiten Dem Königl. Betriebs-Telegraphen-Amte der Sächsischen Staatsbahncn wurde, wie bisher, auf elektrischem Wege die mitteleuropäische Zeit 8 Uhr 50 Min. morgens vom Observatorium aus übermittelt Das Zeitsignal, welches an den Wochentagen mittags 12 Uhr in Thätigkeit tritt und so die mitteleuropäische Zeit der Öffentlichkeit bekannt giebt, hat im Laufe des Jahres wegen Störung der Triebkraft und der elektrischen Leitung an 5 Tagen versagt. Die Einrichtung des Zeit signals erhielt insofern eine wesentliche Verbesserung, al» die elektrische Auslösung desselben nicht mehr mit der Hand durch Drücken eines Tasters, sondern durch Eontakt einrichtung in der Seyffertschen Pendeluhr mechanisch aus gelöst wird. Die Eontakteinrichtung ist von dem hiesigen Uhrmacher Obermeister E Schmidt ausgeführt worden und am 15 Juni in Thätigkeit getreten Der Ratsuhrmacher holte sich im Observatorium die Zeit, zur Regulierung der öffentlichen städtischen Uhren, wöchentlich einmal Im Observatorium wurde ferner noch die Zeit von Privatpersonen, von hiesigen und auswärtigen Uhrmachern abgeholt, wozu 528 Taschenuhren mit dcr astronomischen Normaluhr verglichen worden sind. (Fortsetzung folgt.)
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