Volltext Seite (XML)
Erläuterungen Chemin-Petit: Sinfonietta Hans Chemin-Petit, geb. 1902 in Potsdam, studierte bei Paul Juon, lebt als Kompo sitionslehrer an der Staatlichen Akademie in Charlottenburg, wurde durch Aufführungen seiner Werke auf Tonkünstlerfesten bekannt (Oper „Der gefangene Vogel“ in Duisburg; ein von Feuermann gespieltes Cello-Konzert in Zürich). Die heute zur Uraufführung kommende, 1932 entstandene Sinfonietta zeigt im ersten Satz den regelmäßigen Aufbau eines Sonatenformsatzes: Aufstellung zweier Themen, Durchführung, Wiederholungsteil. Merkwürdig ist, daß jedes Thema in sich selbst Gegensätze bringt, so z. B. das erste Thema neben feuriger Energie (Streicher) feierliche Ruhe (Posaunen, Trompeten). Die Durchführung ist auf eine einzige große Steigerung angelegt. Der Komponist läßt mit Absicht die Themen aller drei Sätze untereinander verwandt sein, weshalb der Hörer beim Hauptgedanken des langsamen zweiten Satzes auch den für das erste Thema des ersten Satzes charakteristischen Sextensprung nach oben wiedererkennen wird. Die gesangliche Haltung des Satzes wird dreimal ins Erregte umgebogen, und außerdem ist in der Mitte des Satzes ganz eigenartig ein Scherzo (Allegro giocoso) eingebaut. Kontra punktische Scherze mit Umkehrung des Themas werden im Schlußfugato mehr dem Fach musiker als dem Laien auffallen. Der dritte Satz bringt nach einer orgelartigen Ein leitung eine Passacagli a,d. i. eine alte kontrapunktische Form. Übereinen sechstaktigen Baßthema werden Variationen ausgeführt. Chopin: Klavierkonzert e-moll Frederic Chopin (1810—1849), der epochemachende Pianist und Komponist besonders für Klavier, hatte vom Vater (Franzose) her romanisches, von der Mutter (Polin) slawisches Blut in den Adern. In seinen Werken paaren sich daher auch gallische Beweglichkeit, Leichtigkeit und Lebenslust mit slawischer Empfindsamkeit, mit Wehmut, Melancholie. Seine größten Werke sind die beiden Klavierkonzerte in f- und e-moil. Das letztere, heute gespielte, verarbeitet im ersten Satze (Allegro maestoso=erhaben, bewegt) zwei blühende Gesangsthemen (kein Charaktergegensatz der Themen, wie sonst); bringt im zweiten Satze (Larghetto = etwas breit) romantische Schwärmerei. Chopin selbst sagt darüber: „Es soll den Eindruck machen, als ob der Blick auf einer liebgewordenen Landschaft ruht, die schöne Erinnerungen in unserer Seele wachruft, z. B. in einer schönen, vom Mond durchleuchteten Frühlingsnacht.“ Das Romanzenthema wird im Verlaufe des Satzes mit einem feinen Verzierungsgewebe umsponnen. Der Schlußsatz (Rondo = Rundform, das Kreisen mehrerer Themen) bringt interessante, graziöspikante Rhythmen. Busch: Capriccio op. 46 Adolf Busch, geb. 1891, ist der jüngere Bruder von Fritz Busch. Er erwarb sich den Ruf als erster deutscher Geiger. Als fleißiger Komponist steht er der Schule Max Regers nahe. Reger trug seine Kammermusik besonders gern mit Adolf Busch vor. Das heute gespielte Capriccio (= launiges, heiteres Stück) kam 1932 auf dem Internationalen Musik fest in Venedig zu erfolgreicher Uraufführung.