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Dresdner Journal : 13.04.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-04-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189704139
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970413
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970413
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-04
- Tag 1897-04-13
-
Monat
1897-04
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 13.04.1897
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vezas-pret«: Für Dresden vierteljährlich: , Mark 50 Pf., bei den Kaiser lich deutschen Postanstaften vierteljährlich «Mark; außer halb de« Deutschen Reiche« Post- und Sten-pelzuschlaa. Einzelne Nummern: 10 Pf. Erscheine«: Täglich mit Ausnahme der kann- und Feiertage abend«. Fernspr -Anschluß: Nr IS-ff M85. Dresdner M Änrnal. Aulüu-tguug-gedühre«: Für den Raum einer gespal tenen Zeil« kleiner Echnst »0 Pf Unter „Eingesandt" di« Zeil« 50 ». Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Ausschlag Hera»«,ebir: Königliche Expedition de« Dresdner Journal« Dresden, Zwmgerstr 20 Frrnspr.-Anschluß: Nr. 1L-L 1897. DienStaA, den 13. April, abends. Amtlicher Teil. TreSdeu, 13. April Ihre Majestäten der König und die Königin sind beute vormittag nach Hll Uhr von Baden Baden nach Dresden zurückgekehrt. Se. Majestät der König haben dem Buchbinder Alwin Max Paul Schachtschabel in Dresden das Prädikat „Hof Bnchbinder Ihrer Majestät der Königin von Sachsen" Allergnädigst zu verleiben geruht. Srneuuungeu, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Im Vteschäftsbrrcichc d«s Ministeriums der Finanzen- Bei der Post-Verwaltung sind ernannt worden: Weß ling, Wießner, Eckert. Dibbern, Delank, Hiller, Werner, Grundig, Melzer, Lehmann, Ostermai, Möge, Vogler, Jähnke, Dreßler, Sorjch, Kratsch, Sahlbach, Gerth, Gehre, Voigt, Junghanns, Drasdo und Müller, zeither Poslassinenten, als Ober-Postassistenten im Bezirke der Kaiserl. Ober-Postdireciion zu Dresden; Kresse, zeither Postassistent, als Postvcrwalter in Elleseid (Vogtland). Bei der staatlichen Hochbauverwaltung sind die Re- gierungsbausührer Berg hold und Temper zu ständigen Re- gierungebaumeistern ernannt worden. Im (ÄeschäftSbereiche »es Ministeriums des Kultus uuö öffentliche« Unterrichts Erledigt: die vierte ständige Lehrerstelle zu Elstra Kollator: das König!. Minifle- rium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Einkommen: Ivüv M. Gehalt, t2v M. WohnungSgeld und 72 M. für 2 Ueberstunden Gesuche, denen sämtliche Prüjungs-und Amls- sührnngsZeugnisse bkiliegen, sind bis zum 2« April bei dem König!. Bezirksschulinspeltor l)r. Hartmann in Kamenz einzu reichen. Zu besetzen: die 2. ständige Stelle an der Schule zu Hainsbcrg. Kollalor: das Äönigl. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts Einkommen: 1000 M. Gehalt, freie Wohnung und oo M Feuerungsgeld mit Aussicht auf eine persönliche unwiderrufliche Zulage von 200 M Gesuche find bis zum 24. April an den Königl. Bezirksschulinspektor für Dresden-Land, Schulrat Fink einznreichen; — am l. Juni die 7. ständige Lehrerstelle zu Alt-Gersdorf, zu deren Er richtung die erforderliche Genehmigung der obersten Schul behörde zur Zeit noch aussteht Kollalor: das Königl. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts Ein kommen 1000 M JahrcSgehalt und 250 M Wohnungsgeld. Das Gehalt erhöht sich mit erfülltem 25. Lebensjahre auf 1100 M. und steigt in fünfjährigen Zwischenräumen auf 1900 M. Auch Bewerber im Alter zwischen 25 und 90 Jahren können Berücksichtigung finden. Bewerbungsgesuche sind mit den erforderlichen Zeugnissen bis zum 25. April an den Königl. Beznksschulinspektor Bach in Löbau einzufenden; — die ständige Lehrerstelle zu Jahnishausen. Kollalor: das Königl. Ministerium deS Kultus und öffentlichen Unterrichts. Ein kommen außer sreier Amtswohnung und Gartengenuß und außer den gesetzlichen DienftalterSzulagen 1000 M. Gehalt, 100 M. für den Fortbildungsschulunterricht und SO M. für den nur während des Sommers zu erteilenden Turnunterricht. Gesuche sind mit den gesetzlichen Beilagen bis zum 27. April an den Königl Bezrrksschulinspcktor vr Gelbe in Großenhain einzureichen Nichtamtlicher Teil. Ueber den Zustand des türkischen Heeres an der griechischen Glenze macht Major Falkner von Sonnenburg in seinen an die „Münchner Neuesten Nachrichten" gerichteten militärischen Briesen aus dem Orient die nachstehenden höchst interessanten Ausführungen: Es wirkt erfrischend wie ein lühlcs Bad nach einem glühend heißen Sommertage, wenn man aus dem lricenschastlich erregten Griechenland kommend, zuerst den türkischen Boden betritt! Hier ist alles Ruhe, Gemessenheit und Be sonnenheit, vor allem anderen aber: Ordnung und Gehorsam! Statt des theatralischen Wesens der Griechen aller Stände, empfindet man vom ersten Augenblicke Kunst und Wissenschaft. Das vergangene und das vergehende Nom. Aus der Hauptstadt Italiens wird uns geschrieben: Die zur Rüste gehende Saison hat uns noch eine Reihe künstlerischer Ausstellungen gebracht, von denen zwei besondere Aufmerksamkeit beanspruchen, weil sie als „Ausstellungen zur Geschichte der Stadt Rom" gelten können Die eine baut die weit zurückliegende kultur geschichtliche Vergangenheit der Stadt in zeitgenössischen Darstellungen vor uns gleichsam wieder auf, die zweite sucht das päpstliche Rom des 19. Jahrhunderts, das gewisser maßen sichtbar vor unseren Augen entschwindend dem modernen Rom weichen muß, künstlerisch für die Nachwelt zu retten Die erste ist eine Sondcrausstellung in der 1894 be gründeten staatlichen, der N. Feenäemia <!«' lüm-ei über gebenen Gemäldegalerie Corsini. Seit zwei Jahren etwa besteht im Zusammenhang mit ihr auch ein Kupserstich- kabinett, an besten Spitze der Berliner Gelehrte Vr Paul Cristeller steht Seinem Eifer und seiner ausgebreiteten Fachkenntnis ist es zu danken, wenn in verhältnismäßig kurzer Zeit die reichen Schätze an Kupferstichen, Druck werken und Handzeichnungen aller Art gesichtet und ge sammelt wurden, und wenn das Kabinett jetzt mit einer Auswahl seiner Schütze vor das größere Publikum tritt Die Ausstellung umfaßt die besten und am meisten charakteristischen Kunstwerke, welche zur allgemeinen, zur Bau- und Kulturgeschichte Roms Beiträge liefern Mit Stichen Marcantonio Raimondi« nach Zeichnungen Rafaels und Botticellis beginnend, schließt sie mit Darstellungen au» dem Beginn unseres Jahrhunderts Die etwa 4'^ Jahrhunderte in sich schließende bildliche Wieder gabe Roms zerfällt in vier Gruppen V»m 15. bis zum Beginn des 16 Jahrhunderts erscheinen Monumente, an die wirkliche angeborene Würde eines seit Jahrhunderten herrschenden VolkSftammcS, statt des impotenten Willen- dort, tritt dem Beobachter hier thatsächliche Kraft und Macht gegenüber; fast sind es die Gegensätze, die zwischen Empor kömmling und altererbtem Besitz bestehen, welche den Charakter der beiten feindlichen Völker unterscheiden! Die M achte ntsaltung der Türkei ist in der That bewundernswert. Bedenkt man die ungeheueren Schwierigkeiten, die in den weiten Gebieten des osmanischen Reiches für eine Mobilmachung bestehen, bedenkt man den großen Mangel an Bahnverbwdnngen, an guten Heerstraßen, an — in allen Stellen — wohl durchgebildeten militärischen Territorialbehörden im Sinne unserer Bezirkekommandos, bält man sich seiner die schwierige Finanzlage und die großen Gegensätze, die auch in der inneren Politik zwischen Jung- und Altlürkentum bestehen, vor Augen, dann dars man ohne Über treibung auSsprechen, daß die türkische Mobilmachung und der Transport der einzelnen auf Kriegsstand formierten Truppenkürper an die bedrohten Grenzen geradezu als eine militärische Musterleistung bezeichnet werden muß Nach durchaus glaubwürdigen Mitteilungen hat die Ver sammlung der Ergänzungsmannschasien in de» entlegensten kleinasiatischen Provinzen zu ihren Sammelplätzen nicht länger als sechs Tage beansprucht, woraus unmittelbar die Ausrüstung und Bekleidung und daran anschließend dann der Bahn- oder Schiffstransport zum Kriegsschauplatz erfolgte. Die von General v d. Goltz seinerzeit geschaffene Organisation, welche von höchst intelligenten und vorzüglich unterrichteten türkischen Generalstabsosfizienn in dessen Geiste weitcrgesührt und nun im Ernstfälle angewendet und gehandhabt wurde, hat die Probe glänzend bestanden! Die Verehrung der türkischen Osfiziere aller Grade für diesen nach jeder Richtung hin vortrefflichen Lehrer ist aber auch eine unbegrenzte und alle jene Herren, welche unter v d Goltz zu arbeiten hatten und ihre höhere militärische Schulung unter dessen geistiger Leitung empfingen, nennen sich heute mit Stolz noch dessen dankbare Schüler! Daß unter solchen Umständen das deutsche Ansehen im ganzen Lande ein so großes ist, als dies dem türkischen Charakter Andersgläubigen gegenüber übirhaupt möglich wud, ist einleuchtend, und so verdankt Deutschland heule, wie seiner zeit zu Moltkes orientalischer Mission, seine gesteigerte poiitische Stellung bei der Pforte wiederum den ausgezeichneten GeisteS- nnd Charaktereigenschaften eines preußischen Offiziers. Es war in der That unmöglich, die militärischen Leistungen kcr Türkei in der bestehenden Krisis zu besprechen, ohne der Verdienste des Hrn. v. d. Goltz zu gedenken, — wird doch auch dessen Name hier in den höheren türkischen Armeekreisen im Tage wohl dutzendsach wiederholt! Wie die Leitung — klar, sicher und zielbcwußt —, so sind auch die Leute! Man sieht keine Spur von jener hysterischen Art von GesühlS- und Empfindungsäußerungen, wie sie den lateinischen Völkern so eigentümlich sind, — ernst und gemessen gehen die Ergänzungsmannschasien iii Trupp- von 150 biS 300 formiert unter der Führung von einigen Unteroffizieren zu den Bahnhöfen oder den Schiffen, die ihren Transport zu übernehmen haben. Und trotz aller äußerlichen Ruhe und Ge messenheit sieht man diesen mächtigen Gestalten in den phan tastischsten Trachten und in Hautsärbungen aller möglichen Schattierungen, die hier in Salonichi vom Euphrat und Tigris und vom Libanon, von den Küsten deS Roten Meeres wie aus den armenischen Ländern zusammenprömen, die feste, klare Ent schlossenheit an, sür ihren Großherrn und Kaliscn zu fechten und zu sterben, wie es die Kinder Les Islam seil alter Sher zu thun gewohnt waren! Es ist gar nicht daran zu zweifeln, daß eine tiefgehende Verbitterung, ein verhaltener Grimm über alles daS, was seit Jahrzehnten die einstige Größe und Herrlichkeit des osmanischen Reiches getrübt hat, heute der vielgestaltigen mohammedanischen Welt zum Bewußtsein gekommen ist und daß der Rus des Sultans zu den Waffen mit Freude und Genugihuung vernommen wurde. Aberda giebt cS keine widerlichen Straßen-und Kaffeehausszenen, kein Geschrei nach Krieg und Sieg oder ähnliche Äußerungen eines pathologisch gewordenen Patrio tismus, ernst und gemessen folgen die Leute ihren Führern, die wenigen Habseligkeiten in ein Bündel geschnürt aus den, Rücken, sie solgen ihrem Kismet und hoffen von Golt und dem Pro pheten den Krieg und den Sieg! Und wenn dann der Bahnzug oder dcr Dampser sich langsam in Bewegung setzt, dann bringen sie ihrem obersten Kriegs- und ReligionSherin einen dreifachen Gruß, und fort geht es zur Grenze hin, von der der schneebedeckte Olymp weißschimmernd herübcrglänzt Das sind Männer und Krieger, und wer an der militärischen Leistungssähigkeit des Türkenreichcs zweiseln wollte, der könnte sich hier täglich vom Gegenteile überzeugen. Frei lich, „paradesähig" sind diese Truppen nicht, - die Uniformen sind abgeschabt, da« Schuhwerk ist geflickt, die Waffen sind nicht neuester Art, — aber sür das soldatische Auge ist es unzweisel- hait, daß diese hohen, ernsten, wortkargen Gestalten geborene Krieger sind, die auch unseren europäischen Heeren gegenüber ihren Mann stellen würden! Man fragt sich hier wirklich des Tages zu wiederholte» Malen, wo diese so genannten Hellenen den Mut hernchmcn, mit einem solchen Gegner anbinden zu wollen! Aber nicht nur das Menschenmaterial erweckt den günstigen Eindruck, auch alle« andere! Die Militärzüge — hier aller dings nur 50 Achsen stark — sind nach jeder Richtung hin ent sprechend zujammcngestellt und ausgerüstet, Heu und Stroh ist reichlich sür Mann und Roß vorhanden, die Verpflegung ist gut und der Geschmacksrichtung der Oiientalen sür süße Speisen — süße Konserven — Rechnung tragend, das Brot vortrefflich, die Bahnhoss-Etappenbehörden sind ihier Ausgabe ebenso ge wachsen, wie die ganz vorzügliche Betriebsleitung, die nebenbei fast durchweg in deutschen Händen ruht. ES ist gewiß kein schlechtes Zeichen sür die Sache, we'cher diese Herren dienen, daß sie ihre Pflicht selbstverständlich nicht nur voll und ganz, sondern auch mit besonderer Freude und Genugthuung erfüllen, denn jedermann, auch der hier lebende Fremde, wünscht, daß die Griechen einmal einen derben Denkzettel erhalten. Durchaus unseren deutschen Anschauungen entsprechend, lausen jetzt, in einer Pause der KonzentrationStranSporte regel mäßig Verpflegungszüge nach dem Versammlungsraum und es ist anzunehmen, daß in den Stationen Kara - Feria und Soro- wilsch der Linie Salonichi-Monastir große Magazine angeschüttet werden. Ich hoffe, in kurzer Zeit mich hiervon durch den Augenschein zu überzeugen, kann aber schon jetzt seststellen daß die eben ausgesprochene Vermutung von gänzlich einwandfreier Seite her bestätigt worden ist. Hiernach bildet die eben ge nannte Eisenbahnlinie die türkische Basis, oder jene Linie, von welcher aus alle die vielfachen Bedürfnisse einer Armee aus dem Kriegsfüße an Verpflegung von Mann und Pferd, Munition für Infanterie und Artillerie, Arzneien und Verbandmittel, Ersatz von kranken Soldaten und Tieren in die Front der fechtenden Truppen nachgcsendet werden. Dazu kommen dann noch die Anstalten sür den Nachrichten dienst, wie Felbtelegraphenlinien und Feldpostanstalten, endlich dcr gesamte Lazarettdienst. Es ist begreiflich, daß, je naher der Bahntransport bis zu den fechtenden Truppen herangeführt werden kann, um so sicherer und regelmäßiger alle diese Vcrwaltungszweige vor sich gehen werden Bon Kara - Feria bis nach Elassona sind es nun etwa 80 km, von Sorowitsch eben dorthin etwa 120 km, sodaß aus diesen Strecken alle die genannten Bedürsnissc zu Wagen oder ans Tragtieren zu befördern sind Zur Zurücklegung des Raumes von Kara-Feria bis Elassona brauMen die durchweg im Gebrauch befindlichen Packpseide drei, zur Zurücklegung des Weges von Sorowitsch aus aber vier Tage Um nun keine Unterbrechung in den Transporten ein treten zu lassen, dieselben flüssig und regelmäßig zu gestalten und zu erhallen, bedarf es begreiflicherweise einer sehr großen Anzahl dieser Tiere, da sic sieben, bez neun Tage unter Ein rechnung eines Ruhetages unterwegs sind, bi- sie von ihrem Ausgangspunkt aus mit einem neuen Transport abgehcn können Unter diesen Umständen begreist es sich, daß die türkische Heeresleitung 4000 Tragpferde auf diesen Linien in Verwend ung hat, und es begreift sich auch weiter, warum d:e erhebliche Vermehrung dieser Anzahi noch geplant ist Jedem Nichtsachmann wird es ohne weitere- klar sein, daß eine Eisenbahnlinie — wenn auch nur nach Art der Dampslrambahnen —, von den Basispunkten aus aus den Straßen in die Front nach Elassona gelegt, von dem aller größten Wert sein würde Hätte die türkische Armee Eisenbahntruppen wie die euro päischen Heere, dann würden sicher auch solche Feldbahnen von diesen angelegt worden fr in, und man hätte sich von den 4000 Pferden, die doch auch selbst gewaltige Futtermengen täglich verbrauchen, viellcicht Zweidrittel ersparen können!. . Lo^ialdemokratisches. Der Sozialistensührer Liebknecht hat vor kurzem in der „Neuen Znt" einen Aufsatz: „Acht Tage in Holland" veröffentlicht, worin er die Eindrücke einer Vortragsfahrt in einigen holländischen Städten wieder- giebt. Er schildert da die Zustände der arbeitenden Klasse in Holland im rosigsten Lichte Das hat den sozia listischen Reichstagsabgeordneten Or Bruno Schön lank in Leipzig veranlaßt, in der „Leipz. BolkSztg." auf Grund des durch Enqueten rc. gegebenen Ma terials den Nachweis zu liefern, daß die Darstellung Liebknechts den Thatsachen geradezu widerspricht und die holländischen Arbeiter nicht, wie Liebknecht meint, sich in günstigerer Lage befinden, als die deutschen, sondern in viel schlechterer Diese seine Polemik gegen Liebknecht schließt Schönlank mit folgenden Worten ab: „Deutschland wäic nickt der mit England wctteiserndc Industriestaat ans hoher Stufenleiter, wenn die holländischen Zustände bei uns die Regel bildeten. Eine großgrwerbliche Volkswirtschaft, die sich so normal-kapitalistisch entwickelt wie geravc die deutsche, bedingt ein höbcres Existenzmindestmaß der arbeitenden Klasse. Die lange durch unsere Partei ge laufene, auch im ersten Teile des Erfurter Pro grammes noch aufbewahrte Ansicht von der sich stetig verschärfenden Verelendung ist nicht mehr zu halten. . . Das Niveau der VolkSmasse hat sich mit der modernen Entwickelung etwas gehoben; auch die deutsche Einkommensteuerstatistik läßt darüber keinen Zweifel auskommen. Gewachsen ist nur die Erwerbsunsicherheit, die daS Merkzeichen der modernen Ökonomie ist. Wir schreiben sür deutsche Leser, es ist also nicht nötig, etwa der Kontrast Wirkung wegen, die deutschen Zustände im einzelnen zu kenn zeichnen. Das aber steht sicher fest, daß die Auffassung Liebknechts gegen die simpeln Thatsachen der deut schen Sozialstatistik verstößt Sicherlich haben auch wir in einzelnen Bezirken des Deutschen Reiches holländische Zustände Daß aber der Lebensmaßstab der holländischen Arbeiter höher sei als die durchschnittliche Lebenshaltung der deutschen Arbeiter schaft ist eine durch nichts gerechtfertigte Behauptung Und nun zum Schluß eine allgemeine Bemerkung! Es ist nicht das erste Mal, daß Liebknecht das Ausland und seine Vorzüge mit Tugenden lobt, Deutschland aber mit Herbheit gedenkt. Nun wird ihm zwar jeder zustimmen, wenn er sagt: „Bei uns zu Lande wird entsetzlich viel renommiert", Aber diese Deutschen, bei denen er ironisch besondere Charaktersiäi ke" vermißt, „vermutlich weil wir keinen Wert daraus legen", sind die Träger und dieses Deutschland ist die Heimat der mächtigsten Arbeiterbewegung dcr «ullur- welt, einer Bewegung, die ihren internationalen Pflichten nichts vergicbt, wenn sie, als Glied einer großen Staat--, Volks-und Wirtschaftseinheit, hervorgewachsen aus dem Nationalstaat«, auch ihre drängenden nationalen Kulturausgaben aus dem Gebiete der Politik und der sozialen Rcsorm mit Thatlrast durchführt. Die deutsche Nation, deren Grundstock die werk- »hätige Volksmasse ist, aber immer und immer wieder zu Gunsten anderer Nationen in den Schatten zu stellen, „ist eine alte und nicht erfreuliche Gewohnheit aus der Ver bannung " Hr. Liebknecht ist natürlich über dieses Aufmucken von jüngeren Elementen sehr wenig erbaut. Früher „flogen" solche Leutchen einfach „hinaus", wenn sie nicht ohne Widerspruch nach der Melodie der im ruhigen Besitze der Parteipsründen sich sonnenden Führer tanzen wollten. Jetzt ist das anders ge worden. Die „Jungen" der Partei pfeifen heut zutage einfach auf die Autorität der „Alten" und Hr. Liebknecht, der es selbst als eine seiner schönsten Lebensaufgaben betrachtet hat, den Glauben an Autorität zu erschüttern, würde natürlich nur ausgelacht werden, wenn er für seine eigene Person Autorität verlangen wollte. An eine derartige Aus legung der Porteilehren hatte man ja nun und nimmermehr gedacht! Soweit sollte die schöne all gemeine Gleichheit natürlich nicht gehen, daß nicht die Herren Singer, Bebel und Liebknecht etwas viel Besseres bleiben sollten, als armselige Proletarier! Etwas anhängen aber möchte man Hrn. Schönlank doch, und ausgehölt wenigstens hat daher der „alternde" Sozialistenführer zu einem Schlage. Aber es gelingt ihm nichts mehr recht. Nur mit einigen Witzchen muß er sich behelfen. In seiner Entgegnung gegen Schönlank bemerkt er im „Vorwärts" in einem ge künstelten elegischen Tone: Habe ick etwa das Vorhandensein sozialer Not rn Holland bestritten ? Ich war ja dort, um die holländischen Genossen zu unterstützen, die dieses Elend abjchaffen wollen Doch ich soll das Ausland aus Kosten des Vaterlandes verherrlicht haben! Das ist mir von dem Organ des Hrn Stumm, von der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" und anderen Patrioten blättern schon so ost gesagt worden, daß ich wahr haftig ansange, es zu glauben Ich will mich jedoch mit eimm gewissen Lessing trösten, der „in Preußen die Sachsen lobte und in Sachsen die Preußen." Auch der groben deutschen Arbeiterbewegung soll ich nicht gerecht ge wesen sein O ich Armer! Ich hatte gedacht, dos wäre jo ziemlich der letzte Vorwurf, den man mir machen könne; und insbesondere hatte ich gedacht Ler Zwcck meiner Reise nach Holland sei eS gewesen, diese große deutsche Arbeiterbewegung meinen holländischen Zuhörern in ihrer ganzen Größe zu zeigen ; — und ich hatte mir auch bisher eingcbildet, dies nicht ohne Ersolg gethan zu haben. An solchen Wassersuppen wird sich Hr. Schönlank und sein Anhang sicher nicht den Magen verderben! Im übrigen sind wir am letzten geneigt, die Anzeichen etwa zu überschätzen, die in stetig zunehmender Weise Kunde geben nicht nur von Bauwerke, Ansichten Roms nur als Hintergrund für die Bormürfe der religiösen und geschichtlichen Malerei. Tas 16. Jahrhundert, das Jahrhundert der Wissenschaft, welches auch die Archäologie begründet, rückt die stummen Zeugen der Vergangenheit in den Vordergrund und Maler und Kupferstecher wie Heemskerk, Cavalieri, Brambilla und Etienne du Perac beschäftigen sich in intimer Weise mit dem Kapitol und Marcelluslhcater, mit Marforio und Pasquino, namentlich aber auch mit den baugeschichtlichcn Phasen der Peterskirche, des Vatikans, der sieben Pilger kirchen. Das 17. Jahrhundert fördert das Verständnis für die landschaftliche Schönheit Roms und seiner Um gebungen; reiche, das kulturgeschichtliche Leben, Feste und Aufzüge schildernde Staffage belebt den Vordergrund, Bauten und Monumente geben mehr dem Hintergründe seine Bedeutung. Es ist die Zeit der in gewisser Werse noch immer unerreichten Schöpfungen des Grabstichels und der Radiernadel von Claude Lorrain, Paul Brill, Andrea Sacchi, Hermann v. Svanefeldt Vom Beginn des 18. Jahrhunderts an gewinnen die klassischen Studien aus dem vorliegenden Gebiet wieder die Oberhand, und die Folge davon ist eine eingehendere künstlerische Wieder gabe der noch erhaltenen Bauwerke und Denkmäler des Altertums, mit der sich aber oft Uebertreibungen, willkür liche Zuthaten und starke Vernachlässigung der örtlichen Bedingungen verknüpfen Der phantastische, aber malerisch außerordentlich begabte Kupferstecher Piranesi charakterisiert diese Zeit... In dankenswerter Weise werden die Bild werke dieser vier Gruppen durch Stadtdarstellungen aus der Vogelperspektive und aus allen Jahrhunderten sowie durch eine Reihe von Handzeichnungcn römischer Meister, welche die Campagna schildern, ergänzt. Da, wo diese Ausstellung schließt, etwa mit dem Beginn unseres Jahrhunderts, setzt das LebenSwerk von Roesler-Franz ein Der Künstler, der, obgleich er einen deutschen Namen führt, doch Römer von reinstem Wasser ist, hat seine letzten 22 Jahre der Aufgabe ge ¬ widmet, m Aquarellen die Teile Roms fcstzuhaltcn, welche die moderne Entwickelung der Stadt dem Untergang ge weiht hat oder in nächster Zeit weihen wird, also ein malerisches Abbild des päpstlichen Rom des 19 Jahr hunderts in allen seinen Teilen zu geben Eine erste Abteilung von 40 Aquarellen, die im Jahre 1883 voll endet war, schilderte namentlich die Tiberufer vor ihrer Regulierung. Sie ist durch die Stadt erworben und be findet sich jetzt, leider den Augen des Publikums ent zogen, im Konservatorenpalast Sie hat damals den wärmsten Beifall von Gregorovius gesunden, welcher in einem Briefe (vom 5. April 1881) sie nicht nur als „künstlerisch äußerst dankenswert, sondern auch geschichtlich als geradezu notwendig" bezeichnete Die fortschreitende Regulierung der Tiberuser ist auch seitdem für eine Reihe von Stadtteilen, der baugeschichtlich entscheidende Faktor geblieben, und so beschäftigt sich auch eine größere Anzahl der jetzt ausgestellten 80 Aquarelle der zweiten uns dritten Abteilung mit den an den Fluß an grenzenden Stadtteilen so namentlich mit den Prati di Castello, welche durch den Bau des Justizpalastes ja noch eine besonders einschneidende Umbildung er halten. Daneben haben das Ghetto und daS Volks quartier der Piazza Montanara Trastevere und die Gegend jenseits des Ponte rotto seit 1883 die besondere Aufmerksamkeit des GeschichtSmalerS auf sich gezogen Endlich sammeln 20 Bilder, „Türme, Kirchen, Straßenrc", noch aus anderen Stadtgegenden alles, was der Fixierung und Erinnerung besonders wertvoll erscheint Diese kurze Inhaltsangabe wird erkennen lassen, daß man es hier mit künstlerisch-geschichtlichen Dokumenten von größter Bedeutung zu tkun hat Mag man über die Umformung Roms in eine moderne Stadt so bitter denken wie Gregorovius oder wie Mommsen, welcher zu dem Herzog von Piombino, als ihm dieser kurz vor der Zerstückelung und Zerstörung der Villa Ludovisi auf- genommene Photographien der einzelnen Teile des herr lichen Besitztums zeigte, mit dem Ausspruch nicht zurück hielt. „Herzog, Sie haben ihre eigene Schande photo graphieren lassen"; mag man, was besonders bei der Tiderrcgulierung zutrifit, anerkennen, daß geschichtliche, archäologische und malerische Rücksichten sich nicht immer mit den Lebensbcdingungen einer sich modern entwickelnden Großstadt vereinigen lassen: jedenfalls wird jeder ernst hafte Rombesucher, jeder Kenner und Verehrer des eigen artigen Zaubers, der auch heute noch über der Stadt liegt, einem Künstler wie Roesler-Franz persönlichen Dank wissen, daß er seine volle Kraft eingesetzt hat, um das Verschwindende festzuhalten Dieser Erwägung gegenüber tritt die kritische Würdigung der Aquarelle fast m zweite Linie Aber es wäre Unrecht, nicht wenigstens mit einigen Worten auf das seine Verständnis des Künstlers für die Bedingungen eines solchen Sammelkunstwerks hinzuweisen Daß Noesler-Franz auf dem Gebiet der Aquarellmalerei alle Register der Beleuchtung, der künstlerischen Gegensätze und starken Wirkungen in Farbe und Licht und Schatten zu ziehen weiß, beweisen gerade jetzt seine in der „Gesell schaft der Aquarellisten" ausgestellten Werke, Vorwürfe aus der Villa b'Enc und der Umgebung von Tivoli Aber in seiner „lio-n - pittorb-a" mußte er die Klippe umschiffen, daß ein Bla den Eindruck des anderen ab schwächte Ein einh' tlicher ruhiger Ton liegt über den einzelnen Aquarellen, ocr sie auch abgesehen von ihrem inneren Zusammenhang zu einem einheitlichen Ganzen ver einigt Auf der anderen Seite ist durch feine Abtönung, Wechsel der Beleuchtung, der Tageszeit, durch die volle Sicherheit in der mannigfachen Wiedergabe de» Wassers eine ermüdende Gleichförmigkeit vermieden Auch die Staffage, charakteristische Gestalten und Volkstypen, wie Verkäufer, Fischer, Mönche, Nonnen und Soldaten, schmiegt sich den Bedingungen eine» künstlerisch-geschichtlichen Denk mals an
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