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Dresdner Journal : 10.04.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-04-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189704104
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970410
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970410
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-04
- Tag 1897-04-10
-
Monat
1897-04
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 10.04.1897
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v«iu,»tzret»: Für Dresden vierteljährlich: 2 Mark 50 Pf., bei den iraijrr- lich deutschen Postanstalte» vierteljährlich > Marl; außer halb des Deutschen Reiche» Poft» und Stempelzuschlaa. Einzelne Nummer,:: 10 Ps. Srschetnen: Täglich mit Au-nahme der Sonn- und Feiertag» abend», yernspr -Anschluß: Nr1L-L. Drrs-ncr ZMNttll. A»küuSt»un«»»»dühre«: Für den Raum einer gespal tenen Zeile Neiner Schrift »0 Pf Unter „Eumesandt" die Zeile 50 Ps Bei Tabellen- und Ziffrrnsatz altsprechender Aufschlag Herausgeber: Königliche Expedition de» Dresdner Journals Dresden, Zwrngerstr. so. Fernspr.-Anschluß: Nr 1!kSL 1897. M 83. Sonnabend, den 10. April, abends. Amtlicher Teil. Dresden, 6. April Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Bürgerschullehrer Friedrich Traugott Thümmel in Döbeln da-Albrechtskreuz zu verleihen. Se Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Fürstlich Schönbusgischen Revierförster May in Streitwald das Albrechtskreuz zu verleihen Ernennungen, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. Im «eschäftsbereiche des Ministeriums derFinanzen. Bn dem Finanzministerium sind ernannt worden: Linke und Looß, zeither Sekretäre, als Rechnunasinspcktorcn, Bogel l, Lorenz und Bauch, zeither Büreauassistenlen, als Sekretäre, Steindorf, Expedient bei dem Forstrentamte Dresden, Loos. Expedient bei der Oberforstmeisterei Schandau und EnderS, Büreauassistent beim Statistischen Bureau der Staaiseisenbahnen, als Büreauassistenten. Nichtamtlicher Tei!. ttebrr einige wichtige Fragen der inneren Politik schreibt man uns aus Berlin: Der Beschluß der Reichstagskommission in be treff der Fassung des 8 100 der Vorlage über Ab änderung der Gewerbeordnung hat in der Presse Aufsehen erregt und ist je nach der Stellung, die von den Parteiorganen zur Frage der Zwangsorgani- fation des Handwerks eingenommen wird, ganz verschieden kommentiert worden. Wir möchten an- nehmen, daß sowohl die große Befriedigung der Freunde der Zwangsinnungen als das Mißvergnügen der Gegner einer derartigen Organisation in Bezug auf diesen Beschluß, der überdies kein unabänderlicher und endgiltiger ist, übertrieben und nicht ausreichend gerechtfertigt sei. Nach der Begründung des Gamp- schen Antrages sollte den höheren Verwaltungsbehörden nur in besonderen Fällen, in denen die Mehrheit der Beteiligten der Errichtung einer Zwangsinnung nicht zustimmt, die Füglichkeit gewährt werden, trotzdem eine solche Organisation anzuordnen Man dachte dabei insbesondere an den Fall, daß diese Mehrheit Nicht zustimmender offenbar nur eine zufällige sei, wie dies bei Abstimmungen nicht selten zu geschehen pflegt, trotzdem aber die Mehrheit derjenigen beteiligten Handwerker, auf deren Urteil ein besonderes Gewicht gelegt werden müsse, weil gerade sie Gesellen und Lehrlinge halten — und das leistungsfähige Hand werk repräsentieren — der Zwangsorganisation nach weislich günstig gesinnt sei. Es war nicht beabsichtigt, die bezügliche Maßnahme ohne weiteres in das Ermessen der höheren Verwaltungsbehörde zu stellen, gegen deren Entschließung überdies demjenigen Teil der Handwerker, gegen deren Willen die Zwanqs- innung in das Leben gerufen werden soll, die Be schwerde an die Landes-Zentralbehörde zustehen soll. Daß die Vertreter der verbündeten Regierungen in der Kommission sich gegen den Gampschen Antrag ausgesprochen haben, ist zutreffend. Dies mußte schon deshalb geschehen, weil der Antrag eine Abweichung von dem Kompromisse bedeutete, das von den ver bündeten Regierungen in Bezug auf diesen Punkt schließlich getroffen worden war, um die entgegenstehenden An schauungen hierüber thunlichst auszugleichen. Al- offenbar unannehmbar ist der Antrag aber des halb nicht bezeichnet worden, und dies konnte auch nach dem derzeitigen Stande der Angelegenheit schon aus dem Grunde nicht geschehen, weil nur ein Teil der verbündeten Regierungen in der Kommission ver treten war und für die unvertretenen keinesfalls eine bestimmte Erklärung abgegeben werden konnte. Was ferner die dem Reichstage vorliegende Unfall- gesetznovelle anlangt, so bildet einen der wesent lichsten Differcnzpunkte zwischen den verbündeten Re gierungen und der zur Vorberatung der Novelle niedergesetzten Kommission die von der letzteren zu nächst beschlossene Verkürzung der Karenzzeit von 13 auf 4 Wochen. Für diesen Beschluß ist haupt sächlich die finanzielle Uebei lastung der Kranken kassen geltend gemacht worden, welche durch die Un fälle ihrer Mitglieder kerbeigcführt werde Diese Be hauptung ist, wie sich statistisch nachweisen läßt, nicht stichhaltig. Im Gegenteile steht die finanzielle Be lastung der Krankenkassen durch die Unfälle während der ersten 13 Wochen in einem geradezu um gekehrten Verhältnisse zu der Belastung der Be rufsgenossenschaften durch die übrigen Unfälle, wie die Anzahl der den Krankenkassen eiller seits und den Berufsgenossenschaften anderseits zu fallenden Unfälle. Nach der Unfallstatistik der Jahre 1880 bis I895> fallen ans die Krankenkassen 89 Proz. der Unfälle aber nur 12 Proz. der Finanzbelastung, auf die Berufsgenossenschasten dagegen nur U'> Proz. der Unfälle aber 88 Proz. der Finanzbelastung, mit anderen Worten die gewerblichen Berufsgenossenschaften tragen nur V« aller Unfälle aber V, der Unfalllasten, die Krankenkassen zwar V«, der Unfälle aber nur V« der Unfalllasten. Die Arbeiter aber tragen, da die Krankenversicherungsbeträge zu von den Arbeit gebern aufzubringen sind, zu den gesamten Unfall lasten gar nur 8 Proz. bei. Von einer Überlastung der Arbeiter durch die bestehende Karenzzeit der Unfallversicherung wird hiernach schwerlich ge sprochen werden können. Dagegen würde die vor läufig von der Kommission beschlossene Herabsetzung dieser Karenzzeit von 13 auf 4 Wochen die Zahl der entschädigungspflichtigen Unfälle überhaupt ver doppeln, die der leichteren Unfälle mit nur vorüber gehender Erwerbsunfähigkeit sogar versiebenfachen, und dadurch neben der vielleicht noch zu ertragenden finanziellen Mehrbelastung vor allem eine Überlastung der berufsgenossenschaftlichen Verwaltung herbei führen, die deren Grundfesten zu erschüttern drohen würde. Man wird hiernach den verbündeten Re gierungen es nicht verargen können, wenn sie, wie verlautet, diesen Beschluß der Reichstagskommissivn in erster Reihe als unannehmbar bezeichnet haben. Ueber Lie deutschen Interessen in Samoa äußert sich die „Allgemeine Marine und Handels eorrespondenz" wie folgt: Die neuerdings aus Samoa kommenden Nachrichten sprechen abermals von sich vorbereitenden Unruhen und wirtschaftlichen Störungen schwerer Art. Wir sind es allmählich gewöhnt ge worden, von Samoa h r seit nunmehr 9 Jahren, das heißt seit dem Jahre 1888 eine Hiobspost nach der anderen zu erhalten, ohne daß wir bisher in der Lage gewesen sind, für die großen deutschen wirtschaftlichen Unternehmungen aus den Inseln den genügenden Schutz zu schaffen. Wir sind allmählich dahin ge kommen, daß die deutschen Unternehmungen daselbst an ihrer Existenz verzweifeln müssen. Es ist von hohem Interesse, amtliche englische Berichte darüber cinznfehen, welche unverblümt zugeben, daß die für die Deutschen entstandenen Schwierigkeiten englischen Ursprungs sind In einem solchen Berichte heißt cs: „Die letzten Ver schiffungen von Baumwolle und Kaffee von den deutschen Pflanzungen erscheinen im Jahre 1804. Die Kulturen von Baumwolle und Kaffee sind aufgegeben worden, hauptsächlich deshalb, weil die Deutschen fortwährend wachsende Schwierig keiten damit haben, Eingeborenen-Arbeiter aus den Inseln des Stillen Meeres cnzuwerben, welche jetzt unter britischer Ober hoheit sind. Kopra ist jetzt der einzige steuerbare Artikel, welcher aus- gesührt wird Einschließlich der in Transit verschifften Kopra betrug die Gesamtmenge im Jahre 1895 45 090 Psd. Sterl, an Wert, was einen Absall von 7000 Psd. Sterl gegen das Vor jahr ergiebt. Die Produktion an Kopra auf den Samoainseln selbst hat erheblich abgenommen Die Äußerungen sprechen sür sich selbst und legen es aus das Dringendste nahe, daß deutsche politische Kreise sich mit unseren Interessen auf den Samoainseln mehr als zuvor be schäftigen, damit nicht die gesamte gewaltige Arbeit, welche Deutschland dort geleistet hat, rettungslos zu Grunde geht. Denn auch im deutschen Handel aus den Inseln zeigt sich ein erheblicher Rückgang, obwohl derselbe immer noch trotz aller Schwierigkeiten an der Spitze steht Tie von deutschen Kauf leuten eingesührten Güter im Jahre 1895 zeigten einen Wert von 740 000 M mit einem Absall von 160 oOO M. gegen das Jahr 1894. Die englische Einsuhr dagegen repräsentiert bloß einen Wert von 400 000 M-, zeigt aber ein Wachstum von 24 000 M. gegen das Vorjahr. Englische Handlungsreisende von Neu-Süd-Wales und Neu-Seeland bereisen gegenwärtig regelmäßig die Inseln, um das Absatzgebiet zu erobern Die deutsche Schiffahrt mit den Samoainseln ist voll ständig heruntergekommen Seil dem Jahre 1891 zeigt die englische Flagge zum ersten Mal sich an der Spitze der Schiff fahrt mit Samoa <mit 89 Schiffen), nächstdem kommt Amerika mit 23 Schiffen. Die deutsche Schifffahrt wird nur noch aus- geübt durch einige alte Kutter und Schooner, welche im Lokal- verkchr verwandt werden. Der von uns hier erwähnte englische Bericht enthält übrigens eine Bemerkung über diejenige deutsche Firma, welche im Jahre 1879 bei den bekannten Reichstags debatten aus Konkurrenzneid gegen die Südsee- und Plantagen- gesellfchafl das tcntenziös zujammengestellte und zum Teil ganz falsche Material an die oppositionellen Reichstagsabgeordneten geliefert hatte. An ihr hat sich das Schicksal zuerst ersüllt und der betreffende Bericht führt an, daß eine Schiffahrts gesellschaft aus Neu-Süd-Wales das frühere Eigentum dieser längst vergessenen deutschen Firma gelaust habe. Ter Kern der Sache ist noch heute der, daß eine wirkliche wirtschaftliche, ersprießliche Thätigkeit auf den Inseln lediglich von Deutschland entfaltet worden ist. Die andere» in Bettacht kommenden Nationen, England und noch mehr Amerika, haben k»M» »<M»«z-werte wirtschaftliche Unternehmung zu verzeichnen und ihreNWrlreter im Hapdel haben kein weitere- Interesse, als durch mc sortwährends ^rcgung von Unruhen immer von neuem :yr wenig saubere- Wo chasl der Waffeneinfuhr für die Eingeborenen zu betreiben. Die eingesührten Waffen werden dann, wenn Samoa kvieder . pazifiziert" ist, konfisziert, und die Sache kann von vorn losgehen. Es ist im höchsten Grade wünschenswert, daß wir uns endlich entschließen, der Sache ein Ende zu machen und aus Grund jcdensalls zu erlangender Kompromisse mit England und Amerika die Oberhoheit aus Samoa zu erwerben. Jcdensalls können wir nicht länger zusehe», wie durch den sogenannten König oder irgend einen sogenamten Gegenkünig, die sich in den Händen sremdläninfcher Schnapshändler befinden, die vielen Millionen deutschen Kapitals und die Unsummen deutscher Arbeitskraft auf Samoa dem vollständigen Ruin an- hcimfallen Tagesgerichte. Deutsches Reich. * Berlin Se. Majestät der Kaiser nahmen gestern einen längeren Vortrag des Reichskanzlers Fürsten Hohen lohe entgegen. — Der „Reichsanzeiger" schreibt: Die Beileidskund gebungen, die nach dem Ableben des Staatssekretärs Ür. v Stephan der trauernden Familie desselben und dem Reichspostamt zugehen, sind so zahlreich und zeugen von so tiefer Empfindung, daß man aus ihnen mit Weh mut ersieht, einer wie allgemeinen Wertschätzung der Ver storbene sich erfreut hat. Nach vielen Hunderten zählen die aus dem In- und Auslande einlaufenden Telegramme und Beileidsschreiben. Hoch und niedrig, arm und reich, Fürst und Arbeiter senden Worte der Teilnahme um den Verlust des teuren Toten. Berge von Kränzen und Blumen sammeln sich schon jetzt an und nehmen von Stunde zu Stunde an Zahl zu. — Von den Telegrammen teilen wir nachstehend dasjenige Sr. Majestät des Kaisers an Frau v Stephan mit. Se. Majestät telegraphierten: „Ihrer Excellenz Frau vr v. Stephan, hier. So ist denn die bange Besorgnis, daß Gott der Herr dem teuren Leben Ihres Hrn. Gemahls inmitten seiner vollen Schaffens kraft ein Ende setzen werde, zur traurigen Gewißheit ge worden WaS Sie und die Ihrigen in dem Verewigten verloren, das empfinden Sie selbst am tiefsten; aber zu Ihrem Tröste muß eS gereichen, daß mit Ihnen um den Entschlafenen Ihr Kaiser und König, das Vaterland und die Welt trauern. Wie die Geschichte die Erinnerung seiner genialen Schöpfungen bewahren wird, so werden Mir die hohen Verdienste, die er sich um das Vaterland erworben, und die unentwegte Treue, die er unter vier Königen und drei Kaisern bi« zum letzten Atemzuge be- thätigt hat, allezeit unvergessen sein Möge Gott der Herr Ihnen und den Ihrigen die ganze Fülle Seines Trostes spenden! Wilhelm, I. k" — Die „Köln. Ztg." veröffentlicht einen Bericht über den Zug vr. Gruners von Kete-Kratschi durch das neutrale Gebiet über Zendi nach Ssanßanne-Mangu im Hinterland von Togo Wie weit dieser Bericht den Thatsachen entspricht, läßt sich zur Zeit noch nicht sagen, da eine amtliche Bestätigung bisher nicht vorliegt Im „Kolonialblatt" ist dieses Zuges bisher noch gar keine Erwähnung gethan worden, sodaß in betreff der Zu verlässigkeit aller einzelnen Angaben Zweifel nicht un gerechtfertigt erscheinen. Sollte sich indessen — bemerkt die „Post" — bestätigen, daß die Engländer den deutschen Posten in Gambaga aufgehoben und sich dort festgesetzt haben, so dürste diese ihre Okkupation nicht lange dauern. Wie früher bereits bekannt geworden und wie auch den Engländern deutscher seits amtlich mitgeteilt worden ist, hat Deutschland mit Gambaga im Jahre 1888 einen Schutzvertrag geschloffen. Lieutenant v. Carnap hat Anfang 1896 dort einen Posten eingesetzt, sodaß deutscherseits nicht nur theoretische, sondern auch praktische Ansprüche auf Gambaga, das nördlich von dem neutralen Ce- biet gelegen ist, vorhanden sind Im übrigen wird man erwarten dürfen, daß über die Grenzfrage im Hinterlande von Togo, die nun schon über Gebühr lange die Öffentlichkeit beschäftigt, bei nur einigermaßen gutem Willen mit England und Frankreich endlich eine befriedigende Auseinandersetzung zu erreichen ist. In Paris scheint man neuerdings, mit Deutschland über die Togohinterlandfrage zu verhandeln, bereit zu sein Wenigstens erfährt der Pariser Korrespondent der „Franks Ztg ", daß die deutsche und die französische Regierung vereinbart haben, zur Prüfung der beiderseitigen Ansprüche auf das afrikanische Gebiet von Gurma eine gemischte technische Kommission einzusetzen, die aus je einem Vertreter des französischen auswärtigen und des Kolonial ministeriums und aus Vertretern der deutschen Regierung bestehen soll — Ein Telegramm des „New-Aork Herald" aus Washington berichtet, daß Deutschland, Italien und Holland einen Protest gegen die Dingley-Bill eingelegt hätten. Diese Nachricht ist der „Post" zufolge ungenau Der deutsche Protest richtet sich lediglich gegen die Differenzierung des Zuckers. — In Holland macht sich seit einiger Zeit eine ge wiße antideutsche Bewegung bemerkbar Man macht Deutschland den Vorwurf, es ruiniere durch das Vieh- und Milcheinsuhrverbot die holländische Landwirtschaft Wie vor einigen Wochen die „Deutsche Wochen-Zeitung in den Niederlanden" berichtete, hat sich eine Anzahl von Abgeordneten aus allen Teilen des Landes die Aufgabe gestellt, die holländische Regierung zu Gegen maßregeln gegen Deutschland zu bewegen. Bisher verhielt sich die Regierung derartigen Forderungen gegenüber ablehnend, und es ist zu hoffen, daß sie auch künftig auf dem Standpunkte verharren wird Ein wirtschaftlicher Krieg zwischen Deutschland und Holland würde dem letzteren Lande, dessen HandelS- intereffen vornehmlich auf dem ausgedehnten Zwischenhandel mit dem großen deutschen Hinterlande beruhen, unberechen baren Schaden bringen. Überdies ist dieses Hinterland von jeher einer der bedeutendsten Abnehmer der Produkte Hollands und der holländischen Kolonien gewesen. Nach der deutschen Handelsstatistik beziffert sich der Wert der deutschen Warcneinsuhr aus Holland und den holländische» Kolonien auf durchschnittlich 240 Mill. M. jährlich, und einen ebenso hohen Wert hat in den letzten Jahren die üuust und Wissenschaft. Nesidenztheatcr. Am 8. und 9. April: „Herr von Perlacher". Poffe mit Gesang in drei Akten (sechs Bildern) von Julius Findeisen Musik von I Hopp- Felix Schweighofers Gastspiel pflegt die ganie Ton leiter vom ernsten und gewichtigen Vclksstück bis zum tollsten Schwank, zur lockersten Spaßsammlung zu durch laufen. Es ist ein gar weiter Abstand vom „Nullerl" bis zu dieser fadenscheinig gewordenen Gesangspoffe, der man nicht einmal den Bürstenstrich erteilt hat, der für einen Augenblick altes Tuch wie neues aussehcn läßt. Im Gegenteil ist durch Weglassung einer Anzahl von allerdings nicht eben wertvollen Einzelheiten und Zügen das Aussehen des ganzen Stückes noch kahlmäusricher und dürftiger geworden, als es ohnehin war Wenn nichts destoweniger die Darstellung des „Herrn von Perlacher" lauten Jubel weckt, so ist dies ausschließlich Verdienst der Wiedergabe der Titelrolle durch Hrn. Felix Schweig hofer und zu einem guten Teil Verdienst der „Ein lagen", die alle virtuose Kunst und die schier verblüffende Beweglichkeit und Wandlungsfähigkeit dieses Schauspielers zu Tage treten lassen Aus den groben Umriffen eines behaglich-gutmütigen Wiener Lebemann«, den „halt sein Leben freit" und der in der Bewerbung um die schöne Witwe Helene v. Geltern die unverwüstlichste Zuversicht entwickelt, bildet Schweighofer, wie immer, eine über zeugende und durch natürliche Herzlichkeit und treuherzige Komik belebte Figur heraus Diese Figur würde an und für sich wirksam sein, wenn die eigentliche Handlung ihr etwas bester zu Hilfe käme. Da dies nicht der Fall ist und die gar nrcht üblen volkstümlichen Szenen im Hause des braven Tischlermeisters Anton Lauterer mit den Vorgängen im Salon der Frau v Geltern nur durch einen dünnen Faven zusammengehalren find, so werden die eigentlichen Höh-punktc der Wirkung vurck die GZangscouplets er reicht. Das Charaktercouplct „Schlechte Zeiten" von Hopp, die Räubcrballade von Fr Roth, die vorzüglich paro dierende „Aria ckesparata" von Ad. Müller im vierten, die große Soloszene „Wiener Hetzen" von Millöcker im fünften Bilde, mögen auch bei m.nder vollendetem Vortrag lachende Teilnahme erwecken, doch die Meisterschaft Schweig- hoferS verleiht ihnen einen unwiderstehlichen Reiz. Diese Tausendteufelskünste, dies Jneinanderfließcn von Wort, Bild und Ton, dies Leben in jedem Blick, jeder Falte des Gesichts, jeder Arm- und Beinbewegung, dieser fort- reißende Wechsel, der in einer Niinute zehn verschiedene Stimmen erklingen läßt und mit unfehlbar treffenden Andeutungen ganze Reihen von Gestalten uns vor Augen zaubert, sind ohne Zweifel das echte Erbe der Kunst der Prehauser und Ignaz Schuster, und der lautschallende Beifall, der die Einlagen begleitete, ist im besten Recht. Die übrigen Darsteller, unter denen Frl. Claire Krona (Helene v Geltern), Frau Minna Hänsel (AloisaLauterer), Frl. Anna Fürst (Sali Lauterer), die Herren Karl Friese (Orchesterdiener Schöberl), Burmester (Karl Wallner) und Janda (Tischlermeister Lauterer) ihr Beste« thaten, die flüchtigen und blaffen Striche einer Charakeristik zu lebendigen Menschengestalten umzuwandeln, treten natürlich hinter die virtuose Leistung des Gastes zurück. Ad. Stern. Konzert. Im dritten AufsührungSabend des Ton künstlervereins, der gestern bei Anwesenheit Ihrer Kaiser! und Königl. Hoheit der Frau Prinzessin Friedrich August im Gewerbehause abgehalten wurde, gab es drei bekannte Werke zu hören Mozart« Streichquintett in O-äur, mit noch zweien ein Geschwister zu dem großen leidenschaft lichen in O-moll, spieltm die Herren Dreschler, Schlegel, Spitzner, Kühne und Grützmacher Der erste, durch thematische Strenge nnd weiten Atem der Entwickelung aussaUenve Latz sowie das herrliche Anvante, worin ver ersten Viola nahezu Gleichberechtigung mit der Prim geige cingeräumt ist, kamen zu besonders erfreulicher Wirkung flieben dem Mozarlschen stand im Programm ein Werk Beethovens, welches mit der Tonsprache jenes Meisters in Anmut des Ausdrucks und formeller Haltung einige Verwandtschaft zeigt: das Oktett (op. 103) für Blasinstrumente, trotz der hohen Werkzahl eine Jugend schöpfung, die Beethoven drei Jahre nach der Entstehung zu einem Strcichquintett (op. 4) umgearbeitet hat Von den Herren Biehring, Wolf, Gabler, Kaiser, Krellwitz, Köhler, Tränkner und Strauß sehr lobenswert vorgetragen, bereitete die klangschöne, aus ein mittleres Gedankenmaß ge stellte Komposition wie immer so auch diesmal den Hörern das lebhafteste Vergnügen. Zwischen den Klassikern befand sich Tschaikowsky mit seinem Klaviertrio A-mnII (op. 50), das „dem Andenken eines großen Künstlers" (seines Lehrers Nicolaus Rubinstein) gewidmet ist. Wir haben es, wohl vor zwei Jahren, im Tonkünstlerverein als ein Werk von beträchtlicher Erfindung und Phantasie, aber auch von sehr nachteiliger übermäßiger Länge kennen gelernt Sein Hauptrerz liegt in den zum größeren Teil geistreich er dachten, melodisch reizvollen und sehr fein gesetzten Varia tionen Die Herren Bachmann, Gunkel und Stenz spielten das für alle Mitwirkenden dankbare Trio vorwiegend mit gutem Gelingen... Der vierte AufsührungSabend des Ton künstlervereins soll Ende dieses Monats stattfinden; es läßt sich erwarten, daß man alsdann im stände ist, den Tod BrahmS' gebührend zu berücksichtigen P Für die internationale Kunstausstellung zu Dresden, die bekanntlich am 1. Mai d. Js eröffnet werden soll, werden jetzt in allen Räumen des städtischen Ausstellungt- palasteS die eifrigsten Vorbereitungen getroffen Wem eS vergönnt ist, dort einen Besuch zu machen, dem bieten sich die interessantesten und abwechselungsreichsten Bilder dar. Schon von außen sieht man es dem Baue an, daß rege» Leben darin herrscht, daß rausend fleißige Hände sich regen, um zum bestimmten Zeitpunkt alles vollendet zu haben Da kommen immer noch die Wagen des Spediteurs Geucke mit neuen Sendungen an; Künstler, Handwerker und Be auftragte der Ausstellung eilen hin und her; über dem Hauptportal ist ein großes Holzgerüst aufgcschlagen, binter dem der plastische Schmuck vollendet wird. Im Vestibül sieht man schon das zu dem Hauptsaal führende Portal in seiner Stuckverzierung nahezu vollendet, und schon sind auch aus dem Königl Gardemeuble die Decken and Gobelins herbeigeschafft worden, um den Raum wohnlicher auszu statten. Im großen Hauptsaal fesseln das Waffer- bassin in der Mitte und der Thron mit seinem reichgeschmückten Baldachin den Blick In den kleinen Seitenkabinetten rechts davon wird noch an der Aus stattung der Wände durch Stuckatoren und Maler gearbeitet, während gegenüber der Sohn des Pariser Kunst händlers Bing mit seinen Leuten beschäftigt ist, die kleinen Salons mit den neuen Verkleidungen und Einrichtungen auSzustatten. Die vorderen zehn großen Säle und die beiden Hinteren Kuvvelräume machen stellenweise schon den Eindruck der Volttnonng, die Säle der Franzosen und Skandinavier unv der Münchener Künstler vorn, ferner die der Schotten und der Dresdner Künstlerschaft hinten sind schon mit Bildern bedangt, einzelne Gruppen der Künstler sieht man vor diesem oder jenem interessanten Gemälde stehen und ihre Meinung über die neuen Eindrücke auS- tauschen. Andere Säle sind noch vollständig von den Packern und den Steucrbeamten in Anspruch genommen, und hier türmen sich die Kisten, dort stehen in unzähligen Reihen die Bilder an die Wand gelehnt, dort wieder wird eben ein plastische« Kunstwerk seiner schützenden Hülle ent ledigt. In einigen leeren Sälen haben die Werke der Plastik und der Kleinkunst ihre vorläufige Aufstellung gefunden, ja einige größere Bildwerk« harren noch des Moment«, wo ihre für den Transport au«- einandergenommenen Teile wieder zusammengefügt werden.
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