Suche löschen...
Dresdner Journal : 03.04.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-04-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189704033
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970403
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970403
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-04
- Tag 1897-04-03
-
Monat
1897-04
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 03.04.1897
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
1897 .U 77. Sonnabend, den 8. April, abends. Amtlicher Teil Schurig. v. Metzsch. v. Lcydewitz. Dresden, 3. April. Ihre Kaiser!, und König!. Hoheit die Frau Erzherzogin Alix, Groß herzogin von Toskana, ist gestern nachmittag 5 Uhr 50 Min. nach Salzburg abgereist. von der Planitz, v. Watzdorf. Meister. Nichtamtlicher Teil. Tie Ministerkrisiö in Österreich. Nicht die erwartete Sprachcnverordnung für Böhmen, sondern eine Ministerkrisis hat für Österreich der gestrige Tage gebracht. Die von den Jungtschechen verlangte neue Fassung des 8 7 dieser Verordnung, Srncnnungtu, Versetzungen re. im öffentlichen Dienst?. Im Geschäftsbereiche des MiutsteriumS des Krieges. Beamte der Militär-Verwaltung. Durch Verfügung des Krieg--Ministeriums. Den 2«. Mär; 1897. Barth, Lazarcth-Verwaltungsinsptttor in Döbeln, aus seinen Antrag unicrm l. Juli d. I. mit Pension in den Ruhestand versetzt. Riegert, Lazarethinspcktor in Dresden, zur probeweisen Wahr nehmung der Stelle eines alleinstehenden Lazarethinspeltors nach Döbeln versetzt Ik. Abschicdsbewilligungeu. Im aktiven Heere. Ten 2. April 1897. Frhr. v. Hoden berg, General der Inf. und Wekcrnntnicrchung. Nachdem Se. Majestät der König Allergnädigst gerubt haben, denjenigen Königlich Sächsischen Staats angehörigen, welchen die von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser und Könige von Preußen zum Andenken an den hundertsten Geburtstag des Hochseligen Kaisers und Königs Wilhelm I. Majestät gestiftete Königlich Preußische Erinnerungsmedaille verliehen wird, Aller höchst Ihre Genehmigung zur Annahme und zum Tragen derselben zu ertheüen, wird Solches mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß es der Einholung einer besonderen Erlaubniß hierzu nicht weiter bedarf. Dresden, den 26. März 1897. Gesummt Ministerium. Dresden, 3. April. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, nachstehende Personal- Beründerungen in der Armee zu genehmigen: GWere, ^ortepeefähnriche n. I. w. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Ten 2. April 1897. v. Treitschke, Gen-Ltnt. und General-Adjutant Sr. Majestät des Königs, zum Kommandeur der 2. Dw. Nr. 24, Hingst, Generalmajor und Kommandeur der 4 Jnf.- Bria. Nr. 48, zum dienstthuenden General ü la suite Sr. Majestät des Königs, Kirchhoff, Oberst von der Armee, unter Beförder ung zum Generalmajor, vorläufig ohne Patent, zum Kommandeur der 4. Jnf.-Brig. Nr. 48, — ernannt. mandeur der 2. Div. Nr. 24, in Genehmigung seines Abschiedsgesuches, mit Pension und der Er laubniß zum Forttragcn der Generalsuniform mit den vorgeschriedenen Abzeichen zur Disp. gestellt. Wenn die kretischen Wirren, überhaupt die aus denselben ersolglen Verwicklungen, in ihrem weitern Verlause nicht jo ernste Ausblicke böten, könnte man versucht sein, die heutige Lage mit unbegrenzter Heiterkeit zu beobachten Denn im Grunde genommen ist eS ein durchaus karnevalistisches Bild, eine Situation aus der verkehrten Welt, ein ganz unglaublicher Wirrwair, an dem sich gegenwärtig die Diplomatie Europas abquält. Rußland, das seit mehr als hundert Jahren am Ab bruch de- TürkenreicheS gearbeitet und in diesem Jahrhundert allein zu diesem Zwecke viermal zu Felde gezogen ist, steht seit ein paar Jahren im Osten sür d»e Erhaltung de- Bestehenden ein, und ebensolange ist England aus die andere Seite getreten, obschon seine Politik leit mehr als sünszig Jahren unauflöslich mit der Erhaltung der Türkei verknüpft schien. Wer hätte noch vor wenigen Jahren einen solchen Umschwung für möglich ge halten? Wer erinnert sich nicht, daß man uns damals auf Schritt und Tritt daran erinnerte, daß England die erste mohammedanische Macht der Welt sei und allen Grund habe, den Khalisen am Goldenen Horn zu unterstützen? Vor ein paar Jahren, als der heutige Kaiser von Rußland den Thron bestieg, war hier Zusammengehen mit Rußland die Losung, man kann jagen in allen politischen Schickten. Daß Deutschland sich auch mit seinem Nachbar gut zu stellen suchte, erschien manchen guten Leuten, die hier dieStaatSweisheit gepachtet haben, voll ständig hoffnungslos um nicht zu sagen vermessen Dieselben Staat-weisen aber, die seither nach allen Windrichtungen herum- geflatlert sind und überall vergeblich Anlehnung gesucht haben, finden sich heute wieder in geradem G gensatz zu der russischen Politik und möchten cS nock gar Deutschland verargen, daß es seiner nach Herstellung der Einheit streng verfolgten Politik der Erhaltung leS Bestehenden auch im Osten Europas treu geblieben und nach wie vor aus die Erhaltung guter Beziehungen mit dem russischen Nachbar bedacht ist. Was man heule da- europäische Konzert nennt, läuft hinaus auf eine Übereinstimmung in der Ansicht, daß die Türkei nicht, oder wenigstens vorläufig nicht, zerrissen oder geteilt werden soll Daß die Männer, die heute die «ejchicke des osmanischen Reiches lenken, seit geraumer Zeit ihr Bestes und ihr Schlimmstes thun, um ihren Feinden in die Hände zu arbeiten und den Zeifall des Reiche» zu beschleunigen, vor den» so lange Europa gezittert, kann au dieser Thalsache nichts ändern. Wenn England heute inncrha.b des europäisch n Konzerts zu bleiben bemüht ist, so dars man darin die Aner kennung der Thatsache sehen daß es selbst die Stunde der Auf teilung noch nicht für gekommen erachtet und anderfeits eine Einigung der übrigen Mächte ohne feinen Anteil fürchtet. So bleibt denn vorderhand das europäische Korzeri bestehen, allein es erinnert an einen Wagen mit sechs Pferden, der nicht von der Stelle kann, weil drei 'Lferde vorn und drei Pferde hinten angespannt sind. Es wird eine ungeheure Kraft angesticngt und nichts erreicht Wenn die eine Partei einen vernünftigen und zweckmäßigen Vorfchlag macht, ist er nicht durchzubringcn, bis die andere Partei ihn um dreiViertel seiner Bedeutung gemindert, nahezu unwirksam gemacht und mit großer Kunst außer dem den richtigen Augenblick verpaßt hat. Als man sich zu Zwangsmaßregeln in der kretychen Frage entschloß, ließ man erst noch den griechischen Obersten VassoS mit seinen Kriegern nach Kreta einschlüpfen, schloß dann mit lautem Schall die Thüre und gab sich den Schein, als ob nun alles gethan sei, was bikigcrweisr verlangt weiden könne. Und doch wußte jeder politische Waisenknabe, der nicht in vollständigster Un wissenheit aller Geschichte schreibt und redet, daß nur eine Blockade der griechischen Küsten zum Ziele führen könnte Alle Blockaden Griechenlands sind erfolgreich gewesen, sogar wenn ein liberales Kabinett in England am Ruder war und mitmachte Vor dreißig Jahren war der Ausstand auf Kreta fchlechterdings nicht zu bewältigen, auch durch eine Blockade der Insel nicht, bis die türkische Flotte that- sächlich die griechischen Häsen blockierte, das heißt, alle aus denselben nach Kreta auslausenden Schiffe abfing. Es war ein Engländer, der fpätere Hobart Pascha, der damals dem griechisch - kretischen Unfug ein Ende machte. Er war im amerikanischen Bürgerkriege unter dem Kriegr- namen Kapitän Roberts ein kühner Blockadebrccher gewesen, verstand sich aus die Sache, erklärte, er wolle dem kretischen Aufstande in acht Tagen den Lebcnsfaden abschneiden, und hielt sein Wort Wenn damals nicht Griechenland — oder war es sonst jemand? — die Autonomie Kretas hintertrieben hätte, wäre uns allen in der Folge viel Unruhe erspart geblieben. Daß aber manche Landsleute Hobart Paschas heule es Deutsch- lanv verargen möchten, daß es jüngst die Blockade Griechen lands, das einzige Heilmittel für die verfahrene Lage, vorschlug, klingt doch einigermaßen seltsam. Ganz lächerlich aber scheint es, daß sich die Berichlerstatier unserer Blätter von den griechischen Helden verführen lassen, fortwährend von massenhaften deutschen Offizieren im türkischen Heere zu melden. Daß die Hellenen von Deutschen faseln, um im vor aus die geahnten Niederlagen den Türken abzu streiten, ist ja selbstverständlich: Nickls lernt sich leichter a s das Wort: oou« sommss Hiatus. Daß aber Engländer, die stets in Menge aus türkischer Seite gefochten, heute mitten im Frieden an der Anwesenheit deutscher Osfizirre ini türkischen der zufolge die Gerichte in Böhmen nicht bloß die Akten tschechisch führen können, sondern unter einander auch ni tschechischer Sprache verkehren dürfen, hat nicht die Zustimmung des Justizministers Grafen Gleispach und des UnterrichtSministers Frhrn. v. Gautsch ge sunden, weshalb diese beiden Minister deutscher Natio nalität und, wie cs heißt, auch der Minister für Landes verteidigung, Graf Welfersheim, und der Handcls- minister Glanz dem Ministerpräsidenten ihr Entlassungs gesuch überreicht haben. Dadurch sind die übrigen Minister zum Rücktritt von den Regierungögejchäflen veranlaßt worden. Diese überraschende Wendvng in der inneren Politik Österreichs, die, wie alle vor liegenden Meldungen besagen, die größte Aufregung und Bestürzung hervorgerufen hat, rückt abermals die böhmische Frage in den Vordergrund der Ereignisse. Graf Bakeni hat bei seinen Bemühungen sür die Ausgleichsgesctze sich eine Regierungsmehrheit zn ver schaffen nicht umhin gekonnt, ber den Jungtschechen anzuklopfen und sie aufzufordern, gegen Befriedigung ihres Houplpostulates bezüglich der „Utraquisierung" der inneren Amtssprache in Böhmen, in diese Mehr heit einzntreten. Auch die Teutschfortschrittlichen brauchte der Minister zu dieser Mehrhertsbildung. Ihnen sollte neben den Tschechen ein Anteil an der Regierung eingeräumt werden. Die Ernennung eines deutschen Landsmannministers, für welchen Posten bereits vr. Bärcnreither ausersehen war, und die gleich zeitige Beförderung des jungtschechischen Abg. vr Kaizl zum tschechischen Landsmannminister sollte die Krön ung dieses deutschtschechischcn Vorausgleiches bilden. Bei den zu diesem Zwecke in Wien Ende voriger Woche veranstalteten Besprechungen zwischen Grafen Badeni und den Vertretern der Deutschböhmen und Jungtschechen haben jedoch die deutschen Unterhändler die unter Mitwirkung der Jungtschechen zu stände gekommene Sprachverordnung in entschiedener Weise als unannehmbar erklärt. Diese ablehnende Erklärung wiederholten sie noch in der Schlußbcsprechung mit den jungtschcchischen Abgeordneten. Gleichwohl setzte die Regierung die Verhandlungen — aber nur mit den Jungtschechen — fort, indem sie hoffte, in der Folge wenigstens den gemäßigten Teil der deutschfortschrittlichen Partei sür diesen Versöhnungs akt mit den Tschechen noch zu gewinnen. Bei diesen Beratungen haben die Jungtschechen es nun durch gesetzt, daß der 8 7 der Sprachvcrordnung die oben angeführte neue Fassung erhielt. In dieser Fassung gerät jedoch die Sprachverordnung nicht allein mit den nationalen Interessen der deutschböhmischen Be völkerung, sondern auch mit den Anforderungen einer einheitlichen Staatsverwaltung in Konflikt. Das war der Grund, weshalb der Justizministcr in den Schluß beratungen des Gesamtministeriums gegen die Ver öffentlichung des betreffenden Spracherlasses eine energische Verwahrung einlegtc. Nach der Lage der Dinge wird dem Kaiser Franz Joseph kaum etwas anderes zu thun übrig bleiben, als deni Grafen Badcni abermals den Auftrag zu er teilen, ein neues Ministerium zu bilden, welches die Bemühungen des zurücktretenden Kabinetts, die Jung tschechen in der Sprachenfrage zu befriedigen, und mit ihrer Hilse eine Regierungsmehrheit zu stände zu bringen, fortsetzen wird. In diesem Falle werden voraussichtlich die Teutschfortschrittlichen bei der Bildung der Reichs ratsmehrheit ganz außer Betracht bleiben und letztere würde dann aus Polen, Jungtschecheu, den Ver tretern des konservativen Großgrundbesitzes, dem soeben gegründeten und 34 Mitglieder zählenden „Kawisch - christlich - nationalen Verbände" und den Deutschklerikalen bestehen. Außerdem wird wahr scheinlich auch noch die Gruppe der Christlichsozial'n, falls die mit !'r. Lueger eingeleiteten Unterhandlungen zum Ziele führen, dieser slawisch klerikalen Reichs ratsmehrheit angegliedert werden, die dann ungefähr 250 Stimmen zählen würde. Die Bestätigung der für den 8. April bevorstehenden Wahl vr Luegers zum Wiener Bürgermeister und die Berufung des christlich sozialen Abg. vr. Pattai auf den freilich erst zu errichtenden Posten des dritten Vizepräsidenten des Reichsrates bilden das Angebinde für die Antisemiten bei ihrem Anschlusse an die Regierungsmehrheit, in welcher dann neben den Polen die Jungtschechen die führende Rolle haben werden. Daß die Ministerkrisis in diesem Sinne rasch zur Austragung gelangen werde, wirdvielfach angenommen. Doch ist auch nicht dieMöglich- keit ausgeschlossen, daß die Entscheidung ganz anders ausfällt. Denn von der deutschfortschrittlichen Partei ist in den letzten Tagen eine umfangreiche, wirkungsvolle Agitation gegen die Durchführung der geplanten Sprach verordnungen in Szene gesetzt worden. Es soll in einer deutschböhmischen Stadl demnächst eine große Volksversammlung emberufen werden, in welcher die Deutschen in Böhmen ohne Unterschied der Partei zugehörigkeit gegen die Sprachvcrordnung den denkbar schärfsten Protest einlegcn wollen. Die deutschböhmi'chen Parteiblätter veröffentlichen überdies täglich eingehende und gründliche Erörterungen dieser Angelegenheit, wobei u. a. der ziffernmäßige Nachweis darüber ge führt wird, daß die durch die Sprachverordnung geplante „Utraquisierung" der Amtssprache im ge schlossenen deutschen Sprachgebiete nach jeder Richtung ihrer sachlichen Begründung entbehrt. Unter anderem wird darauf verwiesen, daß in 72 deutschen zusammen hängenden Bezirken Böhmens die Stärke der tsche chischen Bevölkerung nicht mehr als 1,l5 Proz. be trägt, während die Tschechen in Wien 5,2 Proz., im niederösterreichischen Bezirke Mödling sogar 11,7 Proz. bilden, und es in N cderösterreich sogar einzelne Gemeinden giebt, in denen die Tschechen die Mehrheit der Einwohner ausmachen. Und doch denkt niemand daran, wegen tiefer weit größeren tschechischen Minderheiten in Niederösterreich die deutsche Amts sprache zu utraquisieren Warum also, so fragt man, soll dann das allerstärkste deutsche Ländergebiet Oesterreichs den Tschechen zuliebe seinen ausschließ lichen deutschen Charakter einbüßcn? Die Wirkung dieser publizistischen Widerlegungen der Zweckmäßigkeit und Berechtigung der Sprachver ordnungen ist sicherlich keine geringe, und es ist nicht ausgeschlossen, daß man au maßgebender Stelle Ein druck machen wird. In der Kretasrage dauert die holde Eintracht der Mächte nun schon zwei ganze Tage, und wenn es gut geht, ist es nicht ganz unmöglich, daß vielleicht in einigen Wochen die Blockade des Golfs von Athen wirklich begonnen wird, über deren Notwendigkeit man in so schöner Harmonie sich befindet. Ganz überraschend ist die von der „Köln. Ztg." gestern gebrachte Meldung, daß zur Ab Wechselung Rußland diejenige Macht gewesen sein soll, von der dem Vorichlage gegenüber, den Golf von Athen zu blockieren, Schwierigkeiten gemacht worden seien, und daß nur schließlich England die widersprechende russische Diplomatie zur Aufgabe des Widerstandes zu überreden vermocht habe! „Rechter Hand — linker Hand, alles vertauscht." Die ausführlichere Meldung giebt allerdings einen guten Grund für den russischen Widerspruch an. Rußland soll nämlich die Blockade für verspätet erachtet haben. Mit dieser Anschauung wird es wohl recht gehabt haben, und damit stimmt auch die plötzliche begeisterte Zustimmung Englands zu dem Vorschläge. Denn einer guten und wirk samen Maßregel zuzustimmen fällt England gar nicht ein. — In humorvollen aber gew ß zutreffenden Worten schildert auch ein der „Köln. Ztg." aus London zu- gehcndcr Bericht die gegenwärtige politische Lage. Es heißt da: MM und Wissenschaft. Danach beträgt die mittlere Genießen zusammcnfanden. P bis Diese Werte, welche *) Grade nach Celsius' 5 ° 0 — 4 ° k wert vereinigt werden. Wärme der Winter von 1846 1851 1856 1861 1866 0.7° 0 2 16 0.5 0.8 1850 - 0.7° 1855 - 1.5 1860 - 0.5 1865 0.0 1870 - 1 9 ungewöhnlichsten Amprüche, es verlangt zu seiner voll kommenen W.cdergabe einen schöpferisch veranlagten Führer und geradezu ein Orchester von Künstlern. Wenn wir den gestrigen Vortrag als einen uns vollendet erscheinenden be zeichnen, sprechen wir demnach Hrn. Schuch und der König!. Kapelle eine Anerkennung aus, die durch keine weiteren Worte reicher gemacht werden könnte. Bei einem Teil des Publikums hat die symphonische Dichtung eine bei fällige Ausnahme gefunden. Der Solist des gestrigen Konzerts, Hr. D. Popper, stellt eine bekannte Größe unter den Cellovirtuosen dar Sein Ton ist nicht groß, aber wundervoll abgeklärt, seine Technik ist zu höchster Bravour entwickelt, sein Vortrag zeigt mehr Geschmack als Wärme. Er spielte neben dem Adagio aus Schumanns A - mott - Konzert (ohne zweites Soloinstrument mit Klavier!) nur eigene Kompositionen, darunter als umfänglichste eine in kleinem Stil gehaltene, gedanklich unbedeutende Suite „Im Walde", in deren letztem Satze „Elsentanz" er sich mit den größten Schwierig keiten des Spiels dicht am Steg und in raschen Flageolct- Passagen aufs leichteste abfand. Er empfing für seine Leistungen allgemeinen großen Beifall. Den Beschluß des Abends machte Beethovens A-ckur- Symphonie, bei der sich wohl alle Hörer in einmütigem Witterungsverhältnis des WiutcrS 1896—97. Der verfloßene Winter, unter welchem der Zeitraum vom 1. Dezember bis zum letzten Februar zu verstehen ist, zeichnete sich, gleich dem vorjährigen, durch eine große, nach allen Seiten hin sich erstreckende Gleichmäßigkeit aus, welche sich immer nahe den normalen Grenzen erhielt. Dieselbe giebt sich zunächst in den Temperaturverhältnisfen zu erkennen, die durch die Durchschnittswärme des ganzen Winter« von 0,05°*) und die in denselben erreichten 1871 bis 1875 -- 1876 . 1880 -- 1881 - 1885 -- 1886 . 1890 — 1891 - 1895 - äußersten Grenzen von —10.2° (den 16. Februar) und 12.4 " (den 27. Februar), bezeichnet werden Den fünfzig jährigen Beobachtungen zufolge ergeben sich für diese Jahres zeit eine Mitteltemperatur von —0.5" und eine Schwank ung der Wärme, welche von —12 8" bis 10 4° reicht. Der vorige Winter ist mithin, da sowohl die Mittel temperatur als auch die äußersten Grenzen der Wärme einer Erhöhung unterlagen, als ein milder zu bezeichnen. Erstreckt sich indes der Vergleich noch weiter zurück, und werden einzelne Jahre dieses Zeitraumes in Betracht ge zogen, so treten Winter mit Mitteltemperaturen entgegen, welche von obiger weit abliegen, wie z. B die der kalten Winter der Jahre 1870 — 71 mit —4.4° und von 1829 — 30 mit —5.9" sowie die warmen Winter der Jahre 1851 — 52 mit 35" und 1865 — 66 mit 38". Nicht minder auffallend gestalten sich die äußersten Tem peraturen. Denn im Februar 1871 sank das Thermo meter bis —27.6", im Februar 1830 bis —29 0" und 1823 sogar, nach den Aufzeichnungen der chirurg.-medizin. Akademie hier, bis — 30.6", während es sich in den Wintern 1876—77 bis 15.3", 1885 bi« 1886 bi« 15.9° und 1887—88 bis 16.5« erhob. Diese Abweichungen treten auch noch deutlich hervor, wenn je fünf Winter der letzten fünfzig Jahre zu einem Mittel K. Hofthcater. — Altstadt. — Am 2. d. Mts.: Sechstes Symphonie-Konzert der Generaldirektion der König! musikalischen Kapelle und der Hoftheater. Im gestrigen Konzert haben wir die vielbesprochene symphonische Dichtung „Zarathustra" gehört. Man weiß, daß sie aus Anregungen durch das Planchen bekannte, glänzende und wirre Gedanken mischende Buch Friedrich Nietzsches fußt und daß sie zum Teil sogar unmittelbare Beziehungen diesem unterhält, welche die Übertragung oon Kapitelüberschriften auf einzelne Abschnitte des Ton- werkes gestattet haben. Wer an Nietzsches Buch auch nur den philosophischen Charakter kennt und nach Erfahrung imd Spekulation überzeugt ist, daß der Musik dieses Stoff gebiet immer verschlossen bleiben muß, der wird also nicht über rascht gewesen sein, eine Komposition zu vernehmen, welche lediglich da im künstlerischen Sinne wirkt, wo sie den be sonderen „Übermenschen"- und „Herrenmoral"-Gedanken ausweichend allgemein giltige Empfindungen ausdrückt An den anderen Stellen spottet die Vieldeutigkeit der Musik selbst des Kommentars, da dürften nur die auserwählten Hörer einen Genuß gehabt oder doch gehabt zu haben meinen, welche dem Ausdrucksvermögen der Tonkunst keine Grenze mehr stecken und sich bewegen lassen, beispielsweise den eigentümlichen Abschluß der Zarathustra musik — hochliegender Bläser-Akkord ü-äur und darunter Pizzikatobäße in O-ckur — als „ungelöstes Welträtsel" in Demut vor der Weisheit de« Ausdeuters hinzunehmen. Es kommt uns nicht bei, mit ihnen den alten Streit um die Programmmusik erneuern und ihre ungemessene Begeisterung sür die Werke dämpfen zu wollen, welche uns Hr. Strauß und einige talentärmere Genoßen seiner Richtung jährlich bescheren und mit denen sie die künstlerische Berechtigung und das künstlerische Maß in dieser modernen Gattung der Tonkunst aufzuheben bemüht sind Völlig sicher in der Erwartung, vag die Zeil mir jolcycn Zwutergeschöpsen sehr bald aufräumen, die Unverletzlichkeit der natürlichen Grundgesetze der Musik erweisen wird, richten wir unser Augenmerk lediglich auf diejenigen Punkte dieser Hervor bringungen, welche uns einen Anhalt für das rein musikalßche Talent der Verfasser und damit eine Hoffnung auf ihre spätere Abkehr von den gegenwärtigen Verirrungen darbieten. Auch in R. Strauß'„Zarathustra", trotzdem darin die Verkenn ung dcs in Tönen Ausdrückbaren den Gipfel erreicht haben dürfte, fehlt es nicht an derartigen erfreulichen Eigenschaften. Dahin gehört die zumeist klar und melodisch ausgeprägte Thematik, obwohl sie nicht ursprünglich ist, in einigen Ideen wie dem Terzenmotiv („Von der großen Sehnsucht") an Wagner und in den ersten Takten dcs Aü-äui-Gesanges gar an eine Kavatine in Meyerbeers „Robert" erinnert Da hin rechnen wir vor allem das bedeutende Gestaltungs vermögen, welches sich in der äußerst manigfaltigen Ver änderung und kontrapunktischen Verbindung der Motive, in einer Kunst dcs polyphonen Satzes ausdrückt, wie sie keinem zweiten jüngeren Komponisten der Gegenwart zu Gebote steht. Dahin zählt auch Strauß' virtuose Beherrschung des Orchesters, seine Individualisierung der Tonwcrkzeuge und immer neu erfinderische, malerische Behandlung des Klanges. Natürlich haben letztere Vorzüge auch eine Kehrseite, so in der Bildung eigentümlich häßlicher Klang effekte und in der Uebertreibung ber Polyphonie, die oft zu einem bloßen Wirrnis der Stimmen führt und nur als „Augenmusik" ihren sehr bedingten Wert hat. Aber diese Eigenschaften bleiben an sich doch stark, treten gerade in den rein musikalisch empfundenen Teilen der symphonischen Dichtung — der feierlichen Einleitung, dem As-ckur-Abschnitt, „Von den Freuden und Leiden schaften", dem Tanzliede — mit glänzender Wirkung hervor und laßen uns annehmen, daß sich der talentvolle Ver fasser auch auf dem Gebiete absoluter Musik mit Ersolg würde bewegen können. .. Das Werk erhebt an d»« Dirigenten und an alle Ausführenden die höchsten und bi« zu 2.7° auseinanderliegen, laßen zugleich einen auffallenden Rückgang der Wärme hervortretcn, denn die erste Hälfte giebt ein Gefamtmittel von 0 92°, die -weite von —0.04°. Entsprechend dem Lauf der Sonne, müßte die Temperatur die tiefste Stelle, Journal. HVWWWMWWWW Anlü»aigu,,«d,e<ühLe»: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift 20 Ps. Unter „Eingesandt" die Zeile 50 «. Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Aufschlag Hera»«,eder: königliche Expedition de« Dresdner Journal« Dresd.n, Zwuigerstr 20. Fernjpr.-Anschluß: Nr 429L. Bezugspreis: Für Dresden vierteljährlich: 2 Mark 50 Ps, bei den Kaiser lich deutschen Postanstalten vierteljährlich iMark; außer halb de» Deutschen Reiche« Post- und Stempelzuschlaa. Einzelne Nummer»: 10 Ps. skrschrine«: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abend«. Fernipr -Anschluß: Nr12S5 resdner
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite