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für Reichenvmnd, Siegmar, Neustadt, Rabenstein nnd Rottluff. Erscheint jeden Sonnabend nachmittags. Bezugspreis: Vierteljährlich 30 Pf., durch die Post bezogen vierteljährlich 75 Pf. — Anzeigen werden außer in der Geschäftsstelle (Reichenbrand, Nsvoigtstraße 11) von Herrn Friseur Weber in Reichenbrand und von Herrn Kaufmann Emil Winter in Rabenstein entgegengenommen und die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum mit 20 Pf. berechnet. Schluß der Anzeigen-Annahme Freitags nachm. 2 Uhr. Fernsprecher Amt Siegmar 244. — Postscheckkonto Leipzig Nr. 12 55S, Firma Ernst Flick, Reichenbrand. O 49 Sonnabend, den 7. Dezember 1918 Willkommen den feldgrauen vrüdem. Auch in unseren Gemeinden treffen nunmehr unsere tapferen Krieger nach und nach wieder ein. Andere Verhältnisse und andere Einrichtungen treten ihnen in der Heimat entgegen, andere Verhältnisse wie die, als sie hinauszogen, um ihr Vaterland zu schützen. So mancher liebe Angehörige und teure Einwohner kehrt nicht wieder; sie ruhen draußen in fremder Erde, gelitten und gestorben fürs Vaterland. Viel Tränen werden wieder bergoffen werden von denen, die unter den Heimkehrenden ihre Lieben nicht wieder finden. Das Schicksal hat es anders gewollt. Wehmutsvoll und dankbar wollen wir ihrer gedenken, die ihr Herzblut sür uns hingegeben haben. Allen aber, die nun in diesen Tagen heimkehren, rufen wir hiermit ein herzliches Willkommen t Ihnen gebührt der heißeste, nie verlöschende Dank unserer Gemeinden sür das, was unsere Tapferen, die länger als 4 Jahre die Grenzen der Heimat beschützt und um der Heimat willen große Entbehrungen ertragen haben. Wir bitten die heimkehrenden Krieger, in dieser schweren Zeit am Wiederausbau des Reiches mit allen Kräften mitzuarbeiten, damit wir wieder geordnete Verhältnisse bekommen. d Reichenbrand, Neustadt und Rabenstein, am 4. Dezember 1918. Die Arbeiterräte. Die Gemeinbevorstände. teilt »iN Nachstehende Bekanntmachung wird hiermit zur allgemeinen Kenntnis gebracht. Die GemeinLevorstände z« Reichenbrand, Siegmar, Neustadt, Rabenstein und Rottluss, am 6. Dezember 1918. Nr. 28. Reichsreisebrotmarken. In teilweiser Abänderung des 8 2 der Bekanntmachung des Kommunalverbandes der Amtshaupt mannschaft Lhemnitz vom 19. Februar 1918 — Chemnitzer Tageblatt Nr. 52 vom 21. Februar 1918 — wird auf Anordnung des Direktoriums der Reichsgetieidestelle bestimmt: 1. Wit Ablauf des 15. Dezember 1918 werden die Reichsreisebrotmarken, die über 500 x Gebäck lauten, außer Kraft gesetzt; es darf also vom 16. Dezember 1918 ab auf sie Gebäck oder Mehl nicht mehr verabfolgt werden. 2. Bis zum 15. Dezember 1918 einschließlich werden den Verbrauchern durch die Ortsbehörden auf Antrag die Retsebrotmarken über 500 Gebäck in die entsprechende Anzahl Reichsreisebrotmarken über 50 8 Gebäck umgetauscht. Nach dem 15 Dezember ist ein Umtausch nicht mehr zulässig, es sei denn, daß der Verbraucher einen Lebensmistelkartenanmeldeschein oder sonstigen Ausweis vorlegt, inhaltsdessen er über den 15. Dezember hinaus mit Reisebrotmarken anstatt mit örtlichen Brotmarken zu seiner Brotversorgung versehen ist. 3. Zuwiderhandlungen gegen vorstehende Bestimmungen werden nach 8 80 der Reichsgetreideordnung für die Ernte 1918 bestraft. Lhemnitz, am 29. November 1918. 4550 L. Ist IV. Der Kommunalvrrband der Amtshauptmannschast Chemnitz. Kartoffel-Beschlagnahme. Die unterzeichneten Vertretungen sehen sich veranlaßt, im Hinblick auf die großen Schwierigkeiten der Volksernährung, die sich noch bedeutend eihöhen können, die sogenannten V-ttartoffeln bet Ver brauchern und Erzeugern bis auf weiteres zu beschlagnahmen- Verbraucher und Erzeuger dürfen bis auf weiteres zur Vermeidung hoher Strafen über diese Kartoffeln nicht verfügen, müssen sie aber pfleglich weiter behandeln. Die Besitzer solcher Kartoffeln werden eindringlich davor gewarnt, ihre Kartoffelbestände etwa vorzeitig zu verbrauchen, nur um der Beschlagnahme zu entgehen. In solchen Fällen würden sich die Betroffenen selbst schädigen, weil die Kartoffeln unnachsichtlich von den noch vorhandenen Beständen entnommen werden müßtest. Reichenbrand» am 6. Dezember 1918. Der Arbeiterrat. Der Ortsausschuß für VolksernShrung. Der Gemejndevorstand. Zimmermann. Schuster. Vogel. Bekanntmachung. Am l. Dezember 1918 war der 4. Termin der diesjährigen Gemeindeanlagen und des Schulgeldes fällig. Es wird dies mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß die Anlagen und das Schulgeld zur Vermeidung des Zwangsvollstreckungsverfahrens bis zum 15. Dezember 1918 an die hiesige Gemeindekasse abzuführen sind. Der Gemeindevorstand zu Rabenstein, am 5. Dezember 1918. Nachtdienst. 4—5 kräftige Männer werden zum nächtlichen Sicherheitsdienst für einige Zeit gesucht. Meldungen bis 10. Dezember. Gemeindeamt Rabenstein, am 28. November 1918. Bekanntmachung. Auf dem Friedhof zu Reichenbrand soll das bis zur Parentationshalle heranreichende westlich von dieser gelegene Gräberfeld für Erwachsene demnächst wieder belegt werden. In Bezug auf diejenigen Grabhügel der betreffenden Abteilung, deren Erhaltung die Angehörigen wünschen, wird einer Anzeige auf dem Pfarramt bis zum 31. Dezember a. c. entgegengesehen. Ilm die Entfernung der schadhaft ge wordenen Grabdenkmäler wird gleichfalls bis Ende des Jahres ersucht. " Der Kirchenvorstand zu Reichenbrand. Rein, Pfarrer. Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichenbrand. Am 2. Advent, den 8. Dezember, Vorm. 9 Uhr Predigtgottes dienst: Hilssgeistlicher Schwarze Dienstag Abend 8 11 hr Iungfrauenverein. Mittwoch Abend 8 Uhr Kriegsbetstunde mit Abendmahl: Pfarrer Rein. Amtswoche: Derselbe. Parochie Rabenstein. Am 2. Advent, 8. Dezember, Vorm. 9 Uhr Predigt mit Beichte Und heil Abendmahl: Hilfsgeistlicher Leidhold. Nachm. 4 Uhr Versammlung der „Aehrenleserinnen" im Pfarrhause. Abends 8 Uhr Versammlung des eo. Jüngltngsvereins. Dienstag, 10. Dezember, Abends 8 Uhr Bibelstunde der landes kirchlichen Gemeinschaft im Pfarrsaale. Mittwoch, 11 Dezember, Abends 8 Uhr Versammlung des ev. Jungfrauen oereins I. Abteilung Freitag, 13 Dezember, Abends 8 Uhr Kriegsbetstunde: Hilfs- geistlicher Leidhold Wochenamt: Htlfsgeistlicher Leidhold. Rücktransport -er Rriegshun-e. Die in der Heimat und im Felde befindlichen mit Dienst hunden belieferien Truppenteile haben Anweisung erhalten, die Hunde unmitielbar ihren Besitzern gegen Empsangs- bescdeinigung zuzuführen. Ueber den Zeitpunkt der Rückführung können nähere Angaben nicht gemacht werden. Es sind hier die gleichen Schwierigkeiten, wie bei dem Rücktransport der Mannschaften zu überwinden. Immerhin ist damit zu rechnen, daß in Anbetracht der schnellen Räumung der besetzten Gebiete Und wie gesagt unter Berücksichtigung der Transportschwierig keiten, dieser oder jener Hund nicht oder erst später zurück gebracht werden kann. Hunde, die von den Besitzern zur freien Verfügung gestellt wurden, auf deren Rückgabe also von vornherein verzichtet wurde, gehen in den Besitz der Heeresverwaltung über. Es wird gebeten, Anfragen der Hundebesitzer, wann die Rückführung ihres Hundes erfolgt, wo sich das Tier befindet usw., nickt ergehen zu lassen, da die Nachrichten-Mittelprüfungs- Kommission Abteilung Kriegshunde unter den heutigen Ver hältnissen selbst nichts Näheres weiß und daher bestimmte Angaben nicht zu machen vermag. Die Nachrichten-Mittelprüfungs-Kommission spricht bei dieser Gelegenheit allen Hundebesitzern, die ihre Tiere zur Verfügung stellten, ihren besten Dank aus. Die Hunde haben viel Gutes geleistet. Nachrichten-Mittelprüfungs-llommission Abteilung ttriegshunde (früher Inspektion Ser Nachrichtentruppen) Charlottenburg, Suarezstraße 13, 4. Etage. Annemarie. Roman von A. Wilcken. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Das Kcllensche Ehepaar saß am gemütlichen Kaminfeuer und langweilte sich. Sie hatten sich wahrlich mehr von der glänzenden Verlobung Annemaries versprochen, unter allen Umständen auf einen lebhaften Verkehr gehofft, große Fest lichkeiten in der Nachbarschaft dem Brautpaar zu Ehren erwartet, wollten selber ein großes Haus machen; statt dessen wurde nach den üblichen Besuchen jede Einladung zu einer größeren Gesellschaft von feiten des Bräutigams abgelehnt. Der Graf hatte wahrlich nicht Lust, sich in den Trubel nicht endenwollender Geselligkeit zu stürzen, schon der kranken Mutter wegen. Später würde man ja sehen. Denn wenn die Mutter ins Altenteil gezogen und Annemarie Neigung für große Geselligkeit zeigen sollte, sollte sie ihren Willen haben. Einstweilen wollte er ungeschoren bleiben und sein junges Glück allein genießen. Jeden Nachmittag fuhr die Tollensche Kutsche vor, holte Tollen sein Bräutchen zu seiner Mutter. Annemarie stand schon immer wartend am Fenster ihres.Mädchenstübchens. Es waren dem sinnigen Mädchen Stunden eines hoben Glückes, wenn sie in dem traulichen Gemach der alten Giäfin alle drei beim knisternden Kaminfeuer beisammen saßen. Enno voller Ucbermut, kein Junger hätte solche Späße zu wege gebracht,- wie dieser gereifte Mann in seinem Glück. Sie spielten Haschen durch die weiten Räume, und wenn- dann die Fliehende atemlos sich hinter das Ruhebett der Mutter flüchtete, stimmte diese gern in den frohen Jubel der Kinder ein. Annemarie nestelte sich immer tiefer in der alten Gräfin Herz ein. Mutter und Sohn konnten stundenlang morgens beisammen sitzen nnd über die reizende künftige Schloßherrin sprechen und wußten des Lobes kein Ende. Währenddessen wurden eifrig Veränderungen in der Ein richtung vorgenommen. Annemaries eigene Räume sollten auf das kostbarste hergerichtet werden. Bei diesen Anord nungen hatte sich Tollen jede Einmischung der Eltern ver beten, was den Kellens nur angenehm sein konnte. Sie hatten auf diese Weise nur für die Wäscheausstaltung der Tochter aufzukommen. Heute saß das Krllensche Ehepaar abermals beieinander, über die Zukunft beratend. Und zwar handelte es sich um Herbert, den einzigem Unversorgten. „Ich muß gestehen, der Junge ist mir unverständlich," knurrte Herr von Kellen. „Schützt ständig den Dienst vor. Die Herbstmanöver im Lokstedter Lager sind erledigt. Ich fürchte für einen erneuten Schlag von seiner Seile. Wir sind bereits stark in den November eingetreten und der Junge entschließt sich nicht. Nach Erkundigungen weiß ich, daß