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Wochenblatt für. Reichenvmnd, Siegmar, Neustadt, Rabenstein und Rottluff. Erscheint jeden Sonnabend nachmittags. Bezugspreis: Vierteljährlich 30 PH, durch die Post bezogen vierteljährlich 78 Pf. — Anzeigen werden außer in der Geschästsstelle (Reichenbrand, Nevoigtstraße 11) von Herrn Friseur Weber in Reichenbrand und von Herrn Kaufmann Emil Winter in Rabenstein entgegengenommen und die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum mit 20 Pf berechnet. Schluß der AnzeigensAnnahme Freitags nachm. 2 Uhr. Fernsprecher Amt Siegmar 244. — Postscheckkonto Leipzig Nr. 12 559, Firma Ernst Flick, Reichenbrand. ^2 45 Sonnabend, den 9. November 1918 Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichenbrand. Am 24. Sonntag n. Trln., den 10. November, Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst: Hilfsgeistlicher Schwarze. Kollekte für das Rote Kreuz. Dienstag Abend 8 Uhr Jungfrauenverein. Amtswoche: Pfarrer Rein. Parochie Rabenstein. Am 24. Sonntag n. Trln., 10. November, Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst: Pfarrer Kirbach. Kollekte zu gunsten des Roten Kreuzes. Vorm. ^11 Uhr Kindergottesdienst: Hilfsgeistlicher Leidhold. Abends 8 Uhr Versammlung des ev. Jünglingsvereins: General versammlung. Dienstag, 12. November, Abends 8 Uhr Bibelstunde der landes- kirchl Gemeinschaft im Pfarrhause. Mittwoch, 13. November, Abends 8 Uhr Versammlung des ev. Jungfrauenvereins II. Abteilung. Freitag, 15. November, Abends 8 Uhr Kriegsbetstunde mit Beichte und heil. Abendmahl: Pfarrer Kirbach. Wochenamt: Derselbe. Annemarie. Roman von A. Wilcken. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Annemarie schritt hastig die Freitreppe hinunter, als fühlte sie, jemand könne sich au sie herandrängen und ihren trostlosen Gedankengang stören. Sie mußte allein sein, wenn auch nur für einige Minuten, damit sie ihrer Aufregung Herr werden könne. So eilte sie die lange Allee hinab, weiter, weiter. ' Ihm entgegengehen wollte sie, zu ihrem Verlobten. Er blieb so lange und sie fürchtete sich so sehr. Lag denn eine Gefahr vor? Vielleicht, sagte sich Anne- aiarie und schluckte tapfer ihre Tränen hinunter. Graf Tollen, ihr Verlobter, sollte und mußte ihr der Dall sein, der sich trennend und schützend zwischen sie und ihre frühere Liebe stellte. Ja, sie wollte ihm entgegeugehen. Sie. wollte sich an leinen Arm hängen und ihn nicht lassen. Denn er war »un ihr Schirm und Schutz wider alle Fährlichkeiten des Lebens. Schon war das Ende der Allee erreicht. Sie bog auf die Landstraße ein. Der Frieden rings umher wirkte beruhigend auf ihr wild ^gepeitschtes Gemüt. Die Sonne neigte sich dem Westen zu; sie hüllte das lange Mädchen ganz in ihren goldenen Schein ein. Vögel sangen und tirilierten in Lebenslust, Libellen flogen 'autlos an ihr vorüber. Feine Fäden spannen in der Luft hinüber, herüber. Annemarie schritt weiter. , Es wurde friedlicher in ihr. Aus all dem Trubel sehnte be sich heraus in ein stilles, friedliches Heim, wo Liebe waltete, wo sie Pflichten hatte, heilige Pflichten, wo sie Senesen konnte. Ihr bisheriges Heim war der Tummelplatz ?ncs geselligen Lebens, das war ihr verleidet; auch fühlte !>e sich mit einemmal unverstanden von den Ihren. Sie sehnte nach freundlichen, liebevollen Worten. Bei Tollen war ^r Friede, den sie suchte, bis dahin konnte die Versuchung dicht gelangen. Und sie war auf der Flucht vor der Versuchung. Staub wirbelte in einiger Entfernung auf.. Pferde kamen dahergerast. Da wars Annemarie, als müsse sie umkehren, so schnell sie ihre Füße trugen. Was wollte sie auch hier auf der Landstraße? Dem fremden Mann entgegengehen? Wie unweiblich kam sie sich vor. Was mußte er von ihr denken, er, der korrekte Mann! Und sie wandte sich um, glühende Röte im Gesicht. Doch die Pferde des Tollenhosers griffen gut aus, mit denen konnten sich die Beine des kleinen Flüchtlings nicht messen. Ein Ruck — der Wagen stand. Annemarie hatte wie tiefem Erschrecken den Schritt ge hemmt. Unsicher, fragend, scheu glitten die Augen zu dem Mann hinüber, der mit einem Satz aus dem Gefährt sprang. „Annemarie!" — es klang wie unterdrückter Jubellaut. Ein gebieterischer Wink, die Pferde zogen an, der Wagen raste weiter. Sie waren allein auf weiter Flur. Annemarie senkte den Blick. Graf Tollen trat einen Schritt zurück, dieses liebliche Bild in sich aufzunehmen. Wie lieblich stand sie vor ihm, in ihrem weißen, schlichten Kleid, ohne jeden Schmuck; nur im Gürtel eine seiner Rosen und eine in dem blonden, weichen Haar. Wie er dieses süße Kind liebte in seiner Schlichtheit und Einfachheit! Da war kein Falsch, kein Fehl, keine Lüge. Nun trat er auf sie zu, legte leise einen Arm um ihre Taille, zog sie an sich und küßte sie. Alles so behutsam, als könne eine rauhe Berührung das keusche Bild vernichten. Doch seine Stimme zitterte in Leidenschaft, als er, Anne marie tief in die Augen blickend, sagte: „Mein holdes Lieb, sag mir, bist Du mir entgegengegangen?" Annemarie nickte, während sich ihre Augen mit Tränen füllten. „Verzeih — Enno, ich hielt es nicht mehr aus da oben bei den anderen." „Aber Annemarie, was hätte ich zu verzeihen?! Wie Du mich beglückst mit Deinem Geständnis, Kind! Ich fürchtete schon, es könnte Dir auf Tollenhof zu einsam werden, obgleich wir unser Haus einem geselligen Verkehr öffnen werden. Selbstverständlich. Annemarie wehrte ab. „Ich sehne mich nicht nach geselligem Verkehr," sagte sie. „Du bist jung, Du wirst Dein Leben genießen wollen, meine süße, kleine Braut," sprach Graf Tollen zärtlich, in dem er, Annemaries Arm in den seinen legend, langsam mit ihr den Weg nach Siebeneichen zuschritt. „Doch alles, wie Du es wünschest. Sprich einen Wunsch aus, mein süßes Bräutchen, und er ist erfüllt!" Annemarie zwang ein Lächeln auf ihre Lippen. „Du wirst mich verwöhnen, Enno. Du bist so gut, ich habe das Gefühl, als sei ich Deiner nicht würdig." „Kleines Dummchen," sagte der Mann. „Werde Du nur erst Deiner Macht bewußt, es könnte geschehen, Du machtest aus dem reifen, ernsten Mann einen rechten Narren!" „O Enno, das wird sicher niemals geschehen." Aus Annemaries Mund kam trotz ihres Kummers ein kleines belustigendes Lachen. „Ja, ja, lache nur!" Der Graf drohte mit dem Finger. Denn im Grunde fühlte er, daß er bereits in den Banden dieses holden Kindes lag, daß er sich selber fast närrisch vorkam. Er entzog seiner Brusttasche ein Schmuckkästchen. , „Sieh nur, mein Bräutchen, mein Verlobungsgeschenk." Der Deckel sprang auf. Da lag auf dunklem Sammet ein kostbares Halsband. Die Diamanten blitzten in der Abendsonne, fast blendeten sie die Augen. Und Annemarie schloß sie auch für einen Augenblick, bevor sie die Hand darnach ausstreckte. „O Enno, wie soll ich Dir danken?! Das ist ja viel zu kostbar." „Für Annemarie von Kellen, künftige Gräfin Tollen, ist nichts zu kostbar," erklärte der Graf mit einem stolzen Auf leuchten der Augen. „Darf ich?" fragte er, das Halsband dem Kästchen ent nehmend. Annemarie nickte. Da legte er es um den jugendlichen Hals seiner Braut. Seine Hände zitterten, und trotzdem er sich sehr in der Gewalt halte, zwang es ihn doch, seine Lippen auf den Hals zu drücken, dessen herrliche Rundung einen Maler entzückt haben würde. Dann schritten sie Arm in Arm weiter. Graf Tollen bestellte Grüße von seiner Mutter, die dem morgigen Tag mit großer Spannung entgegensehe. Ihr übervolles Herz flöge schon heute sehnsüchtig der Tochter zu, sagte er. Die heißesten Segenswünsche sende sie seinem holden Bräutchen. Für Annemarie waren alle diese guten Worte Balsam auf ihr wundes Gemüt. Sie richteten ihr Selbstgefühl auf und gaben ihr Mut, dem Kommenden klarer ins Auge zu sehen. Und so gute Vorsätze faßte sie! Würde sie ihrem Verlobten auch niemals sagen können, daß ihr Herz ursprünglich einem anderen gehörte, so sollte doch ihr ganzes Leben ihm in heißer Dankbarkeit geweiht sein. Als sie das Herrenhaus erreichten, war die Tollenhofer Kutsche längst in den Stallungen untergebracht. Der Diener hatte berichtet, das gnädige Fräulein folge mit dem Herrn Grafen. „Ja, ja, Paul," lachte Editha ihren Mann an, „so wars bei uns auch. Nie konnten wir früh genug zusammen kommen. Gott, wenn ich bedenke —" Fortsetzung folgt. Rabenstein. Die öffentliche Sammlung für das Rote Kreuz ergab die Summe von Mk. Vielen Dank den Sammlern und den warmherzigen Spendern. Rcichcnbrand. Bei der hiesigen Gemeindesparkasse erfolgten im Oktober d. I. 286 Einzahlungen im Betrage von 53048 Mark 71 Pfg., 111 Rückzahlungen im Betrag- von 28t11 Mk. 13 Pfg. Die Gesamt einnahme betrug 117449 Mk. 53 Pfg., die Gesamtausgabe 109331 Mk. 31 Pf. und der bare Kassenbestand am Schlüsse des Monats 8118 Mk. 22 Pfg. Der gesamte Geldumsatz im Monat Oktober beziffert sich auf 226780 Mk. 84 Pfg. Neustadt bei Chemnitz. Bei der hiesigen Sparkasse erfolgten im Monat Oktober dieses Jahres 108 Einzahlungen im Betrage von 55245 Mk. 12 Pfg., dagegen wurden 111 Rückzahlungen im Betrage von 38281 Mk. 12 Pfg. geleistet. Eröffnet wurden 24 neue Konten. Die Gesamteinnahme betrug 247354 Mk. 76 Pfg., die Gesamtausgabe 260896 Mk. 40 Pfg. und der bare Kassenbestand an, Schlüsse des Monats 104628 Mk. 73 Pfg. (einschl. 53680 Mk 14 Pfg. Giro guthaben). Der gesamte Geldumsatz im Monat Oktober bezifferte sich aus 508251 Mk. 16 Pfg. Familien-Unterstützung. Die Auszahlung der Bezirksunterstützung an die Familien der zum Heeresdienst einberusenen Mannschaften für den Monat November 1918 soll Freitag, den 15. November d. I. von vorm. 8—12 Uhr für die Markeninhaber 1—260 und nachm. 1—5 Uhr für die Markeninhaber 261 —Ende im hiesigen Rathaus und zwar genau der Markennummer nach erfolgen. Wer seine Unterstützung nicht pünktlich abholt, kann dieselbe erst acht Tage später erhalten. Der Gemeindevorstand zu Rabenstein, am 7. November 1918. Fundamt Rabenstein. Gefunden: 1 Scbal, 1 Handwagen. Berloren: 1 Geldtasche mit Inhalt- i " .. . .. Landwirte. Die Abgabe der Milchgutscheine auf Monat Oktober hat am Montag, den 11. November 1918 im Rathaus, Zimmer 1, zu erfolgen. Nachträgliche Abgabe zieht den Verlust der Erstattung nach sich. Der Gemeindevorstand zu Rabenstein, am 7. November 1918. Staatseinkommen- und Ergänzungssteuer. Diejenigen Steuerpflichtigen, welche mit der Bezahlung des 2 Termines der Staatseinkommen- und Ergänzungssteuer noch im Rückstände sind, werden darauf aufmerksam gemacht, daß nach dem 12. November -. I. die rückständigen Beiträge an den Vollstreckungsbeamten zur Einziehung abgegeben werden, und daß von diesem Zeitpunkte ab Bezahlungen nur noch an den Berwaltungsvollstreckungs- beamten beim Königlichen Amtsgericht Chemnitz zu leisten sind Der Gemeindevorstand zu Rabenstein, am 7. November 1918. I iKLrs ante Qualitäten vMMk LiMar Lriek 8Mlrk m mchster Auswahl. 8^^180. Ein grüner Tafelwagen zu verkaufen Reichenbrand, Hofer Straße 37. 2 Stück 2 Meter lange Gardinen stangen, ebensolche Vitragenstangen zu verkaufen Reickenbrand, Rabenkteiner Straße 4. 1 Hahn, 3 Hühner, diesjährige Minorka, verkauft Stark, Rottluff, Limbacher Str. 258. Kleiderschrank zu verkaufen Rabenstein, Kirchstroße 16. Eiserne Bettstelle Auflage billig zu verkaufen ^Siegmar, Hofer Str 49, 2 Tr., mitte.