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Dresdner Journal : 07.04.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-04-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189704078
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970407
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970407
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-04
- Tag 1897-04-07
-
Monat
1897-04
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 07.04.1897
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vezusspret«: Für Dresden vierteljährlich: »Mark 50Pf., bei den Kaiser lich deutschen Bostanstalten vierteljährlich » Mark; außer halb des Deutschen Reiche» Post- und Stcmpclzuschlaa. Einzelne Nummern: 10 Pf. Erscheinen: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage adend». Fernspr -Anschluß: Nr12V5 »nlünätguussgevutzre»: Für den Raum einer aesval- tenen Zeile kleiner Schrift »0 Ps Unter „Eingesandt" die Zeile SV M. Bei Tabellen- und Ziffernsatz entsprechender Aufschlag HeranSgeber: Königliche Expedition de» Dresdner Journal» Dresden, Zwmgerstr SV. Fernspr-Anschluß: Nr12V5. W 80.Mittwoch, den 7. April, abends.1897. Amtlicher Teil. Se. Majestät der König baden Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Betriebsdirektor bei der Staatseisenbahnverwaltung Homilius in Leipzig das von Sr. Majestät dem Könige von Italien ihm ver liehene Offizierskreuz des Italienischen KronenordenS annehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der in Sachsen staatsangehörige Verlags-Buchhändler Schall in Berlin den ihm von Sr. König!. Hoheit dem Herzoge Carl in Bayern verliehenen Titel als Herzoglich Bayerischer Hosbuch- hündler annehme und führe. Srneunungen, Versetzungen re. im öffentlichen Dienste. Im VieschäftSberetche des Ministeriums der Finanzen. Verwaltung der direkten Steuern: u) Kreis- und Be zirkssteuerverwaltung. Versetzt: der Bezirkssteuersekretär Krätzschmar in Leipzig zur Bezirkssteueieinnahwe Dresden; die Bureauassistentcn Schlicke in Dresden und Erund in Dippoldiswalde zur Bezirkssteuereinnohme Leipzig, Vogler in Leipzig zur Bezirkssteuereinnatzme Chemnitz, Pommer in Chemnitz zur Bezirkssteuereinnahme Dippoldiswalde d) Technisches Personal der Steuerverwaltung. Befördert: der Vermessungs - Ingenieur - Assistent Hay- mann in Dresven zum Vermessungsingenieur in Leipzig, der Vermessungsassistcnt Thomas zum Vermessungs-Ingenieur- Assistenten, ter Eeomeler Hensel zum Vermessungsa sistenten. — Angestellt als Geometer: die Feldmesser Häßler und Birke. — Versetzt: die Vermessungsingenieure Kunis in Annaberg nach Chemnitz und Oichätzchen in Leipzig nach Annaberg. — Entlassen auf Ansuchen: der Vermessungs ingenieur Schmidt in Chemnitz. Bei der Post-Verwaltung sind ernannt worden: Zscheile, zeithcr Postassisicnt als Bureauassipent tri der Kaiser!. Ober-Postdircction zu Dresden, Schlenkrich, zeither gegen Tagegeld beschäftigter Postassistent, als Postverwalier in Kipsdorf, John, zeither gegen Tagegeld beschäftigter Post- assistent, als Posiverwalter in Gottleuba. Im Geschäftsbereiche des Ministeriums des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Erledigt: das Schul- direktorat in Großzschocher bei Leipzig. Kollator: der Gemeinderat daselbst. Einkommen: 2700 M. Gehalt und »30 M. WohnungSgeld. Gesuche sind bis zum 21. April beim Gemeinderaie in Großzschocher einzureichcn; — die Lberlehrer- (II. Lehrer-) stelle an den Bürgerschulen zu Roßwein. Die Stelle gewährt nach dem Kataster ein Gesamteinkommen von 2500 M Gesuche bis 16 April an den Stadtrat zu Roßwein; — die XX und XXI. ständige Lehrerftellc an den Bürger schulen zu Roßwein Jede der Stellen gewährt nach dem Kataster ein Gesamteinkommen von 1150 M. Gesuche sind bis 16. April an den Stadtrat zu Roßwein zu richten; — die Organisten- und zweite ständige Lehrcrstelle an der Schule zu Schönbach. Kollator: das Königl. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Einkommen neben freier Amts wohnung mit Gartcngenuß 1000 M. vom Schuldienste, 150 M. vom Kirchendienste und 72 M. für Erteilung des Unterrichtes in der Fortbildungsschule Bewerbungsgesuche unter Beifügung der sämtlichen Zeugnisse sind bis zum 20. April bei dem Königl. Bezirksschulinspektor Bach in Löbau einzureichen; — die 8. Lehrerstelle in Neugersdors. Kollator: das Königl. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichtes. Ein kommen: 1000 M. Jahresgehalt und 200 M. Wohnungs- entschädigung. Der Gehalt erhöht sich mit dem erfüllten 25. Lebensjahre auf 1200 M. und steigt in bjährigen Zwischen räumen bis aus 2100 M. Auch Bewerber, die das 25., doch nicht das 30. Lebensjahr überschritten haben, wollen ihre Gesuche nebst den erforderlichen Zeugnissen bis zum 20. April an den Königl Bezirksschulinspektor Bach in Löbau einreichen; — die Se'ektenlehrerstelle in Bad Elster. Einkommen: 1200 M. Gehalt und freie Wohnung. Kandidaten der Theologie, welche sich um die Stelle zu bewerben gedenken, wollen sich mit Ein sendung der Zeugnisse bis zum 13. April bei dem Königl. Bezirksschulinspektor Hörig in Oelsnitz i. V melden. Zu besetzen: eine ständige Lehrerstclle an der Bürger schule zu Großenhain. Kollator: der Stadtrat daselbst. Das Einkommen der Stelle beträgt einschließlich WohnungS- entschädigung 1250 M und steigt nach der GehaltSstaffel bis 2500 M Gesuche sind mit den gesetzlichen Beilagen bis zum 21 April an den Stadtrat zu Großenhain einzusenden.; — die ünnk und Wilsenschast. Über Robert Kochs neues Tuberkulin äußert sich Prof. Hans Buchner in den „Münch. Reuest. Nachrichten": Es kann nicht bezweifelt werden, daß die Aussichten auf wirkliche Heilerfolge mit dem neuen Tuberkulin wesent lich bessere sind, als sie es mit dem früheren gewesen waren, und zwar aus mehreren Gründen. Emmal ist Koch diesmal offenbar viel vorsichtiger vorgegangen unv hat vor dem Bekanntgeben an die Öffentlichkeit schon reichere Erfahrungen nicht nur an infizierten Tieren, son dern auch an kranken Menschen gesammelt, als dies bei dem früheren Tuberkulin der Fall gewesen war, wo — wie sich nachträglich herausstellte — die Publikation ohne genügende experimentelle Begründung erfolgt war. Bon der größeren Vorsicht zeugt schon die jetzige Ausdrucks weise, indem jetzt nur von zu erzielender „bedeutender Besserung" die Rede ist, während Koch früher sein Tuber kulin als „Heilmittel" bezeichnet hatte. Auch hat er unterdessen erkannt, daß bei fortgeschrittener Lungenschwind sucht die hier vorkommenden so oft verhängnisvollen fieber haften gemischten Jnfektionszustände durch Tuberkulin wenigsten« nicht unmittelbar beeinflußt werden können. Das Verkennen dieses Zusammenhanges war u a. eine Hauptursachc gewesen, weshalb die Behandlungsversuche mit dem früheren Tuberkulin scheiterten. DaS alles würde indes keinen genügenden Grund abgeben für optimistischere Auffassung, wären nicht in der Darstellungsweise de» neuen Tuberkulins an sich wichtige Argumente hierfür ge geben. DaS neue Produkt ist nämlich nicht nur eine ver besserte Auflage de» früheren, sondern e» ist im wesent lichen etwas anderes und muß deshalb auch ganz andere Wirkungen Hervorrufen DaS frühere Tuberkulin wurde gewonnen durch Er- 3. ständige Lehrerstelle zu Frankenhaufen. Kollator. da» Königl. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterricht». Einkommen: 1000 M Gehalt, 100 M. unwiderrufliche, in die Altrr-zulagen nicht einzurechnende persönliche Zulage, 36 M. für Turnunterricht und freit Wohnung Gesuche sind unter Beifügung sämtlicher Prüfung»- und AmtssührungSzeugniffe bi» »um 28 April bei dem Königl Bezirksschulinspektor Schuj- rat Lohse in Zwickau einzureichen; — die 4. ständige Lehrer stelle in St. Egidien. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: 1000 M , 120 beziehentlich 180 M. Wohnungs geld und 72 M. für Turnunterricht. Gesuche mit sämtlichen Zeugnissen sind bis zum 26. April bei dem Königl. BezirkS- sLulinspektor Schulrat Lötzsch in Glauchau einzureichen; — die Hilsslehrerstelle in Strehla. Kollator: die oberste Schul behörde. Einkommen. 1200 M. einschließlich der Wohnung-- entschävigung. Akademisch gebildete Bewerber, welche besonders befähigt sino, Unterricht in der französischen Sprache zu er teilen, haben ihre Gesuche und Zeugnisse bis zum 17. April an drn Königl. Bezirksschulinspektor Reil in Oschatz einzureichen. nichtamtlicher Teil. Zur Lösung der österreichischen Kabinettskrills wird uns aus Wien geschrieben: Die Erwartung, daß die plötzlich ausgebrocheue Kabinettskrisis ihren Abschluß mit dem Verbleiben des Ministeriums Badeni finden werde, hat durch die Thatsachcn ihre Bestätigung erfahren. Und das Gleiche gilt auch von der Annahme, daß Graf Badeni bei der Fortführung der Geschäfte auf die Unter stützung der deutschliberal gesinnten Elemente in keinem Falle vorweg verzichten wolle. Die nun er folgte Lösung ist äußerlich zunächst durch den Um schwung ermöglicht worden, welcher sich binnen kurzer Frist in der Haltung des verfassungstreuen Groß grundbesitzes vollzogen hat Diese Gruppe war, unter dem Eindrücke der Nachrichten über den Inhalt der Cprachenverordnung, geneigt, in Opposition zur Re gierung zu treten. Durch die Ausführung dieses Planes wäre die Anhängerschaft ter Regierung im neuen Hause zu einer ausgeprägten und aus schließlichen slawisch-klerikalen Vereinigung geworden. Es hätte sich dann die formelle Bildung einer Re gierungsmehrheit gerade unter jenen Modalitäten er geben müssen, welche Graf Badeni vermeiden wollte. Wenn daher der verfassungstreue Großgrundbesitz nach der Demission des Kabinetts nunmehr seine Beteilig ung an der Bildung einer parlamentarischen Mehrheit zugesagt hat, so hat er damit einer Erwägung der politischen Opportunität entsprochen. Zu Gunsten dieser Erwägung lassen sich ernste und triftige Gründe vorbringen. Betrachtet man die oben er wähnten Intentionen des Grafen Badeni als rnd- giltige und unumstößliche, so gelangt man zu dem Schlüsse, daß ein Verschwinden des Großgrundbesitzes aus der parlamentarischen Mehrheit unbedingt einen Kabinettswechsel zur Folge hätte haben müssen. Dieser Wechsel hätte naturgemäß nur im Sinne der Berufung eines Ministeriums erfolgen können, dessen Zusammen setzung und Politik im Einklänge mit dem Vorhanden sein einer spezifisch slawisch-klerikalen Regierungsmchr heit gestanden hätte. Die Nachteile einer etwaigen solchen Gestaltung für die Interessen des Deutschtums bedürfen wohl keiner besonderen Würdigung. Die Gruppe des Grundbesitzes hat daher, indem sie den Sturz des Ministeriums verhütete, jenen Nachteilen zumindest für den Augenblick vorgebeugt. Sie hat einer Zwangslage Rechnung getragen, so gut dies eben anging. An Entscheidungen und Gestaltungen, die sich aus Zwangslagen ergeben, hasten natürlich steis unser weibliche Mängel, und solcbc sind auch schon heute Hitzen von Kulturen der Tuberkelbazillen unv enthielt dem gemäß entzündung- und siebererregende Stoffe, aber keine oder fast keine Substanzen, welche Immunität, d. h Un empfänglichkeit gegen Tuberkulose im lebenden Körper Hervorrufen Das hatte Koch allerdings verkannt. Er hielt schon das frühere Tuberkulin für ein immunisierendes Mittel, was aber durch die Untersuchungen verschiedener Forscher, namentlich auch jene meines Schülers Friedrich Römer und meine eigenen, schon l89l sich als Irrtum herausstellte. Um ein besseres Tuberkulin herzustellen, war es — nachdem ich bereits 1890, schon vor Kochs erster Publikation, die Aufmerksamkeit der Fachgenoffen aus die Jnhaltsbestandteile dsr Baktericnzellen und deren Wirkungen gelenkt hatte — offenbar nötig, die Jnhalts bestandteile des Tuberkelbazillus direkt, und zwar mög lichst unverändert, zu gewinnen. Die große Frage war nur, wie das bei so winzigen mikroskopischen Zellen zu machen sei? Koch giebt in seiner jetzigen Mitteilung an, daß er nach vergeblichen Extraktionsversuchen mittels Natronlauge auf die Idee kam, die Tuberkelbazillen selbst mechanisch zu zertrümmern, um auf diese Werse deren unveränderte Jnhaltsstoffe direkt zugänglich zu machen Dieser Gedanke bewährte sich Die getrockneten lebenden Kulturen der Tuberkelbazillen wurden zu feinem Staub gerieben und dann mit Wasser behufs Wiederauflösung der darin be findlichen Stoffe unter gleichzeitigem Zentrifugieren be handelt, das neue Tuberkulin wurde auf diese Weise her gestellt Dasselbe enthält demnach die ziemlich unver änderten Jnhaltsbestandteile des Tuberkelbazillus und wird also aller Voraussicht nach geeignet sein, der An gabe Kochs entsprechend, thatsächlich immunisierend gegen Tuberkulose, dadurch aber heilend zu wirken. Hiermit könnte ich schließen, hätte nicht Koch am Schluffe seiner Mitteilung geäußert, er „glaube .mit Be stimmtheit behaupten zu können, daß weitere Verbesser ungen der Präparate" (d. h de» Tuberkulin») „selbst nicht bezüglich der neuesten Wendung wahrzunehmen. Der verfassungstreue Großgrundbesitz, der heute, am Tage der Veröffentlichung der vielumstrittenen Sprachen verordnung, eine Stellungnahme gegen die Regierung noch vermeidet, tritt damit in einen scharfen Gegensatz zu den volkstümlichen Elementen, welche mit der aristokratischen Gruppe gesinnungsverwandt sind und wiederholt Seite an Seite mit ihr gekämpft haben. Die Erwählten der deutschfreiheitlichen bürgerlichen B'völrerunq rüsten sich zur erbitterten Abwehr der Plär.e der Regierung in den nationalen Fragen und sie haben dabei auf die Unterstützung der früheren Bundes genossen nicht mehr zu zählen. Die Situation der vorgeschrittenen deutschliberalen Gruppe ist durch die jüngsten Ereignisse also unzweifelhaft eine noch un günstigere geworden, als sie es schon war; die Haltung des Großgrundbesitzes kann aber trotzdem bei unbe fangener Auffassung nicht getadelt werden. Der deutsche verfassungstreue Adel hatte sich in den letzten Tagen nur darüber zu entscheiden, wie einer ernsten, beklagenswerten Lage noch die beste Seite abzugewinnen sei. Die Eigenart dieser Lage ist nur allzudeutlich durch die Vorgänge gekennzeichnet, die sich auf parlamentarischem Gebiete während der Kabinettskrise und ganz unabhängig von den Wünschen und Plänen der Regierung abgespielt Jene Gruppierung, welche nach den Absichten haben, der Regierung unterbleiben sollte, ist in dieser kurzen Epoche eingeleitet und allem Anscheine nach auch schon durchgeführt worden. Die flämischen und klerikalen Parteien haben sich zu einem Verbände vereinigt, in welchem, so wie er heute beschaffen ist, für die Vertreter deutschliberaler Anschauungen kein Raum gefunden werden kann. Diese Liga schickt sich an, die Zügel der Herrschaft im Parlament un- bekümmeit uM das Streben der Regierung nach Sammlung aller gemäßigten Faktoren zu er greifen. Sie besitzt die nötige numerische Macht, um die führende Rolle im Volkshause an sich zu reißen, und sie lehnt sich mittelbar gegen die „führende" Re gierung auf, obschon sie ihr ihre Unterstützung ver heißt. Tas Programm, mit welchem Graf Badeni ans Ruder getreten ist, das Programm der gemein samen Arbeit aller staatserhaltendcn Elemente und der Gleichberechtigung dieser Elemente soll also illusorisch gemacht werden. Ncchdem einmal im Parlament die hier ge schilderte Gestattung angebahnt worden war, mußte der verfassungstreue Großgrundbesitz zunächst nur darauf bedacht sein, das Verbleiben einer Regierung zu ermöglichen, welche in der einseitigen Entwickelung der Gruppenverhältnisse nicht die Basis ihres Wirkens erblicken will. Diesem Ziele diente die Entschließung der Partei, und das Handschreiben des Kaisers an den Grafen Badeni beweist, daß die drohende Gefahr des Sturzes des Ministeriums abgewendet worden ist. Die Kundgebung des Monarchen betont die An trittserklärung der Regierung und sie will somit andeuten, daß die gemäßigten Repräsentanten der deutschliberalen Richtung auf die Fürsorge des Herrschers, auf Berücksichtigung seitens der Regierung zahlen dürfen, wenn sie an der Seite der Regierung ausharren werden. Die polnischen, tschechischen und klerikalen Führer haben gewiß bereits den strategischen Plan vollendet, nach welchem die deutschfreiheitlichen Elemente aus jeder, die Beeinflussung unserer inneren Politik gestaltenden Position verdrängt werden sollen. Tas Wort des Kaisers sagt ihnen aber, daß dieser Plan an höchster Stelle nicht gebilligt wird und daß der Monarch und sein erster Berater gerade jene Ent wickelung verhindern wollen, welche den Gegnern des Deutschtums als Ideal vorschwebt. mehr zu erwarten sind." Hiergegen mutz ich Vermahlung cinlegen, solange nicht eine Methode genügend erprobt ist, welche im Münchener Hygicimschen Institut ebenfalls zu dem Zweck ausgebildet worden ist, die unveränderten Jnhalts bestandteile von Zellen der niederen Pilze und auch von Bakterienzellen zu gewinnen Dieses letztere Problem hatten nämlich schon seit 1891 ich und mein Bruder, Prof. Eduard Buchner (Tübingen), von dessen hierher ge höriger Entdeckung der gärungerregenden Zhinose als JnhaltSprodukt der Hefezellen erst kürzlich die Rede war, unablässig im Auge behalten. Schon 1893 war eS uns gelungen, Bakterienzellcn durch Zerreiben mechanisch zu zertrümmern, um deren Jnhaltsstoffe unverändert zu ge winnen, d h. wir hatten damals im wesentlichen bereits diejenige Methode in Händen, deren sich Koch jetzt zur Darstellung des neuen Tuberkulins bedient Jenes Ver fahren von 1893 erschien uns indes noch nicht als das erstrebenswerte Ideal. Nach wetteren Verbesserungen der Methode suchend, fanden wir diese in der That in der vor gängigen Zerreibung der mikroskopischen Zellen mit nach folgender Auspressung derselben bei einem Druck von 400 bis 500 Atmosphären. Dieses neue bereits im Januar lausenden Jahres publizierte Verfahren bewies denn auch seine Überlegenheit gegenüber den bisherigen Methoden sofort durch die erwähnte Entdeckung bezüglich der Gär wirkung der Hefe. Gleichzeitig wurde ferner das neue Verfahren im Hygieinischen Institut München auch zur Gewinnung von Zellsäften aus Bakterien in Anwendung gebracht, und speziell bei Tuberkelbazillen sind durch die Herren M Hahn und Bulling (Reichenhall) Versuche über Heilung und Immunisierung bereits im Gange, welche je doch bei dem langsamen Verlause der tuberkulösen Infektion naturgemäß einer langen Zeitdauer zu ihrer Durchführung bedürfen Da bei Kochs Verfahren die lebenden Tuberkel bazillen zuerst getrocknet, dann fein zerrieben und hierauf mit Wasser behufs Wiederauflösung der wirksamen Stoffe behandelt werden müssen, so ist sein Verfahren umständ- Tagesgeschichte. Dresden, 7. April. Heute früh 6 Uhr ist da bei dem Schwurgerichte zu Bautzen am 24. Februar dieses Jahres gegen den Maurergesellen Friedrich Gustav Hoche aus Burkau wegen Mordes ergangene Todesurteil mittels Fallschwerts vollstreckt worden. Deutsches Reich. * Berlin. Se. Majestät der Kaiser hörten gestern früh dm Vortrag des Chefs des Militärkabinetts. Um 11 Uhr begaben Sich Beide Kaiserliche Majestäten nach der englischen BotschaktSkapelle, woselbst die Trauerseier- lichkeit für die verstorbene Gemahlin des britischen Bot schafter« stattfand. — Wie der „Reichsanzeiger" mitteilt, ist mit der Stellvertretung des Reichskanzlers im Bereiche der Marineverwaltung der Kontreadmiral Büchsel für die Dauer der Beurlaubung des Staatssekretär« de» Reichsmarineamts beauftragt worden. — Eine im „Reichsanzeiger" veröffentlichte Kaiser!. Ver ordnung über die Erfüllung der Dienstpflicht bei der Kaiserl. Schutztruppe für Südwestafrika bestimmt u a, daß Angehörigen des Reichsheercs oder der Kaiserl. Marine, welche auf Grund freiwilliger Meldung der Schutztruppe für Südwestafrika zugeteilt werden, die Zeit, während welcher sie bei der Schutztruppe dienen, auf die aktive Dienstzeit im Heere oder in der Kaiserl. Marine angerechnet wird Wehrpflichtige Reichsangehörige, welche in dem südwestafrikanischen Schutzgebiet ihren Wohnsitz haben, werden zur Ableistung ihrer aktiven Dienstpflicht auf ihren Wunsch in die Schutztruppe für Südwestasrika eingestellt. Letzteres gilt auch von Einjährigfreiwilligen. — In der gestrigen Sitzung der Reichstagskommission für Vorberatung der sogenannten Handwerksorgani- fations-Vorlage ist der grundlegende, von der Erricht ung von Zwangsinnungen handelnde 8 100 mit einer vom Abg. Gamp beantragten Abänderung dahin, daß die höhere Verwaltungsbehörde auch bei Nichtzustimmung der Mehrheit der beteiligten Gewerbetreibenden den Beitritts zwang beschließen können soll, wenn nur die sonstigen Voraussetzungen der Vorlage hierfür vorliegen, angenom men und außerdem beschlossen worden, daß die Zahl von 20 Handwerkern in jedem Falle als zur Bildung einer leistungsfähigen Zwangsinnung im Sinne der Ziffer 2 des Z 100 ausreichend angesehen werden soll. Die Weiter beratungen sollen erst nach dem Osterfest festgesetzt werden. Nach dem Ergebnisse der heutigen Beratung darf an genommen werden, daß, was noch vor kaum acht Tagen durchaus zweifelhaft erschien, der Gesetzentwurf über Ab änderung der Gewerbeordnung, wenn auch mit einigen mehr oder minder wesentlichen, jedenfalls aber die Grund gedanken der Vorlage nicht aufhebenden Abänderungen die Zustimmung der Mehrheit im Reichstage finden werde. — Was die Stellung der verbündeten Regierungen zu dem Anträge Gamp anlangt, so hat in der gestrigen Kom- mifsionssitzung der Staatssekretär v. Boetticher gegen den Antrag gesprochen Über die Entscheidung der Regierung dem Anträge gegenüber dürfte aber wohl noch nicht das letzte Wort gesprochen sein — Die Mitglieder der konservativen Fraktion de« Reichstages werden folgende Interpellation einbringen: Beabsichtigen die verbündeten Regierungen angesichts der bevorstehenden Erhöhung wichtiger Positionen de» Zolltarifs der nordamerikanischen Union, ins besondere der verschärften Differenzierung der deutschen Zucker einfuhr, an dem durch Notenaustausch vom 22. August 1891 getroffenen Übereinkommen mit den Vereinigten Staaten festzuhalten? — Aus einem in Liverpool gehaltenen offiziellen Fest bankett zu Ehren des aus seiner Stellung scheidenden amerikanischen Konsuls machte der hervorragendste eng lische Reeder der Gegenwart, Mr. Ismay (Präsident der White Star Linie), im Verlaufe einer, die Entwickelung der Schiffahrt im allgemeinen behandelnden Rede wörtlich die folgenden Ausführungen über die deutscheHandels- mar ine: Eine Londoner Zeitung berichtete uns kürzlich, daß bei Gelegenheit der Thronbesteigung Ihrer Majestät am 20. Juni 1837 die Lords der Admiralität sofort ein schnelles Depeschenboot abschickten, um die Nachricht nach Halifax, Neuschottland, zu bringen, wo dasselbe am 10. August anlangte, nachdem es mehr als sieben Wochen ltcher, chemisch eingreifender und außerdem für den Dar steller des Präparats weit gefährlicher als das unsrige, bei dem die lebenden Tuberkelbazillen in feuchtem Zustand mit Kieselguhr und feinem Sand zerrieben und in feuchtem, d h nicht stäubendem Zustande direkt ausgepreßt werden. Dies sind die Gründe, weshalb ich der Behauptung Kochs am Schluffe seiner jetzigen Mitteilung: „Etwas Besseres läßt sich in dieser Art nicht darstellen, und was überhaupt mit Tuberkelbazillen zu erreichen ist, das muß mit diesen Präparaten zu erreichen sein", vorläufig — solange die Wirkung unserer aus Tuberkelbazillen her gestellten Preßsäfte noch nicht erprobt ist — nicht beizu stimmen vermag Aus dem unbekannten Innern von Brasilien. Im Dresdner Verein für Erdkunde führte am 2. d. Mts. Hr. vr Herrmann Meyer aus Leipzig, ein Bruder des bekannten Erforschers des Kilimandscharo vr. Hans Meyer, die zahlreich erschienenen Zuhörer in einem nach Inhalt und Form ausgezeichneten, durch zahl reiche Lichtbilder illustrierten Vortrage nach dem Innern von Brasilien, das namentlich in den Gebieten zwischen den großen rechten Nebenflüssen des Amazonenstromes weit weniger bekannt ist, als man nach einem Blick auf unsere gewöhnlichen Karten vermuten zu sollen meint Die Aus sicht, hier noch zahlreiche und wichtige Entdeckungen, nament- jich auf dem Gebiete der Völkerkunde, machen zu können, veranlaßte die Brüder vr. Karl und Wilhelm von den Steinen zu den beiden Schingu-Erpeditionen in den Jahren 1884 und 1887. Sie hatten sich in ihren Erwartungen nicht getäuscht, denn sie trafen im Gebiete des oberen Schingus, eines jener Nebenströme des Amazoncnstromes, auf Völkerstämme, die noch nie einen Weißen gesehen hatten, von deren Kultur noch nicht im geringsten beein flußt waren und das Eisen nicht kannten, sondern sich mit Steinbeilen begnügten und überhaupt noch in den urfprüng-
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