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für Reichenvmnd, Siegmar, Neustadt, Rabenstein und Rottluff. Erscheint jeden Sonnabend nachmittags. Bezugspreis: Vierteljährlich 30 Pf., durch die Post bezogen vierteljährlich 75 Pf. — Anzeigen werden außer in der Geschäftsstelle (Reichenbrand, Nevoigtstraße 11) von Herrn Friseur Weber in Reichenbrand und von Herrn Kaufmann Emil Winter in Rabenstein entgegengenommen und die Ispaltige Petitzcile oder deren Raum mit 20 Pf. berechnet. Schluß der Anzeigen-Annahme Freitags nachm. 2 Uhr. Fernsprecher Amt Siegmar 244. — Postscheckkonto Leipzig Nr. 12 55S, Firma Ernst Flick, Neichenbrand. ^2 44 Sonnabend, den 2. November 1918 Nachstehende Bekanntmachung wird hiermit zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Die Gemelndevorstände zu Relchenbrand, Siegmar, Neustadt, Rabenstein und Rottluff, am 24. Oktober 1918. Gewährung von Beihilfen zur Milchverbilligung im Bezirke -er Amtshauptmannschaft Chemnitz. 2m Anschluß an die Bekanntmachung des Kommunalverbandes vom 30. September 1918 über Milchhöchstpreise (Ehemnitzer Tageblatt Nr. 272) wird bestimmt: 8 1- Bom 2V. Oktober 1918 ab erhalten auf Antrag folgende Vollmilchversorgungsberechtigte bet einem Gesamtjahreseinkommen des Haushaltes bis zu 4300 Mark einen Zuschuß zur Verbilligung des Vollmilchpreises s. Kinder im 1. und 2. Lebensjahre, b. schwangere Frauen in den letzten 3 Monaten vor der Entbindung. c. stillende Frauen, ä. vollmilchversorgungsberechtigte Kranke mit Ausnahme solcher Kranken, für die die Kosten der Milch von einer Krankenkasse (sogen, kleines Heilmittel im Sinne von 8 182 Ziff. 1 der Reichsversicherungsordnung) oder einer anderen öffentlichen Kasse getragen werden. 8 2. Der Zuschuß wird gewährt in Höhe von s. 12 Psg. für das Liter Vollmilch in der Stadt Limbach und in den Gemeinden Einsiedel, Erfenschlag, Harthau, Neustadt, Reichenbrand, Schönau und Siegmar. b. 10 Pfg. für das Liter Vollmilch in allen übrigen Gemeinden des Bezirks. 8 3. Die in 8 1 genannten Personen erhalten auf Antrag von der Gemeindebehörde ihres Wohnortes zu der von dieser zu bestimmenden Zeit Gutscheine ausgehändigt. Bei dem Antrag ist der Steuerzettel der sämtlichen gewerblich tätigen Haushaltsangehörigen oder eine Bescheinigung über die Höhe des Gehaltes oder Lohnes oder sonstigen Einkommens vorzulegen. Die Gutscheine lauten über 3 bez. 2Vs Pfg für Liter Vollmilch. 8 4. Die Zuschutzberechtigten haben die Gutscheine bei jedesmaliger Entnahme von Vollmilch zugleich Mit den Vollmilchmarken nach Höhe der täglich bezogenen Menge Vollmilch dem Verkäufer (Landwirt oder Wilchhändler) zu übergeben. Dieser ist verpflichtet, sie mit dem daraus ersichtlichen Geldwert in Zahlung zu nehmen. 8 5. Die Verkäufer haben die Gutscheine an die Gemeindebehörde in der von dieser zu bestimmenden Meise abzuliefern. Die Gemeindebehörde bringt dann den aus den Gutscheinen sich ergebenden Betrag iur Auszahlung 8 6. Zuwiderhandlungen werden, soweit nicht nach 8 17 der Verordnung des Reichskanzlers über die „ 25. September 1915 Errichtung von Preisprüfungsstellen und die Versorgungsregelung vom Geldstrafe bis zu 1500 Mk. oder Gefängnis bis zu 6 Monaten verwirkt ist, mit Geldstrafe bis zu 150 Mk. und Hast bis zu 14 Tagen oder mit einer dieser Strafen geahndet. Hohe Strafe hat vor allem derjenige zu gewärtigen, der sich mehr Gutscheine beschafft oder zu verschaffen versucht, als ihm nach den Vorschriften zustehen. 8 7. Die Bekanntmachung der Amtshauptmannschaft über Milchpreisermätzigung vom 29. Oktober 1917 (Chemnrtzer Tageblatt Nr. 299) wird mit dem Inkrafttreten vorstehender Bestimmungen aufgehoben. Chemnitz, den 14. Oktober 1918. Nr. 6166 L. 1*. II. Der Kommunalverband der Amtshauptmannschaft Chemnitz. Die Gemeinde Beamten, der zn den Sein Andenken Neustadt, am verliert in ihm einen pflichttreuen und gewissenhaften besten Hoffnungen berechtigte. wird jederzeit in Ehren gehalten werden. 30. Oktober 1918. Der Gemem-erat. Geistler, Gemeindcvorstand. Auf dem Schlachtfelde im Westen hat der Schutzmann Herr Paul Liebschner Off -Stellv, im Fußart.-Reg. Nr. 12 Inhaber der silb. St.-Heinrichs-Medaille, des Eis. Kreuzes H. Kl., des Chrenkreuzes m. Schw. und der Friedr.-Aug.-Medaille am 28. September 1918 durch Volltreffer auf Stolleneingang den Heldentod gefunden, nachdem er über 4 Jahre dem Vaterlande treu gedient hatte. Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichenbrand. Am 23. Sonntag n. Trin., den 3 November, Vorm. 9 Uhr tzredigtgottesdienst, zugleich Eröffnungsgottesdienst für den Konsir- ^andenunterricht: Pfarrer Rein. Dienstag Abend 8 Uhr Fungfrauenverein. Mittwoch Abend 8 Uhr Kriegsbetstunde: Hilfsgeistlicher Schwarze. Donnerstag Nachm. 2 Uhr Grotzmütterchenverein, Abend 8 Uhr j Äähabend. Amtswoche: Hilfsgeistlicher Schwarze. Parochie Nabenstein. Am 23. Sonntag n. Trin., 3. November, Vorm. 9 Uhr Predigt- iottesdienst: Hilfsgeistlicher Leidhold. Nachm. VrI Uhr Versammeln des ev. Iünglingsvereins an der Haltestelle Rabenstein zur Fahrt zum Missionsfeste nach Limbach. Mittwoch Abends 8 Uhr Versammlung des ev. Jungfrauen "neins I. Abteilung. Freitag Abends 8 Uhr Kriegsbetstunde: Hilfsgeistlicher Leidhold. Wochenamt: Derselbe. Annemarie. Roman von A. Wilcken. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Nach aufgehobener Frühstückstafel verabschiedete sich Traf Tollen. Annemarie eilte auf ihr Zimmer; ihr Schicksal war Gesiegelt. Was nun die Zukunft bringen, würde, das lag 'k tiefen Dunkel vor ihr. Wars Gutes? Böses? Wer vermochte das zu sagen. Auch die Frage: ob sie auf die Dauer einem Mann wie Traf Tollen, sowie seiner Mutter, der kranken, vielleicht Nörgelnden alten Dame genügen würde, wurde reiflich von Hr erwogen. Sie wollte sich ja gewiß redlich Mühe geben, Mn an sie gestellten Anforderungen gerecht zu werden. es ihr gelänge? Und dann überfiel sie doch wieder die Angst vor dem Morgigen Tag. Da sollte sie Erich Tobaben Wiedersehen. . Hätte sie sich doch den Eltern offenbart, sie gebeten, ihn ^cht einzuladen! Sie hätte sich viel Peinliches erspart, ^un war es natürlich zu spät. Nun war ein Wiedersehen ^vermeidlich. Sechstes Kapitel. In der Nacht erhob sich ein starker Wind. Der räumte ein wenig auf in der Natur. Am andern Morgen lag viel welkes Laub umher, trockne Zweiglein waren geknickt, es gab viel Aufräumungsarbeit. Allein die Sonne lachte so fröhlich vom blauen Himmels zelt herunter, als hätte sie sich nur ein kleines Späßchen erlaubt, als sie gestern ihr Haupt so hartnäckig zu verbergen trachtete. Und ein Späßchen wars ja auch nur gewesen, Gott sei gelobt; denn in all' die hohe Verlobungsfreude hinein war dem Kellenschen Ehepaar doch ein wenig unbehaglich zumute gewesen. Man konnte nach den gestrigen Anzeigen auf einen Witterungswechsel gefaßt sein. Indes war alle Angst vergebens gewesen, und wenn sich Annemaries Gesicht auch nicht zur bräutliche« Höhe auf schwingen konnte, so gossen die milden Sonnenstrahlen doch einigen Trost in ihr Gemüt. Sie hatte dem Brausen des Sturmes in der Nacht gelauscht; es war ihr vorgekommen wie ein letztes Aufbäumen der Natur, bevor sie sich zum Sterben rüstete. Nun waren wenigstens die trostlosen Bilder verschwunden, und unter der großen Geschäftigkeit im Hause kamen ihr andere Gedanken. Editha war am Morgen mit der Kinderwärterin und ihrem herzigen, kleinen Söhnchen angekommen. Der kleine Toni war ein zu liebes Kerlchen; er betrachtete sich, trotz der Wichtigkeit dieses großen Tages, durchaus als die Hauptperson. Allein, obgleich man ihm diesen Rang sonst nicht streitig zu machen pflegte, wurde er doch heute als Nebensache be handelt. Die Großeltern hatten keine Zeit für ihn, so wurde er von dem allgemeinen Trubel möglichst ferngehalten. Dr. Windisch beabsichtigte erst nach der Nachmittags- Sprechstunde in Siebeneichen einzutreffen, und Herbert, der so einem Vorbereitungsspektakel gern aus dem Weg ging, hatte beschlossen, sich dem Schwager anzuschließen, da alsdann auch die geladenen Herren seines Regiments abfuhren. Die Einladungen waren zu sieben Uhr ergangen, da konnten auch die auswärtigen Gäste zur Stelle sein. Am Morgen kamen zwei herrliche Blnmengebinde von Graf Tollen an. Eines an das Geburtstagskind, seine ver ehrte Schwiegermama, mit einigen verbindlichen Worten; das zweite, aus den schönsten Marschall Niel-Rosen bestehend, für seine Braut. Von nah und fern trafen duftige Grüße ein, sodaß das Haus im schönsten Blumenflor prangte. Dazwischen ging die Hausfrau mit glücklich lächelndem Mund umher. Sie sah fast jung und schön aus und täufchte gerade am heutigen Tag stark über ihr Alter hinweg. Editha umfing die reiche Pracht ihres Elternhauses mit einem stolzen, frohen Gefühl. Vermißte sie auch nichts in ihrem eigenen Heim, so machte es ihr doch Freude, von Zeit zu Zeit sich im Reichtum ihres Elternhauses sonnen zu können. Ihr war es unbekannt, daß der ganze Glanz nur Augen blenderei war, daß das Haus Kellen gewissermaßen auf einem Vulkan stand und nur durch künstliche Mittel in seiner alten Würde aufrecht erhalten wurde. Edithas einstige schlanke Gestalt hatte sich vorteilhaft verändert; ihre Schönheit stand auf der Höhe. Sie glich einer vollerblühten Rose, deren Duft berauschend wirkte. Sie hatte, wie alle Kellens, ein liebenswürdiges Wesen, doch gleich dem Vater wurde ihr Charakter von einem großen Selbstbewußtsein beherrscht. Als sie von der Verlobung der Schwester erfuhr, zog sie in inniger, schwesterlicher Liebe die holde Braut an sich. „Also unsere kleine Annemarie hat nun auch gewählt," sagte sie, zärtlich der Schwester Wangen streichelnd. So sehr sie sich auch an der Verbindung freute, kamen ihr doch einige Bedenken, die sie indes vorsichtig vor den anderen verbarg. Ob Annemarie den soviel älteren Mann liebte, wie sie noch heute für ihren Paul fühlte? Graf Tollen war ja eine Partie, gewiß; sollten Titel und Reichtum allein hier ausschlaggebend gewesen sein? Das sollte ihr leid tun um ihres Schwesterchens willen. Sie hatte sich einen anderen Begriff gemacht von der glücklichen Braut. Annemarie war so still, so verträumt. War es das Glück, welches sie so versonnen machte?" „Bist Du glücklich, meine Annemarie?" fragte sie aus warmem Herzeusdrang heraus. Annemaries lieblichen Züge veränderten sich um keinen Schein, als sie antwortete: „Das ist ja selbstverständlich, daß mit der Wahl, die man getroffen hat, auch das Glück verbunden ist." Er natürlich doch! Also warum fragte sie darnach? a«te Qualitäten HiMM Lmmr ! Kriek 8edulrk. I m reichster Auswahl. « Fernsprechers«.