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Postanweisungen entfällt künftig eine Reichsabgabe, und zwar, auf 10 Pfg. Postanweisungen bis 5 Mark werden also künftig 15 Pfg., solche bis 100 Mark 25 Pfg., solche bis 200 Mark 40 Pfg. usw. kosten. Für Telegramme wird der bereits bestehende Zuschlag von 2 Pfg. auf 3 Pfg. für das Wort erhöht, so daß die Wortgebühr 8 Pfg. beträgt. Für die Fernsprech anschlüsse undMebenansch küsse sowie für die Orts- und Ferngespräche wird die bisherige Reichsabgabe von 10 auf 20 Prozent erhöht. Getreu bis in den Tod. Roman aus der Kriegszeit von A. Wilken. Fortsetzung. ' Nachdruck verboten. „Es will Frühling werden," scholl es zu Linda zurück. Linda freute sich auf den Frühling, wie sie sich in ihrer frohen Art überhaupt auf jedes Ereignis freute, welches in das vorhergehende Abwechslung brachte. Und überhaupt der Frühling dieses Jahres, der brachte nach ihrer Ansicht sicher der Frieden. Und dann — wer weiß! „Muttchen, bist du uoch nicht fertig?" unterbrach sie ihren Gedankengang. „Man möchte doch endlich wissen, was da im Hause Kugler vorgefallen ist." „Ja, mein Kind, ich bin fertig. Wir wollen hinunter gehen." Als sie das gemeinsame Wohnzimmer betraten, welchem die Glasveranda angegliedert war, die mit den zierlichen Korbmöbeln und den prachtvollen Blättergewächsen und blühenden Pflanzen einen so heimlichen Anblick vom Zimmer aus gewährte, kam ihnen Elsa mit hochgeröteten Wangen und außergewöhnlicher Lebhaftigkeit entgegen. Frau von Kugler, mit dem Begießen der Pflanzen be schäftigt, trippelte eilig herbei. „Schon so früh, meine Lieben? Guten Morgen! Hoffentlich haben Sie gut geschlafen, liebe Alma? Und unser Sonnen strahl hier auch," wandte sie sich an Linda, welche sich gerade aus einer Umarmung der Schwägerin loslöste. „Danke, Tante Kugler," lachte Linda die ältere Dame an. „Habe heute wie immer vortrefflich geschlafen. Das kann ja gar nicht anders sein mit dem guten Gewissen, das man hat." Alle lachten. „Ja und bei der Jugend," setzte Frau von Kugler hinzu. „Nun aber sollt Ihr erfahren, welche große Freude wir diesen Morgen hatten." „Aha," dachten die beiden Damen, „tot ist er nicht." „Ich sehe Sie, liebes Jettchen, sowie meine süße Schwieger tochter so froh bewetzt —" „Wir sind es auch, Alma. Unser Otto^ kommt." ' „Der Referendar Otto von Kugler?" fiel Linda mit einem Aufblitzen ihrer dunklen Augen ein. „Ach wie herrlich, Tante; für Otto von Kugler schwärme ich geradezu." „Er ist noch zu haben," scherzte Mama Kugler. „Wir freuen uns mit Ihnen, liebes Jettchen," sagte Frau von Rethwisch würdevoll. „Man hört so viel Trauriges in dieser Zeit, daß einem das Glück doppelt entgegenlacht. „Auch dich, mein liebes Kind," wandte sie sich an Elsa, die ihr wie ausgewechselt erschien, „scheint die Nachricht freudig erregt zu haben." „Ja, Muttchen, ich bin wirklich so froh. Alle meine Jugenderinnerungen wurzeln ja in Otto." „Und Otto war es auch, der dir den Geliebten zuführte," meinte Linda einschalten zu müssen. „Ja, ja, Otto war es," stieß Elsa hastig heraus. „So wird unser lieber Junge gleichfalls eine Freude haben," erklärte Frau von Rethwisch, ihren Blick prüfend auf der Schwiegertochter ruhen lassend. Was war mit dem Mädchen nur für eine Veränderung vor gegangen! Sie wußte nicht, sollte sie sich über die Ankunft des Neffen freuen oder nicht, Linda war ja wie aus dem Häuschen. Und gewiß, so viel stand fest, des Referendars Ankunft brachte auf alle Fälle ein wenig Abwechselung in die Eintönigkeit des Lebens. Nebenbei konnte man doch auch hoffen. Hatten Elsa und Otto von Kugler sich bisher nicht gefunden, so lag scheinbar in seinem Kommen nach dieser Seite keine Gefahr vor. Ueberhaupt lag kaum die Möglichkeit nahe, daß Elsa sich von Ernst zurückziehen könnte; sie hätte es sonst längst getan. Was hätte auch ein längeres Hinhalten für einen Zweck gehabt? So suchte Frau von Rethwisch ihre aufgetauchten bangen Ahnungen zu verscheuchen und folgte der Hausfrau ins Nebenzimmer, wo der Kaffeetisch bereit stand. „Mein Mann ist nach Berlin auf den Bahnhof gegangen," entschuldigte Frau Jettchen ihren abwesenden Gatten. „Wenn alles gut geht, kann unser Otto heute morgen schon ein treffen, der Brief hat einige Tage Verspätung gehabt." „Was veranlaßt Ihren Neffen zu kommen?" erkundigte sich Frau von Rethwisch. „Ist er verwundet?" „Verwundet gewesen, liebe Alma, an der Schulter, aber nicht von Bedeutung, wie er uns schrieb. Nun hat er vierzehn Tage HeimatsurlauF'erhalten. Seine Nerven mögen wohl etwas mitgenommen sein." „O natürlich sind sie das," stimmte Frau von Rethwisch bei. „Wie kann's anders sein! Wird er hier bei Ihnen wohnen?" „Wir wünschen es sehr, doch er ist ein eigen Kraut. Er schreibt meiner Elsa, er freue sich, einmal wieder für einige Zeit in seinen vier Wänden Hausen zu können." „Er hat eine eigene Wohnung?" „Bei einer verwitweten Kanzleirätin besitzt er zwei Zimmer, die er sich mit Möbeln seiner verstorbenen Eltern aus staffiert hat." „Das erzählte er uns ja alles, als er bei uns zu Gaste war, Mutti," warf Linda ein, die sich das Frühstück gut schmecken ließ. „Ach, Kindchen, so etwas vergißt sich," sagte Frau von Rethwisch, die lieber gesehen hätte, der junge Mann hätte gleich ihnen in diesem gastfreien Hause Aufnahme gefunden. Man wäre sich um vieles näher gerückt. Linda tuschelte mit Elsa, deren heiteres Gesicht sie er munterte. „Du, Herzchen, ich kann dir sagen, daß ich mich wie ein Schneekönig freue. Euer Otto wird doch hoffentlich alle Tage kommen? Er kann uns doch ein bischen hierhin und dorthin führen. Man ist ja ordentlich stolz, sich mit einem feldgrauen Offizier zeigen zu können. Und dann, Elseken, du hast ja dein Teil. Sieh mal, ich mache aus meinem Herzen keine Mördergrube — du, laß uns auch mal 'n bischen allein. Ich war schon immer so'n bischen verliebt in Euern Otto, aber.jetzt — fühl mal, wie mein Herz puckert." Das lebhafte Mädchen ergriff die Hand der Schwägerin, sie an ihr Herz drückend. Elsa war das seichte Geplauder mit einemmale unsäglich zuwider. Es legte sich beklemmend auf ihr glühendes Herz, das in Weh und Leid und Freude erzitterte. „Es werden sich Augenblicke des Alleinseins finden," sagte sie stolz ablehnend. „Ich halte es immer für das Beste, man läßt das Glück an sich herankommen." „O, da irrst du, Elsa," widersprach Linda. „Nicht allemal ist das ratsam. Man muß dem Schicksal immer ein klein wenig nachhelfen." Frau von Rethwisch erhob sich, dadurch ihrer Tochter Geplauder ein Ende machend. Wenn man den Neffen schon am heutigen Morgen er warten konnte, mußte Linda noch besonders sorgfältig Toilette machen. Vom ersten Eindruck hing nach Ansicht der alten Dame nur allzuviel ab. Und dann waren die Damen augenblicklich auch über flüssig. Konnten aüch keine großen Vorbereitungen stattfinden, da die Zeit drängte, so hatten doch Mutter und Tochter alle Hände voll zu tun. So zogen sich die Gäste nach der Einnahme des Frühstücks zurück. „Wie die Kleine sich auf den Vetter freut," bemerkte Frau von Rethwisch zu ihrer Tochter, als sie allein waren. „Was willst du, Muttchen, das ist doch natürlich; sie kennen sich so gut." „Wenn sie nur nicht Vergleiche zieht zwischen unserm armen Ernst und dem schneidigen Vetter," betonte die Mutter wie vorahnend. „Einst war Ernst auch solch ein schneidiger Kerl und konnte es gut und gern mit einem Otto von Kugler aufnehmen. Jetzt freilich —" Sie verschluckte das andere. „Aber Muttchen, erstens ist der Referendar gegen Elsa wie ein Bruder, und dann will er sie offenbar gar nicht. Sie hätten Zich ja längst haben können. Nein, um Elsa ist mir nicht bange. Wenn Herr von Kugler sonst noch nicht gebunden ist —" Das blieb abzuwarten. Einstweilen prüften Mutter und Tochter in den mit gebrachten Kleidungsstücken, was am vorteilhaftesten wirken würde. Elsa hatte es eilig; Vaters Treibhausblumen mußten herhalten. Außerdem eilte sie zum Gärtner, um noch mehr duftende Grüße zu erstehen. Blumen sollten auf allen Tischen prangen und auf der Mittagstafel. Hell und licht mußte alles sein, Otto kehrte ja in die Heimat zurück. Er sollte die Liebe merken, die ihn hier erwartete, sollte sich heimisch fühlen, wo er doch zuhause war. Und die Sonne lachte vom blauen Himmel herunter, als freue sie sich gleichfalls dieses Wiedersehens. „Ach, wie war die Welt mit einemmale licht und schön! Und doch blieb ein leiser Stachel in Elsas Herzen zurück, ein Vorwurf War es nicht unrecht von ihr, sich des Wieder sehens mit dem Vetter so sehr zu freuen, während der Verlobte schmerzvoll außen stehen mußte? Aber nein, waren ihre Gefühle nicht von der lautersten Art? Sie -wollte sich dieses Wiedersehen durch nichts trüben lassen. Der arme Dulder im Lazarett zu Zehlendorf sollte nicht vergessen werden. ^Elsa riß das Fenster auf, hinaushorchend auf das Getute eines sich etwa nähernden Autos. Sie lief den Gartenpfad! entlang an die Pforte und spähte die stille Straße hinab-! Und dann — dann bog ein Auto um die Ecke — eine! Hand streckte sich heraus, winkte — ein Kopf wurde sichtbar — sein Gesicht, sein tausendmal geliebtes Gesicht. Jetzt hielt das Gefährt — Otto sprang heraus. Elsa riß die Pforte auf, stürzte auf den Mann in dec feldgrauen Uniform zu und warf sich ungestüm in seine Arme. Und unter Lachen und Schluchzen kams über die zitternde« Mädchenlippen: „Otto, daß du da bist! Daß ich dich wieder habe!" Otto drückte das geliebte Mädchen fest in seine Arme- „Kleine, süße Elsa, wie beglückt mich deine Freude!" Er küßte ihren Mund, ihre Hände. Herr von Kugler hatte unterdessen den Kraftwagenführer entlohnt. Jetzt trat er heran. „Ja, Maust, da haben wir ihn erst mal wieder. A« ein Fortgehen wollen wir gar nicht denken, sondern uns der Gegenwart freuen." „Ja, Papa!" Elsa legte den Arm in den des Vetters, dem Hause zu schreitend, wo Mama Kugler in der offenen Verandatür« mit ausgesireckten Armen stand. „Willkommen daheim, mein lieber Junge!" Sie wischte sich eine Rührungsträne aus den Augen. I Dann folgte auch hier eine zärtliche Umarmung. Und nun begann eine genaue Musterung. „Nein, wie du braun geworden bist! Siehst ja wie'«! halber Neger aus," lachte Frau von Kugler. Auch Elsa lachte, wie sie seit Wochen nicht mehr gelacht! hatte. Silberhell quollen die Töne aus ihrer Kehle. Ach, es war ja alles wie es einst gewesen. Es wa-! ja gar nicht so, als hätte Otto dem Feinde in Angesicht! geschaut, als hätten Kugeln und Granaten und andere uw! heimliche Geschosse ihn umsaust. Das alles war vergessen! und es war Elsa, als müsse Ernst jeden Augenblick zu ihnen! treten: Sieh, da bist du ja auch mal wieder, Freund,! Kamerad! Allein, Ernst kam nicht. Und Elsas Seele flog zu dein. Verlobten hin in innigem Mitgefühl. Das steuerte die große! Wiedersehensfreude. Nein, ach nein, es war doch nicht mehr wie es früher! gewesen. — Oben standen die beiden Damen hinter dem Vorhang! an ihrem Fenster: sie hatten den ganzen Vorgang an del! Pforte beobachtet. „Linda, mein Kind, was sagst du? Ich bin einfach! sprachlos. Dieses Benehmen! Er ist doch nicht ihr Bruder-! Es war, als wenn der Geliebte käme," so jammerte Fra«! von Rethwisch in erregter Weise. § Linda war blaß geworden bis an die Lippen bei dei« Vorgang, eine wilde Eifersucht lohte in ihr empor. Und sie hatte in ihrer Einfalt ihre Schwägerin noch! gebeten, bei Otto ein wenig uachzuhelfen. Sie hatte sich ! wahrhaftig in dieser kleinen Scheinheiligen getäuscht. Sie sagte nichts und ließ die Mutter reden, welche zwar! vorgab, sprachlos zu sein, doch aber ihrem Herzen in eine«!! großen Redeschwall Luft machte. „Gott, Mutter, was soll ich denn sagen? Elsa ist eine! ganz raffinierte Kokette. Erst war ihr Ernst gut genug,'t jetzt, da ihn das Unglück traf, wirft sie sich dem Ander« an den Hals." „Aber, Linda, Kind, wie schroff du urteilst!" rief Fra« von Rethwisch entsetzt aus. „Wir wollen nicht vorgreife« > mit unserm Urteil, sondern ruhig abwarten," suchte die Mutter ihr ungebärdiges Kind zu beruhigen. Nur kein Aufsehen machen! Linda war so aufbrausend,! so ohne Ueberlegung. Was konnte mit solch einem Ausbrucb häßlicher Beschuldigungen für ein Unheil angerichtet werde«!! „Du mußt dich mehr in der Gewalt haben," tadelte die Mutter, ernstlich beunruhigt. Fortsetzung folgt. F. Li Feur-Zae^. LUfarzer- -Nr-. -M'r-rWr-. 7L «Zerr ZF. -ZArrzrr/Z Z9ZF. Landwirte oder wer sonst noch Pferde braucht werden dringend ersucht, sofort nach der Pfsr-everkaufsstelle Charlottenburg, Stall Nr. w lm Bahnhof Zoologischer Garten zu kommen, da jetzt alle Rassen rpilitärfreier mittel ¬ jähriger Pferde vorrätig, spätere Belieferung jedoch fraglich. Preise pro Pferd ca. 3000 bis 5500 Mark. 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