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Reichenvmnd, Siegmar, Neustadt, Rabenstein und Rattlnff. X Erscheint jeden Sonnabend nachmittags. Bezugspreis: Vierteljährlich 30 Pf. — Anzeigen werden außer in der Geschäftsstelle Meichenbrand, Nevoiatstraße 11) von Herrn Friseur Weber in Reichenbrand und von Herrn Kaufmann Emil Winter it> Rabenstein entgegengenommen und die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum mit 20 Pf. berechnet. Schluß der Anzeigen-Annahme Freitags nachmittag S Uhr. — Fernsprecher Amt Siegmar S44. Vereinsinserate können nicht durch Fernsprecher ausgegeben werden. — Postscheckkonto Leipzig Nr. 1255S, Firma Ernst Flick, Reichenbrand. 25 Sonnabend, den 22. Juni 1918 Nachstehende Anleitung zur zweckmäßigen Aufbewahrung des Roggenbrotes wird hiermit zur allgemeinen Kenntnis gebracht. Die Eemeindevorstande zu Reichenbrand, Siegmar, Neustadt, Rabenstein und Rottluff, am 15. Juni 1918. , Ueber Vie zweckmäßigste Aufbewahrung ves Roggenbrotes. Stärker als in anderen Jahren werden jetzt nach Eintritt der Sommerwärme Klagen über Schimmeln des Brotes laut. Um das unter den gegenwärtigen Verhältnissen für die menschliche Ernährung besonders wertvolle Lebensmittel vor dem Verderben zu bewahren, seien kurz folgende Aufschlüsse über die Ursachen der Schimmelbtldung und Ratschläge zu ihrer Verhütung gegeben: Ueberall in der Luft sind Schimmel- Ivoren vorhanden. Sie beginnen üppig zu keimen und zu wuchern, wenn sie in feuchter, warmer, ein geschlossener Lust mit einem eiweißreichen Nährboden in Berührung kommen. Solchen Nährboden bietet den Schimmelsporen das jetzige Roggenbrot. Die vorgeschriebene hohe Ausmahlung des Getreides bringt mit sich, daß das Wehl beim Verbacken mehr Wasser aufnimmt als das Helle, früher zum Brotbacken verwendete schalenfreie Mehl. Für den höheren Feuchtigkeitsgehalt des Brotes ist also der Bäcker nicht verantwortiich. Feuchtes Brot schimmelt aber besonders leicht, wenn es nicht trocken und luftig aufbewahrt wird. Versuche haben ergeben, daß das in einer neuen, peinlichst gesäuberten Brotkapsel oder in einem dtchlschließenden Schranke aufbewahrte Brot bereits am vierten Tage den ersten Schimmelbefall zeigte Und ungefähr am siebenten Tage vollständig vom Schimmel überwuchert war. Das im Brotkeller frei liegende Brot zeigte am fünften Tage den ersten Schimmelanflug und war am zwölften Tage mit einer schwachen Schimmeldecke überzogen. Dagegen war an einem Brote, das in einem mit guter Lüftungs vorrichtung versehenen Schranke aus einem Drahtnetz liegend aufbewahrt wurde, trotz der hohen Temperatur von 35 Grad Lelstus, erst am neunten Tage ein ganz schwacher Schimmelanflug zu bemerken. Am besten hat sich die Aufbewahrung des Brotes in einem lustigen Raume auf einem Lattenrost bewährt, Wo es allseitig von Luft umgeben war. An diesem Brote war auch nach zwölf Tagen nicht die geringste «pur von Schimmel zu erkennen. Es ist also dringend davon abzuraten, das jetzige Brot, besonders W der heißen Jahreszeit in der luftdicht abgeschlossenen Brotkapsel aufzubewahren. Zum mindesten muß lw mit einigen Luftlöchern versehen sein oder durch Offenlassen des Deckels ein dauernder Luftzutritt ermöglicht werden, auch muß die Brotkapsel öfters gereinigt und an der Sonne getrocknet werden. Außer der Aufbewahrung des Brotes in einem luftigen Raume und offen auf einem Lattenroste oder llnem gut durchlüftbaren Schranke hat sich auch das Aushängen in Brotbeuteln gut bewährt. Nachstehende Bekanntmachung wird hiermit zur allgemeinen Kenntnis gebracht. Die Gemeindevorftände zu Reichenbrand, Siegmar, Neustadt, Rabenstein und Rottluff, am 20. Juni 1918. Verteilung von Leinennähzwirn im Kommunalverbanvsbezirke Chewnitz-Land. M. Im Kommunalverbande Lhemnitz-Land, zu dem die Orschaften des amtshauptmannschaftlichen «vjirk» Chemnitz und die Stadt Limbach gehören, kommt demnächst Leinennahzwlrn an Ver braucher — also nicht an Verarbeiter — zur Verteilung, und zwar für jeden Verbraucher ein Wickel ium Preise von 15 Pf. Hierbei können nur solch« Verbraucher berücksichtigt werden, dre nach ihrer Wirtschaftlichen und sozialen Lage und durch besonders starke Inanspruchnahme ihrer Kleidung (z. B. °vrch schwere Arbeit) Leinennähzwirn zur Instandhaltung der Kleidung besonders nötig Haden und die Überdies im Besitze eines Bezugsausweises sind, der im Auftrage des Kommunalverbandes von dem wemeindevorstande des Wohnortes des Verbrauchers ausgestellt wird. Die Vertellung erfolgt durch Vermittelung der Bedarfsstelle (Kleinhändler) und zwar Bedarfsstell« Grüna bei dem Schnittwarenhändler Emil Finzel in Grüna, Chemnitzer Streße 90, für die Orte Grüna, Leukersdorf, Mittelbach, Neustadt, Rabenstein, Reichenbrand, Rottluff, Schönau, Siegmar, Stelzendorf und Wüstenbrand. Jeder Verbraucher, der nach den eingangsgedachten Bestimmungen Anspruch auf Leinennähzwirn zu haben glaubt, hat sich sofort an den Gemeindeoorstand seines Wohnortes mit dem Anträge auf Ausstellung eines Bezugsausweises zu wenden und, sofern er diesen Ausweis erhalten Hot, unverzüglich und längstens bis zum 25. Juni dieses Jahres bei der für seinen Wohnort zuständigen Bedarssstelle (s oben) in die ttundenliste eintragen zu lassen, dabei auch den Bezugsausweis zur Abstempelung dort vorzulegen; an Stelle des Stempels genügt handschriftliche Angabe der Firma des als Bedarfsstelle genannten Kleinhändlers. Die Bedarfs stelle hat die Kundenliste bis längstens zum 27. Juni dieses Jahres an die Königliche Amtshauptmannschaft Chemnitz einzureichen, eine Abschrift davon aber zurückzubehalten. Die Zeit der Ausgabe des Leinennähzwirns durch die Bedarfsstelle wird später bekannt gegeben. Dis Bedarfsstelle darf Leinennähzwirn nur an solche Verbraucher abgeben, die in die Kundenliste eingetragen sind; die Abgabe darf nur gegen Ablieferung des mit Stempel oder handschriftlicher Angabe der Firma versehenen Bezugsausweises erfolgen. Sie darf nicht vom Bezüge anderer Waren oder von irgendwelchen anderen Bedingungen abhängig gemacht werden. Ebenso ist die Abgabe einer größeren Wenge als der, für der der einzelne Bczugsausweis jeweils gilt, sowie das Fordern oder Annehmen eines höheren oder niedrigeren Preises, als des vorgeschriebenen, verboten. Die Bedarfsstelle hat die von den Verbrauchern gegen Abgabe von Leinennähzwirn erhaltenen Vezugsausweise durch deutlichen Vermerk — Lochen oder dergl. — ungültig zu machen, zu sammeln und der Amtshauptmannschaft aus Erfordern einzureichen. Zuwiderhandlungen sind strafbar. 1040c L. 4'. I. Chemnitz, am 14. Juni 1918. Der ttommunalverband Chemnitz-Land. Schulgeld. Der am 15. d. M. fällig werdende 2. Termin Schulgeld 1918 ist bis längstens den 30. Juni 1918 an die hiesige Ortssteuer-Einnahme abzuführen. Siegmar, 7. Juni 1918 Der Gemeindevorstand. Familien-Unterstützung. Die Auszahlung der Reichsunterstützung und der Sonderunlerstützung an die Familien der zum Heeresdienst einberufenen Mannschaften für den Monat Juli 1918 soll am Freitag, den 28. Junk d. I. von vorm. 8—12 Uhr für die Markeninhaber 1—260 und nachm. 2—5 Uhr für die Markeninhaber 261—Ende im hiesigen Rathaus und zwar genau der Markennummer nach erfolgen. Der Gemeindevorstand zu Rabenstein, am 20. Juni 1918. Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichellbrand. . Am 4. Sonntag n. Trin., den 23. Juni, Vorm. Vs9 Uhr «edigtgottesdienst: Hilfsgeistlicher Schwarze. .. Vorm. Vs 11 Uhr Kindergottesdienst: Derselbe. Kollekte für die mldseelsorge. . Montag Abend 8 Uhr Johannisfeier auf dem Friedhof: Pfarrer «ein. Dienstag Abend 8 Uhr Jungfrauenverein. Mittwoch Abend 8 Uhr Kriegsbetstunde: Pfarrer Rein. Donnerstag Nachm. 2 Uhr Großmütterchenveretn, Abend 8 Uhr "ähabend. Amtswoche: Pfarrer Rein. Parochie Rabenstein. , Am 4. Sonntag n. Trin., 23. Juni, Vorm. M Uhr Lhristen- Hre mit den Jünglingen: Hilfsgeistlicher Leidhold. Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst: Derselbe. Kollekte für die Zwecke der Feldseelsorge. Nachm. 2 Uhr Sammeln des ev. Jünglingsvereins im Pfarrhofe i»n, Ausflüge. Abends 8 Uhr Versammlung des ev. Jünglingsvereins. - Montag, 24. Juni, Abends 8 Uhr Johannisfeier auf dem neuen Nttesacker in Rabenstein: Hilfsgeistlicher Leidhold, inRottluff: Pfarrer Erbach. . Dienstag, 25. Juni, Abends d Uhr Bibelstunde der landes- 'Kchlichen Gemeinschaft im Pfarrsaale. c Mittwoch, 26. Juni, Abends 8 Uhr Versammlung des ev. ^kgfrauenvereins I. Abteilung. , Donnerstag, 27. Juni, Abends 8 Uhr Kindergottesdimstvor- ^ettung: Pfarrer Kirbach. k, Freitag, 27. Juni, Abends 'Vs9 Uhr Kriegsbetstunde: Pfarrer ^bach. Wochenami: Pfarrer Kirbach. n Reichenbrand. Herzlichen Dank allen Gebern zur Ludendorff-Spende, die 609 Mk. erbracht hat. Es ist das ^Ue schöne Summe im Hinblick darauf, daß sie sich zusammen- M aus vielen kleinen Gaben hartbedrängter Minder- ,k>nittelter und einigen wenigen namhaften Beträgen Besser- M Bestgestellter. Die meisten dieser haben als Spende M die Kriegsbeschädigten ein kleines Weinstubentrinkgeld Ur genügend gehalten oder gar die Sammlerinnen mit einem "Mr geben nichts" abgewiesen. , Es erscheint sehr angebracht, diese beklagenswerte Tat- Ue vorläufig einmal hier festzustellen; denn für solche 'Erbärmlichkeit dürfte im neuerkämpften Vaterland zukünftig Raum sein. —1. - Rabenstein. Am Sonnabend, den 15. Juni, wurde °errn Gemeindevorstand Wilsdorf durch Herrn Regierungs- ^tmann Rätzsch im Beisein der Beamten das Kriegs- ^dienstkreuz verliehen.! Rabenstein. Wie in den früheren Jahren sollen auch diesmal zum Johannistage am Montag Abend 8 Uhr gottesdienstliche Feiern zum ehrenden Gedächtnis der Ent schlafenen auf den Gottesäckern zu Rabenstein und Rottluff gehalten werden; außer den Ansprachen der Geistlichen werden gesangliche und in Rabenstein auch Posaunenvorträge geboten werden. Rabenstein. Am vergangenen Sonntage fand hier das trotz des trüben Wetters gut besuchte Jahresfest des Limbach-BurgstädterKreisverbandes der ev. luth. Jungfrauen vereine statt. Im Gottesdienste sprach Herr Pfarrer Clauß aus Pleißa in jugendtümlicher, anfaßlicher Weise auf Grund von Eph. 4,15 vom rechten, gedeihlichen Wachsen. Im Mittelpunkte der sich anschließenden Nachversammlung stand ein Vortrag der Missionslehrerin Fräulein Frenkel aus Leipzig über eine junge, heldenhafte Heidenchristin. Die Rednerin fesselte mit ihren Erlebnissen aus ihrem früheren indischen! Missionsarbeitsgebiete die jungen Mädchen in höchstem Maße. Außer weiteren musikalischen und gesang lichen Vorträgen bot der hiesige Jungfrauenverein ein zeit gemäßes Aufführungsstück „Die Fremdwörter", das großen Beifall auslöste.' Gegen 7 Uhr strebten die Mädchenscharen wieder ihren Heimatsorten zu. Die Kollekte in Kirche und Nachversammlung ergab 59,15 Mark; außerdem wurden für 35 Mark Missionsschriften umgesetzt. — Die Geschäftszimmer der Versorgungsabteilung des Bezirkskommandos Chemnitz befinden sich ab 25. 6.18 nicht mehr Kurzestraße 1, sondern in dem Grundstücke am Friedrich- Platz 3, I. und II. Stock. Sämtliche Kriegsbeschädigte und Hinterbliebene haben etwaige Gesuche rc. an die Versorgungs abteilung des Bezirkskommandos Chemnitz zu richten. Dienst stunden für mündliche Anträge rc. 8 Uhr Vorm, bis 2 Uhr Nachm. Getreu bis in den Tod. Roman aus der Kriegszeit von A. Wilken. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Am folgenden Tage trat Ernst von Rethwisch wieder bei Otto an. „Fertig, Freundchen?" „Wer sagt dir, daß ich heute mit dir gehe? War doch sonst auch nicht alle Tage draußen in der Villa," wehrte Otto von Kugler ab. „Das sagt mir mein Herz. Ich kenne doch meinen aufopferungsvollen Otto. Und ich bitte dich, komm mit, Otto. Sieh, Christmensch, die Sache da draußen ist ja auf die Dauer nicht gut zu machen. Ich habe mich doch nicht mit dem Alten verlobt. Der ist rein versessen auf seine Rosen und auf seine politischen Zustände und ich will doch etwas von meiner Braut haben." „Ich komme," sagte Otto resigniert und erhob sich. Unterwegs plauderte Ernst unaufhörlich. „Der Alte muß unheimlich viel Moos haben," meinte er. „Ein paar mal hundert tausend Mitgift dürfte heraus kommen, so daß die Zinsen für einen anständigen Lebens unterhalt reichen. Na, und Schulden bezahlen ist auch selbst verständlich; du magst es glauben oder nicht, Otto, so etwas läppert sich auch bei kleinen Beträgen unheimlich in die Höhe." Im Bahnzug verboten sich diese vertraulichen Mitteilungen von selbst, in Steglitz aber hatte Ernst es eilig, ans Ziel zu kommen. Bei Kuglers wurde Otto mit einer so unverhohlenen Freude begrüßt, als habe er mindestens für Wochen seine Verwandten gemieden. „Halloh, alter Junge, da bist du ja!" rief ihm der Rentier mit dröhnender Stimme zu. Wirst uns doch nicht untreu werden?" „Nein, Onkel, sicher nicht," beteuerte Otto mit weh mütigem Lächeln. Er schüttelte die ihm gereichte Rechte seines Onkels. Da flatterte es vom Hause her; Elsa mit glückstrahlendem Gesicht. Ernst breitete seine Arme aus, da gings direkt hinein. Grad wie ein Vöglein, das sein trautes Nest gefunden, dachte Otto mit Bitterkeit. Herr von Kugler legte seinen Arm in den seines Neffen. „Komm nur, mein Junge, Verliebte sind ein völlig un genießbares Volk. Für die sind wir einfach Luft." Mit diesen Worten wollte er seinen Neffen mit sich fort-