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nichtet würden, auch sollen die Gürtel wieder angelegt und öfter nachgesehen werden. Ober! Krause Rabenstein. Dem Werkmeister Felix Herklotz bei der Firma Lindner L Co. hier, wurde für Kriegsverdienste die König-Friedrich-August-Medaille in Silber mit Spange verliehen. Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichenbrand. Am!7. Sonntag n. Trin., den 14. Juli, Vorm. Vs9 Uhr Predigtgottesdienst: Pfarrer Rein. Dienstag Abend 8 Uhr Jungfrauenverein. Amtswoche: Hilfsg. Schwarze. Parochie Rabenstein. Am 7. Sonntag n. Trin., 14. Juli, Vorm. 9 Uhr Predigt gottesdienst: Pfarrer Kirbach. Nachm. 2 Uhr Kindergottesdienstausflug. Abends 8 Uhr Versammlung des ev. Jünglingsvereins. Mittwoch 8 Uhr Versammlung des ev. Jungfrauenvereins II. Abteilung. Donnerstag 8 Uhr Versammlung des ev. Jünglingsvereins ältere Abteilung. Freitag Vs9 Uhr Kriegsbetstunde: Hilfsgeistlicher Leidhold. Wochenamt: ab 16. Juli Hilfsgeistlicher Leidhold. Getreu bis in den Tod. Roman aus der Kriegszeit von A. Wilken. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Etwa hundert Meter zurück befand sich ein kleiner Schuppen, in welchem sich noch weitere fünf Verwundete hinein gerettet hatten. Hier fand auch Leutnant von Rethwisch vorläufig Unterkunft. Otto sorgte in zärtlicher Weise für den todwunden Freund. Sein allmählich einsetzendes furchtbares Stöhnen verriet, daß er schrecklich litt und nach und nach seinen Zustand fühlte. Gewöhnlich lag er mit geschlossenen Augen da, doch fühlte Ernst, auch ohne Otto zu sehen, die linde Hand des Freundes, die er ab und zu dankbar drückte und woran Otto merkte, daß die Sinne zurückkehrten. Otto hatte nicht Zeit, sich allzu lange aufzuhalten. Nachdem er seiner Pflicht genügt, den Freund sorgsam auf Decken gebettet, ihm die klaffenden Wunden im Gesichte und am Arm und den zerschmetterten rechten Fuß gewaschen und notdürftig verbunden hatte, empfahl er ihn den anwesenden Mannschaften. „Ich muß wieder hinaus, mein armer Kerl," sagte er, sich liebevoll zu dem Verwundeten niederbeugend. „Verstehst du mich, Ernst?" Dieser machte einen schwachen Versuch, den andern be greiflich zu machen, daß er verstehe. „Hoffentlich wird nian Euch bald aus diesem nicht gerade angenehmen Krankenhaus erlösen! Ernst, behalte nur guten Mut." Wieder ein kaum merkliches Nicken. Otto fühlte einen leisen Druck von des Freundes Hand. Er wandte sich zu den anwesenden leichter Verwundeten. „Ihr sorgt für meinen Freund, meine Braven," bat er. „Wer weiß, wie tief die Wunden sind und ob sich etwas machen läßt. Ich empfehle ihn Eurer Sorge." Seien der Herr Leutnant beruhigt," versicherte einer der Feldgrauen, der den linken Arm umwickelt, sich frei in dem Schuppen bewegen konnte. „Wir sorgen für den Herrn Leutnant, soweit dieses hier in dem Loche möglich ist. Hoffentlich wird man uns bald abholen. Der Herr Leutnant hat ja arge Verletzungen im Gesicht bekommen." „Ja, die Wunden scheinen ziemlich schwer zu sein," entgegnete Otto ernst. „Allein Opfer müssen gebracht werden. Wenn uns nur das Bewußtsein bleibt, bis zum letzten Atemzug unsere Pflicht getan zu haben." Schweren Herzens riß er sich los. Gott wolle dem Aermsten gnädig sein. Mit dieser Bitte auf den Lippen stürmte er den Seinen nach. Die Deutschen waren ungefähr fünfhundert Meter vor wärts gekommen, lagen im Park in eroberten Schützengräben und schossen. Am zweiten Tage gegen Morgen wurde das Feuer schwächer, so daß die Verwundeten von Krankenträgern auf Bahren zum Verbandplatz getragen werden konnten. Ein Stabsarzt verband sie, dann wurden sie weitertransportiert mit Krankenwagen zum Feldlazarett, welches sich in einer großen Kirche befand. Eine Woche später wurde Ernst mit der Eisenbahn nach Courtrai, in das Kloster der „Brüder des heiligen Herzens", überführt. Dort wurde ihm jede Pflegt zuteil, die sein Zustand erforderlich machte. — Ueber Otto ging eine Welle trostlosen Empfindens hin, wenn er an seine Lieben in Steglitz dachte. Zwar hatte er alles für Ernst getan, was in seinen Kräften stand und was unter den obwaltenden Verhältnissen getan werden konnte, doch war er nicht imstande gewesen, das große Leid von seinem Freunde abzuwenden. Wie mußte es Elsa treffen, die den Liebsten beruhigt unter seinem Schutze hatte ziehen lassen. Was sollte er ihr nun sagen, wie es ihr mitteilen, daß ihr Verlobter mit dem Tode ringend in einem Lazarett lag und wenn er mit dem Leben davonkame, auf ewig die Spuren feiner Verwundung im Gesicht und am Körper herumtrug. Das war schrecklich für den selbstlosen, fein fühlenden Menschen. Und doch war es seine Pflicht, die Seinen auf das traurige Ereignis vorzubereiten. Elsa würde ohnedies sehn süchtig nach einem Briefe von ihm ausschauen. Er hätte aber um alles in der Welt nicht gleich nach der Katastrophe schreiben können. Befand er sich doch einige Tage in einer solchen seelischen Gedrücktheit, daß ihm die Worte fehlten, deren er notwendig zur Beschönigung des traurigen Tatbestandes bedurfte. So hatte er Tag auf Tag verstreichen lassen. Nun aber raffte er sich endlich auf. Es mußte sein. Er durfte das vertrauende Mädchen nicht länger in Un gewißheit lassen. In Kürze teilte er mit, daß in seiner unmittelbaren Nähe Ernst von einem Platzenden Schrapnell getroffen und verwundet sei. Sie brauche sich vorläufig seinetwegen nicht, zu beunruhigen, denn es würde für die Verwundeten aufs beste gesorgt. Und gleich an den Kragen wird es ihm ja nicht gehen, glaubte er, wenn auch ein wenig frivol klingend, so doch vielleicht beruhigend wirkend, hinzusetzen zu müssen. „Vorläufig, liebe Elsa, mußt du dich gedulden, wie es einer tapferen Soldatenbraut zukommt. Die muckt nicht und murrt nicht und hadert nicht mit dem Schicksal; sie hofft und harrt in Geduld und Gottvertrauen. Sobald Ernst kann und darf, wird er ja schreiben. Ich bin nun einstweilen, von ihm getrennt, denn ich bin gesund und ge höre in die Reihen der Kämpfenden." — Als Elsa eines Morgens wieder an dem Fenster stand mit blassem, hoffnungslosem Gesicht, auf Nachricht wartend, fühlte sie in ihrem Herzen eine grenzenlose Oede. Es war ihr, als wäre sie ganz verlassen und vergessen. Eine große Traurigkeit kam über sie, ein lähmende Angst vor etwas Schwerem, das unabwendbar kommen mußte. Das junge Mädchen war völlig zermürbt vom langen Warten und vom Hangen und Bangen. Der Krieg hatte bereits manche Lücke gerissen in bekannten Familien — der Gedanke, der Tod könne auch in ihrem Kreise Wunden schlagen, riß und zerrte an ihr. Ein banges Weh ließ sich mit allen Vernunftsgründen nicht wegdisputieren und ihre ganze Seele flog angstvoll zu Otto hin. Er hätte sicher geschrieben, wenn er gekonnt hätte. O wie fest war ihr Glaube an ihn! Seine Briefe waren ein Miterleben gewesen; sollte dieses Miterleben ein Ende gefunden haben? Lag er bereits still und kalt in feindlicher Erde? Ach, dann wußte sie nicht einmal den Platz, wo er seinen ewigen Schlaf schlief, keinen Hügel hatte sie, davor ihren Schmerz auszuweinen. — Weshalb bangte sie so sehr für Otto? War denn nicht auch Ernst da? Wie konnte es kommen, daß sie nicht zuerst an ihn dachte, der ihr der Nächste sein sollte in ihrem zu künftigen Leben? Ein Schauer rann ihr über den Leib — groß und starr wurden ihre Augen, als hätten sie eine Vision erschaut, als spiele sich etwas Schreckliches ab in ihrem Innern. Da kam der Postbote den Weg herauf. Schon von weitem schwenkte er einen Brief in der Hand wie eine Siegestrophäe. Heute brachte er Nachrichten von dem Liebsten; so hoffnungs freudig wie einst und so tief betrübt wie in der letzten Zeit schaute nur eine liebende Braut nach einem Lebenszeichen aus Feindesland aus. Ja, ja, er kannte seine Kunden. Das Fenster klirrte; Elsa streckte die zitternde Hand hinaus, den Brief in Empfang zu nehmen, der ihr über das Schicksal zweier Menschen, die so tief mit ihrem Leben verwoben waren, nähere Nachricht bringen sollte. Allein es war kein Aufleuchten in den todestraurigen Augen der jungen Empfängerin. Da erstarb dem Ueberbringer des Briefes das Scherz wort, das er bereits auf den Lippen hatte. Elsa verbarg den Brief in ihrer Bluse. Wie gehetzt stürmte sie die Treppen zu ihrem Mädchenstübchen empor, das ihr himmelhochjauchzendes Glück gesehen und manchen Seelenschmerz des gefühlvollen, empfindlichen Mädchenherzens. Das himmelhochjauchzende Glück lag ja bereits in Scherben und der Seelenschmerz wuchs zu Bergeshöhe. Sie verschloß die Tür. Mitten im Zimmer blieb sie stehen. Was sollte sie erfahren? Was stand ihr bevor? Und dann ein Blick aus die Adresse! Da ging es wie ein Aufatmen durch ihre gequälte Brust. Otto lebte, der Brief war von ihm. Noch zitterte die ausgestandene Angst in ihr nach. Sie setzte sich und wagte noch immer nicht den Brief zu öffnen. Wie Schuldbewußtsein kam über sie. Sie war ja sehend ge worden — sie liebte Otto, hatte ihn immer geliebt, ohne es zu wissen. Wurzelfest war diese Liebe gewesen, nur die Gewohnheit hatte einen Schleier darüber gezogen gehabt, so daß.sie sich von der glänzenden Außenseite des andern blenden ließ. Und so hielt sie für Liebe, was doch nur Täuschung war — Flackerfeuer. Diese Erkenntnis raubte ihr völlig das seelische Gleichgewicht, traf sie mit einer Wucht, daß ihr vor dem Elend ihres Lebens graute. Langsam, griff sie nach dem Brief, der noch immer ungeöffnet vor ihr lag. Keine Zeile von Ernst? Wie sie eifrig darnach suchte. Nein, nichts! Da las sie unter Herz klopfen, was Otto ihr schrieb. Ernst lebte. Gott sei gelobt! Zwar verwundet — aber er lebte. So konnte sie doch gutmachen, was sie heimlich an ihm gesündigt. Zu denken, er wäre tot, gestorben, während sie treulos ward, ihm treu los, der da draußen stritt, für sie, für sein Vaterland, für Kaiser und Reich, ein Held unter Helden, wie sie alle Helden waren, die da kämpften für die Ihren, für den Frieden des Landes. „O, Ernst, verzeihe mir," beteten ihre bleichen Lippen. Dann warf sie den Kopf stolz in den Nacken, ihr junger Körper straffte sich. Sie kannte ihre Pflicht. Sie mußte den Weg gehen, den die Pflicht und das Gewissen ihr vorschrieb. Und sie wollte es. Sie sah ein Leben vor sich in heiliger Pflichterfüllung. Nichts sollte sie diesem Vorsatze abwendig machen. Mochte er ein Krüppel sein, sie wollte ihm zur Seite steheu in Not und Tod. Das deutsche Heldentum quoll in ihr hoch. Aus dem wohlbehüteten Kinde eines reichen, vor nehmen Hauses ward in dieser Stunde das Weib geboren, das deutsche Weib, das gleich dem deutschen Manne zum Helden ward. „Wo mag unser Elschen sich denn heute morgen auf halten?" äußerte sich Mama Kugler, zu ihrem Gatten. „Man hört und sieht ja nichts von dem Kinde. Wir können frühstücken; dev Tisch ist gedeckt." „Sie wird wohl Briefe aus dem Felde bekommen haben," R gel e. N tr. ( in 2- an U di. D Wand auch i Harte- . AI balle bis ein Einen sc selbst ..Ur ßemdi lausen Oi ei kenigc R ih Un m tn 14 M Was gegen! Und gehöre I lusehe Tater Wund heran r II Iliirm! i" sick Vorschlag ein. „Und was wir zu seiner Erleichterung tu können, muß geschehen." Nach dem Frühstück machte sich Herr von Kugler glei auf den Weg. Die Frauen harrten seiner Rückkehr mit Unruhe. S' wurden jedoch nicht befriedigt. Herr von Kugler hatte noch keine Auskunft erhalten können; so schnell ließ sich de' Einzelnen Geschick nicht feststellen. Eine Anfrage an Otto zeitigte gleichfalls keinen Erfolg- Otto wußte nicht, wohin der Freund transportiert wurde» war. In den Kriegsunruhen mußten die Angehörige» Geduld haben. Endlich, nach langen Wochen bangen Wartens, traf a»^ Aachen die erste Nachricht von Ernst von Rethwisch a» Elsa ein. Eine Schwester schrieb in seinem Namen- Es gehe ihm den Umständen nach gm; er denke ihn»' in Liebe und Sehnsucht. Allstündlich flögen seine Gedanke» zu ihr. Sie müsse sich noch ein Weilchen gedulden, da».» schriebe .er selber. Vorläufig wäre Schwester Beate l» liebenswürdig, es für ihn zu tun. Seine Angen seien Z» angegriffen, sie vertrügen das Licht und die Anstrengung nicht. Auch liege der rechte Arm in der Binde. Er ho^ in sechs bis acht Wochen in die Heimat, nach Berlin, trau?' portiert werden zu können. Das war wenigstens etwas ungemein tröstliches. Er»st war auf dem Wege der Besserung. Elsa war wie neugeboren. Sie sah hohe Aufgaben B erwachsen; das hob sie über den dunklen Alltag hinweg.' Mit festen Willen kann man sich sein Leben zimmern, tB meinte Herr von Kugler gleichmütig. „Da sitzt sie oben i» ihrem Stübchen gern allein und studiert die Nachrichten." „Ich werde nachsehen," entschied die Mutter. „Es kau» ja zu leicht etwas passiert sein, da die Post so lange ausblieb." Sie eilte die Treppe hinauf nach dem Stübchen ihres Kindes. Vorsichtig steckte sie den Kopf durch den Spalt. Richtig, da saß Elsa vor dem Schreibtisch mit gefaltete» Händen. Ihre Augen ruhten auf den beiden Photographie» im Kabinetformat, Otto und Ernst, welche in elegantes Stebrahmen vor ihr standen. Sie schien sehr in ihre Gedanken vertieft, denn sie hörte nicht einmal das Oeffnen der Türe. Erst als Frau von Kugler mit ihrer guten, frohen Stimme sagte: „Komm doch zum Frühstück, mein Kind!" blickte sich das junge Mädchen um. „Du, Mama?" sagte sie mit seltsam verlorenem Blick- Sie erhob sich, nahm den Brief und reichte ihn der Mutter „Von Otto," sagte sie wehmütig. „Ernst ist verwunde:. Welcher Art die Verwundung ist, darüber geht Otto schonend hinweg." Frau von Kugler hatte mit schnellem Blick das Schreibe» überflogen. Verwundet, ja, das war ein weiter Begriff. Otto HW schon etwas deutlicher schreiben dürfen, dachte die praktische Frau. Aber es würde wohl schlimm um ihn stehen, sonst hätte Otto sicher Näheres geschrieben. Wahrscheinlich wollte er Elsa nicht zu sehr erschrecken. „Wir wollen Papa den Brief geben," sagte sie, nah»' ihr Kind liebevoll in den Arm und küßte es. „Meine kleine Elsa!" „Ja, mein Muttchen!" Elsa lehnte ihre Wange an die der Mutter. „Man muß es tragen," sagte Frau von Kugler schmerzlich bewegt. „Gewiß, Mama. Und du siehst ja, was Otto schreibt-. Eine Soldatenbraut murrt nicht und klagt nicht," sagte Els»i mit wehem Lächeln., „Was auch kommen möge, ich trage mein Los, wie es mir vom Schicksal bestimmt ist und wie Ernst es tragen muß." „Vielleicht ist's nicht gar so schlimm, mein Kind. M wollen nicht gleich das Aergste denken." „O nein, Mama. Papa wird sich nach Ernst erkundige», damit wir Gewißheit über seinen Zustand erhalten. So« bald er kann, wird er auch wohl selber schreiben." Voll tiefen Mitgefühls geleitete die Mutter ihr Kind hinunter, wo Herr von Kugler bereits ungeduldig auf da^ Erscheinen seiner Damen wartete. Seine liebe Alte blieb lange fort; das wollte ihm als kein guies Zeichen erscheinen- Er war sicher kein Schwarzseher, allein ein Unglücksfall lag nur allzusehr im Bereich der Möglichkeit. Da kamen sie. Herr von Kugler sah ihnen mit Spannunj entgegen. Ja, er sah sofort, es war etwas nicht in Richtigkeit. Elsa warf sich in seine Arme. „Papa, Ernst ist verwundet. Ich erhielt einen Brie von Otto." „Und was schreibt er darüber?" fragte Herr von Kugler- Seine Gattin reichte ihm den Brief. Herr von Kugler las. Dann legte er schweigend de» Brief nieder. „Armer Kerl," sagte er nach einer Weile. „Und dL mein Mäuschen, nimms nicht gar zu schwer. Sie werde» ihn schon wieder hoch kriegen." „Ich hoffe es, Papa. Aber kann man denn gar nicht für den Aermsten tun?" „Ich werde gleich nachher nach Berlin hinüber fahre» und mich an zuständiger Stelle erkundigen." „Ach ja, tu das, Papa," ging Elsa auf des Vate^