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für Reichenbrand, Siegmar, Nenstadt, Rabenstein nnd Rottluff. Erscheint jeden Sonnabend nachmittags. Bezugspreis: Vierteljährlich 30 Ps. — Anzeigen werden außer in der Geschäftsstelle (Reichenbrand, Nevoigtstraße 11) von Herrn Friseur Weber in Reichenbrand und von Herm Kaufmann Lm!il Minter tk Rabenstein entgegengenommen und die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum mit 20 Pf. berechnet. Schluß der Anzeigen-Annahme Freitags nachmittag 2 Uhr. — Fernsprecher Amt Siegmat! 244. Vereinsinserate können nicht durch Fernsprecher aufgegeben werden. — Postscheckkonto Leipzig Nr. 12559, Firma Ernst Flick, Reichenbrand. 24 Sonnabend, den 15. Juni 1918 Nachstehende Bekanntmachungen werden hiermit zur allgemeinen Kenntnis gebracht. Die Gemeindevorstande z« Reichenbrand, Siegmar, Neustadt, Rabenstein und Rottluff, am 14. Juni 1918. > Anlegung von Fanggürteln an den Obftbaumen im Bezirke der Amtshanptmannschaft Chemnitz. Unter Hinweis auf die Bekanntmachung der Königlichen Amtshauptmannschaft über die Be dämpfung der Schädlinge an dm Odstbäumen im Bezirke der Amtshauptmannschaft Lhemnitz vom 18. Februar 1918 (Chemnitzer Tageblatt Nr. SO, Beilage), insbesondere aus die in Absatz 3 enthaltene Strafandrohung, erhalten die Besitzer von Obstbäumen in den Landgemeinden und selbständigen Guts bezirken hiermit Aufforderung, spätestens bis zum 30. Juni 1918 an sämtlichen Aepfel- und Birn bäumen FanggLrtel anzulegen. Nr. 99g 6. o. Chemnitz, den 8. Juni 1918. Königliche Amtshauptmannschast. Anleitung zur Schädlingsvernichtung. 1. Raupennester sind zu, sammeln und zu verbrennen. 2. Beim Auftreten der Larven der Stachelbeerblattwespen (an Stachel- und Johannisbeeren) sind die Sträucher mit Wesser leicht zu besprengen und dann mit Kalkstaub oder Thomasmehl zu bestäuben. 3. Die mit Blutlaus besetzten Stellen der Aepfelbäume sind mit Obstbaumkarbolineum, das mit Wasser verdünnt ist (1 Teil Karbo- lineum und 9 Teile Wasser) zu bepinseln. Dies ist öfter zu wiederholen. Auch die in Samenhandlungen krhältlichen Mittel gegen die Blutlaus: Antisaal und Spekulin sind gut, nur teuer. 4. Gegen Blattläuse hilft eine Abkochung von Quassienholz (erst 24stündiges Einweichen in kaltem Wasser, dann tüchtiges Kochen). 2n den Samenhandlungen gibt es auch Quassine (— Extrakt von Quassienholz), dieser wird in Wasser ausgelöst und verwendet. 5. Fanggürtel kauft man am besten in den «Samenhandlungen. Sie werden unterhalb der Kronen, bei Bäumen mit Pfählen auch an diese, mit Draht oder Bindfaden befestigt. Man kann auch Heu oder Holzwolle etwa handbreit um den Stamm (an einer glatten Stelle) legen und mit Packpapier bedecken. Wichtig ist es, die Stämme vorher wit der Baumscharre abzukratzen und dann abzubürsten. Mehrmaliges Abnehmen der Gürtel in Zwischen räumen von 6—8 Wochen und Töten der Maden ist erforderlich. Das zum Bespritzen der Obstbäume vielfach empfohlene Uraniagrün ist (nur gegen Giftschein, der von den Gemeindeverwaltungen ausgestellt wird) zu erhalten durch: „Agraria", Dresden-Ä., 16/71, Silbermannstratze 18. Bespritzen der Bäume früh und abends trägt viel zur Tötung der Insekten und Kräftigung der Bäume bei. Kr. Eröffnung des Bolksbades betreffend. Da» hiesige im Teiche des Gutsbesitzers Bruno Hörtzsch besindliche Volksbad wird am 15. Juni leöffnet und kann während der folgenden Zeiten benutzt werden: In den Monaten Juni und Juli an den Wochentagen nachmittag von 1—9 Uhr, im Monat August von 1—8 Uhr und im September von 1—7 Uhr; an Sonn- und Festtagen vormittags von 1 Uhr bis nachmittags 2 Uhr. Für männliche Personen ist das Bad innerhalb der genannten Zeit Dienstags, Mittwochs, Freitags, Sonnabends und Sonntags, für weibliche Personen Montags und Donnerstags geöffnet. Außerhalb der angeführten Zeiten ist das Vaden in genanntem Teiche strengstens verboten. 2m übrigen wird darauf aufmerksam gemacht, daß das Betreten der angrenzenden Feld- und Wiesengrund stücke unbedingt zu unterlassen ist. Eltern sind für den durch ihre Kinder verursachten Schaden haftbar. Reicheubrand, am 11. Juni 1918. Der Gemeindevorstand. Freiwillige Meiderabgabe. Es wird dringend gebeten, die freiwillige Abgabe von Anzügen möglichst allseits zu unterstützen und zu beschleunigen, da andernfalls den Gemeinden zwangsweise Beiziehung zur Pflicht gemacht werden wird. Die Gemeindevorstände zu Reichenbrand, Siegmar, Neustadt, Rabenstein und Rottluff, am 14. Juni 1918. Bekanntmachung. Wegen Reinigung bleiben die Geschäftsräume der unterzeichneten Verwaltung, einschl. Sparkasse, nächsten Freitag und Sonnabend, den 21. und 22. Juni, geschlossen. Dringliche Angelegenheiten, wie Anmeldung von Sterbefällen rc., werden Sonnabend vorm. von 11—12 Ähr entgegengenommen. Siegmar, 14. Juni 1918. Der Gemeindevorstand. Schulgeld. Der am 15. d. M. fällig werdende 2. Termin Schulgeld 1918 ist bis längstens den 39. Junk 1918 an die hiesige Ortssteuer-Einnahme abzuführen. Siegmar, 7. Juni 1918. Der Gemeindevorstand. Die Gemeindeeinkommen-Steuev auf das 1. Halbjahr 1918 ist fällig gewesen. Diejenigen, welche noch im Rückstände sind, werden aufgefordert, die Steuer umgehend zu entrichten, da das mit Kosten verbundene Mahn- und Beitreibungsverfahren nunmehr alsbald beginnen muß. Der Gemeindevorstand zu Rabenstein, am 13. Juni 1918. Schornsteinreinigung. Die nächste Reinigung der Schornsteine findet in der Zeit vom 17. bis 28. Juni d. I. statt. Der Gemeindevorstand zu Rabenstein, am 14. Juni 1918. Rabenstein. Montag, den 17. Juni 1918, findet in der Brauerei eine Neuaufnahme der Kunden für die Materialisten statt und zwar zu folgenden Zeiten: früh 8 Uhr für die Kunden bei Materialist Polter, Weiße, Hähle und Leutritz; stütz 9 Uhr für die Kunden bei Materialist Paul Ahnert, Meichsner, Steiner, Ranft und Kirchhof; früh 10 Uhr für die Kunden beim Konsumverein I, Chemnitzer Straße; nachmittag 2 Uhr für die Kunden bei Materialist Böhme, Linke und Winter; nachmittag 3 Uhr für die Kunden bei Materialist Arthur Ahnert, Gerstenberger und Lohse; nachmittag 4 Uhr für die Kunden beim Konsumverein II, Kirchstraße. Brothefte und Eierkarten mit Namensaufschrift sind als Ausweis vorzulegen und die angegebenen Zeiten pünktlich einzuhalten. Die Kriegshilfsstelle. Joh. Esche. Kirchliche Nachrichten. Parochie Reicheubrand. Am 3. Sonntag n. Trin., den 16. Juni, Vorm. Vs9 Uhr Predigt- tottesdienst: Pfarrer Rein. Vorm. 11 Uhr Unterredung mit der weiblichen Jugend: Derselbe. Dienstag Abend 8 Uhr Jungsrauenverein. Amtswoche: Hilfsgeistlicher Schwarze. Parochie Rabenstein. Am 3. Sonntag n. Trin., 16. Juni, Vorm. Vs8 Uhr Christen- lehre mit den Jungfrauen: Pfarrer Kirbach. Vorm- 9 Uhr Predigtgottesdienst: Pfarrer Kirbach. Vorm. 3/411 Uhr Kindergottesdienst: Hilfsgeistlicher Leidhold. Nachm. Berbandsfest der ev. luth. Jungfrauenvereine des Lim bach-Burgstädter Kreises in Rabenstein: 3 Uhr gottesdienstl. Feier "Nit Ansprache von Pfarrer Llauß-Pleitza. Nachm. 4 Uhr Nach- "nsammlung im Gasthofe „Goldner Löwe" mit Vortrag von Frl. Frenkel vom Missionshause in Leipzig: „Eine junge, heldenhafte Heidenchristin". Abends 8 Uhr Versammlung des ev. Jünglingsvereins. Mittwoch 8 Uhr Versammlung des ev. Jungstauenvereins H Abteilung. Donnerstag 8 Uhr Versammlung des ev. Jünglingsvereins iltere Abteilung. Freitag Vs9 Uhr Kriegsbetstunde: Pfarrer Kirbach. Wochenamt: Pfarrer Kirbach. Rabenstein. Die ev. luth. Jungfrauenvereine des Limbach-Burgstädter Kreises begehen kommenden Sonntag hier ihr diesjähriges Verbandsfest. Für die gottesdienstliche 8eier nachm. 3 Uhr hat Herr Pfarrer Clauß aus Pleißa die Ansprache übernommen. In der Nachversammlung im »Goldenen Löwen" wird u. a. Fräulein Frenkel vom Missionshause in Leipzig, die als fesselnde und begeisternde Mnerin bekannt ist, einen Vortrag über: „Eine heldenhafte, lunge Heidenchristin" halten. Nach den eingegangenen An meldungen der Vereine verspricht das Fest ein stark besuchtes Ä werden. Getreu bis in den Tod. Roman aus der Kriegszeit von A. Wilken. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Diese Worte griffen dem feinfühligen Manne ans Herz und um dem geliebten Mädchen etwas Liebes zu sagen, sprach er hastig: „Ernst ist kein schlechter Mensch. Er ist Äe sonnige, lebensfrohe Natur mit vielen guten Eigenschaften, die nach meiner Ueberzeugung die Fehler überwiegen. Ich habe ihn sehr lieb." Elsas Augen glänzten. „Dann ist ja alles gut. Papa ahnt auch wohl, daß der, den du Freund nennst, deiner Freundschaft wirklich wert ist." „Ich habe dich doch lieb, Otto, und ich hoffe, daß zwischen uns alles beim Alten bleiben wird. Ich würde sehr un glücklich sein, wenn es anders wäre." Otto von Kugler reichte dem warmherzigen Mädchen die Hand, in die es kräftig einschlug. Dann sagte er, sich erhebend: „Wirst du mich wohl entschuldigen, wenn ich aufbrächt? Ich möchte nach Hause und Ihr werdet voraussichtlich unter Euch vergnügt sein wollen." „Ich misse dich ungern, Otto, das glaube mir. Doch ich sehe ja, du bist wirklich leidend. So lebe wohl; gute Besserung!" „Danke, Kusine! Auf ein frohes Wiedersehen! Und sei glücklich." Das letztere preßte Otto aus wehem, völlig zerrissenem Herzen heraus. Dann schlug die hohe Eisenpforte hinter ihm zu. Elsa stand noch lange und sah ihm nach, wie er mit seinen schneidigen, elastischen und doch festen Schritten die Straße entlang ging und es blieb trotz ihres hohen Glücks- gesühles doch ein leises Weh in ihr zurück bei dem Gedanken, daß es zwischen ihr und Otto nicht mehr so sein würde, wie es vordem gewesen. Etwas Fremdes hatte sich zwischen ihnen aufgetürmt wie eine feste Mauer, die niemals weichen würde. Sie sehnte sich plötzlich nach dem sonnigen Lachen des Andern, nach seinen feurigen Liebesworten, damit es das leere Gefühl übertäube, das sie befallen, als sie den Vetter so allein die Straße entlang gehen sah. Da trat der Ersehnte soeben Arm in Arm mit ihrem Vater aus dem Hause. Diese familiäre Haltung macht das Mädchen froh. Glücklich eilte sie auf ihren Vater zu und umhalste ihn glücklich. „Nun, Väterchen, hat er die Probe bestanden?" Statt aller Antwort legte Herr von Kugler die Hände der jungen Leute ineinander. „Werdet glücklich!" sagte er gerührt, wandte sich ab und ging zu seinen Rosen. Zweijtes Kapitel. 's Otto von Kugler hatte sich nach der Verabschiedung von Elsa geraden Weges nachhause begeben. Wenn etwas den sinnigen, feinfühligen Menschen beruhigen konnte, waren es die vier Wände, die sein Heim bildeten Hier war er zuhause, hier fühlte er den Geist seiner Eltern ihn umwehen, die von vornehmer Gesinnung und einem hohen Gottvertrauen beseelt gewesen. Sie hatten den Sohn, der ihnen von den drei Kindern geblieben, in ihrem Sinne erzogen und alle ihre guten Eigenschaften in ihm verpflanzt. Er atmete auf, als er sein Zimmer betrat, zündete sich eine Zigarre an und ging aus den Balkon hinaus. Ein schöner sommerlicher Abend umgab ihn. Während der große Pulsschlag des Lebens dort drüben in dem Häusermeer weiter flutete, war hier der Friede, ein großer, schöner, heiliger Friede. Doch gerade dieser Friede war darnach angetan, ihm sein bitteres Weh fühlbar zu machen. Er ging ungestört seinem Schmerze nach, sich sagend, daß jede Wunde ausbluten muß, bevor Heilung eintreten kann. Es war nicht Un männlichkeit, nicht das blinde Wühlen im großen Leid, das ihm widerfahren, es war vielmehr ein Ordnen seiner auf geregten Gedanken. Er mußte sich jetzt mit der Gewißheit abfindcn, Abschied zu nehmen von seinen Wünschen und Träumen, ja, nicht nur das allein, er mußte es lernen, das Glück feines Freundes neidlos mit anzusehen, Zeuge jener Zärtlichkeiten zu werden, die er dem geliebten Mädchen so gern erwiesen hätte und zu denen sich nun ein Anderer das Recht erworben hatte. Da hieß es, die Zähne zusammen beißen, kaltes Blut bewahren, eine gleichgültige Miene zur Schau tragen. Und er kam nach Stunden eines heißen Ringes zu dem schönsten Schluß, daß er alle seine Qual gern und willig tragen und auf das reiche Glück eines Ehelebens, wie er es sich gewünscht und erträumt hatte, verzichten wolle, wenn er damit das Glück seiner Elsa erkaufen konnte. Wenn nur, nachdem der erste Rausch der Leidenschaft verflogen, dem etwas oberflächlichen, leichtherzigen Weltmanne die sinnige Elsa noch genügen würde. So weit allerdings durften sich seine Gedanken nicht verlieren. Der Schleier der Zukunft ließ sich doch nicht lüften. Und das war gut so. Wieviele Hände hätten sich sonst wehklagend vorzeitig zum Himmel gestreckt, wenn das Unglück langsam aber unabwendbar herangeschritten kam, wieviele Hände hätten sonst eingreifen wollen in die Speichen des Schicksalsrades, ohne dessen Lauf hemmen zu können. Mit ähnlichen wehmütigen Betrachtungen beschäftigte sich gleichfalls Rentier von Kugler, als er unter feinen Rosenanlagen, die Hände aus dem Rücken verschränkt, hin- und herwandelte.