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Johann Strauß, Werk 333. Wein, Weib und Gesang. J. Weyl. Der liebe Gott im Paradies Die schmucke Rebe wachsen ließ, Damit der süße Traubensaft Dem Adam gebe Mut und Kraft. Doch dieser, noch zu unschuldsvoll, Verstand nicht, wie man's machen soll, Daß aus der Traube goldig rein Entperle süßer Feuerwein. Da gab ihm bessern Zeitvertreib Der liebe Gott, und zwar das Weib. Und Adam, nimmermehr allein, Empfand die Lust, geliebt zu sein. Sang fröhlich ohne Leid und Plag Den ganzen lieben langen Tag. Frau Eva stimmte selig ein: Das war der erste Sangverein. Als später für die Menschenschar Das Paradies verloren war, Drei Himmelsgaben blieben doch Uns armen Menschen Tröstung noch: Und wer nicht liebt Wein, Weib und Sang, Der bleibt ein Narr sein Leben lang! Schenkt ein, schenkt ein, ich halte still, Fragt nicht, welch' Wein ich trinken will, Die Sorte ist mir gleich. Laßt schäumen mir den Frankenwein, Wo nicht, so schenkt die Perle ein Vom lieben Österreich. Wenn dich Fortuna betrog, Wenn dich die Freundschaft belog, Dann wird der feurige Wein Lindernder Balsam dir sein. Hast du viel Leiden im Haus, Weich ihnen schleunig nur aus; Dort, wo der Zeiger dir winkt, Dort ist's, wo Lethe man trinkt. Wie Frühling-Sonnenschein Kehrten auf Erden ein Zahllose Engeiein, Doch ohne Schwingen,- Nennst du ein solches dein, Schwindet dir jede Pein, Muß dir's gelingen, Glücklich zu sein. Sieh jenes Blondchen dort Mit seiner Locken Gold Steht schon in Amors Sold. Wähl dir die Braune/ Das ist ein schelmisch Kind, Vor ihr flieht pfeilgeschwind Die üble Laune Fort wie der Wind. Wie ein Kobold versteckt Dich im Wein öfters neckt, So steckt im Mädchen Zu zärtlich und fein Manchmal auch ein Teufelein. Hast du liebberauscht Mit ihr Ringe getauscht, Treib' nur beizeiten Den Teufel hinaus, Denn sonst bleibt er Herr im Haus. Doch wer ein Weib gewann Und es als wahrer Mann Schützen und leiten kann, Ist zu beneiden. Mit dem geliebten Mann Teilt dieser Engel dann Freuden und Leiden Auf irdischer Bahn. Laßt strömen in clas Leben hell Aus treuer Brust der Töne Quell, Daß jeder d'ran sich laben kann, Und wäre er der ärmste Mann. Wer trüb und bang, Im heiter'n Gesang Hoffnung und Trost gewann. Ein heit'res Lied beim Gläschen Wein, Dazu im Arm ein Liebdien fein. Nun komtpe b» - . Wer er a-iu, * t , Fürst oder Mi, ionär,- Sängersmann schlicht Druck von F. Emil Boden, G. m. b. H., Dresden-A. Lächelt und spricht: Freund, mit dir tausch' ich nicht. Wenn das Herz uns auch noch so schwer. Noch so leer Und jede Lust von uns schied, Gab uns der liebreiche Vater doch gnädig Noch Töne für's tröstende Lied. Und aus Herzensgrund schallt der Chor Laut empor Und wird zum frommen Gebet, Das für die Brüder all Rings auf dem Erdenball Segen vom Himmel erfleht. Martin Luther hat wirklich Die Wahrheit gesagt, Denn sonst hätt' das Konzil Damals ihn nicht geplagt, Als er sprach; Wer nicht liebt Wein, Weib und Gesang, Bleibt ein Narr ganz gewiß Sein Leben lang. Denn man braucht deshalb noch kein Lutheraner zu sein, Jeder Christ, jeder Jud' Liebt Gesang, Weib und Wein. Es hat Mohamed freilich Den Wein konfisziert, Doch dafür hat er sich An den Weibern regressiert. Kühner Mut, frisches Blut Tun sehr gut in jeder Zeit. Lieb und Sang, Becherklang Trotzen lang der Traurigkeit. Wie's auch geh', Kopf in d'Höh', Bleibt uns doch sehr viel noch. D'rum ich sag', heutzutag Niemand mag ein Narr mehr sein. Jedermann denkt daran, Dann und wann fidel zu sein. Ver verzagt, weint und klagt, Der Mann war offenbar Stets ein Narr — bleibt ein Narr!