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Augenblicke einen Kunstfreund oder eine Dame, die begrüßt sein mußte, kurz, sie kam nie mit ihm in die rechte warme Stimmung. Ob sie auch grübelte, sie fand keine Lösung der Schwierig keiten. Sie konnte ihn doch unmöglich an einen dritten Ort bestellen und konnte ihn doch vielweniger in seinem eleganten Junggesellenheime aufsnchen. So lebte Spes in Fieber, in Unruhe, in gemachter Auf regung, selbstquälerischer Sehnsucht und unbefriedigter Hoff nung die nächsten Wochen dahin. Wohl fiel daheim allen ihr eigenartiges Wesen, ihre Hast, ihre Launenhaftigkeit auf, doch glaubte der Vater, das rühre wohl aus kleinen Miß stimmungen zwischen ihr und ihrem Bräutigam her. Sich hierein zu mischen, lag ihm völlig fern, einmal waren diese kleinen Meinungsverschiedenheiten sicher harmloser Natur, die nur zur Klärung und Festigung der beiderseitigen Zu neigung führen würden, und zum andern konnte er Doktor Bieler noch immer nicht verzeihen, daß dieser die etwas flatterhafte.Spes der^Lieblingstochter Fides vorgczogen hatte. Fides dagegen litt unter diesen Wechselstimmungen der Schwester ungemein Immer quälender warf sich in ihr die Frage auf: Welche großen Fehler und Schwächen mußt du nur besitzen, daß er dich um dieses launenhaften, oberflächlichen Mädchens willen, das doch nichts als die Schönheit des Körpers und die Gabe des Gesanges besitzt, so schnell ver gessen, so ganz aufheben konnte? Je mehr sie grübelte' um so einsamer und unglücklicher kam sie sich vor. Mit diesem Wehgefühl verband sich das des innigen Mitleids mit Doktor Bieler. Würde er mit Spes glücklich werden, würde sie seinen inneren Wert zu schätzen wissen, würde sie ihren Charakter endlich doch seinem beistimmen können? Und dann . . . liebte Spes den vortrefflichen Mann wirklich? In solchen Stunden seelischer Not sehnte sie die Zeiten zurück, wo das Waldhaus ihr noch die Stätte des stillen, einsamen Friedens gewesen, wo noch ihr heimliches Glück keimen durfte, wo noch keine Spes ihr soviel Unruhe machte! Und jetzt? Durch ihre Seele zogen die Worte Goethes: „Ach, ich bin des Treibens müde! Was soll all' der Schmerz und Lust? Süßer Friede, Komm', ach komm' in meine Brust!" Und Antonio? Ihm, dem feinen Frauenkenner, entging nicht, daß sich die Wangen der Spes verräterisch röteten, wenn er ihr begegnete, er wußte auch den heißen Ton zu deuten, der aus ihren Worten klang, er verstand das Werben, das ihre brennenden Blicke verrieten: aber sonderbar, alle diese Zeichen ihrer Liebe vermochten nicht, ihm das seelische Gleichgewicht zu stören. Wohl hatte er das schöne, junge Mädchen einst sehr, sehr gern gehabt, hatte mit ihr Stunden leidenschaftlichen Glückes durchlebt, aber . . . sie war jetzt Braut, Braut eines tüchtigen, angesehenen, wenn auch in seinen Augen philisterhaften Mannes! Da würde er sich sehr hüten, ihren Lebenskreis zu stören. Das konnte ein ebenso häßliches wie unbequemes Drama werden, wollte er versuchen, alte Rechte an ihr wieder geltend zu machen! Nein, nein, dazu war Antonio zu weltklug und zu praktisch denkend. Warum sollte es gerade Spes sein, die Welt war ja so reich an schönen Mädchen und Frauen! Schade war es nur, daß sie ihre Stimme so brach liegen ließ, aus der hätte was werden können; doch, was ging's ihm an, er hatte seine eigenen Interessen! Da gegen mußte Antonio gestehen, daß ihn die Schwester Fides Ungemein fesselte. Sie war ganz anders als die Mädchen, die er bisher auf seiner Künstlerlaufbahn kennen gelernt hatte und deren Herz zu erobern ihm ein so leichtes Werk gewesen war. Wie anders die Fides! Wie ernst, wie rein, wie zurück haltend! Welche Güte lag in ihren klugen, klaren Frauen augen! Wie liebevoll und herzlich umgab sie den Vater, die alte Großmutter mit ihrer rührenden Pflege, die ihn, den Italiener, erstaunen ließen! Alle diese Eigenschaften hoben in seinen Augen das stolze, feine, noch immer schöne Mädchen und prägten in ihm den rechten Begriff des deutschen Weibes. Je mehr seine Verehrung für Fides stieg, um so klarer erkannte er die Charaktermängel der Spes und um so schneller erstarb in ihm die Glut, die er dereinst für sie gefühlt hatte. Nun weilte er bereits vier Wochen in dieser Stadt. Uebermorgen gab er ein Abschiedskonzert. Er ahnte nicht, welches schreckliche Ereignis sich ihm mit unauslöschlichen Buchstaben noch in die Seele schreiben würde. -VIII/ Spes war in der Stadt genauer beobachtet worden, als sie es nur im entferntesten ahnte. Das schöne Mädchen mit dem blonden Haar, der etwas theatralischen Art ihrer Kleidung hob sich naturgemäß von der breiten Menge ab und ließ sie auffallen. Man forschte nach ihrem Namen. Spes Heimfurth? Aha, war das nicht die jüngste Tochter des Geheimrates, dessen, den man jahrelang des Münzdiebstahls beschuldigt hatte? Gewiß! Aber man hatte doch gar nichts von ihrem Dasein bisher gewußt? Sie war mit ihrer Mutter, der erst kürzlich verstorbenen Frau Corona, lange Jahre mit ihr auf Kunstreisen gewesen! In Italien? Auf Kunstreisen? Wie interessant? Und dann fiel die Verlobung Doktor Bielers mit Spes wie eine Bombe in die Gesellschaft. Schon fing das Interesse an ihr etwas zu verblassen an, als man sie eines Tages anstatt mit ihrem Bräutigam mit einem anderen jungen Manne erblickte, wie sie mit ihm vertraulich plaudernd die Kaiserstraße auf- und abpromenierte. Man wurde aufmerksam. War das nicht Antonio del Ancore, der Italiener, dessen Konzerte solch gewaltiges Aufsehen machten? Ein paar Tage darauf gewahrte man die beiden wieder zusammen. Nun fing man an, zu beobachten. Und bald hörte man: der eine hatte sie im Stadtpark gesehen, der andere am Kanalufer, ein dritter am Leibnitzdenkmal: — und wie es so geht, wer die beiden nicht gesehen hatte, fühlte sich dennoch verpflichtet, zur allgemeinen Aufregung ein Scherflein beizusteuern, indem er vorgab, das interessante Paar auch irgendwo erspäht zu haben. Wie amüsant! Man lächelte. Ein Liebesabenteuer! Der feurige Italiener... das hübsche Geheimratstöchterlein ... ja, ja. Aber war Fräulein Spes nicht schon verlobt, öffentlich verlobt? Das zog doch ihrem Tun gewisse Schranken! Der stille Gelehrte, der vornehme, harmlose Doktor Bieler hatte sicher keine Ahnung von den Wolken, die sich über seinem Himmel der Liebe zusammenballten! Hatte da die Gesellschaft nicht die moralische Pflicht, ihm wenigstens einige leise Andeutungen zu geben? War das nicht auch dem Wohle der jungen Dame höchst förderlich? Doktor Bieler sollte bald erfahren, was die lieben Mit menschen über ihn und seine Braut dachten und wie besorgt sie um sein junges Liebesglück waren. Ein anonymes Briefchen flog in sein Haus. Doktor Bieler las es. Ein Schatten glitt über sein Gesicht. Wie unnobel! Man suchte seine Braut bei ihm zu verdächtigen. Er zerriß den Brief in kleine Stücke, warf ihn in den Papierkorb und lächelte, indem er sich über die Stirn strich. Hiermit war die Angelegenheit erledigt. Am Abend hatte er die Sache auch wirklich unter der Fülle seiner Gedanken vergessen. Doch, was war das? Am dritten Tage brachte ihm der Postbote unter anderen Eingängen zwei Schreiben, die Das Feldheer braucht dringend Hafer, Heu und Stroh! Landwirte, helft dem Heere! ihn gleich beim Lesen der Aufschrift mit einem verdächtig' Unlustgefühle erfüllten. Wie anonym! I Wieder das Thema, das bereits das erste Schreib' angeschlagen hatte. Fräulein Spes unterhalte mit ein^ italienischen Künstler ein regelrechtes Liebesverhältnis. W aber Doktor Bieler stutzig machte, waren die genauen A gaben, wann und wo Antonio mit Spes gesehen Word war. Der Doktor vergegenwärtigte sich den betreffend Tag, und er erschrak. Ja, in dieser Stunde war SP mit ihm fortgegangen, und der Weg, den sie eingeschlagö angeblich, um noch einige Besorgungen erledigen zu könnt führte wirklich an den betreffenden Plätzchen vorbei. So fühlte sich Bieler zu seinem eigenen Verdrusse b unruhigt. Und nun kam heule abermals ein Schriftsti in seine Hände, das seinen Verdacht aufs neue schürte ul insofern nicht ohne tiefe Wirkung blieb, als es in durchs sachlicher Weise abgefaßt war und so herzlich klang, dl er vermutete, es müsse sich doch ein ehrlicher Warner d hinter verbergen. Was sollte nun Bieler tun? Eins wurde ihm W sich über das Geschriebene Gewißheit verschaffen! Aber wie Sollte er seiner Braut dieses Schreiben zeigen? Wenn nun unschuldig war, wie verletzend mußten dann die Zeil auf sie wirken, wie würde sie wohl Schmerz empfinden, de er auch nur einen Augenblick an ihrer makellosen Reinh' gezweifelt hatte! Doktor Bieler setzte sich sinnend an seinem Schreibtiß nieder. Schwer stützte er den Kopf in seine Hand. D Zeit seiner Verlobung! Viel Glück hatte sie wahrhaft noch nicht gebracht! Der Tod Frau Coronas ... di verletzende Kälte Heimfurths ... das scheue Ausweis der Fides ... die häßlichen Mietgänge ... das lebhaft aufgeregte Wesen seiner Braut . . . und nun dies! Tro seiner Verlobung, wie einsam war er doch eigentlich! Er stand auf. Zu seinem eigenen Schmerze erkauf er, daß sein Gewissen seine Braut nicht frei von Verdat sprechen konnte. Der Kuß damals auf offener Straße . - die fieberhafte Unruhe der Spes im Antrittskonzerte B tonios . . . ihre krankhafte Gereiztheit in den letzten Woche' ihre Kälte und Empfindlichkeit ihm gegenüber ... gab W nicht alles zu denken? Ach, wer zeigte ihm den Weg dieser Seelenwirrnis! Antonio del Ancore! Ja, zu O wollte er! Mann gegen Mann! Antonio sollte ihm Re! und Antwort stehen, und das wußte er — Antonio würd ihm die Wahrheit nicht verhehlen. So machte sich Doktor Bieler auf. Der Sänger wobni in der vornehmen Eckvilla in der Konkordienstraße. Da hatte er aus dessen eigenem Munde gehört. Endlich hatte er das Haus erreicht. Sein Herz klopft' als er die breiten Marmorstufen hinaufschritt. Gott f Dank, daß er nicht fehl gegangen war. Da, unter dü gravierten Messingschilde der Frau verw. Appellationsr' Doktor Liege, hing die breite Visitenkarte des Künstlers: Antonio del Ancore Roma. Bieler drückte die elektrische Klingel. Das Dienstmädch^ öffnete. Gewiß, Signor Antonio del Ancore war zu Haus' Wen sie melden dürfe? Fortsetzung folgt. ^ür die uns anläßlich der Konfirmation unseres Sohnes Mor O und zum ersten Schulgang unserer Tochter Frieda er wiesenen Aufmerksamkeiten sprechen wir hiermit unsern herzlichsten Dank aus. Sattlermeister KlwlN Bonitz und ZrüU. Rabenstein, Chemnitzer Str. 30. M MnWWrbeiier »Ser eine -Arbeiittin gesucht. Neustadt. WWe HaMbejier für dauernde Beschäftigung werden an genommen. K. IUeUnivk, Siegmar, Hofer Straße 3. Kräftiger Junge für Gartenarbeit sofort gesucht. Gärtnerei Uhlmann, Neustadt 41. WIW WrMchen wird zu leichter Hausarbeit zum 1. Mai gesucht. Rahensteiner Berg, Parkstr. 5. I-nvao Svbmtat. MerliebeS MmWeii, welches zu Hause essen und schlafen kann, sofort gesucht. Zu erfahren in der Ge- schäftsstelle d. BI. Laufjunge, 12 Jahre alt, gesucht Siegmar, Hofer Straße 15. Ehrliches, sauberes Schulmädchen gesucht Siegmar, König-Albert-Str. 9, i rechts. Aelteres Schulmädchen zum Wegelaufen von jungem Ehepaar gesucht. Zu melden Nevoigtstraße 33, i r. 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