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.Schauläden und fühlte mit Wonneschauer die huldigenden Blicke schöner Männer auf sich ruhen. i So ergriff sie mit lebhafter Freude Vaters Vorschlag — Fides wurde zu Hause benötigt, — mit Doktor Bieler auf die „Wohnungssuche" zu gehen. Der Bräutigam stimmte bei. Es dünkte aber Fides, als hörte sie aus seiuer Zusage Zurückhaltung, ja leisen Unmut. Ihre feinfühlige Seele, die alles, was Bieler erregte und bewegte, unwillkürlich mitempfand, hatte den Nebenklang ganz richtig gedeutet. In dem Gelehrten stieg bei den begeisterten Worten seiner Spes ein dunkles Unlustgefühl aus von kommenden unruhigen Tagen, von Nebenverpflichtungen, die ihn von seiner wissenschaftlichen Tätigkeit weit abziehen würden. Für Spes brach nun eine interessante, abwechslungsreiche Zeit an. Mit größtem Eifer studierte sie die Tageszeitungen, prüfte die Angebote freistehender Wohnungen, hatte mit ihrem Vater, vor allem mit der weltkundigen, geschwätzigen Florette lange Beratungen, schnitt die Anzeigen heraus und stellte dann mit Hilfe Balthasars, der ja jede Straße, jedes Haus der Innenstadt kannte, den Wegeplan für den nächsten Tag fest. Sie kam sich überaus wichtig vor. Dem suchte sie auch durch die Wahl ihrer Trauerkleidung den rechten Ausdruck zu geben. Die Leute, zu denen sie kam, sollten sofort die Ueberzeugung gewinnen, es mit einer Dame aus den ersten Kreisen zu tun zu haben. Pünktlich um zwei Uhr hielt der Mietswagen vor dem Waldhause. Wie eine Fürstin stieg Spes ein, winkte Florette, von der sie bis zum Wagenschlage begleitet wurde, noch mals graziös zu und fuhr dann zu Doktor Bieler, um mit ihm die in Aussicht genommenen Wohnungen zu besichtigen. Dabei zeigte sie eine Ausdauer und Unermüdlichkeit, über die Bieler staunte und um die er sie hätte beneiden mögen, denn schon am dritten Tage war ihm das Wohnung suchen so langweilig, so widrig, daß er stöhnte und mit beklommenem Herzen über die schönen Stunden trauerte, die er opfern mußte, um treppauf, treppab zu steigen, leere, abgewohnte Räume zu begutachten; ja, selbst bis in den Keller, bis zur Bodenkammer schleppte ihn die unverdrossene Spes. Dabei war sie so wählerisch,, so anspruchsvoll, daß ihm allmählich die Hoffnung schwand, überhaupt je etwas Passendes für Heimfurth zu finden. Und wenn ihn dann die Vermieter so seltsam ansahen und dem lebhaften, un zufriedenen Geschöpfe als der künftigen „gnädigen Frau Professor" zu schmeicheln suchten, fühlte er in sich etwas Scham aufsteigen. So hatten sie auch heute wieder — natürlich erfolglos — drei große Wohnungen besichtigt. Doktor Bieler fühlte sich abgespannt und mißlaunig. Sein verdrossenes Schweigen mußte der Braut verraten, wie es um seine Stimmung stand. Am liebsten wäre er heimgegangen und hätte sich hinter seinen Folianten und Pergamenten verschanzt gegen alles, was Wohnungssuchen heißt. Doch nein, Spes schien nichts von der Verdrossenheit ihres Bräutigams zu gewahren. Lässig hatte sie sich in seinen Arm gehängt und bewog ihn mit der Flut ihrer schmeichelnden Worte, sie durch die Kaiserstraße zu führen und dortdie neuen AuslagenbeimHofjuwelierJsidorSchmieder zu betrachten. Halb widerwillig gab Bieler nach. Er war wirklich seiner reizenden Braut etwas böse. War es nicht rücksichtslos von ihr, ihm fast jeden Nachmittag zu rauben, war es nicht rücksichtslos von ihr, seinen Mißmut, seine Abgespanntheit gar nicht bemerken zu wollen? Und warum ließ sie so kokett nach allen Seiten ihre Blicke spielen? Sie war doch seine Braut und brauchte nicht die Aufmerk samkeit anderer Herren herauszufordern! Wie im Nebel huschte ihm plötzlich die Erinnerung an Fides durch die Seele. Die hatte er vergangenes Jahr einmal zufällig hier in der Kaiserstraße getroffen. Natürlich gab er ihr das Geleite. Wie fein, wie vornehm war ! Da unterbrach. ihn Spes Stimme: „Aber Schatz, Du träumst ja! . . . Siehe nur, wie allerliebst!" Bieler fuhr aus seiner Erinnerung auf. Richtig, da standen sie ja schon vor dem mächtigen Doppelschaufenster des Hofjnweliers. Wiewohl noch der Nachmittag sein Licht ungehemmt gab, glühten doch schon da drinnen die elektrischen Birnen, durch Spiegel dutzendfach reflektiert, daß die Brillanten in den weißplüschenen Zierkästen in tausend Strahlen verlockend aufblitzten, und die Saphiere, die Rubine und Amethyste ein warmer Lebenshauch überglänzte. Spes hatte sich eilig durch die schauende Menge gedrängt. Nun stand sie vor den wundersamen Schätzen. In ihre Augen trat ein begehrliches Leuchten. Ach, aussuchen können, hier das zarte Diadem, dort die entzückende Agraffe, da der feurige Brillantring! Sie seufzte! Ach, sie war arm, und auch Bieler besaß nichts! Sie hatte den Arm ihres Bräutigams losgelassen. Ge blendet von dem Glanze, der seinen Augen wehe tat, trat Bieler weg und ließ seinen Blick gleichgültig über die Leute schweifen, die sich lachend und plaudernd an ihm vorbeischoben. Doch jetzt sollte er etwas erleben, was ihm das Blut fast zum Sieden brachte. Neben seiner Braut hatte sich ein junger Herr gestellt, um wohl die reichen, geschmackvollen Auslagen zu bewundern. Der breite, flotte Sammethut gab ihm das Aussehen eines Künstlers. Jetzt war der Fremde ganz dicht neben Spes getreten. Zufällig hob diese das Auge. Ihr Blick begegnete dem des Fremden. — Da — ein jähes Erröten Spes — ein lauter Freudenruf des andern, und schon hatte er sie stürmisch an sich gezogen und einen Kuß auf ihre Lippen gedrückt. „Signora? — Spes? . . . Du?" „Autonio? . . . Jst's möglich?" Verwundert schauten die Leute auf, bildeten einen kleinen Kreis um die beiden und lächelten. Aha, ein Liebespaar, das sich wohl nach langer Trennung wiedersah! Ein paar Damen rümpften die Nase: „Wie unfein! Sich hier in der belebtesten Straße so vor allen Leuten abzuküssen!" Und Doktor Bieler? Er hatte den ganzen Vorgang beobachtet. Er fuhr sich an die Stirne. Litt er denn an Haluzinationen? ... Er wollte auf die beiden zugehen ... seine Füße waren ihm wie gelähmt. Sekundenlang stand er so. Dann überlief ihm heiße Scham und löste in ihm kochenden Zorn aus. Er trat auf den Fremden zu. Er rüttelte ihn an der Schulter: „Mein Herr, was fällt Ihnen ein?" Mit verständnislosem Lächeln blickte ihn der andere an. „Signor, Sie wünschen?" „Was gibt Ihnen ein Recht, diese Dame zu küssen?" Wieder dieses überlegene Lächeln. „Ein Recht? Signora ist meine Freundin, meine beste Freundin, und wir haben uns so lange nicht gesehen!" Wieder suchte er sich Spes zu nähern. Bieler hob die Hand zum Schlage. „Unterstehen Sie sich! Die Dame ist meine Braut!" „Ihre Braut?" Der Fremde war aufs höchste über rascht. Aufklärung heischend, wandte er sich zu ihr. Der freudigen Erregung über das so unerwartete Zusammen treffen mit Antonio war ein Gefühl tiefsten Schreckens erfolgt. „Der Herr ist Dein Bräutigam?" „Ja." „Sie hatte es nur geflüstert, aber der Fremde mußte es verstanden haben. Sofort ließ er ihre Hand los und lüftete den Hut höflich: „Signor, gestatten: Antonio del Ancore, Kammersänger aus Rom." Nun streckte er Doktor Bieler kameradschaftlich die Hand entgegen. „Signor, verzeihen, daß ich unwissentlich in ein Bräutigamsrecht eingriff, aber, diabolo, wer sollte ahnen, daß die lustige Spes so schnell Braut würde! Also noch mals Pardon, mein Herr!" Was sollte Vieler tun? So ergriff er denn, wenn auch in ruhende Mund. Fortsetzung folgt. innerlich widerstrebend, die entgegengestreckte Hand un sagte steif und kalt: „Fräulein Spes ist seit kurzem meine Braut," und m leichter Verbeugung fügte er hinzu: „Doktor Bieler, Professor. „Sehr verbunden, Signor!" Sogleich wandte sich Antonio wieder der noch imm« schweigend dastehenden Spes zu. „Und Frau Corona? Wie geht es ihr?" Eure Abrei! aus Palermo geschah so plötzlich" — er drohte neckend m dem Finger — „und keinen Gruß, kein Wort für den alte Freund!" Auf einmal wurde sein noch eben lachendes Gesicht erns Er hatte bemerkt, wie bei seiner Frage nach Frau Coron den Augen der Spes langsam eine Träne aufstieg. „Die Mutter ist — tot —," ganz tonlos sagte sie ei „Tot? Die gute, schöne Frau? Tot, wirklich tot?" Spes nickte stumm. „Gesegnet sei ihr Andenken!" Still nahm er den Hl vom Haupte und barg sekundenlang sein Antlitz hineii während seine Lippen ein kurzes Gebet murmelten. — Dann war er wieder der Alte, Lustige. Er griff nach Bielers Arm. „Signor Bieler, komme Sie! Wir haben uns viel zu erzählen, wir müssen gu Freunde werden! Lassen Sie uns gehen. Die Leute werde auf uns aufmerksam. Ich weiß in der Nähe eine klein Taverne" — er schnalzte mit der Zunge — „da gibt' guten, echten Falerner! Nein, sträuben Sie sich nich Doktor Bieler! Natürlich muß auch Spes mit — es i dort alles vornehm, nur erstklassige Gesellschaft! Wir müsse doch unsere junge Freundschaft festigen, wir müssen do« das Wiedersehen feiern, wir müssen doch" — fügte er we! mütig hinzu — „dem Andenken der Toten ein Glas widmen Ach, was werden wir uns alles zu erzählen haben, Signora Kommen Sie, die Zeit ist kostbar," — er zog seine Uhr - „habe bereits um sieben Uhr Probe!" Ohne Bielers Antwort abzuwarten, hatte er sckon de Arm in den seinen gelegt, und ehe Bieler noch recht zn Besinnung kam, saß er schon mit Spes und dem Jtaliew in dem stimmungsvollen Zimmer der Taverne. Nun hoben sie die künstlerischen römischen Becher, nU stießen sie an, daß der köstliche Wein leise zitterte: „Auf gute Freundschaft!" „Dem Wiedersehen!" „Der Toten!" — Bieler kam sich wie verzaubert vor. Der ungewohn Genuß des edlen Weines tat ihm nach der Abspannun unendlich wohl. Er fühlte ein warmes Prickelit in seinem Blute; e spürte, wie sich über sein Denken eine süße Schwere senkt und doch kam er sich so frei, so leicht vor. Im Halbdunk des durch bunte Butzenscheiben gebrochenen Lichtes leuchte ihm das blonde Haargelock seiner Spes wie mildes Sonnei gold entgegen, erschien ihm ihr Antlitz, ihre Gestalt w die Elfenkönigin, der sich Tom der Reimer auf sieben Iah' verschrieb. Und ihm gegenüber der Fremde. Hatte er nicht etwa Dämonisches an sich? Das bleiche Gesicht, die schwarze« vollen Locken, die weißen, blitzenden Zähne, der nimmS Volksbücherei Rabenstein. Geöffnet jeden Sonntag von Vst 1—12 Uhr vormittags im Erdgeschoß der neuen Schule. Um den großen Andrang zu verteilen und Erwachsenen rv Kindern schnellere Abfertigung zu ermöglichen, bestimmt die unte zeichnete Verwaltung: Die Bücherei ist von Vrl1—11 Uhr nur für Erwachsene, von 11—12 Uhr nur für Schulkinder geöffn« Erwachsene, dis die obengenannte Zeit nicht einhalten, haben si damit verbundene Unannehmlichkeiten selbst zuzuschreiben. Rabenstet«, März 1918. Die Büchereiverwaltung. anläßlich unserer ttriegstrauung dargebrachten Geschenke sagen wir allen nur hierdurch unsern Für die uns Glückwünsche und herzlichsten Dank. Karl Lzische und Frau Anna cz. Z. beurlaubt) geb. Nierbauer. Reichenbrand, den 8. März 1918. rm 79/S. /(oc/r t//7c/ /v-su Eine Halb-Etage 1. Juli ab, auch früher, zu vermieten. Zu erfahren Reichenbrand, Hofer Straße 49. Aröuimge Wohnung mtsrei Siegmar, Friedrich-Augufi-Str. 18. Schöne Halb-Etage sofort oder später zu vermieten Siegmar, Carolastrahe 8. Möbliertes Zimmer zu vermieten Siegmar, Friedr.-Aug.-Str. 9, pt. l. Siegmar. 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März, abends Vr9 Uhr Monatsversammlung statt- ftndet. Am zahlreiche Beteiligung bittet der Vorstand. Sparverein Reunion Reichenbrand. Sonntag, den 10. März, nachmittags 5 Ahr Versammlung. D. V. WWw-M lür ksdmtein u. bing. Montag, den 11. März, Abend Vs9 Ahr im Wald schlößchen Versammlg. 1. Ausfüllung der Zuckerbestellscheine. 2. Haftpflichtversicherung. ' f Imker, die nicht Mitglieder des Vereins sind, können Bestellscheine entnehmen bet Hunger, Siegmar, Rosmarinstrabe 10. König!. Sächs. Militarverein Rabenstein. Zum Begräbnis uns. Mitgliedes Kam. Ed. Stoll heute Sonnabend nachmittag Vs3 Ahr, Sammeln in Kühns Restaurant, werden die geehrten Kameraden gebeten, recht zahlreich erscheinen zu wollen. 2. L. An den letzten Begräbnissen mußte eine recht schwache Beteiligung beobachtet werden. Es ergeht daher an alle im Orte noch anwesenden Kameraden die freund liche Bitte, in Zukunft mehr Interesse zeigen zu wollen. Mit kameradsch. Gruß Der Vorstand. WUMMWMM Rabenstein. Heute Sonnabend Abend Uebung in der Kirchschule. Sopran und Alt: Vs8 Ahr, Tenor und Bah: 8 Ahr. Am allseitiges Erscheinen bittet dringend Obl. Kant. A. Sch. HmbMtt-Vemn Rabenstein. Nächsten Montag, den 11. März, abenk Vr9 Ahr Hauptversammlung in Kühle« Restaurant. Am zahlreiches Erscheinen der wert« Mitglieder bittet der Vorstand- ErWtMMW Rabenstein. Montag, den 11. d. Ä Generalversammlung i> Bahnhossrestaurant- Tagesordnung: 1. Mitteilungen und Ei« gänge. 2. Kassenbericht. 3. Neuwahlen Zu zahlreichem Besuche ladet ein Anfang Abend 8 Ahr. ^orst. Wnigl. Sechs. MMmtti» „LbembenslM". Die ordentliche Hauptversammlu» findet Sonntag, den 10. März, naÄ" 4 Ahr im Vereinslokal statt. Die W glieder werden hierzu eingeladen und ü« zahlreiche Beteilung gebeten. Mit kam. Gruß der Vorsteher- TiNMMii LbmabeiW« zu Rabenstein (j. P.) Riege Einigkeit. Heute Sonnabend, 9. März, abcnü 9 Ahr Jahreshauptversammlung i> Riegenlokal. Liederbücher mitbringen. Der Vorsitzende-