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Wochenblatt für Reichenbrand, Siegmar, Neustadt, Radenstein nnd Rottluff. Erscheint jeden Sonnabend nachmittags. Bezugspreis: Vierteljährlich 30 Pf. — Anzeige« werden außer in der Geschäftsstelle Meichenbrand, Nevoigtstraße 11) von Herrn Friseur Weber in Neichenbrand und von Herrn Kaufmann Emil Winter m Rabenstein entgegengenommen und die Ispalttge Petitzeile oder deren Naum mit 20 Pf. berechnet. Schluß der Anzeigen-Annahme Freitags nachmittag 2 Uhr. — Fernsprecher Amt Siegmar 244. Vereinsinserate können nicht durch Fernsprecher aufgegeben werden. 9 Sonnabend, den 2. März 1918 Gemeinde-Einkommensteuer. Der 1. Termin Gemeindeeinkommensteuer 1918 ist am 15. Februar fällig und bis spätestens den 28. Februar 1918 an unsere Steuerkasse abzuführen. Siegmar, am 8. Februar 1918. Der GemeindevorstanL. n . 23« !gs- aut Ihr mut der Feinde an und verlängert das Kriegselend. Wie viel Unwürdige leben auf deutscher Erde, die nicht wert sind der Opfer, die unsere Feldgrauen in Not und Tod ihnen bringen. Wahrlich, mast möchte oft verzagen und die be neiden, die den ewigen Frieden schon gefunden haben. Und doch! Laßt uns nicht verzagt, nicht müde und matt werden! Gerade jetzt gilt es, nicht kleinmütig zu sein. Gerade jetzt wollen wir, jeder an seinem Platze, ohne Unterschied des Standes, Gewerbes und Alters, unseren Willen und unsere Kräfte anspannen, auszuhalten all das Schwere, was die Kriegsnot bringt, durchzuhalten bis zum Siege, der unser Volk, einig und frei im Innern, aufrecht und stark nach außen, an die Stelle unter den Völkern der Erde bringt, die ihm von Gottes und Rechts wegen gehört, nach seiner Eigenart und nach den ungeheuren Opfern, die es in diesem Völkerringen gebracht hat. Wir wollen die deutsche, von fremden Völkern verspöttelte Art des Träumens und Sinnens in uns wandeln zu stahlhartem Wollen und kraftvoller Tat. Das ist jetzt doppelt und dreifach nötig. Das lehrt uns der Feind. Die Offensive seiner Völkermassen ist an deut scher Kraft zerschellt. Nun will er uns mit unsern Erb übeln, der Gefühlsduselei und der Streitsucht unter den Volksgenossen, schlagen. Wir sollen unsere eigenen Toten gräber sein, indem wir leichtgläubig ihren schönen Worten trauen. Sie wollen aus dem deutschen Idealisten eineit ihnen willfährigen Idioten machen. Dann haben wir ver spielt, und unsere Feinde lachen über den dummen Deut schen, der mitsscharfem Schwerte in starker Hand die Boll werke der Feinde in Trümmer schlägt und daheim über die Zwirnfäden schöner Worte zu Falle kommt. Soweit darf es nicht kommen! Die Angriffe des Wortes der Herren Engländer und des amerikanischen Heuchlers sollen ebenso verstieben vor deutscher Treue, Klarheit und Unverwirrbar- keit, wie ihre Schwertangriffe sie nicht an ihr ersehntes Ziel bringen konnten. Darum laßt uns nach außen stark und innerlich fest sein! Dann wird und muß die Zeit kommen, wo wir in Frieden wieder unser Haus einrichteu und aus bauen, unser Volk hinaufführen können zu Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung. Unsere Feinde haben als eine Hauptbedingung ihres über uns erträumten Sieges in ihre Berechnungen eingestellt, daß die deutschen Arbeiter ihre Mithilfe beim Kampfe ver sagen würden. Sie wurden grimmig enttäuscht durch den Idealismus der deutschen Arbeiterschaft. Sollen wir nun 43 schwere Monate gelitten, gedarbt und schwerste Blutopfer gebracht haben, damit die Feinde doch noch ihr Ziel erreichen, indem die Arbeiterschaft der Regierung die Gefolgschaft in diesem Ringen versagt? Nein! Und abermals: Nein! Der Schnitt ins eigene Fleisch wird und muß unterbleiben. Noch steht der Feind vor den Toren und will sich mit allen nur irgendwie erdenkbaren Mitteln den Eingang 'erzwingen. Nach dem Kriege kann mancher Streit ausgefochten, die Erfüllung manches Wunsches gefordert werden. Jetzt haben wir zu Wortklaubereien keine Zeit. Mit Gott wollen wir Taten tun zum Heile unseres Volkes. Und ich lasse mich durch nichts im Glauben beirren, daß die gesunde Vernunft unserer Arbeiterschaft es weit von sich weist, am Verderben von Vaterland und Volk nach dem Willen neidischer Feinde und falscher Freunde mitzuhelfen. Aber noch auf eines sei hingewiesen. Der Krieg hat eine große Umwertung der Vermögensverhältnisse gebracht. Viele können sich eines Aufstieges erfreuen, viel mehr aber, man denke an die niedrig besoldeten Beamten, die meisten kleinen Handwerker und Kleingewerbetreibenden sind zu den ärmsten Söhnen Deutsch lands herabgeglitten. Wie bitter schwer wird ihnen das Durchhalten, wie trübe steht ihre und ihrer Angehörigen In feierlicher, tiefernster Stunde hat einst Reichskanzler Bethmann-Hollweg im Reichstage vor aller Welt bekannt: »Denk es, o Deutschland, daß dein ärmster Sohn auch dein getreuester war." Mil diesem Bekenntnis hat er die geschicht liche Wahrheit bestätigt, daß der deutsche Idealismus in M Vaterlandsliebe des deutschen Arbeiters seinen höchsten Cieg gefeiert hat. Es war für jeden sicher, der in der Volksseele zu lesen verstand, daß der deutsche Arbeiter Feind eines Herrschsuchts- und Eroberungskrieges war, daß er aber »icht zögern würde, mit der Waffe in der Hand Heimat nnd Vaterland als heiliges Erbe und höchstes Gut gegen seden Vernichtungswillen zu verteidigen. Als darum an lenem 4. August 1914 die ungeheure Schicksalsfrage um Cein oder Nichtsein an das deutsche Volk herantrat, fand ganz Deutschland sich zusammen in dem einen Gefühl: „Ein Geist, ein Arm, ein einz'ger Leib, Ein Wille sind wir heut" M in dem Gelöbnis: „Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern, In keiner Not uns trennen und Gefahr I" Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichenbrand. Am Sonntag Oculi, den 3. März, Vorm. 9 Ahr Predigt- Sotteedienst: Htlfsgeistlicher Schwarze. Vorm. 11 Ahr Kindergottesdienst: Derselbe. Dienstag Abend 8 Ahr Jungfrauenverein. Mittwoch Abend 8 Ahr Kriegsbetstunde: Hilfsgeistlicher Schwarze. Amtswoche: Pfarrer Rein. Parochie Rabenstein. Am Sonntag OcuN, 3. März, Vorm. 9 Ahr Predigt mit "eichte und heil. Abendmahl: Pfarrer Kirbach. Nachm. 4 Ahr Versammlung der Konfirmandinnen im Pfarrsaale. Abends 8 Ahr Versammlung des ev. Jünglingsverems. Mittwoch, 6. März, Abends Vs9 Ahr Bibelstunde: Pfarrer nirbach. Freitag, 8. März, Abends 8 Ahr Kriegsbetstunde mit Beichte Ubd heil. Abendmahl: Pfarrer Kirbach. Wochenamt:. Derselbe. Beseitigung von Tierkadavern. Auf die Verordnung, Beseitigung von Tierkadavern vom 30. Dezember 1910, mit den Abänderungen «om 28. Juni 1913, wird nochmals zur strengen Nachachtung hingewiesen. Die betr. Bekanntmachung »ann in den unterzeichneten Gemeindeverwaltungen eingesehen werden. Die Gemeinüevorstände zu Reichenbrand, Siegmar, Neustadt, Rabenstein und Rottluff, am 1. März 1918. Kasst" äg-... irz e» entb> geh? r Sst» ehe^ > „Es soll am deutschen Wesen Ilv' Noch einmal die Welt genesen." wie steht es heute? Gar unsanft find wir trotz so viel le gebendem, was wir erlebt haben, aus diesem schönen «mit Traume herausgerissen und von unserer Höhe jäh herab- nun»" Mürzt worden. Wie oft ward die Vaterlandsliebe zum lereb'' Deckmantel schlimmsten Eigennutzes, schamloser Bereicherung ..»-Ind eitler Selbst-Beweihräucherung gebraucht. Wieviel mdK Mreckende Bilder von Vaterlandslosigkeit und sittlichem —Tiefstand zeigen sich dem gerecht abwägendcn Geiste. Die . Me des Zornes umzieht die Stirn und die Hand ballt ltW unwillkürlich zur Faust in gerechter sittlicher Entrüstung * j ^ber das Gebaren weiter Volkskreise. Wie oft sehen wir W Mangel an staatsbürgerlichem Pflichtbewußtsein und uns" Zusammengehörigkeitsgefühl gerade bei denen, die vor >gszt' dem Kriege mit ihrer staatserhaltenden Gesinnung sich brüsteten. , d wie schmerzlich muß es jeden berühren, der sein Deutsch- -—and wahrhast liebt, wenn er aus dem versteckten Jubel der feindlichen Zeitungen erkennt, wie die Feinde sich ihrem Ver- ?lchtungsziele näher fühlen. Durch Arbeitseinstellungen, . ?urch ödes Parteigezänk und selbstschänderische Herabsetzung "ätschen Geistes und deutscher Tat facht man den Sieges Fundamt Rabenstein. Berloren: 1 Brieftasche, 1 Schürze. Gefunden: 1 Geldbörse. Der Gemeindevorstand z« Rabenstein, am 1. März 1918. n oll Kriegsfteuer. Die letzte Rate Kriegssteuer ist fällig und längstens bis zum 1. Mürz d. I. anher zu entrichten. Reichenbrand, am 22. Februar 1918. Der Gemelndevorstand. Gegenwart und Zukunft vor ihren Augen. Aber sie ver zagen nicht; sie sagen sich: „Wir wollen und muffen durch halten, sonst sind alle Opfer umsonst gebracht." Auch sie hoffen, daß mit dem Siege über die Feinde, mit dem Ausgleich der Kämpfe auch der Lohn für ihr ge treues Aushalten kommen wird, daß die Regierung, der sie in schwerster Zeit beigestanden haben, sie nicht im Stiche lassen wird, wenn es gilt, das in schwerer Kriegsnot Zerstörte in goldener Friedenszeit wieder aufzubauen und neu zu gründen. So glaubt auch die Arbeiterschaft, daß ihre Sehn sucht nach persönlicher, bürgerlicher und politischer Freiheit gestillt und ihr Aufstieg gefördert werde. Dazu wird die Regierung sich verpflichtet fühlen im Gedenken an das Be kenntnis des Arbeiter-Dichters: Immer schon haben wir eine Liebe zu dir gekannt, Bloß — wir haben sie nicht mit Namen genannt. Als man uns ries, da zogen wir schweigend fort, Auf den Lippen nicht, aber im Herzen das Wort: Deutschland! Ansere Liebe war schweigsam; sie brütete tief versteckt, Nun ihre Zeit gekommen, hat sie sich hochgereckt. Schon seit Monden schirmt sie in Ost und West dein Haus, And sie schreitet gelassen durch Sturm und Wettergraus. Deutschland! Daß kein fremder Fuß betrete den heimischen Grund, Stirbt ein Bruder in Polen, liegt einer in Flandern wund. Alle schützen wir deiner Grenzen heiligen Saum, Anser blühendstes Leben sür deinen dürrsten Baum: Deutschland! Immer schon haben wir eine Liebe zu dir gekannt, Bloß — wir haben sie nie mit Namen genannt. Herrlich offenbarte es erst deine größte Gefahr, Daß dein ärmster Sohn auch dein getreuester war: Denk es, o Deutschland! „Ja, treu ist die Soldatenliebe" -singen unsere Soldaten. „Ja, treu ist jedes Deutschen Liebe zu Heimat, Volk und Vaterland" so sagen und geloben wir alle, und keine noch so süße Rede unserer Feinde soll uns irre machen; denn wir wissen, was wir wollen. Was wir 1914 uns fest gelobt haben, soll nicht 1918 wie Schall und Rauch im Winde verfliegen. Paul Rau, Rabenstein. T F Welche Selbstlosigkeit und Opferwilligkeit, welche sittliche lhr Eröße erfüllte in jenen Tagen das deutsche Volk. Und damals mochte wohl.auch jenes prophetische Dichterwort e«d< Erfüllung verheißen: /So. Und bin so einsam doch! Roman von Karl Schilling. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Nach einer kleinen Pause berichtete Doktor Bieler: „Der Staub der in Stücke gegangenen Vorderwand setzte sich, es wurde mit der Zeit klarer. Man konnte nun die Blicke in das Innere des alten Gebäudes werfen. Die Werkleute gingen wieder an ihre Arbeit, abzuräumen und nachzuhelfen. Da, plötzlich, der eine bückt sich, er greift mit den spitzen Fingern in den Schutt, er hebt etwas auf, er betrachtete es kopfschüttelnd — seine Kameraden treten hinzu, der Fund geht von Hand zu Hand — die Leute drängen sich heran — auch mich faßt die Neugierde — da, ein Blick — und ich schrie auf: die Ramsesmünze, die Ramsesmünze! — Man sieht verwundert auf mich, ich fasse den Gegenstand — ein paar erläuternde Worte, ich nenne Ihren Namen, man versteht mich, man weiß was ich meine, — einer ruft laut: Hoch, Professor Heimfurth! Die Menge schreit: Professor Heimfurth, hoch, hoch, hoch! Rüsten Sie sich, mein väterlicher Freund, ich glaube, man plant eine Ueberraschung, man wird kommen, man wird suchen." — Mit dem Zeichen des lebhaften Interesses hatte Heim- furth zugehört. Jetzt stand er auf, sein Blick wandte sich nach oben, er faltete wie ein Kind die Hände und sprach feierlich: „Bieler, es ist ein gerechter Gott im Himmel!"