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erreicht und öffnete die schwere eiserne Parktüre. Schon an dem Wege bis hierher hatte er bemerkt, daß der alte Mann gar nicht zu viel behauptet hatte, wenn er sagte, daß hier eine arge Vernachlässigung Platz gegriffen habe. Der Weg war ungepflegt und die früher so schönen Promenaden gänge im Park verwildert. Bäume und Sträucher waren unverschnitten und machten infolgedessen einen unschönen Eindruck, auch die hier und da sorgsam angelegten Blumenbeete ermangelten jeder Pflege, diesen Eindruck gewann Herr v. Königsheim schon bei den ersten Schritten, die er in den Park hineinging und je weiter er sich dem Herrenhaus näherte, um so mehr ver stärkte sich der ungünstige Eindruck. Wie war doch bei Lebzeiten seines Vaters der Park gepflegt und alle Wege und Anlagen auf das Beste in Stand gehalten worden, dies konnte er sich noch ganz gut erinnern. Ja, sein Vater war ein tüchtiger ordnungsliebender Mann gewesen. Wie würde er es fertig bringen, hier wieder Ordnung hineinzuschaffen, diese Frage legte er sich öfters vor, je wAter er ging und sich dem Gute näherte und den sichtbaren Verfall bemerkte. Jetzt stand er auf dem Hofe; auch hier herrschte große Unordnung und Unsauberkeit. Heu und Stroh lagen umher. Eine Schar Hühner und Gänse tummelte sich ganz un geniert umher und stoben bei seinem Näherkommen erschreckt auseinander, als fürchteten sie sich vor ihm. Aus einem der Seitengebäude hörte er laute Männerstimmen, als stritten sich zwei Männer heftig, was aus den einzelnen zusammen hängenden Worten hervorging, die er vernahm. Mitten auf dem Hofe blieb Herr v. Königsheim einen Augenblick unschlüssig stehen. Der Eindruck, den er bei seinem ersten Eintritt in sein väterliches Erbe gewann, war der denkbar ungünstigste und jetzt bereute er es doch nicht mehr so sehr, seine Gattin und seine Kinder nicht gleich mitgenommen zu haben. Adelheid, die ihr ganzes Leben nur in Samt und Seide, in luxuriös ausgestatteten Zimmern verlebt hatte, würde bei dem Eindruck, den der Park, der Gutshof und die Gebäude machten, sich noch viel mehr entsetzt haben. Hier stand ihm eine schwere Aufgabe bevor, wenn er wieder alles in Ordnung bringen wollte und er zweifelte doch ein wenig daran, ob er die Kraft und noch vielmehr die Fähigkeit besaß, dieses Werk zu vollbringen, bei allem guten Willen und festen Vorsätzen. Sein Leben war bisher auch so grundverschieden gewesen von dem, welches er jetzt hier beginnen wollte. Die streitenden Stimmen verstummten für einen Moment, dafür hörte der unfreiwillige Lauscher laute klatschende Schläge, wie wenn jemand mit einer starken Reitpeitsche auf einen Gegenstand schlug, dem laute kreischende Schreie folgten. Herr v. Königsheim war ganz entsetzt und starrte in die Richtung, wo sich diese Szene abspielte. Es war ein Schuppen, wozu das Tor, das übrigens nur noch notdürftig und windschief in einer Angel hing, offen stand. Jetzt kam ein junger Mensch daraus hervorgestürzt, der seine Arme wie zum Schutze über den Kopf hielt, während hinter ihm ein großer, stattlicher Mann mit stark gerötetem Gesicht nachellte und mit einer Reitpeitsche auf den Fliehenden weiter einschlug. Der Geschlagene verschwand endlich in einer anderen Türe und der Mann mit der Reitpeitsche bemerkte nun den mitten auf dem Hofe stehenden Gutsherrn. Er schien sich aber durchaus nicht geniert zu fühlen, einen Augenzeugen seiner Brutalität zu haben, sondern weiter mit der Reitpeitsche in der Luft herumfuchtelnd, als brauche er einen Ableiter für seinen Zorn, kam er auf Herrn v. Königsheim zu. EsAwar der Gutspächter, der Herrn v. Königsheim natürlich kannte, da er öfters mit ihm in der Residenz geschäftlich verhandelt hatte, ebenso wie dieser den Pächter erkannte. „Ah, schon eingetroffen, Herr Baron!" rief der Pächter, das mit einer langen Feder geschmückte Lodenhütchen ein wenig lüftend. „Hätte Sie heute noch nicht erwartet. Ist mir aber auch recht, damit ich so bald wie möglich aus dem alten Unkennest fortkommen kann." „Diese Bemerkung konnten Sie sich sparen, Herr Manowski. Aber sagen Sie, was hat der widerliche Auftritt zu bedeuten? Warum schlugen Sie den jungen Menschen mit der Reit peitsche?" „Warum, Herr Baron? Nun ich denke, bis zur Stunde steht der Bursche bei mir in Diensten, in Brot und Lohn!" „Das gibt Ihnen aber doch immer noch nicht das Recht, ihn so zu behandeln, ihn gar mit der Reitpeitsche zu schlagen!" „Bin darüber niemand Rechenschaft schuldig. Sie können ihm ja Zuckerbrot Hinhalten, wenn einer faul ist und Ihnen noch mit frechen Redensarten kommt, wenn Sie ihn zur Rede setzen. Der Manowski verschafft sich auf wirksamere Weise Respekt. Werden meine Methode vielleicht als die richtige anerkennen, wenn Sie erst selbst den Herrn hier spielen." Der Pächter war dabei ziemlich nahe an Herrn v. Königs heim herangekommen und fuchtelte noch immer in bedrohlicher Weise mit der Reitpeitsche in der Luft herum, sodaß der Gutsherr unwillkürlich einige Schritte zurückwich. „Ich will mich mit Ihnen über die Zweckmäßigkeit der körperlichen Züchtigung am Gesinde nicht einlassen," entgegnete Herr v. Königsheim mit einer abwehrenden Handbewegung. „Ich gedenke auch ohne dies gut auszukommen." „Wo werde ich mich mit Ihnen streiten," sagte der Pächter und das laute Lachen, mit welchem er die letzten Worte begleitete, klang widerlich. „Befehlen der Herr Baron übrigens, daß wir noch heute an die Erledigung unserer Angelegenheit gehen, ich bin jede Minute bereit dazu. „Für heute ist es doch zu spät. Auch erwarte ich für morgen erst meinen Inspektor, der bei der Uebernahme zugegen sein muß." „Der ist schon da! Ein netter Kerl, der auch einen tüchtigen Stiefel trinken kann!" Herr v. Königsheim horchte erstaunt auf. Er hatte es doch so eingerichtet, daß der Inspektor, den er auf ein Inserat hin engagiert hatte, erst nach ihm eintreffen sollte. Nun war der Mann eher da und hatte auch schon Bekannt schaft mit dem abgehenden Pächter gemacht. Dies war ihm recht fatal, denn der Inspektor sollte doch sein Vertrauens mann bei der Auseinandersetzung mit dem Pächter sein, mit dem er sich weniger aus persönlichen, als vielmehr aus geschäftlichen Gründen in Zwiespalt befand. „Ich verbitte mir nochmals jede überflüssige Bemerkung, also auch ein Urteil über meinen neuengagierten Inspektor, Herr Manowski. Dies dürfte einer glatten und schnellen Abwickelung unserer geschäftlichen Angelegenheiten nur förder lich sein." „Ganz wie Sie befehlen, Herr Baron," quittierte der Pächter höhnisch und wandte sich ohne Gruß zum Fortgehen. Herr v. Königsheim hörte wohl noch wie Manowski zornig vor sich hinsprach, verstand aber zum Glück nicht mehr die ihn aufs höchste beleidigenden Worte des ergrimmten Pächters: „Hochnäsiges Bettelvolk, wird bald genug seine Rolle hier ausgespielt haben!" Der Mann kümmerte Herrn v. Königsheim heute weiter nicht und morgen wollte er alles daran setzen, um so schnell wie möglich seine geschäftlichen Verbindungen zu lösen, damit er Schweikershof wieder verlassen mußte. 23. Kapitel. Die erste Nacht hatte Herr v. Königsheim wieder auf der heimatlichen Scholle verbracht, indem er eines der jeder zeit für die Herrschaft reservierten Zimmer bezogen hatte. Wie heimelte ihn hier alles an; da standen noch die alten gediegenen Möbel seiner Eltern, denn daran war nach deren Tod nichts geändert worden, nur insoweit als Raum für den Pächter geschafft werden mußte. Hier war kein übertriebener Luxus, wie in seinem Palais in der Residenz, trotzdem sein Vater sehr reich gewesen war und ihm als einzigen Erben ein bedeutendes Barvermögen außer dem schuldenfreien Gute hinterlassen hatte. Die frohe, ungetrübte, glückliche Kinderzeit tauchte vor seinem Geiste wieder auf; ach, daß er nicht früher den Wert des Eltern hauses erkannte, daß ihn eine falsche Sucht von hier fort getrieben hatte in die große Welt mit ihren raffinierten Genüssen, Versuchungen und dem falschen Schein einer Ueberkultur. Mit geschwellten Segeln war er in frühester Jugend auf seinem Lebensschifflein hinausgefahren auf das Welt meer, auf einem Wrack kehrte er zurück, um sich zu einer neuen stürmischen Fahrt vorzubereiten, anstatt bald in den ruhigen Hafen einfahren zu können. Nur eines fiel ihm gleich in der erster Stunde, die er hier weilte, auf, das war die Stille, die in dem großen Gehöfte herrschte, die fast der Ruhe eines Kirchhofes gleichkam. Welches Leben herrschte da früher, wenn sein Vater in der jetzt für den Landwirt so arbeitsreichen Zeit mit dem ersten Hahnschrei sich erhob und mit den Knechten und Mägden, selbst überall der Erste, sich an das Tagwerk begab. Da wieherten die Pferde, brüllte das Hornvieh, blökten die Schafe und gackerte, schnatterte, girrte das Federvieh. Vergebens hatte er heute morgen mit dem grauenden Tag, den rechten Schlummer hatte er in dieser Nacht doch nicht finden können, auf diese Laute gelauscht, aber es war alles still geblieben. Der Pächter hatte sonach das lebende Inventar, da es sein Eigentum war, schon verkauft und wahrscheinlich auch das Gesinde meist entlassen. Wie er jetzt an das Fenster trat und hinunter auf den unordentlichen Hof schaute, da fand er seine Vermutung bestätigt, denn derselbe war vollständig verödet, er war also zunächst auf den neuen Inspektor und ein altes Ehepaar, welches schon zu Lebzeiten seines Vaters auf dem Gute gewohnt hatte, angewiesen, bis er das Verhältnis mit dem Pächter geregelt hatte und die eigene Bewirtschaftung be ginnen konnte. Jetzt sah er drüben aus der Pächterwohnung einen etwa dreißigjährigen Mann heraustreten. Derselbe war ziemlich elegant gekleidet, nur zeigte diese Kleidung eine gewisse Vernachlässigung. Der Mann hatte ein sehr verschlafenes Aussehen und gähnte auch mehrmals, als er, die Augen mit der Hand beschattend, den Gutshof musterte. Der Mann machte überhaupt keinen sonderlich vertrauen erweckenden Eindruck und seine Miene drückte eine gewisse Verdrossenheit aus, wie die eines Mannes, der zu frühzeitig aus dem warmen Federbett herausgeklopft worden ist. Das war sicher der neue Inspektor, der entgegen der ihm gegebenen Anweisung einen Tag früher gekommen war und bei dem seitherigen Pächter Wohnung genommen hatte; dieser Gedanke kam Herrn v. Königsheim sofort wieder und er war, wie gestern Abend, unangenehm davon berührt. Der Mann gefiel ihm ganz und gar nicht und er bereute, daß er ihn nicht erst sich hatte persönlich vorstellen lassen und es gefiel ihm noch viel weniger, daß er eigenmächtig einen Tag früher gekommen war. Schnell riß Herr v. Königsheim das Fenster auf und rief: „Herr Krause!" Der Mann auf dem Hofe fuhr leicht zusammen und wandte sein volles Gesicht nach der Richtung, woher die Stimme kam. Jetzt sah er den Rufer, der sich leicht aus dem Fenster beugte; sogleich nahm er eine militärische Haltung an und antwortete mit schnurrender Stimme: „Zu Befehl, Herr Baron!" „Kommen Sie sofort herauf!" Herr v. Königsheim beobachtete noch durch das Fenster, wie des Inspektors Gesicht, denn dieser war es in der Tat, noch unverdrossener wurde und er anscheinend widerwillig seinem Befehl gehorchte. Es dauerte denn auch viel länger, als notwendig war, vom Hofe hierauf zu kommen, ehe die schweren Schritte des Inspektors auf dem Vorsaal sich vernehmen ließen und er an die Tür klopfte. Das „Herein" des Herrn v. Königsheim klang denn auch nicht besonders freundlich und im nächsten Augenblick standen sich die beiden Männer, die für die nächste Zeit zu gemeinsamer Arbeit Hand in Hand mit einander gehen füllten, Auge in Auge gegenüber. Jetzt in der Nähe fühlte der Gutsherr sich noch viel lieb im Di- Fortsetzung folgt- Re me Si ven Tel 'ioxt, sag Psc Kcc spr der Dc sor Fe die Dc zur geß SH g, Unter dem Sachsenbanner. L04 gegen die Engländer. (6n) Bei einem Unternehmen gegen die englische Stellung gegenüber den 104ern am 13. Mai 1916 gehörte der Gefreite Otto Brödner aus Rottluff bei Chemnitz (4. Kompagnie! zur Abteilung des Leutnants Stülpnagel, mit dem er >» enger Fühlung besonders in schweren Kämpfen Mann gege» Mann Proben großer Kaltblütigkeit und Unerschrocken^ ablegte- Als der Leutnant den ersten englischen Graben durchschritten hatte, warfen sich eine größere Anzahl Schotten heftig feuernd gegen die nachfolgenden Leute seiner Abteilung' Sofort nahm Brödner als Vorderster der Abteilung den ungleichen Kampf mit der Uebermacht auf. Mit wohNi zielten Handgranatenwürfen auf nächste Entfernung bracht" er den feindlichen Gegenangriff zum Stehen, indem er vielt Angreifer tötete. Gemeinsam mit dem herbeieilenden Soldaten j Nagel drang er mit Ungestüm hinter seinem Führer weitet! in die englische Stellung vor. Hier kämpfte er zum zweiten! Male im erbitterten Nahkampfe mit Handgranaten u»"j Spaten gegen drei Schotten, die verwundet die Flucht elH greifen mußten. Als Leutnant Stülpnagel verwundet wurde, sprang Brödner sofort hinzu und trug seinen Leutnant uN' erschrocken durch die noch hin und her wogenden NahkänE zum eigenen Graben zurück. Gefreiter Hans H anft, ein Bayer aus der 11. Kompagl»?' gehörte zum Absperrtrupp Möller. Er griff zunächst W Röber die sich heftig verteidigenden Engländer an. Na" Ueberwältigung seines Gegners unterstützte er den Sergeant"" Möller und versuchte mit seinem Kompagniekameraden JuiO zusammen dem Gegner von der Seite aus beizukomM"». Dabei fiel Junge, während es Hanft glückte, Möller a»» seiner schwierigen Lage herauszuhauen. Drei Engländer die erneut vorstießen, beseitigte Hanft durch Handgranate», zwei Engländer, die ihn gefaßt hatten, erstach er mit d^» Dolche. Hanft erhielt aber dabei einen Spatenhieb übel den Kopf, der den wackeren Bayern für kurze Zeit kamp». unfähig machte. Kaum von seiner Betäubung erholt, w»» er mit dem später vermißten Soldaten Martin von d"" 2. Kompagnie noch Handgranaten in einen dicht belegte» Unterstand, an dem sie auf dem Rückweg vorbeikamen. D» das Signal zum Rückzug schon gegeben war, konnten die» Engländer nicht zu Gefangenen gemacht werden. Es tv»l zu viel, als daß man sie gesichert hätte zurückbringen könne»' Nach Eindringen in den ersten feindlichen Kampfgrabe» sah der Gefreite Paul Scharfe aus Sangerhausen (v», der 10. Kompagnie), von jeher einer der Unternehmung^ freudigsten Leute, drei Engländer aus einem Untersta»" nach dem zweiten feindlichen Kampfgraben flüchten. Währe»", sich Kamerad Schnurre auf den Mittleren, Kornagel den Linken stürzte, packte Scharfe den Rechten. In diese" Augenblick erhielt er durch Granatsplitter eine leichte letzung am Kopf und Patrouillenführer Leutnant Thum S?" ihm den Befehl, den Gefangenen zurückzubringen. BA Durchschreiten des englischen Hindernisses versuchte dc Engländer zu fliehen. Scharfe rang ihn trotz seiner M wundung nieder und lieferte den ungelenken Burschen Kampfgraben seiner Kompagnie ab. Bei der Unternehmung gegen die englische Stellung »" 13. Mai 1916 gehörte auch der junge Vizefeldwebel WE, Kühn, Offiziersaspirant der 3. Kompagnie, aus Russis"' Polen gebürtig, und vor Lille bereits mit der Silber»"" Heinrichs-Medaille, seit Richebourg mit dem LippischenKriE verdienstkreuz ausgezeichnet, mit zu den ersten Leuten, " sich freiwillig meldeten. Mit Todesverachtung drang er ») der Seite von Leutnant Flehmig in das englische Erdt»"" ein. Hierbei entwickelte sich ein wütender Nahkampf feindliche Uebermacht. Mit Handgranatenwürfen und Pistonr' schüssen trieb Kühn die Engländer vor sich her. Als sich in einem Unterstand zur Verteidigung festsetzten, bA er durch geschickte Handgranatenwürfe auch diesen Wid""! stand. Mit kühner Entschlossenheit suchte er das Erdlv"" ab, entdeckte zwei Betonunterstände und übergab sie Pionier« zu Sprengung. Mit Geschick wählte Vizefeldwebel Kühn eine große A. zahl wertvoller Beutestücke aus, die er in den eigenen Grab" Abra 'spiel Das teroffi Aille .ein 1 Aiter 'daille - die ! An teil in llsfe k iegssck müssen mehr zahlen." weniger zu seinem Inspektor hingezogen. Derselbe besaß keinen offenen ehrlichen Charakter, das stand zu deutlich aus seinem Gesichte geschrieben und böse Leidenschaften mochte» ihn beherrschen. Daß er gerne trank, hatte Manowski schon gestern Abend angedeutet. War dieses Laster aber auch sei» einziges schlimmstes? Herr v. Königsheim hielt es aber doch für das Klügste, dem Manne vorläufig mit Vertrauen entgegenzukommen, umsomehr, als er selbst nicht Menschenkenner genug war, um auf den ersten Blick einen Menschen zu beurteilen. „Warum sind Sie gestern bereits gekommen, anstatt heute, wie ich Ihnen geschrieben habe?" fragte der Gutsherr nach einer Pause. „Ich habe das nicht sonderlich beachtet und glaubte, es sei ohne Bedeutung, wenn ich einen Tag früher hier ankomme, entgegnete der Inspektor ruhig. „Aber aus meiner ganz bestimmten Anweisung mußte» Sie doch entnehmen, daß ich einen Grund hierfür hatte/ „Dieses habe ich eben nicht und dann wollte ich nach einer so langen Bahnfahrt, wie von Braunschweig bis hierher, auch erst einen Tag ausruhen, ehe ich meine Tätigkeit be ginne, denn an vieler Arbeit wird es mir nicht mangeln- „So, haben Sie sich davon schon überzeugt?" „Das merkt man auf den ersten Blick, wenn man au! den Hof kommt." „Um so besser, da kann ich mir lange Erklärungen en sparen und ich hoffe, Sie werden mein Vertrauen rechtfertigen. „Das werde ich schon tun, aber bei der vielen Arbeit hier in einem verlassenen Orte hält man es alleine «ich aus, man ist doch sozusagen auch ein Mensch und will eimM eine Abwechselung haben, da muß man denn nach der Stad" fahren und das kostet Geld, wie der Herr Baron selbst wisse» werden und so ist es denn besser, ich sag es gleich, mit dem vereinbarten Salär kann ich nicht auskommen, S>"