Volltext Seite (XML)
Wochenblatt Sonnabend, den 11. August 1917 für Reichenbrand, Siegmar, Neustadt, Rabenstein und Rottluff Erscheint jeden Sonnabend nachmittags. ^dgsprcis: Dierteijährlich 30 Pf. — Anzeigen werden außer in der Geschäftsstelle Meichenbrand, Nevoigtstratze 11) von Herrn Friseur Weber in Reichenbrand und von Herrn Kaufmann Emil Winter Rabenstein entgegengenommen und die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum mit 18 Pf. berechnet. Schluß der Anzeigen-Annahme Freitags nachmittag 2 Uhr. — Fernsprecher Amt Siegmar 244. Vereinsinserate können nicht durch Fernsprecher aufgegeben werden. Deutsche Frauen und Männer, Lebt Kupfer, Messing, Rotgntz, Tombak, Bronze und Aluminium! Unsere Krieger brauchen es! im Haushalt, im Geschäft entbehrlich oder leicht ersetzbar ist, liefert es ab! Mer solche Stücke behält, versündigt sich am Vaterlande. Er schwächt unsere Front! M in dringenden Fällen beschafft Ersatz. Verwendet dazu nicht Eisen, nehmt Holz, ^sere Metallvorräte sind unerschöpflich, helft sie nutzbar zu machen! Dies erfordert Zeit, helft uns Vorsorgen, liefert schnell ab. Sammelstellen befinden sich in den unterzeichneten Gemeindeverwaltungen. Außer den Äbernahmepreisen werden bis 30. September 1917 für das KZ 1 Mark Zuschlag ^ährt. Später findet die Enteignung statt. Näheres ist aus den veröffentlichten Bekanntmachungen " «sehen. Siegmar, Nenstadt, Rabenstein und Rottluff, am 5. August 1917. Nachstehende Bekanntmachung wird zur allgemeinen Kenntnis gebracht. ^ie Gemeindsoorständo zu Reichenbrand, Siegmar, Neustadt, Rabenstein und Rottluff, am 9. August 1917. Bevbrauch von Brot und Mehl M Bezirke der Amtshauptmannschaft Chemnitz. L. Auf Anordnung des Königlichen Ministeriums des Innern und zufolge Beschlusses des West- Mischen Kommunalverbandes wird vom 11. August 1917 ab der Verbrauch von Brot und Mehl für ^Bezirk der Amtshauptmannschaft Lhemnitz einschließlich der Stadt Limbach wie folgt festgesetzt: Es erhalten wöchentlich: a) Ein Pfund Brot: Kinder im Alter bis zu einem Jahre. b) Drei Pfund Brot: Kinder im Alter von 1 bis zu 6 Jahren. .. . > c) Vier Pfund Brot: Alle Personen über 6 Jahre. cl) Fünf Pfund Brot: 1. Schwerarbeiter. 2. Jugendliche Personen im Alter von 12 bis einschließlich 17 Jahren, soweit sie nicht zu den Schwerarbeitern gehören. e) Sieben Pfund Brot: Anerkannte Schwerstarbeiter. Außer den vorstehenden Brotmengen erhält jede versorgungsberechtigte Person (ausschließlich Selbstversorger) innerhalb einer Brotmarkenperiode eine Mehlzulage von 100 Gramm. 8. 8 1 der Bekanntmachung Nr. 19 über Regelung des Verkehrs mit Mehl und Brot im Bezirke der Amtshauptmannschaft Lhemnitz vom 5. April 1917 — Chemnitzer Tageblatt Nr. 96 vom 8. April 1917 — wird aufgehoben. Die übrigen Bestimmungen bleiben bis auf weiteres in Kraft. Chemnitz, am 3. August 1917. 1912 L. 8. IV. Der Kommunalverband der Amtshauptmannschaft Chemnitz. Dev Bevkauf von Hühnerfutter an die Geflügelhalter, die sich verpflichtet haben, Eier abzuliefern, findet Montag, den 13. August, bei Herrn Gerh. Morgenstern statt. Reichenbrand, am 10. August 1917. Der Gemeindevorstand. Familien-Untevftützung. Die Auszahlung der Bezirksunterstützung an die Familien der zum Heeresdienst einberufenen Mannschaften für den Monat August 1917 soll Mittwoch, den 15. August d. I. von vorm. 8—12 Uhr für die Markeninhaber 1—260 und nachm. 2—5 Uhr für die Markeninhaber 261 — Ende im hiesigen Rathaus und zwar genau der Markennummer nach erfolgen. Der Gemeindevorstand zu Rabenstein, am 9. August 1917. Schreiberlehrling. Bei der hiesigen Gemeindeverwaltung kann sofort oder später ein junger Mann mit guter Schulbildung Aufnahme als Schrsiberlehrling finden. Die Aufnahmebedingungen sind von dem Unterzeichneten mündlich zu erfahren. Selbstgeschriebene Gesuche mit Lebenslauf sind unter Beifügung der Schulzeugnisse bis zum 16. August d. I. hier einzureichen. Rottluff, am 8. August 1917. Der Gemekndevorstand. Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichenbrand. i> Am 10. Sonntag n. Trin., den 12. August, Vorm. Vs9 Ahr ^Mtgottesdienst: Hilfsgeiftlicher Oehler. Kollekte für die Mission Israel und die Eoangelisationsarbeit im heiligen Lande. Dienstag Abend 8 Ahr Fungfrauenverein. Mittwoch Abend 8 Ahr Kriegsbetstunde: Pfarrer Rein. Donnerstag Abend 8 Ahr Nähabend. Amtswoche: Hilfsgeistlicher Oehler. Parochie Rabenstein. , Am 10. Sonntag n. Trin., 12. August, Vorm. 9 Ahr Predigt- Msdienst. Kollekte für die Mission unter Israel und die Evangelisation § heiligen Lande. Abends 8 Ahr Vcrsanimlung des ev. Jünglingsvereins. < Mittwoch, 15. August, Abends 8 Ahr Versammlung des ev. Jung- ^envereins. ^Freitag, 17. August, Abends d Ahr Kriegsbetstunde. Vermischtes. . U.s. Gefährliche Puddings. Das Bestreben, alles 'd jedes der menschlichen Ernährung zum Zwecke des Durch- Uens nutzbar zu machen, verdient durchaus die möglichste Werung. Es darf aber nicht soweit gehen, daß ohne Mgende Not Dinge gekocht, gebacken und gegessen werden, F für alles andere geeignet sind, als für einen menschlichen ^gen. So wenig man aus Stoffen, die zum Häuserbauen sendet werden, Brot backen kann, so wenig kann man M Wasch- und Stärkemitteln Pudding bereiten. Dies ist Mlich die neueste Verirrung des Publikums. Anstelle von M für Puddings und Kuchen kauft es seit einiger Zeit Anhand Stärkeersatzmittel, ohne anscheinend zu ahnen, was solchen ungeheuerlichen Gerichten der Verdauungskraft Mmutet wird. Die Sache hat aber noch eine sehr gefähr- Seite. Die Stärkemittel der Friedenszeit, die meist reinem Kartoffel- oder Walzmehl ohne chemische Zusätze Mnden, hätte man ohne Bedenken zur Mehlstreckung ver- Men können, soweit überhaupt jemand an solchem kleister igen Brei Gefallen finden mag. Die Ersatzstärkemittel Mriegszeit aber können Stoffe enthalten, die, ohne geradezu Mg zu sein, schwere Darmstörungen, ja langwierige Krank em nach sich ziehen. Unbegreiflicherweise bieten manche ichäftsinhaber ihren Kunden diesen zweifelhaften Ersatz Backen und Verdicken von Puddings und Suppen noch Mezu an. Man hüte sich also vor solchen Versuchen und Dtte die ErsatzstHrkemittel dorthin, wohin sie gehören, Mlich ins Waschfaß, nicht aber in Speisen, die auch der 'Müdeste auf die Dauer nicht vertragen kann. » —- Die trockene Witterung des Juni und Juli hat die ^Wicklung der Kohlweißlinge sehr begünstigt. In großen Men sieht man die bekannten weißen Schmetterlinge jetzt ? den Gärten und Feldern umherflattern. Beobachtet man Mal eines der Weibchen der Kohlweißlinge, das durch ° schwarzen Flecken auf den Vorderflügel deutlich vom Männchen unterschieden ist, bei seinem anscheinend zwecklosen Umherflattern genauer, so sieht man, daß es sich bald aus ruhend auf eine Pflanze niederläßt, selten aber lange bleibt, sondern sein Umherschwärmen bald wieder fortsetzt. Hat es jedoch auf der Unterseite eines Kohlblattcs Platz genommen, so dauert sein Verweilen gewöhnlich länger. Ein der Sache Unkundiger könnte auf den Gedanken kommen, es stille hier seinen Hunger; das ist aber nicht der Fall; die inneren Teile der Freßwerkzeuge der Schmetterlinge sind nicht derart, daß sie von einem Blatte das Geringste genießen könnten, denn sie bestehen aus einem Rollrüssel, mit dem die Tiere höchstens den Honig aus der Blume saugen, aber weder beißen noch kauen können. Nimmt man aber die Unterseite des Kohlblattes, nachdem das Weißlingsweibchen es ver lassen, näher in Augenschein, so entdeckt mau gewöhnlich da, wo es gesessen hat, eine Anzahl Eier, die es dort ab gesetzt hat. Obwohl das Tier seihst also von der Kohl pflanze keine Nahrung nehmen kann, so sagt ihm doch der ihm innewohnende Instinkt, daß seine Nachkommenschaft, die später aus den Eiern hervorkriechenden Raupen, einzig und allein von dieser Pflanze zu leben vermag. Die die Größe von etwa 3M cm erreichenden Raupen, die von bläulich grüner Grundfarbe sind und durch schwarze Punkte, einen V-förmigen Fleck am Kopfe sowie durch mehrere gelbe Längsstreifen gekennzeichnet sind, entwickeln eine unheimliche Gefräßigkeit. Man hat beobachtet, daß eine Kohlweißlings raupe in 24 Stunden mehr als das Doppelte ihres Gewichts verzehrte und dadurch um ein Zehntel ihres früheren Ge wichtes schwerer wurde. Treten diese Raupen in einem Jahre massenhaft auf, wie es leider in diesem Jahre der Fall ist, so fressen sie ganze Kohlfelder kahl, und es bleibt dann von den Kohlpflauzen nichts mehr übrig als die harten Blattrippen. Dieser Gefahr nun muß bei der Wichtigkeit, die der Kohl für unsere Winterernährung zu beanspruchen hat, auf das wirksamste begegnet werden. Das kann nur dadurch geschehen, daß man auf den Kohlfeldern die unteren Seiten der Blätter nach Raupeneiern absucht und diese durch Zerreiben zwischen den Fingern vernichtet. Des weiteren sind die schon ausgekrochenen Raupen an den Pflanzen sorg fältig abzulesen. Da die Gärtner und Landwirte nicht über die nötigen Arbeitskräfte verfügen, empfiehlt sich auch die Inanspruchnahme der Kinder bei dieser leichten und doch sehr wichtigen Arbeit. Zwei Frauen von DUdnng. Roman von E. Willkomm. Fortsetzung. ^Nachdruck verboten. „Und meine arme Freundin weiß von nichts, ahnt nichts?" sprach Franziska in großer Aufregung. „Das darf sie nicht bleiben! Sie muß unterrichtet werden!" „Wolltest Du Dich einer so gefährlichen und so un dankbaren Aufgabe unterziehen?" fragte der Landgerichts direktor seine Tochter. „Selbst wenn Du dazu entschlossen wärest, würde ich es nicht zugeben." „Aber etwas, bester Vater, muß geschehen, damit Adelheid aus ihrer Sorglosigkeit aufgerüttelt wird." „Das wird auch geschehen, mein Kind, nur darf nichts übereilt werden. Uebrigens wird wohl der Kammerherr noch selbst in sich gehen, wenn ein Ereignis eintreten sollte, dem man in seinem Palais, wie ich hörte, seit einiger Zeit mit froher Spannung entgegenfieht." Damit wurde dieses Gespräch zwischen Vater und Tochter fallen gelassen, um auf andere angenehme Gegenstände Lber- zugehen. Wenige Tage später betrat Professor Waltershausen das Haus des Landgerichtsdirektors, zu einer Stunde, wo dieser noch im Dienst war. Der Professor wollte sich anfangs gleich wieder entfernen, ließ sich aber zum Bleiben bewegen, als das Dienstmädchen versicherte, der Herr müsse jeden Augenblick kommen. Er wurde in ein freundliches Hinterzimmer mit freier Aussicht auf einen wohlgepflegten Garten geführt. Dieses Zimmer war sehr einfach möbliert und machte den Eindruck eines ungewöhnlich sauber gehaltenen Studierzimmers. Ein Instrument mit Notenheften stand neben einem Schreibtische. An der entgegengesetzten Wand reihten sich drei Bücherschränke aneinander, deren Türen halb offen standen. Auf einem der Fensterbretter gewahrte der Professor einen zierlichen Nähkorb und ein Lehnsessel von bedeutendem Alter ver vollständigte die Einrichtung. Während nun der Professor sich in dieser ihm sogleich zusagenden Häuslichkeit mit einiger Neugier umsah, vernahm er die glockenhelle Stimme der Tochter des Hauses aus dem nebenangrenzenden Zimmer, zu dem die Türe nur leicht angelehnt war. Sie unterrichtete ihre kleineren Geschwister und es war rührend, mit welcher Geduld und Ausdauer sie immer wieder die Sprüche vorsagte und sie von den Kindern wiederholen ließ. Sie war eine vorzügliche Lehrerin, dies mußte der Professor gestehen und ein zufriedenes Lächeln überflog die Züge des Professors. Eben wollte er sich diskret zurückziehen, als die Türe geöffnet wurde uud Franziska Frommholdt, belebt, gehoben und in einer fröhlichen Stimmung, wie sie der Professor noch nicht gesehen hatte, einige Schreibhefte in der Hand, eintrat. Es konnte nicht fehlen, daß die unerwartete Gegenwart des Professors in ihrem Arbeitszimmer das junge Mädchen überraschen mußte. Sie wollte sich schnell zurückziehen, da sie ganz richtig vermutete, daß der Professor auf ihren Vater wartete und das unbeholfene Dienstmädchen ihn hierher in ihr Zimmer gewiesen hatte, als sie der Professor daran hinderte. Ehe sich Franziska versah, hatte er ihre Hand ergriffen, seine Augen ruhten mit tiefer Innigkeit auf ihr und mit bewegter Stimme sagte er: