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Wochenblatt für Reichenbrand, Siegmar, Neustadt, Rabenstein und Rottluff : 08.09.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-09-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Heimatverein Reichenbrand e. V.
- Digitalisat
- Heimatverein Reichenbrand e. V.
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1067800220-191709089
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1067800220-19170908
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1067800220-19170908
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatvereins Reichenbrand e. V.
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Vorlagebedingter Textverlust.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Reichenbrand, Siegmar, Neustadt, ...
-
Jahr
1917
-
Monat
1917-09
- Tag 1917-09-08
-
Monat
1917-09
-
Jahr
1917
- Titel
- Wochenblatt für Reichenbrand, Siegmar, Neustadt, Rabenstein und Rottluff : 08.09.1917
- Autor
- No.
- [2] - -
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Stunde wählen würdest, wo mein Unterricht zu Ende ist, weil —" „Du trägst es der Frau v. Königsheim nach, was sie gegen meine Wahl äußerte, Edgar?" „O nein, Franziska. Was damals Frau v. Königsheim gegen mich äußerte, habe ich ihr längst verziehen. Ihre Worte konnten mich nicht kränken — nun ich habe es Dir schon öfters gesagt — weil Frau v. Königsheim doch nicht die wahre Herzensbildung wie Du besitzt. Ihr besitzt beide eine ausgezeichnete Bildung und doch besteht ein himmel weiter Unterschied." „Also warum willst Du mich nicht begleiten?" „Ich habe schon anderweit über meine freien Stunden verfügt, aber ich werde Dich abholen. Von Abends sieben Uhr an kann ich wieder über meine Zeit disponieren. Franziska belohnte diese Zusage ihres Gatten mit einem Kuß und ging dann im stillen mit sich zu Rate, wie sie es wohl anfangen könne, um der von dem Unglück betroffenen Jugendfreundin Trost zu bringen und das Band der Liebe wieder fest zwischen ihnen zu knüpfen. Sie wußte nun, daß ihr Gatte sie in dieser Hinsicht unterstützen würde und sah daher hoffnungsfreudig iu die Zukunft. Sie hoffte schon im Geiste, der einstigen Jugend freundin wie in früheren Jahren wieder eine treue Beraterin sein zu können, mit der sie sich zuweilen über die kleinen und großen Sorgen des Lebens austauschen konnte. Wie unbeständig zuweilen selbst das festest begründet erscheinende Glück sein konnte hatte die Frau Professor an dem herben Schicksal ersehen, welches die Familien v. Moser und v. Königsheim betroffen. In einer Nacht, die der schönsten Freude und dem Vergnügen gewidmet sein sollte, war das Unglück hereingebrochen, indem es den Geh. Regierungs rat jäh aus der Mitte der Seinen riß und das glänzende Heim der verwöhnten Frau v. Königsheim vernichtete, sodaß nichts als Schutt und Asche übrig geblieben war. Sie nahm sich daher erneut fest vor, niemals mit dem Schicksal zu hadern, auch wenn es zuweilen mit rauher Hand in ihr und der Ihrigen Leben eingriff. Zu dieser Erkenntnis wollte sie auch die Freundin zu bekehren suchen, das sollte ihre erste Aufgabe sein und sie hoffte, daß ihre Bemühungen jetzt fruchtbaren Boden finden würden zum eigenen Segen derselben. 13. Kapitel. Frau v. Königsheim hatte seit der schrecklichen Nacht außer mit ihrem Gatten und ihrer Mutter noch niemand gesprochen. Sie war völlig niedergeschlagen und nicht im Stande, einen klaren Gedanken zu fassen. Zum ersten Male in ihrem freudevollen, genußreichen Leben übten die Ver hältnisse eine zwingende Gewalt über Frau v. Königsheim aus. In der v. Moser'schen Villa war es seit der Verheiratung der einzigen Tochter recht still und eintönig hergegangen und vollends nach dem Begräbnis des Geh. Regierungs rates herrschte eine für Frau v. Königsheim geradezu un heimliche Ruhe in den weiten Räumen. Geradezu schrecklich war es ihr aber, daß von der früher zahlreicheren Dienerschaft nur noch ein alter Diener, ein jüngeres Dienstmädchen und der alte Neumann noch im Dienste der Familie waren. In ganz unbegreiflicher Weise hatte nun auch ihr Gatte gleich am Tage nach dem Brande die gesamte eigene Dienerschaft entlassen und weigerte sich ganz entschieden, jetzt neues Personal zu engagieren, indem er behauptete, vorläufig müsse es auch so gehen. Frau v. Königsheim sah sich daher genötigt, sich selbst anzukleiden, selbst die Bedürfnisse ihrer beiden siebenjährigen, etwas eigenwilligen Zwillingstöchter zu befriedigen und sogar auf die Wünsche ihres Gatten zu achten, der eben so übel daran war wie sie selbst und ihr zum Ueberflusse noch mit einer Heftigkeit, die sie nie früher an dem stets aufmerksamen, galanten und zärtlichen Hanno bemerkt hatte, wiederholt versicherte, er befinde sich über alle Begriffe elend und werde von schweren Sorgen bedrückt. Dieser ihr ganz unerträglich vorkommende Zustand packte Frau v. Königsheim mit dämonischer Gewalt, daß sie sich weder besinnen noch irgend welchen Widerstand zu leisten vermochte. Machtlos, wie sie sich fühlte, ließ sie alles über sich ergehen. Die vom Glück verwöhnte Frau war ganz willenlos geworden. Es kamen sogar Stunden, wo sie weder einen bestimmten Wunsch hatte, noch ein Bedürfnis fühlte, so schwer lasteten die gegenwärtigen Verhältnisse auf ihr und so grenzenlos unglücklich kam sie sich vor. So traf die Frau Professor die ehedem so glückliche Jugendfreundin. Sie sah sich vergebens nach einer dienenden Person um, als sie mit schwerem Herzen die ihr so wohl bekannte, reich mit den seltenen Gewächsen geschmückte, mit kostbaren Teppichen belegte breite Treppe in der Moser'schen Villa emporstieg. Ohne Antwort zu erhalten hatte sie schon an verschiedene Türen geklopft und einige derselben schüchtern geöffnet. Ueberall sah sie in leere Zimmer und sie wäre auf den Gedanken gekommen, es sei niemand in der Villa anwesend, wenn ihr nicht der Hausmeister versichert hätte, die Baronin befinde sich oben. Schließlich ging sie den breiten, lichten Korridor entlang, um zu sehen, ob sich Frau v. Königsheim nicht in dem kleinen Salon befand. Die Türe gab dem Drucke ihrer Hand nach und, als sie beim Eintreten mit ihrem Kleide den Teppich streifte, gewahrte sie die Freundin zwischen ihren beiden Kindern, die vor Müdigkeit entschlummert waren, auf dem blausamtenen Divan sitzen, die Arme über die Brust verschränkt, mit weit offenen Augen wie gedankenlos die golddurchwirkte Tapete anstierend, welche das Sonnenlicht mit farbigen Tinten bestreute. Frau v. Königsheim gewahrte offenbar die Freundin nicht, denn sie war bis zu völliger Geistesabwesenheit in sich versunken. Erschrecken wollte die Frau Professor sie nicht und so blieb sie denn stehen und betrachtete mit tiefer Bewegung die Gruppe, die unter anderen Verhältnissen sie entzückt und ihren Augen Freudentränen entlockt haben würde. ! Jetzt aber fühlte sie sich von tiefem Mitleid ergriffen und die tiefe Wahrheit des Göthe'schen Wortes: „Der Menschheit ganzer Jammer faßt mich an" hatte sie noch nie so tief und schmerzlich empfunden. Da Frau v. Königsheim noch immer kein Zeichen des Lebens von sich gab, so redete Franziska sie mit sanfter Stimme an: „Liebe Adelheid, fasse Mut und vertraue Gott! Wenn die Menschen unS verlaffen, fühlen wir die Hilfe des All mächtigen am unmittelbarsten!" Frau v. Königsheim fuhr bei dem Klange dieser so lange nicht mehr vernommenen Stimme aus ihrem gedankenlosen Hinbrüten auf, legte beide zitternde Hände an ihre heiße Stirne und rief: „Ach, Du bist es, Franziska, wie schön von Dir, daß Du mich endlich einmal besuchst!" Sie ließ, innerlich zusammenschauernd, die Hände wieder sinken und lehnte ihr sonst so schön frisiertes Haupt mit dem vollen Haar zurück an das weiche Samtpolster. „Ja, ich bin es, Adelheid, ich habe seit dem Trauer fall, der Dich und Deine gute Mutter betroffen hat, un ausgesetzt an Dich gedacht und will mich nun selbst einmal erkundigen, wie Du Dich befindest. Ich habe Dich nicht vergessen, wenn wir uns auch längere Zeit nicht mehr ge sehen haben und ich keine Gelegenheit hatte, mit Dir zu plaudern." „Franziska," sagte Frau v. Königsheim, als sei sie aus einem schweren Traum erwacht. „Franziska!" Sie strich mit der Hand über die blasse Stirn und stierte die Freundin der Jugend mit teilnahmslosen Augen an. „Ist es möglich," fuhr sie dann fort. „Du kommst mich zu besuchen ... aus eigenem Antriebe? ... In das öde Haus trittst Du ein? Wahrscheinlich, um mich zu bedauern, um mir dazu zu gratulieren, daß ich verurteilt bin, so lange mich in die mir verhaßte Einsamkeit zu begraben? . . . O, das ist spaßhaft, wahrhaftig spaßhaft! Nur kann ich leider nicht darüber lachen!" Eines der kleinen Mädchen, die ebenfalls höchst elegant gekleidet waren, bewegte sich im Schlafe, da die Mutter sie in ihrer Heftigkeit berührt haben mochte. Das zarte Ge schöpf kehrte dabei sein rosiges Gesicht der Professorin zu, deren Blick sich mit Rührung darauf heftete. Sie hielt der Freundin ihre Hand hin und sich niederbeugend zu dem schlummernden Kind sprach sie: „Sieh' Adelheid, das ist Dein Glück! Das ist der Segen Gottes, aus dem Dir neue Lebensfreuden erblühen werden! Eine Mutter gesunder, wohlgebildeter Kinder kann nie ganz unglücklich sein!" „Hast Du noch zwei Kinder?" fragte Frau v. Königsheim. „Ja, meinen Jungen und mein Mädchen. Es sind die einzig wahren Schätze, die ich besitze, die ich ganz mein nenne und die, sollten mir schwere Leiden, schmerzliche Er fahrungen beschieden sein, mich doch immer von neuem an die unendliche Liebe und Güte Gottes erinnern würden." Frau v. Königsheim holte tief und schwer Atem. Zugleich ergriff sie die Hand der Freundin und zog sie fort aus der Nähe der schlummernden Zwillingsschwestern. „Sage mir ohne Umschweife," begann sie, „bist Du glücklich verheiratet?" „So glücklich, daß ich Gott täglich auf den Knieen dafür danken möchte!" „Dein Mann besitzt aber gar kein Vermögen! Ich hörte immer, Ihr müßtet Euch sehr einschränken." „Dann hat man Dir nicht ganz die Wahrheit gesagt, Adelheid. Wir leben ohne drückende Sorgen, wir kommen aus, aber freilich dürfen wir auch nicht depensieren." „Und Du bist glücklich?" fragte Frau v. Königsheim abermals die Hände zusammenschlagend und ihre großen, jetzt in der Heftigkeit der Gemütsaufregung nicht mehr schönen Augen mit durchbohrender Kälte auf die zufriedene Freundin heftend. „Bisher war ich es; Gott helfe nur weiter!" „Wie Du das nur sein kannst. Ich finde es wirklich nicht als ein besonderes Glück, wenn man weiter nichts hat als das tägliche Brot! Aber ich kann es nicht recht glauben, daß Du Dich wirklich so glücklich — so glücklich fühlst, wie Du Dir den Anschein geben möchtest, denn Deine Lage wird jede andere Frau von Bildung als eine unerträgliche be zeichnen! Nein — ich glaube Dir nicht, Franziska — Dein gutes Herz macht Dich zur Lügnerin, weil Du meinst, es würde Dir gelingen, mich in meinem Elend zu trösten!" Die Professorin ließ die Freundin aussprechen, ohne sie wegen der wenig liebenswürdigen, ja direkt beleidigenden Worte zu tadeln. „Es kommt immer darauf an, liebe Adelheid," versetzte sie, „welche Ansprüche man an das Leben macht. Ich habe mich frühzeitig in manchen Dingen bescheiden lernen müssen, wie Du weißt, und diese Selbstbeschränkung war mir die beste Erzieherin für das Leben. Ich lernte mich begnügen, wer sich aber begnügen kann, der entbehrt so leicht nichts." Frau v. Königsheim schüttelte heftig den Kopf und rauschte in ihrer kostbaren Morgentoilette einige Male durch das Zimmer. „Und bei diesem wenig angenehmen Dasein, bei diesem schrecklichen Einerlei des Lebens hast Du auch noch Kinder!" rief sie aus. Hälft Du diesen, Deinen Schätzen, wie Du sie nennst, eine Gouvernante, oder läßt Du sie durch Haus lehrer unterrichten?" „Weder das eine noch das andere. Es gewährt mir das größte Vergnügen, meine Kleinen selbst zu unterrichten. Eine reinere Freude für ein Mutterherz gibt es kaum, als die Beobachtung sich entwickelnder, mit jedem Tag schöner aufblühender Kinderseelen." „Du gibst also gewissermaßen Unterrichtsstunden?" sprach Frau v. Königsheim und ein tief mitleidiger Blick ihrer großen Augen streifte das Antlitz der Freundin. „Verzeihe, Franziska, daß ich nicht im Stande bin, das Vergnügen mit durchzuempfinden, das Du angeblich bei dieser unter geordneten Beschäftigung haben willst. Ich fand es schon langweilig, mich unterrichten lassen zu müssen, selbst Unter- De Mi Ne „De Ga im voi lkt Br tre Un Äl verka trat schnell wieder zum Divan. Frau v. Königsheim hielt sich den Kopf mit beide» lie iül sag Bli her am Sck Gr sag ha der Da um sau 'een! iiisliä »in. L Leb Du Deine Meinung ändern." Inder, „Ich ... Ich unterrichten . . . Lieber sterben, alMuru mir eine solche Last aufbürden!" ^geger „Bedenke, liebe Adelheid, Deine eigenen Kinder! DiestMge i hübschen Mädchen." Je sich Das Auge der Professorin ruhte mit Wohlgefallen a^Kint den noch immer schlummernden Zwillingsschwestern. FrEuim t v. Königsheim bemerkte dies und geschmeichelt von behauch Worten der Freundin sagte sie: ! „Nicht wahr, die Mädchen sehen reizend aus in diese» Kleidern. Ich habe sie auch nach der neuesten Pariser MiE unfertigen lassen." ! Die Professorin seufzte, beugte sich über die Kinder küßte beide. „Gott gebe euch Frieden und ein bescheidenes Herz!' sprach sie lispelnd. „Es ist dies eine Gabe des Himmel für das Leben, die besser hält als Reichtum und Ueberfluß! ,Ne Durch diese Berührung erwachten die Mädchen und d» be sie unmittelbar neben sich die fremde Dame erblickten, finge» i beide an bitterlich zu weinen. ^st Frau v. Königsheim, die an das Fenster getreten w»» Maubl und auf das Tun ihrer Freundin gar nicht geachtet hatte, richt zu geben, selbst wenn es die eigenen Kinder sind, ka«» ich mir nur abscheulich vorstellen." ^sttzi „Du solltest es versuchen, Adelheid, wie bald würdest Alters Händen und sagte in höchst verdrießlichem Tone zu de» schreienden Mädchen: „Ihr Unarten! Seht ihr nicht, daß Mama hier ist' -alters Mama bekommt die heftigsten Kopfschmerzen, wenn Kindel in ihrer Gegenwart weinen. Gleich seid ihr artig, oder ii» lasse euch allein! Dann könnt ihr meinetwegen schreien, s lange ihr wollt, die Mama seht ihr gewiß nicht wieder, bi ihr still, ganz still seid!" Die beiden Kinder fuhren trotz dieser Drohung fort weinen, riefen nach Jeanette, die zugleich mit der übrig Dienerschaft von dem Grafen entlassen worden war, lief von einer Ecke in die andere und stampften auch ein paarni recht trotzig und eigensinnig mit den kleinen Füßchen, der Gegenwart ihrer Mutter schien beiden Kindern se wenig gelegen zu sein. „O, ich unglückliche Frau!" rief Frau v. Königsheim aus warf sich ganz erschöpft auf den Divan und begann la zu weinen „Zu all' dem Unglück, das mich trifft, au, noch die Schreihälse um sich haben zu müssen, nein, da» ist unerträglich!" Die verwöhnte Weltdame überließ sich ihrem zornig Schmerze so ganz, daß es der Professorin nicht einfall konnte, die Bedauernswerte durch vernünftiges Zured beruhigen zu wollen. Mit gewinnendem Lächeln nähe sie sich den Kindern, die sich vor ihr in eine Ecke geflucht hatten. Sie strich liebkosend deren Wangen, über wel noch immer die Hellen Tränen herabrollten und sagte ihrer sanften Stimme, die schon manches Kind beruhigt hast» „Kommt, liebe Kinder, ich bin die Tante, die eure gu Mutter so lieb hat!" Die Mädchen hörten auf zu weinen und blickten auf d> lachende Frau, die ihnen die Arme so liebevoll entgege» streckte, mit zaghafter Verwunderung. Furcht drückten ist' Züge nicht mehr aus, nur das Vertrauen zu der Fremd» wollte sich bei den Schwestern noch nicht einstellen. „Willst du auch mit uns spielen, wie Jeanette?" frag schließlich eine der Schwestern. , „Sehr gerne, wenn ihr aufmerksam seid und folgsam- „Dann kannst du hier bleiben," fügte die andere Schwest^ hinzu. „Mama ist immer böse, wenn wir mit ihr sprechen^ Frau Waltershausen konnte vor Bewegung"nicht glei» antworten. Das Los dieser Kinder schnitt ihr in das Hefi denn ob ihr auch noch kein Urteil zustand über die Kindes erziehung in der Familie v. Königsheim, die Einsicht ha sie bereits gewonnen, daß Adelheid ihren eigenen Kinde keine Mutter sei und daß sie kein Herz für dieselben hab^ Sie entsetzte sich im Geiste vor dem Abgrunde eines Familie^ elendes, dessen Tiefe sich noch gar nicht ermessen ließ »a die Lage ihrer Jugendfreundin erschien ihr in diesem Auge» blick so über alle Beschreibung trostlos, daß sie die ärmst' Bettlerin für ein beneidenswertes Geschöpf dieser im Gla»« und in den nächtigen Freuden der Welt völlig untergegangeM» Frau gegenüber hielt. Nach einer kurzen Umarmung, der sich die Zwilling»' schwestern nicht entzogen, wandte sich Frau Waltershaust» wieder der Freundin zu. , „Wenn ich Dir irgendwie beistehen kann, liebe Adelheid, sprach sie, „so gib mir Deine Wünsche zu erkennen!" „Mir kann niemand helfen, Du am allerwenigsten." „Die Kinder scheinen Dir augenblicklich unbequem s" sein. Das begreife ich." „Also begreifst Du es doch? Ich danke Dir für die" Offenheit." „Würde es Dich nicht beruhigen, wenn Du sie eM Zeitlang von Dir gebest?" , „In eine Pension? Dazu sind sie noch zu unbeholfen „Eine Familie, der Du Vertrauen schenken könnte die Dir nicht unbekannt wäre, würde ich vorziehen." „Solche Bekanntschaften habe ich nicht," sagte mit offA barer Geringschätzung Frau v. Königsheim und schaute glei^ giltig bei Seite. . Die Professorin ließ sich aber nicht beirren. Die arme» verlassenen Kinder erbarmten sie.' „Wenn ich mich nun erböte, den lieben Kleinen für einE Wochen oder so lange Du es wünschest, Mutterstelle ersetzen," fuhr Franziska fort, „würdest Du wohl auf dies»» Vorschlag eingehen und die Ueberzeugung in Dir trag»»' daß sie bei mir gut aufgehoben wären?" H „Aber, Du hast ja selbst Kinder!" rief Frau v. Königs heim erstaunt. „Machen die eigenen Dir nicht schon KumM' Sorge und Verdruß? Oder sind Deine Kinder etwa geboren Engel?"
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