andernfalls möchte es ratsamer erscheinen, sich nicht mit Werken zu befassen, welche keineswegs eine Alltagspopularität beanspruchen.“ Das Programm der „Pröludes“ lautet: Was andres ist unser Leben, als eine Reihenfolge von Präludien zu jenem unbekannten Gesang, dessen erste und feierliche Note der Tod anstimmt? Die Liebe ist das leuch tende Frührot jedes Herzens; in welchem Geschick aber wurden nicht die ersten Wonnen des Glücks von dem Brausen des Sturmes unterbrochen, der mit rauhem Odem seine holden Illusionen verweht, mit tödlichem Blitz seinen Altar zerstört, — und welche im Innersten verwundete Seele suchte nicht gern nach solchen Erschütterungen in der lieblichen Stille des Land lebens die eigenen Erinnerungen einzuwiegen? Dennoch trägt der Mann nicht lange die wohlige Ruhe inmitten besänftigender Naturstimmungen, und „wenn der Drommete Sturmsignal er tönt“, eilt er, wie immer der Krieg heissen möge, der ihn in die Reihen der Streitenden ruft, auf den gefahrvollen Posten, um im Gedränge des Kampfes wieder zum ganzen Bewusstwerden seiner selbst und in den vollen Besitz seiner Kraft zugelangen. Der von Liszt gewählte Titel „Prbludes“ könnte irreführen, aber das angegebene Programm lässt keinen Zweifel darüber, was der Komponist unter „Präludien“ verstanden wissen will: Stimmungen und Eindrücke des Menschendaseins. Die einzelnen Abschnitte der aus einem Satze bestehenden Tondichtung schildern nach der geheimnisvollen, auf das Jen seits hindeutenden Einleitung: die Edelart und den Stolz des kühnen Mannes; die Regungen der Liebe; die rauhe Wirklichkeit und die Enttäuschung; den Frieden des Landlebens und das Glück der Liebe; den Kampf und den Sieg.