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die aus tiefem Schlaf gerissen, erst langsam Gefühl und Gehör zurückerlangten. Gustavs Pupillen zogen sich zusammen. Ungeduldig darüber, daß sie heute so lange säumte, krauste sich seine Stirn. Rut Wendebühl wandte den Kopf zu Karl Rodemann, der stumm im Hintergrund stand und sagte leise: „Habe ich zu viel gesagt? Siehst du, wie er mich er wartet?!" Sie stand auf und lief zu ihm, die nickende Sonnenblume in der Hand. Da hob der unglückliche Junge seine schwachen Arme, als wollte er sie um ihren Hals legen. — Sie empfand nicht das Abschreckende seines mageren Körpers, sie sah nur das Licht der Augen und die keimende Sehnsucht seines Herzens. Mit zarten Händen hob sie ihn heraus und bereitete ihm auf ihrem Schoß ein bequemes Lager. — Karl Rodemann stand noch immer von ferne im Zwiespalt zwischen Freud' und Leid. Jetzt da ihn Rut mit den Augen heranwinkte, kam er langsam näher. Das Gefühl, das ihn am Sterbelager seines Weibes für sie be seelt, flammte wieder auf. Ec sah auf sein Kind und merkte zum erstenmal, daß es dieselben feingezeichneten Augenbrauen habe, wie sein totes Weib. Das machte ihm die letzte Stunde mit ihr wieder lebendig. Die Wunde war noch zu frisch, als daß sie sich nicht bei jeder Berührung aufs neue öffnete. Gewaltsam suchte er seine Gefühle niederzu zwingen und sagte deshalb nach einer Weile: „Die Knechte sind beim Abfüttern. Ich muß Hinsehen. Sie machen sonst Dummheiten." Rut Wendebühl nickte, ohne ihn anzusehen, sie fühlte, was in ihm vorging. Er sprach mit derselben Stimme zu ihr, wie in der Nacht, als er sie zu der todkranken Rieke bat. — Und mit den gleichen müden Schritten, die ihn wenige Stunden vor ihrem Ende in den Werktag zurückgetragen, ging er auch jetzt seinen Pflichten nach. Sie ließ ihn gewähren. Sie reichte dem Kind die Abendmahlzeit und genoß selbst mit dem gesunden Appetit der Jugend ein paar Teller von der säuerlichen Suppe, die aus frischer Buttermilch bereitet wurde. Dann brachte sie das Gustavchen zu Bett und setzte sich au den Schreibtisch. Der alte Schmitt, der zu Begräbnis eines Freundes gefahren, hatte ihr zuvor die Kornrechnung und das Lohnregister zurechtgelegt. Es war eingeführt, daß sie alles nachprüfte, bevor den Leuten Lohn und Deputat aus gezahlt wurden. — Heute konnte sie nicht mehr arbeiten- Der Abend war zu unruhig. Im Park schlug der alte Hofhund an, um dann statt des üblichen erzürnenden Gebells ein langgezogenes Winseln auszustoßen, als wenn jemand heimkäme, dem er herzlich zugetan wäre. — Rut Wendebühl stellte sich an das Fenster und spähte in die Dunkelheit, die eigentlich viel zu früh herabgesunken war. Sie sah nichts Absonderliches. Der alte Schäfer mit dem Lämmersack schlürfte über den Gutshof. Sonst war niemand zu ent decken. Sie fand aber keine Ruhe. In den Haselsträuchern schien es zu knacken und der Epheu am Haus rauschte wie von einer Hand auseinandergezogen. Ihr Herz wurde heiß und schwer. Wie oft hatte sie so gesessen und hinausgelauscht mit törichtem Hoffen. „Ob er nicht heimkäme — Onkel Biberstein — und wenn es auch nur wäre, damit sie ihm Rechenschaft ablegte über das Geld, Mt dem sie wirkte — und wenn er auch nur sagte: „Ich bin mit dir zufrieden, liebe, kleine Rut." Sie war ja so bescheiden geworden. Nach einem ver langte sie trotzdem, daß ihr Leben nicht zu Ende ginge,, ohne daß sie noch einmal ihre Hand in die seine gelegt und ihm für alles gedankt hätte. Keine Nacht stieg zum Morgen, in der ihr Herz nicht darum gebetet, wenn sich selbst die Lippen schon müde schlossen. Sie war auch zumeist von einer kraftvollen Zuversicht erfüllt. Nur heute lebte ein unerklärliches Angstgefühl in ihr. Sie riß ein paarmal an dem perlengestickten Klingel zug, der zu Johann Peterkows Schlafkammer führte. Allein er kam nicht. Sie blieb ganz einsam mit dem schlafenden Jungen im Haus. Der Alte mochte mit dem Fräulein in die Nachbarschaft gegangen sein, um die ersten Weinbeeren zu probieren. Da tauchte sie endlich die Feder in die Tinte und begann an den langen, sauber geschriebenen Zahlen reihen auf- und niederzufahren. Draußen rauschte der sanfte Abendwind sein liebliches Lied. Einmal hob sie den Kopf und lauschte aufmerksam hinaus. Sie hatte deutlich auf den Läufern der Diele einen rauschenden Schritt gehört. „Johann," rief sie laut, Johann Peterkow!" Die Türe tat sich auf, aber es erschien jemand anders auf der Schwelle. Rut erschrak, wurde rot und unsicher. „Herr Frederici," sagte sie hastig. „Ach! Nun ist Ihr Onkel nicht einmal hier. Er kommt erst in einigen Tagen wieder." Der Eintretende verneigte sich tief. „Ich komme nicht um ihn. Wir existieren nach wie vor nicht für einander. Sollten Sie das vergessen haben? Ich möchte Sie nur um einen Trunk bitten. Ich war nämlich dabei, ein junges Pferd einzureiten. Den ganzen Nachmittag habe ich mich mit ihm abgequält. Jetzt habe ich nun noch zuletzt Pech gehabt. Das Pferd hat den Hals gebrochen." Sie machte unwillkürlich ein paar Schritte ihm entgegen. „Sie sind doch unverletzt?" „Ja," sagte er trocken, „gänzlich." „Das arme Tier," meinte sie mitleidig. Ein hartes Lachen ging über sein Gesicht. „Ihnen wäre es wohl lieber gewesen, wenn ich an seiner Stelle läge, denn Ihr Erbarmen mit dem Vieh wird ja weit und breit gerühmt." „Ich stelle das Menschenleben höher, Herr Frederici," sagte sie ruhig und schickte sich an, ihm den erbetenen Trunk zu holen. Als sie wieder eintrat, wurde sie gewahr, daß feine Hände zitterten. „Setzen Sie sich in den Lehnstuhl," riet sie ihm freundlich — „so. Kann ich Ihnen noch irgend etwas geben?" Er empfand den brennenden Wunsch, ihre schlanken Hände in seiner Nähe zu haben. s'„Ja," sagte er, „wenn Sie mir ein kaltes Tuch um die Stirn legen wollten. Sie schmerzt von dem Fall." Sie tat es ohne Prüderie. Plötzlich riß er ihre Hände an seine Lippen und bedeckte sie mit heißen Küssen. „Vier Jahre habe ich mich zurückgehalten," stieß er da zwischen hervor, „jetzt habe ich keine Lust, noch weiter zu hungern und zu dürsten. — Werden Sie mein Weib! Sie sollen meinetwegen ganz über mich herrschen. Ich muß Sie besitzen. Mit dem Vergessen ist es nichts geworden." Sie entzog ihm mit ruhiger Kraft die Hände und sah ihm fest in die Augen. „Ich bin ganz allein, Herr Frederici und ich bot Ihnen dennoch Trunk und Sitz, weil ich glaubte, daß Sie ein Ehrenmann seien!" „Beweist Ihnen meine Liebe vielleicht das Gegenteil?" „Nur die Art, in der Sie mir wiederholen. Mein Schutz liegt in mir. Sie sollten das nicht vergessen. Ich kann Ihnen heute nichts anderes sagen, wie damals. Ihr Weib kann ich niemals sein!" Er knirschte mit den Zähnen. Das verdanke ich dem elenden Schmarotzer, dem Schmitt!" „Weder ihm noch einem andern, Herr Frederic! Hätte ich Sie lieb, würde ich den Kampf mit den Mächten, die Gewalt über mich haben, aufnehmen." „Ich könnte Sie zwingen," keuchte er, überwältigt von seiner Aufregung, die durch ihren Widerstand zum Aeußersten gebracht wurde, „und dann müssen Sie froh sein, wenn ich Ihnen meinen Namen gäbe." Sie stand stolz und schlank vor ihm, keine Spur von Angst im Gesicht. „Vielleicht könnten Sie das. Aber vergessen Sie nicht, — Sie haben einst hier mit meinem toten Vater an diesem Tisch gesessen. Wenn die Kraft der Lebenden nicht ausreichen sollte, würde der Tote rächen. — Und jetzt verlassen Sie mein Haus. Auf der Stelle! Trotz allem, was ich selbst erlebte, glaube ich noch immer, daß ein Funken von Ehre in Ihnen schlummert, — denn auch Sie haben eine Mutter gehabt, die für Sie gebetet und um Sie gebangt hat." Irgendwo in der Nähe des Gutshofes schrie ein Käuzchen. Der alte Hund stieß dazu einen kurzen heiseren Kläffer aus. Johann Peterkow kehrte mit dem Fräulein vom Trauben essen zurück. — Da taumelte Frederici aus dem Zimmer über den Vorplatz an den beiden vorüber ins Freie. Rut Wendebühl sank mit einem Schluchzen in sich zu sammen. Ihr kam in diesem Augenblick nicht das Bewußtsein ihres Sieges, — sie fühlte nur, wie unbeschreiblich verlaffen sie war. 15. Kapitel. Drei Tage später kehrte der alte Schmitt von seiner Reise zurück. Noch ehe er die Schachtel mit dem altmodischen Zylinder aus der Hand gestellt hatte, unterrichtete ihn Johann Peterkow über den stattgehabten seltenen Besuch des Groß-Damerower Herrn. Die Tatsache von dessen Erscheinen — mochte es nach den früheren Geschehnissen auch immerhin reichlich unverfroren anmuten — überraschte den alten Schmitt keineswegs. Nur daß Frederici so augen scheinlich kopflos an Johann Peterkow vorbeigestürzt war, gab ihm zu denken. Er brauchte Rut Wendebühl um nichts mehr zu befragen. Ursache und Ausgang ihrer Unterredung waren ihm ganz klar. Und darum wurde er ein Angstgefühl nicht los. Er sah, wie die andern auch, daß sich die junge Herrin von Stechow zu einer großen Schönheit entwickelt hatte und kannte — besser wie sie — Fredericis ungezügelten Charakter. Dieser hatte ihn — den alten Schmitt — und den Hund nicht geschont. Wie käme er jetzt plötzlich dem zarten Dingelchen gegenüber zu einer Aufwallung von Groß mut? — Umständlich schloß er einen Schubkasten der birkenen Kommode auf und entnahm ihm einen sorglich verhüllten Gegenstand. Den Zylinder, aus den er große Stücke hielt, verwahrte er zuvor. Aber Zeit, seinen Sonntagsrock abzulegen, ließ er sich nicht. Mit langen Schritten ging er über den Hof, um Rut Weudebühl aufzusuchen. Sie kam ihm — mit Regenrock und Gummikappe angetan — entgegen, im Begriff den entlegensten Ackerschlag, den die Knechte für die neue Saat umrissen, aufzusuchen. Er hielt sie mit einer ihm sonst fremden Hast zurück. „Ich muß ein paar Worte mit Ihnen reden, Fräulein Wendebühl." Sie versenkte die Hand, die sie ihm freundlich gereicht hatte, wieder in die Tasche des Paletots. „Nachher beim Mittag, Herr Schmitt. Ich bin heute ohnehin schon nicht ganz pünktlich." Da schritt sie mit einem kleinen Seufzer vor ihm her, in das Gutshaus zurück. Er wußte nicht recht, wie er ihr seine Empfindungen und Ratschläge dartun sollte. „Frederici war neulich bei Ihnen," begann er unsicher. Sie vermied es, ihn anzusehen, während sie antwortete. „Jawohl. Er hatte Unglück mit seinem Reitpferd gehabt. Es war sofort tot." „Glauben Sie mir, er hat einer unbrauchbaren alten Mähre auf diese Weise das Genick gebrochen, nur um Sie unter einem passenden Vorwand sprechen zu können." „Nein," wehrte sie engerisch ab. — „Er ist doch ein Mensch und keine Bestie." Der Alte schüttelte den Kopf. „Der ist noch schlimmer wie eine Bestie." Rut Wendebühl legte besänftigend die Hand auf die Schulter des Erregten. „Ich kann verstehen, daß Ihr Zorn gegen ihn immer noch sehr groß ist. Zorn aber macht taub und blind." Sonst hätte er wohl aufbegehrt und ihr die alte Geschichte wiederum mit allen Einzelheiten erzählt, heute aber hatte er es eilig. Zwar hatte er eine gewisse Scheu vor den Dingen, die mit ihren Privatangelegenheiten zusammenhingen, und war nun in großer Verlegenheit, wie er sein Vorhaben ausführen sollte. Endlich sagte er: „Hat er, der Frederici, Sie verlassen, ohne Sie in irgend einer Weise beschimpft zu haben?" Aus ihren Wangen wich bei dieser Frage die Farbe. Er las aber sofort ihre Gedanken ab und neben dem Aus druck des Haffes keimte das Gefühl der Genugtuung, ihn richtig eingeschätzt zu haben, in ihm auf. dich d M! Finals die da ^elan Eir Niederlagen und ertötetem Hoffen. Ein fremder Bote hatte ihm soeben gebracht. Johac« Peterkow erzählte, daß er sofort wieder gegangen sei, oh»! . Uni knn d Mg ' ^acht »» cle n ^mäf H sie ir Verhau hres L .dahrm 'chr. in die Knie. Eine geheime Gewalt schien sie niederzuhalte»! aber dann fuhr es wie ein plötzlicher Strahl in ihr Htti Mer Neulich, als der dunkle Abend so viel Stimmen hatte, währeck der alte Hund winselte und der Epheu knisterte, da war ihr, als sei er in ihrer Nähe gewesen, er, er, auf den sie TÄ und Nacht in gläubigem Hoffen gewartet hatte. Sie tastet sich empor und sank auf einen Stuhl. Gleich einem Hanins schlug die Frage an ihre Schläfe: „Warum kommt er nick' selbst, wozu denn schreiben?" Endlich brachten es ihre Händ' fertig, den Umschlag zu lösen. Sie hatte sich nicht getäuD Friedrich Wilhelm von Biberstein schrieb ihr, obwohl » bereits vor ihrer Tür gestanden hatte, denn wirklich, W Ahnung hatte sie nicht betrogen, er war an jenem Abe»' in ihrer Nähe gewesen. Seine Zeilen trugen keine Uebe» schrift. Sie enthielten ein langes Bekenntnis von Kamp! „Ich kannte den sauberen Vogel doch. Und Sie dürfMer, nicht länger ohne Schutz auf dem Feld herumlaufen. Nehm^e ich Sie das! Sie verstehen ja damit umzugehen!" Da^Mlt reichte er ihr einen Revolver. Sie sah mit stillen Augck^r. ! auf die blanke Waffe nieder, die er ihr entgegenhielt. WM mj Lächeln erhellte ihren Blick. Digest den bereits für ihn eingegoffenen Kornschnaps zu trinken Sie hielt den Umschlag in der Hand und starrte 1 weitgeöffneten Augen auf die großen Buchstaben, die her schwanken schienen, als habe sie eine zitternde, matte Haiü" geschrieben. Sie wußte sofort, von wem sie kamen, b!- --- war ein Brausen und Klingen in ihren Ohren und sie sa»',^'ch r Da ging er beruhigt an seine Arbeit. . . Rut Wendebühl hatte allerdings eine andere Waffe, w^gen der alte Schmitt gemeint: den Schutz dessen, dem sie sie fester Innigkeit vertraute und ihre junge, stolze Reinheit^ de Aber sie waren beide gleich stark und sicher und genügt ^re. vollkommen für ihren Schutz. Sie schickte sich zum zweiten-^ ... mal an diesem Morgen an, ihr Tagwerk fortzusetzen. lB^in l, wieder wurde sie aufgehalten, diesmal durch einen Brie!^ schll „Seien Sie unbesorgt. Ich bin bereits versehen!" „Das Unfaßbare ist Wirklichkeit geworden! Ich ha^ Deine Hand vor Augen gehabt und sie nicht nehmen könne» Deine Nähe gefühlt und ihr wiederum freiwillig entsag! trotzdem ich 14 Jahre nach Dir geschmachtet, Vier Stunde sind verflossen, seitdem ich Dich wiedergesehen habe. D» Heimweh nach Dir trieb mich zurück, obschon ich, nach außt hin, keinen Erfolg zu verzeichnen hatte. In meinen GedanA warst Du das Kind geblieben, das mich liebte, wie ich Dil das meiner harrte, weil es meines Schutzes bedurfte. 3 hatte vergessen, daß inzwischen so viel Lenze vorübergezogH waren, die Dir neue Triebe schenkten. Das war ein hartes schwerer Fehler. — Als ich mich das erstemal von D trennte, wuchs unter Schmerz und Qual dennoch eine sche> Hoffnung, mein erträumtes neues Lebensziel zu erreich^ Ich wollte zunächst meine unselige Leidenschaft, den JähB der mich befleckt hatte, bekämpfen und darnach unverzügl" heimkommen, entsühnt und rein, um mit Dir vereint zu lebe^ — genau wie einst, und gegenseitig vertrauend und liebel Ich wollte meine Hände auf Deinen Weg breiten. M' ich Dich vor mir sah — und das geschah zu allen Zeile' hattest Du Kinderhände und Kinderfüßchen, die zart M schwach waren, jetzt aber bist Du erblüht und groß geworbt und darauf hatte ich vergessen. Ich habe driN kein Glück gehabt. Das mitgenommene Geld hat man M bis auf einen kläglichen Rest gestohlen. Ich komme spW noch einmal darauf zurück. Trotz der Mühe eines ß Neuyork gewonnenen ehrlichen Freundes erlangte ich es mH wieder zurück. Ueberhaupt, die Freundschaft war die einzig' Blüte, die auf meinem langen, entsetzlichen Leidensweg dich. Jener Freund und eine ältere Frau, Erna Teilende! mit Namen, die sich meiner annahm, als ich eines Marge» hilflos, fast aller Mittel beraubt, auf einer einsamen Fall in Preston Ohio erwachte, gaben mir diese Blüten. Bei dem Freund hielt ich mich nach der traurigen fahrung des Diebstahls ein paar Monate auf. Er war v> ein Bruder zu mir. Aber ich konnte mich in dem fremde' hastigen Land nur unvollkommen ernähren und fiel ihm Z" Last, so sehr er auch dagegen stritt. Da wanderte ich der weiter, zuerst bis Denver. Ich wollte um jeden Preis 1» das verlorene Geld zurückverdienen. Dieser Wunsch his mich wie ein Fieber gepackt. In Denver sagte man M' daß mein Vorhaben ganz leicht sei. Die Familien Goldgräber wohnten hier zu vielen Dutzenden nebeneinandt Wenn man die freundlichen Häuser und die sauberen Lände' in denen sie ihre Bedürfnisse deckten, sah, verblaßte d" Bild gequälter und gejagter Gier nach dem funkelnden Unsege' Ich glaubte, daß das Goldsuchen ein ehrliches Handum wie jedes andere sei und machte mich eines Tages auf dl Weg, um das Glück zu suchen. In Colrado Spring u» Creple Creek habe ich gearbeitet. Aber es ist alles mH wahr, was man in unserer Heimat von der sauberen Arbß unter der Erde erzählt, es ist erlogen, daß die VerhältiE geordneter und die Goldjäger weniger brutal geworden M Die Kultur hat das Blut der Einzelnen nicht veredeln könnH Wenn die Vergnügungsreisenden mit der neuen Bahn dM" die gesprengten Felsen fahren, unterlassen sie niemals d^ Besuch der Goldminen. Sie bekommen ein Licht in die Ha» und einen wasserdichten Rock über die Schultern und finda alles interessant und großartig. Sie studieren aber niemals die Gesichter der Einzelim wie ich das in den langen Jahren getan habe, sonst würd' sie merken, daß die harmlosen Handwerker sämtlich die Lick' eines Raubtieres statt der Menschenanschauungen trag' und Hände, die wie Zangen arbeiten. — Ich war Zeug wie einer der Arbeitsgenossen seinen Bruder abstürzte, >o der nicht ein Stück Gold mit ihm teilen wollte. Sie staE bis dahin herzlich gut miteinander. Aber der rote Tem macht den einen zum Tier. — So könnte ich Dir noch A erzählen, ohne daß Du auch nur annähernd das reck Bild von der Grausamkeit jener Leute hättest. Es ist a»" ^den