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Wochenblatt für Reichenbrand, Siegmar, Neustadt, Rabenstein und Rottluff : 03.03.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-03-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Heimatverein Reichenbrand e. V.
- Digitalisat
- Heimatverein Reichenbrand e. V.
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1067800220-191703033
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1067800220-19170303
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1067800220-19170303
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatvereins Reichenbrand e. V.
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Vorlagebedingter Textverlust.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Reichenbrand, Siegmar, Neustadt, ...
-
Jahr
1917
-
Monat
1917-03
- Tag 1917-03-03
-
Monat
1917-03
-
Jahr
1917
- Titel
- Wochenblatt für Reichenbrand, Siegmar, Neustadt, Rabenstein und Rottluff : 03.03.1917
- Autor
- No.
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Neustadt bei Chemnitz. Bei der hiesigen Sparkasse erfolgten im Monat Februar dieses Jahres 108 Einzahlungen im Betrage von 23441 Mk. 97 Pfg., dagegen wurden 70 Rückzahlungen im Betrage von 17994 Mk. 06 Pfg. geleistet. Eröffnet wurdm 15 neue Konten. Die Gesamteinnahme betrug 23445 Mk. 82 Pfg., die Gesamtausgabe 48054 Mk. 84 Pfg. und der bare Kassenbestand am Schlüsse des Monats 20336 Mk. 97 Pfg. Der gesamte Geldumsatz im Monate Februar bezifferte sich auf 71500 Mk. 66 Pfg. Rabenstein. Bei der hiesigen Gemeinde-Sparkasse wurden im Monat Februar 1917 205 Einzahlungen im Betrage von 22784 Mk 68 Pf. geleistet; dagegen erfolgten 145 Rückzahlungen im Betrage von 24584 Mk. 33 Pfg. Eröffnet wurden 24 neue Konten. Zinsbar angelegt wurden einschl. bei Banken — Mk. Die Gesamteinnahme betrug 27987 Mk. 18 Pfg., die Gesamtausgabe 24675 Mk. 98 Pfg. und der bare Kassenbestand am Schluffe des Monats 8938 Mk. 80 Pfg. Der gesamte Geldumsatz im Monat Februar beziffert sich auf 52663 Mk. 16 Pf. Die Sparkasse ist an jedem Wochentage von 8—12 Uhr vorm. und 2—6 Uhr nachm., Sonnabends von 8—3 Uhr durchgehend, geöffnet und expediert auch schriftlich. Alle Einlagen werden mit 3Vs°/o ver zinst und streng geheim behandelt. Postscheck-Konto Leipzig Nr. 21862. Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichenbrand. Am Sonntag Reminiscere, den 4. März, Vorm. 9 Uhr Predigt gottesdienst: Pfarrer Rein. Vorm. 11 Uhr Ktndergottesdienst: Derselbe. Dienstag Abend 8 Uhr Jungfrauenverein. Am Butztag, Mittwoch, den 7. März, Vorm. 9 Uhr Predigt gottesdienst mit Abendmahl. Pfarrer Rein. Nachm. 5 Uhr Abendkommunion. Hilfsgeistlicher Oehler. Donnerstag Nachm. 2 Uhr Großmütterchenverein, Abend 8 Uhr Nähabend. Amtswoche: Hilfsgeistlicher Oehler. Parochie Rabenstein. Am Sonntag Reminiscere, 4. März, 9 Uhr Predigtgottesdienst. 8 Uhr eo. Jünglingsvercin. Mittwoch, 7. März, Bußtag, Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. Hilfsgeistlicher Dobrucky. Danach Abendmahl. Pfarrer Weidauer. Nachm. 5 Uhr Beichte und hl. Abendmahl. Pfarrer Weidauer. (Zugleich Kriegsbetstunde). Wochenamt vom 5.—11. März: Hilfsgeistlicher Dobrucky. Der Sieg der Treue. Roman von Käte Lubowski. Fortsetzung. Nachdruck verboten. „Wenn Sie die Geschichte hinter sich haben, hole ich Sie also wieder nach Stechow. Sie können mir ja den Tag mitteilen." Biberstein nickte. „Bitle, lassen Sie jetzt halten. Ich möchte die letzten Schritte zu Fuji gehen." „Sie deuten es nicht falsch, daß ich Sie nicht bis — an die Tür geleite?" „Nein, Herr Rittmeister, ich danke Ihnen tausendmal. Lassen Sie die fünf Jahre unseres Zusammenarbeitens nicht durch die beiden letzten Tage verlöschen —" „Niemals, Biberstein. Ich müßte Ihnen noch viel mehr danken, aber es ist nicht meine Art —" „Und nicht wahr, Herr Rittmeister, jetzt ists genug der Qual, — besuchen wollen Sie mich — da drinnen nicht. Wer weiß, ob wir das jemals wieder vergessen könnten." „Gut, also auf Ihren ausdrücklichen Wunsch werde ichs unterlassen. Halten Sie es denn durch? Lassen Sie keinem merken, wie es tut. Auf Wiedersehen, Biberstein!" Der Alte auf dem Kutschbock griff an die Kreisbewegung. Die Kalesche ratterte nach Hause. Die Zelle, in die Biberstein gebracht wurde, war weder schlechter noch besser, als eine der vier andern. Ihm erschien es aber unmöglich, darin zu atmen. Die Wertpapiere, die sein Vermögen ausmachten und das bare Geld der un verbrauchten Zinsen konnte er bis zur Vorführung am nächsten Tage behalten. Dagegen wurden ihm das Taschenmesser und ein alter Nagel, von dessen Vorhandensein er gar nichts mehr wußte, abgenommen. Der Gerichtsdiener war zugleich Gefängniswärter. Seine Dienstwohnung wurde nur durch einen Steingang von den Zellen getrennt. Er blieb noch ein wenig neben Biberstein stehen, machte ihn auf dies und jenes und schließlich auch auf das Vorhandensein einer Bibel aufmerksam. „Da lesen Sie man drin. Das ist gut gegen allen Greul." Biberstein sah sich nach dem Fenster um. Es war schmal und niedrig, wie eine der vielen Luken des Stechower Kartoffel kellers und trug eine feste Vergitterung. Noch ließ er groß mütig einen matten Tagesschein herein. Er setzte sich auf die Holzbank am braunen Kachelofen nieder. Geradeaus schwebte an drei eisernen Haken die Pritsche, deren Krampen nur gehoben zu werden brauchten, um das Nachtlager fertigzustellen. Der Tisch war weiß gescheuert, der Fußboden reinlich, sogar ein sauberes Handtuch hing am Nagel. Darauf wies ihn der Gefängniswärter noch besonders hin, als er das Blatt mit dem Namen des Neuangekommenen zwischen Türfüllung und Glasfensterchen schob. Auch ein hängendes Plakat berührte er mit dem ausgestreckten Zeigefinger: „Was jedermann vom Alkohol wissen muß." Dann knirschte endlich der Schlüssel in dem äußeren Vorhängeschloß. Biberstein war allein. Die innere Aufregung hatte seine Zunge trocken und scharf gemacht. Mit dem Augenblick, wo ihm die unendliche Stille das Gefühl zurückgab, empfand er einen brennenden Durst. Seine suchenden Blicke fielen auf eine braune Steingutkanne, die mit Trinkwasser gefüllt war. Er hatte oft genug an glühenden Sommertagen aus einer ähnlichen getrunken. Auch heute wollte er seine Lippen daraus netzen. Aber ein Gefühl des Ekels ließ ihn nicht dazu komnien. Er ertrug lieber den quälenden Brand, als daß er seinen Mund an den Rand legte, den auch seine Vorgänger berührt hatten. Langsam sank er in sich zusammen. Trostloser Jammer durchwühlte ihn. Und er tastete nach der zerlesenen Bibel hin, die ihm der Wärter vorher angepriesen. Hart an die Augen hob er die verblaßten Buchstaben. Doch das heilige Buch entglitt ihm, ehe er daraus Erquickung schöpfen konnte. Ein stärkeres Grauen schüttelte ihn, denn von den Seiten des Buches starrte ihm dicker Schmutz entgegen und ungetröstet senkte sich sein Kopf auf die Brust herab. 4. Kapitel. Lachende, sonnentrunkene Maitage! Sogar von den kümmerlichen Tannen rechts und links neben dem Eingang zum Lerritzer Landgericht hatten sie den düsteren Ernst fort gewischt. Trotzdem waren auch heute wieder viele sorgenvolle Leute an ihnen vorbei in das Haus der steinernen Gerechtigkeit gegangen. Die drinnen beginnende Schwurgerichtsperiode brachte als erste Sache Friedrich Wilhelm von Bibersteins Angelegenheit zur Verhandlung. Vor drei Wochen war der wegen Körperverletzung mit Todesfolge Angeklagte von Stulpe nach Lerritz überführt worden. Nun harrte er bereits einen vollen Monat der Erlösung durch das Urteil, und hob — wie ein Almosenempfänger — im Hunger nach Licht und Freiheit bettelnd die Hände, daß endlich die Entscheidung fallen möge. Diese Wochen hatten ihn arg mitgenommen! Die Kleider wollten nicht mehr passen. Die gebräunte Gesichtsfarbe war einem fahlen Gelb gewichen und die Augen hatten einen anderen Ausdruck bekommen. Nichts Zwingendes und Fröhliches lebte mehr in ihnen, nur der Jammer des ge schlagenen Hundes, der von dem verdorbenen Leben nicht zum Tode finden kann. Er mußte sich jede Gewalt antun, um die Fragen des Vorsitzenden überhaupt zu verstehen. Seine leisen Antworten erregten zuerst Befremden. Wohl noch niemals an dieser Stelle hatte jemand so wenig versucht, sich zu entschuldigen und reinzuwaschen, wie er es tat. Schließlich aber trug die schlichte Art seiner Darstellung gute Frucht. Das Mitleid war auf seiner Seite. Ein paar Frauen im Znschauerraum, die hier ständige Gäste waren, trockneten umständlich die Augen, sie konnten deutlich sehen, wie krampfhaft seine Brust arbeitete. — Als Leumundszeugen waren Rittmeister Wendebühl und Förster Kohlschmidt geladen und erschienen. Biberstein hörte gar nicht zu, was sie über ihn sagten. Nur sein Verteidiger machte eifrig Notizen. Es mußte wohl viel Rühmliches und Gutes in ihren Reden enthalten sein, denn er bekräftigte die einzelnen Sätze, indem er mit dem Kopf dazu nickte. — Von den Stechower Leuten waren ein paar ordentliche, nüchterne Tagelöhner geladen, unter ihnen Karl Rodemann. Sie konnten nichts Wesentliches bekunden. Es war nur eine Wiederholung dessen, was sie bereits vor dem Amtsrichter Kranert in Stechow ausgesagt hatten. Biberstein saß wieder stumpf in seiner Bank. Nur als das Plädoyer des Staatsanwalts anhub, zuckte er zusammen. Sein Verteidiger hatte ihm gestern erzählt, daß ein junger, brillant angeschriebener Assessor den Ankläger mache. Die Stimme bereitete ihm Schmerzen. Schrill und herrisch trug sie die Töne zu ihm. Sie wußte viel von Roheit und mißbrauchter Gewalt zu sagen — und verlangte ein Jahr Gefängnis. Dann sprach der Verteidiger. Seine Worte klangen wie Beschwörungsformeln. Es war ein gut Teil theatralischer Aufputz dabei — aber trotzdem enthielten sie einen Unterton warmen, überzeugten Eintretens, welcher das Menschliche der Handlung — im Gegensatz zum Staatsanwalt — heraushob. Die Geschworenen zogen sich zurück. Und wieder schlich eine Stunde zu den anderen. Erft die nächste brachte ihren Spruch: „Schuldig der Körperverletzung mit tödlichem Ausgang unter Zubillung mildernder Umstände." Es war lautlos im Saal. Von der Zeugenreihe kam das erste Geräusch. Ein hastiges Hin- und her — ein unterdrückter Schreckensruf nach Wasser. Die heiße Luft des Saals hatte sich allzu schwer auf einen der Zeugen gelegt. Karl Rodemann war von einem Schwindelanfall gepackt worden. Irgend jemand meinte, es sei kaum zu glauben, daß Leute, die ohne jede Beschwerde die schwülsten Erntetage durcharbeiten, sich plötzlich so empfindlich zeigten. Dann wurde Rodemann hinausgebracht und der Zwischen fall war vergessen. Noch einmal stritten Staatsanwalt und Verteidiger gegen einander. Nun war das Ende nahe. Rittmeister Wendebühl suchte Bibersteius Augen, Förster Kohlschmidt betrachtete Biberstein mit besorgten Blicken. Nur Biberstein selbst dachte in diesem Augenblick nicht an sein Schicksal. Ihm war es, als wenn ihn aus den Blicken des Vaters die kleine Rut ansähe und leise spräche: „Ich habe dich sehr lieb gehabt." Die Süßigkeit des Geständnisses aber ging an dem letzten Worte zu Grunde. „Gehabt! Vorbei!" Und der Gerichtshof verkündete jetzt das Strafausmaß: Drei Monate Gefängnis, unter Anrechnung von einem Monat der Untersuchungshaft. In der Begründung hieß es: Notwehr lag nicht vor. Selbst wenn aber Notwehr angenommen worden wäre, so ist der Verurteilte über die Grenzen weit hinausgegangen; der betrunkene Angreifer wäre leicht auf andere Weise un schädlich zu machen gewesen und Furcht, Bestürzung oder Schrecken spielten bei der Tat keine Rolle. Auf Revision wurde Verzicht geleistet. Friedrich Wilhelm von Biberstein erklärte, die Strafe sofort antreten zu wollen. Der Wandkalender neben der alten Uhr im rotgebeizten Gehäuse zeigte den 8. Mai an. Förster Kohlschmidt hatte sich vom Gefängnisvorsteher Besuchserlaubnis bei Biberstein erwirkt. Eine Stunde nach beendeter Verhandlung ließ er sich dessen Zelle aufschließen. Er wollte ihm nur Grüße bringen und ein Päckchen, das zur Zeit den Platz ausfüllte, der sonst der geliebten kurzen Pfeife gehörte. „Er scheint zu schlafen," meinte der Wärter niit einem Blick auf die geschlossenen Augen, die sich bei dem Eintritt der beiden Männer nicht öffneten. „Ein Wunder wärs nicht! Die letzten vier Nächte immer auf der Bank gehockt." Kohl-, Sl schmidt dämpfte seine Stimme. tie! „Dann will ich ihn jetzt nicht stören. Kommen Sft^ Dc wir entfernen uns möglichst geräuschlos. In zwei Stunde» ^einx spreche ich wieder vor." Uri Biberstein hatte nicht geschlafen. Er fühlte sich nur Sliter außer Stande, gerade jetzt einen Menschen wiederzusehen, Wen der den glücklichsten Teil seiner Vergangenheit aufrolleoMZ würde. Er war fest entschlossen, die hinausgeschobene Unters ha redung, wenn auch nicht ganz unmöglich zu machen, so do^"^ W wenigstens kurz und oberflächlich zu gestalten. ^pflm Beinahe feindlich sah er der hohen, ein wenig nach vor».W si geneigten Gestalt entgegen, die pünktlich wieder in seiner Wen Türe erschien. Zögernd legte er die Hand in die Herzls wü ausgestreckte Rechte. Kohlschmidt hatte sich längst alb^lt i Empfindlichkeit abgewöhnt. Er übersah die Abwehr in MierU W dl und Haltung und schlug den Ton an, der bei dem ander» Es ein Echo finden mußte. »e bei „Ich bringe viele Grüße, Hr. von Biberstein, von Rut ichmid Meinen Brief werden Sie inzwischen erhalten haben. M, Er hat sich alles leichter gemacht, als ich anfangs dachte »icht a Wendebühl war sofort einverstanden. Nun ist sie die Wocht Zu tra über bei uns, Samstag wandert sie nach Stechow, dauik Tichel keine Entfremdung Platz greift, und Montags bringt sie uns Weid Johann Peterkow getreulich wieder." „L Da löste sich etwas in den müden, schlaffen Zügen, Am, „Rut," sagte er leise, „liebe, kleine Rut." Und Förster das H Kohlschmidt ward von diesen Worten gerührt und mit weicher S, Stimme erzählte er von dem Kind. Auch „Es ist merkwürdig, wie sie an Ihnen hängt, Biberstein Ays Ein Kind vergißt doch schließlich, aber die Rut nicht. Immer Tch^ nur Sie — und wieder Sie. Meine Frau meint, das komn» r r kann schon sein." r nicht mehr so oft, aber reichlich genug." „Was sagen Sie dann, Herr Förster?" „Ja, das hat viel Sorgen gemacht. Meine Frau war für das übliche Märchen von der großen Reise und der Zuckertüte nachher. Ich habe nicht darein gewilligt. Sil) sollen doch ihr Vertrauen behalten. Und 'wenn ich auch; nicht so modern bin, daß ich die Aufklärung des Kindes i» zartem Alter über sämtliche Lebensgeschehnisse für dringend ! erforderlich halte, hier erachtete ich eine Annäherung zur ! Wahrheit für notwendig. Wir haben ihr gesagt, daß Sil ! einem Menschen ein Leid zugefügt und dafür eine Straft ! empfangen hätten. Es war erschütternd, wie sie das auf'! genommen hat. Den ganzen Tag verbrachte sie schweigsam - Sie hörte in der Schule nicht zu, sie beteiligte sich nicht? au den üblichen Spielen. Am Abend erst hatte sie heraus- gefunden, was sie trösten konnte. Sie wollte Sie besuche». — Nun, soweit durfte die Aufklärung denn doch nicht gehe». Ich habe ihr einen anderen Weg vorgeschlagen. Wir habe» einen Amateurphotographen gefunden, der hat ein Bild voi ihr angefertigt. — Sehen Sie, hier," und er hob das Päckchen von dem Ehrenplatz — „da ist sie." Biberstein hielt wortlos ihr Bild in den Händen. Es zeigte alle Fehler eines Anfängers in dieser Kunst und dennoch — seine Freude war unbeschreiblich.! Es stieg ihm heiß in die Augen. — Da legte der Förster auch noch den Strauß wilder Veilchen, den sie in der Frühe für ihn gepflückt hatte, in seine Hand. — Es waren dir hellblauen, großäugigen Waldveilchen, die duftlos sind. Biberstein gab dem, das sich ihm in qualvollen Nächte» geformt hatte, Gestalt. „Wenn das Kind nicht in der Welt wäre, dann hätte» Sie nicht nötig gehabt, mich hier zu besuchen, Herr Förster. Denn mit meiner Leidenschaft bin ich immer noch nicht fertig. — Als die unselige Tat geschehen, hab ichs geglaubt. NW hast du dich im Zügel — nuu können sie Fangball mit dir spielen, dein Blut wird nicht mehr so im Kopfe sause». Und es hat doch nichts geholfen. Vorgestern kam es wieder über mich. Ich mußte mit den andern viermal um de» Gefängnishof traben. Da war so ein elender, herunter gekommener Wicht hinter mir, der spottet über mich u»d die andern lachten dazu. Sogar der Wärter verbarg mühsaB ein Grinsen. — Wenn eine Sense zur Hand gewesen wärt, — ich hätte sie auch diesmal nicht können liegen sehen." Es war schwer, in diesem Augenblick einen Trost Z» finden. „Es gibt sich wohl, wenn man genug gebüßt hat, Biberstein. Aus der müden Brust schrie die Stimme der Qual. „Was soll ich denn tun?" „Ich glaube, freiwillig Liebes aufgeben." Biberstein stützte beide Hände auf den Tisch. Der einzige Ausdruck, der in der langen schweren Zeit niemals dari» sichtbar gewesen, stand in seinen Augen — die Angst! „Sie meinen — ich sollte nicht wieder —" Der Förster legte die Hand auf sein Haupt. „Ich besaß einen einzigen Bruder. An den erinnertes Sie mich von jeher. Der tat noch viel Schlimmeres wft Sie. Und wir waren doch bereit, ihm alles zu vergebe» Er nahm das Opfer nicht an. Er verließ die Braut, we er sie zu lieb hatte, als daß er noch weiteres Unglück übel sie hätte bringen mögen. Er verließ auch die Heimat. iW war ihm heiliger Ernst um seine Buße. Nur starb er woh> zu früh, als daß er sie hätte zu Ende führen können." „Nein," sagte Biberstein mit harter Entschlossenheit- „Jch bin jetzt genug gequält. Ich will ehrlich in der alte» Umgebung ringen." — Kohlschmidt hatte genau gewußt-' daß sie sich darin nicht verstehen würden. Er brach da^ Thema ab. Sie sprachen noch ein wenig über den Rittmeister. El trieb es ärger denn jemals. Aus Johann Peterkows Mundt ging zwar kein Wort darüber, aber die andern Leute ware» schließlich keine Steine. Auch hatte Rut neulich erzählt, dH der Vater getan habe, als erkenne er sie nicht. Das Kin'I hatte freilich gemeint, er scherze. davon, weil Sie ihr sozusagen Mutterdienste geleistet habe». Nun, die Frauen sehen darin wohl weiter wie wir. E^.P^ . .. .... , „Frägt sie, wo ich jetzt bin?" , „Natürlich, anfangs fast jede Minute des Tages; jetzi
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