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Wochenblatt für Reichenbrand, Siegmar, Neustadt, Rabenstein und Rottluff : 19.05.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-05-19
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Heimatverein Reichenbrand e. V.
- Digitalisat
- Heimatverein Reichenbrand e. V.
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1067800220-191705198
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1067800220-19170519
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1067800220-19170519
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatvereins Reichenbrand e. V.
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Vorlagebedingter Textverlust.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Reichenbrand, Siegmar, Neustadt, ...
-
Jahr
1917
-
Monat
1917-05
- Tag 1917-05-19
-
Monat
1917-05
-
Jahr
1917
- Titel
- Wochenblatt für Reichenbrand, Siegmar, Neustadt, Rabenstein und Rottluff : 19.05.1917
- Autor
- No.
- [2] - -
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angeordnet worden. Die Anmeldungen müssen umgehend bei den Gemeindebehörden erfolgen, da die dort ausliegenden Listen bereits am 29. d. M. geschlossen werden und eine Unterlassung der Meldungen oder eine Versäumung der Meldefrist bestraft werden. Wer nach träglich noch in dm Besitz von Drescheinrichtungen gelangt, hat alsdann dies unmittelbar der Kriegsamtstelle Leipzig, Döllnitzer Straße 3, I anzuzeigen. 2m übrigen wird auf die Bekanntmachung selbst verwiesen. Relchenbrand. Am vergangenen Sonntag wurde dem stell vertretenden Hauptmann Herm Theodor Heymann und dem Obersignalist Herrn Oswald Glöckner das von Sr. Maj. dem König für 25jährige ununterbrochene Dienstzeit im Feuerlöschwesen gestiftete Ehrenzeichen durch Herrn Gemeindevorstand Vogel vor versammelter Mannschaft feierlichst überreicht. Slabensteln. Herr Brauereibesitzer i. Gemeindeältester Johannes Esche erhielt das Ritterkreuz II. Kl. vom Albrechtsorden durch Herrn Amtshauptmann vr. Fritzsche im Beisein des Gemeinderats und der beidm Gutsvorsteher feierlichst überreicht. Herr Esche bekleidet seit 25 Jahren eine Anzahl öffentliche Ehrenämter, ist insbesondere I. Gemeindeältester, Vorsitzender der allgemeinen Ortskrankenkasse und Verwalter der überaus schwierigen Kriegswirtschaft. Rabenstein. Herrn Oberlehrer Karl Schönherr wurde das Verdienstkreuz vom Verdienstorden verliehen. Michaelis 1916 feierte er sein 40jähriges Orts- und Amtsjubiläum. Rottluff. Herr Amtshauptmann vr. Fritzsche überreichte heute Herm Gemeindevorstand a. D. Müller das diesem in Anerkennung seiner Verdienste um das öffentliche Leben von Sr. Majestät ver liehene Ehrenkreuz mit Krone. Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichenbrand. Am 1. Pfingstfeiertag, den 27. Mai, Vorm. V»9 Uhr Predigt gottesdienst mit Abendmahl. Beichte 8 Uhr: Pfarrer Rein. Kollekte für den allgemeinen Kirchenfonds. Am 2. Psingstfelertag, den 28. Mai, Vorm. Vr9 Uhr Predigt gottesdienst: Hilfsgeistlicher Oehler. Kollekte für den allgemeinen Kirchenfonds. Dienstag Abend 8 Uhr Jungfrauenverein. Parochie Rabenstein. Am Sonntag, den 27. Mai, 1. Feiertag, 9 Uhr Hauptgottes dienst mit heiligem Abendmahl. Lhorgesang: Pfingstlied: „Kommt Seelen" von 2. S. Bach: Pfarrer Grünberg, Röhrsdorf. Montag, den 28. Mat, 2. Feiertag, 9 Uhr Predigtgottesdienst. „Er weidet seine Herde". Duett aus „Messias" von Händel: Hilfs geistlicher Dobrucky. 11 Uhr Kindergottesdienst: Derselbe. Versammlung des Jünglingsvereins fällt aus. Mittwoch, den 30. Mai, Abends 8 Uhr Jungfrauenverein. Freitag, den 1. Juni, Vs9 Uhr Kriegsbetstunde: Pfarrer Grünberg. Amtswoche: Pastor Oehler, Siegmar. Pfarramt geöffnet Wochentags 9—12 Uhr. **************************************** r Pfingstausflügler, l 4 schont alle Blumen und Pflanzen nnd 4 achtet darauf, daß es geschieht! **************************************** Der Sieg der Treue. Roman von Käte Lubowski. Fortsetzung. -Nachdruck verboten. Einer freilich hätte ihr helfen können. Sie zwang sich, nicht an ihn zu denken. Sie hob die Hände, als decke sie etwas zu, ein Grab, dem Kreuz und Blumen fehlten, weil der Schläfer es so gewollt hat. Wie lieb hatte sie ihn gehabt! Nun war er fortgegangen und hatte sie vergessen. Kein Wort war jemals zu ihr gekommen, trotzdem sie Jahr um Jahr darauf gewartet und so oft darum gebetet hatte. Ein Trotz stieg in ihr hoch, ein unbewußter Mädchenstolz, sich nicht aufzudrängen. Sie wußte längst, daß er den Stanislaus Rachitschek totgeschlagen und nach verbüßter Strafe ausgewandert war. Aber sie sah keinen Grund darin, sie abzutun und bei Seite zu stellen. Sie fürchtete sich nicht vor ihm. Und plötzlich bekamen die klaren, wundervollen Augen einen Ausdruck, als wenn sie gespannt in die Ferne sähen. Sie wollte das Gesicht, das vor ihrem geistigen Auge aufstieg, abschütteln und bezweckte doch nur, daß es sich deutlicher hervorhob. Dann fiel ihr Karl Rodemann ein auf der Wiese am Bach, sein Acrmel voller Blut, seine Hand rot, ihr eigenes Tüchlein davon purpurn gefärbt. Und Karl Rodemann flehte sie an, zu schweigen. Noch heute, trotzdem viele Jahre darüber vergangen waren, stand sie unter der Empfindung, als habe sich der große starke Mann damals unsagbar um etwas geängstigt, er, der doch unter die betrunkenen Rutenen ohne Stock oder Gewehr ging. Sie grub die Zähne in die Unterlippe und schloß die Augen. Sie kam nicht darüber fort. In ihre Träume stahl sich dies Bild, es griff auch in ihre Tage hinüber und reizte sie zum Grübeln. Als ihre Blicke wieder erwachten, suchten sie scheu die steinerne Scheune, die das Unglück gesehen. Dabei gewahrte sie den jetzigen Inspektor Rodemann auf dem Gutshof, band ein Tüchlein gegen den Aprilregen und lief hinunter. Ein unerklärliches Gefühl zwang sie, jetzt neben ihm zu sein und seine Stimme zu hören. Sie meinte, daß sie nur der Reiz, Geheimnisvolles zu ergründen, dazu trieb. In Wahrheit war es die Sehnsucht nach dem Klang eines Namens, — das Paradies der Kindheit tat sich auf. Sie lief an Blumen und Sträuchern vorbei, wie von einer starken Hand geführt, von weichen Armen gehalten. Ein Schluchzen stieß allen Trotz bei Seite. „Karl Rodemann," rief sie atemlos hinter ihm her. Langsam wandte er sich nach ihr zurück. Sie hatte ihn sonst nur gesehen, wenn die Arbeit seine Wangen gerötet und ein straffer Wille ihn aufrecht gehalten hatte. Jetzt aber war Feierabend. Er wollte sich nach Hause zu Weib und Kind begeben. Seine Schultern hingen herab, als seien sie müde von des Tages Last. Sein Gesicht war vergrämt, das volle Haar an den Schläfen gebleicht. Es war etwas in seiner Erscheinung, das sie rührte, ein Schmerz, den sie mit feiner Seele verstand und würdigte. Er litt um sein kränkliches, geistig und körperlich zurückgebliebenes Kind. Die Sehnsucht, die sie Herausgetrieben, schlief ein. „Gehts dem Gustavchen schlechter? fragte sie leise. Der Mann schüttelte den Kopf. „Ich komme ein bißchen mit, Karl Rodemann." Das Herrenkind und der Sohn aus dem Volk gingen nebeneinander durch den sanften stillen Regen, welcher den Lenz weckte. Aus dem Tisch der Jnspektorkate schwelte eine Laterne neben dampfender Grütze. Unter dem hohen Bett lockte eine Hühnermutter ihre Küchlein. Frau Rieke war nicht zu sehen. Sie war eine adrette Frau. Ihre Augen hatten nach reichlich vergossenen Tränen auch wieder das Lachen gelernt. Von ihrem Mann hielt sie sich in ängstlicher Scheu fern. Wie oft hatten sich Ihre vollen Arme ihm entgegen gestreckt und es war immer umsonst gewesen. Er sah über sie hinweg, das Kind stand zwischen ihnen trennend, warnend. Der elende Junge löste kein Gefühl der Mütterlichkeit bei ihr aus. Sie kam über ein Verwundern, dem sich schließlich ein Grauen zugesellte, nicht hinaus, sie konnte nicht begreifen, wie sie, die kerngesunde Mutter, einem so elenden Kind das Leben gegeben. Rut Wendebühl sah suchend in dem Stübchen umher. „Wo ist er denn nur?" Der Mann war müde auf die Ofenbank gesunken. Schnurrend rieb sich die bunte Katze an seinem Rockärmel. „Gustav, Gustavchen," rief Rut schmeichelnd in das Zwielicht. Ein Lallen antwortete ihr aus dem versteckten Winkel, wo zur Winterszeit das Spinnrad stand. Sie schraubte die Laterne höher und neigte sich über den rot gebeizten Krankenstuhl aus knorrigen Fichtenästen, den Rode mann an seinen Sonntagen gezimmert. Ein schwerer Kopf wollte sich aufrichten, fiel aber müde wieder zurück. Zwei dürre Händlein griffen in der Luft umher. Sie nahm den sechsjährigen Jungen heraus und trug ihn in der Stube auf und ab. Das Kind hatte das Gewicht eines dreijährigen. Seine Glieder waren gelähmt, seine Sinne umdüstert und dennoch, — seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. Von der Ofenbank erklang es wie trockenes Weinen. Da setzte sie sich mit dem Kind zu dem einsamen Mann und versuchte ihn zu trösten. „Das Gustavchen hat gelacht," meinte sie unsicher. Er hob die Hand. „Auf Ihrem weichen Arm sitzt er halt gut," sagte er hart, „Fichtenholz aber drückt." Sie fühlte den Vorwurf für die Mutter heraus und versuchte ihn zu mildern. „Die Rieke ist so fleißig," lobte sie, „auch wenn sie das Kind immer herumtrüge, würdest du doch nicht zufrieden sein." „Das verlang ich gar nicht von ihr." „Karl Rodemann, du bist ein Griesgram." „Das sagen Sie, weil es die andern sagen, Fräulein." „Nein," entgegnete sie eifrig, „das habe ich mit meinen eigenen Augen gesehen. Denke nicht, daß ich dir Vorschriften machen will, dazu bin ich noch viel zu jung. Aber es ist eine Sünde, daß du in der schönen Welt herumläufst, als hättest du ein böses Gewissen." — Er zuckte zusammen. In sein Gesicht schlich wieder die Angst und vertiefte die Falten. Rut Wendebühl stand heute zum zweitenmal unter dem Einfluß der Vergangenheit und jetzt — wo sie weich und sanft das Kind — den Schmerz seinen Lebens — auf dem Arm hielt, gab sie sich diesem Einfluß völlig hin. Während sie das Kind schaukelnd auf- und niederwiegte, sagte sie lächelnd: „Du, Karl Rodemann, weißt du eigentlich, daß du mir immer noch mein Tüchlein schuldig bist?" ' Er legte die Hände kreuzweise über der Stirn zusammen, als denke er ernsthaft nach. Aber er tat es nur, damit sie die Röte nicht gewahr werden sollte, die darüber hinflog. „Besinne dich nur," half sie nach, „ich gab es dir da mals, wie du dir das Blut am Bach abwuschest. Es war doch an jenem Abend, der das Unglück gebracht hatte." „Ich weiß es nicht mehr," sagte er stumpf. Da gab sie es auf, weiter in ihn zu dringen. Das Flämmchen der Laterne hatte das letzte Erdöl verbraucht, der Docht qualmte und drohte zu verlöschen. Das Kind war inzwischen ein geschlafen. Ueber Ruts Glieder schlich ein leises Zittern. „Wenn der wortkarge Mensch doch sprechen möchte," dachte sie, „von damals — von —" Und es kam über sie, es riß sie hin und her und drohte, ihr das Herz zu sprengen. Endlich sagte sie, getrieben von einem unwiderstehlichen Zwang: Daß er uns so schnell vergessen hat!" Rodemann wußte sofort, wen sie meinte. Alle Tage hatte er diese Klage in ihren Augen gelesen und in beständiger Furcht gelebt, sie könnte sie in Worte kleiden. Jetzt war es geschehen. Die Einzige, die seinem elenden Jungen Liebes tat, saß neben ihm und begehrte Trost. Er vermochte ihr keinen zu geben. War es nicht genug, daß er für geringen Lohn seine Kräfte opferte, hier neben diesem Herrn aushielt, sich Jahr für Jahr abmarterte und zerschund in nutzlosem Kampf. Nicht genug, daß er der Vater dieses unglücklichen Kindes war. Seine Zähne schlugen hörbar zusammen. Auf seine Stirn trat kalter Schweiß. An den zuckenden Bewegungen seiner Schultern merkte Rut, daß ihn fror. Wortlos stand sie auf und setzte das Kind in sein Stühlchen zurück. Sie hatte von der Försterin eine Flasche Wein für das Gustavchen bekommen. Die stand noch unangebrochen im Glasspind zwischen den bunten Tellern und sie nötigte Rodemann, ein großes Glas davon zu trinken, so viel er sich auch wehren mochte. Dann erst schickte sie sich zum Gehen an. . „Du solltest deine Grütze essen," riet sie mütterlich, „sonst wird sie ganz kalt." In der Türe stieß sie mit Frau Rieke zusammen, die sich in höchster Aufregung befand. „Der Herr Rittmeister," keuchte sie — „schnell, schnell!!" Im Nu war Karl Rodemann auf den Beinen und neben Rut. Er flüsterte hastig mit seiner Frau. „Tot?" „Ich weiß nicht. Er schlug lang hin, Johann Peterkow war gerade bei ihm." „Holt schnell den Doktor!" „Die Leute sitzen alle im Krug." „Dann will ich selbst —." Die Frau sah wie hilfe in 8 in ft ei ä n r ä s< hrnder «bschie "blickt- mm ii «in Kir . Sii «ie deu kehrnu «s de, drückst . Ale bie So diesen ' Eir Hm i „S tzläft.' . Jhi "«es 5 Medel Wem hinaus Hr s , Eir da "griff suchend in der Einsamkeit umher, durch die das leise Röchele des schlummernden Kindes drang. „Laß mich fahren, Karl —" sprach sie zu Rodemann. „Du kommst erst in halber Nacht hin." „Schadet nichts. Ich fahre sicher, spanne rasch dir Schwarzen an." „Und — dein Kind?" Sie sah unsicher an ihm vorüber. „Gustavchen schläft ja. Ich will ihn noch schnell ausziehen.' So kams, daß Frau Rieke den alten Doktor herbeischaffte, während Johann Peterkow und Karl Rodemann dem Er krankten die langen Stiefel Herunterschnitten und Rut iP die Schläfe mit nassen Tüchern kühlte. „Es hat nicht viel auf sich," sagte der Sanitätsrat viel Stunden später. Nur ein Wörtchen ließ er fort. „Niehl mehr" hätte es eigentlich heißen müssen. — Rittmeister Wendebühl war schon des öfteren unfreiwillig zusammen' gesunken, aber er hatte sich nach einiger Zeit immer wieder aus eigener Kraft emporgerlffen. Jetzt war die Kraft aufgebraucht. Das Herz wurde müde und schwach. „Er soll etwas Champagner trinken, sagte der Arzt. „Ich habe noch eine Flasche im Keller lagern," erklärte Rodemann und beeilte sich, deu belebenden Wein zu holen Aber Wendebühl wandte sich von dem schäumenden Gla? fort, als ob ihn davor ekelte. „Nicht — mehr — trinken," lallte er. Sein Kind saß neben ihm und hielt seine Hand. Zuweilen strich er zärtlich über das Tuch ihres Kleides. „Liesel", nannte er sie auch wohl dann und wann in dem Wahne, sein totes Weib säße an seiner Seite. — Dil Finger griffen nach den schweren hängenden Zöpfen seines Kindes und glaubten das goldene Gespinst zu halten, doch längst vermodert war. Die Tage und Nächte schlichen träge dahin und del Zustand des Rittmeisters wollte sich nicht bessern. Es war« Mai wie alle Jahre, die Saaten lachten und der WerkinS forderte sein Recht, die Arbeiter nahmen alle verfügbare» Hände in Anspruch. Im Gutshaus zu Stechow aber suchte ein müder, irre' gelaufener Wandersmann nach der Heimat des Friede«? — Eines Tages stand ein Mann neben ihm, nicht um richten, sondern um ihm beim Finden zu helfen. Es der Geistliche des Orts, der mit den heiligen Sakraments gekommen war. Er sah die Schwachheit des Kranken un« stellte seine eigene lebendige Kraft in den Schatten. „Wir sind allzumal Sünder und es ist keiner geboren, den andern zu richten, sondern ihn zu stützen, der Staw den Schwachen." Ob Wendebühl ihn verstanden, wuh« der Seelsorger nicht. Aber es war, als sei eine rnD Klarheit über ihn gekommen, als die schwere Stunde del Beichte vorüber war. Er wußte jetzt auch, daß es sein M war, das die letzten Liebesdienste veranlaßt hatte. Johann Peterkow und Karl Rodemann wollte er gelll „adieu" sagen. Johann Peterkow war mit ihm zusamw^ ausgewachsen. Als dieser im Sonntagsstaat zu ihm trati lächelte der Kranke. Er hatte sich nicht selten über dek Alten geärgert, war dieser doch der schweren Arbeit stet aus dem Wege gegangen. Der Rittmeister dachte wo!? daran und ein schwaches Lichtlein des früheren derben HunE schien in das arme, schwache Herz, das seinen Dienst M kündigte. „Nicht überanstrengen, Johannken," sagte er leise M ließ sich von ihm den Handkuß gefallen. Wie Karl Rodemann das gleiche tun wollte, entzog H ihm die Rechte. Er sah ihn fest an, als habe er E viel zu sagen, aber es konnte sich nicht mehr losringen, die Bitte: „Treu bleiben, nicht verlassen!" Karl Rodemann nE das Haupt und schwieg. Da legte ihm Wendebühl sei»' zitternde, schwere Hand auf die grauen Haare und d!> Kontrakt war verlängert. z Der Schwerkranke äußerte jetzt keine Wünsche mehr, doch war es augenscheinlich, daß ihn noch etwas auf da» Herzen brandete, ein Verlangen schien sich in ihm zu regel» Rut las es aus seinen Blicken und den unruhig tastend^ Händen. Sie holte dies und das herbei, aber das RiM traf sie nicht. Das trostlose stumme Sehnen blieb ungesK Stundenlang konnte er darnach auch wieder ruhig vor stH Hinträumen, mit unendlicher Mattigkeit schlummernd, schwach den Kopf zu heben, die brennenden Lippen mit d^ Zunge zu netzen. Nur die Hände arbeiteten. GleichmM schoben sie sich auseinander und wieder zusammen, als spänne» sie Fäden. — Dann brach sich dazwischen das schlumrn^ müde Bewußtsein durch, die stumpfen Angen belebten U Rut sah die wachsende Qual seiner Unruhe und konnte in' doch nicht helfen. Einmal ging sie, von matter Hoffn«^ belebt, endlich das Richtige getroffen zu haben, hinaus lB stellte ihm einen Trunk zusammen, wie er ihn so oft geg^ die äußere Not und innere Vereinsamung gebraucht H-E Süß und schwer duftete er aus dem Glas empor. DH Kranke schüttelte sich. Er machte eine ungestüme, fast zorrE Bewegung. — Da entglitt der Pokal Ruts Hand nN" zerbrach. t An demselben Abend begannen seine G/danken sich A verwirren. Ruts Kindheit nahm in diesen Stunden ds höchsten Not Abschied. Und es war, als käme ihr A Verstehen und damit ein Verzeihen der unseligen LeidensM die ihr den Vater im Leben entfremdet. Sie merkte a«? endlich, daß es die Sehnsucht nach ihrer Mutter sei, die ihm schrie. Leise sprach sie ihm von der Toten. „Wir wollen denken, daß sie in dieser Stunde mit sei, Vater. Hier zwischen dir und mir. Wenn du ein Bild von ihr besäßest!" Da formten die bläulichen Lippen mühsame Sätze: „Da — im Schreibtisch — oben." . Sie erhob sich, tastete hin und her, riß die Schubfachs heraus, um sie eilig zu durchsuchen und fand nicht, E sie suchte. Seine müden, erloschenen Blicke gingen unablW mit ihren Händen. „Drücken," lallte er, „da — so."
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