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Groß, schlank und elegant, von energischen, interessanten Gesichtszügen, wie er war, konnte er sich rühmen, schon manches Mädchenherz erobert zu haben. Nur seine Augen konnten nicht für schön gelten. Schwerbestimmbar wie ihre Farbe war auch, was aus ihnen sprach. Nichts Treuherziges, Wahres, Gutes lag darin, vielmehr etwas Lauerndes, Ver schlagenes, Boshaftes und was sonst noch alles. Freilich täuschte die glatte Zunge den oberflächlichen Beobachter hinweg. Der Einzige hier in der Gegend, der sich nicht hatte täuschen lassen, war Ewald Lorenzen, dieser schlichte Mann mit der Denkerstirn und den vielen Ideen tief drinnen in derselben unter all den Sorgen des Alltags. 7. Thorös Schurkenstreich. Am 1. Dezember kam Thorö auf den Moorhof, stolz und gebieterisch, als wäre er unumschränkter Herr hier, grüßte Vater und Sohn Lorenzen sehr kühl und fragte, wie es zum Januar mit den Zinsen würde. „Gottlob, wir werden das Geld beieinander haben!" sagte der Vater mit einem tiefen Seufzer. „Der Händler bot mir einen guten Preis für die beiden fetten Schweine. Außerdem sind noch drei kleinere da, die ich auf dem Weihnachtsmarkt verkaufen will." „Na, sonst wäre es auch schief gegangen. Brauche nämlich das Geld sehr notwendig. Zeigt mir die Schweine mal." — Der alte Lorenzen führte ihn in den Stall, und Ewald ging mißmutig an seine Arbeit. Wenn er diesen Menschen nur von ferne sah, dann gährte und kochte es in ihm, als sollte ihm die Galle übergehen. Er haßte Thorö, trotzdem er ritterlich dagegen ankämpfte. — Wie der schlichte Moor bauer da gebeugten Nackens in seinem zerschlissenen blauen Flausrock, die mächtigen Holzschuhe an den Füßen, hinter dem stolzen Herrn herschritt, da ballte Ewald, der das ansah, die Fäuste und sagte wieder einmal laut vor sich hin: „Ein Schurke ist das! O könnte ich ihn hier einmal mit meinen Fäusten packen!" Diesesmal hörte Thorö das nicht, aber Stine, die da eifrig das Milchgeschirr scheuerte, vernahm es. „Ewald, beherrsche dich, sonst gibt es noch einmal ein Unglück", sprach sie. — „Ach, sagte ich etwas? Hast recht! Der da zu richten hat, wohnt über uns!" Damit ergriff er die Dungforke und arbeitete weiter. — Thorö hatte in den Ställen an allem etwas auszusetzen. Da war zu wenig Naum, da zu wenig Licht, dort war der Trog zu hoch und dort zu niedrig. „Alles ist verbaut, alles unmodern und unpraktisch angelegt", murmelte er. Nur die beiden Fettschweine schienen ihm zu gefallen, denn er betrachtete sie lange und fuhr ihnen mit dem Stock über die Borsten, als wollte er sie streicheln. Das sah Lorenzen mit stiller Freude, denn er war stolz auf die bescheidenen Erfolge seiner Viehzucht, und das war der letzte Stolz der bei ihm übrig geblieben. Auf dem Moorhof war es still geworden. Ein dichter Nebel lag wieder auf der Heide, und die Nacht war stock finster. Da verließ Thorö sein Haus und schlich, die Büchse auf der Schulter, hinaus in die Dunkelheit. Seine Gesellen, Knechte und Mägde schliefen, niemand sah ihn. Heute lenkte er seine Schritte nicht zur Gastwirtschaft, sondern auf den Moorhof. Einen nichtswürdigen, teuflischen Plan hatte er nämlich ersonnen. Wie er heute Mittag zu Lorenzen gegangen war, da glaubte er, der würde wieder keine Aus sicht haben, die Zinsen rechtzeitig bezahlen zu können. Dann wollte er stillschweigend weitergehen, scheinbar, als läge ihm nicht so sehr viel daran und am zweiten Januar wollte er kommen mit seiner Urkunde und sagen: „So, der Moorhof gehört mir! Hier steht es schwarz auf weiß. Binnen acht Tagen habt ihr das Feld zu räumen." — Das wäre ein glänzendes Geschäft gewesen. Und dieses Geschäft sollte auf jeden Fall gemacht werden. Die Schweine, die ließen sich ja sehr leicht beiseite bringen. Wenn in ihrem Wert des Moorbauern letzte Rettung steckte, dann war er ein Ertrinkender, der nach dem Strohhalm greift. „Heute werde ich es euch heimzahlen, heute sollst du deinen Lohn für die Frechheit von damals haben, du Lümmel vom Moorhof! Magst dich als Knecht vermieten, und der Alte kann Gänse hüten!" Das murmelte er ganz leise vor sich hin, wie er nun den Hof betrat. Alles lag auch hier im tiefsten Schlaf, Menschen und Tiere. Trotz der Dunkelheit gelang es Thorö ohne große Mühe, in den Schweinestall einzudringen. Hier zündete er die Stallaterne an, deren Platz er sich recht wohl gemerkt, entnahm seiner Tasche eine graue Kruke mit Phosphorbrei, den er zum Vergiften der Ratten in seiner Mühle zu benutzen pflegte, vermengte den gefährlichen Inhalt mit dem in einem Eimer schon für den nächsten Morgen bereitstehenden Futter und schüttete dies in die Tröge. Sofort stürzten die wachgewordenen Schweine, ihre erste Abfütterung vermutend, gierig und hungrig wie jederzeit, auf das vergiftete Fressen. — Ebenso unbemerkt, wie er gekommen war, schlich der Schurke wieder von dannen, seines Erfolges gewiß. Als Großmutter am nächsten Morgen in den Stall trat, da wurde sie von ihren geliebten Borstentieren nicht mit dem gewohnten Freudengequieke empfangen. Sie hörte nur, soweit sie überhaupt zu hören vermochte, ein Grunzen und Röcheln, als wäre wieder die Seuche ausgebrochen. Die Schweine konnten doch nicht schon gesättigt sein? Der Eimer mit dem Durcheinander von Kartoffelschalen, saurer Milch, Rüben und anderem war leer. Sollte Stine denn schon gefüttert haben? Eben trat dieselbe mit dem Milch eimer herein. Fortsetzung folgt. Frauenfrage und Schwesternberuf. Eine Rückströmung tritt in der Frauenbewegung ein. Die frei werdenden Plätze für weibliche Beamte und Angestellte in guten kaufmännischen Geschäften sind im Nu besetzt, für die studierenden Frauen sind die Möglichkeiten fester Anstellung und lohnenden Erwerbes eng begrenzt, an den Türen der Postämter müssen viele umkehren, die am Telephon oder am Postschalter Verwendung suchten. Wohin mit den Mädchen gebildeter Familien, die Selbsttätigkeit und eine feste Heimat für spätere Fahre suchen? Mit allen, die nicht in das namenlose Heer der Verkäuferinnen und Arbeiterinnen sich ein reihen lassen möchten, sondern Qualitätsarbeit leisten und ihr Herz in ihre Arbeit hineinlegen wollen? Mit den Mädchen schlichterer Familien, die in fremdem Hause arbeiten gelernt haben, aber nach eigenem Berufe sich sehnen? Der Beruf der Krankenpflege ist viel zu wenig bekannt. Er kann vielen Heimat und Befriedigung geb«« Neben den altbewährten Gemeinschaften gestalten sich neue Formes Jungen vorwärts strebenden Mädchen wird geratm, auf diesen Teil der Frauenbewegung zu achten. Insbesondere wird aufmerksam gemacht auf die eigenartige Arbeit und Einrichtung des Königliche« Schwesternhauses in Hubertusburg bei Wermsdorf, das im Septembk diefes Jahres die Feier seines 25jährigen Bestehens begeht und p' Zeit 510 Schwestern zählt. Nähere Auskunft wird vom Schwester«' Hause auf Anfrage jederzeit erteilt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Reichenbrand vom 16. August bis 22. August 1913. Geburten: Dem Eisendreher Max Otto Möckel 1 Tochter; de» Schlosser Paul Oskar Himpel 2 Töchter. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Neustadt vom 14. bis 21. August 1913. Geburten: Dem Klempner Max Otto Endler, dem FärbereiarbeV Otto Hermann Behrle und dem Handarbeiter Georg BareuthM je 1 Sohn. Eheschlietzungen: Der Tischler Friedrich Pawlak, wohnhaft >« Lhemnitz, mit der Spulerin Klara Anna Gerstenberger, wohnM in Neustadt. Eterbefälle: Walter Erich Glatzmann, 1 Monat, 18 Tage Auguste Milda Blechschmidt geb. Vogel, 56 Jahre 6 Man. 27 TO alt. 1 Sohn des Handarbeiters Georg Bareuther, 3 Tage alt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Rabenstein vom 14. bis 21. August 1913. Geburten: Dem Gutzputzer Franz Stuchlik 1 Sohn; dem Fabrik' arbeiter Max Hermann Dittrich 1 Sohn. Aufgebote: Der Stellmacher Max Emil Steudtner mit Elise Klar« Schnecke, beide wohnhaft in Rabenstein. Eheschlietzungen: Der Maurer Wilhelm Richard Schwerdtner, «« Anna Lydia Lieschke, beide wohnhaft in Rabenstein. Sterbefälle: Der Restaurateur Karl Hermann Ranft, 63 Jahre an Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Rottluß vom 15. August bis 21. August 1913. Eheschlietzungen: Der Fabrikschlosser Arthur Alfred Werner f" Lhemnitz mit der Handschuhstrickerin Louise Martha Seifarth Rottluff. . Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichenbrand. Am 14. Sonnt, p. Trin- den 24. August Vorm. Vs9 Uhr Predig gottesdienst. Pfarrer Dinter-Grüna. Nachm. 2 Uhr Waldspazm gang des Jungfrauenvereins nach der Tannmühle. Sammelpuak' Turnhalle. Montag Abend 8 Uhr Jungfrauenverein im GaE Dienstag Abend 8 Uhr Missionsverein. Mittwoch Nachm. 2 M Kinderschule in Siegmar. Donnerstag Abend 8 Uhr NähabeN Parochie Rabenstein. Sonntag, 24. August: vorm. 9 Uhr: Predigtgottesdienst. E geistlicher Friedrich. Nachm. 3 Uhr: Bibelfest mit Festpreis (Or. Jeremias-Limbach) und musikalischen Darbietungen. 5 E Nachversammlung im kleinen Saale der Pelzmühle mit W! «»spräche (Pfarrer Dittrich-Lhemnitz-Altendorf) und musikalisch^ Darbietungen. Jünglings- und Jungfrauenvereine nehmen teil- Donnerstag, 8 Uhr: Jungfrauenvercin. Wochenamt: Hilfsgeistlicher Friedrich. AMutz siir IWN-Oze zu Meisls Sonnabend, den 30. August, abends 8 Uhr öffentlicher VorN^ mit Lichtbildern in der Pelzmühle: Selbsterlebtes in französischen Fremdenlegion. . Eintritt für Jugendliche 10 Pfennige, für Erwachsene 20 Pfeils' Vorverkauf beim Schulhausmeister. . Aos nCUZ tuMchfBoHttk'lrßaH't'- PrüM Sl> W oo/ kaul Ü6rr6 und ^iuu 8s,bvu»1v1u, im August 1913. ^nna, geb. Geschke. Rabenstein, im August 1913. Möbliertes Zimmer mit Bab In besserem Haushalt, Nähe Pelzmühle Wohn- und Schlafzimmer in schönem Hause an per 1. Oktober zu vermieten. Zu erf. in Siegmar, Larolastratze 61. der Expeditton des Wochenblattes. (sep.), mit gutem Mittagstisch an 1 oder 2 Herren zu verm. Zu erf. Exp. d. Bl. für ciie uns anläßlich unserer Sllbor-Hovbmelt ru teil gewordenen Aufmerksamkeiten, fhrungen und wertvollen Ge schenke drängt es uns, allen lieben Verwandten, freunden und bekannten von nah und kern, sowie den geehrten Gausbewoknern unsern innigsten Dank rum Ausdruck ru bringen. Werner danken wir der freiwilligen feuerwehr II. Lomp. und dem Gesang verein »priori« kür die schönen Geschenke und das 8tändcken am Vorabend. kur die uns anlässlich unserer nockrest dar- gebrachten Glückwünsche und Geschenke sagen wir allen Verwandten und Dekanaten hierdurch unsern herrlichsten Danh. Liodard 8(dnv^i dtnoi' und k'rau cZZe L/rcZ Greste/?Ls M cEe/v/- //oc/ire/? saFe/r aZZe/r ZTM/tcZs/r uncZ LeLa/r»Zs/r LZs/Äü/v/r L/rn/vr Le/AZZsLsZs/r Os/rL. Möbl. Schlafstelle stet Möbliertes Zimmer Siegmar, Larolastratze 61. Siegmar, Amalienstr. 9, pt. l. Allen denen, dis uns än unserem Zilbsr-jdochrsits- lN tägs durch Glückwünsche und Gsschsnke beehrten, sägen wir hierdurch unsern herrlichsten DZnk. M Dl Vruno Merkel und ffväu. M Al l^äbsnstsin, im August 1913. -E DsM HM Bäckerei in Siegmar, an der Hauptstraße gel^Ä ist ab 1. Oktober d. 2. anderweit F verpachten. Nähere Auskunft erte" voKnaobronuersl Slegw^j ! Halb-Etagen s n mit Innenklosett, mit und ohne Paö' , per 1. 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