Volltext Seite (XML)
begreift noch das große Dorf Grüna, Siegmar und als Filial (Tochter kirche) Mittelbach und gehört nicht nur zu dm stärksten (mit etwa 3500 Seelen), sondern auch zu den wohlhabendsten Dorfkirchspielen im Lande, und nicht selten sieht man 6 bis 7 Equipagen vor der Kirche halten, obgleich nur ein Rittergut in dem Sprengel begriffen ist. Daher sind die hiesigen Pfarr- und Schulstellen sehr einträglich. Das Dorf ist im allgemeinen wohlgebaut, und der Wohlstand desselben spricht sich deutlich aus. Er beruht teils auf der doppelten Straße, von welcher jene nach Zwickau trefflich chauffiert und neuer lich mit Alleen geziert ist, die nach Hohenstein aber eine chausseen artige Verbesserung in den Jahren 1819/20 erfuhr, teils und haupt sächlich auf den starken Fabrikarbeiten des Ortes, aus welchem auch einige Bewohner zu solchen Arbeiten nach Lhemnitz gehen. Besonders fertigt man hier, wie im ganzen Kirchspiel, eine Menge von Strumpf warm, welche teils hiesige Faktors, deren Wohnungen meist städtisch aussehen, teils die Chemnitzer Handlungen in die Feme versenden. Auch webt und bleicht man viel Kattun u. dergl-, spinnt teils aus freier Hand, teils auf der Maschine, und wirkte früher auch seidene Strumpfwaren. (Verfaßt im Fahre 1822). (Fortsetzung folgt) Die Nachbarn vom Heideland. Roman von Ludwig Blümcke. (Fortsetzung). (Nachdruck verboten.) Lorenzen war es gelungen, mit einigen anderen in die Wohnstube einzudringen. Der Tisch brannte bereits, nur die Schublade hatte schon jemand herausgeriffen. Wer aber nur? — Niemand wußte das. Und der es getan, der Knecht Jürgen vom Eichhof, hütete sich wohl, das Geld herauszurücken, das er in seiner Tasche trug. Er mußte zum ersten aus dem Dienst, weil er ein liederlicher Bursche war und hatte noch keine Stellung. Da kam ihm diese unerwartete Beute sehr zu statten. In dessen sollte das gestohlene Gut ihm nur zu bald zum Ver hängnis werden. Gleich am ersten Tage seiner Freiheit betrank er sich sinnlos und fand in der Eider seinen Tod. — Also, das sauer verdiente Geld war fort. Alles Suchen und Forschen danach blieb vergebens. — — — „Es ist alles, alles verloren, es ist aus mit uns!" sagte Lorenzen, und die Tränen perlten ihm über die gefurchte Wange in den grauen Bart. Ein ruinierter Mann, wie ein Bettler fühlte er sich in dieser Stunde des Jammers. Ein Trümmerhaufen war aus dem Moorhof geworden. Nichts, rein gar nichts von Bedeutung hatte gerettet werden können von Hab und Gut. Der 1. Juli war nicht mehr fern. Die 100 Taler Zinsen für das erste Halbjahr mußten bezahlt werden, wenn der Gläubiger die Hypothek, die auf dem Moorhof lastete, nicht kündigen sollte. Woher das Geld nehmen? Der nach der Stadt zu liefernde Torf war schon vorweg verkauft. Die Kieler Versicherung würde sobald nichts bezahlen und höchstens die Hälfte von dem Wert, der für ihn in dem Verlust steckte. Wie er so dastand, schwermütig die verkohlten, schwelenden Balken seines Hauses anstierend, da legte Stine, die sich jetzt von ihrer Ohnmacht erholt hatte, ihre Arme weich um seinen Nacken, schaut ihn mit ihren sanften, dunklen Augen wie ein Engel des Trostes an und spricht: „Vater, denke, wenn ich mit verbrannt wäre, wieviel trauriger du dann sein würdest! Tröste dich, wir haben junge, starke Arme, der Ewald und ich. Du wirst keine Not leiden auf deine alten Tage!" Und nun kamen auch Ewald und Hans an ihn heran, ihn zu beruhigen. Wie sah der Ulan nur aus! Die schöne, nagelneue Extrauniform hing ihm in Fetzen vom Leibe. Ein paar nicht unerhebliche Brandwunden hatte er im Gesicht und an den Armen erlitten. „Ihr kommt alle mit auf den Eichhof. Da wohnt ihr vorläufig. Platz wird schon geschafft werden. Vater und Großmutter sind schon voraus. Jürgen holt den Doktor", sagte Hans. Der Wind hatte sich gelegt, und im Osten brach der neue Tag an. Eine frische, kräftige und belebende Luft wehte von der Nordsee herüber, den Dunst von Rauch und Qualm fortwehend von der Heide. Da atmete Stine tief auf, faßte des Vaters Hand fester und flüsterte ihm zu: „Sieh da, Vater, das Morgenrot!" 3. Auf dem Eichhof. Wie das glitzerte und funkelte von den Millionen und aber Millionen Tautröpflein im Grase und am Heidekraut! — „Edelsteine, lauter kostbare Edelsteine!" dachte Hans. Und das Land, wo diese Schätze lagen, war die Scholle seiner Väter, Eichhofer Gebiet. Seit mehr als zweihundert Jahren, gleich nach dem dreißigjährigen Kriege, hatten die Hinrichsens, aus Ditmarschen vertrieben, sich hier angesiedelt, „Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot effen!" das war ihr Losungswort die ganze Zeit gewesen, und sie ehrten dasselbe als einen göttlichen Befehl. Der jetzige Besitzer, der urwüchsige Recke des ganzen Geschlechts, hätte es weiter gebracht als seine Väter, die alle als arme Heidbauern gestorben waren, wenn das Unglück ihn nicht nach Jahrzehnten guter Erfolge und ungetrübten Glückes verfolgt hätte. Schon war es ihm gelungen, bei Tondern ein Stück Marschland für seine Ersparnisse zu kaufen und Viehzucht zu treiben; eine sichere Erwerbsquelle sah er darin. Aber da kam das Cholerajahr. Sein Weib, zwei blühende Töchter und ein Söhnlein raffte der schreckliche Würgengel dahin. Wenige Monate später fand Hans älterer Bruder Oluf, der bei der Marine diente, in den Fluten der Südsee seinen Tod. — Da stand Hinrichsen allein auf der Welt mit Hans, der damals eben die Schule verlassen hatte. Lorenzens Frau war ebenfalls an der Cholera gestorben. Während des unheilvollen Cholerajahres brach auch unter dem Vieh eine Seuche aus, der des Eichhofers sämtliche Ochsen, in denen sein Vermögen steckte, zum Opfer fielen, gerade drei Tage bevor sie nach Hamburg verkauft werden sollten. Und so folgte Schlag auf Schlag. Er blieb, was seine Väter gewesen, ein armer Heidbauer. — — — — Des Morgenrots Murpur überflutete jetzt mit seinem wunderbaren Glanz die ganze Heide, und die erste Lerche schwang sich trillernd empor zum lichten Himmelszelt. Da sah man den Eichhof. Trotz des dürftigen Strohdachs und aller Armseligkeit und Schmucklosigkeit schien er Hans im Schein des Frührots herrlicher als ein Palast. Eichhof war er einstmals benannt nach drei knorrigen Eichen, die vor ihm gestanden hatten, nun aber längst vermodert im Torfmoor lagen. Lorenzen schaute nicht auf, seine Blicke waren auf den Boden geheftet, und es war ihm, als wäre das alles Blut, was das Kraut so rosig färbte. — Auch Ewald schaute nur selten auf. Sein Blick war finster und seine Stirn war faltig geworden, über Nacht, wie es schien. — Er sann nach, wo er sich als Knecht, als Arbeiter vermieten sollte, um seinen Tagelohn zu verdienen. Stine allein schaute mit einem Gesicht, das Hans wie verklärt schien im Morgenrot, aufwärts, der Lerche nach, die dort oben sang und trillerte. Sie sprach nicht viel, sie fand nicht das rechte Wort, ihrem Retter für seine Tat zu danken. Es war ihr, als wären viele Worte eine Entweihung, als dürfte das Herz nur allein sprechen. Und das redete eine Sprache, wie noch nie zuvor Was war das nur alles, was ging da tief drinnen alles vor sich? Wieder und wieder mußte Hans zu ihr Hinschauen. Ach, wie er sie so auf dem Arm getragen mitten durch das Flammenmeer, wie sie da so gelegen, machtlos und ganz allein auf ihn angewiesen, da hatte auch sein Herz eine Sprache geredet, die sich nicht in Worte kleiden läßt. Daß Stine nicht umgekommen, daß er sie retten und jetzt so dankerfüllt mit verklärtem Antlitz sehen durfte, das erfüllte ihn mit der größten Glückseligkeit, die er jemals empfunden. — Der Gedanke, daß er sich gestern mit Hermine Mathiesen verlobt, trübte dieses Glück, mochte er es sich gestehen oder nicht, ganz beträchtlich. Warum, das wußte er nicht. Wohl zehnmal wollte er es auf dem Wege nach dem Eichhof den andern sagen, daß er glücklicher Bräutigam, daß er später als Gatte der vermögenden Wirtstochter auch Lorenzens würde helfen können. Doch das Wort kam nicht über seine Lippen. Da war etwas, was ihm die Kehle zuschnürte, vielleicht tat das der Anblick von Stines verklärtem Gesicht. — Doktor Schröder kam der Gruppe entgegen. Er war ein Greis von reichlich siebzig Jahren und sah mit seinem klugen, guten Gesicht und dem schneeweißen Backenbart recht ehrwürdig aus, trotz der fast schäbigen Kleidung, die er trug. In den schweren Tagen der Cholerazeit hatte er durch seine aufopfernde Pflichttreue, durch Werke wahrer Nächsten liebe auch Hinrichsens und Lorenzens Liebe und Achtung gewonnen. Sie schenkten ihm volles Vertrauen. Mit recht ernster Miene schüttelte er ihnen jetzt die Hand, sprach ein paar Worte des Trostes zu Lorenzen und sagte dann zu Hans: „Es steht leider recht bedenklich um deinen Vater. Starke Gehirnerschütterung. Na, seine eiserne Natur über windet mit Gottes Hilfe vielleicht alles. Wollen es hoffen. — Du mußt frei werden vom Militär, wenigstens schon dieses Jahr zum Herbst. Einstweilen werde ich dafür sorgen, daß dein Urlaub um vier Wochen verlängert wird." — Dann schritt der Arzt schweigend neben den andern her. — — Als man das schlichte Wohnhaus mit dem tief herab reichenden Strohdach betreten, da hatte Frau Ohlsen, Hinrichsens redliche Haushälterin, den Tisch gedeckt und alles für die neuen Hausgenossen wohl zubereitet. Dieselbe Sauberkeit und Behaglichkeit bei aller Einfachheit herrschte hier in der kleinen Stube mit den blankgeputzten und gescheuerten Sachen, wie sie Lorenzens gewöhnt waren von ihrem zerstörten Heim. — Ein Obdach hatten sie, und das war ein großer Trost in allem Unglück. — — 4. Mühen und Sorgen. Das Feuer auf dem Moorhofe hatte zur Folge, da! die Festlichkeit in Mathiesens Gastwirtschaft jäh ihr M erreichte. Alle, bis auf einige Betrunkene, waren hinauf geeilt, um zu helfen, auch Mathiesen selber. Seine Gattic aber weinte bittere Tränen über den Ausfall, den dies!« Ereignis für sie bedeutete. Was hätte bis zum Morges noch alles verzehrt werden können von den vielen GaM — Sie war so sehr fürs Geldverdienen, trotz aller Wohl habenheit. Um jeden Heller, der ihr verloren ging, konuü sie Tränen vergießen. Und während sie weinte, lachte uv? scherzte Hermine in fidelster Laune. Als die Mutter P vorhielt, daß es sehr unrecht und dumm von ihr gewest wäre, den Soldaten so zu bevorzugen, daß sie Thorö dü ersten Tanz auf keinen Fall hätte abfchlagen dürfen, d" sagte sie es frei heraus, das Hans Hinrichsen ihr Verlobt sei. Das gab eine sehr erregte Szene. Am liebsten W Frau Mathiesen in ihrer Wut das Mädel geohrfeigt. Doch Hermine stampfte mit dem Fuß auf und zeig!' sich einmal wieder ganz als das verzogene, von allü verhätschelte Kind, das von frühester Jugend an gewM war, seinen Willen durchzusetzen. „Ich lasse mir in dieser Sache keine Vorschriften macheu! ries sie mit blitzenden Augen und zuckenden Lippen auf „Und gebt ihr nicht nach, so laufe ich euch aus dem HaH Der Hans nimmt mich auch ohne Mitgift. Ich finde zur Hochzeit überall mein Brot. Ihr wißt doch, wie gerk der Flensburger Hotelbesitzer mich genommen hätte?" Fortsetzung foA, Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Reichenbraul vom IS. Juli bis 25. Juli IS13. Geburten: Dem Zimmermann Ernst Alexander Arno WaM 1 Tochter. " ° Eheschließungen: Der Schlosser Gustav Reinhard Fichte, wohmff in Neustadt, mit Paula Camilla Junghans, wohnhaft in ReiE brand; der Fabrikarbeiter Max Willy Großer, wohnhaft Schönau, mit Selma Anna Spindler, wohnhaft in Reichend!^ der Restaurateur Ernst Oskar Berndt mit Ernestine Pauline ve^ Franke geb. Lochmann, beide wohnhaft in Reichenbrand. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Neustadt vom 17. bis 24. Juli 1913. Geburten: Denr Eisenformer Paul Eugen Forbrig 1 Sohn. „ Sterbefiiile: Erna Klara Steinert, 2 Fahre, 10 Monate, 26 Tagt^, Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Rabenstei» vom 17. bis 24. Juli 1913. Geburten: Dem Handschuhstricker Emil Hermann Lohse 1 TA dem Geschäftsführer Eduard Stulgies 1 Sohn; dem HandschuhskA Paul Oskar Groß 1 Tochter; dem Fabrikarbeiter Robert Hösel 1 Sohn und 1 Tochter. Eheschließungen: Der Fabrikarbeiter Paul Adolf Hönig mit Louise Hösel, beide wohnhaft in Rabenstein. Sterbefalle: Lisbeth Helene Küchler, 8 Monate alt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Rottlast vom 18. bis 24. Juli 1913. Geburten: Dem Maschinenformer Bruno Richard Neuhautz 1 ToS Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichenbrand. . Am 10. Sonntag p. Trin. den 27. Fuli Vorm. Vs9 Uhr PrAj, gottesdienst. Kollekte für die Mission unter Israel und die Evan^ sationsarbeit im hl- Lande. — Freitag den 1. August Vorm. 10 Wochenkommunton. Parochie Rabenstein. Sonntag den 27. Fuli vorm. 9 Uhr Gottesdienst mit über den Frieden auf Erden. Große christliche Frieds kundgebung. Hilfsgeistlicher Friedrich. Danach Beichte und heiA Abendmahl: Pfarrer Weidauer. Kollekte für die Mission Israel. Abends 8 Uhr evang. Fünglingsverein im Pfarrhaus^ Mittwoch 8 Uhr evang. Fungfrauenverein im Pfarrhause. .» Wochenamt vom 28. Fuli bis 3. August: Hilfsgeistl. FriedA 3. August nachm. voraussichtlich Familienausflug (Kirchs Waldfest). Wanderfahrt des 2. Jahrgangs der FortbildungssA Rabenstein. Sonntag den 3. und Montag den 4. August. Elster—Vogtland. Schweiz—Elstertal. Für Teilnehmer 20 Fahren Fahrtvergünstigung. Ältere Teilnehmer willkomme"^ Vorbesprechung am 1. August abends 8 Uhr im Bahnhofsg^ Lehrer ******^"*^^****»*^*^*^^*^^^ Nachstehende gebrauchte gut erhaltene Möbel sind bilA i L zu verkaufen: z Ottomanen, Sofas, Kleider- undj Z Küchen-Schränke, Chaiselongues, Z Tische, Stühle, Kommoden, Brot j Z schränkchen, Spiegel,Schreibsekretär, Z Z Bettstellen mit Matratze und Ber t L schiedenes mehr. ! Chemnitz, Herrenstraße 17, N