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wird sich wohl aus den Verehrern, die sie hier in Arendrup hat, nicht gerade viel machen." Ewald schwieg und wurde recht nachdenklich. Er pflegte, wie sein Vater, niemals viele Worte zu machen, wohl aber viel zu denken und zu grübeln. Hans erzählte weiter, vom vorjährigen großen Manöver, von all den Städten und Dörfern, die er während desselben kennen gelernt, vom leutseligen Kronprinzen, vom Prinzen Friedrich Karl, dem er das Pferd einmal hatte halten müssen, und so ging das fort, bis die Nacht sich mit ihren grauen Nebeln herniedersenkte. 2. Des Lumpenhendriks Rache. Mathiesens Hans prangte im Schmuck bunter Kränze und Girlanden, und ein Leben und Treiben war da drinnen und draußen wie in einem Ameisenhaufen. Das Königs schießen war nämlich zu Ende, und alles drängte jetzt in die gastlichen Hallen, um bei Tanz und Spiel den Höhepunkt des Festes zu genießen. „Wer ist König geworden?" fragte Hermine, die wie eine rote Rose glühte und in der seidenen Bluse wirklich großartig aussah. — „Der neue Müller. Kein Wunder, oer Mensch schießt mit Freikugeln. Er traf mit zehn Schüssen lebenmal den Kopf." Der so antwortete, war ein kleines, sinkendes Männlein mit dickem Kopf, einer Geiernase, truppigem roten Bart, schielenden Triefaugen und einer Atmosphäre von Fuselbranntwein um sich. Ein Kasten mit bunten Papierrosen, Bändern, Ketten, Tüchern und anderem Trödel standen neben ihm. „Freikugeln? Schwatzt keinen Unsinn, Humpelhendrik!" entgegnete Hermine und wollte weiter eilen, da der Arbeit übergenug war. „Der Humpel hendrik weiß, was er weiß! Nicht so eilig, schöne Rose! Muß Euch erst mal etwas zeigen. Nehmt mirs nicht übel, Fräulein Mine, aber so ein hübsches Mädchen wir Ihr seid, habe ich auf meiner ganzen Reise von Hamburg bis oben nach Kap Skagen nicht getroffen. Und diese vornehme Kleidung! Sah neulich in Hamburg eine spanische Prinzessin. Die trug dieselbe Bluse, nur noch so ein Korallenhalsband mit einem Kreuz daran hatte sie um den Hals. Seht, genau so wie dies!" Damit kramte er ein unechtes Halsband mit einem funkelnden Kreuzlein aus blankem Messing hervor, ließ es ein paarmal durch seine krallenähnlichen, unsauberen Finger gleiten, hielt es ihr dann an den weißen Hals und rief aus: „Bei Gott, dagegen ist die spanische Prinzessin gar nichts! Nehmt es, nehmt es, weil Ihr mir manchen guten Grog umsonst gebraut habt, will ich es Euch für einen einzigen Taler lassen, trotzdem ich bei meiner Seel selber dreie dafür gab. Also nehmet es, nehmt es, schöne Rose!" Nach einigem Handeln kaufte Mine das Ding für zehn Groschen und huschte davon, die durstigen Gäste zu bedienen. Um den „Humpelhendrik", wie man den in der Gegend übelberüchtigten Handelsmann nannte — drängte sich jetzt eine ganze Schar junger Mädchen und Burschen, hörte seine Schmeicheleien an und ließ sich von ihm betrügen. Sein großer, roter Kasten hatte aber noch ein Geheimfach, in dem sich allerlei Dinge befanden, die nicht jedermann, namentlich nicht, wenn er von der Polizei war, sehen durfte. Seine Apotheke war das. Zauberbalsam, Hamburger Pflaster, Kronessenz, Wundertrank und was alles sonst noch darin verborgen lag, kannten seine alten Kunden recht wohl und gaben immer wieder dafür, was er verlangte. In besonderem Ruf standen auch seine Liebestränklein. Aber nun ertönte rauschende Tanzmusik. Da ließ man den Trödler stehen, nur ein paar alte Weiblein blieben zurück. Während des Tanzens war Hermine vom Schenkdienst befreit, um auch zu ihrem Recht zu kommen. Schon längst hatte sie eine Gelegenheit gesucht, mit Hans Hinrichsen, der wirklich Wort gehalten, zusammenzukommen. Aber der war von so vielen guten Bekannten in Beschlag genommen, daß es ihr bisher nicht geglückt war. Nur einen kurzen Gruß hatten sie getauscht. Unter den Tänzern, die jetzt den Saal füllten, befand sich auch Thorö, der Schützenkönig. Fürwahr, der spielte diese Rolle mit majestätischer Würde und Leutseligkeit! Man mußte ihn liebgewinnen, so liebenswürdig gab er sich. Für jeden hatte er ein freundliches Wort, namentlich für die Dorfschönen, denen er beweisen wollte, daß er auch auf dem Tanzboden ein Meister sei. — Hermine bekam ein paar Schmeicheleien von ihm zu hören, die ihn in ihrer Achtung als einen Mann von gutem Geschmack und feinen Manieren noch steigen ließ. Daß er Junggeselle, hatte sie heute erst erfahren. Freilich, für sie wäre er zu alt, denn Mitte der Dreißiger müßte er sicher sein. Sie liebte aber nur die Jungen, so in Hans Hinrichsens Alter, wo der Uebermut der Altverständigkeit noch nicht ganz gewichen. Ein Walzer eröffnete den Ball. Der Schützenkönig war natürlich Vortänzer. Jetzt galt es, die Königin zu wählen. Wer könnte dafür passender sein als die schöne Hermine Mathiesen? Seine graugrünen Augen schielten bereits seit einigen Minuten fragend und verlangend zu ihr hinüber. Es entging ihm auch nicht, daß der Ulan eben ein paar Worte mit ihr wechselte und einen verliebten Blick von ihr erntete, wohl für ein Kompliment, das er ihr gemacht. Nun trat er näher, verbeugte sich und bat um die Ehre des ersten Tanzes. „Bedaure sehr, bin schon vergeben", antwortete sie und reichte Hans Hinrichsen, der neben Thorö stand, mit schalk haftem Lächeln die Hand. Ein bitterböser Blick von Haß und Eifersucht traf den Ulan und sie selber ebenfalls. Doch sie war selig und fühlte sich in des schönsten Mannes Armen — ja, der schönste dünke Hans sie in diesem Augenblick — weit vornehmer als eine Königin. Was scherte es sie, daß ihre Mutter mit zornfunkelnden Augen kopfschüttelnd dastand, daß ihr Vater lauter als nötig von einer Ungezogenheit ohne gleichen räsonnierte? Sie war verliebt wie noch nie zuvor und war glücklich dabei. Thorö wählte die erste beste als Königin und hatte seine gute Laune mit einem Schlage verloren. Stine Lorenzen pflegte, obwohl sie sehr gut tanzte, äußerst selten zum Ball — Ball nannten die Arendruper jedes Tanzvergnügen — zu gehen. Aber heute suchte sie ihr schon etwas kurz gewordenes Helles Staatskleid aus K bald wieder. — aufzureden. Fortsetzung folgt- t t t t E! A ^rüe ! sür r Hai t i t der alten Truhe hervor, machte sich fein, und zwar mi einer Sorgfalt wie nie zuvor und folgte dem Vater B Ewald, die schon vorangegangen waren. Als sie den Saal etwas schüchtern betrat, tanzte Hans bereits zum drittenmal mit der schönen Hermine, und Michelsens Inge raunte W Silvers laut genug zu, daß die Eintretende es verstehe« konnte: „Paß auf, das gibt noch Verlobung! Sieh nul wie verliebt die beiden tun!" „Paffen ja auch großartig zusammen", meinte die andere. Wie das dumpf und schwül hier war! Dieser TabB qualm! — Stine war es, als legte sich eine Zentnerlast auf ihre Brust, daß sie nicht zu atmen vermochte. AS liebsten wäre sie gleich wieder heimgegangen. Aber nu« forderte ihr Bruder sie zu einem Walzer auf und sagte ik in seiner trockenen, wortkargen Art: „Hättest bei deines Vieh bleiben sollen. Wirst hier kein Pläsier haben. Dl Hans kennt uns nicht mehr." In der Tat, Hans Hinrichsen schien Stine Lorenzi« Humpelhendrik überhäufte auch sie mit Schmeichelei^ aber sie hatte ihm noch nie etwas abgekauft, wollte es aB heute nicht. Da tat er einen tiefen Zug aus seiner Bran^ Weinflasche, spuckte aus und rief ihr heiser nach: „Wa^ nur, von deinem Dünkel kuriere ich dich noch, du Mo^ Prinzessin!" Sie schien es nicht gehört zu haben. , Der alte Lorenzen, sein Nachbar Hinrichsen und E ein paar gute Bekannte saßen in Mathiesens FliederlaM bei der Einfahrt, tranken ihren dampfenden Grog, redE j über Politik und stritten lebhaft darüber, ob jetzt, wo 1«' zu Preußen gehörten, bessere oder schlechtere Zeiten komE würden. Der Eichhofer zeigte sich, wie immer, als OptiM sein Nachbar sah alles im trübsten Licht. Doch liebte § keinen Hader, darum suchte er das Gespräch, als die Gemm«' sich zu erhitzen begannen, auf etwas anderes zu lenke« „Seht nur den Schwindler, den Lumpenhendrik da driM wie er das Geld einscharrt!" sagte er und aller Aufweo' samkeit richtete sich auf den Trödler, der eben dabei wj"' einem Arbeitsmann ein Mittel für seine verhexten Schweb nicht zu erkennen, denn dreimal war er an ihr vorüben gegangen mit Augen wie ein Träumender, hatte sie iD mal begrüßt, geschweige denn zum Tanz aufgefordert. Jek endlich, nachdem sein Vater, der sich in heiterster LaB befand, ihn recht nachdrücklich daran erinnert, bat er Stil« um den nächsten Tanz. Er murmelte wohl ein paar W schuldigungsworte, schien aber mit seinen Gedanken in weite« . Ferne. Stine gefiel ihm heute mit den braunen, harte« Armen, dem altmodischen, von ihrer Mutter schon einB getragenen, weißgeblümlen Kleide sehr wenig. Warum lE und scherzte sie denn auch nicht? Ueberhaupt dieses Stump! sinnige in ihrem Wesen; früher war ihm das nie so aufgesaDU Schon wollte er ihr sagen, sie hätte lieber in die KirA gehen sollen, als hierher kommen. Aber in ihren große« braunen Augen lag etwas, das ihm gebot: Tu diese!« Mädchen kein Unrecht! Sie hat es nicht verdient. — Unter irgend einem Vorwand ging Stine denn auch M P MöMnö/gt'S Für die ehrenden Beweise der Liebe und Teilnahme beim Hin schei den unseres lieben Kindes Karl Schindler sprechen wir allen Verwandten und Bekannten unsern innigsten Dank aus. Dir aber, liebes Karlchen, rufen wir ein „Ruhe sanft" nach. Die tieftrauernden Hinterbliebenen. Rabenstein, den 8. Juli 1913. Hierdurch allen Verwandten und Bekanntm die traurige Nach richt, daß unser heitzgeliebter, hoffnungsvoller Sohn Herbert im 18. Lebensjahre fem von der Heimat einer heimtückischen Krank heit erlegen ist. Die Beerdigung erfolgt Sonntag nachmittag von der elterlichen Wohnung, Rabenstein, Kirchstratze 17, aus. Rabenstein, dm 4. Juli 1913. In tiefster Trauer die schwergeprüften Eltern Otto Llttrlvb und krau Anna, geb. Irmscher, nebst Kindern. Anständiger Herr oder Fräulein kann gutes Logis erhalten Siegmar, Kronprinzenstratze 2, II r. Anständiger Herr kann möbliertes Zimmer mit Kost erhalten Siegmar, Simbacher Straße 51. 2 Schlafstellen, möblierte Zimmer, sofort beziehbar Siegmar, Kaufmannstr. 4. Ws. mbliertes zimmer für 2 anständige Herren zu vermieten Siegmar, Rosmarinstr. 27, pt. 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