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Und dennoch! Roman von I. Duesterbek. (Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Herr v. Massow erzählte seiner Schwägerin weiter: „Wie eine Schickung Gottes war es, daß mein süßer Junge geradenwegs ins Wasser laufen mußte, uns vor Schreck kopflos machte und du den Brief finden mußtest. Ich läge sonst schon still und starr, hätte nie die,holde Kunde ver nommen, daß dein Herz mir längst gehörte. Mich schaudert jetzt, wenn ich daran denke, was ich beinahe verloren hätte. Du willst mein angebetetes Weib werden — mein Stab und meine Stütze? Träume ich auch nicht? Gott sei Dank, nein! Wenn ich dich anschaue, mein tapferes Mädchen, weiß ich, du bist mein auf ewig. Komm, laß uns zum Vater eilen, ihm die frohe Botschaft bringen, ihn um Verzeihung bitten wegen meines wirren Betragens; er soll fortan einen glücklichen und dankbaren Sohn an mir haben, das verspreche ich ihm." „Aber erst sehen wir nach unserem Jungen", bat Frida, „ob ihm das kalte Bad auch nicht geschadet hat." Sie fanden den Kleinen jedoch in seinem Bettchen sitzend und munter spielend vor; und als ihm der Papa erzählte, wenn er hübsch artig wäre, käme Tante Frida bald ganz zu ihnen und er dürfte sie Mama nennen, war er selig und fragte mit glücklichem Lächeln: „Kommst du heute noch, Mama Fitzi?" Diese küßte ihn zärtlich und erklärte ihm, daß dies nicht so schnell ginge, erst müsse sie den Großpapa fragen, ob er es auch erlaube und sie fortlassen wolle. Sie bat die Wärterin, sorgsam auf ihn zu achten, Papa würde ihm ein großes Stück Kuchen mitbringen, wenn er brav wäre, und dann fuhr sie glücklich strahlend mit Archimbald zum Vater. Dieser hatte sie schon voller Unruhe erwartet, glaubte eine Hiobspost hören zu müssen und sah nun in zwei glückliche Gesichter. „Nanu", begann er, „wie kommt ihr mir vor? Etwas schreckliches scheint wenigstens nicht geschehen zu sein, euren Gesichtern nach zu schließen." Da fielen ihm beide um den Hals und beichteten ihm alles. „So", meinte er, „das war also deine Nervenzerrüttung", und trübselig setzte er hinzu: „So sehr ich mich über euer Glück freue — aber was wird aus mir? Nun wollt ihr mich armen, alten Mann allein lassen, mit der ganzen Wirtschaft auf dem Hals." „O nein", riesen beide, „das haben wir schon unterwegs abgemacht, denn unser erster Gedanke warst du. Wir ziehen hierher auf den linken Flügel und ich habe statt ein großes Kind deren zwei zu pflegen", sagte Frida heiter, „die sich gegenseitig ihr Leid klagen können, wenn ich es ihnen nicht recht mache. Der Junge wird dir auch die Zeit vertreiben, Väterchen, er ist zu lieb und drollig. Archimbalds Gut soll verpachtet werden, bis Hans herangewachfen ist und es selbst übernehmen kann. So ist alles aufs beste geordnet, nicht wahr?,, „Das ist ein gescheiter Gedanke, Kinder", rief überglücklich der Baron, und wir wollen ein recht gemütliches Leben zusammen führen. — Doch halt, bald hätte ich es vergessen, ein Brief von Margot ist da; sieh doch nach, Frida, was sie schreibt." Diese öffnete sogleich das Schreiben und las es vor. Ratlos und verdutzt sahen sich alle drei an. „Donnerwetter!" rief der alte Baron, „daß auch niemand an diese Möglichkeit gedacht hat. Was nun, Frida?" „Arme Margot; wie leid sie mir tut!" erwiderte diese. „Ich kann ihr nachfühlen, wie beschämend es ihr erscheint, nun dort zu sein. Werde ihr aber sogleich schreiben, ruhig als Frau Herberts Nichte dort zu bleiben und erst das Kommende abzuwarten; die Entscheidung ist ja nicht mehr fern. Schmerzlich ist es mir nur, ihr von unserem Glück zu schreiben, nun das ihre in Trümmern liegt. Zum Trost will ich ihr versprechen, wenn Hellmuth erscheint, um uns zu sagen, daß er auf sie verzichte, ihre Rolle zu übernehmen. Meinst du nicht auch Archimbald, daß es anginge? Er geht ja dann fort und es ist einerlei, ob er Margot oder mich gesehen." Dieser schüttelte bedenklich das Haupt: „Was dann, wenn er seine Braut aufgibt und die ihm verschriebene wählt; das würde eine hübsche Geschichte geben." „Ach, ich werde dann schon mit ihm fertig", lachte Frida. „Margot schreibt ja, daß sie ihn auf jeden Fall verloren, da sie ihn, verließe er seine Braut um des Besitzes willen, verachten müßte und ihn nie mehr sehen wolle, was ich ihr auch nicht verargen kann. Ich schreibe sogleich, um sie einigermaßen zu trösten und zu beruhigen. Siehst du, Väterchen, wie gut du versorgt sein wirst? Nun bekommst du auch noch Margot zu deiner Gesellschaft wieder, die so prächtig verstand, dich zu amüsieren." „Armes Ding", seufzte dieser, „mit ihrem kindischen Uebermut wird es wohl vorbei sein, doch soll sie hier die alte Heimat finden. Schreibe ihr das, Frida, aber fürs erste bin ich auch dafür, sie bleibt noch, wo sie ist." Auf dem Schloß des Grasen Strehlen ging es heute noch stiller zu als gewöhnlich; der Anwalt war wieder fort, das Mittagessen ruhig verlaufen, so daß Frau Herbert keine Schlüsse ziehen konnte, ob die Klausel ihren Herrn hart getroffen habe, und was er zu tun gedenke. Die Herren hatten über andere Dinge gesprochen und außer daß ihr Herr v. Strehlen etwas ernster und nachdenklicher erschienen, hatte man nichts von dem Vorangegangenen gemerkt. Doch unwillkürlich traten Frau Herbert und Margot leiser auf und unterhielten sich flüsternd, als ob ein Schwerkranker im Hause wäre, den sie schonen müßten. Am Nachmittag befand sich die alte Dame allein in ihrem traulichen Zimmer, Margot war in den Park gegangen, als Hellmuth bei ihr eintrat und sich wie recht ermüdet in eine Ecke des Sofas fallen ließ. Er sah angegriffen aus und ließ eine Weile stumm seinen Blick auf Frau Herbert ruhen. Diese wagte nicht, eine Frage an ihn zu richten, nnd wartete geduldig, bis er sprechen würde. Endlich begann er: „Nun, Frau Herbert, der bedeutungsvolle Tag ist vorüber. Sagen Sie mir offen, kannten Sie die Klausel im Testament meines Onkels?" „Ja, lieber Herr, ich wußte von ihr, und seitdem ich erfahren, Sie hätten eine liebe Braut, zitterte ich vor dem Augenblick, in dem Sie davon hören würden. Bitte, sagen Sie mir, lebt sie in Amerika oder schon hier in Deutschland?" Es flog wie ein Leuchten über sein Antlitz, als er er widerte: „Sie war einmal in Amerika, jetzt ist sie in Deutsch land. Wie kam es, daß Sie vorher, wie es schien, nicht daran zweifelten, daß ich sofort des Onkels Wunsch um des Besitzes willen erfüllen würde?" „O, mein lieber Herr, mir bangte lange davor, aber da meiner Meinung nach nichts im Weg stand und die Baronesse ein gutes, liebreizendes Geschöpfchen ist, zweifelte ich nicht daran, daß sie sofort Ihr Herz gewinnen würde, auch daß die Anhänglichkeit an die eigene Scholle das ihre tun würde. Nun ist wahrscheinlich alles vorbei; ich kenne Ihren stolzen, stets nach Unabhängigkeit strebenden und edlen Charakter, kann mir Ihre Kämpfe vorstellen und muß nun abwarten, welches Gefühl den Sieg davonträgt." „Also daher Ihr Erschrecken bet der Erwähnung meiner Braut, was ich mir nicht zu erklären vermochte; schade nur, daß ich ein so störrisches Herz besitze, das sich zur Liebe nicht zwingen läßt. Bitte, beschreiben Sie mir doch die mir zu diktierte Braut ein wenig, gutes Herbertchen", und mit schelmischen Lächelm bemerkte er: „Vielleicht sattle ich dann doch um und bleibe im Lande." Frau Herbert geriet in nicht geringe Verlegenheit und wußte nicht, was sie beginnen sollte. Unmöglich konnte sie Margot beschreiben. Was in aller Welt sollte sie tun? „Nun, wird es Ihnen so schwer, liebe Herbert? Sie scheuen sich dem Anschein nach davor, ihr liebreizendes Wesen zu beschreiben; doch jetzt hilft Ihnen alles nichts. Ist sie bucklig oder schielt sie? Heraus mit der Sprache, ich muß es wissen!" Frau Herbert kam ein rettender Gedanke und sie beschrieb Baroneß Frida: „Sie ist groß, hat blondes, schönes Haar, blaue, gute Augen und entwickelt viel Energie und Ver ständnis für die Landwirtschaft." „Brr —", machte Herr v. Strehlen, „strikte das Gegen teil von dem, was ich liebe. Die Baronesse mag tüchtig, mutig, gut und liebenswert sein, ich könnte mich doch nicht für sie begeistern. Wenn sie Lust bekäme, auf dem Feld nach dem Rechten zu sehen, trüge sie mir wahrscheinlich auf, den Haushalt zu besorgen und der Köchin Anweisungen zu geben, ich danke, mich überläuft ein Schauder bei der Vor stellung solch einer Lebensgefährtin." Die gute Alte mußte lächeln und meinte, so freilich müßte er sich die Zukünftige nicht ausmalen, sie würde sich gewiß in feinen Willen fügen lernen. „Na, verlockend ist meinem Geschmack nach das von Ihnen entworfene Bild nicht, wenigstens nicht für mich. Sehen muß ich sie nach des Onkels Bestimmung unter allen Umständen, und", setzte er lachend hinzu, „und dann müssen wir uns unsere Lebensgeschichte feit dem fünften Jahre erzählen. Sagen Sie, Altchen, war der Onkel eigentlich noch bei klarem Verstand, als er das Testament aufsetzte? Mir kommt es, gelinde gesagt, verrückt vor, und ich kann nicht begreifen, was er sich dabei gedacht hat. Doch erfüllen werde ich seinen Wunsch, was das Hinreisen betrifft; der Wunsch eines Toten ist mir ein unantastbares Gefetz, bis auf das, was mein Lebensglück betrifft." „Ach", seufzte Frau Herbert, „der arme verstorbene Herr hat es sicher gut mit allen gemeint und auch ich dachte mir das Leben hier so schön mit Ihnen und der herzigen jungen Frau. Nun wird auch wohl mit mir alles anders werden, als ich es mir geträumt." „Für Sie ist ja gesorgt, Herbertchen, und es soll Ihnen an nichts fehlen —" „Als an Ihnen, lieber Herr, den ich so gerne glücklich gesehen hätte auf seinem Grund und Boden", klagte sie. „Und nun ist wohl alles vorbei." „Trösten Sie mich, Altchen, ich muß es ja auch. Schwer, schwer wird mir der Abschied werden, schwerer als das erste Mal. Doch wollen wir daran nicht denken, noch nicht. Ein halbes Jahr hat ja der Onkel mir Bedenkzeit gelassen und so lange bin ich noch der Herr. — Leben Sie jetzt wohl, ich will hinauf in den Wald, in seinem Schatten mir Kopf und Herz frei baden von bitteren Gedanken. Sein Säuseln hat schon oft den Sturm beschwichtigt in meinem Innern." Er ging und Frau Herbert blieb allein zurück mit ihren trüben Gedanken. O, diese Braut! Fast haßte sie diese. So schön und gut wie Margot war sie sicher nicht. D arme Ding, wie sie ihn liebte! Gewiß war auch sie ß nicht gleichgültig. O, diese Braut, diese Braut! Sie gil hinaus, um sich nach Margot umzusehen, doch im Park V sie nicht zu finden und auch niemand von den Leuten wol sie gesehen haben. Als Herr v. Strehlen Frau Herbert verlassen, lenkte! in schmerzliche Gedanken versunken, seine Schritte nach d! Ani Mummelsee. Zu dem Vertrauten feiner Kindheit zog ihn, galt es doch heute, all sein kaum empfundenes Glü^ gefühl über den Besitz der teuren Heimat in seine stj . Tiefe zu versenken. „O, Onkel, warum riefst du mich zur« ' wenn ich doch nicht frei und ohne Zwang das Glück k nießen konnte, eine Heimat zu besitzen. Hieltest du es ei» Mannes würdig, um sie zu erringen, ein ungeliebtes W an sich zu fesseln? Du, der du deiner einzigen Liebe t! geblieben noch über das Grab hinaus? Du sagst in dl l Schreiben ferner: Du hättest dir die Gewißheit verschas^s mein Herz sei frei. — Ja, ist es denn noch frei? Set ehrl^A gegen dich, Hellmuth, liebst du nicht das kleine süße Westtfangc Hat sie sich nicht allmählich in dein Herz geschlichen i^er ist nie mehr daraus zu bannen? Was kümmern mich Baronessen der Welt, wenn auch sie mich liebt; wäre nach nicht unendlich verlockender, sie in die Arme zu nehmen mit ihr vereint drüben eine Heimat zu gründen, als h> an der Seite einer unbegehrten Frau nur der Pflicht leben?" — Unter solchen und ähnlichen Gedanken war an dem Ufer des Sees angelangt und starrte, die W verschränkt, in seine stille Tiefe, als müßte aus ihr ii il Antwort kommen. — Doch was war das? Schaukelte B drüben in dem unter herabhängenden Zweigen halb r« borgenen Nachen eine holde Fee? Dunkle Locken umgat das geneigte Gesichtchen und Seerosen an langen Stiess— hingen in den Haaren. In ihrem Schoße lagen blaue N gißmeinnicht und Waldblumen aller Arten. Sinnend ha Jed sie das Köpfchen in die Hand gestützt und blickte traul verloren, ohne ihr Gegenüber zu bemerken, in die geheimn'^— volle Tiefe. „Marie!" kam es wie ein Jauchzen über seine Lipp! „Ich muß zu ihr, ein einzigmal ihr in den dunklen fternen lesen." Als Margot die nahenden Schritte und aufblickend Herrn v. Strehlen erkannte, erhob sie!»«, schnell, von rosiger Glut übergossen, riß die Seerosen Ml dem Haar und begann die aus dem Schoß gefallenen BluM l wieder zu sammeln. Mit dem Satz war Herr v. StrWM« in dem Nachen, so daß dieser stark schwankte und Mari einen leisen Schreckensschrei ausstieß. - „Verzeihen Sie mir, Marie, ich war so glücklich, hier zu finden, daß ich nicht schnell genug mich Ihnen nähA«,. konnte. Aber warum sind die Seerosen aus den LoAI I verschwunden? Haben Sie sich nur für den NixenK geputzt? Lassen Sie mich diese eine wenigstens Wiedel den Locken befestigen, es sah so eigenartig hübsch aus Kas s ich möchte Sie oft so sehen. Einen Kranz von Vergsstty- meinnicht zu winden, sehe ich, haben Sie begonnen. R/ri soll ihn haben? Beichten Sie!" Schmeichelnd hatte er einen Arm um sie geschlungen und mit der freien die Wasserrose durch ihr Haar gezogen. „Nun, darf es erfahren? Wer ist der Glückliche?" El „Für Toms Grab pflückte ich sie", war ihre ernste wort, dabei den Versuch machend, aufzustehen und d Nachen zu verlassen. , M „Ich danke Ihnen", sprach er weich. „Wäre eS li« besser, er lebte und ich läge unter dem Rasen? Wüld Sie mir auch Blumen bringen, Marie? Sagen Sie mir, bitte, würden Sie es tun?" Sie hob die Augen zu ihm auf, die sich langsam iir di Tränen füllten. „Ich bin Tom dankbar, daß er Sie germne 3 Solange ich hier noch weile, soll er frische Blumen ^n ! mir haben." Fortsetzung folS^hM ^laen Reichenbrand. Nach den Statistiken des hiesigen Einwoh« Meldeamts betrug die überschriebene Einwohnerzahl am 31. Jan' 1913 : 4460. 2m Februar wurden 28 Zuzüge mit einer Personen^ von 40 und 32 Fortzüge mit einer Personenzahl von 35 gerne« ( sodaß die derzeitige Einwohnerzahl unter Zurechnung von 9 Geb»; und Abrechnung von 8 Sterbefällen 4466 beträgt. Umzüge wul 10 gemeldet. Ravenstein. Nach den Statistiken des hiesigen Einwohnern«^ amtes betrug die überschriebene Einwohnerzahl am 1. Februar W 5051. 2m Februar wurden 41 Zuzüge mit einer Personenzahl MW 50 und 37 Fortzüge mit einer Personenzahl von 44 gemeldet, die derzeitige Einwohnerzahl unter Zurechnung von 13 Geburts- Abrechnung von 5 Sterbefällen 5065 beträgt. Umzüge wurde« gemeldet. Rabenstein. Bei der hiesigen Gemeinde-Sparkasse wurden, Monat Februar ds. Js. 266 Einzahlungen im Betrage von 18193 > 51 Pf. geleistet; dagegen erfolgten 138 Rückzahlungen im Betrage' 17965 Mk. 66 Pfg. Eröffnet wurden 34 neue Konten. Zin§. angelegt wurden 13900 Mk. Die Gesamteinnahme betrug 31128 j 21 Pfg., die Gesamtausgabe 31906 Mk. 86 Pfg., und der bare Kas bestand am Schluffe des Monats 5564 Mk. 64 Pfg. Der ges^ Geldumsatz im Monat Februar beziffert sich auf 63035 Mk. 07 Die Sparkaffe ist an jedem Wochentage von 8—12 Uhr v«', 2—6 Uhr nachm. geöffnet und expediert auch schriftlich. Alle Eml«Liefei werden mit 3«/?«/» verzinst und streng geheim behandelt. trocknen die streichfertigen llll!l aus der Fernsprecher 325. Ll-ivk 8vkul-e. V01 pinsel — Xrrdolineum — Issel- unS Mntleia>N 5cksdlonen.