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ein verständiges, mitfühlendes Menschenkind zu sein, und das gehört dazu." Margot senkte unter einem schmerzlichen Gefühl das Köpfchen und sprach leise: „Wenn ich dann noch da bin, Herr, gewiß." Frau Herbert meinte, sie sei eigentlich erstaunt darüber, ihren Herrn solche Ansichten aussprechen zu hören, sie hätte geglaubt, er wäre unter den Schwarzen kalt und wenig barmherzig geworden. „Ja, das glaubt man leicht, wenn man hört, ich wäre Aufseher, wenn auch der oberste, in einer großen Kaffee plantage gewesen und hätte womöglich täglich die Peitsche über die armen Nigger geschwungen. Dem war aber nicht so, vielmehr beaufsichtigte ich die Menge weißer und schwarzer Aufseher, um Grausamkeiten zu verhüten; die Weißen sind oft härter als die Farbigen. Nur in den seltensten Fällen mußte ich einmal zu der Peitsche greifen, um einen rebellischen Neger zu strafen. Die Schwarzen sind im ganzen gutmütig und folgen gern gerechten Ansprüchen. Sie murrten daher nie, wenn sie mich einmal strafen sahen; sie wußten, es mußte sein. Weinend baten viele beim Abschied: „Guter Herr, wieder zu arme Nigger kommen, wenn weiße Leute schlecht sein mit ihm", was ich ihnen zum Trost dann auch versprach." ßWsEZMIN Unter solchen Gesprächen hatten sie sich wieder dem Schloß genähert und Herr v. Strehlen lenkte seine Schritte dem Hofe za, während die beiden Damen Anstalten zum Abendessen treffen wollten. Während des Herrichtens sagte Margot aus ihren Gedanken heraus: „Und auch ich dachte ihn mir kalt und roh, fange aber an, ihn zu bewundern." „Vielleicht zu lieben", scherzte Frau Herbert. „Welch ein Glück wäre das für ihn!" „Ja, aber ob er mich lieben und zu seiner Gemahlin wählen würde, ist doch noch fraglich. Jetzt bin ich ihm ja nur ein einziges Kind. Noch weiß er nichts von den Be stimmungen des Onkels und fühlt sich hier als unumschränkter Herr. Nächste Woche wird der Anwalt ihn damit bekannt machen. Ich zittere vor dem Tage. Vielleicht zieht er es vor, zu seinen Negern zurückzukehren, als auf die Klausel einzugehen." Als Margot abends in ihren weißen Kissen lag, weinte sie bitterlich und wußte eigentlich nicht, weshalb. In Grünhagen saß man an einem schönen Sommertage — die Sonne senkte sich schon dem Horizonte zu — aus der mit Blattpflanzen und Blumen besetzten Freitreppe, die in den Park führte. Außer dem alten Baron und Baroneß Frida war noch deren Schwager, Herr v. Massow, und ein Gutsbesitzer aus der Umgegend zugegen. Man saß in bequemen Korbseffeln um den Tisch, auf dem der Teekessel summte, und genoß behaglich den in russischen Teegläsern von Frida kredenzten aromatischen Trank. Der Nachbar, Frhr. v. Neuschütz, war in Jugendgespiele Fridas und es herrschte ein beinahe geschwisterliches Verhältnis zwischen beiden. Der Freiherr hatte den Offiziersrock ausgezogen und war auf seine Scholle zurückgekehrt, um die Bewirt schaftung des ziemlich vernachlässigten Besitztums selbst zu übernehmen. Daß er den Vorsatz gewissenhaft ausführte, sah man an seinem von der Sonne braun gebrannten Gesicht und den wenig gepflegten Händen. Das Gespräch, an dem Frida sich selbst beteiligte, drehte sich hauptsächlich um die bevorstehende Ernte. Bleich und ohne Interesse an dem Gespräch saß nur Archimbald dabei und beobachtete mit gerunzelter Stirn die Mienen Fridas und des Freiherrn. Da trat der Diener heraus, auf einer silbernen Platte die Postsachen überreichend. Der Baron griff zuerst nach den Zeitungen, Frida die Briefe überlassend; diese rief plötzlich erfreut: „Ah, ein Brief von Margot; ich bin gespannt, wie es der Kleinen ergeht und was sie alles angestellt hat!" legte aber das Schreiben der Gäste wegen beiseite. Herr von Neuschütz erhob sich bald und bat, für heute Abschied nehmen zu dürfen. Er habe noch dringende Arbeiten zu erledigen. Gleich darauf bestieg er sein Roß, um sich nach Hause zu begeben. — „Nun zu Margots Brief!" rief Frida heiter. „Es interessiert dich doch, Archimbald, mit anzuhören, was sie schreibt? Du bist ja in die Sache eingeweiht." „Natürlich, ich bin gespannt, zu hören, wie es nach dem letzten Briefe geworden. Bitte, lies den Brief vor", bat Herr v. Massow, der nach dem Abschied des Freiherrn sichtlich heiterer geworden war. Auch der Baron legte die Zeitung beiseite und schickte sich an, aufmerksam zu lauschen. Frida begann: „Frida, liebe Frida! Ich bin so glücklich; denke Dir: ich liebe ihn — liebe ihn beinahe — und muß mich manchmal zusammennehmen, um nicht die Arme um seinen Hals zu schlingen und es ihm zuzuflüstern, denn im Grunde ist er ja mein — mein. Er ahnt nichts und ist unbefangen wie immer. Laßt Euch erzählen, wie ich w und nach dazu kam." — Lachend sagte der Baron: „Ganz unsere Kleine, imn mit der Türe ins Haus gefallen; die Erklärung kommt da hinterdrein, und auf diese bin ich wirklich begierig." Fortsetzung folgt Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Reichenbra« vom 25. bis 31. Januar 1913. > Geburten: Dem Färber Louis Otto Della-Bella 1 Tochter. Sterbefalle: Die Handarbeiters-Ehefrau Marie Pauline Göttsch« geb. Schmidt, 64 Jahre; der Strumpfwirker Earl August Naumai 75 Jahre: Ernst Rudolf Meudtner, 6 Monate. Sic Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Neustadt Al' vom 23. bis 30. Januar 1913. Ar Aufgebote: Der Rundstuhlarbeiter Anton Josef Tandler mit ! zu Geschäftsgehilfin Anna Elsa Preller. . zur Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Rabensteil! vom 23. bis 30. Januar 1913. A Geburten: Dem Bildhauer Max Richard Wolf 1 Tochter; d in Spuler Max Robert Bauch 1 Sohn. Hierüber 1 unehel. Kna auc Aufgebote: Der Strumpffabrikant Ludwig Otto Nestler, wohnt! in G.üna, mit Anna Helene Nestler, wohnhaft in Rabenstein. 5 Be Elektomonteur Lurt Alfred Kirchner, wohnhaft in Rottluff, l mo! Llara Martha Berthold, wohnhaft in Rabenstein. heg Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Rottluff Mi vom 24. Januar bis 30. Januar 19l3. vor Geburten: Dem Bäcker Bruno Arthur Lang 1 Sohn; dem Ho ^ui bildhauer Max Louis Mönch 1 Tochter. > > . , . R0s Kirchliche Nachrichten. A. Parochie Reichenbrand. Am Sonntag Estomihi den 2. Februar 1913, Borm. 9 d A" Predigtgottesdienst. Kollekte für die kirchliche Jugendpflege. Nach 5 Ahr Abendkommunion. Montag Abend 8 Uhr Jungfrauenverein im Gasthaus Reichen! Dienstag Abend 8 Uhr Missionsverein. Mittwoch Nachm. 2 Uhr Kinderschule in Siegmar. g., Donnerstag Abend 8 Uhr Nähabend. Parochie Rabenstein. riss, Eftomihi, 2. Februar: 9 Uhr Predigtgottesdienst. Hilfsgeistlit Gebhardt. (Landeskollekte für kirchliche Jugendpflege.) Mittwoch abend 8 Uhr Bibelstunde im Pfarrhause. Pf. WeidaN Wochenamt vom 3.-9. Februar Hilfsgeistlicher Gebhardt. Donnerstag abend ^10 Uhr endete ein sanfter Tod das lange schwere Leiden meines guten Mannes Karl Wächtler im Alter von 76 Jahren. Mit der Bitte um stilles Beileid zeigt dies tiefbetrübt an die trauernde Witwe ^obauus ^LobUor nebst übrigen Hinterbliebenen. Rabenstein, den 31. Januar 1913. Die Beerdigung des teuren Entschlafenen findet Montag nach mittag 2 Uhr von der Behausung, Nordstratze 17, aus statt. Zurückgekehrt von der Ruhestätte unserer lieben Tochter und Schwester, LeW Klara Scheithauer, sagen wir allen unseren Freunden und Bekannten für ihre Teilnahme herzlichsten Dank. Die trauernde Familie Scheithauer. Siegmar, den 28. Januar 1913. Handschuh-Strickerinnen, handschuh-Zormerinnen, handschuh-Leger-«. Repassiererinnen, Oskermädchen werden zu höchsten Löhnen für die Fabrik gesucht. RabensM». körMgllll kÄIllMät. Lehrlings-Gesuch. Für Ostern dieses Jahres suchen wir einen jungen Mann mit guten Schulzeugnissen, welcher Lust hat, sich als Kaufmann gründlich auszubilden, gegen Vergütung. Armaturenfabrik L (üo., Rabenstein. Zchloffer- u. Dreherlehrlinge für unsere Strickmaschinenabteilung suchen Viamanlwki-Kk Kebn. kevoigt Reichenbrand. Tüchtige WuMMuckf sucht sofort k'. werkel, Rabenstein. FiMstlMlilM sucht in die Fabrik vsnl Vnsvkslvn, Handschuhfabrtk, Rabenstein. jtzMU UM MjM kktiönkapiia l!0 Wlionen Kksknvkn ea. 46 Millionen IVIanI Wir vergüten von beute ub bm auf rveitere8 für Ksn-Linlsgen 3 °/o Kei läglivke^ Verfügung, 3 ° o „ I monsligei* Künekgungsßnisl, o » 3 ,, „ ,, 6 „ „ und auf 8«rkv«rK-Ksn1o 3 "jo knsnko k^novision. Vor8tebende An88Üt2e treten für alle bi8beri§en Linlu^en, rnit ^u8NLÜme der bereite §eliündi§te «oLwvt in Kraft. Vsnonömmg rls» König!. 8svb»i»Lksn ^usliLminislenium» it bestimmt «onelen, rlsss Klünöelgelöeir im ksllv iße» K !808 ele» 8. L -8. b unsenei» 8snK eingelegt «eneien Können. 81«KN»t»u, den 31. Januar 1913. wel stüc Me gen 2ns Aul Klei scha Hoh sän We zwi und geri Ver der zu « spät wei Eyc wir! Um und lieg! zu r nütz der Vor von des« keil WkMMk llkukekk rmMtellk Siegmar. Lin Ostermädchen zum Spulen und Scheren und einige zum Ftngerstricken sucht LM-WM der eine Int Prü Abr Zl ko jkUvllinivlL I<o!k8 Eigensinn ge, perfekte IW- ü. kiMiÄM für dauernde Arbeit bei hohem Lohn '»Ugo NlUer, Neustadt, Friedhofstr. 27. Jüngeren flotten Spuler auf Motormaschine sucht sofort Mdin 81einen, Rabenstein, Limvacher "tr. kii Dm Per wird bei gutem Lohn sofort gesucht. l^ötsvIilLv, Rabenttein. WWlMMIl bei höchsten Akkordlöhnen sofort gesucht. Neustadt, Kahastratze. MteVeWlilMN für Hosen und Jacken außer dem Hause sucht LmN lUllUen, sRabenstein, Limbacher Straße. Handschuhfabrik, Siegmar. l Werl. LiMstrilker, ISlMtts.SMimilhM sowie mehrere Strickerinnen zum baldigen Antritt gesucht. IVIsx Linien, Handschuhfabrik, Rabenstein. Näherinnen, Legerinnen, Repassiererinnen werden angenommen, auch wird Ware außer Haus gegeben. knton Vürr8okmiltt, Siegmar, Rosmarinstratze 18. Gn Laufbursche, eine liSuberslrickerin m.» einige Strickerinnen auf 8er Fingermaschinen werden sofort für dauernde Beschäftigung VollbreM Ul«, Rabenstein. für unsere Strickmaschinen-Abteiln sofort gesucht. Qebr. I^evoiZt ^.-O. Reichenbrand. Einige SstermSdchen zum Fingerstricken sucht Handschuhfabrik, Siegmal WM SAIMG! als Aufwartung gesucht. Zu erfahren in der Exped. d. Blatt Kin SlWuilWii , zur Aufwartung gesucht. - A. von Laptor . Milch- und Butterhall Siegmar. , Kontoristin , mit guten Zeugnissen und schöner Hand schrift, Kenntnis in Buchführung, Karrt spondenz, Schreibmaschine rc., such' 8 Stellung in Kontor oder Lager fid Nachmittags bei besch. Ansprüchen Werte Offerten unter v. LS in db ist h Expedition dieses Blattes erbeten. Gas also