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nicht zeigen, bleib hier, ich will deinen Mantel holen und werde schon eine Entschuldigung für dich finden." Gleichgiltig läßt Loni die Mutter gewähren, ihr liegt nichts mehr daran, was die Leute sagen. Erfahren werden sie's ja doch einmal, ob früher oder später, ihr ist es gleich. Sie läßt sich von der Mutter in ihren Mantel hüllen, schweigend folgt sie ihr dann zum Wagen, schweigend auch legen sie den kurzen Weg bis zu ihrer Wohnung zurück. „Gute Nacht, Mutter! Schlaf wohl!" Loni hält der Mutter die Wange zum Gutenachtkuß hin, da aber kann sich Frau von Hartenfels nicht länger halten, mit beiden Armen umschlingt sie ihr Kind, ein Strom von Tränen stürzt aus ihren Augen. Unwillig, erstaunt macht Loni sich aus der Umarmung frei. „Was soll das, Mutterd" „Loni", die Stimme der alten Dame zittert, „warum bist du so fremd und kalt gegen die eigene Mutterd Siehst du nicht, wie ich leide unter dieser Entfremdung? Einst war es anders, Loni, da vertrautest du der Mutter jede kleine Sorge, jede Freude. Soll ich nun, wo des Lebens größtes Leid dich getroffen, nicht mehr mit dir teilen dürfend Was hat dein Herz denn so verändertd Ich habe nur dein Bestes gewollt, habe ich gefehlt, so geschah es nur aus Liebe." Mit gequältem Ausdruck hat Loni die Worte der Mutter über sich ergehen lassen. „Was soll das alles jetzt, Mutter? Ich habe dir ja schon gesagt, Mutter, mein Herz ruht mit meiner Liebe eingesargt unter den alten Eichen Herrenhausens. Es ist ja auch so furchtbar gleichgiltig, was das Leben aus uns macht, ich bin ja gefeit gegen alles Leid, was also soll ich mit dir teilen? Die Freude etwa? Ach, Mutter, die Freude ist eine Tochter des Lichts, die läßt sich zu uns armen Schattenkindern nicht hernieder. Aber komm, laß uns zur Ruhe gehen, ich bin entsetzlich müde. Gute Nacht, Mama!" Sie geht an der Baronin vorüber auf ihr Zimmer und schiebt den Riegel vor. „O Gott, wenn ich doch nur jetzt sterben könnte, wenn ich nur nicht wieder zurück brauchte unter die erbarmungs losen Menschen", stöhnt sie, indem sie sich verzweifelt vor ihrem Bett niederwirft Dort liegt sie ganze Nacht mit heißen, tränenlosen Augen, ihr Kopf brennt und ihre Pulse fliegen, sie achtet nicht darauf, der Schmerz hat all ihre Körper- und Seelenkraft in seinen Bann geschlagen. * -sc Zwischen Edelgard und Viktor hat eine kurze Unterredung stattgefunden, nicht leidenschaftlich, nicht stürmisch, nein, mit kaltem, verächtlichem Hohn hat ihm Edelgard angekündigt, daß sie zu ihren Eltern zurückkehren werde. „Du hast mir nicht nur die Treue gebrochen, die du mir am Altäre gelobt, nein, du warst mir niemals treu. Mit einer Lüge begannst du unser Verlöbnis, vor Gottes Altar schwurst du einen Meineid, wie kann ich noch ferner einem Manne angehören, den ich nicht einmal als Mensch achten kann!" „Edelgard, um Gottes Willen, besinne dich, eh' du solch folgenschweren Schritt unternimmst. Was sollen die Leute sagen zu solch einem Skandal?" „Was die Leute sagen werden?" Sie zuckte gering schätzig die Achseln, „ja, mein Lieber, das hättest du früher bedenken sollen, mir ist es vollständig gleich; ich bin mit der Gesellschaft fertig. Wie aber kannst du mir zumuten, in dem Hause eines Mannes zu leben, der sich nicht scheut, der Geliebte jenes schamlosen Mädchens zu sein?" „Edelgard!" Viktor taumelte zurück, als habe ein Keulenschlag ihn getroffen. Höhnisches Triumphlächeln verzerrt Edelgards Züge, sie weiß, sie hat gut getroffen, der Hieb sitzt. Aber es ist gut so, sie will keine Gemeinschaft mehr mit jenem Manne; ob auch ihr Herz verblutet, er soll es nicht wissen, nicht glauben, das dieses stolze Herz je wärmer für ihn geschlagen. In fieberhafter Eile beginnt sie ihre Koffer zu packen. Viktor läßt sie gewähren; wie ein dumpfer Bann liegts über ihm, er ist nicht fähig, einen klaren Ge danken zu fassen. Er hört, wie sie ihrer Zofe klingelt, hört, wie sie den Wagen bestellt, da sie noch mit dem Nachtzug verreisen müsse. Das alles sagt sie in ihrem gewohnten Ton, keine Spur von Erregung zittert in ihrer Stimme. Eine Studen später hört er den Wagen vorfahren, Stimmen flüstern auf Flur und Treppen, der Wagen wird zugeklappt, dann rollt der Wagen davon. Ein Seufzer entringt sich der Brust des einsamen Mannes, die dumpfe Starrheit beginnt zu weichen. „O, Gott, was habe ich getan?" stöhnte er, „drei Leben habe ich zu Grunde gerichtet durch die Unbesonnenheit einer einzigen Viertelstunde!" Am andern Morgen durcheilt ein seltsames Gerücht die Stadt. Laura von Stetten muß es noch auf der Kirchen schwelle stehend, ihrer Freundin Lucie berichten. „Denke dir, hast du je so etwas gehört? Baronin von Karlshagen soll diese Nacht ihren Gatten verlassen haben und zu ihren Eltern zurückgekehrt sein." „So hast du es also auch schon gehört?" Ich wollte es gar nicht glauben. Freilich, etwas verstört sahen die beiden gestern abend schon aus, ihr eiliger Abschied fiel allgemein auf." „Ja, denke dir und man sagt auch noch, die Hartenfels solle dazwischen stecken. Sie habe mit dem Baron schon längere Zeit ein regelrechtes Liebesverhältnis unterhalten, dem die Baronin gestern abend auf die Spur gekommen sei." „Was du nicht sagst! Ja, zuzutrauen wär's der schon. Was unsere Herren nur an der fanden, daß sie ihr immer zu Füßen lagen! Ein Glück nur, daß sich noch keiner weiter mit ihr eingelassen, Gelegenheit gab sie ihnen ja massenhaft", log Lucie von Wendt tapfer. O, ihr scheinheiligen Seelen! Vor kaum einer Minute noch beugtet ihr eure Knie vor Gottes Altar, empfingt ihr von dem Priester das Zeichen des Kreuzes auf eurer Stirn. Aber ihre allezeit geschäftige Zunge ist schon wieder an der Arbeit, den lieben Nächsten möglichst zu verunglimpfen. Diejenige aber, der diese wenig liebevollen Worte gelten, liegt in wilden Fieberphantasien in ihrem stillen Stübchen- 7. „Edelgard, Kind, wo kommst du her und wie stehst do aus? Was ist passiert, so rede doch!" Frau Brunkert springt entsetzt aus ihrem Armsessel, in dem sie das Erscheinen des Gatten zum Frühstück ab gewartet, in die Höhe. Aufschluchzend wirft sich Edelgard neben dem Sessel in die Knie. „O, Mutter, laß mich bei euch bleiben, ich kann nicht wieder zu ihm zurückkehren." Fassungslos blickt die Mutter auf ihr sonst stets st gleichmäßig ruhiges Kind, Entsetzliches muß passiert sein, das Edelgards Wesen so verändert hat. Sie nimmt die Erregte in ihre Arme und geleitet sie zu einem Ruhebett, dann schließt sie sorgsam die Tür, damit kein Unberufener Zeuge der Szene sei. „So, Edelgard, und nun beichte mir, was eigentlich vorgefallen, wo ist dein Gatte?" Frau Brunkert zwingt sich möglichst zur Ruhe und versucht auch die Tochter wohl tätig zu beeinflussen. „Nenne den Namen des Elenden nicht, Mutter, ich kann es nicht hören." „O, still Kind, so darfst du von dem Manne nicht reden, dem du vor Gottes Altar Treue geschworen." Fortsetzung folgt. Einen geübten Linksstricker gesucht. Neustadt. sowie ein Krissliger ÄHMe gesucht Siegmar, Rosmarinstr. 18. sucht sofort „"20 SvkiNing, Rabenstein. FiMstrilkMiM auf gutlohnmde Arbeit gesucht. Auch werden Strickmaschinen ausgegeben. Paul Rabenstein. Wie MMM sucht sofort /Irtdur I^oos, Rabenstein, Reichenbrander Str. Daselbst ist ein eisernes Spulrad billig zu verkaufen. Nöherinnen und Besetzerinnen bei höchsten Löhnen sofort gesucht. IVIoritr icM Kerger, Trikotfabrik, Siegmar. für äie uns anläklick unserer Silberkockreit ciarßebruckten Qlückwüiwcke unä Oesckenice ssxen wir unsern herrlichsten Dank. Qsnr desonciers «Zanken wir hierin Direktor Philipp kür Uss wert volle Qeschenk uncl Uem Kontorpersonal äer LoAnacbrennerei kür äie erwiesene ^ukmerkssmkeit. Herrlichen Dank auch ciem ^tännerxesanAverein peickenbrsnü kür cias ciargebrackte Ltänücken uncl cler Oesellschakt „Krkoiunq", LieZmsr, sowie allen Verwandten uncl gekannten kür ikre Qratulationen. ^UKU8t UuaitL und Prau. SieZmar, clen 30. Oktober 1912. Dank. Für die uns in so reichem Matze erwiesene Liebe und Teilnahme beim Hinscheiden meines lieben Gatten, unseres guten Vaters, des Malermeisters Emil Wagner sagen wir hierdurch unsem herzlichsten Dank. Insbesondere aber danken wir allen denen, die uns während seiner kurzen Krankheit mit Rat und Tat zur Seite standen und sich bemühten, uns den lieben Verstorbenen am Leben zu erhalten. Gott möge allen ein reicher Vergelter sein. Dir aber, lieber Entschlafener, rufen wir ein „Habe Dank" und „Ruhe sanft" in Deine Kühle Gruft nach. Die trauernde Witwe Clara Wagner mit Kindern. Siegmar, den 30. Oktober 1912. Herzlicher Dank. Zurückgekehrt vom Grabe unserer lieben, uns unvergeßlichen Tochter und Schwester Klara Irmscher fühlen wir uns veranlaßt, für die bewiesene Teilnahme allen unsern herzlichsten Dank auszusprechen. Ganz besonders danken wir den lieben Mitkonfirmierten für die ihr erwiesene große Liebe und Aufopferung. Innigen Dank auch dem Arbeitspersonal der Firma Emil Müller und der Firma Robert Ölsch für den wertvollen Blumenschmuck, allen Verwandten, Nachbarn und Bekannten für alles, was sie während der Krankheit und, nach dem Tode an der lieben Heimgegangenen getan haben, sowie Herrn Pastor Gebhardt für seine zu Herzen gehenden Worte am Grabe. Rabenstein, den 30. Oktober 1912. Bernhard Ullrich nebst Frau und Bruder. Dank. Zurückgekehrt vom Grabe meiner lieben, viel zu früh dahin- geschiedenen Gattin, unserer guten Mutter, Tochter, Schwiegertochter, Schwester, Schwägerin und Tante, Frau Lina Franziska Ehrt, geb. Müller drängt es mich, allen Verwandten, Freunden und Bekannten für die liebevolle Teilnahme und die zahlreiche Begleitung zur letzten Ruhestätte meinen tiefgefühltesten Dank auszusprechen. Besonderen Dank meinem Hauswirt Herrn Emil Märkel, sowie den Haus bewohnern, dem Aeiseklub „Fidelio" für die liebevolle Spende. Ferner Dank dem Konzertinaverein und dem Arbeitspersonal der Firma Herm. Barthel für die herrliche Blumenspende und Herrn Pfarrer Weidauer für die trostreichen Worte am Grabe. Besonders Dank der lieben Schwester Marie für die liebevolle Pflege am Krankenlager der lieben Entschlafenen. Dir aber, liebe Lina, rufe ich ein „Habe Dank" und „Ruhe sanft" in Deine Kühle Gruft nach. Der trauernde Gatte Otto Lbrt nebst Kinder und übrigen Hinterbliebenen. Rabenstein, Rottluff, Altendorf, den 30. Oktober 1912. Ruhe sanft in Gottes Frieden, Ein schweres Los war Dir beschieden. Dank. Zurückgekehrt vom Grabe meiner viel zu früh dahin geschiedenen Gattin, unserer guten Mutter und Schwiegermutter, Frau Marie Louise Mey geb. Müller, drängt es uns allen Verwandten, Freunden und Bekannten für die liebevolle Teilnahme, unseren herzlichsten Dank auszusprcchen. Be- sonderen Dank Herrn Dr. Heinemann für seine aufopfernde Tätigkeit während ihrer langen Krankheit, dem Arbeitspersonal der Firma Fröde <L Brümmer, Siegmar für die liebevolle Unterstützung, sowie Herrn Pfarrer Weidauer für die trostreichen Worte am Grabe. Dir aber, liebe Entschlafene, rufen wir ein „Habe Dank" und „Ruhe sanft" in die Ewigkeit nach. Der Kauernde Gatte Lmtl Ho^ nebst Kindern. Rabenstein, den 30. Oktober 1912. Geübte MUlHelilM Eine Spulerin für Motormaschikt' eine RegM-Werin, mehrere NngecMmMi in die Fabrik sucht 0s«sIiI 81einen, Rabenstein. : Handschuh- l r Zuschneider Z - sucht bei hohem Lohn in dauernde r r b r. n. wnUner, t Handschuhfabrik, Siegmar.) ÄM MM« wird gesucht Uonn L 8vküne^ Siegmar. Nu grösseres SchulMW zu einem Kinde wird gesucht Rabenstein, Kirchstratze^ Schöne sonnige Hulb-NaW zu vermieten Neubau SLblv, Rabenstein, Ehemnitzer Str. oder 2 Halb-Etagen zu vermieten Reichenbrand, Hofer Straßes, Giebelstube mit Alkoven und Bodenkammer 1. Januar 1913 zu vermieten , Reichenbrand, Turnstratze^> Eine Halb-Etage, neu vorgerichtet, sofort oder später zu mieten Reichenbrand, Hofer Str^>- SchluWe zo oermieieo, Siegmar, Hofer Straße 28^> Ein oder zwei Herren können schÄ Logis erhalten. Wo? zu erfahren Expedition dieses Blattes. Schluß der Inserates annahme Freitags nach^' 3 Ahr.