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mich, ich ziehe es vor, auf dem grünen Rasen zu liegen und in Gottes schöne Welt zu schauen." Loni streckt ihre Gestalt in der Tat auf dem grünen Rasen aus und faltet die Hände unter dem Kopf zusammen. Spöttisch blinzelten ihre Augen dabei zu den jungen Damen hinüber, die ziemlich verblüfft ihrem Tun zuschauen. „Ja, ja, meine Damen", spottet sie, „so was kann nur mal wieder die Loni Hartenfels, sie ist eben ein Füllen, das sich an Geschirr und Zaumzeug nicht gewöhnen kann." „Schließlich werden auch die widerspenstigen Füllen zahm, wenn sie mal erst die Peitsche ihres Herrn gefühlt haben", lachte Edith Brunkert." „Ja, wenn sie einen Herrn haben!" „O, einen Herrn haben wir alle, wenn auch keinen andern als den, der dort droben über den Sternen wohnt." Laura von Stetten sieht bei diesen Worten elegisch in die Höhe. „Ach, der hätte viel zu tun, wollte er sich um jedes seiner widerspenstigen Füllen kümmern", meint Loni achsel zuckend, aber erzählt mir lieber, was es neues in Neustadt gibt." „Was es neues gibt?" Thekla von Stetten hebt leicht die Schultern. „Ich wüßte nichts Besonderes, das Neueste wird wohl das jüngste Gedicht von Bürgermeisters Erna sein!" „Fehlgeschossen", ruft Edith Brunkert triumphierend, „das Neueste ist, daß Herr von Steinach nach den Herbst- manövern versetzt wird und daß ein Herr von Karlshagen an seine Stelle kommt." „Wirklich! Mein Gott, Edith, woher hast du denn diese Weisheit schon wieder?" „Ich staune auch, Edith", meint Maria von Armin, „daß du in Sachen eingeweiht bist, die in Offizierskreisen nicht einmal bekannt sein dürften." Edith nimmt eine sehr wichtige Miene an. „Ja, woher ich diese Neuigkeit habe, das möchtet ihr wohl gar zu gern wissen. Nun, ich will barmherzig sein und euch nicht länger auf die Folter spannen. Ich bin nämlich einige Wochen bei einem Onkel gewesen, der das Gut Herrenhausen gekauft hat. Hier verkehrt ein Leutnant von Karlshagen sehr viel, da er ein sehr eifriger Verehrer meiner sehr schönen Kusine ist. Ob seine Bemühungen indessen mit Erfolg gekrönt sind, ist noch sehr zweifelhaft, denn Karlshagen soll bis über die Ohren in Schulden stecken. Edelgard aber ist ihres Vaters einzige Tochter." „Ja, und eine sehr stolze dazu" tönt Lonis Stimme dazwischen. „Wir waren in Liliental zusammen, wir nannten sie ihrer Unnahbarkeit wegen stets Edelweiß." „Ja, ich glaube kaum, daß es ihr hier in Neustadt sonderlich gefallen wird; sie ist das Leben und Treiben der Großstadt gewöhnt. Ihr sollt mal sehen, die wird einen Schmiß unter die hiesigen Offiziersfrauen bringen." „Wirklich ?" Loni richtete sich aus ihrer liegenden Stellung halb auf. „Ich fürchte eher, wir werden erstarren vor Kälte, die von diesem Gletscher ausgeht, oder sie müßte sich sehr geändert haben." Trotzdem Lonis Stimme spöttisch klingt, liegt doch eine heiße Glut in ihren Augen, und auf ihren Wangen brennt eine unnatürliche Röte. Aber keiner achtet darauf, keiner sieht auch das Beben der schlanken, weißen Hände, denn keiner weiß ja, wie nahe Karlshagen dem jungen Mädchen einst gestanden. „Was wird denn nun aus unserm Paramentenverein", unterbricht Erna von Wendt die eingetretene Stille. „Werden Sie auch mit bei der Partie sein, Fräulein von Hartenfels?" „Paramentenverein?" Loni zuckt nachlässig die Schultern. „Ja, wenn ich überhaupt nur wüßte, was das für ein Ding ist und was er bezweckt." „Nun, der unsere hat den Zweck, armen Kirchen in der Diaspora behilflich zu sein zum Anfertigen ihrer Gewänder und Kirchenwäsche", meinte Maria von Armin freundlich. „O weh!" Loni hält sich in komischem Entsetzen beide Ohren zu, „da seid ihr an die falsche Adresse geraten. Wie soll ich ungeschickte Person dabei helfen?" Nun, ganz einfach, nur die Geschicklichkeit Ihrer Hände ein wenig in den Dienst der guten Sache stellen. Wir haben beschlossen, jeden Mittwoch und Samstag hier zu sammen zu kommen und recht fleißig zu sein, damit wir den armen Pfarrern recht oft etwas senden können." „Du liebe Zeit!" Loni springt auf und schüttelt die dunklen Locken aus der Stirn. „Ihr habt wirklich geglaubt, ich könnte euch da etwas nutzen? Seht, ich kann reiten, fechten, rudern, fischen, jagen, Zigaretten kunstgerecht drehen, aber sticken, nähen und dergleichen? Puh, mit solch spieß bürgerlichen Sachen habe ich mich nicht aufgehalten." Sie summt lachend ein paar Walzertakte und dreht sich im Kreise dazu. „Wartet nur, bis die zukünftige Frau von Karlshagen euch mit ihrer Anwesenheit beglückt; die war stets ein Muster in jeglicher Beziehung, die wird euch auch gewiß bei euren guten Werken behilflich sein." „Aber Fräulein von Hartenfels, ein wenig Beihilfe müssen Sie doch zusagen. So lesen Sie uns vor, während wir arbeiten, das ist unterhaltend und nicht so zeitraubend, als wenn wir fortwährend schwätzen." Maria von Armin ist, während sie spricht, zu Loni getreten, die mit spöttisch herausfordernder Miene an dem Stamm einer Akazie lehnt. „So, die alten Schmöker, aus der Leihbibliothek soll ich vorlesen? Danke bestens! Ja, wenn man hier noch etwas modernes haben könnte." „Ach, die alten Sachen sind meist viel schöner als die neuen, es liegt viel mehr zart- und tiefempfundene Poesie, eine viel feiner ersonnene Romantik darin, auch verraten sie durchschnittlich viel mehr Gemüt, viel mehr gläubig- religiöses Empfinden, als die meisten modernen Sachen, die so oft darauf ausgehen, die Sünde und das Elend des Lebens in seiner ganzen nackten Häßlichkeit zu schildern. Ich meine, vom Häßlichen und Schlechten sieht man genug auf der Welt, es ist unnötig, das Laster auch noch in Büchern und Schriften so zu zergliedern. Solche Bücher wecken nur die Sinnlichkeit im Herzen der Menschen, anstatt wie es ein gutes Buch doch tun soll, Herz und Gemüt zu erheben und auf höhere Dinge zu lenken." „Warum soll man das Leben nicht in seiner wahren Gestalt schauen? warum nur immer von den Lichtseiten eines Leben lesen, das doch in Wirklichkeit so voll dunkler Schatten ist. Ich finde es höchst ungerecht, das Leben in den Büchern so idealisiert, nach der Phantasie des Dichters den jungen Lesern vorzuführen, die sich dann das Leben nach diesen Ansichten zurechtlegen. Plötzlich aber kommt ein Sturm daher gebraust über die junge Menschenpflanze, mit Entsetzen sieht sie, daß des Lebens Wirklichkeit doch auch so anders ist, als sie sich ausgemalt. Dann verliert sie den Boden unter den Füßen, dann schwindet Glaube und Ver trauen aus dem gläubig warmen Herzen. Loni hat mit anscheinend kühler Objektivität gesprochen, aber Maria sieht doch den heißen Funken, der unter dem kühlen Aeußern glimmt. Sie legt leicht die Hand auf Lonis Schulter und blickt ihr mit warmem Blick in die düster flimmernden Augen. „Ja, sehen Sie, Loni, — Sie müssen schon gestatten, daß ich Sie so nenne — es ist nicht die Schuld der Schreiber, wenn der Mensch sich nach ihren Ansichten sein Leben aus malt. Der Dichter ist eben ein ganz anderer Mensch als wir gewöhnlichen Sterblichen, er sieht das Leben durch eine ganz andere Brille. Es ist nun Sache der Erzieher und Eltern, das Kind vor einer allzu großen Jdealiersierung des Lebens zu bewahren, indem sie ihm in liebevoller Weise den Ernst des Lebens klar zu machen suchen. Sich sein Leben nur nach den Ansichten anderer, die man gelesen, einzurichten, ist zum mindestens sehr töricht. Sie müssen nicht böse sein, daß ich so zu Ihnen spreche, aber ich meine es sehr mit Ihnen und habe Sie wirklich lieb. In Lonis Herzen kämpfen Trotz und Liebe miteinaM. endlich aber siegt doch die edlere Regung ihres Herzens.' „Ich glaube wohl, daß Sie es gut mit mir meine«. Maria, aber wem das Leben so hart gefaßt, der verlies den Glauben an Ideale, an die Güte der Menschen. Wist Sie, wie ich mir das Leben vorstelle? Ich denke es als einen hohen, lichtüberfluteten Berg, der von dunkle«, schluchtartigen Tälern umgeben ist. Oben, im lachende« Sonnenschein, unter arzurnem Himmel, da wohnen die Kinde« des Glücks, die wenigen, die nur die Lichtseiten im Lebe« zu sehen bekommen. In den Schluchten und Tälern aber- in die nie ein Lichtstrahl dringt, in denen die schwarze« Schatten hohnlachend um das feuchte Gestein huschen, d« wohnt die Mehrzahl der Menschen, die armen, enterb^ Geschöpfe, die nur von der Sorge und Not, von der Bitters des Lebens zehren. Schrecklich ist's, sein ganzes Leben Schatten der dunklen Felsenklüfte des Elends und der zubringen zu müssen, schrecklicher aber noch, hinabzuglest von sonniger Höhe in die schaurige Finsternis des Tales Fortsetzung folgst Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Reichenbrand vom 10. bis 16. August 1912. Geburten: Dem Gießereiarbeiter Ernst Paul Duderstadt 1 ToW dem Färber Emil Otto Pfüller 1 Sohn. Aufgebote: Der Geschäftsgehilfe Paul Rudolf Drechsler, wählst in Hartha mit Anna Llara Uhlig, wohnhaft in Reichenbrst der Metallarbeiter Emst Karl Dörfler mit Agnes Frieda Wüst beide wohnhaft in Reichenbrand; der Glaser Eurt Richard Ost Busch mit Anna Helene verw. Unger geb. Pietzsch, beide wohnst in Reichenbrand; der Werkführer Franz Willy Nestler, wohnst in.Kändler mit Helene Anna Gruner, wohnhaft in Reichenbrst der Gemeinderegistrator Bruno Willy List, wohnhaft in Schön"" mit Ella Helene Göckeritz, wohnhaft in Reichenbrand. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Siegmar vom 8. bis mit 14. August 1912. , Geburten: Dem Briefträger Earl Otto Lohs und dem Schst Wenzel Reiter je 1 Tochter; dem Schlosser Emil Max st"' 1 Sohn. Weiter eine uneheliche Geburt. Sterbefalle: Richard Erich Klehr, 25 Tage alt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Neustadt vom 8. bis 15. August 1912. Geburten: Dem Packer Karl Arno Weber 1 Tochter. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Rabenstein vom 8. bis 15. August 1912. Geburten: Dem Brennereiverwalter Hermann Otto Elauß 1 SE dem Steindrucker Paul Reinhold Kupky 1 Tochter; dem SchlE Richard Max Voigt 1 Tochter; dem Gutsbesitzer Paul Emil AM 1 Tochter; dem Tischler Richard Robert Oelsch 1 Tochter; dem äst dreher Emil Karl Schneider 1 Tochter. Hierüber 1 unehel. MädE Aufgebote: Der Schmied Max Edwin Schäfer mit Anna Ell^ Otto, beide wohnhaft in Rabenstein. Sterbefälle: Die Schneidermeisters-Ehefrau Ernestine WilheM Straßner geborene Meier, 64 Fahre alt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Rottluß vom 9. bis 15. August 1912. . Geburten: Dem Gußputzer Richard Emil Ahnert 1 Sohn; Revolverdreher Karl Fritz Sänger 1 Sohn. Aufgebote: Der Gemeinde-Kassierer Walther Friedrich Arnst wohnhaft in Rabenstein, mit der Agnes Ella Lohse, wohnhaft" Rottluff. ^3 Parochie Reichendrand. . Am 11. Sonntag p. Trin. vorm. V,g IlhrWrcdigtlesegottesdist Nachm. 2 Uhr Ausflug des Jungfrauenvereins nach dem Kaßb^ Sammelpunkt die Turnhalle. Montag abends 8 Ühr Fungfrauenverein bei der Schwester- Dienstag nachm. 2 Uhr Großmütterchenverein. Mittwoch nachm. 2 Ahr in Siegmar, Sonnabend nachm. 2 " in Reichenbrand Kinderschule. Parochie Rabenstein. , Sonntag den 18. August vorm. 9 Ahr Predigtgottesdienst A Beichte und hl. Abendmahl, Pfarrer Weidauer. Vorm. 11 A Kindergottesdienst, Pfarrer Weidauer. 8 Ahr evang. Fünglingsv^ im Pfarrhause. Mittwoch: Bibelstunde fallt aus. Wochenamt vom 19.—26. August Pfarrer Weidauer. Siegmar, Leipziger Ar. 4, schöne 4-Zimmer-Wohnung mft Garten genuß, an ruhige Leute zum Preise von 300 Mark zu vermieten. (MabmL/rsrHe «/re? Oesc/re/rLe LaFM uv> aZZe/r Zr^ZZr^/e/r Oa/rH. Tor/Zs L/rrZ ZVettstst/t, Zm 79/2. Schöne freundliche I. Halb-Etage per 1. Oktober zu vermieten Siegmar, Rosmarinstraße 27, p. Nachruf und Dank. Zurückgekehrt vom Grabe meiner lieben Gattin, unserer guten Mutter, Groß- und Schwiegermutter, Schwester und Tante, Frau Lrirestrire 8ti'aÜirer' geb. Meier sagen wir allen Verwandten und Bekannten für die liebevolle Teil nahme und den reichen Blumenschmuck herzlichen Dank. Besonderen Dank dem Gesangverein „Doppelquartett" für den erhebenden Gesang, sowie dem Verein „Pfeifenklub", dem Hausbesitzerverein und dem Personal der Appretur und Formerei der Firma Reinhardt für ihre herrlichen Kranzspenden. Dank auch Herrn Pfarrer Weidauer für seine tröstenden Worte am Grabe. Dir aber, teure Entschlafene, rufen wir ein „Ruhe sanft" und „Habe Dank" in Deine Kühle Gruft nach. Der trauernde Gatte Johann Strohner nebst Kindern und übrigen Hinterbliebenen. Rabenstein, Neustadt, Relchenbrand und Chemnitz, den 15- August 1912. Ein Logis ist zii oermickn Reichenbrand, Hohensteiner Str. 49. Eine Halb-Etage ab 1. Oktober zu vermieten Reichenbrand, Hofer Str. 2. Dank. Vl^ir können nickt unterlassen, unsern werten Kunden, I^ackbarn und freunden kür die uns aniäülick unseres UmruZes in so reicher fülle rugeZanAenen Oratulationen und Qesckenke noch mals kerrlickst ru danken. Oustav kupk unä k^rau. steickenbrand, den lb. ^u^ust 1912. MW. Meres WM sucht Wohnung mit kleinem in ruhigem Landhaus; späterer Kaus A f ausgeschlossen. Gesl. Angebote unter postlagernd Siegmar erbeten. Wir suchen zum sofortigen Antritt Neher M WMe Weiter. DiamanIwer-lLk Kebi.. ^evoigl, H.-6. Reichenbrand. MlMhMlW, i« Mmum in und außer dem Hause und ein guter Rundstuhlarbeiter g sucht Morit? /vk» Kerker Trikotfabrik, Siegmar, Louisenstraße. Meldungen im Fundamt Rabenstein. Gefunden: 1 Handtasche, 1 Kissen, 1 Schlüssel. CeriiMW W-M per 1. Okt. mietfrei. Mk. 186,— jähl«" N.-Rabenstein, Eurt-Müller-b^/ HintechMMhnW,, Stube, Schlafstube und Küche, für 1- an ruhige Leute zu vermieten. 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