Volltext Seite (XML)
Das hatte etwas zu bedeuten, sicherlich! Die einen meinten, der Brief könne nichts Gutes erhalten und rieten daher, ihn schleunigst zu vernichten. Die anderen, Ver nünftigeren, dagegen kamen zu dem Entschlusse, man müsse ihn dem Lehrer nachschicken. So geschah's. Auch Helmer staunte. Was wollte die Regierung von ihm? In seinem Auftrage öffnete Elfride das Schreiben und las vor: Herrn vr. Phil. Manfred Helmer, weiland Lehrer zu Bristitz i. T. Das unterzeichnete Kultusministerium ist auf Ihre ganz vorzüglichen germanistischen Abhandlungen über Beowulf, Hildebrandslied, Altsächsische Gebetsformeln rc. (ver öffentlicht unter dem Pseudonym Or. Remleh) aufmerksam geworden und trägt Ihnen daher — zumal Ihre wissen schaftliche akademische Vorbildung den gesetzlichen Be dingungen voll entspricht —, eine soeben erledigte ordent liche Professur für Germanistik an. Sie werden aufgefordert, Ihre Entschließung bis Ende September anher zu melden. Das Kultusministerium, (gez.) Or. Müll. Wortlos schauten sich die Liebenden an. Kam jetzt das Glück? Gleichzeitig aber durchschnitt ein tiefes Weh Helmers Brust. Sollte er sich wieder in den Strudel der Welt stürzen? Sollte er seine arme Gemeinde verlassen? Für die erledigte Professur würden sich schnell befähigte Bewerber finden, wer aber hatte Lust, in selbstlosem Aufgehen jene verelendete Gemeinde zu trösten, zu fördern, zur Höhe zu führen! War das nicht auch eine Aufgabe, ein ganzes Menschenleben wert? Da fiel sein Blick auf die wiedergewonnene Geliebte. Mußte er nicht ihretwillen der glänzenden Aufforderung folgen? Ahnte sie, welche Gedanken sein Herz durchwühlten? Er fühlte den warmen Druck ihrer Hand, und wie Engelsgesang deuchten ihm ihre Worte: „Manfred, nimm mich mit nach Bristitz, die Armen haben so lange die Mutter entbehrt! Ihnen kann ich alles sein, zur Frau Professor fehlt mir aber gar zu viel." XV. „Und während rings auf Tai und Hügeln Weitz wallt des Abends Nebeltuch, Erheben mit den goldenen Flügeln Die Sterne sich zu ihrem Flug." Nannerl, das ein gut Stück gewachsen war und schon geschickt mit Griffel und Fibel umzugehen wußte, lag im ersten Schlafe. Ein goldiger Tag, der schönste in ihrem kleinen Leben, lag hinter ihr: Die Hochzeit ihrer guten Tante Elfe mit Onkel Helmer. So sehr war ihr junges Gemüt von den neuen Ein drücken erregt worden, daß der Traum wiederholte, was ihr die Wirklichkeit geboten hatte. Ach, gar nicht sattsehen konnte sie sich an ihrer Tante, so lieb und glänzend sah die aus. Und auch Onkel Helmer lachte und scherzte und wußte so viel gute Worte! Aber die Schönste von dem ganzen Fest, das war unstreitig sie selber, das Nannerl gewesen. Ihr neues, weißes Kleid mit der rosa Schärpe, das Körbchen mit den Blumen, o wäre doch jeden Tag Hochzeit! Auch Hede vergnügte sich köstlich und nahm sich in ihrer Unschuld vor, recht bald zu heiraten. Ihr Entschluß, Lehrerin oder Pflegerin zu werden, hatte ein tüchtiges Loch erhalten. Nur konnte sie gar nicht begreifen, warum ihre Mutter und die Male während der Trauung so viel Tränen vergossen. Daß auch ihrem Vater ein paarmal die Angen brannten, bemerkte sie glücklicherweise nicht. Etwas unharmonisch schloß der Tag bei Walti ab. Das Gläschen Wein bei der Tafel stieg ihm zu Kopf, und der Spitz in ihm bewies seine Anwesenheit unzweideutig durch allerhand kleine Dummheiten. Ja, am Abend mußte erst Theos Hausszepter erscheinen, ehe sich Walti bequemte, die Nase in die Kissen zu stecken und zu schlafen zu versuchen. Gegen Abend kam Helmer mit seiner jungen Frau in Bristitz an. Ein heiliges, reines Glücksgefühl erfüllte seine Brust. Unwillkürlich mußte er daran denken, wie er damals am Frühlingsmorgen auszog, krank und einsam — und nun, an diesem schönen Herbstabende kehrte er heim, gesund und an seiner Seite Elfe, sein Weib! Auch Elfriede war tiefbewegt. Ihr Sehnsuchtstraum hatte seine Erfüllung gefunden, so schön, so wunderbar reich, wie es ihre kühnste Phantasie nicht zu hoffen wagte. Und gute, edle Vorsätze durchzogen beider Herzen und stoffen zu sammen und stiegen auf gen Himmel als das vollkommensteGebet. Kurz vor Bristitz stiegen sie aus dem schwerfälligen Ge fährt. Hand in Hand, wie Geschwister, schritten sie die Straßen entlang und ließen auch nicht von einander, als sie sich den Hütten näherten. Stille lag auf den Gaffen. Aber hinter den kleinen Fenstern, da standen die scheuen Dörfler und lugten und musterten die junge liebreizende Frau, und die Kinder meinten, ihr Lehrer führe eine holde Fee an der Hand und nun müsse alles Herzweh und alle Not enden. Indessen hatten die Glücklichen das Schulhaus erreicht- Das Weinlaub färbte sich schon bunt, die letzten Abend strahlen glühten in den Scheiben. — „Insel der Glücklichen!" flüsterte Elfride im sinnenden Betrachten. Da blieb Helmer stehen. Der Weg des Vorgärtleins bis zur Haustür war über und über mit blauen Glocken blumen bestreut, und über der Tür hing eine breite Guir- lande aus farbenbunten Astern. Die Bristitzer hatten an ihren Lehrer gedacht. Mild und weich kam der Spätabend herauf. Ob siü auch die Nebel verbreiteten, sie vermochten die goldenen Sterne, die in reicher Pracht am dunklen Himmelsplane aufleuchteten, nicht zu verhüllen. Da trat Helmer zum Flügel. Neben ihm lehnte Elst und lauschte, was die Seele des geliebten Mannes ihr ver kündete. Und durch das offene Fenster des Schulhauses drangen Klänge, süß und innig wie Harfenlieder der Engel, fest und gläubig wie Gottvertrauen bei wogender Brandung, reich und voll wie Glück, das das Wunschland der Sehn sucht gefunden hat. Für die uns anläßlich unserer Silberhochzeit in so reichem Matze dargebrachten Ehrungen und Geschenke sagen wir allen Freunden, Verwandten, Bekannten und Hausbewohnern hierdurch unsern herzlichsten Dank. Robert Zesch und Zrau. Reichenbrand, den 5. Juni 1912. Dank. Für die vielen Beweise der Liebe und Teilnahnie beim Heimgange unseres lieben Vaters, Großvaters, Bruders, Schwagers und Onkels, Hermann Moritz Mner, sagen wir allen Verwandten, Bekannten und Nachbarn, sowie Herrn Pastor Weidauer unsern herzlichsten Dank. Dir aber, lieber Vater, rüfen wir ein „Ruhe sanft" und „Habe Dank" in die Ewigkeit nach. Rabenstein, den 15. Juni 1912. Die tieftrauernde Familie LmU Morgenstern. euuxtieiiit im Linrelvsnkauf Ulrliengesslisvkstt lleukeke Lognsobronnerei vormals Srrmvr L vomx. Ein eigensinniger Stricker auf Linksmaschme, sowie einige Fingerstrickerinnen finden sofort Beschäftigung bei Max Uei'm. HoLmann, Rabenstein. Inkvnlovünäkvninnsn Uukslvsseninnvn Uepsssieneninnen, sowie Mädchen für leichte Handarbeit suchen bei höchsten Löhnen und wird Ware an eigensinnige Frauen zum Besetzen ausgegeben. MMM MMen- M NlllWWnk, Erhard L Felix Müller, Reichenbrand. Ml. MI. Zimmer frei Eine kleinere Stube, sowie 2sitz. Sportwagen zu verkaufen Küche, 2 Kammern, für 1. Juli zu verm. Reichenbrand, Hohensteinerstr. 8i, l. Reichenbrand, Hohensteiner Str. 68. Eixe schöne Halb-Wge ab 1. Juli zu vermieten Siegmar, Limbacher Str. 3. l. Halb-Etage, bestehend aus 4 Zimmern, Küche mit Speisegewölbe und Balkon nebst sonstigem Zubehör per 1. Oktober zu vermieten Neustadt, Zwickauer Str. 8b, pt. Schöne Ha!b-Etage per 1. Oktober oder früher zu vermieten. Hloüarü rrleüriok, Rabenstein. Pelzmühlenstr. Kleine Stube sofort zu vermieten ReichenbranL, Teichstr 6. Kleine Wohnung (Stube mit Alkoven und Kammer) im Grundstücke Zwickauer Straße Nr. 16, Neustadt, per 1. Juli zu vermieten durch Ortsrichter veissler, Grundst.-Zwangsverw. Wtzm W-Aage 1. Juli 1912 mietfrei Siegmar, Limbacher Straße 10. Kleines möbl. Zimmer frei Reichenbrand, Arzigstr. 6, p. r. I sowie geübte Schlitz- und Ganz niiherinnen in die Fabrik gesucht. Rabenstein, Chemnitzer Str. Keilschneider — auch zum Anlernen — gesucht von I?. k. Handschuhfabrik in Siegmar. Eine flotte HMsÄUlMM wird für sofort gesucht. kruno LsrtUeL, Handschuhfabrik, Rabenstein. Stricker und Strickerinnen bei höchsten Löhnen suchen WMsW Tlikoiagell°ii.Aimi>s!abrik Erhard 8- Felix Wüller, Reichenbrand. I Linksstricker, 1 Köperstrickerin und 1 sunges Mädchen zu leichter Arbeit gesucht Siegmar, Rosmarinstratze 25. Ein eigensinniger ZirvmpfMer für dauernde Beschäftigung gesucht. LI. HilLsr, Neustadt, Friedhofstratze 27. » 1 ^iegi in in in i" alle Gröberes SchMaölhen zur Aufwartung gesucht Neustadt, Zwickauer Str. 6. WMmM für nächstes Radrennen morgen Sonntag klbin Ibiem, Rottluff Fahrradhandlung. FiWlMelillM werden sofort gesucht Reichenbrand, Hohensteiner Str. 52. k» mV Mei sofort gesucht ,. ALbenrieiner ^piervarenfsdll' G. m. b. H. empfiehlt sein gutsortiertes Lager in Herren- und Knaben-Garderobe in geschmackvoller Ausführung und aus modernen haltbaren Stoffen. für Herren, Burschen und Knaben, in den neuesten Fassons zu den billigsten Preisen. VtlLÜüte, nur moderne Formen, in bunt und schwarz, sowie allo Sorten Herren- uuL Lnadenrnütren. Ferner empfehle Serren- unck Nlns.bvu-V7s.svb-^oppen, LerrenvLsvne in weiß und bunt, Travatton, Hosenträger. gros ! Mas j Ne: -Verde Naub. Blusen und Kleider werden exakt gebügelt < Rabenstein, Burgstr *****"*"***^»**"*^ L Einen Partie-Posten ! fkinrstr! 5 verkaufe das Stück zu r Mk. 1,5V und 1,60, j V solange Vorrat. i Ferner empfehle j Lportdemcksä ! aus Trikot und Zephir, 8portgürtel, WkslLngü^ t Iß. IchlMSbLSl t Rabenstein. auf Overlock-Maschinen, auch zum Lernen, werden sofort bei dauernder Arbeit gesucht. Lemmie»*, Siegmar. Auch finden Besetzerinnen außer dem Hause Beschäftigung. Kräftigen AMMzcken sucht sofort üsbenrteiner ^pjervakenDrik G. m. b. H. Perfekte Näherinnen, Schlitzarbeiterinnen, Stepperinnen und Köhlerzwicklerinnen sucht sofort bei dauernder und gutlohnender Arbeit in die Fabrik Ilans HeroLü, Handschuhfabrik, Reichenbrand. Tüchtige BesehmMN finden bei höchsten Löhnen dauernde Be- Ich-Mun-. TE-gms»brik tnM öcklim L lia, Siegmar. Schönen Polizeihund, V/4 I - " billig Ick. IVävbtler ^1 bei der Pelzmühle Nr- auf Motor gesucht von I?. n. Handschuhfabrik in Siegmar. Einen Laufjungen nicht unter 12 Fahren sucht Reichenbrand. MM, kitMl, Schulkind für einige Nachmittage zum Ankra^ ziehen gesucht Neichenbrand, Nevoigtstraße 42, Ein Mädchen, welches nächste Ostern die Schule verE wird zur Aufwartung gesucht bei «lax Lincksr, Friseur, RabenstK I-oknmsker .n empfehlen sich, auch in Akkord, evenw'. auch nach auswärts. Werte Ange^ werden entgegengenommen bei „ Lrnst Lreber, Stegw"' Amalienstratze 8.^