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Wochenblatt Fernsprecher: für Amt Siegmar Nr. 244. Rnlhenimnd, Siegmar, Neustadt, Raienstein und Rottluff. ban-^ )ir>M dieses erden^ Schill' U! Sonnabend, den 1. Juni 1«1S. stan>> kS Der Gemeindevorstand. Reichenbrand, am 31. Mai 1912. Der Gemeindevorstand. Reichenbrand, den 1. Juni 1912. Kaube, Lehrer. Der Gemeindevorstand. Ke HäF M- >en. tsi! ;el, lat, e unk adel Popert, Harringa und — Ohorn, der weiße Falke. Reichenbrand, den 1. Juni 1912. , Am 1. Juni ». v. wird der 2. Termin der Gemeindeanlagen und des Schulgeldes auf fällig. Es wird dies mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß nach Ablauf der für die Bezahlung zugelassenen 14tägigen Frist gegen Säumige das Mahn- bez. Pfändungsverfahren eingeleitet werden wird. Gegen abend hörte er im Nachbarraume Tröschers Stimme. Der Professor kam, um den Staroperierten von neuem zu verbinden. Etwa ein Viertelstündchen hörte er ihn drüben hantieren und abgerissen sprechen, dann wurde seine Stube geöffnet. Der Arzt trat ein, grüßte, reichte Helmer die Hand und sagte nur kurz: „Morgen früh um 9 Uhr — und keine Furcht!" Dann war der vielbeschäftigte Mann schon wieder verschwunden. Um 7 Uhr brachte das Hausmädchen das Abendbrot, das dem armen Schullehrer, der fünf Jahre in kärglichster Weise gespeist hatte, fast Verschwendung dünkte. Vor dem Schlafengehen stellte sich die Pflegerin, genannt Schwester Bertha, zu einem kleinen Geplauder ein. Sie besaß viel neugieriges Interesse an ihren Patienten und hätte gar zu gern auch aus Helmer alles herausgelockt, was ihr aus seinem Leben wissenswert erschien. Der stille, verschlossene Mann entsprach gar nicht ihrer lebhaften Art, und sie war daher nicht böse, daß sie ihm schwatzend mitteilen konnte, seine Pflege übernehme von morgen ab eine andere, genannt Schwester Maria. Diese habe eine vornehme Dame aus der Klinik in die Heimat begleitet und werde heute nacht zurückerwartet. Der Assistenzarzt Or. Friedmann, fügte sie in taktloser Weise hinzu, vergehe ja fast vor Sehnsucht nach der Pflegerin Maria. Ihr selbst sei die Schwester gar zu geduldig und zu vornehm, just wie eine hochgeborene Gräfin tue sie. Na, Helmer werde schon Fräulein Maria aus eigener Erfahrung kennen lernen. Allerdings, die Kranken pflege verstehe sie wie keine andere und Professor Tröscher schätze sie ungemein hoch. Helmer war wirklich sroh, als ihn endlich Schwester Bertha verließ. Wer Jahre hindurch jeden Gedanken und jedes Wort mit höchster Selbstkritik geprüft hat, dem stirbt die Lust am Alltagsschwatz und Alltagsklatsch. Der Schullehrer von Bristitz schlief diese Nacht tief und traumlos. Zur gewohnten Frühstunde erwachte er. Sein Herz war frei von jeder Furcht vor der bevorstehenden Operation. Das Gefühl kommenden Glückes erfüllte ihn, gesund zu werden und wieder schaffen zu können. Um 9 Uhr erschien im weißen Operationskittel Professor Or. Tröscher. Ihm folgte der Assistenzarzt Or. Friedmann, ein noch junger Mann mit dunklem Schnurrbart und freund lichem Gesicht. Schwester Bertha stellte sich als Dritte im Bunde ein. Helmers Bett wurde an das Fenster gefahren. Noch mals ermahnte ihn Or. Tröscher, mannhaft zu sein — und die Operation begann. In einem halben Stündchen war alles vorbei. Beide Augen wurden nun fest verbunden und Helmer unbedingte Ruhe und Regungslosigkeit befohlen. Aus dem Gespräche zwischen dem Professor und Or. Friedmann erfuhr er, daß Schwester Maria erst heute nachmittag eintreffen würde. Bis dahin sollte Schwester Bertha ihn in ihre Obhut nehmen. Und wieder kamen öde Stunden. In leichtem Fieber lag der Schullehrer von Bristitz; die Schnittwunden im Auge verursachten großen Schmerz, doch mit bewunderns werter Willenskraft zwang er seinen Körper unter die Macht des Geistes und lag bewegungslos wie ein Toter, aus seinem Lager, so daß Schwester Bertha um ihn keinerlei Sorge zu tragen brauchte und seine Pflege sehr erleichterte. Gegen Abend fiel er in einen Zustand, halb Traum und halb Schlaf. Einmal deuchte ihn, die Tür seines Kranken zimmers öffne sich ganz sacht und eine schlanke Gestalt husche herein, nahe sich seinem Lager, beugte sich über ihn und streiche mit mütterlicher Liebe das eingesunkene Kissen glatt. Helmer hatte recht gesehen. Die Pflegerin Maria war kaum in die Klinik zurückgekehrt, als sie auch schon in ihrer gewissenhaften Pflichttreue die Wartung ihrer Patienten übernahm. Wenn Or. Friedmann sich wirklich für Maria interessierte, wie Schwester Bertha so geschwätzig zu erzählen wußte, so konnte man das wohl begreifen. Ihr edelgeschnittenes Ge sicht mit dem ernsten, sinnenden Ausdruck, die großen dunklen Augen gaben ihr etwas unendlich Anziehendes, dazu ihr ruhiges Wesen, die geschickten Hände, die große Fülle von Mitleid und Liebe — eine „Doktorsfrau von Gottes Gnaden," wie Professor Tröscher einmal scherzend zu seinem Assistenz ärzte sagte. Auch Helmer spürte bald den Segen und die Ruhe, die von ihrer Person ausstrahlten. Abends um 8 Uhr kam in der Klinik die stille Stunde, da fanden die Pflegerinnen leicht etwas freie Zeit und benutzten sie gern, ihre Kranken aufzusuchen und mit ihnen Worte des Trostes zu tauschen. Auch Helmer erhielt von Schwester Maria Besuch. Aber ein Gespräch gestattete sie ihm heute, am ersten Operations tage, nicht. Sanft und gütig klangen ihre Worte: „Lieber Herr Helmer (ach! wie lange hatte ihn niemand fo genannt), ich darf mich doch ein wenig an Ihr Bett fetzen und Ihnen etwas vorplaudrrn? Aber Sie, nicht wahr bitte, Sie sagen heute kein Wort. Jedoch morgen dürfen Sie sprechen, so viel Sie wollen." Und Maria erzählte von Tröschers wunderbarer Kunst, von Leidenden, die schon alle Hoffnung aufgegeben hatten und dann zu ihm kamen und noch Heilung fanden. Eine tiefe, große Herzenswärme sprach aus ihren Worten, und Helmer mußte immer und immer wieder dem Tonfalle und der Klangfärbung ihrer Stimme lauschen. Fast vermeinte er, sie schon gehört zu haben, aber, wie sehr er auch sein Gedächtnis fragte, es gab ihm keine befriedigende Lösung. Im Fluge verrann ihm das Viertelstündchen, und es tat ihm wirklich leid, als sie ihm „Gute Nacht!" bot und er sich doppelt einsam wähnte. Wie weich und geschickt mußte ihre Hand sein! Er spürte es an der leichten Art, wie sie ihm vor ihrem Gehen die Kissen rückte und die Decken legte! Er wußte selbst nicht, wie es kam, daß er sich so Wohl, so geborgen fühlte, fast wie einst daheim als Knabe im Elternhause, wenn ihn seine gute Mutter zur Ruhe brachte. Professor Tröscher erklärte mit dem Heilungsprozeß von Helmers Augen seine vollste Zufriedenheit. Seine Erfahrung, daß gesundes, solides Blut die Genesung ungemein fördert, fand wieder einmal glänzende Bestätigung. Erscheint jede» Sonnabend nachmittags. Anzeigen werden in der Expedition Meichenbrand, Nevoigtstraße 11), sowie von dm Herren Frismr Weber in Rcichmbrand, Kaufmann Emil Winter in Rabenstein und Friseur Thiem in Rottluff emgegen- zenommeu und pro Ispaltige Pctitzetle mit 15 Psg. berechnet. Für Inserate größeren Umfangs und bei öfteren Wiederholungen wird entsprechender Rabatt, jedoch nur nach vorheriger Vereinbarung, bewilligt. Auzeige«-Armahme in der Expedition bis spätestens Freitags nachmittags 4 Uhr, bei den Annahmestelle« bis nachmittags 2 Uhr. Vereinsinserate müssen bis Freitags nachmittags L Uhr eingegangen sein und können nicht durch Telephon aufgegeben werden. Versteigerung. Sonnabend, den 8. Juni vr., nachm. 2 Uhr sollen im Gemeindeamte mehrere Pfänder "«rschiedene Möbelstücke) gegen sofortige Barzahlung öffentlich versteigert werden. Reichenbrand, den 30. Mai 1912.Der Vollstrecknngsbeamte. Gefunden ^rde in hiesiger Flur ein Geldbetrag. Reichenbrand, am 29. Mai 1912. Schornsteinreinigung. s Die nächste Reinigung der Schornsteine findet in hiesiger Gemeinde vom 3. bis 15. Juni 1912 statt. Volksbibliothek zu Reichenbrand betr. 2m vergangenen Fahre ist die Zahl der der Volksbibliöthek zu Aeichenbrand entliehenm Bücher U 525 gestiegen. Das ist ein gutes Zeichen. Die Erkenntnis, daß aus guten Büchern reicher Segen stW und schlechte Schriften manches häusliche Glück zerstören, bricht sich immer mehr Bahn. Gute Von Wanzen befreit Sie der „Insektentod" aus der »IHM W« MU ÄIM. Fernsprecher 325. Mottenschutzmittel. -WW Bücher zu verbreiten, haben sich alle Gemeindebibliotheken zur Aufgabe gestellt, so auch die Reichenbrander Volksbibliothek mit ihren 1276 Bänden. Möchten in unsern Familien Vater, Mutter, Sohn und Tochter durch entschiedenes Abweisen der Schauerromane, die nur auf Anfachung niederer Leidenschaften Hinzielen, dazu beitragen, daß unsere Bücher auch künftig fleißig benutzt werden. Daß nun den Wünschen aller unserer geschätzten Leser vollkommen Genüge geleistet werden kann, sind auch dieses Fahr wiederum eine ganze Reihe neuer Bücher angeschafft worden, und die geehrten Leser seien hierdurch vor allen Dingen auf folgende aufmerksam gemacht: Tanera, der Krieg 1870/1871, Band 1—7. — Wagner, 300 Tage im Sattel. — Opitz, das häusliche Leben der Griechen und Römer. — Th. Storm, Band 1—6. — Eschstruth, Fohannisfeuer. — Eschstrnth, am Ziel, 2 Bände. — Eschstruth, Frieden, 2 Bände. — Kurz, italienische Erzählungen. — v. Krane, starke Liebe. — Sperl, Kinder ihrer Zeit. — Kubel, die Apotheke zu Angerbeck. — Greinz, tm Herrgottswinkel. — Rosegger, 2. N. R. 2. — Theuermeister, Steinbeil und Arne. — en sch<i ottl^ e. age^ mpF n Nr. Bericht über die Sitzung des Gemeinderates zu Neustadt vom 24. Mai 1912. Vorsitzender: Herr Gemeindevorstand Geißler. . 1. Es wird Kenntnis genommen: a) von dem Verwaltungsberichte N das Fahr 1911; b) von den Verhandlungen der II. Kammer des Mchsischen Landtages in Sachen Wohnungsgeldzuschüsse für die Staatsbeamten; c) von der Vergebung der Spritzenfuhren; ch von ^ner Armensache; e) von der Genehmigung des 2. Nachtrages zu vN revidierten Statuten des Bezirksarmenvereins Chemnitz-Land; st von den eingegangenen Anmeldungen zum Obstverwertungs-Kursus; von dem Protokolle über die am 13. dieses Monats stattgefundene ^»vermutete Revision der Gemeinde- und Sparkasse durch den Mbandsrevisor; 5) von einem Dankschreiben für überwiesene Mtungszinsen; i) von einer Mitteilung der Straßenbahnen der «tadt Chemnitz wegen Abänderung des Fahrpreistarifes. 2. Die Bertha-Müller-Stiftungs-Rechnung 1911/12 wird richtig ^sprachen. 3. Ein Gesuch um Wasseranschluß wird genehmigt. 4. Ein Baudispensationsgesuch findet Befürwortung. 5. wird beschlossen, einer Witwe dieGemeindesteuern 1912 zu erlassen. 6. Einem Beihilfengesuch wird entsprochen, während man ein öderes auf sich beruhen läßt. . 7. beschließt man die Einleitung des Nachzahlungsverfahrens zu °^> Gemeindeanlagen gegen einen Steuerpflichtigen. 8. Ein Gemeindeanlagenerlaßgesuch wird abgelehnt. ! 9. 2n einer Bausache genehmigt man. die Abfangung der Dach- ^sallwässer in der vorgeschlagenen Weise. 10. wird ein Zaunbaugesuch bedingungsweise genehmigt. k 11. Die Vorschläge des Bauausschusses: a) wegen Freigabe der Mhausbaukaution, b) wegen der besonderen Bauvorschriften für M Teilbebauungsplan O und c) bezüglich Anbringung einer weiteren ^raßenlampe an der Rathausstraße werden zum Beschlusse erhoben. 12. wird die Beleihung eines Grundstückes aus Sparkassen- "Meln beschlossen. 13. beschließt der Gemeinderat gegen eine ledige Einwohnerin ^egen Beleidigung der Gemeinderatsmitglieder Strafantrag zu stellen, ^chdem von derselben der zugestandene Weg der gütlichen Regelung Zahlung eines Sühnebetrages nicht beschritten worden ist. . Siegmar. Eine Turnfahrt mit seinen Zöglingen unternahm U Turnverein am Himmelfahrtstage, die allen ca. 40 Mann noch !^ge in Erinnerung bleiben wird. Mittags ging es mit der Bahn Hohmstein, von da nach 2stündigem kräftigen Marsch in Gottes ^er Natur nach Waldenburg. Nach Besichtigung des Museums, U Marstalls und der Wagmremise führte der Weg am Schloß und ^arkt (Fahntafel) vorbei nach dem Schönburger Hof, dem Sitz des Atigen Turnvereins. Hier wurde ^stündige Rast gehalten und es folgte eine herzliche Begrüßung durch den Vorstand des Walden- Uger Turnvereins und Besichtigung der vom dortigen Verein erbautm ^vnhalle. Nach herzlichen Abschiedsworten ging es zurück durch M Grünfelder Park nach Remse. Heitere Tumerlieder halfen der Avgmannschaft tüchtig ausschreiten, sodaß in abermals 2 Stunden Zuchau erreicht wurde, wo das Dampfroß die fröhlichen Wanderer der Heimat brachte. . Die heitere Stimmung zeigte so recht, daß alle vom Gebotenen M befriedigt waren, zumal der Turnverein Fahrgeld re. aus eigmm Atteln bestritt, um somit auch seinerseits Jugendfürsorge zu übm. hinter lVolken leuchtende Sterne! Original-Roman von Karl Schilling. ItNachdruck verboten.) . Alles dieses vergegenwärtigte sich Helmer. Ein Hüsteln N Nebenzimmer lenkte seine Aufmerksamkeit ab. Ein Mient, der nach schwerer Star-Operation vollste Ruhe suchte — wie die etwas geschwätzige Pflegerin Bertha M bereits bei seinem Einzuge in dieses Zimmer erzählte — ?8 da drüben, ein alter Herr von nahezu siebzig Jahren, Buchhändler. ,Jn marternder Langweile schlichen dem Schullehrer von Giflitz die Stunden dahin. Niemand kümmerte sich um ihn. Bekanntmachung. Am 1. Junk dieses Jahres wird der II. Termin der diesjährigen Gemeindeanlagen und das Schulgeld auf das 1. Halbjahr 1912 fällig. Es wird dies mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß diese Anlagen zur Vermeidung des Zwangsvollstreckungsverfahrens und der damit ver bundenen Kosten spätestens bis zum 14. Juni 1912 an die hiesige Gemeindekasse pünktlich abzuführen sind. Der Gemeindevorstand zu Rabenstein, am 29. Mai 1912. Meldungen im Fundamt Rabenstein. Zugelaufen: 1 Schäferhund 1772 Chtz. Gefunden: 1 Schlüssel. Der Gemeindevorstand zu Rabenstein, am 29. Mai 1912.