Volltext Seite (XML)
Tante Auguste ließ aber dem jungen Doktor gar keine Gelegenheit eingehende Seelenstudium an ihr zu treiben; denn sie entwickelte sofort mit großer Willensfestigkeit ihre Ansichten über das, was jetzt zu geschehen habe und verstand dabei gar trefflich, seine Meinung herauszulocken und ihn für ihre Wünsche zu stimmen. Das Haus sollte möglichst bald verkauft werden, damit Elfridens Vermögensverhältniffe in Kürze klare Regelung erfahren konnten. Frau Kreisch würde bis zur völligen Auflösung des Hausstandes die Wirtschaft führen und Herrn Or. Helmer bis zur seiner Uebersiedelung versorgen. Else aber sollte das Nötigste ihrer Sachen packen und bereits morgen vormittag mit ihr heim nach Frauenberg reisen. Elfe fuhr bei der letzten Aeußerung der Tante erschrocken auf, und auch Helmer erhob lebhaften Widerspruch. Aber Tante Auguste ließ sich nicht von ihrem Plane abbringen. Sie legte dar, daß doch Helmer mit Elfride unmöglich allein in dem Kändlerschen Hause wohnen könne, ohne das Urteil der Leute unliebsam herauszufordern und die eigene Ehre zu gefährden. Sollte aber Helmer für die paar Wochen erst noch einen Wohnungswechsel vornehmen, lediglich um Elfride dann und wann ein Stündchen sprechen zu können? War es nicht besser, sie legten sich beiderseits das Opfer kurzer Trennung auf, um dann in völliger Vereinigung das entbehrte Glück in doppelter Schönheit zu genießen? Auch war es doch nicht zu verachten, daß sich jetzt die gute Gelegenheit bot, Elfride unter so mütterlichem Schutze nach Frauenberg reisen zu lassen. Das Brautpaar konnte nicht anders, als den verständigen Ausführungen der Tante zuzustimmen, wie schwer es ihm auch wurde. Und als dann Tante Auguste in warmen Tönen ihr Hauswesen so drollig zu schildern wußte, ihren guten Haustyrannen Theo, ihre drei Kinderlein, die dicke Male, da verblich Helmers Vorurteil und die Tante fing an, ihm lieb zu werden. Wenn nur die Trennung von Else nicht so schnell nötig wäre! Er fühlte, seine Braut brauchte gerade in diesen Tagen seine Gegenwart sehr und auch ihm würde sie schmerzlich fehlen. Sie hatten ja kaum ihr Glück gefunden und sollten nun schon sich die Hände zu langem Scheiden reichen! Da war es wieder Elfride, die zuerst die heißen Eigen wünsche des Herzens niederrang, und, nur das wahre Wohl ihres Geliebten wollend, der Tante erklärte, daß sie ihrem Entschlusse dankbar beistimme und — schwer und gepreßt kamen die Worte von ihren Lippen — bereits morgen mit ihr abzureisen gedenke, falls Manfred nichts dawider habe. Mit schauendem Sinn erkannte Helmer die Größe ihres Entschlusses und stolze Rührung überkam ihn. Er faßte zärtlich Elfens Hand und führte sie, ehrfürchtig vor solcher Seelenvornehmheit, an seine Lippen. Der letzte Abend mit der Geliebten! Alles Gute, alles Zärtliche wurde nochmals in Helmer wach. Elfride sollte noch einmal fühlen, daß er nicht aus Mitleid, sondern aus Liebe um ihren Besitz geworben habe. Eine schöne Erinnerung vergoldet ja lange alles Trübe und Dunkle kommender und vergangener Tage. Tante Auguste war im Lehnstuhl der seligen Frau Kändler eingenickt und träumte von ihren Lieben, die der Mutter Wiederkommen ersehnten, vr. Helmer hatte sich in einen hohen Stuhl am Fenster, dem Lieblingsplatze Elfens, gelehnt. Neben ihm, auf einem holzgeschnittenen Bänkchen, saß Elfe und schmiegte den feinen Kopf an seine Seite. Beider Herzen waren zu voll, um Worte des Austausches zu finden. Dazu kam, daß das Zimmer in weichem Dunkel lag, und der schwache Duft der hier gelegenen Totenblumen den Raum mit wehmütiger Stimmung erfüllte. Helmers Gedanken umspannten noch einmal das, was seinem Leben die letzten drei Tage geworden waren. Morgen würde er wie immer seinen Unterricht erteilen, zwischen ihm und Elfride würde eine weite Länderstrccke liegen — ist unser Dasein nicht ein bunter Traum? Elfridens Gedanken gingen ähnliche Wege. O tiefes Geheimnis des Menschenschicksals! Dieselbe Stunde, die ihr das Liebste nahm, gab ihr die Erfüllung dessen, wonach ihre Sehnsucht so heiß gefleht hatte. Wie ein Wohltäter schien ihr der Geliebte, und in demütiger Hingabe wollte sie ihm dienen und die Hände sorgend unter seine Füße breiten! Der letzte Abend! Wie würde es morgen sein? Ach, sie durfte den Gedanken gar nicht weiterdenken, sonst ver engte sich ihr Herz und zuckte wie in heftigem körperlichem Schmerze. Da strich Helmers Hand lind über ihr seidenes Haar. Im gläubigen Vertrauen richte sie ihr Antlitz empor. Ach, könnte sie den Geliebten nur einmal von Angesicht zu An gesicht schauen! So aber wob ihre sehnende Seele desto lichtere Glorienstrahlen um den Einzigen. Da Hub Helmer zu sprechen an. Weich und flüsternd kamen die Laute von seinen Lippen, als fürchteten sie, die Feierstunde zu verscheuchen. Was auch sie bewegte, ihre nächste Zukunft, rührten seine Worte an. Sie solle nur sein willensstarkes Mädchen sein und wacker alles Herzweh bezwingen. In Gedanken weilte er ja stets bei ihr, und gute, treue Gedanken hätten Wundermacht. Dann malte er in zärtlichen Worten das Glück, das sie sich gemeinsam erbauen wollten. Sein trautes Heim und darin als Königin Elfride mit ihrem Reichtum an Liebe, mit ihrer Tiefe von seinem Empfinden, was brauchten sie dann noch die laute Welt, deren Feste nur den Geist veröden und das Herz erkalten lassen! In stummer Verzückung lauschte Elfe Manfreds Worten und eine Sehnsucht nach jenem fernen Glücke wuchs in ihr — riesengroß! Lange saßen so die Liebenden. Da erwachte Tante Auguste, rieb sich beide Augen aus und schaute sich erstaunt um, bis sich ihre Gedanken endlich in die Wirklichkeit fanden. Schelmenhaft gewahrte sie am Fenster die Umrisse der Liebenden. Da stand sie auf und rief mit gutmütig mütter licher Stimme: „Kinder, da habe ich wirklich den Abend redlich verschlafen und hätte doch so notwendig mit Elfe zu packen gehabt. Komm, Liebe, weise mir, was du fürs erste mitzunehmen gedenkst!" Die Stimmung war zerrissen. Noch einen innigen Hände druck, dann erhob sich auch Helmer und führte Elfe hin zur Tante, die indessen nach Frau Kreisch gerufen hatte, damit im Zimmer Licht angezündet würde. Er fühlte sich vorläufig überflüssig, verabschiedete sich von den Damen und bat, in einem Stündchen nochmals vorsprechen zu dürfen, um Else ein letztes Lebewohl zu sagen; denn der morgende Tag rief ihn wieder zeitig zur Berufspflicht und ließ es zweifelhaft erscheinen, ob sich dann noch Zeit zum Abschied nehmen fand. Während nun Tante Auguste mit Elfride in deren Stübchen schritt und mit Frau Kreischs Hilse an Wäsche und Kleidung zusammenlegte, was Elfride in den ersten Tagen benötigte, stand Helmer in seinem Zimmer und suchte nach irgend etwas Liebem, was er seiner Braut als An denken überreichen könne. Wie eifrig er aber auch spürte, nichts Paffendes ver mochte er zu finden. Schon wollte er trostlos seinen Schreibtisch schließen, als ihm zwischen vergilbten Briefen, die ihm einst seine Mutter geschrieben hatte, ein schlichtes Pappkästlein in die Hand kam. Er öffnet, ja, richtig — ein kleines goldenes Herz am verblichenen Sammetbande; Mutter hielt es besonders wert, denn liebe Erinnerungen aus ihrer Mädchenzeit knüpften sich daran! Helmer war über den Fund ganz glücklich. Ja, eine pietätvollere Verwendung konnte das Andenken gar nicht finden, als daß er's seiner Braut zum Talisman seiner unwandelbaren Liebe verehrte. „Mutter", dachte er, „o könntest du hersehen, wie gut und rein meine Elfe ist, du würdest deine Hände zum Segen über uns ausbreiten und deine verwaiste Tochter fürsorglich an dein warmes Herz schließen!" Eine tiefe Weichheit kam über Helmer bei dem Gedanken an seine verstorbene Mutter. Bilder aus seiner Kindheit, die er längst vergessen wähnte, stiegen vor ihm auf und aus allen winkte grüßend sein Mütterlein, als verstünde sie sein Sehnen und wollte ihm Ruhe und Frieden bringen. — Ein feines Klopfen an der Tür unterbrach seine Gedanken. Schnell schritt er hin. Da stand — demütig, mit gesenktem Kopfe, Elfridc vor der Tür und flüsterte: „Manfred, ich wollte dir noch einmal sagen, ehe ich von dir gehe, was mir das Herz bedrückt. Zärtlich legte Helmer seine Hand um ihre Hüfte und führte sie langsam in das Gemach. Er wollte reden, doch bittend legte sie ihre Hand auf seinen Mund und sagte stockend: „Manfred, schon lange liegts mir auf dem Herzen, dich zu bitten, achte mich nicht gering, daß ich in diesen schweren Tagen, da mir das Liebste ging, au mein eigenes Glück zu denken vermag und mich an seinen Strahlen wärme. Doch siehe, deine Güte macht mich so unendlich reich, daß mein Denken wirr und kraus geworden ist und nur das eine weiß, wie lieb du mir bist. Manchmal aber rcgts sichs in mir wie dumpfe, ahnende Herzensangst, daß ich anfschreien möchte: „Ich gebe dich frei! Geliebter, du darfst dich nicht binden, dir lacht das Leben, dir winkt der Ruhm, dich begehren schöne, gesunde Frauen — und ich bin doch so unsäglich arm, ich bin ja eine Blinde, es ist Unrecht, Sünde, daß ich dir zur Fessel werde!" Mit tiefer Ergriffenheit hörte Helmer Elfridens leiden schaftlichem Gestammel zu. Dann sprach er ernst und ein dringlich: „Elfe, hast du mich lieb?" In mädchenhaftem Erröten neigte sie das feine Haupt: „Unendlich lieb!" Da bedeckte er ihren Mund mit heißem Kusse und sagte schlicht und doch groß: „Dann habe Vertrauen zu mir und glaube fest, du einzige, du bist mein Glück!" Ein sonneuwarmes Leuchten überflutete Elfridens Antlitz. Mit scheuem Munde gab sie seinen Kuß zurück und hauchte bebend: „Manfred, ich glaube an dich!" Nun trat er zum Schreibtisch, nahm das goldene Herz chen und schlang das weiche Band der Erstaunten um den Hals und sprach mit feierlicher Stimme: „Meine Elfe! Nimm dieses Kleinod, das meiner Mutter teuer war und trage es in Erinnerung an die Gute, trage es als Schutz in Leid und Weh, trage es im holden Vertrauen, daß mein Herz jederzeit deiner gedenkt und nur für dein Wohlergehen schlägt!" Da trat draußen aus den dunklen Wolken blaß und bleich der Abendstern. Er lugte durch die Fensterscheiben und war der einzige Zeuge des, was Or. Helmer der blinden Elfride gelobte. IV. „Die Welt weiß nicht, was er mir schrieb, Wie arm die Menschen sind. O sähest du's, mein Einziger, Wie reich allein dein Kind!" Es war September geworden. Die Sonne legte in mütterlicher Freigebigkeit ihren feinen Glanz auch über die altmodischen Häuser in der dunklen Stephansgasse von Frauenberg, daß sie für Stunden wie in Goldflut getaucht erschienen. Vor der offenen Ladentür seines Seifen- und Parfümerie geschäftes stand breitbeinig Herr Theodor Neubert. Die Hände hatte er behaglich auf den Rücken gelegt und die kleinen, gutmütigen Augen halb zusammengekniffen. So blinzelte er die Gasse entlang, höchst zufrieden mit sich, mit Gott und aller Welt. Was sollte er auch klagen? Sein Geschäft ernährte ihn gut und reichlich, sein Häuschen mit dem neuen grünen Anstrich und dem hohen Giebeldach stand schmuck und sicher da, oben im zweiten Stock schaltete und waltete seine treue Auguste, Walti, Hede und Nannerl ge diehen prächtig, die dicke Male knurrte zwar manchmal, war aber im Grund ihres Herzens ein guter Kerl — und nun gar seit fünf Wochen die blinde Prinzessin! Anfangs hatte er sich zwar vor ihrem feinen, vornehmen Wesen förmlich gescheut und die ersten acht Tage kaum gewagt, in ihrer g (Fortsetzung folgt). »« l d k d z k schrift: "Dein treuer Manfred!" Elfride durchzuckte es heiß, als sie das Schreiben in dl Hand hielt. Nie hatte sie es schmerzlicher empfunden, alrmpw in diesen Wochen, daß sie blind war und nicht vermochtveders den Briefgruß des Geliebten mit den eigenen Augen sehen und zu deuten - « das Kind auf seinen Arm und sagte schmeichelnd zu ihm „Komm, Nannerl, Tante E—e liest Brief, wir gehen z Mutti. Mutti hat Brezeln für das Kind!" Willig ließ sich die Kleine auf den Arm heben, wandt an der Tür nochmals das Köpfchen um und warf der liebe Tante E—e (als könne diese es sehen) mit der kleine Patschhand süße Kußhändchen zu. Elfride stand allein im Zimmer. Inbrünstig drückte si den Brief an ihr klopfendes Herz, dann löste sie behutsat seine schützende Hülle. Nun zog sie den Bogen heraus. Doch, was war das? Sie fühlte mit ihrem feinen Getas erhöhte Punkte auf dem Blatte, ein Brief in Braillesche Blindenschrift! Von wem kam er, von einer blinde« Freundin, von einer Jnstitutslehrerin? Ein Zittern über lief sie. Mit einer ihr sonst fremden Hast breitete sie dm Schreiben auf dem Tische aus und tastete nach der Unter Gegenwart Ja oder Nein zu sagen, jetzt aber lachte er üb seine törichte Furcht und hielt mit dem Prinzeßchen gu Kameradschaft. In seinen ehrlichen, aber etwas beschränkten Kopf Woll es gar nicht hinein, daß Elfe blind sein sollte. An zwanzi mal hatte er schon seiner Auguste versichert, das müsse do / ein Irrtum sein, die Prinzessin — so nannte er sie i« Vorliebe — habe doch so offene, gesunde und schöne Auge« gesunde Augen müßten aber doch sehen können. Und obwo ihn seine Frau ebenso oft belehrte: „Theo, das verfiel du nicht, das arme Kind ist blind, alles um sie herum i schwarz wie dunkle Nacht," verkehrte er mit ihr wie n« einer Sehenden. Alles, von dem er glaubte, es könne der PrinzesUZ, Freude machen, schleppte er ihr herbei, zeigte und erklär"« streift, so erschien es ihr, wenn ihr Tante Auguste in eifrig« Br Güte Manfreds Zeilen stockend und holpernd vorlas, > doch mußte sie noch höchst dankbar sein, daß ihr jemand mr liebendem Herzen den Gruß des fernen Bräutigams mitteiltt Tagelang trug sie dann die Briefe in ihrer Tasche hermH saue nachts verbarg sie sie unter ihrem Kopfkissen, und Tränef" stiegen daraus empor, heiß an Sehnsucht, an Liebe, an Glü Wie pries Elfride die Stunde glücklich, da sie in d Blindenanstalt gelernt hatte, auf der Heboldtafel die römisch Uncialen zu schreiben, um sich so mit Sehenden schriftli verständigen zu können. Helmer umgab die ferne Braut mit sürsorgend« Aufmerksamkeit. Fast kein Tag verging, an dem sie nicÄ^ einen Beweis seiner Liebe erhielt; und als am vergangenes Mittwoch der Postbote ihr ein Paket von ihm überreicht!- das neben Gaben für sie auch noch die Neubertschen Kindes mit allerlei niedlichen Marzipanfigürchen bedachte, da Woll«— der Jubel kein Ende nehmen, und Walti, Hede und selb^ das Nestkücken Nannerl schwärmten nur für den neuen mN bekannten Onkel Manfred. k- Tastend, mit hilflosem Blicke, umschloß Elfride den Brie« den ihr soeben Theo glückstrahlend überreicht hatte. JeA- nur allein sein, den Brief öffnen, die Lippen wenigstens auf das Blatt drücken können, auf dem seine teure Han^ geweilt — das war ihr sehnlichster Wunsch im Augenbli«- Da hob Theo — als könne er die innersten Gedanke^^ der Prinzessin lesen — lachend die kleine Nannerl auf, und Elfride war weit davon entfernt, in seinem Benehm^ etwas Lästiges zu finden, im Gegenteil, seine Pudelhai Anhänglichkeit und plumpe Aufmerksamkeit rührten sie au tiefste. — Auch Else spürte den Zauber des holden Septembe tages. Sie saß in der Wohnstube und hatte das Fenst ein wenig geöffnet. Ein mildes Lüftchen umschmeichel ihre Wangen, auf die die zarten Herbststrahlen sei Arabesken malten. Eifrig führte ihre weiße Hand die große Stopfnad und zog geschickt Faden für Faden über die großen Löche die der wilde Walti so unbegreiflich schnell in alle sei Strümpfe zu reißen verstand. Ab und zu hielt sie in ihrer Arbeit inne. Dann h« sie das griechische Köpfchen und starrte sinnend in das Well Gutes und Liebes mußte es sein, was ihre Seele grüße« durchzog, denn ein leiser Zug von Glück spielte dabei u ihren Mund. Der kleinen Nannerl, die bisher zu Elfens Füßen gesess«^ und in einem Körbchen bunter Läppchen unermüdlich g« wühlt hatte, dabei allerlei krause Worte vor sich lallens paßte doch auf die Dauer die stumme Tante nicht meh» So holte sie kurz entschlossen ihre große Puppe, schob D auf Elfens Schoß und bettelte: „Tante E—e, (so hat? ihr zweijähriger Mund den Namen Elfe sich umgestaltct» Puppe an—tin, Puppe tafn!" (Puppe anziehen, Pupp schlafen!) ? Mit freundlichem Lächeln legte Elflide ihre Stopfarb^ beiseite, strich dem Kinde über das weiße Haar und begai» die Puppe auszuziehen, wobei sie gewissenhaft jedes a8 gestreifte Kleidungsstück benannte, was der Nannerl so vi? Freude bereitete, daß sie oft hell aufjauchzte und sich eifrig» bemühte, die Wortklänge nachzubilden. Tante Elfe war ein geduldiger Spielkamerad. JmmA wieder mußte sie die Puppe „au—tin, an—tin", ihr Küp chen geben und sie streicheln. Die Kleine wurde des Treibe««« gar nicht müde, und wer weiß, wie lange sie die EngelL geduld von Tante E—e noch beansprucht hätte, wenns nick die Treppe eiligst heraufgepollert wäre und die Tür stürmiss aufgerissen hätte. Onkel Theo kam herein; in der Hand schwang er ci» großes weißes Kouvert und rief, freudig aufgeregt: „Prinzeß- chen, was ich bringe — einen Bries, einen Brief vo« Allerliebsten!"