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Er stellte sichUehr höflich der Dame vor und erfuhr von ihr, daß sie Rosa heiße. Rosa, ja das war ein passender Name für dieses herrlich schöne Geschöpf. Und wie liebenswürdig und entgegen kommend sie war. Sie nahm seine Einladung zum Souper an und freute sich aufrichtig über den, in der warmen Luft allerdings schon ziemlich verwelkten Rosenstrauß. Fritzchen konnte kaum den Schluß des Theaters erwarten. Endlich, endlich, schlug die erlösende Stunde, wo er sich mit Fräulein Rosa unten am Portal treffen sollte. Sie kam auch pünktlich. Wie reizend sie aussah, Fritz Plüddemann bemerkte wohl all' die bewundernden Blicke die seiner Begleiterin galten. Rosa wollte durchaus in einem Auto zum Cafe fahren, und so mußte sich Fritzchen wohl oder übel in das mörderische Gefährt begeben, das mit so unheimlicher Schnelligkeit durch die belebten Straßen sauste, daß er gar nicht zum Bewußt sein von Rosas beglückender Gegenwart kam. Im Cafe angekommen, bestellte Fritzchen Plüddemann das teuerste Menü mit sechs Gängen und, wieder auf Rosas Wunsch, Sekt. Fritzchen war wunschlos glücklich und übersah das spöttische Lächeln des Kellners vollkommen. Von Zeit zu Zeit legte er Gabel und Messer beiseite und strich zärtlich über Rosas weiße, ringgeschmückte Hände. Rosa aber trank ihm lustig und häufig zu. Der ungewohnte Trank löste Fritzchens Zunge, und er begann, Rosa sein Glück zu nennen, und erzählte ihr die Geschichte seiner Sehnsucht und seines bisherigen Lebens. „Siehste," sagte Fräulein Rosa, „ick hab mir jleich je- dacht, daß du aus Stralsund bist." Das „du" und die Eröffnung, daß sie in ihm gleich den Stralsunder erkannt hatte, hob Fritzchen in den siebenten Himmel und bestärkte ihn in dem Glauben, daß Rosa die Rechte sei. Immer mehr und mehr Sekt trank er und immer glück voller wurde ihm zu Mute. Er sah und hörte nur noch Rosa, fühlte ihr knisterndes Feuerhaar und die weiche Seide ihres Kleides und bemerkte gar nicht, wie seine schöne Freundin ein paar anderen Damen winkte, lachend auf ihn wies und sie nötigte, sich mit an den Tisch zu setzen, was die sich natürlich nicht zweimal sagen ließen und sich's nun auf seine Rechnung wohl sein ließen. Fritzchen wurde von Rosas Schönheit und vermeintlicher Güte so gerührt, daß er Tränen vergoß und schließlich auf die Lederbank, auf der er saß, hinsank und einschlief. Er sah und hörte nun überhaupt nichts mehr, es war ihm nur mit einemmale, als hebe man ihn hoch und ein kalter Luft zug berührte seine Stirn. Dann aber war alles wieder still. Plötzlich fuhr ein Ruck durch seine Glieder. Fritzchen fühlte sich am Arme gepackt. Mühsam öffnete er die Augen und fand sich zu seinem größten Erstaunen auf der im Morgendämmern noch halbdunklen Straße. Vor ihm stand ein breitschultriger Polizist, der ihn mit gutmütigem Lächeln fragte: „Na, Kleener, wo wohnen Se denn? Aber Fritzchen war unfähig zu denken, geschweige denn zu sprechen, er sah den Beamten nur verwundert an. „Na, dann kommen Se man mit," sagte der und hob den Willen losen auf, ihn langsam vor sich herschiebend. Fritzchen, der die Augen wieder geschlossen hatte, spürte plötzlich wieder warme Zimmerluft. Er fühlte sich auf etwas Hartes gelegt, dann umfing ihn abermals ein fester, traumloser Schlaf. Es mochten wohl zwei Stunden vergangen sein, als er wieder erwachte, diesmal aber mit Bewußtsein. Er sand sich in einem halbdunklen Raum, der mit stickiger, dumpfer Luft angefüllt war. Sein Auge, das sich bald an das Dämmerlicht gewöhnte, erkannte auf einer, an den Wänden des Zimmers entlanglaufenden Bank, schlafende Gestalten. Mein Himmel, wo war er nur? Die Angst machte ihn vollends nüchtern. Er hob sich schwerfällig und versuchte zu stehen. Allmählig gelang ihm das auch und nun schritt er, vorsichtig über die unheimlichen Schläfer hinweg an der Wand tastend, auf eine schmale, angelehnte Tür zu, aus der ein Heller Lichtschein fiel. Sein kommen mußte gehört worden sein, denn die Tür öffnete sich jetzt vollends, und ein breitfchultriger Polizist trat ihm entgegen: „Ach so, Sie sind det. Na, ausjeschlafen, kommen Se man rin," und er zog Fritzchen in das vom ersten Tageslicht erhellte Zimmer, in dem eine Gasflamme über einem mit grünen Tuch bezogenen Tisch brannte. „Na," sagte der gutmütige Polizist mit einem, ein klein wenig boshaften Lächeln, „Sie sind ja nu auch jrade an die Rechte gekommen. Die Rosa is die schlimmste. Na, überhaupt, junger Mann, jleich sechse von die Damens is doch woll'n bißken kostspielig für Ihr Portemonnaie." Sechs? Fritzchen Plüddemann mußte sich setzen. Sein Kopf vertrug noch keine gedanklichen Anstrengungen, eben sowenig seine Beine seelische Erregungen. Der Schutzmann legte ihm jetzt ein Blatt Papier und sein Portemonnaie hin. Fritzchen griff zuerst nach dem Blatt. Es war die Rechnung aus dem Cafe und die belief sich auf einhundert und dreißig Mark, nämlich sieben Gedecke L acht Mark, drei Flaschen Sekt je sechs Mark, und zwei Flaschen Veuve Cliquot je sechzehn Mark, der Rest war Trinkgeld. Auf der Rückseite dieses erbaulichen Zettelchens aber stand von zierlicher Hand mit Bleistift geschrieben: „Vielen Dank, liebes Fritzchen, für das schöne Essen. Die vierzig Mark, die wir noch in deinem Portemonnaie fanden, nahmen Wir zum Andenken mit. In Liebe dein gedenkend, verbleiben wir mit vielen Grüßen, auch an Fräulein Albertine. Rosa, Lola, Elli, Susi, Edith und Frida." Fritzchen saß ganz vernichtet auf seinem Stuhl. „Na," tröstete der Beamte, „nu bleiben Se schon man lieber in Stralsund, da kommt sowas nicht vor. Is man jut, det ick Sie jefunden habe, hier in de Wache ist's wärmer, als uff'n Straßendamm." Straßendamm? Wache? Diese beiden Worte brachten Fritzchen wieder zu sich. Also das war das ersehnte Glück! Im Straßenschmutz hatte er gelegen, und zur Polizeiwache hatte man ihn ge bracht? Wenn das seine Mutter wüßte, seine Mutter und Fräulein Albertine! Oh, diese Schande. Nur gut, daß keiner wußte, wo er gewesen war. Er stand auf und verabschiedete sich dankend von dem Polizisten. Er wollte ihm auch ein Trinkgeld in die Hand drücken, fand aber in seinem Portemonnaie nur noch ein Zweipfennigstück. Der Beamte lächelte nur, als er Fritzchens Verlegenheit sah, und meinte: „Lassen Se man, et is jern jescheh'n." Die frischkalte Morgenluft tat Fritzchens Plüddemanns schmerzendem Kopf wohl. Langsam ging er durch die menschenleeren Straßen feinem Hotel zu, der liebenswürdige Polizist hatte ihm den Weg genau beschrieben. Fritzchen schämte sich maßlos. Nein, wie konnte er sich nur so hinters Licht führen lassen. Die Rosa war ja eine ganz gemeine Person, er hätte es ihr doch eigentlich sofort ansehen muffen. Sie hatte ihn einfach betrunken gemacht und ihm im Verein mit ihren Freundinnen sein Geld ab genommen. Nein, schön war Berlin von dieser Seite nicht, daß heißt äußerlich schon, aber wenn man es erst einmal gründlicher kennen lernte Na, Strich drüber. Geschehenes ist nicht ungeschehen zu machen. Was war doch Albertine Schulze für ein Mädchen! Sie reichte zwar äußerlich nicht an die schöne Rosa heran, dafür besaß sie aber Gemüt — sie hatte stets Verständnis für seine Gedichte gezeigt — und sie hatte doch auch manches Reizvolle. Und plötzlich hörte Fritzchen Plüddemann statt des Knisterns von Zezees Feuerhaaren das geheimnisvolle, rasche Rauschen von Albertines langer Schleppe. „Ach," dachte er, „wie soll ich's nur anstellen, mich ihrer würdig zu erwiesen?" Ganz gewiß, er wollte fleißig und tüchtig sein, und Albertine sollte in ihm einen ganzen Mann achten müssen. Im Vorgefühl seiner Tüchtigkeit schritt er schneller aus. Da sah er plötzlich im Vorübergehen einen kleinen Laden, den der Besitzer soeben aufschloß. Oh, wie herrlich roch es daraus, nach Hering und fauren Gurken, so heimatlich! Fritzchen Plüddemanns Gaumen hatte eine unbezwingliche Sehnsucht nach diesen, noch gestern so verachteten Dingen. Aber ach, er hatte nur noch ein Zweipfennigstück bei sich. Wäre er nur erst im Hotel, da hatte er vorsichtigerweise hundert Mark zurückgelassen. Fritzchen hatte plötzlich eine große Sehnsucht nach Stral sund und nach Albertine Schulze — und nach Heringen und sauren Gurken. All seine Glücksideen waren vergessen, das Leben hatte schon dafür gesorgt. Vor seinem geistigen Auge stieg wieder das Stralsunder Idyll vergangener Wochen vor ihm auf. Fritz Plüddemann hatte überwunden. Sciiütrsnöorks sehr zu empfehlen für Magenleidende, Blutarme, * Bleichsüchtige und altersschwache Personen. Ü8ßsr IktE, ReilWM, Kettsursnt unö Lase. 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