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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 19.1975
- Erscheinungsdatum
- 1975
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-197500004
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- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19750000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19750000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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- Digitalisat
- SLUB Dresden
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 19.1975
-
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Band 19.1975
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* SOjahrestag - derbefreiung vom faschismus - - ' - 1 Zur demokratischen Neugeburt der Leipziger Universität Eine alte Forderung der revolutionären Arbeiterbewegung wurde mit Hilfe der sowjetischen Genossen Wirklichkeit o Von Genossin Doz. Dr. Christa Poeggel, Sektion Marxismus-Leninismus, Karl-Marx-Universität Leipzig Einen Eckpfeiler der demokratischen Hochschulreform, die 1945 begann, stellte die Brechung des bürgerlichen Bildungsprivilegs dar: Arbeiter- und Bauernkindern Wurden die Tore zur Hochschule geöffnet. Das waren Wich tige Schritte zur Heranbildung einer neuen Intelligenz. In dem ersten gemeinsamen Aufruf der Führungen der KPD und SPD zur demokrati schen Schul- und Hochschulreform vom 18. Oktober 1945 hieß es dazu aus drücklich: „Auf dem Wege weitgehender Hilfe mittels Förderkursen und Sonderregelungen in den Hochschulen muß allen Befähigten, die durch den Hitlerfaschismus und durch reaktionäre Bildungsprivilegien bisher Vom Studium ferngehalten wurden, auch unter Aufhebung herkömmlicher Aufnahmebedingungen der Weg in die Hochschulen und Universitäten er schlossen werden.“ 1 * ) Dementsprechend wurde unter Führung der Arbeiter parteien, dann der SED, unterstützt durch die Gewerkschaften und de- mokratischen Verwaltungen, eine umfangreiche ideologische und prakti sche Arbeit geleistet. Für eine demokratische Bildungsstätte Eine alte Forderung der revolutionären Arbeiterbewegung wurde damit in der sowjetischen Besatzungszone Wirklichkeit, gestützt auf Erfahrun gen, die das erste Land des Sozialismus, die UdSSR, gesammelt hatte. Das von Lenin entworfene und unterzeichnete Dekret über die Aufnahme in die Hochschulen der RSFSR vom 2. August 1918 hatte alle Hindernisse für das Arbeiter- und Bauernstudium beseitigt.) Vorbereitungskurse ent standen. die alsbald in Arbeiterfakultäten hinübergeleitet wurden. Das ent sprechende Dekret Über die Arbeiterfakultäten vom 17. September 1920, Wiederum von Lenin unterzeichnet, legte fest: „Die Hauptaufgabe der Ar beiterfakultäten ist die umfassende Heranziehung der Arbeiter- und Bau ernmassen zum Hochschulstudium“. 3 * * ) So verfügte der Sowjetstaat 1945 be reits über mehr als 25jährige Erfahrungen des Arbeiterstudiums, die schöpferisch für den antifaschistisch-demokratischen Aufbau benutzt wer den konnten. An der Seite der deutschen Kommunisten, klassenbewußten Sozialdemokraten und anderen antifaschistisch-demokratischen Kräften leisteten die Offiziere und Soldaten der Sowjetarmee eine umfangreiche Hilfe und Unterstützung bei der Lösung der komplizierten politischen, ökonomischen und kulturellen Aufgaben. Einer von Ihnen war Genösse Major Pluschnikow, der sich als Beauf* träger der SMAD des Landes Sachsen bei der Demokratisierung des Bil dungswesens und bei der Entwicklung des Arbeiterstudiums bedeutende Verdienste erwarb. Die Entwicklung unserer Universität zu einer wahr haft demokratischen Bildungsstätte ist in den Jahren 1946—1049 untrenn bar mit seinem Wirken verbunden. Diese Regelung erwies sich jedoch in der Praxis als unzweckmäßig. So mußte Major Pluschnikow bereits im Juli 1946 bei dem Besuch des 1. Vor- bereitungslehrganges feststellen, daß sich die Verbindung von Studium und Arbeit im Betrieb nachteilig auf die Ausbildung der Vosta-Studenten auswirkte und bei Beibehaltung dieser Studienform nicht das erforderliche Niveau für ein Universitätsstudium erreicht werden konnte. Nachdrücklich forderte er deshalb die Berufsarbeit neben dem Studium aufzuheben und den Unterricht auf sieben Stunden täglich zu erhöhen. Die Lehrplanziele konnten vor allem in Mathematik, Physik und Chemie bei einer Unter richtszeit von Wöchentlich 24 Stunden nicht erreicht werden. Major Pluschnikow schlug der Leitung der Vorstudienanstalt Und der entspre chenden Abteilung der Landesverwaltung vor, die Stundenzahl ab sofort in diesen Fächern um zehn zu erhöhen. Auch wandte er sich energisch da gegen, daß einige Fächer, z, B. Geschichte, Geographie und Biologie, nicht unterrichtet wurden. Mit Nachdruck vertrat er den Standpunkt, „im Inter esse der späteren wissenschaftlichen Leitung der Arbeiterstudenten ... (die) Bildungsgrundlage so breit wie möglich“ zu halten „und in keiner Welse “ einzuengen.) Zugleich forderte er eine intensivere Lehr- und Lernarbeit, höchstes wissenschaftliches Niveau im Unterricht sowie den Einsatz poli tisch und fachlich qualifizierter Lehrkräfte an der Vosta. Wiederholt er klärte Major Pluschnikow, daß alles getan Werden muß, um politisch und fachlich qualifizierte Kräfte für die Vosta zu gewinnen, Dabei galt es auch Hemmnisse innerhalb des Ministeriums für Volksbil dung des Landes Sachsen zu überwinden. So Wandte sich Generalmajor D. G. Dubrowski, stellvertretender Chef der SMAD des Landes Sachsen, in einem Schreiben an den sächsischen Ministerpräsidenten Max Seydewitz, gegen die Unterschätzung der Vorbereitung junger Arbeiter auf das Hoch schulstudium. In dem Schreiben hieß es: „Das Ministerium für Volksbil dung untergräbt dem Wesen nach die Durchführung der wichtigsten Maß nahmen zur Demokratisierung der Hochschulen. Die Vorbereitungskurse für Arbeiter zwecks Eintritt in die höchsten Lehranstalten sind nicht voll entwickelt worden. Es sind nur 40 Prozent des Lehrkörpers für diese Kurse Vorhanden. Die Rechtfertigung, daß ein Mangel an qualifizierten Lehrern vorhanden sei, ist offensichtlich haltlos. Es kann nur einen Grund geben: Mangelnder Wunsch, sich mit dieser Arbeit zu befassen...“ Aus dieser Einschätzung der Situation leitete Generalmajor Dubrowski die Aufgabe für das Ministerium für Volksbildung ab: Zum „L Oktober dieses Jahres die Kurse zur Vorbereitung der Arbeiter für das Hochschulstudium vollständig zu entwickeln und sie mit dem entsprechenden qualifizierten Lehrpersonal zu versehen.“ 6 ) Mit Hilfe der SMAD wurde die ABF gegründet Viele Probleme mußten bewältigt werden Major Pluschnikow richtete sein Hauptaugenmerk auf die Durchsetzung und die allseitige Förderung des Arbeiterstudiums. Regelmäßig besuchte er die Vorbereitungslehrgänge für junge Arbeiter auf das Hochschulstu dium, die durch Verordnung der Landesverwaltung Sachsen vom 12. 2. 1946 eingerichtet worden war. Er kontrollierte die Lehrpläne und erkundigte sich nach dem Ausbildungsstand. Er gab der Leitung der Vorstudienan stalt (Vosta), insbesondere der Genossin Rosemarie Sacke-Gaudig als stell vertretender Direktorin bzw. Direktoria Viele wertvolle Ratschläge zur Verbesserung der Ausbildung. Er bemühte sich dabei um die Abschaffung des sogenannten Werkstudententums; die Erhöhung der Effektivität des Lehr- und Erziehungsprozesses sowie um die ständige Verbesserung der sozialen Zusammensetzung der Studenten, Als die Vorbereitungskurse im März 1946 begannen, hatten die Vosta-Studenten täglich nur vier Stunden Unterricht, da sie neben ihrem Studium noch In ihren Betrieben arbeite ten. Um die Studenten der Vosta zu befähigen, den hohen Anforderungen eines Hochschulstudiums gerecht zu werden, plädierte Major Pluschnikow für die Verlängerung der Vorbereitungskurse von fünf Monaten auf ein Jahr. Die deutschen und sowjetischen Bemühungen um die Verbesserung des Arbeiterstudiums fanden Ausdruck in der Anordnung der Landesverwal tung Sachsen, ab 1. August 1946 alle Vosta-Studenten von der Berufs arbeit freizustellen.®) Außerdem wurde verfügt, den 2. Vorbereitungslehr gang, der im Oktober 1946 begann, auf ein Jahr zu verlängern. Ab Oktober 1947 wurden dann an der Vosta ein- und zweijährige Kurse durchgeführt. Unzufrieden war Major Pluschnikow auch mit der sozialen Zusammen setzung der Studenten an der Vorstudienanstalt. Der Anteil der Arbeiter- Und Bauernkinder war noch zu gering. Er betrug im ersten Lehrgang nur 36 Prozent bzw. 2,2 Prozent und im Zweiten Lehrgang 71,9 Prozent bzw. 3 Prozent. Die Ursache dafür lag vor allem darin, daß bei der Fülle der Aufgaben, die bei der Durchführung der Vorbereitungslehrgänge zu bewäl tigen waren, der sozialen Zusammensetzung der Studenten anfänglich nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Der konsequenten Hal ¬ tung von Major Pluschnikow ist es mit zu verdanken, daß der Anteil der Arbeiterkinder von Lehrgang zu Lehrgang systematisch erhöht werden konnte. Im 4. Lehrgang betrug er bereits 93,2 Prozent. Auch der Gedanke, den 3. Lehrgang zu erweitern, wurde von Major Pluschnikow bereits Anfang 1948 in einer Aussprache mit Genossin Sacke» Gaudig und Vertretern der Landesregierung erörtert. Dabei machte der Hochschuloffizler darauf aufmerksam, daß durch die Teilung des 3. Lehr ganges in ein- und zweijährige Klassen und durch die Einstufung der Mehrheit der Studenten auf Grund der abgelegten Leistungsprüfungen in den Einjahreskurs im Jahre 1949 nicht genügend langfristig ausgebildete und vorbereitete Arbeiterstudenten an die Universitäten und Hochschulen kämen. Bei der wachsenden Aufnahmekapazität der Hochschulen hätte sich die geringe Zunahme von Arbeiterstudenten auf den Demokratisie rungsprozeß hemmend ausgewirkt, und die Entwicklung der Hochschulen mit den gesellschaftlichen Erfordernissen nicht Schritt gehalten. An der Universität Leipzig Waren z. B. zum Wintersemester 1949/00 4579 Studen ten gegenüber 4102 Studenten im Wintersemester 1948/49 immatrikuliert. Von alledem ausgehend wies die Landesregierung Sachsen an, den zwei jährigen Zyklus des 3. Vorbereitungslehrganges an den Vorstudienanstal ten des Landes im Mai 1948 um etwa 200 Hörer zu erweitern und diese bis zum Herbst 1949 ebenfalls zur Abschlußprüfung zu führen. Major Pluschnikow war nicht der einzige Vertreter der Sowjetischen Mi» litäradministration, der an der Leipziger Vosta wirkte. Auf Bitten der Leitung der Vorstudienanstalt, die damit dem großen Interesse der Arbei ter- und Bauernstudenten entsprach, sich mit der Geschichte und der Ent wicklung der Sowjetunion vertraut zu machen, hielten weitere Vertreter der SMaD, so die Majore Krolik und Sacharow sowie Oberleutnant Schul mann Vorträge über die Sowjetunion. 7 ) Die ehge freundschaftliche Zusam menarbeit der sowjetischen Offiziere mit der Leitung der Vorstudienabtei lung bewährte sich auch im Herbst 1949 bei der Umbildung der Vosta in die Arbeiter-und-Bauern-Fakultät durch die tatkräftige Unterstützung einer Brigade der SMAD, der u. a. auch Major Pluschnikow angehörte. Mit Hilfe der sowjetischen Genossen gelang es, ein Unterrichtsgebäude in der heutigen Lumumbastraße zu erhalten und die Unterrichtsräume und wissenschaftlichen Kabinette mit modernen Unterrichtsmitteln auszustat- ten. . Am 1. Oktober 1949 wurde die Arbeiter-und-Bauern-Fakultät der Uni versität Leipzig eröffnet. Als Vertreter der SMAD nahm Major Pluschni kow an der Feierstunde teil, Die anwesenden Vertreter der Universität, die Lehrkräfte und Studenten dankten ihm für seine umfangreiche Hilfe und Unterstützung bei der Entwicklung des Arbeiter- und Bauernstudiums. Mit der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik durch die Arbeiterklasse und ihrer Verbündeten unter der Führung der SED Über nahmen die Staatsorgane der DDR die bisher von der SMAD ausgeübten Verwaltungsfunktionen. Quellennachweis: 1) Aufruf des ZK der KPD und des Zentralausschusses der SPD vom 18. Oktober 1945 zur demokratischen Schulreform. In: Dokumente und Ma terialien zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, Reihe III, Bd. 1, Berlin 1959, S. 212 2) Lenin, Über die Aufnahme in die Hochschulen der RSFSR, sowie Wort laut des „Beschlusses des Rates der Volkskommissare über die bevorzugte Aufnahme von Vertretern des Proletariats und der armen Bauernschaft in die Hochschulen“, in: Lenin, über Wissenschaft uhd Hochschulwesen, Ber lin 1969, S. 158 sowie 340/341 3) Beschluß des Rats der Volkskommissare Über die Arbeiterfakultäten, a. a. Ö. S. 352/353 4) Bericht über den Besuch des Major Pluschnikow am 2. 8. 1946 in Leip zig, in: Verwaltungsarchiv beim Rat der Stadt Leipzig, Akte Nr. 2730/23; 5) Schreiben vom 16. 9. 1047, in ABF-Akten der TH Karl-Marx-Stadt, Nr. A 1/6; 6) Landeshauptarchiv Dresden, Akte Nr, 3/3001, Blatt 358, 360, 363 und Akte Nr. 3/3510/2, Blatt 315; 7) Bericht an die Landesverwaltung Sachsen, Abt. Schulwesen, vom 23. 8. 1946, in: Akten der Frau Sacke-Gaudig, Schriftverkehr mit der Lan desregierung und Archiv der UPL Leipzig, Akte Nr. VI, ABF, 3a, 1947—1053 it dem Sieg der UdSSR und der anderen Kräfte der Antihitlerkoalition Uber den Hitlerfaschismus ging im Mai 1945 zugleich die staatliche Form der kapi talistischen deutschen Na tion unter. Von dieser historischen Tatsache ausgehend, wird nun des öfteren die Frage gestellt, was die deutsche Nation im Zeitraum von 1945 bis 1949 war? Es ist dies be kanntlich die zeitliche Spanne vom Untergang der alten staatlichen Form bis zur Bildung zweier staatli chen Formen auf deutschem Boden - der BRD und der DDR. Im genann ten Zeitraum existierte meines Er achtens die deutsche Nation als eine sozial-ethische Gruppe von Men schen, dem deutschen Volk. .Es gliederte sich in verschiedene soziale Klassen und Schichten und war noch durch wirtschaftliche, ter ritoriale und andere Gemeinsamkei ten charakterisiert. Die politsche Hauptkraft des deutschen Volkes bildete die Arbeiterklasse, die beru fen wor, sich zum Führer der deut schen Nation durch die revolutionäre Umgestaltung der Gesellschaft zu er heben. Das deutsche Volk und insbesondere die Arbeiterklasse standen In dieser konkret-historischen Situation in der Entscheidung der Frage Wer - Wen? In Übereinstimmung mit den Erfor dernissen der Epoche des Übergangs vom Kapitalismus zum Sozialismus hatte die Frage Wer - Wen? folgen den spezifischen Inhalt: Über die antifaschistisch-demokra- tische Umwälzung in allen Besat zungszonen den Weg zum Sozialis mus im Rahmen des vom Potsdamer Abkommen fixierten nationalen Be standes Deutschlands zu öffnen. M Von hier aus war auch der spezi fische Inhalt der nationalen Frage bestimmt, nämlich den grundlegen den Widerspruch zwischen dem Mo nopolkapital und der Mehrheit des Volkes durch die Überwindung des Imperialismus zu lösen und den Ty penwandel von der kapitalistischen deutschen Nation zur sozialistischen deutschen Nation einzuleiten. Für die Verwirklichung dieses Ziels kämpfter ein großer Teil der deutschen Arbei terklasse und andere fortschrittliche Kräfte in allen Besatzungszonen. Die war ein Kampf um die historische Möglichkeit, nämlich auf deutschem Boden die weitestgehende Verände rung des Kräfteverhältnisses zugun sten des Friedens, des Fortschritts und des Sozialismus zu erreichen. Diese historische Möglichkeit bildete folglich den Ausgangspunkt des „Auf rufs der Kommunistischen Partei Deutschlands" vom 11. Juni 1945, der Vereinbarung zwischen dem Zentral ausschuß der SPD und dem Zentral komitee der KPD vom 19. Juni 1945 und der Vereinbarungen zwischen Kommunistischen und Sozialdemokra tischen Parteiorganisationen der Westzonen vom Jahre 1945. Die UdSSR förderte das Ringen um die Verwirklichung der genannten histori schen Möglichkeit durch die Vereite lung der Spaltungspläne der West mächte, die diese während des Krie ges äußerten und im Zusammenhang mit der Vorbereitung der Potsdamer Konferenz vom 2. August 1945 noch verfolgten. Das deutsche Monopolkapital, die rechten sozialdemokratischen Führer und die Westmächte hatten das ge meinsame Interesse und waren be strebt, den Kapitalismus auf deut schem Boden und damit die kapitali stische deutsche Nation über die Re- Klasse, Staat, und Nationalität Teil 6: Die Frage Wer- Wen? Von Pref. Dr. G. Herder, Frene-Mehring e‘-u stauration des Imperialismus zu er halten. „Der Imperialismus hatte sehr wohl erkannt, was auf dem Spiel stand. Ein einheitlicher, demokratischer an tifaschistischer Staat zwischen Oder und Rhein hätte das Kräfteverhältnis in Europa grundlegend geändert, so daß unüberschaubare Folgen für das Imperialistische System erwachsen wären.“ (H. Axen: Zur Entwicklung der sozialistischen Nation in der DDR, Berlin 1973, S. 9). Diese Ver änderung des Kräfteverhältnisses konnte nur über die staatliche Spal tung Deutschlands verhindert werden. Dafür gibt es ein aufschlußreiches Dokument, Am 5. Oktober 1945 legte K. Adenauer In einem Interview mit dem Vertreter des „New Chronicle" seine Auffassung wie folgt dar: „Die drei zerschnittenen Teile der nicht russisch besetzten Zonen wür den schon automatisch nach Wieder vereinigung ... ml dem russisch be setzten alten Reich streben. Man kehre ihr Gesicht geradezu nach dem Osten, nicht nach dem Westen. Es sei notwendig, die drei Teile der nicht russisch besetzten Gebiete ... in einem staatsrechtlichen Verhältnis miteinander zu belassen. Es könne das eventuell bundesstaatlich sein." (K. Adenauer: Erinnerungen 1945 bis 1953, Stuttgart 1965,5. 34/35.) Mit dem Zusammenschluß der ameri kanischen und englischen Besatzungs zone am 5. September 1946 began nen die Kräfte des Monopolkapitals unter Führung der Adenäuer-CDU ihr Spaltungsprogramm zu verwirkli chen. Dieser Weg wird dann im Jahre 1947 durch die Bildung der Trizone weitergegangen. Ein sehr entscheidender, in der einschlägigen Literatur der Gegenwart zuweilen un terschätzter Einschnitt, wär die Ein führung der separaten Währungsre form im Jahre 1948. Mit ihr würde das gemeinsame Wirtschaftsleben - und damit eine sehr entscheidende Grund lage der deutschen Nation — zer stört. Ohne einheitliche Währung gibt es kein gemeinsames Wirt schaftsleben. Die folgende Entste hung der BRD war nun bereits Wi derspiegelung der Tatsache, daß sich das Kräfteverhältnis innerhalb der Westzonen zugunsten der reaktio nären Kräfte verändert hatte. Die rechten sozialdemokratischen Führer um Schumacher leisteten dabei da durch Hilfe, indem sie die Aktions einheit zwischen Kommunisten und Sozialdemokraten in den Westzonen verhinderten. Hierbei gibt es das Pri mat des Sozialen vor dem Nationalen - wenn auch in einem negativen Sinne — zu beachten: Die Aufrecht- ;rhaltung der Spaltung der Arbeiter- ewegung in den Westzonen war eine lie staatliche Spaltung Deutsch- änds sowie die Bildung der kapita- istischen BRD begünstigende Bedin gung. Die Adenauer-CU verknüpfte die BRD von vornherein mit den In teressen der Westmächte. Das bewei sen der Abschluß des „Sicherheits- memorandums" zwischen der BRD und den USA (1950), des „General vertrages" (1952), die Unterzeich nung der Pariser Verträge (1954) und der Eintritt in die NATO (1955). „Dai deutsche Monopolkapital voll- endete seinen nationalen Verrat, in dem es im Interene der Rettung und Wiederherstellung seiner eige nen Klassenherrschaft Deutschland und das deutsche Volk spaltete. Es bildete den westdeutschen Separat staat und kettete ihn durch die Pari ser Verträge an die Interessen der imperialistischen Westmächte, vor allem der USA.” (Bericht des ZK an den VIII, Parteitag der SED, Berlin 1971, S. 31). Da in den Westzonen die cntlfaschlstisch-demokratische Umwälzung nicht eingeleitet werden könnte, war es auch nicht möglich, den Weg zum Sozialismus zu Öffnen. Das heißt, In den Westzonen wurde die Entscheidung der Frage Wer - Wen? im genannten Sinne verhindert. Die BRD stellte von vornherein die staat liche Form der kapitalistischen deut schen Nation dar. Hierbei bezieht sich die Einschätzung, daß in der BRD die kapitalistische Nation fort besteht, auf den Typ der Nation, nicht aber auf die Entstehung des staatlichen Rahmens. Gestützt auf die Befreiung der UdSSR, auf die Hilfe der Sowjet* armee, beschritten die Werktätigen der sowjetischen Besatzungszone un ter Führung der SED den Weg zur Überwindung des Imperialismus, über die Schaffung der Einheit der Arbei terklasse und der anderen antifaschi stisch-demokratischen Kräfte, die Enteignung der Kriegsverbrecher, Mo nopolherren und Junker, die Boden reform und die Schaffung demokra tischer Verwaltungsorgane entstand die DDR. Die Gründung der DDR war bereits Ergebnis der beginnenden revolutionären Umgestaltung der Ge sellschaft und stand somit in Über einstimmung mit den Erfordernissen unserer Epoche. So lange es möglich war, verknüpften die SED und die Regierung der DDR die revolutionäre Umwälzung der Ge sellschaft In unserer Republik mit dem Kampf gegen die staatliche Spaltung der deutschen Nation. Erinnert sei hier an die Vielzahl von Vorschlägen von 1949-1955 und danach. Zugleich wurde in Weiterführung der soziali stischen Revolution auf dem Territo rium der DDR die nationale Frage gelöst. Mit dem Übergang von der revolu tionär-demokratischen Diktatur der Arbeiter und Bauern zur Diktatur des Proletariats, erhob die Arbeiterklasse der DDR ihre Klassenlinie zum Typ der Nation. Im Prozeß der Schaffung weiterer Grundlagen des Sozialismus (ökonomisch, politisch, ideologisch und geistig-kulturell) entstand und formierte sich die sozialistische Na tion In der DDR.
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